Stillen ist ein wesentlicher Bestandteil des Fortpflanzungsprozesses, die natürliche und optimale Art einen Säugling zu ernähren und eine einzigartige biologische und emotionale Basis für die Entwicklung des Kindes. – (Weltgesundheitsorganisation, WHO)

Informationen über Muttermilch-Ersatznahrung findest in der Rubrik „Wissenswertes über Ernährung“

Der Saugreflex des neugeborenen Babys ist nach zwanzig bis dreißig Minuten am größten. Im Idealfall sollte das Baby dann, spätestens aber nach einer Stunde zum ersten Mal angelegt werden. Um es beim ersten Stillen zu unterstützen, wenn es z. B noch zu schwach ist, selbst die Brust zu suchen, kannst du,  die Mutter, es sanft mit der Brustwarze im Mundbereich berühren und es, wenn es den Mund weit öffnet, an die Brust ziehen. Wenn es dann bereits kräftig saugt, umso besser. Aber auch wenn es zunächst nur wenige Schlucke trinkt und dann einschläft, ist das in Ord­nung. Nach spätestens sechs Stunden sollte das Baby das zweite Mal angelegt werden – na­türlich auch früher, wenn es möchte.

Woran erkennst du, ob dein Baby hungrig ist? An folgenden Anzeichen: Es leckt sich die Lippen, es streckt die Zunge heraus, es macht saugende Bewe­gun­gen oder Sauggeräusche, es führt die Hand zum Mund (das gilt im ersten Lebensmonat), es dreht den Kopf hin und her (Suchbewegungen nach der Brust), es bewegt die Augen schnell hin und her, es wird ruhelos und fängt schließlich an zu weinen.

Das Stillen nach Bedarf, also häufiges Stillen ohne Einschränkungen, hat viele Vorteile:

  • Dein Baby erhält das wertvolle Kolostrum, die Vormilch, die reich an Nähr- und Abwehrstoffen ist,
  • Dem schmerzhaften Milcheinschuss bei dir wird vorgebeugt,
  • Dein Baby hat die Gelegenheit, das Saugen zu üben, bevor die Brust nach dem Milcheinschuss praller und die Brustwarze damit schwerer zu fassen ist,
  • Die Kontraktionen der Gebärmutter werden angeregt, die Wahrscheinlichkeit von Nachblutungen wird verringert,
  • Der Neugeborenengelbsucht wird vorgebeugt,
  • Die Milchbildung wird angeregt.

Neugeborene Babys sollten mindestens 8-12mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinken, notfalls musst du dein Baby an das Stillen erinnern. Mög­lichst viel Hautkontakt stimuliert die Körperfunktionen des Babys und erleichtert das Stillen.

Wie kannst du dich am besten auf das Stillen vorbereiten? Das Wichtigste sind Informationen! Denn leider sind die Kenntnisse von Hebammen, Säuglingsschwestern, Kinderärzten über das Stillen längst nicht immer auf dem neuesten Stand. Bereits vor der Geburt sollten die werdenden Eltern daher ein gutes Stillbuch lesen (siehe Literaturhinweise), das dann später als Nachschlagewerk dienen kann. Es empfiehlt sich auch, die Telefonnummern/Adressen einer oder mehrerer Stillberaterinnen herauszusuchen – und wenn du magst, kannst du schon vor der Geburt eine Stillgruppe aufsuchen, dort Kontakte zu anderen Stillenden knüpfen und bereits eine Beraterin kennen lernen.

Besonders über folgende Fragen, die in den ersten Tagen der Stillbeziehung auftauchen werden oder können, solltest du dich informieren:

  • Welche verschiedenen Anlegepositionen gibt es?
  • Woran erkenne ich, dass mein Baby wirkungsvoll saugt?
  • Was passiert beim Milcheinschuss?
  • Wie häufig soll das Kind gestillt werden und wie lange dauert eine Stillmahlzeit ungefähr?
  • Wie entstehen wunde Brustwarzen und was kannst du dagegen tun?
  • Was kannst du tun, wenn dein Baby lieber schläft als trinkt?
  • Welche Vor- und Nachteile haben Flasche und Schnuller und welche Tipps gibt es dazu?
  • Was solltest du als stillende Mutter bei deiner eigenen Ernährung beachten?

An „Ausrüstung“ für das Stillen wird eigentlich wenig benötigt, so dass vor der Geburt auch nicht viel eingekauft werden muss. Ein Stillkissen kann sehr nützlich sein, du kannst aber auch andere Kissen übereinander legen und während des Stillens deinen Arm zur Entlastung darauf abstützen. Stilleinlagen zum Auffangen auslaufender Milch sollten in den ersten Wochen vorrätig sein; wenn sich das Stillen erst einmal gut eingespielt hat, sind sie oft nicht mehr nötig.  Ein Still-BH, der gut sitzt und nicht einengt, kann von Vorteil sein,  manche Frauen benutzen aber einfach einen weichen normalen BH, an dem nichts drückt und stört. Die Kleidung sollte daraufhin überprüft werden, ob sie es ermöglicht, das Baby bequem anzulegen, z. B. Blusen/T-Shirts/Pyjamas mit Knopfleisten. Frauen, die planen, noch während der Zeit, in der das Baby voll gestillt wird, arbeiten zu gehen, sollten sich bei einer Stillberaterin rechtzeitig über eine geeignete Pumpe informieren und sich deren Anwendung zeigen lassen. Denn effektives Pumpen muss geübt werden!

Am Wichtigsten ist es aber, das Wochenbett ernst und sich für das Baby und das Stillen viel Ruhe und Zeit zu nehmen. Alles andere (Hausarbeit, „unabwendbare“ Besuche, Betreuung der älteren Kinder) sollte durch dein Umfeld organisiert werden, so dass dir und deinem Baby ein gelungener und stressfreier Start in eine glückliche Stillbeziehung ermöglicht wird. Sechs Tage nach der Geburt, wenn es gesundheitliche Gründe gibt, auch länger, steht dir eine Haushaltshilfe zu, deren Bezahlung die Krankenkasse übernimmt. (Das ist besonders interessant für dich, wenn du eine ambulante Geburt oder eine Hausgeburt planst.) Du solltest dich nicht scheuen, diese Hilfe auch in Anspruch zu nehmen und dich rechtzeitig vor der Geburt bei deiner Krankenkasse oder Hebamme darüber zu informieren.*

Ein gelungener Stillbeginn ist der beste Start ins Leben!

*Diese Regelung gilt in Deutschland. In der Schweiz wird eine Haushaltshilfe von manchen Zusatzversicherungen anteilig übernommen. In Österreich sind die Regelungen regional unterschiedlich. Wende dich bitte deswegen an deine Hebamme bzw. Krankenkasse.

Quellen:

Start ins Leben. buLLLetin. Die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag, Nr. 3, Mai/Juni 2003, 28.Jg.

 

Babys brauchen Muttermilch! Das hat Mutter Natur so vorgesehen. Die  Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Ansicht, dass unter gesundheitsfördernden Gesichtspunkten diese Rangfolge maßgebend ist:

  • Stillen
  • Abgepumpte und dem Kind auf andere Art gefütterte Milch der eigenen Mutter
  • gespendete Milch einer anderen Mutter
  • künstliche Säuglingsnahrung

Künstliche Säuglingsnahrung mit Muttermilch auf eine Stufe zu stellen, wie es die Säuglingsnahrungshersteller in ihren Werbekampagnen versuchen, ist Unsinn. Fakt ist: die Gabe von künstlicher Säuglingsmilch ist keine qualitativ gleichwertige Alternative, sondern letzte Wahl.

Muttermilch  ist perfekt auf die Bedürfnisse eines Säuglings abgestimmt. Sie enthält in der richtigen Zusammensetzung alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, die für die körperliche und geistige Entwicklung notwendig sind. Muttermilch ist leicht verdaulich, keimfrei, wohl temperiert und jederzeit verfügbar. Die in der Muttermilch enthaltenen Abwehrstoffe helfen beim Aufbau des kindlichen Immunsystems.  Kinder, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden, erkranken häufiger und schwerer, leiden eher unter Allergien und haben höchstwahrscheinlich einen geringeren Intelligenzquotienten als Stillkinder.

Die Vor- oder Neugeborenenmilch in den ersten Tagen nach der Geburt, bevor der eigentliche Milcheinschuss erfolgt,  heißt Kolostrum. Das Kolostrum hat eine cremige Konsistenz, enthält viel Eiweiß, die Vitamine E, A und K, verschiedene Zucker und ist besonders reich an Abwehrstoffen, die vor Krankheiten schützen. Das Kolostrum wirkt abführend, so dass das Neugeborene seinen ersten Stuhlgang (Kindspech oder Mekonium) leicht ausscheiden kann. Von Anfang an sollte ein Neugeborenes nach Bedarf angelegt werden, denn das Saugen an der Brust fördert die Milchbildung. Obwohl das Kolostrum nur tröpfchenweise fließt,  brauchen dem Neugeborenen weder Glukoselösungen noch Tees gegeben werden, um die Zeit bis zum Milcheinschuss zu überbrücken.

Stillen erhöht die Überlebenschancen von Frühchen.
Mütter, die ein Frühchen zur Welt bringen, haben eine spezielle Milchqualität, die z. b. das noch unreife Hirn des Kindes mit genau abgestimmten Mengen einer speziellen Fettsäure versorgt. Weiterhin enthält sie hohe Anteile von Abwehrstoffen, die vor Darmentzündungen schützen. Bei der Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung dagegen steigt das Risiko beim Frühchen für eine instabile/n Atmung/Kreislauf.

Neben den ernährungsphysiologischen Aspekten des Stillens sind die emotionalen von großer Bedeutung. Die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind, die sich während der Schwangerschaft aufgebaut hat, wird durch das Stillen fortgesetzt. Stillen fördert sowohl den Mutterinstinkt als auch das Urvertrauen des Kindes. Stillen ist Nahrung für Körper UND Seele.

Muttermilch lässt sich nicht reproduzieren. Künstliche Säuglingsnahrung wird, trotz hohem verfahrenstechnischen Aufwands, nie so perfekt in Art und Zusammensetzung hergestellt werden können, wie die Natur es vormacht.

Stillen spart Geld und Zeit und ist ein Beitrag zum Umweltschutz. Durchschnittlich ist allein für die Anfangsnahrung mit Kosten von ca. 500 Euro zu rechnen. Hinzu kommen Kosten für Fläschchen, Sauger, eventuell einen Vaporisator, Flaschenwärmer, Strom und Wasser. Künstliche Säuglingsnahrung muss hergestellt, verpackt und zum Kunden transportiert werden. Dafür wird Energie verbraucht und Abgase in die Luft geblasen. Der Müll muss entsorgt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und UNICEF empfehlen, alle Kinder mindestens 6 Monate voll und parallel zur Einführung von fester Nahrung weiter nach Bedarf zu stillen, bis zur Vollendung des 2. Lebensjahres und darüber hinaus, solange Mutter und Kind zufrieden sind. Beide Organisationen stimmen überein: ideal wäre es, wenn das Kind den Abstillzeitpunkt selbst bestimmen dürfte. Weltweit liegt das durchschnittliche Abstillalter der Kinder etwa bei 4 Jahren.

Viele Frauen sind der Meinung, sie könnten nicht stillen, weil sie einen zu kleinen Busen hätten, oder einen zu großen, weil ihre Mütter auch schon zu wenig Milch hatten, um ihre Kinder satt zu bekommen, weil ihre Milch nicht nahrhaft genug sein könnte, weil sie sowieso zu wenig wiegen und das Stillen noch mehr auslaugen würde, etc. pp. Dies sind alles unbegründete Ängste, die durch Fehlinformationen geschürt und von Ammenmärchen am Leben erhalten werden.

Richtig ist, dass 98 von 100 Frauen physiologisch voll stillen können. Bereits während der Schwangerschaft verändert sich die Brust und beginnt sich auf die zukünftige Milchproduktion einzustellen. Das Brustdrüsengewebe wird vermehrt. Die Größe des Busens hat nichts mit der Fähigkeit, stillen zu können zu tun.

Stillen ist ein inniges Geben und Nehmen zwischen Mutter und Kind. Ein Neugeborenes sucht instinktiv gleich nach der Geburt die Brust der Mutter. Durch das Saugen an der Brust werden Hautnervenreize erzeugt, die die Hormone Prolaktin und Oxytocin freisetzen. Das Oxytocin  löst den Milchspendereflex aus, d. h. Milchbläschen und Milchgänge im Brustdrüsengewebe ziehen sich zusammen und drücken die Milch aus der Brustwarze. Der Milchspendereflex wird häufig als Ziehen und Kribbeln nach dem Anlegen des Kindes wahrgenommen. Das Prolaktin regt die Milchbläschen zur Milchproduktion an. Es wird durch den Saugreiz an der Brust freigesetzt. Je häufiger ein Kind angelegt wird und an der Brust saugt, desto mehr Milch wird produziert. Ein Kind, das nach Bedarf gestillt wird, d. h. ohne zeitliche Stillabstände einzuhalten, immer wenn es möchte, stellt die Milchmenge genau auf seinen Verbrauch ein. Bei Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung oder z. B. Tee oder der Einhaltung von starren Stillabständen, beispielsweise der legendären 4 Stunden, wird das sensible Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gestört, und es heißt: ich habe zu wenig Milch.

Die Zusammensetzung der Muttermilch im Vergleich von Frau zu Frau ist praktisch konstant bezogen auf das Alter des Säuglings. Nur, wenn es Müttern nicht möglich ist, sich ausreichend zu ernähren, Beispiel Hungersnot, wirkt sich das negativ auf die Milchbildung und -zusammensetzung aus. Eine Frau, die sich einigermaßen gesund ernährt, wird durch das Stillen weder gesundheitlich beeinträchtigt, noch ist das Stillen verantwortlich für Übermüdung und Gereiztheit. Vielmehr sind es die veränderten Lebensumstände, die Verantwortung voll und ganz für einen hilflosen, kleinen Menschen tragen zu müssen, oft ohne besondere Hilfestellung im Haushalt oder bei der Betreuung größerer Geschwisterkinder, die Mütter an den Rand ihrer Belastbarkeit bringen.

Mütter sollen stillen! Auch das hat Mutter Natur so vorgesehen. Stillen ist für Mütter gesund.

  • Frühes Anlegen des Babys gleich nach der Geburt bewirkt, dass durch das Saugen an der Brust das Hormon Oxytocin im Körper der Frau gebildet wird, das u. a. dafür sorgt, dass sich die Gebärmutter kräftig zusammenzieht. Hierdurch kann sich die Plazenta schneller von der Gebärmutterwand ablösen und es blutet weniger. Auch in den nächsten Tagen zieht sich die Gebärmutter bei jedem Stillen kräftig zusammen, so dass sie schneller klein wird und die Mutter weniger Blut verliert.
  • Stillen vermindert das Risiko der Mutter, an Krebs zu erkranken. Frauen, die längere Zeit stillten oder mehrere Kinder stillten, erkranken seltener an Brustkrebs oder Eierstockkrebs. Untersuchungen haben ergeben, dass Mütter, die insgesamt länger als zwei Jahre stillten, ein um 43% geringeres Risiko für Brustkrebs haben.
  • Weil die Knochendichte mit jedem gestillten Kind zunimmt, erkranken nicht stillende Mütter später häufiger an Osteoporose.
  • Das Stillen kann auf einzigartige Weise die in der Schwangerschaft begonnene Beziehung zwischen Mutter und Kind fortsetzen. Bereits Minuten nach der Geburt kann das Baby, von angeborenen Instinkten geleitet, durch seine suchende Mundbewegung deutlich machen, dass es gestillt werden möchte. Es kann sogar aus eigener Kraft die Brust der Mutter finden, die Brustwarze mit dem Mund erfassen und zu saugen beginnen. Die Mutter kann ihre Fähigkeit schätzen lernen, ihr Kind zu ernähren und für es zu sorgen, während das Kind das Saugen an der Brust und den direkten Körperkontakt genießt. Die Sicherheit und Geborgenheit, die es hierbei zusammen mit Mutters Stimme, ihrem Geruch und dem der Milch erfährt, tragen dazu bei, dass sich im Kind die Wurzeln des Urvertrauens voll entfalten können.
  • Stillen, vor allem in der Nacht, stimuliert die Freigabe von Prolaktin, einem Hormon, welches das Bewusstsein der Mutter für ihr Baby erweitern kann, siehe Ziffer 4. Je höher der Prolaktinspiegel der Mutter, desto größer ist ihre Fähigkeit, geduldig zu sein bei gleichzeitigem Rückgang ihres individuellen Schlafbedürfnisses. Mütter, die nicht stillen, leiden stärker unter dem Schlafentzug, fühlen sich ausgelaugter und sind anfälliger für Stress.
  • Unter bestimmten Umständen* trägt Stillen auch zur Unterdrückung der Ovulation bei und hilft, zeitlich dicht aufeinanderfolgende Schwangerschaften zu vermeiden (Risikoschwangerschaft lt. Mutterpass Ziffer 25 – Rasche Schwangerschaftsfolge weniger als 1 Jahr).* Laktations-Ammenorhoe-Methode:
    Wenn
    die Monatsblutung noch nicht wieder eingesetzt hat/keine vaginalen Blutungen nach dem 56. Tag nach der Geburt aufgetreten sind
    UND
    weder regelmäßig zugefüttert wird, noch ein längerer Zeitabstand als vier Stunden tagsüber/sechs Stunden nachts zwischen zwei Stillmahlzeiten liegt
    UND
    das Baby jünger als sechs Monate ist
    dann
    beträgt die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit weniger als 2%.

 

Quellen:
Stillen – der beste Start ins Leben, Broschüre der Gesundheitsbehörde Hamburg
LaLecheLiga Deutschland e.V.

Der erste ungestörte Kontakt von Eltern und ihrem Neugeborenen schafft die Basis für eine dauerhafte, einzigartige Beziehung. Studien zeigen, dass das Unterbrechen des Bondings durch Klinikroutine Konsequenzen hat auf Stillerfolg und Stilldauer, auf den Zustand des Kindes und das fürsorgliche Verhalten der Mutter.

Das englische Wort „Bonding“ ist in viele Sprachen übernommen worden. Mit „Bonding“ ist die innere Gefühlsverbindung gemeint, die Eltern zu ihrem Baby entwickeln. Die Mutter, der Vater verlieben sich regelrecht in ihr Kind. Dieses Verlieben ist die Basis für eine dauerhafte, einzigartige Beziehung.

Die Liebe zu ihrem Kind und die Verbundenheit mit den Eltern ist eine wichtige Voraussetzung für die Sicherheit und das gesunde Gedeihen des Kindes. Diese Liebe stellt sich nicht bei allen Müttern automatisch nach der Geburt ein. Die innere Bindung, die Eltern zu ihrem Kind entwickeln, ist ein Prozess, der durch viele Einflüsse und Erfahrungen geprägt wird.

Wie sich zwei Menschen ineinander verlieben und sich zueinander verhalten, ist uns allen vertraut: Blick- und enger Körperkontakt, Streicheln, Schmusen, Berührung, intensives Sprechen miteinander und sich von anderen zurückziehen. Für Mutter, Kind und Vater läuft diese erste Phase sehr ähnlich ab. Sie brauchen viel Kontakt und Zeit miteinander.

Die Mutter-Kind-Beziehung ist die wichtigste Beziehung in unserem Leben und hat Einfluss auf alle weiteren Beziehungen. Das Hormon Oxytocin, das „Liebeshormon“, versetzt die Mutter in die Lage, sich in ihren Säugling so richtig zu verlieben. Der Oxytocinspiegel ist in der ersten Stunde nach der Geburt ganz besonders hoch. Hautkontakt, Blickkontakt, Geruch, suchende Bewegungen und Lautäußerungen von Seiten der Mutter wie des Kindes wirken gegenseitig stimulierend.

Biologisch gesehen sind Mutter und Kind bestens ausgerüstet, damit dieser Bindungsprozess, der bereits in der Schwangerschaft begonnen hat, unmittelbar nach der Geburt seine Intensivierung und Fortsetzung findet. Das Bindungsverhalten, von dem das Stillen ein ganz wichtiger Teil sein kann, soll durch die Klinikroutine unterstützt werden.

Jede Trennung von Mutter und Kind muss gut überlegt werden.

Warum ist das erste Stillen so wichtig?

  1. Die Mutter erlebt ihr Kind aktiv und hat ein Gefühl von „Alles funktioniert“
  2. Die Rückbildung der Gebärmutter wird unterstützt
  3. Der Saugreflex ist besonders intensiv
  4. Saugen stimuliert die Hormonproduktion (Prolaktin fördert mütterliches Verhalten)
  5. Das Baby bekommt das erste Kolostrum; dies enthält sehr hohe Anteile an Immunfaktoren und Zellanteile, die die Darmwände auskleiden und vor Allergien Schutz bieten
  6. Kolostrum hat auch einen hohen Mineralgehalt, der ernsten Flüssigkeitsverlusten vorbeugt, und enthält alle essentiellen Eiweiße und Fettsäuren
  7. Die Enzyme in der Vormilch sind förderlich für die Verdauung, Hormone und Wachstumsfaktoren für die Darmreifung. Sie stabilisiert die Bifidusflora im Darm und verhindert das Wachstum von schädlichen Bakterien
  8. Das Kolostrum fördert die Mekoniumausscheidung und verringert das Risiko einer Neugeborenengelbsucht
  9. Das Neugeborene kommt mit mütterlichen Keimen in Kontakt
  10. Die Milchbildung wird durch Saugstimulation angeregt.

Eltern, die die Bondingphase mit ihrem Baby nach der Geburt ungestört erleben können, fühlen sich kompetenter und sind es auch. Sie sind achtsamer und selbstbewusster im Umgang mit dem Baby. Mutter und Vater sind glücklicher und zufriedener, der Blickkontakt mit dem Baby ist länger, Berührungen sind häufiger. Es gibt weniger Probleme beim Stillen.

Frauen sollten eine längere Zeit nach der Geburt fürsorglich und liebevoll betreut werden. Eine Mutter entwickelt die Fähigkeit zur zärtlichen Fürsorge am besten, wenn sie selbst achtsam und liebevoll betreut wird und man ihr das Gefühl gibt, wie wichtig ihre Aufgabe als Mutter ist.

Zahlreiche Studien belegen die Wichtigkeit des frühen Mutter-Kind-Kontaktes:

  • Frühes Berühren und/oder Saugen an der Brustwarze und Areola hat nicht nur Auswirkungen auf Stillerfolg und Stilldauer, sondern kann auch zu einer erhöhten Interaktion und engeren Bindung zwischen Mutter und Kind während des Aufenthaltes auf der Wöchnerinnenstation führen. Hatten Neugeborene innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt Gelegenheit, Brustwarze und Areola zu berühren, gaben ihre Mütter sie auffallend kürzer im Kinderzimmer ab und sprachen am 4. Lebenstag mehr mit den Babys als die Mütter, deren Babys durchschnittlich erstmalig acht Stunden nach der Geburt die Brustwarze berührten.
    Widstrom AM, et al.: „Short-term Effects of Early Suckling and Touch of the Nipple on Maternal Behaviour“, Early Human Development 21:153-163, 1990
  • Righard und Alade fanden heraus, dass die Trennung von Mutter und Baby vor dem ersten Anlegen zusätzlich zu Saugschwierigkeiten führte. Diese Probleme traten selbst dann auf, wenn die Trennung nur etwa 20 Min. dauerte. Von den 17 Babys der Untersuchungsgruppe, deren Mütter während der Geburt keine Medikamente erhielten und die nicht von der Mutter getrennt worden waren, tranken 16 gut an der Brust. Von den 15 Babys mit einer Geburt ohne Medikation, die etwa 20 Min. lang zum Wiegen und Messen von der Mutter getrennt worden waren, tranken nur sieben gut an der Brust. Keines der 19 Babys, deren Mütter während der Geburt Medikamente erhalten hatten und die kurzfristig von der Mutter getrennt worden waren, saugte gut beim ersten Anlegen.
    Righard, L., Alade, M.: „Effect of Delivery Room Routines on Success of First Breast-Feed“, Lancet 336 (1990): 1105-7
  • Babys mit Hautkontakt hatten 90 Min. nach der Geburt eine signifikant höhere Körpertemperatur und höhere Blutzuckerwerte, und sie weinten auch weniger als die Babys der Kontroll-gruppe, die im Kinderbettchen neben der Mutter waren.
    Christensson K., et al: „Temperature, Metabolic Adaption and Crying in Healthy Full-Term Newborns Cared for Skin-to-Skin or in a Cot“, Acta Paediatrica, 81: 488-493, 1992
  • Mutter – Kind – Kontakt fördert fürsorgliches Verhalten. 134 Frauen aus einem sozial schwachen Umfeld hatten zusätzlich zwölf Stunden Mutter-Kind-Kontakt in den ersten zwei Tagen nach der Geburt. Die Kontrollgruppe von 143 Frauen, die aus einem ähnlichen sozialen Milieu stammten, wurde nur der übliche begrenzte Kontakt mit ihrem Neugeborenen zugestanden. Beide Gruppen hatten allerdings in der ersten Stunde nach der Geburt keinen Kontakt mit ihren Neugeborenen. Bei nachfolgenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass in den ersten siebzehn Monaten in der Gruppe ohne zusätzlichen Kontakt Misshandlungen, Aussetzen und Vernachlässigungen der Kinder signifikant häufiger aufgetreten waren als in der Gruppe, die den zusätzlichen Kontakt gehabt hatte, und zwar in dem Verhältnis zehn zu zwei.
    S.O‘Connor, et.al: Reduced Incidence of Parenting Inadequacy Following Rooming-in Pediatrics 66 ( 1980) : 176-82 zitiert aus Klaus/Kenell „Der erste Bund fürs Leben“, Rowohlt 1997

„Wir haben keine Hinweise darauf finden können, dass die Einschränkung der frühen Mutter-Kind-Interaktion nach der Geburt, die bisher in Entbindungsstationen üblich war, von Vorteil ist. Im Gegenteil, Ergebnisse von Untersuchungen lassen darauf schließen, dass die Folgen solcher restriktiver Maßnahmen negativ sind. Auf Grund der vorhandenen Daten läßt sich die plausible Hypothese aufstellen, dass Frauen aus sozial schwächeren Schichten für die negativen Auswirkungen der Restriktionen auf die Entstehung eines gesunden Kontakts mit dem Kind besonders anfällig sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es immer mehr Hinweise auf eine kritische Phase gibt, die für die Bindungserfahrung besonders wichtig ist. Es bedeutet jedoch nicht, dass alle Mütter und Väter innerhalb von wenigen Minuten gleich beim ersten Kontakt ein inniges Band zu ihrem Neugeborenen entwickeln. Die Reaktion ist nicht vorhersagbar und hängt nicht nur von individuellen Unterschieden zwischen den Betreffenden, sondern auch von den verschiedensten Einflüssen aus ihrer Umgebung ab. Wenn Eltern jedoch in der ersten Stunde nach der Geburt mit ihrem Neugeborenen allein sein können, wenn sie sich während des gesamten Krankenhausaufenthaltes nicht von ihrem Baby trennen müssen, wenn ihnen Unterstützung und Zuwendung zuteil wird, dann wird so eine Umgebung geschaffen, in der das Bonding die besten Chancen hat.“

Zitat aus dem Buch „Der erste Bund fürs Leben“ von Klaus/Kennell, S. 108 und 109.

Noch einige Tipps aus der Hebammenpraxis:

  • Bei leichten Anpassungsschwierigkeiten des Kindes nach der Geburt führt der Hautkontakt und die Wärme der Mutter zu einer Stabilisierung.
  • Während der Versorgung eines Dammschnittes oder -risses ist der beste Platz für das Kind der Bauch der Mutter, Haut auf Haut.
  • Nach Kaiserschnitt Möglichkeit zum Hautkontakt (Baby ausziehen!) geben, sobald die Mutter dazu in der Lage ist.
  • Muss das Kind verlegt werden, sollte vor der Trennung ein Kontakt möglich sein. Ein Foto vom Kind machen und der Mutter sobald als möglich einen Besuch beim Baby organisieren!

Literaturhinweise:

  • Klaus/ Kennell: Der erste Bund fürs Leben, Hamburg Rowohlt 1997. (Das Buch ist derzeit vergriffen. Annemarie Kern hat noch 50 Exemplare (Euro 21,20) lagernd. Bestelladresse: 2362 Biedermannsdorf, Lindenstr.20 Tel. 02236 – 72336)
  • Nancy Mohrbacher / Julie Stock: Handbuch für die Stillberatung. Deutsche Erstausgabe 1. Aufl. September 2000, La Leche Liga Deutschland e.V.
  • VELB Ausbildungsseminar 1, Annemarie Kern IBCLC

Quelle:

Österreichische Hebammenzeitung, Archiv: 9.Jg, Ausg. 1/03, Februar 2003

veröffentlich bei Rabeneltern.org mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion

 

In vielen Veröffentlichungen werden für die Gewichts- und Größenentwicklungen von Babys und Kleinkindern Daten zugrundegelegt, die bei der Beobachtung von mit industriell hergestellter Säuglingsmilch ernährten Kindern erhoben wurden. Die Gewichts- und Größenentwicklung von gestillten Kindern kann von diesen Daten abweichen. Ob die Größen- und Gewichtsentwicklung Deines gestillten Kindes auffällig ist, kannst Du daher besser anhand der Perzentilen überprüfen, die die WHO auf der Grundlage der Daten von gestillten Kindern entwickelt hat.

Die Kinder, deren Daten in der Studie ausgewertet wurden, wurden mindestens vier bis sechs Monate vollgestillt und erhielten dann Beikost. Die Kurven sind auch die Beurteilung der Gewichtsentwicklung von Kindern zugrunde zu legen, die teils gestillt, teils mit künstlicher Säuglingsmilch ernährt werden, weil das Ziel ist, der Gewichtsentwicklung vollgestillter Kinder möglichst nahe zu kommen.

Größe/Gewicht Mädchen 0-2 Jahre (pdf)
Größe/Gewicht Mädchen 2-5 Jahre (pdf)

Größe/Gewicht Jungen 0-2 Jahre (pdf)
Größe/Gewicht Jungen 2-5 Jahre (pdf)

Alter/Gewicht Mädchen 0-6 Monate (pdf)
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Weitere Daten und Darstellungen findest Du unter https://www.who.int/childgrowth/standards/en/

Diese Somatogramme werden ideal genutzt, wenn der Arzt z.B. nach einem plötzlich erkennbaren Gewichtsverlust mit der Mutter zusammen sicherstellt, dass das Baby ausreichend ernährt ist. Ein „Knick in der Kurve“ kann – muss aber nicht – auf einen Fehler in der Ernährung hinweisen.

Die Perzentilen, egal ob sie Größe, Gewicht oder Kopfumfang betreffen, sind statistische Durchschnittswerte. Wie jede Durchschnittsangabe können sie nur funktionieren, weil einige Kinder unter dem Durchschnitt liegen und andere darüber.

Wenn du ein Medikament einnehmen musst und nach einer in der Schwangerschaft geeigneten oder stillfreundlichen Alternative suchst, berät

Reprotox, Institut für Reproduktionstoxikologie

Tel: 0731 500-58655
Fax: 0731 500-58656
email: wolfgang.paulus@uniklinik-ulm.de
online Kontakt-Formular: Online-Anfrageformular | Universitätsklinikum Ulm
Beratungszeiten:
Mo bis Do: 08.00 – 18.00 Uhr
Fr: 08.00 – 16.00 Uhr
Reprotox

Diese Beratung kann sehr hilfreich sein, weil die Angaben des Beipackzettels oft vage sind. Bei reprotox kannst Du selbst telefonisch oder per Kontaktforumular anfragen. Da das Institut sich aus Spenden und Stiftungsgeldern finanziert, wird um eine freiwillige Spende von 20 Euro nach der Konsultation gebeten.

Ein für Ärztinnen etablierter Ansprechpartner ist das

Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
www.emrbyotox.de

Kontakt und Beratung via online Formular: https://www.embryotox.de/beratung/

Wer keine Möglichkeit hat, den Fragebogen auszufüllen, kann hier anrufen.
49 30 450 525 700
Sprechzeiten (werktags)
Montag bis Freitag 9.00 – 12.00 Uhr und 13.30 – 16.00 Uhr (außer Mittwoch)

Du kannst Rat auf der Internetseite der Beratungsstelle suchen, dort befindet sich eine Datenbank mit Suchfunktionen nach Handelsname und Wirkstoffen: http://www.embryotox.de, für Psychopharmaka auch www.frauen-und-psychiatrie.de.

Oder Du kannst deine Ärztin, deine Hebamme oder Stillberaterin ansprechen, die dann ggf. in Berlin anruft oder das von dort herausgegebene Fachbuch besitzt und dort nachliest (Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit, Urban&Fischer Verlag München 2006).

Empfehlenswert ist es, die Telefonnummer der Beratungsstelle bei Arztbesuchen bereit zu haben und Arzttermine innerhalb der Telefon-Sprechzeiten von embryotox auszumachen: Mo – Fr 09:00-12:00 und 13:30-16:00 Uhr.

Jede Frau wünscht sich, ihr Leben auch mit einem oder mehreren Kindern möglichst ohne gravierende Nachteile fortsetzen zu können. Dies bedeutet für die große Mehrzahl aller Frauen weltweit die baldige Wiederaufnahme ihrer Arbeit. Sowohl angestellte wie freiberuflich tätige Frauen wollen und können Stillen und Arbeiten miteinander verbinden – oft über viele Monate hinweg.

Wenn die Mutter aus gesundheitlichen Gründen – sowohl im Interesse ihres Kindes als auch in ihrem eigenen – möglichst ausschließlich und möglichst lange stillen will, braucht sie Hinweise, wie dies in Verbindung mit einer Berufstätigkeit funktionieren kann. Stillende Mütter müssen verschiedene Hürden überwinden: Dazu zählen nicht nur die schlechten organisatorischen Voraussetzungen in den meisten Betrieben, sondern auch unbewusste und emotionale Hindernisse. Jede Mutter, vor allem, wenn sie im öffentlichen Raum stillend erscheint, muss auf Gegenreaktionen gefasst sein.

Praktische Voraussetzungen für volles Stillen bei voller Berufstätigkeit

1. Simultanpumpen

Simultanpumpen ist das gleichzeitige Auffangen oder Abpumpen von Brustmilch aus einer Brust, während das Kind an der Gegenseite trinkt. Durch den beim Stillvorgang auf der aktiven (kindlichen) Seite ausgelösten Milchspendereflex, der auf beide Brüste wirkt, fließt auch auf der passiven (Pumpen-) Seite die Milch leicht und kann mit nur geringem Unterdruck aufgefangen werden. Nach dem 2. Lebensmonat, wenn das Stillen für Mutter und Kind zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wird jede Mutter erfreut betrachten, wie viel Milch sie auf der passiven Seite geradezu mühelos in einer geeigneten Flasche auffangen kann.

Erforderlich ist eine Handpumpe, die mit einer freistehenden Milchflasche verbunden ist und einhändiges Pumpen erlaubt. Optimal ist z.B. die AMEDA-Einhandmilchpumpe, die alle Voraussetzungen für den Einsatz beim Simultanpumpen erfüllt. Mit einer solchen Pumpe füllt die Mutter während jedes Stillvorganges mindestens eine Flasche (ca. 120 ml ab dem 3. Lebensmonat), die sie im Kühlschrank in einem nur für die Muttermilch reservierten Fach deponiert. Muttermilch enthält bakterizide Substanzen, sodass sich die Keimzahl verringert, während sie sich in der Flasche befindet. Es empfiehlt sich, die Milchflaschen immer so zu deponieren, dass jede das Kind mitbetreuende Person weiß, welches die älteste und neueste Milch im Kühlschrank ist.

Wenn die Mutter dies bei jedem Stillvorgang, auch nachts, durchführt, so hat sie am Morgen, wenn sie das Haus verlässt, mindestens zwei, meist drei bis vier Flaschen im Kühlschrank, also genug für mindestens drei Mahlzeiten oder 10 bis 12 Stunden Abwesenheit. Diese werden dem Kind bei Bedarf – und nicht nach einem festgelegten Rhythmus – von der betreuenden Person nach kurzem Erwärmen der Flasche unter dem Warmwasserstrahl auf etwa ca. 20-25 Grad gegeben.

 

2. Kühlmöglichkeit am Arbeitsplatz

Auch während der Trennung vom Kind, meist nach 3-4 Stunden, muss die Mutter abpumpen, um Milchstauprobleme zu vermeiden. Dies erfordert eine etwa 10-minütige Pause, meist einmal am Vormittag und eventuell noch einmal am Nachmittag, in der die Mutter die gleiche Handpumpe benutzt und anschließend die Milch gekühlt aufbewahrt. Falls kein Kühlschrank zur Verfügung steht, ist eine Camping-Kühlbox ausreichend. Auf einem Nachhauseweg von mehr als einer Stunde sowie im Sommer sollte die Milch gekühlt transportiert werden (Isolierbox oder -tasche). Nach jedem Pumpen muss das Pumpenset der Handpumpe ausgewaschen und mit kochendem Wasser überbrüht werden. Wenn diese Möglichkeit am Arbeitsplatz nicht besteht, sollten zwei oder mehr Pumpen zur Verfügung stehen, die die Mutter dann zuhause sterilisiert.

3. Sinnvolle Strukturierung von Pausen

Der stillenden Mutter steht in Deutschland die bereits 1919 vereinbarte Pausenzeit von insgesamt 60 Minuten pro Arbeitstag zu, die nach Vereinbarung mit dem Arbeitgeber getrennt (z.B. zweimal 30 Minuten) oder im Block auch mit der offiziellen Mittagspause (also insgesamt 90 Minuten) genommen werden kann. Sie muss selbst entscheiden, wie diese Extrazeit am besten genutzt werden kann. Viele Mütter können am Arbeitsplatz eine Ruhepause einhalten und sollten diese Zeit zur Erholung nutzen – also nicht etwa nach Hause oder zum Einkaufen eilen oder die Zeit in verrauchten Speisesälen verbringen. Wer eine eigene Betreuungsperson hat (Vater, Großeltern oder Kindermädchen), kann diese bitten, mit dem Säugling zur Pausenzeit an die Arbeitsstelle zu kommen, damit Mutter und Kind gemeinsam eine Stillepisode und eine Ruhepause erleben können. Die am Arbeitsplatz abgepumpte Milch kann die Betreuungsperson dann mit dem Kind wieder mitnehmen.

Die freiberuflich tätige Mutter sollte ebenfalls eine Ruhepause von mindestens 45 Minuten für sich einplanen, da sonst die Aufrechterhaltung langfristigen Stillens wegen mütterlicher Erschöpfung nicht möglich ist. Auf diese Weise ist es auch für die voll berufstätige Mutter möglich, ein Kind monatelang ausschließlich von Muttermilch zu ernähren.

4. Co-sleeping

Co-sleeping des Kindes im Bett der Mutter ist wesentlich, um das Stillen über mehr als nur wenige Wochen hinaus aufrechtzuerhalten. Vorteile des Co-Sleepings für die berufstätige stillende Mutter sind:

  • problemlose Aufrechterhaltung einer adäquaten Milchmenge über längere Zeit,
  • weniger Schlafunterbrechung für die Mutter (und den Vater), dadurch weniger Erschöpfung,
  • geringeres Risiko für Milchstau und Mastitis durch häufigeres nächtliches Stillen,
  • ruhigeres Kind durch direkten Zugang zur Brust, besseres Trinkverhalten des Kindes.

Schlussfolgerung

Stillen und Beruf sind grundsätzlich gut vereinbar. Nicht die Flasche, sondern das Stillen bringt auch der Mutter größtmögliche Vorteile, Flexibilität und Freiheit. Es gibt kaum eine berufliche Tätigkeit, die sich mit dem Stillen nicht vereinbaren lässt. Allerdings braucht die berufstätige stillende Mutter Selbstbewusstsein und Unterstützung, weil die gesellschaftliche Akzeptanz vielfach noch zu wünschen übrig lässt.

Quelle:

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine stark verkürzte Version aus dem Buch „Stillen, frühkindliche Ernährung und reproduktive Gesundheit“, die freundlicherweise vom Deutschen Ärzte-Verlag zur Veröffentlichung unter www.rabeneltern.org freigegeben wurde. Bei Interesse kann das Buch im Buchhandel, beim Deutschen Ärzte-Verlag, Versandbuchhandlung, Postfach 400244, 50832 Köln, oder unter http://www.aerzteverlag.de bestellt werden.

 

 

Anstatt Milch abzupumpen, kannst du auch von Hand ausstreichen, wenn du einen Vorrat an Muttermilch für dein Baby brauchst oder wenn du einmal zuviel Milch hast – dann nur ganz sachte ausstreichen, damit die Produktion nicht zu sehr angeregt wird. Wenn du für dein Baby ausstreichst, ist es für manche Frauen auch hilfreich, dabei intensiv an das Baby zu denken, vielleicht ein Bild dabeizuhaben oder ein Spielzeug, dass dich an dein Kind erinnert. Bei manchen Frauen kommt dadurch die Milch leichter ins Fließen.

Zum Ausstreichen formst du mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ein C und umfasst damit Deine Brust, etwa zwei Fingerbreit hinter der Brustwarze. Hebe dann die Brust leicht an, drücke Daumen und Finger Richtung Brustkorb und rolle sie anschließend wieder Richtung Brustwarze ab.

Wenn du die Hand nach einigen Abrollbewegungen etwas weiter wander lässt und so allmählich die ganze Brust umrundest, kannst du alle Milchkammern leeren. Am besten streichst du mit beiden Händen aus, denn je nachdem, wo du gerade ansetzt, geht es ja besser mit rechts oder mit links.

Kleine Pausen mit leichter Brustmassage regen den Milchspendereflex an.

Wenn die ausgestrichene Milch dem Baby gefüttert werden soll, muss sie in einem sauberen Gefäß aufgefangen und direkt verfüttert oder gekühlt werden. Im Kühlschrank hält sich frische Muttermilch etwa 24 Stunden, aber sie darf nicht in der Tür aufbewahrt werden.

„Langzeitstillen“ ist ein bisher nur wenig beachtetes Forschungsthema. Umso mehr freuen wir uns, hier die Ergebnisse der Diplomarbeit von Ulrike Koch vorstellen zu können, die das Stillen von Kleinkindern zum Thema hat, und zu deren Untersuchungsgruppe auch viele unserer Gäste im Forum gehörten.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Link zur Studie (pdf)

Verfasst von Ulrike Koch.

Das Thema Stillen und Allergieprävention wird gerade heiß diskutiert. Seit 2009 die neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften) herausgegeben wurden, gibt es viel Unsicherheit zum optimalen Zeitpunkt zur Beikosteinführung. Bei genauerer Betrachtung hat sich aber beim Zeitpunkt nicht so viel geändert, wie es scheint.

Geändert hat sich dagegen die Auffassung, dass Allergenvermeidung die sinnvollste Präventionsmaßnahme ist. Aktuelle Studien belegen das Gegenteil – unter bestimmten Voraussetzungen ist es besser, die Allergene früh einzuführen.

Stillempfehlungen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt seit Jahren, sechs Monate ausschließlich (=voll) zu stillen. Nach einigen Gerüchten, die Empfehlungen würden geändert oder würde ausschließlich für Kinder in Ländern der Dritten Welt gelten, wurde die Empfehlung 2011 nochmal bekräftigt: Ausschließliches Stillen während der ersten sechs Monate ist für Babys überall das Beste! Laut WHO soll mindestens bis zum 2. Geburtstag weiter (teil-)gestillt werden bzw. darüber hinaus so lange, wie Mutter und Kind dies wünschen.

Die für Deutschland zuständige Nationale Stillkommission empfiehlt im Prinzip dasselbe: Die beste Ernährung des Säuglings ist Muttermilch. Vollstillen ist für die allermeisten Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr die beste Ernährung. Beikost soll je nach Beikostreife des Kindes ab dem 7. Lebensmonat, keinesfalls vor dem 5. Lebensmonat eingeführt werden. Die Einführung von Beikost ist nicht gleichbedeutend mit dem Abstillen: Der endgültige Zeitpunkt zum Abstillen ist eine individuelle Entscheidung, die gemeinsam von Mutter und Kind getroffen wird.

Die Abweichung der nationalen Stillkommission gegenüber der Empfehlung der WHO kommt daher, dass die Nationale Stillkommission keine weltweit gültige Empfehlung geben muss. Es wäre geradezu gefährlich, würde die WHO nur ein Jahr stillen empfehlen. Die Nationale Stillkommission hat dagegen den Luxus, unseren Lebensstandard und die hiesigen Möglichkeiten in ihre Empfehlungen einfließen zu lassen. Sie formuliert daher schwammiger als die WHO und legt sich nicht auf einen bestimmten Zeitraum fest, in dem vollgestillt werden soll. Dies macht die WHO-Empfehlung aber nicht schlechter oder übertrieben, sondern genauso richtig für Deutschland wie für den Rest der Welt.

Die Empfehlung, sechs Monate voll zu stillen, und zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat Beikost einzuführen, wird selten in Frage gestellt. Die darüber hinaus gehende Empfehlung, bis zum 2. Geburtstag weiter zu stillen bzw. darüber hinaus, solange Mutter und Kind dies wünschen, ist dagegen weniger bekannt. Dabei ist genau diese Empfehlung bedeutsam für die Allergieprophylaxe.

Vier oder sechs Monate vollstillen?

Aufgrund einer gestiegenen Anzahl an allergischen Erkrankungen (wie Asthma, Heuschnupfen, atopische Dermatitis) wurden die früheren Empfehlungen zur Allergieprophylaxe überdacht.

Eine Formulierung in der neuen Leitlinie stiftet dabei Verwirrung: „Die Beikosteinführung aus präventiven Gründen über den vollendeten 4. Lebensmonat hinaus zu verzögern, wird nicht empfohlen“. Dies bedeutet nichts anderes, als dass es aus allergiepräventiver Sicht keinen Sinn macht, länger als vier Monate voll zu stillen. Selbstverständlich gibt es aber andere Gründe, die es durchaus empfehlenswert machen, länger als vier Monate voll zu stillen. Untersuchungen zeigen, dass ausschließlich gestillte Kinder seltener an gastrointestinalen Infekten leiden, und dass das über vier Monate hinausgehende Vollstillen einen deutlicheren Schutz gegen Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Infekte ergab. Auch die Häufigkeit anderer Erkrankungen (Mittelohrentzündungen, Diabetes Typ 1) sollen davon abhängig sein, dass länger als vier Monate vollgestillt wurde. Dazu kommt, dass Stillen eben nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, und dass ein nicht beikostreifes Kind nicht zum Essen gezwungen werden kann und darf.

Allergenvermeidung oder frühe Toleranzentwicklung?

Die erste Leitlinie zur Allergieprävention aus dem Jahr 2004 kam noch zu dem Schluss, dass die Allergenvermeidung die beste Präventionsmaßnahme wäre. Diese Leitlinie war nach Auswertung verschiedener aktueller Studienergebnisse nicht mehr haltbar. In der neuen Leitlinie von 2009 gilt daher das Gegenteil: Die Auseinandersetzung des Immunsystems mit bestimmten Lebensmitteln (Weizen, Gluten allgemein, Fisch, Ei) fördert eine Toleranzentwicklung, die Entwicklung von Allergien wird weniger wahrscheinlich.

Vor allem als Reaktion auf die stark gestiegene Anzahl von an Zöliakie erkrankten Kindern wurde die Empfehlung zur Vollstillzeit von sechs auf vier Monate verkürzt. Der Grund: Die meisten Mütter (in der Untersuchung) hatten ihre Kinder bereits mit sechs Monaten abgestillt und führten gleichzeitig Beikost ein. Später folgte die Beobachtung, dass Kinder, die unter dem Schutz des Stillens ihren ersten Kontakt mit glutenhaltigem Getreide hatten, weniger häufig an Zöliakie erkrankten. Daraus wurde gefolgert, dass der Zeitpunkt der Beikosteinführung vorverlegt werden musste. Die zweite Alternative wäre, auf eine längere Gesamtstilldauer hinzuarbeiten. Werden Kinder länger gestillt, und damit automatisch auch noch während der Beikosteinführung gestillt, ergibt sich das Problem nämlich nicht.

Optimal ist diese Toleranzentwicklung nämlich nur, solange während der Beikosteinführung weiter gestillt wird. Es kommt weniger auf den Zeitpunkt an, wann Beikost eingeführt wird, sondern auf die Einführung, während noch gestillt wird. Und so muss keiner Mutter geraten werden, kürzer als sechs Monate vollzustillen, aber die Beikost sollte auf jeden Fall während der Stillzeit eingeführt werden.

In einem Artikel von Krawinkel wurde darüber hinaus darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sei, bei der Beratung von Müttern auf deren Ziele zu achten: Müttern, die gerne und lange stillen wollen, kann das 6monatige Vollstillen mit anschließender langsamer Beikosteinführung parallel zum Teilstillen empfohlen werden. Mütter, die (entgegen der WHO- und NSk-Empfehlungen) nach 6 Monaten abgestillt haben wollen, sollte eine Beikosteinführung ab dem 5. Lebensmonat empfohlen werden.

Umsetzung

Es ist sinnvoll, der WHO-Empfehlung zu folgen und sechs Monate vollzustillen, wenn keine familiäre Vorbelastung für Allergien besteht, auch wenn die Mutter nach sechs Monaten abstillen möchte. Auch wenn man ein allergiegefährdetes Kind hat, gilt: Kein Kind kennt die Empfehlungen und hält sich zu 100 Prozent daran. Man muss man sich also keine Gedanken machen, wenn das Kind mit Beginn des 5. Lebensmonats nichts essen möchte oder keine Zeichen für Beikostreife zeigt. Es gilt weiterhin, dass das Kind und nicht der Kalender den Start für die Beikost vorgibt. Auch bei einem Risikokind muss man nicht ab dem 5. Lebensmonat zwanghaft versuchen, Allergene einzuführen – man darf es aber, wenn das Kind es möchte.

Bei einem allergiegefährdeten Baby ist es aber besonders anzuraten, dass das Baby noch während der Stillzeit das Angebot bekommt, etwas zu essen, und dass es – neben dem Stillen nach Bedarf – nun auch nach Bedarf essen darf. Ein fünfmonatiges Kind, das deutliche Beikostreife zeigt, muss nun nicht mehr zwanghaft von jeglichem Essen ferngehalten werden. Und es müssen nicht mehr viele hochwertige, nährstoffhaltige Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden. Erlaubt ist fast alles. Fisch, Ei, gemahlene Nüsse, glutenhaltiges Getreide, all das darf in kleinen Mengen ab dem 5. Lebensmonat eingeführt werden.

Weiterhin vermieden werden sollte jedoch Honig, zuviel Salz, rohe Eier, rohes Fleisch und roher Fisch, jedoch nichts davon aus Allergiegründen.

Wenn nicht gestillt wird…

Für Mütter, die ihr Kind ohne Muttermilch ernähren wollen oder müssen, gilt ein ganz ähnlicher Ansatz: Für Risikokinder mindestens vier Monate lang ausschließlich hypoallergene Pre-Nahrung (HA-Pre), danach kann mit der Einführung von Beikost begonnen werden. Die Möglichkeiten der Allergievermeidung sind aber bei mit Pre- und/oder HA-Nahrung ernährten Kindern weniger groß.

Sobald die Beikosteinführung erfolgt, macht eine weitere Verwendung von HA-Nahrung keinen Sinn und es kann langsam auf Pre umgestellt werden. Keinesfalls sollte aber die Pre-Nahrung gleichzeitig durch Kuhmilch oder andere Tiermilch ersetzt werden.

Zwiemilchernährte Kinder profitieren allerdings vom Schutz der Muttermilch hinsichtlich der Allergieprophylaxe, dieser wird durch das Zufüttern von künstlicher Säuglingsmilch nicht geschmälert. Hier gilt der Slogan der La Leche Liga: Jeder Tropfen zählt.

Quellen

Denise Both: „Eine unendliche Geschichte – Empfehlungen zur Säuglingsernährung“, Laktation und Stillen 03/2011.

Michael B. Krawinkel: „Vom Nutzen des Stillens – Konsensus und weitergehende Überlegungen“, Kinder- und Jugendmedizin 2/2011.

Ute Körner: „Neue Empfehlungen zur primären Allergieprävention in Schwangerschaft und Stillzeit“, die hebamme 2011.

WHO: „Exclusive beastfeeding for six months best for babies everywhere“, Statement vom 15.01.2011.

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Nationale Stillkommission: „Empfehlungen zur Stilldauer“, 2004.

DGAKI: „Leitlinien Allergieprävention“, 2009.

Stephanie Euler, Ernährungswissenschaftlerin

Stillen wirkt sich positiv auf die Kieferentwicklung aus und fördert die Zahngesundheit

Dass Stillen optimal für die Ausbildung der Mundmotorik und die Kieferentwicklung ist, wird inzwischen von niemandem mehr angezweifelt: Gestillte Kinder brauchen seltener eine kieferorthopädische Behandlung. Dass die durch das Stillen optimal geförderte Ausbildung und Bewegung der Sprechwerkzeuge die Sprachentwicklung begünstigt, steht ebenfalls außer Frage: Gestillte Kinder benötigen seltener eine logopädische Behandlung. Wo jedoch oftmals der Zeigefinger erhoben wird, vor allem, wenn ein Kind länger gestillt wird und auch nach dem Zahndurchbruch nachts noch viel an der Brust trinkt, ist die angeblich Karies begünstigende Wirkung der Muttermilch. Wird durch Stillen und Muttermilch wirklich das Kariesrisiko erhöht?

Stillen ist der von der Natur vorgesehene Weg, Babys zu ernähren. Muttermilch ist optimal zusammengesetzt, um Menschenkinder mit allem zu versorgen, was sie brauchen, bis sie soweit sind, dass – zunächst nur ergänzend und im Laufe der Zeit bis zum endgültigen Abstillen immer weiter zunehmend – feste Nahrung eingeführt wird. Doch es ist nicht nur das Nahrungsmittel Muttermilch an sich, das so wichtig ist. Auch dem Stillen, dem direkten Trinken an der Brust, kommt eine große Bedeutung zu. Die Gebissentwicklung des Babys wird durch Stillen günstig beeinflusst. Stillen ist ein optimales Trainingsprogramm für die Ausbildung der Kiefer.

Wird der Saugvorgang an einem künstlichen und der an der Brust quantitativ verglichen, so kommt es sogar zu einer hohen Übereinstimmung. Doch es muss unbedingt auch die Qualität der Bewegung berücksichtigt werden. Beim Stillen wird die Mund- und Kiefermuskulatur nicht nur stärker beansprucht als beim Trinken aus der Flasche, der gesamte Bewegungsablauf unterscheidet sich deutlich. Neben der Intensität spielt auch die Richtung der Muskelbewegungen eine Rolle.

Die Brust passt sich jederzeit an die kindliche Anatomie an, das Saugen an der Brust ermöglicht ein orofaziales Gleichgewicht und das Kieferknochenwachstum sowie die Ausbildung des kindlichen Kiefers werden optimal unterstützt. Nur die Brust und das Stillen können wirklich als „kiefergerecht“ bezeichnet werden. Das Zusammenspiel der einzelnen Muskelgruppen ist beim Stillen so effektiv und physiologisch, wie es bei keiner anderen Fütterungsmethode und keinem Beruhigungssauger erreicht werden kann.

Stillen trainiert den Lippenschluss. Ein korrekter Lippenschluss ist eine wichtige Voraussetzung für die Sprach- und Kieferbildung sowie die Nasenatmung. Das Zusammenspiel der Bewegung von Unterkiefer, Wangenmuskulatur und Zunge beim Stillen verhilft zur Ausbildung eines harmonischen Schluckmusters, was eine störungsfreie Entwicklung von Ober- und Unterkiefer begünstigt.

Falsche Schluckmuster erschweren kieferorthopädische Maßnahmen. In vielen Fällen wird aufgrund fehlerhafter Schluckmuster eine myofunktionelle Therapie (Therapie der Muskelfunktion beim Atmen, Saugen, Kauen und Schlucken) erforderlich damit eine Kieferregulierung durch den Kieferorthopäden durchgeführt werden kann.

Gestillte Kinder benötigen weniger logopädische Therapien und seltener eine Gebissregulierung und eventuell doch erforderliche kieferorthopädische Maßnahmen sind meist weniger aufwändig. Stillen ist aus kieferorthopädischer Sicht ohne Zweifel der Flaschenfütterung vorzuziehen. Eine nur kurze Stillzeit oder gar nicht zu stillen, erhöht das Risiko für Zahnfehlstellungen und aller damit verbundener Probleme.

Bis hierhin wird auch jeder Zahnarzt zustimmen, dass Stillen sich positiv auf die Zahngesundheit auswirkt. Doch wenn es um das Thema Karies geht, wird das Stillen, vor allem das Langzeitstillen und das nächtliche Stillen, von vielen Zahnärzten anders beurteilt. Es wird oftmals die Hypothese aufgestellt, dass Muttermilch Karies verursache und Müttern wird nicht selten zum deutlichen Einschränken des Stillens, wenn nicht sogar zum Abstillen geraten.

Wie kommt es zu Karies und leistet das Stillen der Entstehung von Karies tatsächlich Vorschub?

Auch wenn es immer wieder behauptet wird: Karies wird nicht vererbt sondern ist ansteckend. Karies wird durch ein Bakterium verursacht (Streptococcus mutans). Dieses Bakterium ernährt sich von Zucker und produziert aggressive Säuren, die die Zähne angreifen. Die Ernährung spielt daher eine nicht unwesentliche Rolle, bei der Entstehung von Karies. Eine zuckerreiche Ernährung bei gleichzeitiger unzureichender Zahnpflege führt innerhalb kürzester Zeit zu Karies.

Streptococcus mutans lässt sich im Mund der meisten Erwachsenen nachweisen. Die Mundhöhle eines Neugeborenen hingegen ist im Normalfall steril. Das heißt, dort sind keine Bakterien zu finden. Mit der Zeit bildet sich natürlich eine normale Mundflora aus. Die typischen Kariesbakterien sind aber aufgrund der noch fehlenden Zähne nicht vorhanden.

Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg für Kariesbakterien ist das Ablecken des Schnullers oder Flaschensaugers durch die Mutter (oder andere Erwachsene) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird. Diese Praktiken sollten daher im Interesse der Zahngesundheit des Kindes unterlassen werden.

Je mehr Bakterien sich im Mund der Mutter befinden, um so mehr Bakterien können auf das Kind übertragen werden. Deshalb empfehlen Zahnärzte zu Beginn und am Ende der Schwangerschaft einen Speicheltest bei der Mutter, mit dessen Hilfe sich das Übertragungsrisiko abschätzen lässt. Gegebenenfalls kann dann rechtzeitig eine Behandlung durchgeführt werden, die nicht nur zu einer Verbesserung der Zahngesundheit der Mutter führt, sondern auch das Kariesrisiko für ihr Kind verringert.

Die Kariesneigung hängt auch noch von weiteren Faktoren ab:

  • Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft
  • Eventuelle Antibiotikumbehandlungen der Mutter in der Schwangerschaft
  • Erkrankungen der Mutter in der Schwangerschaft, die mit hohem Fieber einhergingen
  • genetisch bedingte Schmelzdefekte
  • Frühgeburtlichkeit des Kindes
  • Speichelzusammensetzung
  • Zahnstellung
  • Mund- und Nasenatmung
  • Zahnpflege
  • Ernährung

Der letztgenannte Punkt Ernährung, spielt bei der Kariesentstehung und bei der Kariesprophylaxe eine entscheidende Rolle. Die Ernährung beeinflusst bereits ab der Schwangerschaft den Aufbau der Zähne und die Widerstandsfähigkeit der Zahnsubstanz. Außerdem besteht eine enge Verbindung zwischen der Speichelzusammensetzung, der Plaquebildung und der Nahrung. Studien haben gezeigt, dass es einen eindeutigen Zusammenhang mit dem Verzehr von niedermolekularen Kohlenhydraten, zu denen auch Zucker gehört, und dem Entstehen von Karies gibt. Dennoch lässt sich der Zucker nicht alleine für die Entstehung von Karies verantwortlich machen, denn es spielen auch noch die folgenden Faktoren eine Rolle für die Kariesentstehung:

  • Häufigkeit der Mahlzeiten (Zwischenmahlzeiten, „Snacks“)
  • Häufigkeit des Verzehrs (Dauernuckeln an der Flasche)
  • Einwirkungsdauer auf die Zähne
  • Darbietungsform (Saft wirkt anders als Obst)
  • Konsistenz der Nahrung (klebrige Speisen haften länger an den Zähnen)

Studien haben ergeben, dass Milchprodukte die Zähne vor Karies schützen. Milch enthält viel Phosphor und Kalzium, die eine Remineralisierung des Zahnschmelzes fördern. Außerdem scheint zum Beispiel Käse einen hemmenden Einfluss auf die Säure zu haben. Der Verzehr von Käse hebt den pH-Wert im Mund an. Ein niedriger pH-Wert fördert die Demineralisierung der Zähne. Dennoch gibt es das Phänomen des Milchflaschenkaries bei Kindern.

Das Schreckgespenst „Flaschenkaries“ ist wohl jedem bekannt. Ein Kindergebiss, wie es auf den Fotos von Dr. Palmer zu sehen ist, hat vermutlich jeder schon einmal gesehen. Flaschenkaries entsteht, wenn ein Kind lange (tagsüber, zum Einschlafen und auch während der Nacht) aus der Flasche trinkt. Insbesondere zuckerhaltige Getränke sind hier besonders gefährlich. Da viele Eltern inzwischen wissen, dass süße Getränke Karies auslösen, weichen sie auf Fruchtsaft aus, der ja „natürlich“ ist. Doch auch Fruchtsäfte enthalten Zucker und zusätzlich noch Fruchtsäuren, die den Zahnschmelz zusätzlich angreifen.

Durch dauerndes Nuckeln werden die Zähne fortwährend von der Flüssigkeit aus der Flasche umspült, vor allem die vorderen Schneidezähne, da sich die Flüssigkeit durch das Saugen insbesondere im vorderen Mundbereich ansammelt. Die kariesauslösenden Bakterien können sich stark vermehren, da Zucker für sie der ideale Nährboden ist. Andere, sinnvolle Bakterien werden durch dieses vermehrte Wachstum verdrängt.

Bakterien produzieren nur dann Säure wenn Nahrung zugeführt wird. Und nur dann werden die Zähne einem Säureangriff ausgesetzt, den der Speichel in gewissem Maße abfangen kann. Bei dem stundenlangen Nuckeln an der Flasche allerdings, können die Bakterien ohne Pause Säure produzieren, da dauernd Nahrung (Zucker) vorhanden ist. Das heißt, die Zähne werden dauern von Säure angegriffen und letztendlich zerstört. Eine schlechte Mundhygiene tut dann noch ein Übriges.

Befindet sich in der Flasche Milch, die dann länger im Mund verbleibt, entstehen durch die Fermentierung Plaque und Säuren, die den Zähnen schaden.

An diesem Punkt setzen die Bedenken der Zahnärzte gegen das Langzeitstillen und das Stillen in der Nacht ein, denn die Stillen und Muttermilch werden (wie so oft) gleichgesetzt mit Flaschenfütterung und künstlicher Säuglingsnahrung.

Unter Kariogenität wird die Fähigkeit eines Nahrungsmittels, Karies hervorzurufen verstanden. Die Kariogenität eines Lebensmittels hängt davon ab

  • wieviel und welche vergärbaren Kohlenhydrate enthalten sind
  • welche Konsistenz das Nahrungsmittels hat
  • wie lange das Nahrungsmittel im Mundraum verbleibt
Beispiel für hohe Kariogenität: Honig

leicht vergärbare, einfache Kohlenhydrate, klebrige und weiche Konsistenz (muss nicht gekaut werden), haftet gut an den Zähnen (lange Verweildauer an den Zähnen)

Beispiel für niedrige Kariogenität: Vollkornbrot

schlechter vergärbare Mehrfach-Kohlenhydrate, feste Konsistenz (muss gekaut werden, regt dadurch zusätzliche Speichelbildung an), haftet nicht lange an den Zähnenk

Fluorid zur Kariesprophylaxe

Fluoride härten den Zahnschmelz und machen die Zähne weniger anfällig für Karies. Karies ist jedoch keine Fluormangelkrankheit, sondern wird in erster Linie durch schlechte Mundhygiene und falsche Ernährung (zuviel Zucker) verursacht. Ein hoher Zuckerkonsum wird durch die Einnahme von Fluoridtabletten nicht weniger schädlich.

Neuere Studien zeigen, dass die Gabe von Fluoridtabletten nur einen eher geringen Erfolg bei der Kariesprophylaxe bringt. Eine deutlich höhere Wirkung lässt sich durch gesunde Ernährung und regelmäßiges Zähnputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta erzielen, denn Fluorid wirkt fast ausschließlich im direkten Kontakt mit den Zähnen, so dass Fluoridgaben vor dem Durchbrechen der Zähne wenig Sinn machen.

Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Kiefer- und Mundheilkunde statt Tabletten den Gebrauch Fluoridhaltiger Zahnpasta ab dem Durchbruch der Zähne in Kombination mit fluoridhaltigem Speisesalz. Der Fluoridgehalt der Zahnpasta sollte für Kleinkinder 0,05 % und für Schulkinder 0,1 bis 0,15 % betragen. Fluoridtabletten werden nur noch dann empfohlen, wenn fluoridfreie Zahncremes verwendet werden und kein fluoridiertes Speisesalz.

Wird bei einem Kind eine hohe Kariesaktivität bzw. ein hohes Kariesrisiko festgestellt, so müssen zusätzliche Maßnahmen erfolgen, um die Kariesgefährdung zu senken. Hierzu zählen insbesondere eine individuelle Ernährungsberatung sowie die Anwendung von keimreduzierenden Lacken, Gelen oder Spüllösungen.

Zahnärztlich empfohlene Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere und Kinder (leider keine Kassenleistung)

Die Untersuchungen werden in ein zahnärztliches Vorsorgeuntersuchungsheft, den Zahnärztlichen Kinderpass, eingetragen (Quelle: Zahnärztekammer Schleswig-Holstein)

UZ1a Beginn der Schwangerschaft – Beratung der werdenden Mutter. Gebiss der Mutter kariesfrei? Behandlung

UZ1b Ende der Schwangerschaft – Beratung der werdenden Mutter. Gebiss der Mutter kariesfrei? Behandlung (Ansteckungsgefahr für das Kind)

UZ2 Kind 6.–9. Monat – Beratung der Mutter mit Baby (Durchbruch des ersten Milchzahns)

UZ3 Kind 2–2,5 Jahre – Beratung der Mutter zur Vorsorge mit Kleinkind (fast alle Milchzähne durchgebrochen/Milchgebiss vollständig)

UZ4 Kind 3–3,5 Jahre – Früherkennung von Karies und schädlichen Gewohnheiten, Spielerisches Zähneputzen lernen/Ende des Schnullerns

UZ5 Kind 4–4,5 Jahre – Früherkennung von Karies und Zahnstellungsanomalien, Zahnputzkontrolle

UZ6 Kind 5–5,5 Jahre – Früherkennung von Karies (Zahnzwischenräume!) und Zahnstellungsanomalien, Beginnender Zahnwechsel

UZ7 Kind 6–7 Jahre – Früherkennung Karies und Anomalien im frühen Wechselgebiss, Durchbruch erster bleibender Backenzahn

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Das generelle Risiko einer angeborenen Fehlbildung liegt in der Bevölkerung bei 3 %. Jedes 500ste Baby wird mit einer Spaltfehlbildung geboren, was bedeutet, dass diese Fehlbildung die 2.häufigste ist und gleich nach den Herzfehlern kommt. Die daraus resultierende Behinderung ist meist vorübergehend, da sie reparabel ist. Sie kann jeden treffen, denn nur zu 15 % tritt die Spaltfehlbildung in Familien auf, wo bereits Spalten vorgekommen sind. Bei jedem 5. Kind besteht eine familiäre Vorbelastung, die auch Generationen zurückliegen kann.
Insgesamt werden in Deutschland ca. 1500 – 1800 Kinder im Jahr mit der Spaltfehlbildung geboren. Am häufigsten (80 %) sind die einseitigen, durchgehenden Spalten, wo die Lippe, der Kiefer und der Gaumen betroffen sind (im Volksmund „Hasenscharte“ genannt. Mittelalterlicher Sprachgebrauch, mit Vergleichen aus der Tierwelt ist für Betroffene jedoch diskriminierend und sollte unbedingt vermieden werden!). Die Spalte kann auch beidseitig und durchgehend sein, manchmal ist auch nur die Lippe, Lippe plus Kiefer oder isoliert der Gaumen betroffen, die Mikroform ist das gespaltene Zäpfchen.

Die genauen Ursachen sind noch ungeklärt, man vermutet jedoch die wachsende Umweltverschmutzung, Rauchen, Drogen, Medikamente und Alkohol in der Schwangerschaft, schwerer Stress und Vitaminmangel, eine Durchblutungsstörung im Bereich der betroffenen Region in der Frühschwangerschaft im Mutterleib oder Infektionskrankheiten der Schwangeren, die für das Auftreten der Fehlbildung verantwortlich sein könnten. Es müssen aber erst mehrere Faktoren zusammen kommen (multifaktorielle Vererbung), damit sich eine Spaltfehlbildung manifestiert.

Eine gewisse Vorbeugung für Schwangere ist die Einnahme von Folsäure und Vitaminpräparaten, möglichst noch bevor die Schwangerschaft eintritt, sowie eine gesunde Ernährung und die Vermeidung der Risikofaktoren.

Besonders wichtig, sowohl für das Neugeborene mit einer Spaltfehlbildung, als auch für die Mutter ist, dass Mutter und Kind nach der Geburt nicht getrennt werden, damit sofort eine enge Mutter-Kind-Bindung entstehen kann. Generell gilt: wenn das Baby keine anderen Fehlbildungen, Krankheiten oder ein Syndrom hat, ist es ein ganz normales, gesundes Neugeborenes und muss auch so behandelt werden! Genau wie jedes andere Baby muss es sofort nach der Geburt, in einer leicht aufrechten Lagerung an die Brust gelegt werden. Aspirationsgefahr besteht im Allgemeinen nicht, Magensonden sind meist ebenfalls überflüssig. Auch, wenn das Kind evtl. Schwierigkeiten hat die Brust zu erfassen, so ist doch dieser Anfang wichtig, denn hier findet eine Prägung statt. Das Stillen ist gerade für spaltfehlgebildete Babys sehr wichtig! Oft ist das Gesundheitspersonal wenig informiert und sowohl das Personal, als auch die Mutter ist bei den oft schwer fehlgebildeten Mündchen verunsichert. Dabei hat, sowohl die Muttermilch, als auch das Stillen an sich, viele Vorteile für das Kind, denn nur Muttermilch hat eine ideale Nährstoffzusammensetzung und Antikörper, die das Baby vor Infektionen schützt. Der einzigartige Kontakt, der nur das Stillen bietet, fördert die gerade hier so wichtige Mutter-Kind-Bindung und nur die Brust passt sich ideal den veränderten Mundverhältnissen an. Außerdem wird die Mundmuskulatur durch Stillen gestärkt, was jedoch einige Wochen dauern kann. Besonders wenn der Gaumen betroffen ist, muss die Mutter angeleitet werden, Ihre Milch, so schnell wie möglich nach der Geburt abzupumpen, damit die Milchbildung möglichst schnell angeregt wird, da das Baby häufig nicht fähig ist das durch ausreichend starkes Saugen selber zu schaffen. Die alle 2 Stunden abgepumpte Muttermilch kann dann einfach, WAEHREND das Baby an der Brust liegt durch einen „Fingerfeeder“ (eine Spritze mit speziellem Ernähungsaufsatz) in den Mundwinkel des Babys geträufelt werden. Auch das Brusternährungsset ist hilfreich. Mit diesen Methoden der Zufütterung an der Brust ist eine ausreichende Nahrungsmenge, sein Wohlbefinden und die ausreichende Gewichtszunahme gewährleistet und gleichzeitig verbindet das Baby die Mutterbrust mit Wohlbefinden und Sättigung und wird sie somit als Nahrungsquelle akzeptieren. Falls Ihr Kind Schwierigkeiten hat die Brust zu erfassen, können Sie ihm durch bestimmte Handgriffe und Stillpositionen dabei helfen. Der sofortige Kontakt zu einer Stillberaterin IBCLC ist ratsam (www.stillen.org). Selbstverständlich gilt auch hier, wie bei allen Neugeborenen, eine Saugverwirrung durch den Schnuller und Flaschensauger zu vermeiden! Effektives Saugen an der Brust kann nur gelernt werden, wenn dem Kind keine anderen Vergleichsmöglichkeiten angeboten werden und es AN der Brust üben kann (was einige Wochen dauern kann). Seien Sie deshalb entspannt und geduldig! Außerdem sollte möglichst noch am Geburtstag vom Kieferorthopäden oder vom Chirurgen eine Gaumenplatte, auch Mund-Nasen-Trenn-Platte genannt, angepasst werden, die vor allem die Zunge in ihre physiologische Position zurückbringt und auch beim Stillen hilfreich ist.

Die Spaltfehlbildung ist reparabel und wird operativ geschlossen. Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren. Beim mehrzeitigen Konzept wird die Spalte, entweder von Innen nach Außen, oder von Außen nach Innen in unterschiedlichen Lebensmonaten und –jahren geschlossen. Die zweite, neuere Möglichkeit des Spaltverschlusses ist das einzeitige Konzept, auch „Basler Konzept“ genannt, wo die gesamte Spalte, um den sechsten Lebensmonat herum komplett geschlossen wird (www.lkg-ade.ch). In Deutschland wird dieses Verfahren von Prof. Dr. Dr. Robert Sader mit seinem Team im Universitätsklinikum Frankfurt durchgeführt. Trotz viel Polemik zu diesem Konzept, beweist eine Eurostudie, dass alle existierenden Operationskonzepte zu gleich guten Ergebnissen führen! Deshalb ist es wichtig, dass betroffene Eltern, die immer das Beste für ihre Kinder wollen, sich im Vorfeld gut informieren, sich ein persönliches Bild von Arzt und Klinik machen und dann ihre persönliche Entscheidung treffen.

Was das Hören und die Sprachentwicklung angeht, so verläuft diese meist ganz normal. Manchmal ist punktuell logopädische Unterstützung und das Einsetzen von Paukenröhrchen ins Trommelfell nötig, um eine bessere Ohrbelüftung zu erreichen.

Der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe ist empfehlenswert (Selbsthilfevereinigung für Lippen-Gaumenfehlbildungen e.V. Wolfgang-Rosenthal-Gesellschaft, www.lkg-selbsthilfe.de)

Buch-Tipp: Gespaltene Gefühle, Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten von Regina Masaracchia
Der Ratgeber hat die Auszeichnung der „Initiative Stillfreundliches Krankenhaus“ von WHO und UNICEF erhalten.

In der letzten Zeit wurden Eltern mit Berichten, dass „Stillen mit Herzerkrankungen in Verbindung steht“ verunsichert. Den Meldungen zu diesem Thema lag eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie („Duration of breast feeding and arterial distensibility in early adult life: population based study“ von C P M Leeson, M Kattenhorn, J E Deanfield, and A Lucas) zugrunde, die auf einen Zusammenhang zwischen einer Stillzeit von mehr als vier Monaten und einer Versteifung der Arterien hinweist. Die Aussagekraft der Studie ist jedoch sehr fraglich.

Selbst die Autoren dieser Studie kamen zu dem Schluss, dass das Ergebnis ihrer Studie KEINEN Einfluss auf die gegenwärtigen Empfehlungen zur Bedeutung des Stillens hat und die derzeitigen Ernährungsempfehlungen für Säuglinge nicht geändert werden. Die Autoren betonen, dass „sich aus den von uns erhobenen Daten kein ursächlicher Zusammenhang zwischen Stilldauer und Herz-/Kreislauferkrankungen ergibt“. Weiter heißt es „es gab keine direkten Berichte über die Art der Ernährung der Säuglinge und die Dauer der jeweiligen Ernährungsform“. Nur die Erinnerung der Mütter diente als Informationsquelle über die Ernährung im Säuglingsalter der inzwischen zwischen 20 und 28 Jahren alten Probanden. Dabei wurde unterschieden zwischen „entweder ausschließlich mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert“ oder „Muttermilch erhalten“. Es stellt sich die Frage, wie gut das Erinnerungsvermögen der Mütter ist und in wie weit die befragten Frauen ihre Erinnerungen ein wenig zurechtgebogen haben.
Andere Faktoren, die das Ergebnis der Studie beeinflussen könnten, wurden nicht in Betracht gezogen – zum Beispiel, ob ausschließlich oder nur teilweise gestillt wurde, wann und welche Beikost eingeführt wurde.

Ein Schwachpunkt, der auch von den Autoren anerkannt wird: „es lagen nur beschränkt Informationen zur Ernährung in der frühen Kindheit vor“. Es stellt sich daher die Frage, ob die Versteifung der Arterien nicht der westlichen Ernährung anzulasten ist, da sich bei Untersuchungen in anderen Kulturen, in denen deutlich länger gestillt wird, als es in Großbritannien üblich war und ist, keine derartigen Veränderungen feststellen ließen.
Auch Zahl und Auswahl der Probanden ist zu beanstanden.

In anderen Studien wurde regelmäßig eine Verbindung zwischen dem Stillen und einer Verringerung der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt:

  • „Babys, die mit Muttermilch ernährt werden, haben später als Jugendliche niedrigere Blutdruckwerte als Säuglinge, die mit Milchersatzprodukten ernährt wurden. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten scheint einen wesentlichen Einfluss auf den Blutdruck zu haben.“
    aus: Atul Singhal, Tim J Cole, Alan Lucas: Early nutrition in preterm infants and later blood pressure: two cohorts after randomised trials. The Lancet, Volume 357, Number 9254 10 February 2001.
  • „Muttermilch wirkt sich günstig auf die Serum Lp(a)-Konzentrationen beim Säugling aus. Durch das Abstillen wird auf markante Weise die Serum Lp(a)-Konzentration beeinflusst, was darauf schließen lässt, dass in der Muttermilch ein Lp(a)-senkender Faktor enthalten ist. Da wir wissen, dass die frühesten Anzeichen von Arteriosklerose, die Fettstreifen nämlich, sich in den ersten Lebensjahren entwickeln können, kann eine potentiell günstige Wirkung von niedrigem Lp(a) während der ersten 12 Lebensmonate nicht ausgeschlossen werden.“
    aus: Routi,T. et al.: Effect of weaning on serum lipoprotein(a) concentration: the STRIP baby study. Pediatr. Res. 1995; 38(4):522-27
  • „Die Untersuchung von 14- bis 17-jährigen gesunden Jugendlichen ergab, dass diejenigen mit einer kurzen Stilldauer ( sechs Monate) aufwiesen. Die Stilldauer zeigte eine negative Korrelation mit TC und apo B.“
    aus: Bergstrom, E. et al.: Serum lipid values in adolescents are related to family history, infant feeding, and physical growth. Atherosclerosis 1995; 117:1-13

In der Tat mehren sich die Anzeichen dafür, dass die frühe Einführung von anderer Milch als Muttermilch bzw. von Beikost ein Faktor von entscheidender Bedeutung für eine Zunahme der kardiovaskulären Risikofaktoren zu sein scheint.
Erwähnenswert ist die Erklärung im Nachsatz: „Gegenläufige Interessen: Das Zentrum hat bei seinen Studien zu Folgen der Ernährung mit der Säuglingsnahrungsindustrie zusammengearbeitet“.
Schlussendlich bleibt es dabei, dass in der Laienpresse mit der Schlagzeile „Länger als vier Monate stillen schadet“ eine Schlussfolgerung veröffentlicht wurde, die so in der Studie nirgends gezogen wurde, allen bisherigen Erkenntnissen zuwiderläuft und unzählige Eltern verunsichert hat.

Die komplette Studie „Duration of breast feeding and arterial distensibility in early adult life: population based study“ von C P M Leeson, M Kattenhorn, J E Deanfield, and A Lucas kann unter BMJ 2001;322 643-647 oder http://bmj.com/cgi/content/full/322/7287/643 nachgelesen werden.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der viel Wert auf gutes Aussehen gelegt wird. Viele Frauen fürchten, dass sich das Stillen negativ auf ihre Figur auswirken könnte, besonders auf das Aussehen der Brust. Sind diese Ängste gerechtfertigt?

Jede Frau weiß, dass sich ihr Körper während der Schwangerschaft verändern wird und viele sehen diesen Veränderungen mit gemischten Gefühlen entgegen. Bauch und Busen wachsen, die Brustwarzen und Brustwarzenhöfe werden dunkler und es kommt vor, dass sich die Venen unter der Haut sehr viel deutlicher abzeichnen. Manche Frauen leiden unter Wassereinlagerungen, andere unter Krampfadern. Die körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft sind so ausgeprägt, dass sich manche werdende Mutter fragt, ob das tatsächlich noch ihr Körper ist und wie es sein wird, nachdem das Baby geboren ist. Die Verunsicherung kann groß sein und die Berichte von Bekannten und Freundinnen oder aus Frauenzeitschriften über schlaffe Brüste, schwabbelige Bauchdecken und hartnäckig auf den Hüften klebenden Schwangerschaftspfunden tragen dazu bei, dass Ängste regelrecht geschürt werden.

Aber liegt es wirklich am Stillen, dass die Brust hängt und die Frau sich von dem Traum, einen attraktiven Körper zu haben verabschieden muss?

Definitiv nein! Der ganze Körper und die Brust verändern sich durch die Schwangerschaft und nur wenige Frauen werden erleben, dass nach der Geburt alles noch so mädchenhaft sein wird wie zuvor, doch es ist die Schwangerschaft und nicht das Stillen, die zu diesen Veränderungen führen. Es lässt sich an der Brust einige Zeit nach dem Abstillen nicht feststellen, ob die Frau jemals gestillt hat, wohl aber ob sie einmal schwanger war. Außerdem erreichen stillende Frauen statistisch gesehen ihr Vorschwangerschaftsgewicht deutlich früher wieder als nicht stillende Frauen.

Bei den meisten Müttern nehmen die Brüste nach dem Abstillen wieder die Größe an, die sie vor der Schwangerschaft hatten. Die Brustwarzenhöfe können dunkler als vor der Schwangerschaft bleiben und die Montgomerydrüsen zurückweichen. Die Brüste mancher Mütter werden weich und etwas schlaff, doch nach einigen Menstruationszyklen gewinnen sie aber allmählich ihre Festigkeit wieder zurück. In seltenen Fällen verlieren einige Mütter vorübergehend die Fettschicht, die vor der Schwangerschaft in ihrer Brust vorhanden war. Diese Fettschicht bildet sich im Laufe der Zeit allmählich wieder.

Allerdings dauert es einige Zeit, bis die durch die Schwangerschaft verursachten Veränderungen sich wieder zurückbilden und nicht immer wird alles wieder wie vor der Schwangerschaft. Bei Frauen mit einem schwachen Bindegewebe sind mehr Veränderungen zu erwarten als bei Frauen mit einem sehr festen Bindegewebe.

Um den Busen nach der Stillzeit besser aussehen zu lassen, sollten Radikaldiäten vermieden werden. Die Brust sieht voller aus, wenn ausreichend Fettgewebe eingelagert ist. Gymnastik und spezielle Busencremes usw. können objektiv keine Verbesserung bringen, heben aber der allgemeine Wohlbefinden der Frau.

Wichtig ist, dass wir Frauen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass unser Körper mit der Geburt und dem Nähren unserer Kinder eine große Leistung vollbracht hat, auf die wir stolz sein können.