Attachment Parenting, um es möglichst einfach zu sagen, bedeutet, auf unser Herz zu hören. Und in dem wir das tun, vertrauen wir auf unser Kind. Wir vertrauen ihm auf folgende Weise:
- Wir vertrauen darauf, dass es gemäß seines Alters und seiner Erfahrung das ihm best mögliche tut.
- Wir vertrauen, obwohl es noch sehr klein gewachsen ist, dass es ein eigenständiger Mensch ist, so wie wir es sind, der es verdient, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden, so wie unsere es verdienen.
- Wir vertrauen, dass es geboren wurde, fehlerfrei, liebend und voller Vertrauen. Wir müssen es nicht erziehen, ihm beibringen, dass das Leben nicht nur eitel Sonnenschein ist oder wie es zu einem guten Menschen wird – es ist das bereits von Geburt an und alles, was wir zu tun brauchen ist, uns an ihm zu freuen, es unterstützen und diese, seine Fähigkeiten zu erhalten.
- Wir brauchen ihm keine Lektionen fürs Leben zu erteilen, das macht das Leben schon selber.
- Wir erkennen auf wunderbare Weise, unser Kind lehrt uns – wenn wir zuhören – was Liebe ist.
- Wir haben Verständnis dafür, wenn ein Kind sich „falsch verhält“, anstatt auf dieses Verhalten zu reagieren, sollten wir immer nachforschen, was dazu geführt haben könnte, welchen Stress, welche Frustrationen oder Ängste, Verwirrungen, oder andere schwierige Situationen es gerade durchgemacht hat. Wir müssen darüber hinaus ebenfalls bedenken, ob wir ein bestimmtes Verhalten – bewusst oder unbewusst – nicht selber hervorgerufen haben. Es ist unser Job als Eltern, Antworten zu finden für das Verhalten unserer Kinder. Es ist nicht der Job der Kinder, sich unseren Bedürfnissen anzupassen und ruhige und perfekt erzogene Kinder zu sein.
- Wir verstehen, dass es unfair und unrealistisch ist, von Kindern zu erwarten, dass sie sich zu jeder Zeit vorbildlich benehmen, denn welcher Erwachsene wäre dazu in der Lage? Denn hinter jeder Bestrafung steht im Grunde die Erwartung, dass Kinder sich immer gut benehmen können, wenn sie nur wollten, ohne jeglichen Spielraum.
- Wir sehen, dass so genanntes „schlechtes Verhalten“ in Wirklichkeit nur der Versuch des Kindes ist, ein ihm wichtiges Bedürfnis kund zu tun, auf die ihm best mögliche Art und Weise in der momentanen Situation und aufgrund seiner vorangegangenen Erfahrungen. „Falsches Verhalten“ ist ein Signal, dass wichtige Bedürfnisse nicht erfüllt worden sind – von uns oder anderen im Leben des Kindes. Wir sollten dieses Signal genauso wenig ignorieren wie wir den Alarm eines Rauchmelders ignorieren. Wir sollten statt dessen „falsches Verhalten“ als Chance erkennen – eine Chance unser eigenes Verhalten zu überdenken, mehr über die Bedürfnisse unseres Kindes zu lernen und diesen so gut wie es uns möglich ist zu entsprechen.
Wie Albert Einstein schrieb: „Hinter jeder Schwierigkeit liegt eine Chance verborgen.“ Dies ist allgemeingültig, umso mehr, wenn es um das Elternsein geht. Zum Beispiel: Ein Kind jagt einem Ball hinterher und läuft auf die Straße. Das ist eine Chance sicheres Verhalten in Zukunft anhand einer Alltagssituation zu erlernen. Die Eltern könnten das Kind auffordern den Ball mit Absicht auf die Straße zu werfen und es dann zu sich bitten und es erzählen lassen, was jetzt passiert. Auf diese Weise kann das Kind anschaulich lernen. Für die Eltern bedeutet dies, sich mehr Zeit zu nehmen, dem Kind verständlich zu machen, warum es gefährlich ist, auf die Straße zu laufen. Es liegt nicht am Kind, diese Information längst wissen zu müssen und offensichtlich immer noch nicht kapiert zu haben. Strafe ist kontraproduktiv: sie ist unfair, demütigend, verwirrend und lenkt das Kind davon ab, das zu lernen, was es wissen muss. Statt dessen sollten wir sanfte und respektvolle Anweisungen geben zum Zeitpunkt, an dem das Verhalten auftritt – so kann das Kind sein Tun einordnen. Auf diese Weise wird es am besten verstehen und lernen. Attachment Parenting hilft Kindern Selbstvertrauen zu entwickeln, sich selber verstehen zu lernen, und wahrscheinlich später als Erwachsene in der zu Lage sein, ihre Zeit sinnvoll und kreativ zu nutzen, eher als sich daran zu versuchen, die schlechten Erfahrungen der Kindheit aufzuarbeiten, und dabei vielleicht sich und andere zu verletzten. Wenn ein Erwachsener keine Notwendigkeit hat, sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen, dann kann er voll und ganz im Heute leben. Attachment Parenting bedeutet das Kind so zu umsorgen wie wir es für uns selber gewünscht hätten, wie wir uns heute wünschen, von anderen behandelt zu werden und wie wir es für unsere Enkelkinder wünschen. Attachment Parenting ist ein Vorbild für Liebe und Vertrauen. Unsere Kinder verdienen es, zu erfahren, was Mitgefühl ist, und sie lernen am meisten durch unser Beispiel. Wenn unsere Kinder es nicht von uns lernen, von wem dann? Kinder verhalten sich so wie sie behandelt werden von ihren Eltern, von allen anderen in ihrem Leben.
Dr. Elliott Barker, Psychiater aus Kanada und Director der Canadian Society for the Prevention of Cruelty for Children, dass Attachment Parenting aus diesen zwei Aspekten besteht:
- Willens und in der Lage sein, sich in die Perspektive des Kindes zu versetzen, um herauszufinden, was im Kind wirklich vor sich geht
- Willens und in der Lage sein, sich seinem Kind gegenüber so zu verhalten, dass seine Gefühle ernst genommen werden
Zusammenfassend: Attachment Parenting ist Liebe für und Vertrauen in unsere Kinder. Wenn wir dazu in der Lage sind, dann werden sie umgekehrt uns lieben und vertrauen und zu selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen. Der Lehrer John Holt sagte einmal, dass alles, was er jemals geschrieben habe sich in zwei Worten ausdrücken ließe: „Vertraue Kindern.“ Das ist das wertvollste Geschenk, das wir ihnen als Eltern machen können.
Der Artikel ist mit Erlaubnis der Autorin auf unserer Seite veröffentlicht und im Original mit dem Titel: What ist Attachment Parenting? unter http://www.naturalchild.org nachzulesen.
übersetzt aus dem Englischen von eulalie für Rabeneltern.org