Südwest Verlag
ISBN-10: 3517086339
ISBN-13: 978-3517086330

alt

Dass das deutsche Bildungssystem nicht das beste ist, steht mindestens seit der ersten PISA-Studie fest und seitdem wird eher geflicktschustert als konkrete Reformen wirklich ohne Wenn und Aber umzusetzen.

Sabine Czerny, bayrische Grundschullehrerin, schreibt in ihrem Buch „Was wir unseren Kindern in der Schule antun …und wie wir das ändern können“, was sie unter anderem mit der Schulbehörde Bayerns alles erlebt hat, von Mobbing in der Schule bis zur Strafversetzung – alles, weil sie ihren Unterricht so gestaltet, dass alle Kinder ihre Lernmotivation behalten und in ihrem eigenen Tempo lernen können. Die Lehrerin spricht von einem großen „Mosaikbild“, in dem jedes Kind seine eigenen (kleinen) Mosaikteilchen miteinbringt – so ergibt es ein buntes, aber auch einheitliches Gesamtbild.

Es darf nicht sein, was nicht sein kann! Laut Schulbehörde gibt es nun mal dumme Kinder und schlaue Kinder, und diese müssen bereits in der dritten/vierten Klasse „sortiert“ werden; am dreigliedrigen System wird festgehalten.

Die Autorin sieht in den Leistungsbeurteilungen der Kinder mit die größten Schwierigkeiten. Noch vor wenigen Jahren wurden in den ersten Schuljahren Lernstandskontrollen (was können die Kinder schon alles? Wo stehen sie?), nun werden Proben ab dem zweiten Halbjahr 1. Klasse geschrieben – und das ganze Notenspektrum muss/soll im Sinne der Gaußschen Normalverteilung ausgeschöpft werden, d. h. es soll wenige 1er und 2er-Noten geben, viele 3er und 4er und wieder wenige 5er und 6er, so dass der Notenschnitt bei 2,6 – 3,2 liegt. Dazu müssen die Aufgaben der Proben so gestellt werden, dass die guten SchülerInnen die Punkte für ein „sehr gut“ nur bekommen , wenn sie die sogenannte „Transferleistung“ erbringen können (als Beispiel nennt Sabine Czerny eine Aufgabe über Igel, in der dann aber etwas über Bären angefragt wird).

Die Kinder werden aufgrund des Notenschnitts in den drei Hauptfächern (Deutsch/Mathe/Heimat- und Sozialkunde) auf die Haupt- oder Realschule bzw. Gymnasium sortiert. Theoretisch dürften dann auf dem Gymnasium alles nur Einser bzw. Zweierschüler sein – aber viele der SchülerInnen erhalten in den Proben schlechte Noten – es muss auch hier eben 4er, 5er und 6er-Bewertungen geben.

Laut Czerny werden die Kinder in unserem jetzigen Schulsystem gedemütigt und aussortiert – und gerade Kinder aus bildungsfernen und sozial schwachen Elternhäusern haben es in Deutschland sehr schwer, eine gute Bildung erlangen zu können, was oftmals daran liegt, dass diese Kinder die Aufgaben in den Proben nicht richtig verstehen und somit dann die falschen Antworten geben, obwohl sie es eigentlich wissen. Es entsteht ein Teufelskreis: Die Kinder (die vielleicht ein, zwei Wochen später in ihrer Entwicklung die Aufgaben hätten richtig lösen können) sehen die Note „Vier“ (= schlecht) und beziehen diese Benotung auf sich selbst und verlieren bei jeder schlechten Note die Motivation, etwas lernen zu wollen, und das Vertrauen in sich selbst, etwas leisten zu können.

Konkrete Vorschläge, wie das deutsche Schulsystem geändert werden muss, damit alle Kinder wirklich die gleichen Chancen erhalten, macht Sabine Czerny auch in ihrem Buch. Dazu gehören der Morgenkreis, die Freiarbeit, die Projektarbeit, aber auch der „gebundener Unterricht“. Die Kinder müssen dort „abgeholt“ werden, wo sie stehen und dürfen nicht demotiviert und kleingemacht werden. Frau Czerny plädiert für eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ebenso wie für eine Wiedereinführung der Lernstandskontrollen. Die Kinder sollen alle zusammen in „einer Schule für alle“ lernen dürfen und nicht schon zum Ende der vierten Klasse aussortiert werden.

Als sehr interessant und lesenswert empfand ich auch die Zwischenkapitel u. a. zu den Themen „Gehirn“, „Intelligenz“ oder auch „Noten“: Hier hat die Autorin diverse Fakten mit Quellenangaben zusammengetragen. Unter welchen Voraussetzungen lernt das menschliche Gehirn am effektivsten? Warum sind Noten eben nicht objektiv in der Leistungsbeurteilung? Ist Intelligenz von Geburt an eine festgelegte Größe, die nicht veränderbar ist? Wie wird überhaupt die Intelligenz ermittelt?

Ein auf jeden Fall empfehlenswertes Buch, es bekommt von mir

alt

Beavi

Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3-88897-387-2
ISBN-13: 978-3888973871

Bewertung: 5 von 5 Raben

Was für ein ermutigendes Buch! Fee Czisch, ehemalige eher unfreiwillige Grundschullehrerin, wurde zur Vorsitzenden der „Aktion Humane Schule“ und arbeitet seit 2002 als Lehrbeauftragte für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU in München. Sie verfasste dieses Buch, das zunächst den Ist-Zustand an vielen deutschen Schulen porträtiert, und im Anschluss daran Alternativen aufzeichnet. Alternativen, die nicht nur als theoretische Gedankenspiele zu verstehen sind, sondern auf der praktischen Erfahrung der Autorin beruhen, die während ihrer Berufspraxis zu der Erkenntnis kam, dass die „gesamte Schule […] neu gedacht [hätte] werden müssen, aber so lange konnte ich nicht warten. Deshalb entschied ich mich für meine Reform im Klassenzimmer“ (S. 39). Und das ist das Besondere an diesem Buch: Es findet keine Konzentration auf eine reformpädagogische Linie statt, sondern es wird aufgezeigt, wie aus der Fülle der Ansätze Gewinnbringendes im Alltag hier und jetzt umgesetzt werden kann, ohne sich ideologisch festlegen zu müssen.
Ich gebe zu, dass mir als Lehrerin das erste Kapitels stellenweise zu polemisch vorkam. Zu sagen, dass „öffentliche Bloßstellung, Entwürdigung, Demütigung, Beschimpfung und Bestrafung […], Missachtung, Respekt- und Gefühllosigkeit“ (S. 17) den Schulalltag an einer normalen Regelschule prägen, lässt die vielfältigen Bemühungen der Lehrerinnen und Lehrer außer Acht, die im Rahmen ihrer (oft begrenzten) Möglichkeiten doch versuchen, den Kindern gerecht zu werden. Dennoch stimme ich der Autorin zu, dass „Angst vor einander, vor der Lehrerin, vor dem Versagen, vor Ausgrenzung [,] Langeweile und Druck, Unterforderung und Überforderung gleichermaßen“ (S. 17) Grunderfahrungen eines jeden Schülers sind und in der Folge oft auch zu den oben genannten Empfindungen führen können.
Alles in allem ein deprimierendes Bild des Status Quo, an dem zwar vielerorts herumgedoktert wird, der aber noch lange nicht als „gesund“ zu bezeichnen ist.
Im Folgenden beschreibt Fee Czisch die ersten Schritte, mit welchen sie die Vereinheitlichung unseres Schulsystems in ihrer Klasse aufbrach, sich schrittweise von Frontalunterricht löste und auf diese Weise durch Individualisierung und Differenzierung den Kindern das bot, was sie brauchten. Mit Darlegung ihrer pädagogischen Quellen und anhand vieler konkreter Beispiele aus den Lernbereichen der Grundschule gibt die Autorin Einblicke in einen äußerst lebendigen und mitreißenden Schulalltag, berichtet nicht ohne Stolz von ihren Erfolgen und denen der Kinder und vermittelt eine optimistische Grundeinstellung, die nicht bei dem vielerorts üblichen Klagen über den Pisaschock und seine Ursachen halt macht.
Aus der Fülle der Ansätze und Ideen sei hier nur exemplarisch einiges herausgegriffen, was in dieser Form in Regelschulen eher ungewöhnlich ist: Das Klassenzimmer ähnelt einem Wohnraum, mit Leseecke als Rückzugsraum mit klaren Regeln, Sitzkreis und rundem Teppich für Gespräche, Gruppentischen zum Arbeiten, Aquarium, Pflanzen für die die Kinder verantwortlich sind – und einer Tafel, die nicht im Zentrum steht, sondern um die sich die Kinder nur dann scharen, wenn etwas Neues aufgezeichnet wird.
Dieses Miteinander ohne vorgeschriebene Sitzordnung in lehrerzentriert ausgerichteten Sitzreihen erzeugt kein orientierungsloses Chaos, sondern ermöglicht konzentriertes Arbeiten an weitgehend selbst gewählten Themen. Wochenpläne weisen den Weg: Kinder wissen, was im Lauf der Woche bearbeitet sein muss, wählen sich dazu Übungen und Aufgaben entsprechend ihrer Interessenlage aus Regalen voller attraktiver Arbeitsmaterialien – lernen aber nie im Klingeltakt.
Auch ist es nicht Notendruck, der die Kinder zwingt etwas zu „lernen“, sondern sie wollen es aus Interesse und Neugier. Die Autorin beschreibt, wie sie anhand von Aufzeichnungen den Überblick über den Leistungsstand und die Entwicklung der Kinder behält, wie sie versucht, eine Benotung weitgehend zu umgehen und nur im nötigsten Maß so sensibel wie möglich einsetzt.
Ihre Darstellung von Unterrichtsprojekten und Exkursionen ist so lebendig, dass man neidisch und wehmütig an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, in der wohl die wenigsten von uns derartige Erfahrungen sammeln konnten.
Und es kommt stellenweise auch so etwas wie ungläubige Skepsis auf, wie all dies wirklich so unproblematisch umgesetzt werden kann. Neben Entschlossenheit, Engagement und Unmengen von Energie ist nicht zuletzt auch die Kooperation von Eltern, Kollegen und Schulleitung von großer Bedeutung – was Fee Czisch dankend anerkennt.
Als Lehrerin in einer weiterführenden Schule kann ich die auf die Grundschule zugeschnittenen Vorschläge nicht eins zu eins übernehmen, dennoch ist das Buch sowohl in seiner Grundeinstellung als auch durch einzelne Denkanstöße inspirierend. Für Eltern ist insbesondere das Plädoyer zur Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule von Interesse. Der Klappentext fasst es eigentlich am treffendsten zusammen: „Wer Kinder – ihre Bedürfnisse wie ihre Fähigkeiten – wirklich ernst nimmt, braucht nicht die (gleichwohl notwendige) große Reform von oben abzuwarten, um ihnen – endlich – eine grundlegend andere Schule anzubieten. – Ein Buch, das Lehrern wie Eltern Mut macht, gleich morgen damit anzufangen.“
Molly

Bewertung: 5 von 5 Raben

GRÄFE & UNZER, 2010
ISBN-10: 3833816813
ISBN-13: 9783833816819

Bewertung: 4 von 5 Raben

Vom Titel her könnte das Buch auch zur Welle der Förderliteratur gehören, die dazu anleitet, schon kleine Kinder zu Erfolgsmenschen zu trimmen, damit sie sich in einem raueren gesellschaftlichen Klima möglichst auf der Gewinnerseite wiederfinden. Glücklicherweise ist das nicht der Fall. Die Autorin übersetzt die Bildungspläne für Vorschulkinder, die aufgrund der immer unterschiedlicheren Voraussetzungen der Erstklässler entwickelt wurden, in 100 leicht verständliche Einzelaspekte des Orientierungswissens, das Kindern hilft, sich in der Welt zurechtzufinden. Zu jedem Aspekt, der erläutert wird, gibt es einfache Vorschläge der Umsetzung im alltäglichen Familienleben.

Daher lässt sich die Zusammenstellung kaum als eine Liste zum Abarbeiten für den Schulerfolg um jeden Preis missverstehen, sondern wird vielmehr klar, dass es darum geht, Eltern zu erläutern, wie sie ihr Kind gut in ihren Alltag einbeziehen und es in seiner Entwicklung unterstützen können. Manchmal geht die Autorin für meinen Geschmack zu selbstverständlich davon aus, dass jedes Kind nach entsprechendem Input eine Aufgabe meistern wird, wie etwa auswärts übernachten: Das geht sicher für viele Kinder im Vorschulalter, aber ein Kind, was das fürchtet, ist wohl nicht einfach dadurch umzustimmen, dass es beim Rucksack-Packen helfen darf. An diesen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin auch darauf eingegangen wäre, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat und dass herausfordernde Situationen auch abgebrochen werden können und sollen, wenn das Kind noch nicht bereit ist.

Eine Aufstellung, welche Entwicklungsbereiche in welchem Kapitel besonders berücksichtigt werden, eine Liste durchweg empfehlenswerter Bücher und Adressen und ein umfassendes Register runden den Band ab.

Annette Jantzen

Bewertung: 4 von 5 Raben

Kösel (Juli 2005)
ISBN-10: 3466306922
ISBN-13: 978-3466306923

Bewertung: 5 von 5 Raben

Mein Fazit sei diesmal gleich vorangestellt: Dieses Buch zu lesen, das mit 155 Seiten einen angenehm bescheidenen Umfang hat, lohnt sich nicht nur für Eltern, deren Kinder Aussprachestörungen aufweisen, sondern für alle Eltern. Denn neben dem theoretischen (sehr gut verständlichen) ersten Teil enthält es im zweiten Teil eine Vielzahl von Tipps zur spielerischen Förderung von Kindern in allen Bereichen. Nicht aber, auch das sei gleich gesagt, zur gezielten Förderung in Bezug auf einzelne Aussprachestörungen. Diese sollten der logopädischen Therapie vorbehalten bleiben.
(Aus eigener Erfahrung mit meinem älteren Sohn weiß ich, wie gezielt und relativ rasch eine solche Therapie helfen kann und welche Freude Kinder daran haben können. Zur Abklärung, ob eine Aussprachestörung bzw. Auffälligkeit therapiebedürftig ist oder nicht, kann der Kinderarzt oder ein HNO-Arzt ein Rezept für einen so genannten Logo-Status ausstellen, das ist eine Verordnung für eine logopädische Diagnostik. Beim Logopäden erhalten die Eltern dann eine Beratung, eine Einschätzung des sprachlichen Entwicklungsalters ihres Kindes und gegebenenfalls eine Therapieempfehlung.)

Wie bereits gesagt, gliedert sich das Buch in zwei Teile. Im ersten Teil: „Sprachentwicklung und Sprachstörungen bei Kindern“ geben die Autoren einen Einblick in die kindliche Sprachentwicklung und einen Überblick über die häufigsten Sprachstörungen, aber auch Tipps, wie Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes positiv beeinflussen können – zunächst allgemein (z.B. durch Stillen, durch Sprechen mit dem Kind, durch die Förderung der Bewegungsentwicklung), im Folgenden nach Altersstufen. Dieser Teil endet mit einem Kapitel „Wann sollten Sie Hilfe suchen?“ (darin wird unter anderem erläutert, warum eine rechtzeitige Initiative der Eltern bei möglichen Sprachstörungen so wichtig ist) und einem Protokollbogen zur Überprüfung der Aussprache mitsamt Hinweisen zu dessen Auswertung,  anhand dessen man die Aussprache seines Kindes kontrollieren und altersgemäß einstufen kann.

Im zweiten Teil „So können Sie Ihr Kind selbst fördern“ erfährt man, wie sich die Aussprache und ein gutes Sprechvermögen des Kindes auf vielfältige Weise unterstützen lassen. In diesem  umfangreichsten Teil des Buches findet sich eine Vielzahl phantasievoller und abwechslungsreicher Spiele aus den Bereichen Hörwahrnehmung, Bewegungsförderung, Sinneswahrnehmung, Atmung und Sprechwerkzeuge. In diesem Teil wird noch einmal ganz deutlich, wie sehr die Sprachentwicklung mit der gesamten körperlichen und sensorischen Entwicklung in engem Zusammenhang steht und dass Förderung auf den verschiedensten Gebieten gleichzeitig Sprachförderung sein kann.

Im Anhang des Buches werden Einrichtungen aufgelistet, die in Fragen der Sprachförderung Rat und Unterstützung bieten („Wo bekommen Sie Hilfe?“), wobei auch auf schweizerische und österreichische Bezeichnungen eingegangen wird, es werden auf Fotos so genannte Lautgebärden vorgestellt, die dem Kind die korrekte Wahrnehmung von Lauten erleichtern und zu guter Letzt werden empfehlenswerte Bücher und Spiele aufgelistet.

Für eine solche Vielfalt an Informationen und Förderungsideen auf so kompaktem Raum vergebe ich dieses Mal fünf Raben.
Roberta

Bewertung: 5 von 5 Raben

Grundlagen, Erziehungspraxis, Elternfragen
rororo
11. überarbeitete und erweiterte Auflage, Februar 2007
ISBN-10: 3499622092
ISBN-13: 978-3499622090

Bewertung: 5 von 5 Raben

Auf rund 200 Seiten führen die Autorinnen, die beide an Montessori-Grundschulen tätig sind, in die Materie ein.

Dabei gliedern sie in 4 grössere Abschnitte:

Maria Montessori – Ein Leben für das Kind, mit einem kurzen Überblick über ihr Leben und Werk.

„Hilf mir, es selbst zu tun!“ – Die Arbeit im Kinderhaus
Anschaulich wird hier unter anderem berichtet, was man sich unter einer vorbereiteten Umgebung oder Sinnesmaterial vorzustellen hat.

„Schule macht mir Spass!“ – Die Arbeit an Montessori-Grundschulen
Ausführlich wird hier über die Freiarbeit berichtet, wie eine Klasse eingerichtet ist und verschiedene Materialien wie das Goldene Perlenmaterial, die Lesedosen oder ein Geologie-Baukasten vorgestellt, mit denen Schüler in den verschiedenen Bereichen wie Mathematik, Lesenlernen und kosmische Erziehung arbeiten.

Elternfragen zur Montessori-Schule
Dieses Kapitel finde ich sehr gelungen, geht es doch auf all die Fragen ein, die auftauchen, wenn man sich für eine Nicht-Regelschule entscheidet. Unter anderem wird beantwortet, wie es mit dem Gebrauch von Computern aussieht, was Hausaufgabenpläne sind, was Fachunterricht ist oder wie der Übertritt in weiterführende Schulen gelingt.

Das Buch hat mir, durch seine vielen Beispiele aus dem Alltag, das Kind- und Schülersein in einer Montessori-Einrichtung nahe gebracht. Mit viel Herz wird geschildert wie der Tag in einem Kinderhaus oder an einer Grundschule aussieht. Die vielen Zitate und Berichte von Schülern, Lehrern und Eltern sind eine wertvolle Ergänzung zu den Erläuterungen der Autorinnen.

Abgerundet wird das Ganze dann noch durch die im Anhang aufgeführten Kontaktadressen und Links sowie eine Literaturliste.

Ein rundum gelungenes, interessantes Buch, dem ich 5 Raben gebe.
Justine

Bewertung: 5 von 5 Raben

Ein Handbuch für Lehrer und Eltern.
Verlag An der Ruhr, Auflage: 1 (Mai 2006)
ISBN-10: 3834600822
ISBN-13: 978-3834600820

Bewertung: 4 von 5 Raben

Dieses Buch, geschrieben von Petra Frie, Diplom-Pädagogin und seit vielen Jahren in der Elternarbeit tätig, wendet sich an Eltern ebenso wie an Lehrer und möchte dazu beitragen, dass Eltern und Lehrer zum Wohle der Kinder/Schüler zusammenarbeiten lernen.
Denn leider, und das kann ich aus meiner inzwischen dreijährigen Erfahrung als Klassenelternsprecherin bestätigen, hapert es schon an den Grundlagen für eine gedeihliche Zusammenarbeit, nämlich an der Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern sehr.
Die Devise dieses Buches lautet: Nutzen Sie als Lehrer das Potenzial der Eltern! Und nutzen Sie als Eltern Ihre Möglichkeiten der aktiven Mitarbeit und Mitbestimmung in der Schule!

Das Buch gliedert sich in drei Kapitel und einen kurzen Anhang mit Literatur- und Linktipps. Es beginnt in Kapitel 1 „Die Realität von Meinung, Vorurteil, eigener Historie und Erwartungen“ damit, sowohl Eltern als auch Lehrern bewusst zu machen, welches Bild sie von Schule im Allgemeinen und von der jeweils anderen Seite im Besonderen und welches Selbstbild sie als Eltern bzw. Lehrer haben. Indem die Erwartungshaltungen von Lehrer an Eltern und von Eltern an Lehrer benannt werden, wird der Blick des Lesers dafür geschärft, dass Eltern und Lehrer im Grunde genommen das Gleiche wollen und auf der gleichen Basis agieren – „aber jeder im Kontext seiner Erfahrungen und Vorstellungen und mit verschiedenen Blickrichtungen auf das gleiche Ziel.“ (S. 32)

Das umfangreichste, mit „Praxistipps“ betitelte zweite Kapitel des Buches stellt den eigentlichen Kern des Buches dar. Es werden darin alle wichtigen Situationen des Schullebens aufgeführt, in denen Eltern und Lehrer miteinander in Kontakt treten (müssen): Das erste Kennenlernen, der erste Elternabend, Gremienarbeit, Elternsprechtag, Konfliktsituationen. Das Besondere an diesem Buch ist, dass es nicht im Abstrakten verhaftet bleibt, sondern ganz konkrete Beispiele aus der Praxis gibt, die von der Autorin analysiert und Verbesserungsvorschlägen gegenüber gestellt werden. Viele der Beispiele, die die Autorin schildert, werden sowohl bei Eltern als auch Lehrern ein Gefühl des Déjà-vu auslösen – und hoffentlich auch ein Aha-Erlebnis bei der Erkenntnis, wie man es besser machen kann. Jeder Abschnitt wird in einem Praxistipp mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Voraussetzungen für ein Gelingen der Situation abgeschlossen. Besonderer Wert wird auf die Grundlagen gelingender Kommunikation gelegt – und auch hier bleibt die Autorin praxisnah und liefert zum Beispiel Formulierungsvorschläge für die Einladungen zu Elternabenden oder „Anti-Killerphrasen“, die dabei helfen, dass die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern nicht schon im Ansatz abgewürgt wird.
Das Praxiskapitel beschäftigt sich abschließend mit den Möglichkeiten, Eltern als außerschulische Experten zu gewinnen und den Chancen, die sich daraus für die Schule ergeben. An dieser Stelle wird überdeutlich, welche Verschwendung von Ressourcen und Potenzialen es ist, wenn Elternarbeit von der Schule auf das Backen von Kuchen und das Betreuen von Basarständen beschränkt wird.
Auf den 139 Seiten des Buches werden noch viele weitere Aspekte von Lehrer- und Elternarbeit in der Schule angesprochen, die hier nicht alle benannt werden können.

Dieses Buch gehört in das Bücherregal eines jeden Lehrers, ganz gleich an welcher Schulstufe er unterrichtet – und insbesondere Referendare sollten es aufmerksam lesen. Denn es wird darin gezeigt, wie man es „besser machen kann“. Auf die Frage, wie die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern und die Mitwirkung der Eltern an der Schule besser gestaltet werden kann, als dies an einem Großteil der Schulen in Deutschland bisher der Fall ist, zeigt dieses Buch Antworten auf. Und die Verantwortung für das Gelingen einer Eltern-Lehrer-Beziehung zum Wohle der Schüler liegt hauptsächlich auf der Seite der Professionellen. Aber auch alle Eltern sollten dieses Buch lesen – alle Eltern, denen es nicht genug ist, einmal im Jahr zum Elternsprechtag zu marschieren und sich in zwanzig Minuten über das schulische Leben ihres Kindes belehren zu lassen, alle Eltern, denen die Teilnahme an der Schule als einer der wichtigsten Determinanten im Leben ihrer Kinder am Herzen liegt, alle Eltern, die sich mit der klassischen Konstellation der Gegnerschaft von Eltern und Lehrern nicht mehr zufrieden geben wollen.

Im kritischen Fazit von Karin Görtz-Brose, dem dritten Kapitel dieses Buches, schreibt sie:

Das Ungleichgewicht von Macht ist an unseren Schulen harte Realität und beeinflusst Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern, Lehrern und Eltern weitreichend, indirekt auch zwischen Schülern sowie Eltern und Kindern. […]
Der Appell bzw. die Verpflichtung von Eltern und Lehrern, zum Wohle des Kindes zu kooperieren ist ein sehr hoher Anspruch an alle Beteiligten, weil er gegen die eigene Struktur (des Systems Schule) durchgesetzt werden muss. Von wem? Von allen, die ein echtes Interesse daran haben, dass aus der Ausleseschule eine Förderschule wird, an jeder Schule eine leistungsfördernde Atmosphäre entsteht, die ausschließlich an den Erfolgserlebnissen für jeden einzelnen Schüler interessiert ist. […]
Es ist die Frage nach der Haltung anderen Menschen gegenüber, die Schule sich stellen müsste.

Ich wünsche diesem Buch, dass es seinen Beitrag dazu leisten kann und vergebe dafür 4 Raben, da ich mir den theoretischen Teil etwas umfangreicher gewünscht hätte und die explizite Darstellung eines „guten“ Schulmodells vermisst habe.
Roberta

Bewertung: 4 von 5 Raben

Oberstebrink/Eltern-Bibliothek (2003)
ISBN-10: 3934333044
ISBN-13: 978-3934333048

Bewertung: 5 von 5 Raben

Durch Zufall bin ich im I-Net auf dieses Buch gestoßen und war von der Beschreibung so angetan, dass ich es mir gekauft habe. Mein älterer Sohn wird bald eingeschult – von daher rührt auch mein Interesse an dem Thema. „Wie Kinder leicht lesen und schreiben lernen“ – welche Mutter würde das nicht interessieren…? Irgendwo hatte ich einmal aufgeschnappt, dass Legastheniker meist viel zu spät als solche erkannt werden, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sozusagen. Daher lag mir daran, nicht unvorbereitet in den neuen Lebensabschnitt meines Sohnes zu starten.

Es sei gleich vorweg gesagt: Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, es müsste Pflichtlektüre für alle Eltern von Vorschulkindern und für alle Pädagogen im Elementarbereich sein, seien es nun Erzieher oder Grundschullehrer.

Das Buch beginnt mit einem Leitfaden, der dem Leser je nach Lebenssituation bestimmte Kapitel besonders ans Herz legt. Das ist hilfreich, wenn man sich ganz schnell einen Überblick verschaffen will. Jedes der Kapitel endet übrigens mit einer Zusammenfassung („Das Wichtigste in Kürze“), wodurch das Gelesene besser im Gedächtnis haften bleibt.
Nach einer Einführung durch drei Elternberichte („So war`s bei unserem Kind“) und dem Hinweis, dass viele Legastheniker erst viel zu spät in der dritten Klasse oder sogar noch später als solche erkannt werden, wodurch die Kinder viel Leid erfahren, erläutert die Autorin in Kapitel 2, wie Lesen und Schreiben lernen denn eigentlich funktioniert und was dabei im Gehirn passiert. Schon allein dieser Abschnitt macht das Buch wertvoll. Dann erklärt sie, was sich hinter dem Begriff Legasthenie eigentlich verbirgt und wie diese festgestellt werden kann (nämlich nur durch Tests qualifizierten Fachpersonals, nicht etwa durch Lehrer). In Kapitel 4 erfährt man, wieso Lesen- und Schreibenlernen keineswegs erst in der Schule beginnt, sondern schon lange vorher, was es mit dem Konzept der phonologischen Bewusstheit auf sich hat und dass es bestimmte Vorläufer-Merkmale gibt, anhand derer man den Schulerfolg bzw. -misserfolg vorhersagen kann. In Kapitel 5 geht sie näher auf diese Warnsignale im Vorschulalter ein und erläutert auch, was noch ganz allgemein zur Schulreife eines Kindes gehört. Kapitel 6 dann beschäftigt sich mit der spielerischen (!) Förderung im Vorschulalter. Das sogenannte Würzburger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit (ein 10-Wochen-Programm) wird dargestellt und auf einigen Seiten werden auch Spiele für zu Hause beschrieben. In den letzten beiden Kapitel geht es dann um Kinder, die bereits zur Schule gehen. Wie können Eltern und Lehrer dem lese-rechtschreibschwachen Kind helfen, wenn es bereits „in den Brunnen gefallen ist“, welche Förderungsmöglichkeiten gibt es in der Schule und welche sind sinnvoll, welche Regelungen gibt es in den einzelnen Bundesländern, wann benötigt ein Kind eine außerschulische Legasthenie-Therapie und wie und durch welche Übungen können die Eltern ihr Kind auch zu Hause unterstützen?

Zwei wichtige Daten seien noch genannt: Die Autorin empfiehlt eine Untersuchung der Vorschulkinder entweder 10 oder spätestens 4 Monate vor der Einschulung, damit noch genug Zeit bleibt, Legastheniekarrieren gefährdeter Kinder abzumildern bzw. ganz zu verhindern. Dabei nennt sie eine Erfolgsquote von 90 Prozent. Eine frühere Untersuchung hat wiederum nicht viel Sinn, weil sie infolge des Entwicklungsstandes nicht aussagekräftig genug ist.

Als letztes sei noch auf einen besonderen Vorzug des Buches hingewiesen: Das Buch hat alles in allem nur 189 Seiten! Soviel geballte und fundierte Information auf so wenig Raum, in klarer und verständlicher Sprache, dazu bebildert und grafisch ansprechend gestaltet – as verdient mein besonderes Lob, weiß ich doch aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist, sich kurz zu fassen -siehe diese Rezension *g*.

Das Buch erhält von mir die Höchstwertung: 5 Raben.

(Liebe Eltern, glaubt nicht, dass „der Knoten sich schon irgendwann lösen“ wird, wenn Euer Kind besondere Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen hat, sondern informiert euch vorher über dieses Thema! Vergesst auch bitte nicht: Es gibt daneben noch die Dyskalkulie, also eine Rechenschwäche – damit habe ich mich aber noch nicht beschäftigt….)
Roberta

Bewertung: 5 von 5 Raben

Anahita-Verlag, Auflage: 1 (Dezember 2004)
ISBN-10: 3937797033
ISBN-13: 978-3937797038

Bewertung: 5 von 5 Raben

„Leben ohne Schule“ – das Thema schlich erstmalig an mir vorbei, als meine Tochter gerade auf der Welt war, aber wirklich interessiert hat es mich vorerst nicht. Nun, zweieinhalb Jahre später und einige elterliche Erfahrungen reicher, wollte ich es doch genauer wissen. Was hat es auf sich mit Familien, die ihren Kindern die Schule „vorenthalten“? Wie geht das? Ist es überhaupt möglich bzw. erlaubt? Wie geht es den Kindern dabei, wenn sie nicht zur Schule gehen?
Das Ergebnis nach der Lektüre steht für mich eindeutig fest: Es klingt logisch, ich finde nachvollziehbar, was ich gelesen habe und bin erstaunt, dass dieses recht knapp gehaltenes Buch mir eine neue Sicht der Dinge erlaubt und mir sogar Erklärungen für meine eigene – teils unglückliche – Schulzeit geliefert hat!
Weniger gute Schüler sind nicht schlechter als die besseren oder dümmer oder unfähiger oder fauler. Das System ist fehlerhaft und bringt erst „schlechte Schüler“ hervor.

Das Buch ist ein guter Einstieg in die Thematik, lässt „Insider“ zu Wort kommen und enthält wichtige Infos (z.B. über Zahlen und Fakten aus anderen Ländern, sowie Stellen, an die man sich wenden kann, wenn man nähere Infos und Kontakte sucht).

Eine Antwort auf PISA? Einen Versuch wäre es wert…
Silvana

Bewertung: 5 von 5 Raben

Heinevetter Lehrmittel; Auflage: 4., korr. Aufl. (September 2004)
ISBN-10: 3874745902
ISBN-13: 978-3874745901

Bewertung: 5 von 5 Raben

Lesen durch Schreiben ist eine Methode des Lesen- und Schreibenlernens, die mittlerweile in vielen Schulen praktiziert wird und die sich deutlich von dem unterscheidet, was die Eltern der heutigen Schulkinder selbst im Unterricht erlebt haben. Dadurch reagieren Eltern oft verunsichert und können sich kaum bis nicht vorstellen, dass ihr Kind mit dieser Methode jemals richtig (d.h. grammatikalisch und ortographisch korrekt) schreiben lernen wird.

Jürgen Reichen hat dazu dieses Buch verfasst, in dem er nicht nur die Methode selbst erläutert, sondern auch, wie er darauf gekommen ist, sie zu entwickeln. Er gibt einen Einblick in Lernprozesse und wie man im Unterricht damit positiv oder eben negativ umgehen kann. Seine Methode basiert auf den Konzepten der Selbststeuerung und des individualisierten Lernens. Eine wichtige Maxime ist, dass Kinder grundsätzlich zum einen sehr offen und neugierig sind und zum anderen auch beim Schreiben- und Lesenlernen jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Er vergleicht die Vorgehensweisen von herkömmlichem Fibelunterricht und der Reichen-Methode und beschreibt die Einbettung der Methode in den so genannten Werkstattunterricht, in dem Kinder sich mit allen Sinnen und mit vielerlei Zugangsweisen mit einem bestimmten Thema beschäftigen.

Reichen hat ein informatives, aber auch stellenweise populistisches Buch geschrieben, weil er immer wieder Exkurse macht, um zu erläutern, auf welchen pädagogischen und philosophischen Säulen seine Methode ruht. Das wirkt manchmal irritierend, macht aber deutlich, dass Unterricht eben sehr viel mehr Komponenten hat als das bloße Lehren und Lernen und auch die Haltung Reichens gegenüber herkömmlichem Unterricht wird mehr als klar – aber auch begründet und nachvollziehbar.

Ich kann das Buch all denen empfehlen, die mehr wissen möchten über diese Methode und ich muss warnen: es macht neidisch auf die Kinder, die so lernen dürfen.
Christiane Rupp

Bewertung: 5 von 5 Raben

Das Praxisbuch für Eltern und Pädagogen
KÖSEL, 2009
ISBN-10: 3466308356
ISBN-13: 9783466308354

Bewertung: 5 von 5 Raben

Das einzig Irreführende an diesem Buch ist der Titel, denn behandelt wird nahezu ausschließlich die Malentwicklung bei Kindern, nicht die kindliche Kreativität allgemein, die auch Matschen, Konstruieren, Verkleiden… einschließen würde. Als aus reicher Praxis schöpfende Darstellung mit ebenso praxiserprobten Anregungen zur Förderung der Malfreude bei Kindern ist es außerordentlich empfehlenswert. Die Malentwicklung wird anschaulich mit vielen Beispiel-Abbildungen dargestellt, die praktischen Anregungen sind zumindest in weiten Teilen leicht in der Familie umzusetzen. Immer sind der große Respekt des Autors vor jedem Kind und seine grundsätzliche Sympathie, sein Vertrauen in dessen Entwicklung spürbar. Das Buch vermittelt keinen Förderwahn, die Anregungen zielen vielmehr darauf ab, Kindern Freiräume zu schaffen, in denen sie sich schöpferisch ausleben können. Dabei formuliert er aber auch Ziele der Kreativitätserziehung: Es geht ihm nicht nur um den Selbstzweck des Sich-Ausdrückens, sondern um die Formung kreativer, engagierter, mündiger Menschen – ein gelungener Ansatz, dem Verbreitung zu wünschen ist.

Annette Jantzen

Bewertung: 5 von 5 Raben

Klett-Cotta; Auflage: 1 (Februar 2005)
ISBN-10: 3608937552
ISBN-13: 978-3608937558

Neueste Auflage:
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 6. durchges. Druckaufl. (8. Juli 2018)
ISBN-10: 3608945296
ISBN-13: 978-3608945294

Bewertung: 4 von 5 Raben

Wahrnehmung im Alltag fördern

In ihrem knapp 200 Seiten starken Werk richtet sich die Autorin vor allem an Eltern und Erzieher. Es hilft  ihnen zu erkennen, ob und in welchen Bereichen Kinder Probleme mit der Wahrnehmung haben und wie sie diese Kinder fördern können. Der einzige Minuspunkt, den dieses Buch von mir bekommt, betrifft die etwas schwierige Fachsprache am Anfang des Buches. Die Autorin erklärt dabei Begriffe, die wichtig sind, um zu verstehen wie unsere Sinnesorgane funktionieren und wo Probleme auftreten könnten.

Und obwohl der Anfang für mich so schwer zu lesen war, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Regelrecht faszinierend fand ich das Kapitel „Die Perspektive wechseln“. Darin schlägt Frau Steininger vor, sich anhand der einfachsten Mittel in die Lage eines Kindes zu versetzen, das gewisse Wahrnehmungsstörungen hat. Es war für mich sehr aufschlussreich, einiges auszuprobieren und es hilft mir in bestimmten Situationen, angemessener zu reagieren (auch wenn unsere Kinder keine Wahrnehmungsstörungen haben).

Im Folgenden geht es im Buch mehr um die praktischen Dinge, zum Beispiel um die richtige Ausstattung des Kinderzimmers: Was brauchen Kinder auf jeden Fall, um sich wohler zu fühlen und worauf kann man getrost verzichten.

Aber am wichtigsten und interessantesten sind die Kapitel mit Übungen, die Kindern helfen, ihre Defizite nachzuholen. Beim Lesen war ich nicht nur ein Mal überrascht, wie leicht und einfach es ist, Kinder zu Hause selbst zu fördern. Bei den Spielen, die im Buch vorgestellt werden, kann meistens die ganze Familie mitmachen; Geschwister, ob klein oder groß, kommen dabei gar nicht zu kurz. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Kein Kind würde sich bei den beschriebenen Übungen „therapiert“ fühlen. Denn es merkt ja nicht, dass gerade sein Gleichgewichtssinn „geschult“ wird, wenn es auf einer Decke durch das Zimmer gezogen wird oder dass das Spielen mit Seifenfarben in der Badewanne etwas mit der Wahrnehmung seines Körpers zu tun hat. Eltern können aber nicht nur zu Hause etwas für ihre Kinder tun. Frau Steininger hat in ihrem Buch ein ganzes Kapitel den Spielen im Wald, auf dem Spielplatz oder am Strand gewidmet. Es ist sehr lesenswert, denn es ist nichts leichter, als Kinder draußen zum Forscher werden zu lassen. Ich finde, dass die Spiele und Übungen aus dem Buch nicht nur den Kindern mit Wahrnehmungsstörungen gut tun würden. Kinder werden auf spielerische Weise zum Bewegen, Nachdenken, Entdecken und Spaß haben „gezwungen“. Natürlich ist es nicht immer einfach, das Kind zu etwas zu bewegen, was ihm nicht leicht fällt. Für solche Situationen hat die Autorin auch ein paar nützliche Ratschläge bereit.

Was ich auch ganz toll fand, ist das Kapitel mit den Tipps und Spielen für den Freundeskreis oder Kindergeburtstag. Es ist auch eine lange Liste sinnvoller Geschenke dabei.

Im abschließenden Kapitel werden sehr ausführlich Therapie- und Fördermöglichkeiten erläutert und wichtigen Adressen angegeben.

Ich bin sehr froh dieses Buch gelesen zu haben. Auch für meine Arbeit in unserer Krabbelgruppe oder als Tagesmutter fand ich es sehr hilfreich.
Ich gebe diesem Buch 4 Raben.
Margarita

Bewertung: 4 von 5 Raben

Mit Kindern wachsen Verlag
ISBN-10: 3924195226
ISBN-13: 978-3924195229

Bewertung: 5 von 5 Raben

Rebeca Wild beschreibt in ihrem Buch die Entstehung der Pesta in Ecuador, einer aktiven Schule, in die sie und ihr Mann unter anderem Ideen von Montessori, Piaget und Freinet eingebaut haben.

Das erste Kapitel handelt davon, wie sie zusammen mit ihrem Mann in sein Heimatland Ecuador zieht, ihrer beruflichen Entwicklung, den Jahren mit ihrem ersten Sohn und ihrem Entschluss, für ihren zweiten Sohn einen Montessori-Kindergarten zu schaffen.

Mit vielen Geschichten aus dem Kindergartenalltag gespickt, beschreibt sie die Entstehung des Kindergartens sowie daran anknüpfend die Gründung der Primarschule. Im letzten Kapital, das erst den neuen Ausgaben angefügt wurde, nimmt sie Rückschau auf die Zeit seit der Erstveröffentlichung des Buches, in der zusätzlich noch eine Sekundarstufe sowie ein Projekt „Autodidaktische Universität“ ins Leben gerufen wurden.

Das gesamte Buch ist ein Plädoyer für die Möglichkeiten, die in jedem Kind stecken, wenn man ihm die Zeit lässt, sich in seinem Tempo zu entwickeln. Gleichzeitig zeigt sie auf, dass es sich bei einer aktiven Schule nicht einfach um ein grenzenloses Alleinlassen der Kinder handelt. Sie beschreibt, wie sie durch Bereitstellen von Materialien und Aktivitäten, den Kindern Möglichkeiten aufzeigen. Diese Aktivitäten werden aber nur angeboten, ob und wann die Kinder sie annehmen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Rebeca Wild zu ihrer Schulform: „Der Hauptunterschied der aktiven Methode besteht darin, dass für uns das Hauptanliegen der Erziehung nicht darin besteht, wie man einem Individuum wissenswerte Inhalte möglichst schnell und schmerzlos einflössen kann. Uns geht es vor allem darum, wie Kinder und junge Menschen in eine sich schnell wandelnde Welt so hineinwachsen, dass ihr Sein und damit ihre Fähigkeiten zu einer positiven Anpassung an neue Lebensumstände durch den Erziehungsprozess nicht geschwächt, sondern vielmehr gestärkt wird. – Die aktive Schule setzt an die Stelle eines allgemein verbindlichen festen Lehrplans die systematische Pflege von erneuerungsfähigen Lernprozessen. Sie will vermeiden, in den Kindern die Illusion zu schaffen, dass Bildung etwas sei, das man in verschiedenen „Stufen“ abschliessen kann, wodurch man es dann vorläufig „geschafft“ hat.“

In zwei Kapiteln erklärt sie, wie Kinder an einer aktiven Schule zum Lesen und Schreiben, respektive Rechnen Zugang finden. Auch ohne Zwang erlernen alle Kinder diese Fähigkeiten. Schrift und Zahlen sind derart in den Alltag eingebaut, dass es keinen Zwang braucht, damit sich die Kinder in ihrem Tempo damit beschäftigen.

Wichtig ist ihr auch, dass die Eltern eine aktive Rolle spielen. An der Pesta verpflichten sich alle Eltern, regelmässig an Sitzungen teilzunehmen und den Alltag der Kinder durch Besuche mitzuerleben.

Das Buch hat mich sehr berührt und ich wünsche mir auch für meine Kinder eine Schule, an der gelebt wird und nicht darauf gewartet, dass das Leben nach der Schule anfängt.

Erziehung zum Sein kann ich jedem empfehlen, der sich für alternative Schulformen interessiert.

Justine

Bewertung: 5 von 5 Raben

dtv, Auflage: Neuaufl. (Juli 1997)
ISBN-10: 342336047X
ISBN-13: 978-3423360470

Neueste Auflage:
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 20. Druckaufl. 2018 (17. Juni 2018)
ISBN-10: 9783608945355
ISBN-13: 978-3608945355

Bewertung: 4 von 5 Raben

„Kinder sind anders“ ist die Entstehungsgeschichte der Montessori-Pädagogik, geschrieben von der Gründerin selbst. Hier berichtet sie in recht wissenschaftlichem Schreibstil, wie sie – mehr oder weniger versehentlich – durch das Betreuen von armen italienischen Kindern lernte, was die Bedürfnisse von Kindern sind, was sie können und wollen und wie man sie fördert. Durch Beobachtung und Experimentierfreudigkeit wurde darauf ihre Pädagogik aufgebaut.
Das Buch selbst ist in 3 Teile gegliedert: Beobachtung, Schlussfolgerungen und Ansätze zum Verbessern, wobei sich jeder Teil in kurze Unterabschnitte gliedert, so dass es insgesamt sehr übersichtlich gehalten ist. Anhand von vielen Beispielen zeigt Montessori – ausgehend von Freuds Psychoanalyse – wie falsch viele der damals (1907) verbreiteten Annahmen über Kinder waren und zeigt gleichzeitig einen alternativen, zwangfreien Weg auf, der sich auf die Erfahrungen von Montessori-Schulen in über 40 Ländern der Welt (ca. um 1911) stützt und eben nicht – wie viele andere Konzepte dieser Art – auf eine Theorie die es zu beweisen gilt. Es ist verwunderlich, dass sich selbst heute noch viele Gerüchte über Kinder halten können, die Montessori schon vor über einem halben Jahrhundert klar widerlegen konnte und dass einem das Buch noch heute die Augen öffnet.
Auf knapp über 200 Seiten ist das Buch kein großer Brocken, die Informationen sind recht kompakt, aber doch immer mit Beispielen versehen. Der sehr nüchterne Schreibstil der Autorin ist sicherlich nicht jedermanns Sache und die teilweise recht langen, tief religiösen Abschweifungen machen das Buch stellenweise sehr schwer lesbar. Hat man ein Viertel hinter sich, kann man sich allerdings kaum noch dem Bann entziehen und wundert sich selbst Jahrzehnte nach Niederschrift dieses Buches darüber, mit welcher Leichtigkeit die Kinder selbst Montessori den Weg zu einer besseren Erziehung gewiesen haben. Was „Geburt und Stillen“ von Michel Odent für Geburt und Babyalter darstellt, ist „Kinder sind anders“ für das Kleinkindalter: fast schon Pflichtlektüre.
Wer damit liebäugelt, sein Kind in einen Montessori-Kindergarten oder eine -Schule zu geben, ist sicherlich gut damit beraten, dieses Buch zu lesen, um mit den Grundsätzen vertraut zu werden und die für viele seltsam anmutende Arbeitsweise in Montessori-Kindergärten und -Schulen zu verstehen. Aber auch für solche die das nicht vorhaben zeigt das Buch viele Erklärungen und Lösungen für das typische Verhalten der Kinder das all zu oft als „Launen“ abgetan wird.

Bewertung: Inhaltlich definitiv fünf Raben, aufgrund des teilweise schweren Schreibstiles m.E. aber eher nur vier.
Mark (Gastrezensent) für Rabeneltern.org

Bewertung: 4 von 5 Raben