übersetzt aus dem Englischen von eulalie für Rabeneltern.org

1. Zusammen mit dem Baby im Familienbett zu schlafen, hat den großen Vorteil das Stillen für die Mutter während der Nacht zu erleichtern, weil sie nicht aufstehen muss, sondern ihr Kind im Halbschlaf anlegen kann, um danach einfach wieder einzuschlafen. Auf diese Weise sind die Zeiten unterbrochener Nachtruhe weniger anstrengend für die Mutter, denn sie kommt trotzdem in den Genuss eines erholsamen Schlafs. Das Schlafen im Familienbett fördert somit eine längere Stillbeziehung mit allen Vorteilen die diese für Mutter und Kind hat.

2. Der Schlafforscher James McKenna ist der Überzeugung, das gemeinsame Schlafen im Familienbett versetze Eltern in die Lage, ihr Kind aktiv vor dem plötzlichen Kindstod zu bewahren. Er betont, dass so die besten Voraussetzungen vorhanden seien, damit umgehend die richtigen Maßnahmen getroffen werden können, ehe das Kind in eine unangenehme oder gar lebensbedrohliche Notlage gerät.

3. Atemstillstände in den ersten Lebensmonaten sind normal und es ist wahrscheinlich, dass die Atemgeräusche der Mutter/Eltern die kindliche Atmung stimulieren und es so an das weiter Atmen „erinnert“ wird. Selbst wenn dieser Mechanismus nicht funktionieren sollte, die Mutter ist in unmittelbarer Nähe und kann das Kind gegebenenfalls aufwecken. Bei stillenden Müttern, die mit ihrem Kind zusammen schlafen, gleichen sich die Phasen des tiefen Schlafs und des Traumschlafs einander an, so dass die Mütter, selbst während sie schlafen spüren, wenn ihr Baby Probleme hat und sofort erwachen, um es zu versorgen. Wenn das Baby alleine schläft, ist eine solche, vielleicht lebensrettende Maßnahme nicht möglich.

4. Jede Gefahr für das Kind, die während der Nacht entsteht, ist vermindert, wenn ein Erwachsener in der Nähe ist. Babys und Kinder sind verbrannt, sexuell missbraucht worden von Verwandten, die zu Besuch waren, sind aus dem Bett entführt worden, wurden von Haustieren attackiert, sind am eigenen Erbrochenen erstickt, sind gestorben oder wurden schwer verletzt auf die unterschiedlichste Art und Weise. All dies hätte verhindert werden können, wenn ihre Eltern in unmittelbarer Nähe gewesen wären, um ihnen zu helfen.

5. Das gemeinsame Schlafen im Familienbett wird häufig als Ursache für den Tod durch Erstickung verantwortlich gemacht. Diese Gefahr ist nur real unter zwei Voraussetzungen: ein junger Säugling schläft im Wasserbett, was den Säugling daran hindert sich aus einer bedrängten Lage aufrichten zu können oder die Eltern stehen unter dem Einfluss von Drogen (Nikotin, Alkohol, und anderen), die sie daran hindern, für ihr Kind zu sorgen. Außer Frage steht, ein Kind, das droht zu ersticken aus welchem Grund auch immer (Schlaufe eines Kleidungsstücks, die sich um den Hals zuzieht, Erbrechen im Schlaf, Asthmaanfall) wird sehr viel eher einen Erwachsenen wecken, der gleich neben ihm schläft, als einen Schlafenden in einem getrennten Raum.

6. Das gemeinsame Schlafen im Familienbett wird häufig mit sexuellem Missbrauch der Kinder durch ihre Eltern in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Eltern, die eine innige Bindung zu ihren Kindern entwickelt haben, weil sie sich sowohl nachts, als auch tagsüber liebevoll um ihre Kinder kümmern, sind weniger gefährdet, gewalttätig in jeglicher Form gegenüber ihren Kindern zu werden. Umgekehrt, die Tatsache, dass Kinder in ihrem eigenen Zimmer schlafen, war noch nie ein angemessener Schutz vor sexuellem Missbrauchs durch ein Elternteil, sondern macht es für diesen eher einfacher, sein Tun zu verheimlichen.

7. Darüber hinaus kann das gemeinsame Schlafen im Familienbett Kinder vor gewalttätigen Eltern schützen, weil auf diese Weise am ehesten gewährleistet ist, dass alle ausreichend Schlaf bekommen und somit nicht unter permanenten Erschöpfungszuständen leiden, was im allgemeinen die Toleranzschwelle für Gewaltbereitschaft sinken lässt. Das Kind braucht nicht unnötig zu leiden oder zu schreien, damit seine Mutter nach ihm sieht und die Mutter kann es im Halbschlaf stillen und umsorgen. Die ganze Familie erwacht erholt, ohne negative Gefühle dem Kind gegenüber, das nicht durchschläft. Ein überfordertes Familienmitglied ist die größte Gefahr für ein Kind, Opfer von elterlicher Gewalt zu werden. Ein/e gut ausgeschlafene/r Mutter oder Vater genießen das gemeinsame Schlafen, erfreuen sich an ihrem friedlich schlummernden Kind neben ihnen.

8. Das Schreien ist die einzige Möglichkeit für das Baby, sich bemerkbar zu machen, um seinen Eltern zu signalisieren, dass es sie braucht. Endloses Schreien bedeutet Stress für alle Familienmitglieder. Je eher die Bedürfnisse des Kindes gestillt werden, desto eher bekommen alle die Erholung, die sie dringend brauchen und umso mehr Energie ist für den Tag vorhanden. Eine junge Mutter, die zusammen mit ihrem Kind schläft, verinnerlicht die sensiblen Antennen, die zunächst alle Mütter für ihre Neugeborenen haben, und versetzt sie in die Lage, das Kind schneller zu beruhigen, ihm und allen Familienmitgliedern somit unnötigen Stress zu ersparen.

9. Geschwister, die zusammen schlafen, entwickeln häufiger eine tiefere emotionale Bindung zueinander, was sich auch auf ein friedlicheres Miteinander während des Tages auswirken kann. Geschwister, die Tag und Nacht zusammen sind, haben eher die Gelegenheit ein inniges und dauerhaftes Verhältnis zueinander aufzubauen. Babys und Kinder, die während des Tages von ihrer Familie getrennt sind (Eltern arbeiten, Geschwister in der Schule) tanken das Bedürfnis nach Nähe während der Nacht wieder auf.

10. Studien über Patienten im Koma, beweisen, dass die Anwesenheit von einer anderen Person im Raum, Herzschlagfrequenz, Herzrhythmus und Blutdruck des Patienten positiv beeinflussen. Es erscheint vernünftig anzunehmen, dass bei Babys und Kindern ähnliche gesundheitliche Vorteile hervorgerufen werden, wenn sie mit vertrauten Personen im selben Raum sind.

Ein Kind, das Tag und Nacht umsorgt wird, fühlt sich in seinem Glauben an die Liebe und Unterstützung seiner Eltern bestätigt, anstatt mit Gefühlen wie Angst, Ärger und Einsamkeit Nacht für Nacht zurechtkommen zu müssen. Kinder, die sich während der Nacht dicht neben ihren Müttern und/oder Vätern sicher fühlen durften, wachsen zu Erwachsenen heran, die besser mit unausweichlichen Stresssituationen, die das Leben nun mal mit sich bringt, zurecht kommen. John Holt bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Liebe und Geborgenheit in der frühen Kindheit erfahren zu haben, hat nichts mit Verwöhnen gemein, sondern ist wie ein dickes Bankkonto: ein Fundament aus Selbstachtung und Selbstsicherheit, von dem das Kind zehren und die Herausforderungen des Lebens meistern kann.“

 

Der Originaltext kann nachgelesen werden unter:

www.naturalchild.org/home/

– Ten Reasons to Sleep Next to Your Child at Night – von Jan Hunt.

Weitere Quellen:

Dr. James J. McKenna, Professor of Anthropology, Director of the Center for Behavioral Studies of Mother-Infant Sleep, Notre Dame University

John Holt (1923-1985), Autor und Leitfigur der Schulreform (Homeschooling) in den USA

übersetzt aus dem Englischen von eulalie für Rabeneltern.org

So weit man auch zurück denkt, Mütter haben bei ihren Kindern geschlafen, weil dies der natürlichste Weg ist, sein Kind auch während des Schlafes zu beschützen und es dabei selber am bequemsten zu haben. Noch heute ist für die überwiegende Mehrzahl der Menschheit auf unserem Globus gemeinsames Schlafen und nächtliches Stillen untrennbar miteinander verbunden. Erst seit ungefähr 200 Jahren haben Eltern vorwiegend in den westlichen Industrienationen es als normal und biologisch für angebracht erachtet, dass Mutter und Kind getrennt voneinander zu schlafen haben.

Im Schlaflabor der University of California’s Irvine School of Medicine, haben meine Kollegen und ich das Schlafverhalten von Müttern und Kindern beobachtet, die gemeinsam schliefen und die getrennt schliefen. Mit Hilfe von elektronischen Aufzeichnungsgeräten haben wir über den Zeitraum von 3 aufeinander folgenden Nächten Herzfrequenz, Gehirnströme (EEG), Atemfrequenz und Körpertemperatur dokumentiert. Infrarotkameras haben zeitgleich das Verhalten im Schlaf aufgenommen und die Stillhäufigkeit aufgenommen.

Wir fanden heraus, dass Säuglinge, die nachts bei ihren Müttern bleiben, die meiste Zeit mit dem Gesicht der Mutter zugewandt schlafen. Die Bewegungen von Mutter und Kind sind aufeinander abgestimmt, sie wachen beide häufiger auf und verbringen mehr Zeit in aktiven Schlafphasen (= schlafen weniger tief) im Vergleich zu getrennt schlafenden Mutter-Kind-Paaren. Säuglinge, die im Familienbett schlafen, werden meistens doppelt so häufig gestillt, dabei drei mal länger je Stillmahlzeit als die Vergleichsgruppe. Die Säuglinge im Familienbett schreien weniger als die in getrennten Betten. Mütter, die bei ihren Kindern schlafen, bekommen insgesamt gesehen dennoch wenigstens genauso viel Schlaf, wie die getrennt schlafenden Mütter.

Hinzu kommt, dass neben der Sicherstellung nächtlicher Nahrungsversorgung und Fürsorge, das Schlafen bei der Mutter dem Kind ein ständiges Gefühl der Nähe vermittelt durch Berührung, Geruch, Bewegung und Wärme. Diese Stimuli tragen wahrscheinlich dazu bei, die extreme neurologische Unreife des Säuglings zum Zeitpunkt der Geburt zu kompensieren.

Der gemeinsame Schlaf von Mutter und Kind bietet wahrscheinlich für viele Babys Schutz vor dem plötzlichen Kindstod (Sudden Infants Death Syndrom = SIDS), einem so schrecklichen wie rätselhaften Tod. Säuglinge im Familienbett werden häufiger gestillt, haben mehr aktive Schlafphasen und reagieren gewöhnlich instinktiv auf die mütterlichen Aufwachphasen. Die noch unzureichende Fähigkeit des Säuglings, aus dem Schlaf zu erwachen, wurde in einigen SIDS-Untersuchungen als Todesursache vermutet. Lange Tiefschlafphasen verschlimmern diese unzureichende Fähigkeit unter Umständen. Wir nehmen an, dass die psychologischen Gegebenheiten beim gemeinsamen Schlaf von Mutter und Kind, insbesondere wenn das nächtliche Stillen hinzu kommt, manchem Säugling helfen, nicht in einen zu tiefen Schlaf zu fallen. Gleichzeitig ist es für die Mutter einfacher, sofort zu bemerken und zu reagieren, wenn mit ihrem Kind etwas nicht stimmt.

Das Überdenken einer ebenfalls einst weit verbreiteten Praxis, nämlich Säuglinge in der Bauchlage schlafen zu lassen, hat die SIDS-Rate in den USA um mindestens 30 % gesenkt, nachdem die American Academy of Pediatrics die Rückenlage empfohlen hatte.

Die positiven Auswirkungen des gemeinsamen Schlafs von Mutter und Kind sind noch nicht abschließend bewiesen, so dass das Familienbett als Empfehlung zur Vorbeugung gegenüber dem plötzlichen Kindstod für alle Familien noch verfrüht wäre. Die Gefahren des Familienbettes müssen ebenfalls noch fundiert ermittelt werden: Ist die Schlafumgebung insgesamt auf die Bedürfnisse von Babys abgestimmt, inklusive geeigneter Matratzen, Decken, …? Sind die Eltern Raucher? Oder nehmen sie Drogen oder konsumieren Alkohol? (Dieses scheinen die Ursachen zu sein in den seltenen Fällen, in denen Mütter ihre Kinder während des Schlafes erdrückten).

Weil das gemeinsame Schlafen von Mutter und Kind sich jedoch bei unseren Vorfahren so gut bewährt hat, sollten wir in Zukunft unsere Kindern daran wieder teilhaben lassen.

Dieser Artikel ist mit freundlicher Genehmigung von Dr. McKenna bei Rabeneltern.org veröffentlicht und kann im Original mit dem Titel „Bedtime Story: Co-sleeping-Research“ bei www.naturalchild.org nachgelesen werden.

Fast alle Eltern fürchten sich vor den so genannten negativen Baby-Effekten. Brüllende Babys und durchwachte Nächte, kranke Kindern und genervte Eltern gelten schon fast als „normal“. Dass diese Effekte jedoch keineswegs naturgegeben sind, sondern praktisch immer Folge von Erfahrungen in der frühen Postpartalzeit sind, wird noch immer nicht ausreichend berücksichtigt trotz vielfacher Erkenntnisse über diese wichtige Periode (1,2).

Drei Faktoren haben dazu geführt, dass wir uns neuerdings mit heftigen Diskussionen der Frage stellen, wo das Neugeborene schlafen sollte. Das sind erstens neue Erkenntnisse über das Phänomen des Krippentods oder Plötzlichen Kindstods (SIDS), zweitens die zunehmenden Einsichten in die Denkweisen der so genannten Evolutionsmedizin, und drittens die wachsende Anerkennung des evidenzbasierten Denkens, das seit mehreren Jahren die medizinische Beratungspraxis beeinflusst, ja, revolutioniert hat – vor allem in angelsächsischen Ländern. Alle drei Phänomene haben dazu geführt, dass wir zunehmend hinterfragen, wie wir mit Neugeborenen umgehen: Warum wir welche Maßnahmen durchführen, was die wissenschaftliche Basis unseres Handelns sei, und ob wir die potenziellen Folgen unserer Empfehlungen ausreichend berücksichtigen bzw. berücksichtigt haben?

Biologische Grundlagen
Die Biologie des Menschen, auch die des Neugeborenen, ist an bestimmte Lebensvoraussetzungen angepasst, und diese Anpassung hat sein Überleben über Jahrmillionen garantiert. Infolgedessen braucht und „erwartet“ der Organismus diese Rahmenbedingungen, um seine Funktion darauf einzustellen. Auch der Stoffwechsel des neugeborenen Menschen wartet auf bestimmte Reize (Stimuli), um optimal zu funktionieren (3). Hierzu gehört die „Erwartung“ an praktisch ununterbrochenen Zugang zu Muttermilch, an ständige körperliche Nähe eines anderen Menschen während der ersten Lebensmonate. Sowohl der kindliche Organismus (Steuerung des Verdauungs-, Wachstums-, Immun- und Atemstoffwechsels) als auch die mütterliche Physiologie (Steuerung und Aufrechterhaltung einer langfristigen Muttermilchbildung) gehen von gegenseitigem Dauerkontakt aus.
Aus dieser Sicht erscheint es dann auch selbstverständlich, dass gerade auch nachts Körperkontakt bestehen sollte, damit die beiderseitige Physiologie optimal aufrecht erhalten wird. Ohne Co-Sleeping muss daher mit Störungen wesentlicher Körperfunktionen bei Mutter und Kind gerechnet werden (4), und auch die psychosozialen Reaktionen werden anders verlaufen als mit Co-Sleeping (1). Diese können zwar kompensiert oder abgemildert werden, doch muss Separatschlafen als bedeutsamer Risikofaktor sowohl für die mütterliche als auch die kindliche (und die väterliche) Physiologie und Entwicklung angesehen werden (3). Insbesondere ist Co-Sleeping erforderlich um vitale Risiken wie SIDS zu minimieren, um mütterliche Berufstätigkeit beim Stillen zu ermöglichen und um ein volles Stillen über den dritten Lebensmonat hinaus zu ermöglichen.

Biologie eliminiert alten Schlafrhythmus
Der Schlaf einer frisch entbundenen Mutter ist auf jeden Fall anders als vor der Schwangerschaft. Unter biologischen Bedingungen hatte und hätte ein Neugeborenes nur dann eine Überlebenschance, wenn seine Mutter sich ihm rund um die Uhr intensiv widmet, jedes seiner Bedürfnisse wahrnimmt, unmittelbar und adäquat auf seine Signale reagiert, es wärmt, schützt und bewacht (5). Diese gewaltige Anstrengung kann eine Mutter aber nur leisten, wenn sie immer gerade dann wach ist, wenn das Kind wach ist und dann schläft, wenn das Kind schläft. Wann, wie und wie lang dauernd diese Schlaf- und Wachphasen sein werden, ist jedoch von Kind zu Kind verschieden, sodass es biologisch keinen Sinn machen würde, wenn die Mutter postpartal ein fixes neues Schlafmuster hätte, sozusagen qua Parität automatisch ein solches entwickeln würde. Viel mehr Sinn macht es, das alte Schlafmuster der Frau aufzubrechen, auszulöschen, und auf eine individuelle Neuprogrammierung in direkter Beziehung zu den Bedürfnissen des jeweiligen Neugeborenen zu setzen (McKenna 1996).
Diese individuelle Neuprogrammierung bewirkt, dass sich die Schlafrhythmen von Mutter und Kind synchronisieren. Und zwar in dem Sinne, dass die Mutter ihre Schlafzyklen verkürzt, ihre Tiefschlafphasen rascher erreicht als früher, und ebenfalls rascher aus diesen herauskommt, und zwar in fein abgestimmter Parallelität mit dem Kind (Elias et al. 1986). Bei gelungener Synchronisierung erreichen Mutter und Kind ihre tieferen und flacheren Schlafphasen weitgehend simultan (6).
Schon in den letzten Wochen der Schwangerschaft schläft eine Frau nicht mehr wie zuvor. Sie lauscht zunehmend auf Signale vom Kind, ist unruhiger, leichter zu wecken. Postpartal ist eine neue Mutter, und sei die Geburt noch so strapaziös gewesen, typischerweise „überhaupt nicht müde“, sondern will sich langanhaltend mit ihrem Kind beschäftigen (7) – selbst bei längerem Schlafmangel schon vorher.
So eliminiert die Biologie den alten Schlafrhythmus der Frau und bereitet ihn auf eine gründliche Neuprogrammierung vor. Unter „natürlichen“ Bedingungen liegen Mutter und Kind ab dem Moment der Geburt gemeinsam beisammen und reagieren kontinuierlich aufeinander. Bei Bewegungen oder Geräuschen des Babys wird die Mutter diese bemerken, aufmerksam beobachten, das Baby ansprechen, es an die Brust nehmen. Wenn das Kind einschläft, wird auch die Mutter einschlafen, jedoch sofort erwachen bei den geringsten Signalen von Seiten des Kindes8.
Innerhalb weniger Tage postpartal – meist etwa 72 Stunden – laufen die beiden Schlafrhythmen weitgehend parallel, was fortan die Interaktion zwischen Mutter und Kind wesentlich erleichtert (Mosko et al. 1993). Der frühe Dauerkontakt ist instrumentell für eine effektive Mutter-Kind-Interaktion (9, 10).

Erschöpfender Schlaf? Erholsamer Schlaf!
Das Schlaflabor von James McKenna in USA hat frühkindlichen Mutter-Kind-Schlaf systematisch studiert. Mit Infrarot-Videoaufnahmen von Mutter-Kind-Paaren verglich er das Schlafverhalten und das Schlaf-EEG ein und derselben Mutter einmal mit dem Kind Seite and Seite im mütterlichen Bett, und dann mit dem separatschlafenden Kind im eigenen Bettchen unmittelbar neben dem mütterlichen Bett.
Morgens befragt, wie oft ihr Kind nachts an der Brust war, erinnerten sich die Co-Sleeping-Mütter nur an jede zweite Stillepisode die wirklich stattgefunden hatte. Tatsächlich waren die Co-Sleeping-Babys im Schnitt 5,3-mal pro Nacht (Range drei- bis zehnmal) an der Brust (McKenna et al. 1994). Kinder die separat schliefen wurden durchschnittlich 2,3-mal (Range eins bis vier) pro Nacht gestillt. Darüber hinaus waren die Stillepisoden kürzer bei Co-Sleeping-Mutter-Kind-Paaren: 12,2 (3,3 bis 28) Minuten gegenüber 23,4 (19,5 bis 32) Minuten bei Familien die getrennt schliefen (8).
Die konventionelle Meinung geht davon aus, dass ein ununterbrochener sechs- bis achtstündiger Schlaf erholsam ist. Mütter, die sich mehrfach nachts durch das Geschrei eines hungrigen und/oder ängstlichen Säuglings aus dem Tiefschlaf wecken lassen müssen, sind nach wenigen Wochen vollkommen erschöpft. Sie sehnen sich nach nichts mehr als nach einer guten Nachtruhe, und für diese würden sie sehr viel hergeben. Es ist daher vollkommen verständlich, dass die frühkindliche Erziehung der letzten 50 Jahre, die getrenntes Schlafen als Standard eingeführt hat, ebenso auf ein baldiges „Durchschlafen“ des Kindes setzte, ja, setzen musste, um eine Belastung der Eltern-Kind-Beziehung zu vermeiden. Alle möglichen Tricks wurden bemüht um das als „Schlafstörung“ erlebte nächtliche Verhalten des Kindes zu steuern11: von abendlicher Kunstmilch- oder gar Breifütterung über „Schlaftees“, sogar Mohnsäckchen, bis hin zu behavioristischen Ansätzen interventionistischen „Schlaftrainings“ (siehe z. B. „Jedes Kind kann schlafen lernen“, Anmerkung Redaktion Rabeneltern). Das in der Situation des Separatschlafens verständliche Bemühen um das Durchschlafen wird aber zum Risiko. Die Milchmenge kann so nicht bedarfsgerecht aufrechterhalten bzw. gesteigert werden, da die nächtlichen Stillepisoden fehlen, die für einen anhaltend hohen Prolaktinspiegel besonders wichtig sind. Es ist daher kein Wunder, dass separatschlafende Mütter selten über den vierten Lebensmonat hinaus voll stillen (12).
Schläft das Kind im Bett der Mutter hingegen, so wird ihr Schlaf weit weniger gestört. Schon die ersten motorischen Anzeichen des Kindes, das sich aus seiner Tiefschlafphase herausbewegt, werden im Unterbewusstsein registriert und führen die Mutter in eine flachere Schlafphase. Wenn das Kind dann erwacht und Schnalz- und Schmatzgeräusche von sich gibt, ist die Mutter gerade wach genug, es an die Brust zu nehmen. Ist es einmal gut angelegt und trinkt gleichmäßig, gleitet die kaum aus dem Halbschlaf erwachte Mutter schon wieder in eine tiefere Schlafphase. Die gesamte Dauer der Schlafunterbrechung war nur wenige Minuten, vielleicht sogar nur wenige Sekunden (12).

Mutter-(Vater)-Kind
Damit sich die Muttermilchproduktion dem steigenden Bedarf anpassen kann, wird es nach dem vierten Lebensmonat unerlässlich, dass nachts Prolaktin ausgeschüttet wird. Mütter die getrennt von ihren Babys schlafen bemerken typischerweise spätestens jetzt ein unruhiges, unzufriedenes Kind und stellen mit Recht fest, dass sie nicht mehr genügend Milch haben. Gewöhnlich wird darauf mit Kunstmilchzufütterung reagiert, was in aller Regel das Abstillen innerhalb weniger Wochen einleitet. Für die überwiegende Mehrzahl aller Mütter ist es daher erforderlich, mit dem Kind gemeinsam zu schlafen, wenn sie, wie inzwischen weltweit empfohlen wird, mindestens sechs Monate ausschließlich stillen sollen und wollen. Co-Sleeping ist eine der erfolgreichsten Methoden, eine nicht mehr ausreichende Milchmenge wieder bedarfsgerecht zu steigern.
Ein weiterer Grund für versiegende Milchproduktion ist mütterliche Erschöpfung (siehe oben), die ebenfalls typischerweise nach etwa drei bis vier Monaten einsetzt. Auch diese kann nur in Grenzen gehalten werden, wenn durch Co-Sleeping die mütterliche Schlafunterbrechung minimiert wird.
Ohne Zweifel sind die Erfahrungen der frühesten Kindheit von Bedeutung für die Entstehung der Eltern-Kind-Beziehung (9, 13, 14). Außer dem Schlaf- wird auch das gesamte Interaktionsverhalten hier geprägt, und zwar nachhaltig (11, 1, 10, 15, 16). Es ist nicht zu früh, Korrelationen zwischen der Art der Versorgung Neugeborener und späteren psychosozialen Schwierigkeiten zu postulieren, denn schon das, was wir aus Beobachtungen und Studien bei Säugetieren und Primaten wissen, sollte uns die Bedeutung der frühesten kindlichen Erfahrungen weit ernster nehmen lassen als vielfach angenommen wird (13, 17, 18). Ein weinendes Neugeborenes mit Missachtung zu behandeln (11) sollte als potenziell schwerwiegende Traumatisierung betrachtet werden, auch wenn systematische Studien dazu noch unvollständig sind (17, 19, 20). Interessanterweise hatten faschistische Regimes wie die Nationalsozialisten früh begriffen, dass wesentliche Sozialisationselemente mit der ersten Lebensstunde beginnen und bereits den ersten Schrei mit erzieherischen, „dem Volkswohl dienenden“ Intentionen begleitet (21). Co-Sleeping, sowie jede Art von körperlicher Nähe, war auf jeden Fall ein Horror für den Staat, der unselbständige, selbstverleugnende und möglichst gefühllose Heloten heranzüchten wollte. Reste dieser Furcht vor „Verweichlichung“ sind noch verbreitet anzutreffen (22).
Zu wenig Berücksichtigung hat bisher die Rolle des Vaters gefunden (23), der ebenfalls durch das Co-Sleeping eine besonders intensive Bindung zu seinem Kind aufbaut (24) (ohne dass von einer Beeinträchtigung der Sexualität des Paares die Rede sein muss). Wie sehr dies früher üblich war, berichtet die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren.

SIDS-Risiko
Apnoen sind ein normaler Bestandteil des menschlichen Schlafs. Aus einer solchen Phase weckt sich der Organismus selbst mithilfe einer so genannten Weckreaktion auf, welche dann die regelmäßige Atmung wieder einsetzen lässt. Säuglinge, und vor allem etwas unreifere Kinder, können diese Weckreaktion noch nicht zuverlässig selbst initiieren. Sie sind daher gefährdet, während einer Apnoephase keine rechtzeitig erfolgende Weckreaktion zu bekommen und so in die lebensgefährliche Hypoxie zu rutschen (6,8,4). Sie brauchen ständige Stimulation von außen, um ihre eigenen zerebralen Weckreaktionen durchführen zu können: Licht, Geräusche, Bewegung, Gerüche, Temperaturschwankungen, Luftbewegungen, Stimulation des Gleichgewichtsorgans- alle diese sensorischen Reize helfen dem Baby, in oberflächlicheren Schlaftiefen zu verbleiben und so leichter eine Weckreaktion zu initiieren (25). Tiefer Schlaf ist für kleine Babys gefährlich, ebenso wie sensorische „Sendepausen“. Das „ruhige“, abgedunkelte, überwärmte Kinderzimmer kann zur tödlichen Falle für Babys werden, wie Tausende von Death Scene Untersuchungen gezeigt haben. Dies erklärt, warum gestillte Kinder und vor allem gemeinsam schlafende Kinder drastisch reduzierte SIDS-Risiken haben (26).
Rauchenden Eltern und solchen, die Drogen benutzen, sollte vom Co-Sleeping abgeraten werden. Ebenso kann es epileptischen Elternteilen nicht empfohlen werden sowie solchen, die sedierende Medikamente nehmen. Hier muss auch immer das Risiko, das vom Vater ausgehen könnte, mitbedacht werden, denn normalerweise und wünschenswerterweise wird Co-Sleeping mit beiden Eltern erfolgen. Das Bett muss sicher sein, darf keine gefährlichen Ritzen oder Strangulierungsrisiken aufweisen. Wasserbetten sind nicht ratsam.

Da sind sich alle Babys einig
Die Verknüpfung einer Ganztagstätigkeit mit ausschließlichem Stillen ist bisher wenig beschrieben worden, jedoch durchaus erfolgreich über viele Monate zu bewerkstelligen (27). Co-Sleeping spielt dabei eine zentrale und unabdingbare Rolle.
Der gemeinsame Mutter (bzw. Eltern)-Kind-Schlaf ist eine Jahrmillionen alte Selbstverständlichkeit des menschlichen Lebens gewesen. Ihn in die Schmuddelecke unzivilisierten Durcheinanders abgedrängt zu haben, erweist sich zunehmend als erhebliches Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind, als schwere Belastung für die Entwicklung der Eltern-Kind-Interaktion und als gravierender Fehler in der Entwicklung der modernen Gesellschaft. Zwar lernen Babys rasch, doch die Hoffnung, dass dieses Lernen wünschenswert sei, scheint sich als irrig herauszustellen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Betreuer in der Neugeborenenperiode ist es daher, Rahmenbedingungen mit auf zu bauen, damit Mutter und Kind (und Vater) jene Interaktionen lernen, die eine friedliche Säuglingszeit mit erfolgreichem Langezeitstillen ohne mütterliche Erschöpfung ermöglichen. Die Synchronisierung der mütterlichen und kindlichen Schlafrhythmen, die nur in den ersten postpartalen Tagen leicht erfolgen kann, erfordert Co-Sleeping von Anfang an. Säuglingszimmer, in denen nächtens alleingelassene Kinder dutzendweise brüllen (11), werden hoffentlich bald der Vergangenheit angehören. Baby-gesteuertes Stillen erfordert Co-Sleeping – da sind sich alle Babys einig.

Literatur:

1 Bowlby J. Attachment and loss. New York: Basic Books, 1982
2 Laudeslager ML, Ryan SM, Drygan RC, Hyson RL. Coping and immunosuppression: Inescapable but not escapable shock suppresses lymphocyte proliferation. Science 1983; 221:568-70.
3 Odent M. Primal Health. London: Century, 1986
4 Hoppenbrouwers T, Hodgman JE, Harper RM, Sterman M. Temporal distribution of sleep states, somatic activity and autonomic activity during the first half year of life. Sleep 1982; 5:131-44.
5 McKenna JJ, Thoman EB, Anders TF, Sadeh A, Schechtman VL, Glotzbach SF. Infant-parent Co-Sleeping in evolutionary perspective: Imperatives for understanding infant sleep development and SIDS. Sleep 1993; 16:253-282.
6 McKenna JJ, Mosko S, Dungy C, McAnninch J. Sleep and arousal patterns of Co-Sleeping human mother/infant pairs: a preliminary physiological study with implications for the study of SIDS. American Journal of Physical Anthropology 1990; 83:331-347.
7 Bourne M. The sleep of a mother after birth. Midwives Chron 1983; 8/1983:27.
8 McKenna JJ, Mosko S. Evolution and infant sleep: an experimental study of infant parent Co-Sleeping and its implications for SIDS. Acta pediratrica supplemnet 1993; 399:31-6.
9 Rosenblatt JS. Nonhormonal basis of maternal behavior. Science 1967; 156:1512-4.
10 Klaus MH. Mutter-Kind-Bindung. Über die Folgen einer frühen Trennung. München: Kösel Verlag, 1987
11 Beekman D. The mechanical baby: a popular history of the theory and practice of child raising. New York: Meridian, 1977
12 McKenna JJ, Bernshaw NJ. Breastfeeding and infant-parent Co-Sleeping as adaptive strategies: are they protective against SIDS? In: Stuart-Macadam P, Dettwyler KA, ed. Breastfeeding- biocultural perspectives. New York: Aldine de Gruyter, 1995: 265-304.
13 Salk L. What every child would like his parents to know. New York: 1972
14 Trouse MA, Klaus MH, Kennell JK. Maternal behavior in mammals. In: Klaus MH, Kennel JH, ed. Parent-infant bonding. St. Louis: Mosby Co., 1982: 130-150.
15 Newton N. Psychological differences between breast and bottle feeding. American Journal of Clinical Nutrition 1971; 24:993-1003.
16 St.James-Roberts I. Persistent crying in infancy. Journal of Child Psychology and Psychiatry 1989; 30:189-195.
17 Wadsworth ME. Delinquency, pulse rates and early emotional deprivation in a national sample of children. Brit. Journ. of Criminology 1976; 316:145-56.
18 Harlow HF, Harlow MK, Hansen EW. Maternal behavior in mammals following maternal deprivation in infancy. In: Rheingold HR, ed. Maternal behavior in mammals. New York: John Wiley & Sons, 1963:
19 Rice R. Infant stress and the relationship to violent behaviior. Neonatal Network 1985;(April 1985).
20 Hersher L, Richmond J, Moore A. Modifiabiility of the critical period for the development of maternal behavior in sheep and goats. Behavior (an International Journal of Comparative Ethology) 1963; 20:311-20.
21 Haarer J. Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. München: F.J. Lehmanns, 1940
22 Palmer G. Kicking the baby out of bed. In: Palmer G, ed. The politics of breastfeeding. London: Pandora, 1993: 107-8. (Kitzinger S, ed.
23 Sobrinho LG, Nunes MCP, Calhaz-Jorge C. Hyperprolactinemia in women with paternal deprivation during childhood. Obstetrcs and Gynaecology 1984; 64:465-8.
24 Sears W. Schlafen und Wachen. Ein Elternbuch für Kindernächte. Zürich: La Leche Liga, 1996
25 Tuck SJ, Monin P, Duvivier CD, May T, Vert P. Effect of a rocking bed on apnoea of prematurity. Arch Dis Child 1982; 57:475-7.
26 Thevenin T. The Family Bed. Minneapolis: 1976
27 Perl FM. Berufstätigkeit und Stillen: Praktische Aspekte einer vergessenen Selbstverständlichkeit. In: Scherbaum, V., Perl, F.M., Kretschmer, U., Hsg.. Stillen und frühkindliche Ernährung. Köln: Dt. Ärzteverlag, 2003: im Druck.

Veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Friederike M. Perl

Gründer/Leiter der Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen am LKH Mödling, Österreich

 

Schlafen, Alleinsein, Finsternis

Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.).

Schlafen, Loslassen

Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach?

Zwei Arten von guten Schläfern: die echten und die resignativen

Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen.

Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem

Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden („Fremdeln“). Die Angst, die damit einhergeht („Achtmonatsangst“), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen?

Das Schlafparadoxon

Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern.

Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen.

Individueller Schlafbedarf

Jedes Kind braucht, wie übrigens erwachsene Menschen auch, eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27).

Behinderung der Selbstregulation

Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit.

In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können.

Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen

Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen.
Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten.

Jedes Kind kann schlafen lernen

Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit.

Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan.

Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.

Mit freundlicher Genehmigung für Rabeneltern.org von Prim. Dr. Franz Paky

(aus „Mothering“ , Nov/Dec 1998)

übersetzt von Rabeneltern.org mit freundlicher Genehmigung von „Mothering“

Wir Menschen verbringen ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen. Dabei ist es keineswegs Zufall, wie wir das tun. Wie wir schlafen, mit wem wir den Schlafplatz teilen und wo wir schlafen, ist abhängig von Kultur und Gewohnheit und Teil der Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte schliefen Babys und Kinder bei ihren Müttern oder möglicherweise bei beiden Eltern. Unsere frühen Vorfahren lebten in kleinen Gruppen, die von der Jagd und in einer Gemeinschaft lebten, und man kann davon ausgehen, dass es in ihren Unterkünften keine unterschiedlichen Schlafplätze für Eltern und Kinder gab. Erst vor 200 Jahren wurde es in einigen Kulturen üblich, Wohnungen mit mehr als einem Raum zu bauen. Bis heute ist der Luxus solcher den reicheren Gesellschaften vorbehalten. Die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt lebt immer noch in Häusern oder Wohnungen, die aus einem Raum bestehen, in dem sich das gesamte Familienleben abspielt.

Der Anthropologe John Whiting entdeckte (neben anderen Verhaltensweisen) einen einfachen Zusammenhang zwischen den Klimaverhältnissen und dem gemeinsamen Schlafen von Eltern und Kindern. Er untersuchte 136 verschiedene Kulturen und stellte fest, dass es vier typische Schlafarrangements in Familien gibt: Mutter und Vater im gleichen Bett und das Baby in einem anderen Bett; Mutter und Baby gemeinsam und der Vater irgendwo anders, alle Mitglieder der Familie in unterschiedlichen Betten und alle Mitglieder der Familie zusammen in einem Bett. Das Muster, das in den verschiedenen Kulturen am häufigsten auftrat, war, wie Whiting entdeckte, Mutter und Kind schliefen in einem Bett und der Vater an einem anderen Schlafplatz (50 Prozent der 136 Kulturen). Bei anderen 16 Prozent schlief das Baby bei Mutter und Vater. Viele dieser Kulturen, schrieb er, waren polygam, d.h. der Vater „wanderte“ zwischen den Haushalten und Betten umher, und die beständige Größe war tatsächlich, dass immer die jeweilige Mutter mit ihren Kindern das Bett teilte. Whiting fand auch einen Zusammenhang mit den klimatischen Verhältnissen heraus. Männer und Frauen (das heißt, Paare) schlafen in den Ländern, wo die Temperatur im Winter unter 50 Grad fällt, routinemäßig gemeinsam – vermutlich in erster Linie der Wärme wegen. In den Ländern jedoch, in denen das Klima wärmer ist, haben sie häufig ganz verschiedene Schlafarrangements. Der Schlafplatz der Babys wiederum passt sich in der Regel an eine andere klimatische Situation an – sie schlafen normalerweise in den Ländern mit warmen Klimazonen bei ihrer Mutter, in den kälteren Klimazonen sind sie jedoch oft in Decken gewickelt und auf ein Wiegenbrett gegurtet, um den Wärmeverlust herabzusetzen. Diese Kulturen machen jedoch nur eine kleine Minderheit der menschlichen Bevölkerung aus.

In fast allen Kulturen rund um den Globus schlafen Babys bei einem Erwachsenen, während ältere Kinder bei Eltern oder anderen Geschwistern schlafen. Es ist nur in den industrialisierten westlichen Gesellschaften wie in Nordamerika und in einigen Teilen von Europa so, das der Schlaf eine Privatangelegenheit geworden ist. Der Westen hebt sich tatsächlich vom Rest der Menschheit ab, wenn es um den Schlafplatz der Kinder geht. In einer Untersuchung von 186 nichtindustriellen Gesellschaften schliefen 46 % der Kinder im gleichen Bett wie ihre Eltern und 21 % in verschiedenen Betten, aber in demselben Raum wie die Eltern. Das heißt, in 67 % der Kulturen auf der Welt schlafen Kinder in der Nähe von anderen. In keiner der 186 untersuchten Kulturen schlafen Babys vor ihrem ersten Geburtstag alleine. In einer anderen Studie, in der 172 Gesellschaftsformen verglichen wurden, fand man heraus, dass alle Kinder den Schlafplatz mit anderen teilen, und wenn es nur für einige Stunden ist. Die USA ragen dabei durchweg als die einzige Gesellschaft heraus, in der Babys routinemäßig in ihre eigenen Betten und in ihre eigenen Räume gelegt werden.

Die Anthropologin Gilda Morelli verglich die Schlafgewohnheiten in den USA mit der einer Gruppe Maya-Indios in Guatemala. In allen Fällen schliefen die Babys der Indios im ersten und oft auch im zweiten Lebensjahr bei ihren Müttern. In mehr als der Hälfte der Fälle war der Vater auch dabei, oder er schlief bei den älteren Kindern in einem anderen Bett. Mayamütter bemerkten das nächtliche Stillen oft gar nicht, weil sie sich einfach zum Kind drehten und eine Brust freimachten, wenn das Baby Hunger hatte, während sie selbst recht schnell wieder einschliefen. Bei der vergleichbaren US-Gruppe wurden drei der Babys von Geburt an in einem separaten Raum schlafen gelegt, und keines der 18 Kinder schlief regelmäßig im Bett der Eltern. Bis zum Alter von drei Monaten schliefen 58 Prozent der Babys bereits in einem anderen Raum; und bis zum Alter von sechs Monaten waren alle bis auf drei in einen anderen Schlafraum umgezogen. Es überrascht nicht, dass 17 der 18 amerikanischen Eltern berichteten, nachts zum Füttern richtig wach gewesen zu sein.

Unterschiede zwischen den zwei Kulturen bezüglich der Grundeinstellung zum Schlaf im allgemeinen waren sehr offensichtlich. Amerikanische Eltern verwendeten Schlaflieder, Geschichten, spezielle Kleidung, Baden und Spielzeuge, um das Einschlafen zu ritualisieren, während Mayaeltern ihre Babys einfach einschlafen ließen, wenn sie müde waren. Als der Forscher den Mayamüttern erklärte, wie Babys in den USA ins Bett gebracht wurden, reagierten diese entsetzt und brachten ihre Missbilligung und ihr Mitleid mit den amerikanischen Babys zum Ausdruck, die alleine schlafen mussten. Sie sahen ihre eigene Haltung zum Schlafen als Teil einer größeren Verpflichtung ihren Kindern gegenüber, eine Verpflichtung, in der weniger die praktische Betrachtung eine Rolle spielte. Es machte ihnen nichts aus, dass sie kein Privatleben hatten oder wenn sich das Baby nachts meldete – die Nähe zwischen Mutter und Baby auch während der Nacht gehörte für sie ganz selbstverständlich zum Elternsein dazu.

Die amerikanischen Eltern hingegen, die ihre Babys regelmäßig bei sich schlafen ließen, gaben an, dies aus „pragmatischen“ Gründen zu tun, (vermutlich wegen des Stillens oder, um ein ängstliches Baby zu trösten), obwohl sie der Meinung waren, dass das gemeinsame Schlafen angeblich die Abhängigkeit der Kinder förderte. Anders als die Mayas hielten sie diese Abhängigkeit für beunruhigend und meinten, das sei für die emotionale und psychische Entwicklung der Kinder schädlich. Sie quartierten ihre Babys so schnell wie möglich aus dem Elternschlafzimmer aus, normalerweise bis zum Alter von sechs Monaten; und sie drückten einerseits die Notwendigkeit aus, dem Kind einen Weg in die Unabhängigkeit zu ermöglichen, sowie andererseits den eigenen Wunsch nach mehr Privatsphäre. Sie glaubten auch, dass diese Trennung weniger traumatisch sein würde, wenn sie früh, anstatt später vollzogen wird. Wie eine Mutter es formulierte: „Ich bin auch ein menschliches Wesen, und ich verdiene es, etwas Zeit und Privatleben für mich zu haben.“ Vielen Müttern wurde auch von den Kinderärzten oder anderen Experten in Sachen Babysicherheit erklärt, dass es für das Baby sicherer ist in einer Wiege oder einem Bettchen alleine zu schlafen, und daher folgten sie diesem Rat und gingen davon aus, das Richtige zu tun.

Die Unterschiede bezüglich der Haltung zwischen Kulturen kann möglicherweise in Arbeiten deutlicher herausgearbeitet werden, die sich mit Immigranten beschäftigen, die von einem Kulturkreis in einen anderen wechseln. Es wird deutlich, dass die Einstellung zum Schlaf des Säuglings eine der Traditionen ist, die unter dem Druck des Landes, in das eingewandert wird, zu allerletzt angepasst werden. Oder andersherum: in diesem Punkt halten Immigranten an den Traditionen ihrer Heimatländer am längsten fest. So lassen asiatische Eltern- d.h. Menschen aus Indien. Pakistan oder Bangladesh -, die nach England eingewandert sind, ihre Babys weiterhin bei sich schlafen, selbst wenn dieses in England nicht das vorherrschende Muster oder das ist, was von der Britischen Gesundheitspflege befürwortet wird. Und in den USA, in denen das getrennte Schlafen von den Kinderärzten und von dem größten Teil der Gesellschaft befürwortet wird, bleiben ethnische Nischen, in denen das gemeinsame Schlafen mit dem Baby selbstverständlich ist. Bei Minderheiten, die sich nicht nach den Regeln der weißen Amerikaner richten, schlafen in der Regel auch die Babys bei den Müttern bzw. Eltern. In einer Studie, die sich mit den Hispanic-Amerikanern in Ostharlem in New York City beschäftigte, stellte man fest, dass 21 Prozent der Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren bei ihren Eltern schliefen, bei der vergleichbaren Stichprobe der weißen Mittelschichtkinder waren es hingegen nur 6 Prozent. Achtzig Prozent der Kinder aus hispanischen Familien schliefen nachts im gleichen Raum wie ihre Eltern und dies war nicht allein von den räumlichen Gegebenheiten abhängig.

Aber neue Immigranten sind nicht die einzige Gesellschaftsgruppe, die sich in ihren Schlafgewohnheiten in bezug auf die Kinder von anderen unterscheidet. In einem Vergleich von weißen und afrikanischen Amerikanern sagten 55 Prozent der weißen Eltern und 70 Prozent der schwarzen Eltern, dass ihre Babys bei ihnen schliefen. Bei weißen Amerikanern fand das gemeinsame Schlafen mit ihren Kindern hauptsächlich dann statt, wenn die Babys Schlafprobleme hatten – wobei das als mehrmaliges Aufwachen pro Nacht definiert war – oder wegen der Ambivalenz einer Mutter in bezug auf ihre Elternrolle. In dieser und anderen Studien kristallisierte sich heraus, dass das gemeinsame Schlafen häufig als letzter Versuch galt, ein schwieriges Kind zu beruhigen oder aber eine schwierige Mutter-Kind-Beziehung zu stabilisieren. Afroamerikanische Eltern hingegen sahen das gemeinsame Schlafen als normales Verhalten an, das nichts mit dem Verändern problematischen Schlafverhaltens oder schwieriger Beziehungen zu tun hatte.

In Appalachia oder in Ostkentucky ist das gemeinsame Schlafen mit den Eltern in der Kindheit die Regel, da es dort seit Hunderten von Jahren so gewesen ist. Obgleich die Menschen dort keine ethnische Minderheit oder neuere Einwanderer sind, bilden sie eine durch Traditionen fest miteinander verbundene Gruppe, die gegen Änderung resistent gewesen ist. Historiker stellten fest, dass in den Kolonialzeiten an der östlichen Meeresküste Menschen häufig im gleichen Bett schliefen – es war die einzige Art und Weise, in den kleinen Häusern zu schlafen, die dort die Regel waren. Aber als sich im 19. Jahrhundert andere Vorstellungen von Familienleben verbreiteten, vollzog sich auch dort eine Veränderung und plötzlich gab es private Schlafräume, zuerst in den Gasthäusern und dann in den privaten Häusern. Die Menschen aus Appalachia, deren Vorfahren noch mit diesen Traditionen lebten, setzten das gemeinsame Schlafen fort und lehnen es bis heute ab, Babys alleine schlafen zu lassen, selbst wenn es keine Frage des Raumes ist. Auch gegen den Rat der dortigen Kinderärzte, lassen die Mütterihre Babys bei sich im Bett schlafen, weil dies für sie Teil einer bestimmten elterlichen und familiären Ideologie ist. Wie die Anthropologin Susan Abbott unterstreicht, „Das gemeinsame Schlafen ist keine Art wunderliches Überbleibsel aus einer überholten Vergangenheit, noch ist es in irgendeiner Weise pathologisch, auch nicht für die Kinder. Es ist eine gut erprobte Methode ein Kind großzuziehen, die gegen die Angriffe durch den Rat zeitgenössischer Experten in Sachen Kindespflege resistent ist.“

Im Grunde geht es um Verbundenheit in der Familie und darum, Nähe zu den Kindern entstehen zu lassen. Wie es die fünfundsiebzigjährige Verna Mae Sloane bezüglich den Vorstellungen von Mutterschaft in Appalachia formuliert: „Wie kann man erwarten, ihnen im Leben nah bleiben zu können, wenn man gleich damit beginnt sie von sich wegzuschieben?“

Warum ist das gemeinsame Schlafen wichtig? Die Wissenschaft fängt gerade an, Antworten auf diese Frage zu finden. Immer noch weiß man nicht, warum Tiere schlafen, aber es gibt inzwischen einige gute Ansätze zu der Frage, wie Schlaf überhaupt auftritt. Wie die meisten körperlichen Zustände handelt es sich auch beim Schlaf um eine Vielzahl von biologischen und physiologischen Mechanismen. Schlaf wird vom Hirnstamm gesteuert, der sich im Austausch mit dem Herzen, den Lungen, den Muskeln um das Zwerchfell, den Rippen und der Organe befindet, die Hormone produzieren – alles Systeme, die die Choreograhie des Schlafes überwachen und regulieren. Sowohl im Schlaf, aber auch während der Wachphasen wechseln sich beim Erwachsenen Perioden des kontrollierten neocortical-gesteuerten Atems und des automatischen, vom Hirnstanm gesteuerten Atmens. Erwachsene sind in der Lage, die Übergänge zwischen diesen Arten zu atmen zu handhaben, aber Kindern gelingt das nicht so leicht. Kinder werden mit neurologisch unfertigen Gehirnen geboren. Bevor sie drei bis vier Monate alt sind, haben sie noch nicht die Fähigkeit entwickelt, die verschiedenen Arten der Atmung zu steuern. Genau das spiegelt sich im Schlafmuster von Neugeborenen wieder. Wie man vor einiger Zeit feststellte, sind sie nicht imstande, die unterschiedlichen Perioden des Schlafes zu verbinden, sie unterscheiden nicht zwischen Tag und Nacht und der Anteil an REM-Schlaf ist bei ihnen sehr viel höher.

Wenn ein Baby bei seiner Mutter schläft, reagiert es auf ihre Bewegungen und durchläuft eine Vielzahl von Änderungen in den Schlafstadien, weit mehr als das der Fall ist, wenn das Kind alleine schläft; und es übt dadurch die Übergänge von einer Atmungsart zu anderen. Alleingelassen müssen Babys ohne Übung und ohne äußere Signale und Stimulationen von ihrer Umgebung durch die Nacht kommen. Die meisten Babys entwickeln schließlich die Fähigkeit, von einer Art der Atmung zur anderen zu wechseln, während ihre Gehirne sich entwickeln. Aber für einige Kinder können solche Atmungsverschiebungen härter sein; sie könnten vom externen Taktmesser der elterlichen Atmung profitieren. Das gemeinsame Schlafen mit den dazugehörigen Bewegungen und den verschiedenen Schlafstadien sowie der Kontrolle durch Körpernähe könnte genau das sein, was die Natur beabsichtigte, um sicherzustellen, dass Babys während der Nacht erlernen, wie man schläft und atmet.

Die meisten Eltern in der westlichen Kultur, die sich gegen das gemeinsame Schlafen entscheiden, haben also die körperliche Eltern-Baby-Interaktion während der Schlafstunden geändert. Aber es ist für Eltern, die sich so entschieden haben wichtig zu wissen, dass sie dies aus kulturellen Gründen entschieden haben, und nicht, weil unsere biologischen Voraussetzungen das verlangen. Was solchen wohlmeinenden Eltern nicht klar ist: sie setzen ihre Babys durch das Alleinschlafen möglicherweise unnötiger Gefahr aus.

Schlussendlich setzt die Tatsache, dass es kindliche Bedürfnisse und elterliche Antworten auf diese Bedürfnisse gibt die Existenz eines dynamischen, sich entwickelnden Systems voraus. Dieses System entwickelte sich, weil die Natur ein Interesse daran hatte, die Überlebenschancen der menschlichen Säuglinge möglichst hoch zu bekommen und somit den Fortpflanzungserfolg der Eltern zu verbessern. Kultur kann sich verändern und die Gesellschaft mag weitergekommen sein, aber die Biologie wird mit einer viel langsameren Geschwindigkeit geändert. Babys sind mit ihrer Biologie trotz unseres modernen Zeitalters in einem viel, viel früheren Zeitalter, dem Pleistozän verhaftet, und keine technologische Vorrichtung und kein Einschlafritual ändert etwas daran. Was Babys auch heute von ihren Eltern wirklich brauchen ist, dass diese sich mit ihnen auf ein interaktives System einlassen, das sich über einen sehr langen Zeitraum und aus guten Gründen entwickelte und das auf unveränderten biologischen Gegebenheiten beruht.

Meredith F. Small ist Professorin in für Anthropologie an der Cornell Universität. Sie ist Autorin der Bücher: Female Choices: Sexual Behavior of Females Primates und Whats Love Got to Do With It? The Evolution of Human Mating. Dieser Artikel ist im Original aus ihrem neuesten Buch, Our Babies,Ourselves (Anker Books, 1998) und erschien in MOTHERING, Heft 91 (Nov./Dez. 1998)

Für die seelische Geborgenheit der Babys und Kinder ist es wichtig, dass sie immer, wenn sie es wollen, im Bett der Eltern schlafen dürfen. Denn sonst entstehen Verlassenheits- und Todesängste. – Und sie wollen! Weil es der Natur des Lebewesens Mensch entspricht und 10 Millionen Jahre lang so war (eigene Zimmer und Betten für Kinder gibt es nämlich erst seit ca. 50 – 150 Jahren).

Diese These ist für manche Eltern selbstverständlich. Von vielen Eltern kommt hier aber energischer Protest. Ein einfacher Bauer aus der Hauzenberger Gegend hat mir dazu gesagt: „Ich versteh gar net, was ihr Psychologen da für so a Sach eure wissenschaftlichen Bücher brauchts. Da brauch ich bloß in Stall aussi gehen und schaun, wia das kloane Schaferl mit seim Kopf aufm Bauch vom Mutterschaf daliegt und schlaft, dann woaß i wias ghört. Der Mensch is doch bloß a Tier.“

Ich denke, er hat recht. Dass die Kinder bei den Eltern schlafen wollen, ist eine Instinktsache. In den 10 Millionen Jahren der menschlichen Entwicklung muss sich dieser Instinkt herausgebildet haben. Die Kinder haben bei unseren frühzeitlichen Vorfahren in der Höhle auf dem gleichen Stroh- oder Blätterlager geschlafen (und seitdem der Mensch das Feuer kennt, war es auch nachts nie dunkel, da das Feuer ja nicht ausgehen durfte. Es musste wilde Tiere abschrecken und war auch nur schwer wieder anzumachen). Und man konnte es sich auch bis vor wenigen Jahren gar nicht leisten, ein eigenes Zimmer oder eigenes Bett für die Kinder zu haben. Auch beim reichen Adel hatte z. b. früher im Extra-Kinderzimmer immer die Amme mitgeschlafen.

Ein ganz kleines Kind kann zwar noch nicht richtig denken, aber es kann schon von Geburt an (wahrscheinlich auch schon früher) absolut richtig fühlen. Ein ganz kleines Kind hat noch keine Denkfähigkeit des räumlichen und zeitlichen Vorstellungsvermögens. Es kann sich nicht denken: „die Eltern sind ja zwei Räume weiter“ oder „ich sehe und spüre sie ja morgen früh wieder“. Wenn Eltern nicht direkt räumlich anwesend sind, dann bedeutet das für das kleine Kind totales Alleine-Sein ohne Ende. „Totales Alleine-Sein ohne Ende“ ist aber für das kleine Kind lebensgefährlich, es kann sich nicht selber ernähren und sich nicht gegen Gefahren wehren. Die Todesangst ist so eigentlich ein berechtigter Instinkt, ein richtiges Gefühl.

Versuchen Sie sich bitte auch daran zu erinnern, ob Sie sich als Kind nicht auch danach gesehnt haben, bei den Eltern schlafen zu dürfen., wie traurig oder ängstlich Sie waren im Dunkeln alleine im Kinderbett. Wie geborgen Sie sich gefühlt haben, wenn Sie am Sonntagmorgen zu den Eltern ins warme Bett kriechen durften. Gewähren Sie diese Geborgenheit Ihrem Kind nicht nur am Sonntagmorgen!

Ich will auf die Gegenargumente zu dieser These eingehen:

„Man kriegt dann ja die Kinder nie mehr raus aus dem Ehebett.“
Das ist richtig, sie sollen ja erst mal nicht raus. Mit 5, 6 oder 7 Jahren haben die Kinder aber dann meistens genug, es wird ihnen selber zu eng, das Geschnarche der Eltern z. B. nervt sie. Ich kenne eine Familie, die hat 5 Kinder im großen Ehebett. Allen machts Spaß, aber da kommt schon der 3-jährige immer wieder mal an und sagt: „“eut möchte ich mal in Ruhe in meinem eigenen Bett schlafen.“ Spätestens dann mit dem Beginn der Pubertät, mit 10 – 12 Jahren, gehen die Kinder von selber raus, wollen dann endlich ihr eigenes Bett haben.

Dazu wieder ein Beispiel aus der Psychotherapie. Die Mutter eines 10-jährigen Mädchens kam zur Beratung, die Tochter schlief zwar in ihrem eigenen Bett ein, kam aber jede Nacht ca. um 1 Uhr zur Mutter ins Bett und wollte unbedingt nur dort weiter schlafen. Der Mutter war es unangenehm. Sie hatte ja gehört: „Ein Mädchen in dem Alter schläft nicht mehr bei den Eltern.“ Alles gute Zureden von Seiten der Mutter und alle Versprechungen hatten nichts genützt, die 10-jährige war immer wieder gekommen. Nach meiner Beratung hat die Mutter gleich in der ersten Nacht, als die Tochter gekommen ist, zur Tochter gesagt: „Es ist schön, dass du kommst. Ich freue mich, dich zu spüren, mit dir zu kuscheln.“ (Das muss natürlich auch wirklich so sein). Noch drei Nächte ist die Tochter gekommen, Mutter und Tochter haben schön und ganz warm beieinander geschlafen. Ab dann ist die Tochter nie mehr gekommen. Ihr Bedürfnis war befriedigt, sie hat sich nicht mehr abgelehnt gefühlt und hat dauerhaft nur noch in ihrem eigenen Bett geschlafen. Die Mutter war jetzt sogar etwas traurig darüber.

2. Gegenargument: „Unser Bett ist zu eng.“
Es ist hart, aber ich kann dazu nur sagen, eine Psychotherapie ist teurer, als sich ein neues, ganz großes Bett zu kaufen.

3. Gegenargument: Manche Eltern haben Angst, ihr kleines Kind im Schlaf zu erdrücken.
– Nein, im Gegenteil, ist das Risiko nicht viel größer, wenn ein Kind alleine im Kinderzimmer schläft, wenn die Eltern so vielleicht nicht gleich mitbekommen, dass das Baby sich erbrochen hat. So was merkt man doch viel eher, wenn das Kind direkt neben einem liegt.

Kinder, die so im Bett der Eltern mitschlafen dürfen, spüren so viel Geborgenheit und Sicherheit in sich, dass sie schon sehr früh selbstständig werden können, dass sie auffallend selbstbewusst sind.

Ich habe diesen Vortrag schon einige Male gehalten. An diesem Punkt mit dem Bett im Bett schlafen gibt’s anschließend immer heißeste Diskussionen. Ich denke, das wird auch heute so sein. Eine Frage, die in der Diskussion immer wieder auftaucht, will ich gleich beantworten. Die Frage: „Wie ists dann mit der Liebe, wenn die Kinder alle im Ehebett liegen?“ Na ja, dann ist ja z. B. das Kinderzimmer frei J

Weiteres Gegenargument: „Mein Kind will gar nicht bei uns im Bett schlafen.“ Das glaube ich, denke aber, dass da was anderes dahinter steht: Leider ist es trotz sogenanntem Rooming-In noch immer üblich, dass Babys auf der Entbindungsstation den Müttern nachts weggenommen werden (Ich denke dabei nur daran, wie schwer meine Frau und ich bei der Entbindung unserer Tochter darum kämpfen mussten, dass die Tochter nachts bei der Mutter bleiben durfte).

Und leider stimmt der alte Ratschlag: „Lass deinen Säugling nur zwei Nächte durchschreien und du hast dann Ruhe vor ihm.“ Nur, dann ist etwas Schlimmes passiert. Das Kind hat resigniert. Und Resignation ist ja nun wirklich keine Eigenschaft eines psychisch gesunden Menschen.

Dipl.-Psych. Stephan Mayer, Passau

übersetzt und kommentiert von Dipl.-Psych. Christiane Rupp

I. Originaltext von Dr. Gordon in Auszügen:

„Im Grunde genommen bin ich überhaupt kein Freund davon, an den Schlafgewohnheiten von Kindern herumzudoktern. Aber ich weiß, dass es getan wird und für diesen Fall möchte ich Ihnen zumindest einen sanften Plan an die Hand geben, mit Hilfe dessen Sie es nach dem ersten Jahr versuchen können. Ich möchte Ihnen eine Alternative zu Ferber, Weisbluth und all den anderen anbieten und: Ich möchte meine Vorschläge niemals auf ein vier Monate altes, auch nicht auf ein sieben Monate altes Baby angewendet sehen!

Die meisten Eltern, die ich in meiner Praxis als Kinderarzt betreue, praktizieren das Familienbett. Ihre Kinder werden meist länger als ein Jahr gestillt und sie schlafen nachts genauso wenig durch wie die meisten von uns das tun würden, wenn sie ständigen Zugang zum besten, rund um die Uhr geöffneten Restaurant der Stadt hätten.

Dieses Arrangement ist nicht gerade das angenehmste, aber den meisten Müttern erscheint es immer noch als die beste Lösung, sich einfach kurz ihrem Kind zuzuwenden, es zu stillen und genau wie das Kind rasch wieder einzuschlafen. Die Alternative – aufzustehen, um das Kind zu versorgen oder das zu verweigern und andere Möglichkeiten zu suchen, um das Kind irgendwie wieder zum Schlafen zu bringen erscheint den Meisten nicht sonderlich attraktiv.

Die meisten Eltern verfahren so während des ersten Lebensjahres ihres Kindes und viele fühlen sich auch noch wohl damit, wenn das Kind das zweite oder dritte Lebensjahr erreicht hat oder noch älter ist. Aber einige kommen an ihre Grenzen und suchen nach Möglichkeiten, etwas zu verändern. Das Traurige ist, dass viele Mütter und Väter glauben, nur das vollständige Abstillen könne die Lösung bringen. Sie vergessen, dass es auch noch die Möglichkeit gibt, nachts abzustillen und am Tag weiterzustillen, solange es Mutter und Kind möchten.

Es gibt Dutzende von verwirrenden Büchern oder Zeitschriftartikeln, die Eltern einreden wollen, es gäbe einen leichten und schnellen Weg, ihr Kind dazuzubringen nachts durchzuschlafen. Ich habe noch keinen gelesen, der Eltern die Wahrheit sagt: es ist nicht einfach, es ist nicht in kürzester Zeit getan und es wird für einige Nächte laut und herzzerreißend sein … oder auch für ein paar Nächte mehr. Ich habe so viele Eltern erlebt, die Hilfe suchten und die nur Wege angeboten bekamen, die sie nicht gehen wollten.

Es gibt eine dritte, bessere Alternative zur vollständigen Entwöhnung eines Kindes oder zum Schreien lassen. Kinder wachen für die aus ihrer Sicht bestmögliche Interaktion mit ihren Müttern auf: dem Einschlafstillen. Wenn wir ihnen für einige Nächte ein bisschen weniger anbieten und dann für die nächsten Nächte wieder ein bisschen weniger und dann noch ein bisschen weniger und in den letzten Nächten gar nichts mehr, dann wird ihnen auf freundliche und einfühlsame Weise klargemacht, dass es sich nicht mehr lohnt, an die Tür zu klopfen, weil das Restaurant nun nachts geschlossen ist – um bei diesem Bild zu bleiben.

Ich rate Ihnen davon ab, im ersten Lebensjahr eine Veränderung an den Schlafgewohnheiten Ihres Kindes zu forcieren. Ich würde dies notfalls nur dann unterstützen, wenn die Gesundheit der Mutter extrem stark gefährdet wäre. Es gibt viele Bücher, die vorschlagen ein Kind, das wenige Monate oder zumindest weniger als ein Jahr alt ist, zum Durchschlafen zu bringen. Ich halte das nicht für ratsam und bin überzeugt davon, dass einem Baby in seiner Entwicklung schadet, wenn es so früh schon erleben muss, dass es keine Antworten auf seine Bedürfnisse erhält.

Verstehen Sie mich nicht falsch: ich liebe das Familienbett, das natürliche, vom Kind ausgehende Abstillen und all die nächtlichen Interaktionen im ersten, zweiten, dritten Lebensjahr oder darüber hinaus – wenn es gut funktioniert und wenn es der Familie damit gut geht. Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass das irgendwie schädlich sei oder dass Sie Ihr Kind nie mehr aus dem gemeinsamen Bett bekommen werden, wenn Sie es jetzt nicht tun. Glauben Sie niemandem, der Ihnen erzählt, dass Kinder, die nachts gestillt und liebkost werden niemals lernen werden, alleine einzuschlafen oder dass Sie sie daran hindern, selbständig zu werden. Das ist schlichtweg nicht wahr, aber es lässt sich gut verkaufen und hilft, dass dieser Mythos in unserer Kultur erhalten bleiben kann.

Einige Mütter möchten jedoch nach einigen Monaten oder Jahren etwas verändern. Es sollte doch eine andere Möglichkeit geben, als sein Kind schreien zu lassen oder aber zu resignieren und immer weiter nachts zu stillen. Noch einmal: ich unterstütze das Familienbett und das nächtliche Stillen für eine lange Zeit und ich konnte Eltern oft helfen, dabei über sich hinauszuwachsen und länger dabei zu bleiben, als sie es ursprünglich vorhatten. Aber – manchmal muss ich auch nach einem anderen Weg suchen, um Familien in schwierigen Situationen zu helfen.

Folgendes empfehle ich in solchen Fällen für Kinder ab 1 Jahr:

Wählen Sie einen Zeitraum von sieben Stunden, der für Sie als Schlafenszeit am wertvollsten ist. Ich persönlich bevorzuge die Stunden zwischen 23.00 Uhr abends und 6.00 Uhr morgens, aber vielleicht haben Sie für sich selbst eine andere Idee.

Ändern Sie die Regeln während dieser Zeit und seien Sie in einem Punkt getröstet: Ihr Kind, das bisher auch durch das Familienbett ein großes Maß an Sicherheit gewinnen konnte, wird diese Änderung der Regeln ebenso verkraften wie die Tatsache, dass es künftig nur noch fast immer das bekommt, was es möchte. (…)

Ich teile dieses Vorgehen in Intervalle von drei und vier Nächten.

Ich gehe davon aus, dass Sie ein wundervolles gesundes Kind im Alter von 12, 18, 20 oder 30 Monaten haben, dass es immer noch liebt, alle 2-4 Stunden aufzuwachen, um zu kuscheln, zu stillen oder … warum auch immer. Ich gehe davon aus, dass Sie sich genau überlegt haben, warum Sie das tun wollen, dass Sie wirklich entschlossen sind, etwas zu verändern und – dass Sie die Nachbarn informiert haben, dass es ein paar Nächte lang etwas lauter werden könnte.

Ich setze voraus, dass Sie sich als Eltern darüber einig sind – zumindest weitgehend – dass es für Sie alle das Beste ist, das jetzt zu tun. Und – die wichtigste Voraussetzung: Sie haben das Ziel von sieben Stunden Schlaf vor Augen und sind wild entschlossen, es auch zu erreichen.

Der Grund für diesen letzten Punkt ist der: Wenn Ihr Kind lernt, dass Sie es doch stillen, nachdem es eine Stunde geschrieen hat, wird Sie das in Ihrem Vorgehen etwas zurückwerfen. Das, was ich Ihnen vorstellen möchte, ist das beste Programm, das ich kenne, aber es ist weit davon entfernt leicht zu sein! Und ein weiteres Mal: ich finde es großartig, was Sie bisher getan haben: kuscheln, liebkosen, stillen so oft es nachts nötig war. Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, daran etwas zu verändern, wenn Sie glücklich sind mit dem, was Sie tun! Aber wenn nicht …

 

Die Nächte eins bis drei

Zu jeder Zeit vor 23.00 Uhr (oder was immer Sie sich als Anfangszeit genommen haben, ich werde im Beispiel bei der Zeit zwischen 23.00 und 6.00 Uhr bleiben) stillen Sie Ihr Kind in den Schlaf, liebkosen Sie es und tun Sie alles, was Sie sonst auch getan haben. Egal, wie häufig dass vor der Zeit passiert, die Sie sich als Anfangszeit vorgenommen haben und sei es das letzte Mal um 22.58 Uhr. Aber tun Sie das nicht mehr nach 23.00 Uhr.

Wacht Ihr Kind nach 23.00 Uhr auf, umarmen Sie es, stillen Sie es kurz, aber achten Sie darauf, dass es dabei nicht einschläft und legen Sie es wach hin. Umarmen Sie es, streicheln und liebkosen Sie Ihr Kind, aber legen Sie es nicht wieder an die Brust (oder geben ihm eine Flasche, falls es das ist, was Sie bisher getan haben). Ihr Kind soll einschlafen, mit Ihrem Trost neben sich, aber eben nicht wie bisher durch das Stillen so beruhigt, dass es dabei wieder einschlafen kann.

Nun wird Ihnen Ihr Kind mitteilen, dass es wütend darüber ist und dass ihm diese neue Routine überhaupt nicht gefällt. Das glaube ich ihm sofort. Es wird so klingen, als sei es voller Panik. Ich glaube, dass es wütend ist, aber ein Kind, das Hunderte von Nächten umarmt, gehalten und gestillt wurde, gerät nicht in Panik, wenn es zwar auf das Stillen, nicht aber auf Ihre Nähe, Ihre Stimme und Ihren Körperkontakt verzichten muss. Wütend – ganz sicher, panisch – nicht wirklich.

Wiederholen Sie dieses Vorgehen während der ersten vier Nächte immer dann, wenn Ihr Kind geschlafen hat und wieder aufwacht, Egal, ob es 15 Minuten oder 4 Stunden geschlafen hat, aber es muss geschlafen haben und erwacht sein, um liebkost und gestillt zu werden.

Dies werden harte Nächte sein.

Möglicherweise merken Sie, dass Sie nicht soweit sind, das wirklich durchzuziehen. Das ist völlig in Ordnung. Hören Sie auf und probieren Sie es ein paar Monate später, wenn Sie mögen. Es ist ganz entscheidend, dass Sie für sich den richtigen Zeitpunkt wählen, um etwas zu verändern. Viele richten sich danach, welcher Zeitpunkt ihnen von Freunden, Verwandten und Fachleuten geraten oder eingeredet wird. Das funktioniert lange nicht so gut.

Ist es besser, das im Familienbett zu machen, in einem Bettchen im selben Raum oder in einem in einem anderen Zimmer? Ich würde immer das Familienbett bevorzugen, auch wenn es zunächst härter erscheinen mag, aber ich fand es immer weitaus härter, ein Kind aus einem Bettchen zu nehmen und es wieder hineinzulegen. Wie auch immer, ein Bettchen für das Kind in Ihrem Schlafraum kann für Sie besser sein, Eine weitere Möglichkeit wäre es, eine Matratze neben das Elternbett zu legen. Etwas mehr Platz für alle Familienmitglieder kann schon manches nächtliche Problem lösen. Zuallerletzt würde ich die Variante wählen, bei der das Bettchen in ein anderes Zimmer gestellt wird.

Nochmals: Für den Zeitraum zwischen 23.00 und 6.00 Uhr während dieser ersten drei Nächte, schmusen Sie und stillen Sie kurz, legen Sie Ihr Kind wach hin, streicheln Sie es, sprechen Sie mit ihm und wiederholen Sie das Schmusen und Stillen nur, wenn es wieder geschlafen hat. Ab 6.01 Uhr machen Sie genau so weiter, wie Sie es bisher jeden Morgen getan haben. Viele Kinder werden sich umdrehen, sich ankuscheln und beim Stillen noch einmal einschlafen und Ihnen noch eine Stunde schenken, manche nicht.

(…)

Die Nächte vier bis sechs

Wieder hören Sie mit dem In-den-Schlaf-Stillen um Punkt 23.00 Uhr auf. Wenn Ihr Kind dann aufwacht, umarmen Sie es, liebkosen Sie es ein wenig, aber stillen Sie es nicht. Legen Sie es wach hin. Das Kind wach hinzulegen ist der entscheidende Punkt dieses Vorgehens, denn so lernt es, mit etwas weniger Kontakt einzuschlafen, und dann mit noch ein bisschen weniger usw. Nicht zu stillen ist die große Veränderung während dieser drei Nächte. Einjährige können ohne weiteres sieben Stunden (oder mehr) ohne Nahrung auskommen. Sie lieben es, nachts zu stillen, aber vom physiologischen und ernährungswissenschaftlichen Standpunkt ist es für sie kein Problem, diese Zeit von sieben Stunden ohne Nahrung durchzuhalten.

Kinder geben ungern die Dinge auf, die sie lieben, schon gar nicht freiwillig, sie werden es keinesfalls ohne Protest tun, und das bedeutet bei Kindern: Weinen. Ich höre es nicht gerne, wenn ein Kind weint. Ehrlich gesagt hasse ich es. Trotzdem – anders als das Kind wissen wir Erwachsenen, was ständiger Schlafdefizit für manche Menschen bzw. Familien bedeuten kann. Manchmal muss man an den Schlafgewohnheiten etwas ändern. Die Sicherheit und Geborgenheit, die das Familienbett bedeutete und weiterhin bedeuten kann und wird, bildet den besten Rahmen und den besten Ort für diese Veränderung.

Während dieser zweiten drei Nächte werden einige Kinder für zehn Minuten oder länger protestieren, bei einigen kann das auch eine Stunde oder länger dauern. Ihr Kind spürt, dass Sie ganz nah bei ihm sind, dass Sie ihm Trost und Beruhigung anbieten. Es ist nur nicht die Art von Trost, die es im Moment am Liebsten hätte. Es ist hart, seiner Aufregung zuzuhören, aber es wird funktionieren. Ich bin überzeugt davon, dass ein geliebtes und geborgenes Kind, nachdem es ein Jahr oder länger im Familienbett geschlafen hat, viel davon profitieren wird, wenn seine Eltern mehr Schlaf bekommen werden. (…)

Am Ende der sechsten Nacht wird Ihr Kind wieder einschlafen, ohne dass Sie es hochnehmen oder stillen. Es schläft ein nach einer liebevollen Umarmung, einem Kraulen und mit Ihrer Hand auf seinem Rücken und Ihrer Stimme im Ohr.

Sollte sich das Ganze an irgendeinem Punkt falsch für Sie anfühlen, dann hören Sie damit auf! Warten Sie einige Monate und versuchen Sie es dann wieder. Übergehen Sie keinesfalls Ihren Instinkt, der Ihnen sagt, dass dies der falsche Zeitpunkt ist, um Ihrem Kind längere Schlafintervalle anzugewöhnen. Ihr Instinkt ist viel besser als jedes Schlafprogramm, das jemals entwickelt wurde!

 

Die Nächte sieben bis zehn

Die Nächte sieben, acht, neun und zehn. Nehmen Sie das Kind nicht hoch, umarmen Sie es nicht. Wenn es nach 23.00 Uhr aufwacht, sprechen Sie mit ihm, berühren Sie es, reden Sie weiter aber nehmen Sie es nicht auf. Sie können seinen Rücken kraulen und es streicheln. Und natürlich stillen Sie nicht mehr. Es wird wieder einschlafen. Wiederholen Sie das Sprechen und Streicheln, wann immer Ihr Kind wieder aufwacht. Nach der neunten Nacht wird Ihr Kind mit einem Streicheln und dem Klang Ihrer Stimme wieder einschlafen, auch wenn einige Kinder das dann immer noch widerstrebend tun.

 

Danach

Nach diesen ersten zehn Nächten machen Sie so weiter: kuscheln und stillen Sie Ihr Kind in den Schlaf, wenn Sie das möchten, aber wenn es aufwacht tun Sie nichts weiter, außer es zu berühren und sanft mit ihm zu sprechen. Dies kann sich noch über ein paar Nächte so hinziehen, selten dauert es eine Woche oder länger. Und dann – hört es auf. Ihr Kind hat gelernt, dass es immer noch sehr geliebt wird, dass es weiterhin den ganzen Tag über praktisch alles von Ihnen bekommt was es braucht und möchte – aber auch, dass es nachts sieben Stunden an seine Eltern und seine Familien zurückgeben muss.

Was ist, wenn Sie verreisen, wenn Ihr Kind krank wird oder wenn andere Umstände es erforderlich machen, nachts wieder häufiger zu stillen oder andere Dinge für das Kind zu tun? Gar nichts. Sie tun, was nötig ist (kuscheln, stillen, herumtragen, mitten in der Nacht, so oft es nötig ist) und danach verbringen Sie in paar Nächte damit, um wieder zu den neuen Schlafgewohnheiten zurückzukehren, die Sie eingeführt haben.

Eins fällt mir noch ein – belohnen Sie Ihr Kind. Stellen Sie sicher, dass es auch wirklich etwas davon hat, dass seine Eltern ausgeruhter sind. Gehen Sie öfter raus und unternehmen Dinge mit ihm, die es liebt. Tun Sie all diese Dinge, von denen Sie einmal sagten, dass nur der Schlafmangel Sie davon abhielte und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. (…)“

II. Kommentar

Ich halte dieses Training für eine echte Alternative zu den Schlafprogrammen, die sich inzwischen erschreckender Beliebtheit erfreuen.

Zwei Punkte sind für mich dabei entscheidend:

1. Das Kind muss diese Veränderung und den Stress, den das bedeutet, nicht alleine bewältigen. Kinder lernen erst um ihren ersten Geburtstag herum allmählich, dass aus den Augen eben nicht aus dem Leben, sondern nur aus dem Raum bedeuten kann (Dornes, 1997). Auch wenn viele „Schlafexperten“ Eltern einreden wollen, dass es Ihrem Kind nicht schade, so ein Programm mit wenigen Wochen oder Monaten durchzuführen, so widerspricht das dennoch allen entwicklungspychologischen Erkenntnissen. Viele Mütter berichten, dass sie weinend in einem anderen Raum saßen, wenn sie das Training durchführten oder dass es die Väter machen mussten, weil sie selbst es nicht geschafft hätten. Meiner Meinung nach hat das Training nach Dr. Gordon da zwei Vorteile: die Mütter, die wirklich das Gefühl haben, nicht mehr zu können und ganz dringend etwas verändern müssen, können ihrem Kind dabei helfen, das durchzustehen. Sie müssen es nicht alleine lassen. Andererseits – die Mütter, die das nur tun wollen, weil irgendjemand ihnen eingeredet hat, ein Kind müsse zu einem bestimmten Zeitpunkt durchschlafen werden es vielleicht eher schnell wieder aufgeben, denn man macht keine Tür zwischen sich und dem Kind zu.

2. Dr. Gordon nimmt den Status eines ratenden Experten ein, der sich nicht dazu erhebt, besser als die Mutter oder die Eltern zu wissen, was ihr Kind braucht. Er ermutigt geradezu, das Training sofort abzubrechen, sollte man sich nicht ganz sicher sein und sich nicht damit wohlfühlen. Sowohl die Persönlichkeit der Mutter als auch die des Kindes werden nicht außer Acht gelassen. Dies steht im Gegensatz zu den gängigen Programmen, bei denen geraten wird, das Training auf keinen Fall abzubrechen, ganz egal, wie schlecht sich Mutter und Kind dabei fühlen. Dass der Mutter geradezu geraten wird, auf ihren Instinkt zu hören und ihn nicht zu übergehen halte ich für einen großen Pluspunkt. Genau das ist nämlich eine Schwachstelle der anderen Trainingsprogramme, bei denen das Hören auf die innere Stimme eher untersagt wird.

In einem Punkt bin ich anderer Ansicht als Dr. Gordon: es gibt durchaus Babys und Kleinkinder, die in Panik geraten können, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Dies hängt nicht nur damit zusammen, wie bisher mit dem Kind umgegangen wurde, sondern auch davon, an welchem Punkt seiner Entwicklung es gerade ist und auch – welches Temperament ihm sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Aber auch das wird eine Mutter, die ihrer inneren Stimme folgt spüren und kann darauf entsprechend reagieren. Ich rate Ihnen ausserdem, im Blick zu behalten, ob Ihr Kind gerade zahnt und deshalb Schmerzen hat oder ob es andere körperliche oder psychische Wachstumsschritte bewältigen muss. Erfahrungsgemäss ist der Druck für Mütter in solchen Phasen besonders hoch, und sie neigen daher dazu, eine Veränderung der Schlafgewohnheiten genau dann zu beginnen. Sind die anstrengenden Phasen dann vorbei, tritt wieder Entlastung ein und es wird nicht mehr als so notwenig gesehen, etwas zu verändern. Ich rate Ihnen dennoch, das Training in den entspannten Phasen anzugehen. Überlegen Sie sich einfach noch einmal in Ruhe, ob Sie es wirklich tun möchten und machen Sie sich bewusst, dass es auch für Kind viel leichter ist, eine solche Veränderung zu akzeptieren, wenn es ihm ansonsten gut geht.

(Literatur: Dornes, M.: Die frühe Kindheit. Fischer 1997, S. 108-124)

© Dipl.-Psych. Christiane Rupp für Rabeneltern.org im März 2004

Wir danken Dr. Jay Gordon (www.drjaygordon.com) für seine Zustimmung, diesen Text zu übersetzen und zu veröffentlichen.

(bezogen auf die 13. Auflage, 2002)

Das Buch enthält einige Informationen zum Schlaf, die interessant sind und sicherlich auch hilfreich sein können, wenn man das Schlafverhalten des eigenen Kindes „verbessern“ (dh den eigenen Bedürfnissen anpassen) möchte. Aber die zentrale Methode des „Schreienlassens“ nach Plan finde ich nach wie vor grausam und die Autoren konnten mich nicht davon überzeugen, dass dieser Weg zum Erreichen ungestörter Nächte notwendig sei und dem Kind nicht schade. Wenn ich auf dem mir vorliegenden Exemplar lese „Bestseller-Neuausgabe… Über 500.000 verkaufte Exemplare“ graust es mich.

Meine Kritik bezieht sich vor allem auf drei Punkte:
1. Die Erwartungen zum kindlichen Schlaf, die bei den Eltern geweckt werden
2. Die Theorie, wie es zu nächtlichem Aufwachen kommt
3. Die Methode, nach der das Kind zum alleine Ein- und Durchschlafen gebracht werden soll

 

1. Erwartungen

Allein der Titel des Buches hat mich schon immer gestört. „Jedes Kind kann schlafen lernen“. Jedes Kind! Wenn also Dein Kind trotz der Anwendung dieses Buches nicht durchschläft, liegt das ganz offensichtlich an Dir. Du warst nicht konsequent genug. Du hast wahrscheinlich von Anfang an alles falsch gemacht und das Kind so verkorkst, dass es jetzt nicht mehr schlafen lernen kann. Oder Du bist bei der Anwendung von Kast-Zahn nicht konsequent genug, weil Du Dich erweichen lässt, statt brav nach Plan vorzugehen.

Im Buch werden die Autoren dann konkreter (S.40): „Mit 6 Monaten haben Babys den Unterschied zwischen Tag und Nacht gelernt. Ihr Schlafmuster ist ausgereift und läuft schon ähnlich ab, wie beim Erwachsenen. Sie können nun etwa 11 Stunden hintereinander schlafen und brauchen nachts nichts mehr zu trinken.“

11 Stunden!!! Was ich sonst von Schlafexperten lese, wird es bei Babys diesen Alters als „Durchschlafen“ bezeichnet, wenn das Baby 5 bis 6 Stunden am Stück schläft. 8 Stunden sind sehr ungewöhnlich und müssten eigentlich jede Mutter zufriedenstellen. Aber es wird den Eltern suggeriert, jedes (gesunde) Kind könne nachts 11 Stunden am Stück schlafen! Und brauche in dieser Zeit natürlich auch nichts zu trinken. Vielleicht sollten auch die Autoren des Buches spätestens um 8 Uhr abends das Abendessen beenden und dann bis zum nächsten Morgen um 7 nichts mehr zu sich nehmen, auch kein Glas Wasser. Wetten, dass die keine 11-stündige nächtliche Essens- und Trinkpause einhalten?

Interessant finde ich auch die kleine Statistik, die sich auf Seite 18 des Buches befindet. 500 Mütter wurden bei den Vorsorge-Untersuchungen (den „Us“) zum Schlafverhalten ihrer Kinder befragt. Danach ergibt sich zum Beispiel, dass im Alter von 6-7 Monaten 38 % durchschliefen, im Alter von einem Jahr 53 % und im Alter von 2 Jahren 39 %. Was schliessen nun die Autoren daraus? „Schlechter Kinderschlaf verursacht Elternstress. Mütter von „guten Schläfern“ fühlen sich meist gut und ausgeglichen – Mütter von „schlechten Schläfern“ dagegen sind gestresst und erschöpft.“ (S.20). Ach ne. Ich folgere ganz anderes aus diesen Zahlen: Wenn von den 2-jährigen 39 % durchschlafen, dann heisst das, 61 % schlafen nicht durch. So lange fast 2/3 der Kinder nicht durchschlafen, würde ich daraus messerscharf schließen, dass es sich um *keine* Schlafstörung handelt, sondern dass noch bei Zweijährigen nächtliches Aufwachen *normal* ist! Dann aber kann man das Schlafprogramm der Autoren nicht mehr – wie diese es tun – als „Behandlungsprogramm“ bezeichnen, denn ein normaler und gesunder Zustand bedarf keiner Behandlung.

Meiner Ansicht nach erwecken die Autoren völlig überzogene Vorstellungen darüber, wie normales Schlafverhalten kleiner und kleinster Kinder aussieht und bieten dann ein zweifelhaftes Programm an, um diesen – für das optimale körperliche, geistige und seelische Gedeihen eines Babys vermutlich eher nachteiligen – Zustand zu erreichen.

 

2. Theorie

Die Autoren erklären, dass der Schlaf wellenförmig verlaufe und es immer wieder zu kurzen (Fast-)Aufwach-Episoden komme. Stelle das Kind fest, dass alles in Ordnung ist, schlafe es weiter und lasse vor allem auch die Eltern schlafen – es „schlafe durch“. So weit, so gut. Aber die Autoren fahren fort, dass man deswegen das Kind nicht in den Schlaf stillen dürfe und es auch sonst nicht in den Schlaf begleiten dürfe. Das Kind müsse alleine in seinem Bett einschlafen, damit beim nächtlichen Aufwachen alles wie beim Einschlafen und damit „in Ordnung“ sei.

Diese Theorie widerspricht meiner Erfahrung und dem gesunden Menschenverstand. Wenn ich auf Reisen bin und in einem Hotel übernachte und nachts ein wenig wach werde, wann werde ich wohl wacher werden? Wenn ich mich in meinem Bett zuhause wiederfinde? Nö, dann wäre ja alles so, wie es nachts „immer“ ist und ich würde vermutlich gar nicht daran denken, dass ich doch eigentlich im Hotel eingeschlafen bin, sondern mich umdrehen und weiterschlafen. Meine Theorie ist, dass Kinder sich an ihrem nächtlichen Schlafort durchaus sicher und geborgen fühlen können, wenn sie sich dort allnächtlich beim (halb-)aufwachen wiederfinden und dies ein angenehmer Ort ist, weil auch die Eltern da sind oder zumindest beim kleinsten Quietscher jemand kommt. Dann ist es dem Kind völlig egal, wo es eingeschlafen ist.

Dagegen kann ich mir weniger vorstellen, dass ein Kind, dass sich in den Schlaf geschrieen hat, nachts weiterschläft, weil „alles in Ordnung“ ist und es sich sicher und geborgen fühlt. Es mag sein, dass es, ohne sich zu „melden“ wieder einschläft – aber vermutlich nur deshalb, weil Rufen erfahrungsgemäss ohnehin sinnlos ist.

Auch mit meinen Kindern mache ich diese Erfahrung – wie und wo sie eingeschlafen sind hat auf den Nachtschlaf keine Auswirkungen. Ob im Auto und direkt ins Bett gelegt, ob im Wohnzimmer beim Stillen eingeschlafen oder im Kinderzimmer auf dem Arm. Eher interessant ist es, wie ich bei nächtlichem Aufwachen reagiere, ob ich also sofort wieder bis ganz in den Schlaf stille, oder ob ich eher versuche, ob mein Kind nicht auch mit „weniger“ zufrieden ist.

Und manchmal wacht Jutta (14 Monate) – entgegen aller Theorie, dass Kinder ab 6 Monaten nachts nichts mehr bräuchten – auch heute durchaus auf, weil sie schlicht HUNGER hat, da hilft alles selber einschlafen können sowieso nichts. Ich habe festgestellt, dass es ziemlich sinnlos ist die erste nächtliche Stillmahlzeit gegen 1 abkürzen zu wollen, tue ich dies, ist sie nur umso früher wieder wach.

 

3. Methode

In dem Buch gibt es noch einige andere Tips, die dem Durchschlafen zuträglich sein sollen, im Zentrum steht jedoch der sogenannte Behandlungsplan: Man legt das Kind ins Bett und geht aus dem Zimmer. Nach 3, 5, dann immer 7 Minuten darf man kurz hinein, um das Kind zu trösten. So wird bis zum Einschlafen verfahren. Am nächsten Tag sind die Zeitintervalle 5, 7, dann 9 Minuten, am dritten 7, 9, dann 10 Minuten, ab dem 4. Tag grundsätzlich 10 Minuten.

Kast-Zahn und Morgenroth lehnen die einfach-schreien-lassen Methode ab und bieten stattdessen diesen scheinbar so wunderbar ausgeklügelten Plan. Meiner Ansicht nach ist der Zeitplan aber völlig willkürlich und dient lediglich einem Zweck: Das Schreien ihres Kindes wird für die Eltern erträglicher, wenn sie eine genaue Anleitung haben, wann sie zu dem Kind gehen dürfen! Für das Kind ist es vermutlich ziemlich egal, ob es sich am Stück oder in Etappen in den Schlaf weint. Die von den Autoren bei der rigorosen Schreien-lass-Methode befürchteten Verlassenheits- und Trennungsängste wird es auch in den vorgeschriebenen 3- bis 10-Minuten Intervallen haben. Vielleicht ist es sogar noch traumatischer, an einem Abend viele Male verlassen zu werden…

Die Beliebigkeit des Zeitplanes wird im Buch durchaus zugestanden (S. 93): „Entscheidend für den Erfolg ist es nicht, welche Zeiten sie für sich festlegen. Viel wichtiger ist: Wählen sie einen Zeitplan, der ihnen sinnvoll erscheint und den sie auch durchhalten können. Während der Behandlung sollte er dann nicht mehr verändert werden. Auch wenn Ihnen ein fester Zeitplan willkürlich erscheint – für die Eltern (*Aha – nicht das Kind!*) ist es eine grosse Hilfe, von vorneherein genau zu wissen: Was werde ich als nächstes tun? Es gibt ihnen die Sicherheit, kontrolliert und zielsicher zu handeln.“ An anderer Stelle wird gegen die alte Schreienlass-Methode vor allem eingewandt, dass die Eltern irgendwann – vielleicht erst nach einer Stunde – das Schreien nicht mehr ertragen können und dann doch auf die altbewährte Einschlafhilfe zurückgreifen. Dann aber habe das Kind nur gelernt, lange genug zu schreien.

Nirgends in „Jedes Kind…“ wird auch nur behauptet, geschweige denn nachgewiesen, dass Schreienlassen nach Zeitplan in irgendeiner Weise besser/schonender für das Kind oder auch nur effektiver wäre, als das Kind einfach in die hinterste Kammer zu schieben, damit man es schlicht nicht hört.

Warum eigentlich fällt sowohl Kast-Zahn als auch vielen anderen Autoren von „Schlafenlern-Büchern“ immer nur diese Brachialmethode ein? Leiden diese Leute denn so an Phantasielosigkeit – oder meinen sie, dass sich eine Methode, die in wenigen Tagen Wirkung verspricht, einfach besser verkauft? Denn was sonst spräche dagegen, ungünstige (sprich für die Eltern übermässig anstrengende) (Ein-)Schlafgewohnheiten mit Geduld und ohne Schreinlassen langsam zu ändern?

Es ist ja durchaus zu verstehen, dass nicht jeder es einfach so wegsteckt, alle Stunde geweckt zu werden, und es ist auch nicht jedermanns Sache, die Abende damit zuzubringen, das Kind in den Schlaf zu begleiten und keine Zeit für sich und ohne Kind zu haben. Aber ehrlicherweise müsste man zugeben, dass nicht das Kind ein Schlafproblem, sondern dass *ich* ein Problem mit dem Schlaf meines Kindes habe. Dem Kind muss gewöhnlich nicht „geholfen“ werden, durchzuschlafen, denn ihm geht es mit der gegebenen Situation bestens. Wenn das ganze aber *mein* Problem ist, ist es nur fair, wenn ich zunächst bei mir nach einer Lösung suche (z.B. vielleicht kann ich einfach im Familienbett im Schlaf stillen anstatt nachts durch die Wohnung zu tigern) und wenn ich trotzdem noch ein Problem habe, sollte ich dieses anständigerweise so lösen, dass mein Kind nicht darunter leiden muss.

Ich kann einem Kind zum Beispiel abgewöhnen, bei jedem Halb-Aufwachen an die Brust zu müssen, indem ich versuche, die Stillmahlzeit langsam immer etwas früher zu beenden, bevor das Kind ganz eingeschlafen ist. Solche sanften Methoden kann sich eigentlich jeder für die eigene Situation selbst ausdenken (Wie ist die Lage? Was genau will ich erreichen? Ist meine Erwartung realistisch? Wie komme ich schrittweise ganz langsam dorthin?), auch das Buch „The No-Cry Sleep Solution“ von Elisabeth Pantley bietet – leider nur auf Englisch – hier viele Anregungen.

Sicherlich haben die Autoren recht, wenn sie meinen, es sei von Vorteil, wenn die Eltern „kontrolliert und zielsicher“ handeln – aber dazu brauchen sie keinen „Schrei-Plan“. Auch Pantley schlägt vor, sich schriftlich zu überlegen, welche Schritte man zur „Verbesserung“ des Schlafes seines Kindes ergreifen möchte und sich dann möglichst auch daran zu halten, denn jede Nacht und bei jedem Aufwachen etwas Neues auszuprobieren führt bestimmt nicht zum Ziel. Ausserdem gibt es auch dem Kind Sicherheit, wenn die Eltern den Eindruck erwecken, zu wissen, was sie tun.

Äusserst interessant finde ich, wie sich Kast-Zahn und Morgenroth in demselben Buch – unabhängig vom Schlafen lernen – zum Thema „Auszeiten“ äussern. Die Auszeit ist eine kurzfristige Trennung von Mutter und Kind, um bestimmte Verhaltenweisen des Kindes abzustellen („Grenzen setzen“ nennen sie das, geht meiner Ansicht nach auch anders…). Jedenfalls heisst es zur Dauer der „Auszeit“: „Nie sollte die Auszeit in Minuten länger sein als das Alter des Kindes in Jahren.“

Ach ja? Warum bitteschön ist es beim Schlafengehen dann in Ordnung, dass ein 6 Monate altes Kind bis zu 10 Minuten alleine gelassen wird? Das ist glatt das 20-fache der nach dieser Faustregel „zulässigen“ Zeit! Aber damit ein Kind seine Eltern nachts in Ruhe lässt, ist scheinbar auch heute noch (fast) jedes Mittel recht. Man denke nur, jemand würde entsprechende Methoden zur Sauberkeitserziehung oder beim Essen empfehlen – was gäbe das für einen (berechtigten!) Aufschrei der versammelten Expertenrunde…

Ich habe mich – insbesondere auch um in meinem Stilltreff Empfehlungen abgeben zu können – durch fast alle Schlaflern-Bücher unserer Stadtbibliothek gelesen. Die Bilanz ist eher traurig, eigentlich kann ich keines der Bücher dort empfehlen. Aber es ist mir zum Beispiel aufgefallen dass Dr. Rabenschlag in „So finden Kinder ihren Schlaf“ zwar auch mit seiner „Sanduhr-Methode“ ein etappenweises aus-dem-Zimmer-gehen und ggf Schreienlassen empfielt, er weist jedoch darauf hin, dass diese Methode im ersten Lebensjahr ungeeignet sei, da ein Kind erst um den ersten Geburtstag herum eine Vorstellung von Objektpermanenz entwickle, also davon, dass etwas oder jemand, das/der gerade nicht zu sehen ist, trotzdem weiter existiert. Bis dahin geht die Mutter aus dem Zimmer und ist für das Kind ein für alle Mal vom Erdboden verschwunden. Dies erscheint mir ein sehr gutes Argument gegen den Vorschlag von Kast-Zahn und Co. zu sein, bereits mit 6 Monaten ein Schlaftraining durchzuführen.

Auch wenn man sich allgemein zum Thema Kinderschlaf und Schlaf überhaupt informieren will, ist meiner Ansicht nach das Buch von Rabenschlag viel ergiebiger als Kast-Zahn. Da habe ich sogar meinen eigenen Schlaf betreffend interessante Informationen gefunden.

Friederike Meyer-Bradfisch

Bei der im Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ vorgestellten sogenannten „Ferber-Methode“ wird das Kind, wenn es nachts weint, kurz verbal beruhigt, dann verlässt die Bezugsperson das Zimmer wieder für einen gewissen Zeitraum, bevor sie wieder hineingeht und wieder verbal beruhigt. Die Abstände zwischen dem Betreten des Zimmers werden sukzessive vergrößert, unabhängig vom Verhalten des Kindes. Nach einer Weile schläft das Kind wieder ein und braucht, so die Theorie, schließlich keine Beruhigung mehr, wenn es aufwacht, sondern findet alleine wieder in den Schlaf. Die Methode ist aus verschiedenen Gründen nicht ratsam:

  • Es wird suggeriert, dass Ein- und Durchschlafprobleme die Ursache elterlichen Fehlverhaltens sind (Stichwort: Verwöhnen)
  • Tatsachen über das Schlafverhalten von Babys/(Klein)kindern (wesentlich höhere REM-Anteile (Traumphasen) im kindlichen Schlafmuster, als bei Erwachsenen, Anfälligkeit fürs Wachwerden im Übergang zwischen Traum- und Tiefschlafphase, „Durchschlafen“ ist ein Reifungsprozeß) werden mit unbewiesenen Behauptungen vermischt (z. B. selbstständiges Einschlafen ohne fremde Hilfe ist Voraussetzung fürs Durchschlafen) oder gar mit Falschaussagen (z. B. reichhaltige Abendmahlzeit führt zum längeren Schlaf am Stück).
  • pauschaler Behandlungsplan, der Kinder dressiert und Eltern (insbesondere Mütter – Prolaktin/Mutter-Kind-Bonding) das „Bauchgefühl“ abgewöhnt bzw. gar nicht erst entwickeln lässt.
  • Weinen, als Kommunikation des noch „sprachlosen“ Kindes, wird ignoriert.
  • Kein Hinterfragen der Ursachen fürs Weinen, außer der: schlechte Angewohnheit
  • Grundbedürfnis nach menschlicher Nähe wird als Verwöhnen dargestellt
  • Behandlungsplan ist ein massiver, unmittelbarer Eingriff in altersgerecht entwickelte und somit völlig normale Schlafmuster
  • Es wird behauptet, dass Kinder ab 6. Lebensmonat bereits biologisch so weit gereift sind, dass keine nächtlichen Mahlzeiten mehr notwendig sind und 11 h Schlaf hintereinander möglich ist, ja, sogar ein wichtiger Entwicklungsschritt vollzogen wird, weil das Kind in die Lage versetzt wird, sich selbstständig beruhigen zu können
  • Die Tipps zur Abgewöhnung der nächtlichen Mahlzeiten, zur Gewöhnung an den Nacht/Tag-Rhythmus (bereits ab dem 3. Lebenstag!), zur Einführung von festen Zeiten, greifen in die individuelle Selbstregulation von Essen und Schlafen ein. Es besteht die Gefahr, dass z. B. Milchstau/Brustentzündungen entstehen, Saugverwirrung (Gabe von Tee in der Nacht), Schlafzyklen von Mutter und Kind nicht (mehr) korrespondieren, …
  • Ge(zer)störtes Urvertrauen. Kinder haben kein Zeitverständnis, sie leben in der Gegenwart. Babys haben nicht mal ein „Ortsverständnis“ – aus den Augen, aus dem Sinn.
  • Stillen wird als reine Nahrungsaufnahme betrachtet, die Nahrung für die Seele bleibt unerwähnt
  • Es wird behauptet, dass das Familienbett (nach den ersten Wochen), zumindest in unserem Kulturkreis, zu Schlafstörungen führt. Die Begründung fehlt. Die Vorteile des Familienbettes bleiben unerwähnt.

Quelle: Facharbeit „Schlaf! Auf die Plätze – Fertig – Los“ von Barbara Walcher

Prof. Ferber und seine Haltung zum „ferbern“

Das „Schlaftraining“, wie es im Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ vorgestellt wird, geht auf Prof. Richard Ferber zurück, den Direktor des Zentrums für kindliche Schlafstörungen am Bostoner Kinderkrankenhaus, dessen Methode der Coautor von Annette Kast-Zahn, Hartmut Morgenroth, in den USA kennen gelernt hatte. Ferber hat diese Methode ursprünglich in seinem Buch Solve Your Child’s Sleep Problems  vorgestellt.

Alternative Seiten verweisen oft auf ein Interview von John Seabrook mit Ferber, in dem er sich von seiner Methode distanziert:

„Aber hier in Ihrem Buch heißt es doch…“ Ich las ihm zwei Sätze vor, die ich meiner Frau während einer unserer Auseinandersetzungen um 2 Uhr morgens vorgelesen hatte: „Obwohl es vernünftig sein kann, Ihr Kind für ein oder zwei Nächte mit zu sich ins Bett zu nehmen, falls es krank oder wegen irgendetwas verängstigt ist, ist es jedoch meistens keine gute Idee.“ Und: „Allein schlafen zu lernen ist wichtig für das Kind, damit es lernt, ohne Ängste von Ihnen getrennt zu sein und sich selbst als ein unabhängiges Individuum zu betrachten.“
„Ich wünschte, ich hätte diese Sätze nicht geschrieben“, entgegnete Ferber. „Sie stammen aus der herkömmlichen Literatur. Es sind Pauschalaussagen, die einfach nicht stimmen. Es gibt viele Beispiele, in denen das Familienbett funktioniert. Meine heutige Einstellung ist, dass Kinder mit ihren Eltern zusammen oder allein schlafen können. Was wirklich zählt, ist, dass die Eltern sich darüber klar werden, was sie wollen.“

Ferber mag den Ausdruck „ferbern“ nicht. „Es klingt, als ob es eine Diät wäre“, sagte er mir. „Es sieht so aus, als ob meine Arbeit nur auf diese Tabelle hinausliefe, während der Sinn unserer Arbeit hier am Zentrum darin liegt, eine Lösung zu finden, die für die Schlafprobleme jedes Kindes geeignet ist. Wenn man ein Schlafproblem betrachtet, muss man alles berücksichtigen: das Alter des Kindes, die Schlafsituation, die Eltern, ob die Schlafzimmer nebeneinander liegen. Es gibt Situationen, in denen unsere Tabelle funktioniert, aber sie tut es nicht bei jedem. Wenn ich einen Brief bekomme, in dem steht: `Wir haben Ihre Technik schon 6 Wochen angewandt und er schreit immer noch die ganze Nacht’, dann finde ich das schrecklich.“

Unsere Recherchen haben allerdings gezeigt, dass auch in den neueren Auflagen seines Buches „Solve Your Child’s Sleep Problems“ unverändert sehr radikale Einschlaftrainings empfohlen werden, so dass von einem grundlegenden Überdenken des Ansatzes wohl nicht gesprochen werden kann.

Alternativen zum „Kontrollierten Schreienlassen“ werden im „Sanften Schlaftraining nach Gordon“ und im Buch „Ich will bei Euch schlafen“ vorgestellt.

Die Ursachen für den plötzlichen Kindstod (engl. Sudden Infant Death Syndrom, abgekürzt: SIDS) sind bisher nicht zweifelsfrei geklärt. Säuglinge im Alter von 1 bis 6 Monaten sind am häufigsten von SIDS betroffen, mit 3 bis 4 Monaten ist das Risiko am höchsten. Jungen sind häufiger betroffen, als Mädchen. Im Winterhalbjahr und in der zweiten Nachthälfte sterben überdurchschnittlich viele Kinder an SIDS. Statistisch sind laut Bundesgesundheitsministerium 0,3 von 1000 Kindern betroffen, die Schätzungen der Gemeinsamen Elterninitiative Plötzlicher Säuglingstod (GEPS) sprechen von 1 von 1000 Kindern. Nach Vollendung des 1. Lebensjahres ist die Gefährdung des Kindes durch den plötzlichen Kindstods signifikant verringert.

Folgende Symptome können ein Zeichen sein, dass ein Kind möglicherweise SIDS gefährdet ist:

  • übermäßiges Schwitzen
  • häufige Atemstillstände > 15 Sekunden
  • sehr blasses Gesicht
  • bläuliche Verfärbung um die Mundpartie
  • verfrühtes Durchschlafen (länger als 6 h) vor dem 6. Monat
  • verminderte Aufwachreaktion (= tiefer und fester Schlaf)

Wie funktioniert das Atmen im Schlaf?
Der Mensch atmet Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Die Konzentration dieser Stoffe wird von sogenannten Chemorezeptoren, die in den Blutgefäßen sitzen, gemessen. Sinkt die Sauerstoffkonzentration im Blut unter einen Mindestwert ab, wird diese Information von den Chemorezeptoren an das Gehirn weitergeleitet, wir atmen schneller, Pulsschlag und Herztätigkeit nehmen zu, der Blutdruck steigt. Gleiches passiert, wenn die Kohlendioxidkonzentration im Blut zu hoch ist.

Während des Schlafes wechseln sich Traumphasen (= aktiver Schlaf) und Tiefschlafphasen ab. Je tiefer ein Mensch schläft, desto mehr ist sein Bewusstsein vermindert, die Herztätigkeit nimmt ab und die Atemfrequenz ist umso abhängiger von der gesunden Funktion der Chemorezeptoren.

Der Atem schlafender Babys folgt keinem regelmäßigen Rhythmus, sondern ist periodisch, das bedeutet, dass es immer wieder zum Atemstillstand (Apnoe) kommt, der bis zu 15 Sekunden, manchmal sogar bis zu 20 Sekunden, andauern kann. Der Herzschlag sinkt, die Sauerstoffkonzentration im Blut fällt auf ein sehr niedriges Niveau. Manche Babys atmen nach einem Atemstillstand im Schlaf automatisch weiter (Atemstimulation), manche erwachen (Aufwachreaktion) und die bewusste Atmung setzt wieder ein. Im Alter von etwa 6 Monaten nimmt der Anteil an periodischem Atmen deutlich ab, die Babys atmen regelmäßiger und die Herztätigkeit und der Kreislauf sind stabiler.

Untersuchungen in Schlaflabors haben ergeben, dass während der Traumphasen (aktiver Schlaf) Atmung und Herzschlag des Menschen stimuliert werden. Reife Neugeborene haben einen Anteil von etwa 50 % aktiven Schlaf (Vergleich: 2-jähriges Kind 25 %, Jugendliche 20 %). Dieser hohe Anteil an aktivem Schlaf, so schließen die Wissenschaftler, würde erklären, warum Neugeborene nicht von SIDS betroffen sind. Eine weitere Hypothese ist die, dass das häufige Aufwachen von Babys ein natürlicher Schutzmechanismus gegenüber SIDS ist. Erst, wenn der kindliche Organismus reif genug ist, die automatischen Atemmechanismen sicher zu beherrschen, beginnen Kinder durchzuschlafen. Junge Babys, die schon sehr früh durchschlafen und eher unsensibel auf äußere Reize reagieren, also sogenannte einfache Babys, durchwandern weniger aktive Phasen während des Schlafes, als Kinder mit sensiblerem Temperament. Die Forscher warnen davor, den Schluss zu ziehen, dass diese Kinder deswegen ein erhöhtes Risiko haben, an SIDS zu sterben, meinen aber auch, wenn bereits andere SIDS-Risikofaktoren vorliegen (Erklärung, siehe unten), vermag ein einfaches Temperament möglicherweise das SIDS-Risiko zu erhöhen.

Faktoren, die das SIDS-Risiko erhöhen:

  • Nicht stillen
  • Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, Passivrauchen des Babys nach der Geburt
  • Bauchlage des Kindes, während des Schlafs. Neueste Forschungsergebnisse warnen ebenso vor der Seitenlage, weil sie instabil ist und das Baby in die Bauchlage kommen kann
  • Überwärmung durch zu hohe Raumtemperaturen, zu warme Kleidung/zu weiche Unterlagen, voluminöse Bettdecke und Kopfkissen

Bei Kenntnis dieser Faktoren lässt sich das SIDS-Risiko des Babys durch seine Eltern einfach reduzieren:

  • Stille dein Baby möglichst voll, bis zur Vollendung des 6. Monats
  • Verzichte auf das Rauchen in der Schwangerschaft und achte zumindest darauf, dass dein Kind sich ausschließlich in rauchfreier Umgebung aufhält
  • Lege dein Baby zum Schlafen auf den Rücken
  • Achte darauf, dass die Raumtemperatur im Schlafzimmer nachts nicht über 18 °C ansteigt
  • Ziehe dein Kind zum Schlafen nicht zu warm an. Body und Schlafanzug genügen in der Regel.
  • Ein Fell gehört nicht ins Kinderbett. Kein Kopfkissen oder Stillkissen, als sogenanntes Nestchen.
  • Das Baby sollte im Schlafsack schlafen, statt mit einer Bettdecke zugedeckt zu werden.

Weltweit sind sich alle Experten hinsichtlich der Erkenntnisse über das Schlafverhalten von Babys sowie der SIDS-Risikofaktoren einig. Unterschiedliche Empfehlungen gibt es allein zum Schlafort.
Während in Deutschland bisher einheitlich davor gewarnt wird, das Baby zum Schlafen mit ins Elternbett zu nehmen (siehe z. B. die Deutsche Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V.)
gibt es in den USA beide Auffassungen, sowohl Pro Elternbett (Mother and Child Co-Sleeping), als auch Contra. Allerdings, in einem Punkt herrscht dann doch wieder Einigkeit: mindestens bis zur Vollendung des 6. Lebensmonats des Kindes, sollte es nicht im eigenen Zimmer schlafen, sondern im selben Raum, wie die Eltern. In einer Broschüre vom Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.* wird sogar empfohlen, dass ein Kind 2 Jahre im selben Raum, wie die Eltern schlafen sollte.

Die Gegner des Familienbetts argumentieren:

Beim gemeinsamen Schlafen im Elternbett ist das Kind sowohl durch Überwärmung, als auch durch Ersticken (z. B. wenn der Kopf des Kindes unter die Bettdecke rutscht) gefährdet. Eltern, die Rauchen oder Alkohol und andere Drogen konsumieren, sollten nicht gemeinsam mit ihren Kindern im Bett schlafen! Drogen vermindern die Körperwahrnehmung und -kontrolle, was dazu führen kann, dass das Kind von einem Elternteil im Schlaf erdrückt wird. Das Schlafen des Kindes im eigenen Bett, aber im selben Zimmer wie die Eltern, wird befürwortet, weil vermutet wird, dass

  • die Aufmerksamkeit der Eltern während des Schlafes für das Kind erhöht ist und so sofort helfend eingegriffen werden kann, z. B., wenn das Kind erbricht
  • die Atemgeräusche der Eltern wirken sich auf das Schlafmuster der Babys positiv aus, d. h. Kinder, die im selben Raum, wie die Eltern schlafen, schlafen nicht so tief und werden wahrscheinlich durch den äußeren Reiz stimuliert, weiter zu atmen.

Die Argumente für das Familienbett sind:

  • stillende Mütter, die gemeinsam mit ihrem Baby schlafen, haben mehr aktive Schlafphasen (sie erreichen die vierte oder tiefste Schlaphase nicht), der aktive Schlaf ist bei ihren Babys ebenfalls erhöht, insbesondere durch das häufige Saugen an der Brust, das bedeutet, Babys Sauerstoffgehalt im Blut, Aufwachreaktion und Sensibilität für äußere Reize sind erhöht
  • die Atemgeräusche der Mutter animieren das Baby zum Weiteratmen
  • gute Wärmeregulierung durch Körperkontakt
  • häufiges Stillen in der Nacht erhöht den immunologischen Schutz, gerade in der kritischen Phas hinsichtlich SIDS im 3. – 6. Monat wichtig
  • das Hormon Prolaktin, dem ein erhöhtes Bewusstsein der Mutter für die Signale ihres Babys zugeschrieben wird, ist durch das gemeinsame Schlafen erhöht
  • Hautberührung gilt als Atemstimulans
  • Stillen und viel Körperkontakt fördert die gesamte kindliche Entwicklung, also auch die Reifung des Herz-Lunge-Kreislaufsystems

Empfehlungen für das sichere Schlafen im Elternbett:

  • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben
  • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen
  • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell)
  • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden
  • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte
  • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen

Quellen:

– Schlafen und Wachen, Dr. William Sears

– Dr. James J. McKenna, Professor of Anthropology, Director of the Center for Behavioral

– Studies of Mother-Infant Sleep, Notre Dame University

– Drei in einem Bett, Deborah Jackson

– Deutsche Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V.

– Die optimale Schlafumgebung für Ihr Baby, Herausgeber Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

– Schlaf – Auf die Plätze fertig los, Barbara Walcher

Vom Unsinn kommerzieller Atemüberwachungsgeräte

Eltern fürchten den plötzlichen Kindstod (Sudden Infants Death Syndrom = SIDS). Diese Ängste werden von der Industrie in bare Münze umgewandelt. Auf dem Markt sind Atemüberwachungsgeräte für Babys von verschiedenen Herstellern im Angebot. Die Werbung suggeriert, dass diese Geräte eine zuverlässige Präventivmaßnahme gegenüber SIDS seien. Merkwürdig nur – in der Bedienungsanleitung wird dies jedoch widerlegt, wie z. B. von diesem Hersteller: „Das SOWIESO-Gerät ist KEIN medizinisches Gerät, das dem plötzlichen Säuglingstod (SID) vorbeugen kann.“

Warum also sollten Eltern auf den Kauf von kommerziellen Atemüberwachungsgeräten verzichten? Nehmt euch bitte Zeit, die folgenden Informationen zu lesen. Wir hoffen sehr, dass wir euch überzeugen können.

Wie atmen Babys?

Die Atmung des Menschen ist unterschiedlich regelmäßig und hängt auch von der tiefe des Schlafes ab. Gesteuert wird der Atemreflex von den sogenannten Chemorezeptoren, die den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut messen. Sinkt die Sauerstoffkonzentration auf ein unzulässig niedriges Niveau ab oder steigt die Kohlendioxidkonzentration auf ein entsprechend hohes Niveau an, melden die Rezeptoren dem zentralen Nervensystem, dass entweder die Atmung im Schlaf wieder einsetzen muss oder der Mensch erwacht (Aufwachreaktion). Im Alter von etwa 6 Monaten bis 1 Jahr sind Chemorezeptoren, zentrales Nervensystem und Atemwege soweit ausgereift, dass sie zuverlässig funktionieren können. Deshalb wird angenommen, dass SIDS im allgemeinen nach Ende des ersten Lebensjahre nicht mehr auftritt.

  • Zentrale Apnoe: Zentrale Apnoen sind Atempausen, die durch den fehlenden Impuls des zentralen Nervensystems entstehen. Die Atemmuskulatur ruht im Brust- und Bauchbereich in der Ausatmungsstellung. Atemstillstände bis zu maximal 20 Sekunden werden hierbei noch als unbedenklich bezeichnet, soweit Herzfrequenz und Sauerstoffkonzentration im Blut nicht deutlich abfallen.
  • Obstruktive Apnoe: Die Impulse zur Atemmuskulatur wurden gesendet, der Brustkorb hebt und senkt sich, als würde geatmet. Ursache für obstruktive Apnoen ist die Behinderung des Luftstroms im Bereich der Atemwege, z. B. durch Infektionen, so dass die Atmung dennoch aussetzt.
  • Bei der Hypnoe handelt es sich nicht um einen Atemstillstand, sondern die Atmung ist so flach, dass sie weder zu sehen, zu hören, noch zu spüren ist.

Wie funktionieren kommerzielle Atemüberwachungsgeräte?

Diese Atemüberwachungsgeräte bestehen aus einer Sensormatte, Sender und Empfänger.

  • Sensormatte
    Ein oder zwei Sensormatten (je nach Hersteller verschieden) werden auf die Matratze, die als feste Unterlage dienen sollte, im Kinderbett gelegt. Die Sensoren registrieren Vibrationen, die von außen auf die Matte einwirken. Wird innerhalb von maximal 20 Sekunden keine Vibration gemessen, ertönt ein optischer und akustischer Alarm. Es gibt auch Geräte, die zusätzlich die Anzahl der Atemzüge pro Minute erfassen. Liegen diese unter 10, wird Alarm ausgelöst. In einer Bedienungsanleitung heißt es:
    „Mit jedem Atemzug des Babys bewegt sich seine Atemmuskulatur. Diese minimalen Bewegungen reichen aus, um über die Präzisions-Sensormatte erfasst zu werden.“ Mit anderen Worten: Die Messtechnik ist ungeeignet zur Erfassung von obstruktiven Apnoen!
  • Alarmauslösung
    Um eine erhöhte Sicherheit zu gewährleisten, erscheint es nur logisch, die Empfindlichkeit der Sensoren höher einzustellen. Grundsätzlich ergeben sich zwei unzuverlässige Überwachungszustände:

    • a. kein Alarm
      Das Kind atmet bereits über einen längeren Zeitraum als die eingestellten 15 bis 20 Sekunden nicht mehr. Das Gerät registriert aufgrund der hohen Empfindlichkeit jedoch Fremdvibrationen, wie z. B. Luftzug, Waschmaschine, Zug- oder Straßenverkehr in der Nähe, u. ä. und gibt keinen Alarm!
    • b. Fehlalarm
      Störende Fremdvibrationen wurden durch sorgfältige Aufstellung des Kinderbettes tatsächlich weitgehend vermieden. Trotzdem gibt das Gerät häufig Fehlalarm, obwohl alles in Ordnung ist. Das Nervenkostüm der Eltern wird strapaziert, unter Umständen die Empfindlichkeit niedriger eingestellt. Zu niedrig vielleicht?

 

Darum ist Mamacare®abeneltern.org der beste Schutz vor SIDS! Folgende Maßnahmen werden von Fachleuten einhellig als der beste Schutz vor SIDS empfohlen:

  • Stille dein Baby möglichst voll bis zur Vollendung des 6. Monats
  • Verzichte auf das Rauchen in der Schwangerschaft und achte zumindest darauf, dass dein Kind sich ausschließlich in rauchfreier Umgebung aufhält
  • Lege dein Baby im Schlafsack zum Schlafen auf den Rücken
  • Achte darauf, dass die Raumtemperatur im Schlafzimmer nachts nicht über 18 °C ansteigt (im Sommer nicht immer möglich)
  • Ziehe dein Kind zum Schlafen nicht zu warm an. Body und Schlafanzug/-sack genügen in der Regel
  • Ein Fell gehört nicht ins Kinderbett. Kein Kopfkissen. Kein Nestchen, kein Himmel über dem Babybett, sie behindern die Luftzirkulation

Wir Rabeneltern empfehlen zusätzlich das gemeinsame Schlafen von Mutter und Kind (Co-Sleeping) im Familienbett als eine der wichtigsten Maßnahmen gegen den plötzlichen Kindstod! Bitte beachte unbedingt die Sicherheitsratschläge zum Schlafen im Familienbett. Nähere Infos dazu, sowie weitere Sachtexte über die Vorteile des Familienbettes, zum Co-Sleeping und zu SIDS findest du hier unter der Rubrik Schlafen/Wissenswertes.

Kurzer Exkurs – medizinische Atemüberwachungsgeräte
Kinder, deren Geschwister an SIDS verstorben sind sowie beispielsweise Frühchen oder Kinder, die bereits wegen Verdacht auf SIDS ärztlich behandelt wurden, werden als sog. Risikokinder eingestuft. Für diese Kinder kommen medizinische Atemüberwachungsgeräte zum Einsatz. Gemessen werden im allgemeinen die Sauerstoffsättigung im Blut sowie die Herzfrequenz. Diese Geräte funktionieren also unabhängig von der Atembewegung, was Voraussetzung für eine zuverlässige Überwachung ist. Mediziner warnen deswegen vor dem Einsatz kommerzieller Atemüberwachungsgeräte als Präventivmaßnahme gegenüber SIDS.

Fazit
Aus unserer Sicht können kommerzielle Atemüberwachungsgeräte lebensgefährdend sein, weil sie eine Sicherheit versprechen, die keine ist. Warum sollten Eltern diesen Geräten vertrauen, wenn es selbst die Hersteller nicht tun?:

„Das Gerät sorgt für ein Höchstmaß an Sicherheit, kann jedoch keinesfalls die Aufsicht durch eine erwachsene Person ersetzen. Sie müssen selbstverständlich regelmäßig nach Ihrem Kind schauen.“

Dass ein kommerzielles Atemüberwachungsgerät eines Herstellers von der Zeitschrift Ökotest als -empfehlenswert- eingestuft wurde, spricht nicht gerade für sorgfältig recherchierte Fakten.

© 2004 eulalie für Rabeneltern.org