Klett-Cotta, Nachdruck (2003)
ISBN-10: 3608941843
ISBN-13: 978-3608941845

Dieses Werk ist gegliedert in folgende fünf Teile: Bindungstheorie, Konzept der Bindungsstörungen, Bindungstherapie, Behandlungsbeispiele aus der klinischen Praxis und Prävention.
Der Autor gibt einen umfassenden Überblick über den theoretischen und praktischen Wissensstand von Bindungsstörungen und ihrer Therapie und geht dabei auch auf die unterschiedlichen Ansätze anderer psychotherapeutischer Schulen ein. Besonders ins Auge sticht, dass es keine neue rein theoretische Abhandlung ist, sondern den Behandlungsbeispielen der Bindungsstörungen der größte Teil gewidmet ist.

Es ist ausgesprochen spannend zu lesen und zu erkennen, welche Verhaltensweisen als Bindungsstörungen zu deuten sind, wie sie behandelt werden können und in welchem Ausmaß sich Bindungsstörungen nicht nur auf das Verhalten von Kindern und Säuglingen auswirken, sondern das gesamte Leben eines Menschen beeinflussen und somit zu unterschiedlichsten Symptomen bzw. Krankheitsbildern im Erwachsenenalter führen können.

Brisch sieht im Konzept der Bindung für die psychotherapeutische Praxis zurecht das übergreifende Element, ist aber auch der Ansicht, dass andere Verfahren bzw. Sichtweisen (parallel) ihre Berechtigung haben und lässt vor allem die Rolle des Therapeuten, dem als Bindungsperson immense Bedeutung zukommt, nicht außer Acht.

Brisch spricht nicht nur von Therapie, sondern leitet aus dem bisherigen Erkenntnisstand auch präventive Maßnahmen ab. Die reichen von Feinfühligkeitstrainings für werdende Eltern über Aufklärungsarbeit im therapeutisch-pädagogischen Bereich (die auch spezielle Übergänge in Kindheit und Jugend beinhalten, wie z.b. den Kindergartenstart, der mit einer individuellen Eingewöhnung beginnen sollte) sowie Feinfühligkeits- und Empathieschulung in Kindergärten und Schulen, um Aggressionen eindämmen zu können, bis hin zu einer „Eignung“ für pädagogische und therapeutische Berufe. Auch wenn dieser letzte Teil der kürzeste ist, ist es sicher einer der wichtigsten, weil damit Bindungsstörungen verhindert bzw. frühzeitig behandelt werden können.

Dieses Buch ist im deutschsprachigen Raum einzigartig, weil es nicht nur umfassend über Bindung sowie Bindungsstörungen informiert, sondern vor allem aus psychoanalytischer Sicht erstmalig und vor allem praxisnah und anschaulich Behandlung und Therapie beschreibt.
Ines Kopp, Dipl.-Päd., Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin

Verlag: Klett-Cotta
Auflage: 2.Aufl. (April 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3608940618
ISBN-13: 978-3608940619

Auch in diesem Werk widmen sich Karl-Heinz Brisch und Theodor Hellbrügge, dieses Mal als Herausgeber und Autoren, der Bedeutung der Bindung. Sie versammeln namhafte Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen, die neueste Erkenntnisse aus der Bindungsforschung und ihre Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung von psychopathologischen Störungen vorstellen und somit die Bereiche der Bindungsforschung und Psychotraumatologie zusammenführen.
Der Gewissheit, dass frühe Erfahrungen in der Eltern-Kind-Beziehung von großer Bedeutung sind, folgt demnach der logische Schluss, dass die Qualität dieser Beziehung ein lebenslanges Risiko oder aber einen Schutz darstellt, bei späteren belastenden Lebenserfahrungen zu erkranken bzw. diese überwinden zu können. Neben dem Thema der Resilienz, das aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und Disziplinen betrachtet wird und die große Relevanz der Schule als Risiko- oder Schutzfaktor unterstreicht, werden u.a. die Bedeutung der Traumatisierung für die Hirnentwicklung und Thesen über gewaltbedingte Traumata in der Generationenfolge diskutiert.
Es ist ein gelungenes Werk, das durch beeindruckende Therapiebeispiele in der praktischen Anwendung und fundierte Forschungsergebnisse besticht, in denen auch auf die Pioniere der Bindungsforschung R. Spitz und E. Werner eingegangen wird. Dass es dabei nicht bleibt, sondern frühzeitige Interventionen für Familien entwickelt werden, ist besonders hervorzuheben.

Ines Kopp, Dipl.-Päd und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin für Rabeneltern.org, September 2007

Verlag: Klett-Cotta /J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Auflage: 2. Aufl. (März 2006)
ISBN-10: 3608943536
ISBN-13: 978-3608943535

Das 2002 erschienene Buch beschäftigt sich mit der Bindung und deren Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Menschen. Gegliedert ist es in einen Grundlagen- und einen Praxisteil. Der erste theoretische Grundlagenteil umfasst u.a. Themen wie die Vorhersagbarkeit der Bindungsqualität anhand des Sprachrhythmusses zwischen Mutter und Kind, den Zusammenhang von früher Bindung und späterer Partnerschaftsbeziehung, Bindungskategorien, Bindung bei Schulkindern, Vorstellung von desorganisiertem Bindungsverhalten, Beziehung zwischen Bindung und Angst sowie den Zusammenhang von mütterlicher Depression und Bindung.
Teil 2 stellt u.a. Interventionen und praktische Anwendungen wie das STEEP-Programm als Förderung einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung von der Schwangerschaft bis zum vollendeten 2. Lebensjahr und die klinische Anwendung im Bereich der Bindungsstörungen vor, die sich aus den vorliegenden Forschungsresultaten ergeben.
Auch dieses Buch zeichnet sich durch eine Vielzahl bekannter nationaler und internationaler Autoren aus, so dass ein breites Spektrum der Themenbereiche vorhanden ist. Hervorzuheben ist, dass Anwendungen und Interventionen sowie zahlreiche Therapiebeispiele vorgestellt werden, so dass es kein theoretisches Werk bleibt, sondern Praktikern sowohl in der therapeutischen Arbeit als auch in der (sozial-)pädagogischen Förderung wertvolle Unterstützung und Anregungen bietet.
Ines Kopp, Dipl.-Päd und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin

Trias Taschenbuch; Auflage: 1 (Januar 2004)
ISBN-10: 383043202X
ISBN-13: 978-3830432029

Bewertung: 3 von 5 Raben

Mit großen Erwartungen begann ich die Lektüre dieses Buches des anerkannten Hüftspezialisten Fettweis, wird doch auf dem Titel groß angekündigt: „Tragen, wickeln, hinlegen: Wie Sie die gesunde Entwicklung Ihres Babys fördern können.“ Doch leider nehmen die konkreten Hilfen für Eltern den geringsten Raum in diesem Buch ein. Ausführlich dagegen geht der Autor auf die Geschichte der Hüftoperationen ein, wobei er auch viele heute nicht mehr verwendete Methoden eingeht. Für den medizin-historisch Interessierten mag das von Belang sein. Aber das sind sicherlich die wenigsten der Leser. Die Einführung in die Anatomie der Hüfte ist für medizinsche Laien – an die sich das Buch ausdrücklich richtet – schwer nachzuvollziehen, da oft auch bildliche Darstellungen fehlen oder nicht anschaulich genug sind.
Besonders interessiert hat mich als Trageberaterin natürlich „mein“ Thema, weiß ich doch, wie wichtig in diesem Zusammenhang das richtige Tragen ist. Dafür bricht der Autor zwar eine Lanze, weil es die Reifung der Hüften günstig beeinflusst (er betont dabei auch immer wieder, dass moderne Spreizbandagen nur die Haltung am Körper der Mutter imitieren). Leider vernachlässigt er dabei konkretere Hinweise: So ist für den nicht eingeweihten Leser nur zwischen den Zeilen zu lesen, welche Trageweisen und Tragehilfen der Autor für geeignet hält. Hier wären Fotos mit beispielhaften Techniken sicher wünschenswert.
Wichtig – vor allem für Kinderärzte und Hebammen – sind meiner Meinung nach die Ausführungen zur Prophylaxe. So war mir neu, dass ein ungünstiges Umfeld schädlich sein kann für zunächst gesunde Hüften. Das fängt bei der Messung der Körperlänge bei Neugeborenen an und hört bei der Lagerung nicht auf.
Mein Fazit: Guter Inhalt, aber für die angesprochene Leserschaft leider nicht gut genug aufbereitet. Ich würde das Buch allen Kinderärzten und Hebammen ans Herz legen, die zum Teil immer noch dem Tragen kritisch gegenüber stehen – auch damit sie die Eltern von vornherein über günstige Maßnahmen für Hüften informieren können.
Astrid Ahlers

Bewertung: 3 von 5 Raben

Hogrefe-Verlag; Auflage: 1 (März 2004)
ISBN-10: 3801714691
ISBN-13: 978-3801714697

Im 2004 erschienenen Buch „Sexueller Missbrauch Band 1: Grundlagen und Konzepte“ wird Basis-Fachwissen zum Thema sexueller Missbrauch vermittelt. Nach einer Einführung, in der Grundwissen über sexuelle Gewalt vermittelt wird, beschäftigt sich ein allgemeiner Teil mit Themen wie „Definition und Häufigkeit von sexuellem Missbrauch“, „Parteiliche Beratungsansätze“ und „Geschlechtsspezifische Sozialisation“.
Es folgen Grundlagen zur Klärung und Diagnostik bei sexuellem Missbrauch, die unter Verwendung von Fallbeispielen abgehandelt werden. Weiter werden die Aufgaben von Jugendhilfe und Psychiatrie, Verhaltensweisen bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch und der Umgang mit Betroffenen erläutert.

Einen großen Teil des Buches nehmen die psychotherapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung betroffener Kinder und Erwachsener ein. Hierbei werden die verschiedenen Therapieansätze erläutert (u.a. Verhaltenstherapie, Analyse, Personenzentrierte Psychotherapie) und mit Fallbeispielen beschrieben.

Kapitel 7 widmet sich schließlich der Prävention unter verschiedenen Gesichtspunkten, bevor im letzten, ebenfalls gründlich recherchierten Teil die verschiedenen Gesichtspunkte der Behandlung von Sexualstraftätern veranschaulicht werden.

Für alle Personen, die beruflich mit dem Themenkreis des sexuellen Missbrauchs zu tun haben, bildet Band 1 der neuen Reihe des Verlags Hogrefe eine sehr gute Informationsgrundlage.

Mehr als dreißig AutorInnen haben an diesem Standardwerk mitgewirkt. Diese richten den Blick zwar spezifiziert auf ihr jeweiliges Subthema, trotzdem – oder gerade deswegen – entsteht ein sehr guter Gesamtüberblick.

Das Buch ist auffallend umfassend, gut verständlich aufgebaut und entspricht dem aktuellen Forschungsstand. Sehr praktisch ist das AutorInnen- und Stichwortregister und die vielen Hinweise auf weiterführende Literatur.

Band 2: Klärung von Missbrauch und Interventionspraxis ist im März 2006 erschienen.
Sandra Deuble, Dipl.-Soz.arb.

Tröstliche Geschichten für Lehrkräfte und Eltern von ADHS-Kindern
Verlag Modernes Lernen, 1. Aufl. (August 2004)
ISBN-10: 386145260X
ISBN-13: 978-3861452607

Bewertung: 3 von 5 Raben

Beim ersten Durchblättern des liebevoll gestalteten Büchleins dachte ich: „Hm – eigentlich nur eine (durchaus nette) Aneinanderreihung von klassischen Kindermündern.“ Das genauere Lesen belehrte mich eines Besseren und machte mir die Unterschiede deutlich.
„Bücher über Hyperaktvität, Unaufmerksamkeit, ADS und ADHS gleichen oft Katastrophenberichten“, so schreiben die Autoren auf der Buchrückseite. Ihnen ist es mit diesem Buch ein besonderes Anliegen zu zeigen, „…dass Hyperaktivität und Unkonzentriertheit nicht nur negative Seiten haben.“ Und das gelingt ihnen auch wirklich gut. Es wird sehr deutlich, dass sie den Kindern, mit denen sie arbeiten eine positive und liebevolle Haltung entgegenbringen, dass sie deren Herzlichkeit und Kreativität schätzen.
Die Geschichten, die sie erzählen, möchten vor allem Eltern dazu ermutigen, den Blick auf ihre Kinder zu verändern und deren Stärken wieder mehr wahrzunehmen.
Eine Sache allerdings störte mich sehr: wie selbstverständlich werden auch nette Erlebnisse mit drei- oder vierjährigen Kindern erzählt. Das finde ich kritikwürdig, da man im diesem Alter eine der oben genannten Diagnosen nicht wirklich stellen kann. Ich sehe daher eher die Gefahr, dass man damit bei Eltern den augenblicklichen Trend stützt, bei jedem etwas lebhafteren Kind den Verdacht auf ADHS zu äußern.
Lotta

 

Bewertung: 3 von 5 Raben

Ein Studienhandbuch
474 Seiten
Utb, 5., völlig überarbeitete Auflage von 2006
ISBN-10: 3825227251
ISBN-13: 978-3825227258
Bewertung: 5 von 5 Raben

Kunzcik und Zipfel präsentieren auf 474 Seiten den aktuellen Stand der Forschung zum Thema Gewalt und Medien und gehen dabei explizit auf die Vertreter der unterschiedlichen Wirkungstheorien ein, stellen sie vor und kommentieren dann Stärken und Schwächen der verschiedenen Studien.

Das Buch fällt für mich nicht in die Kategorie Bettlektüre, ist aber so gehalten, dass es auch für Laien gut verständlich ist. Englischkenntnisse sind von Vorteil, da immer wieder längere Passagen in Englisch zitiert werden, aber nicht Voraussetzung, um den Inhalt zu verstehen.

Das Buch ist übersichtlich gegliedert, in

1. Einleitung
2. Begriffserklärung
3. Zur historischen Dimension der Diskussion um Mediengewalt
4. Ergebnisse von Inhaltsanalysen
5. Gründe für die Nutzung von Mediengewalt
6. Thesen und Studien zur Wirkung von Mediengewalt
7. Besondere Forschungsmethoden (Langzeituntersuchungen, Feldstudien, Problemgruppenuntersuchungen, Meta-Analysen)
8. Einflussvariablen im Wirkungsprozess
9. Wirkungen von Gewalt im Computerspielen
10. Wirkungen von Gewalt in weiteren Medien
11. Berichterstattung über reale Gewalt
12. Die Wirksamkeit medienpädagogischer Massnahmen
13. Schlussbemerkungen

Es ist so auch möglich, sich Informationen zu bestimmten Bereichen zu suchen, ohne das ganze Buch durchzugehen.

Gewalt in den Medien ist ein Thema, mit dem sich nicht nur Fachpersonen beschäftigen sollten, sondern auch Eltern und alle, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen. Leider ist es heute oft so, dass die einzigen Informationen zum Thema diejenigen sind, die nach einer spektakulären Gewalttat in Printmedien und Fernsehen präsentiert werden. Was dann zumeist in der Form erfolgt, dass Fernsehen und Computerspiele als Auslöser verurteilt werden.

Speziell interessiert mich das Thema natürlich seit ich selber Kinder habe. Ich sehe mir aus verschiedenen Gründen kaum Filme an, in denen viel Gewalt vorkommt, ging aber immer davon aus, dass mir das Ansehen von Gewalt nicht schaden könnte. Damit befinde ich mich offensichtlich in guter Gesellschaft. Zitat: „von der Forschung als Third-Person-Effect (Andere-Leute-Effekt) bezeichnete Phänomen, dass sich die Überzeugung von der Gefährlichkeit der Medien nicht auf die eigene Person bezieht, sondern es lediglich „die anderen“ sind, die als höchst gefährdet betrachtet werden.“

Interessant fand ich auch die Ausführungen zum Begriff Gewalt und was alles darunter fällt. Seither sehe ich mir Filme noch einmal mit ganz anderen Augen an und mir ist aufgefallen wie viel Gewalt, die mir in der Realität als solche auffallen würde, im Film untergeht. (Selbst in an und für sich harmlosen Filmen wird gerne mal von Frauen eine Ohrfeige an nervende Freunde verteilt).

Darüber hinaus erhält man ausführliche Informationen zu Gewalt im historischen Kontext, Kriminalitätsberichterstattung auch in Printmedien etc. Die Autoren stellen dar, dass es Unterschiede gibt in der Gewaltwahrnehmung von Mädchen/Jungen, dass das soziale Umfeld und das Vorhandensein von Gewalt in der Familie ein wichtiger Aspekt ist. Erklären, dass es einen Unterschied macht, ob Gewalt von Helden oder Bösen ausgeübt wird, ob sie gerechtfertigt wird oder nicht. Es gibt noch mehr Aspekte, die berücksichtigt werden und das finde ich sehr interessant, um mir eine Vorstellung zu machen, was ich meinen Kindern wann erlauben werde.

Für mich besonders interessant war hier auch das Kapitel über die Wirksamkeit medienpädagogischer Massnahmen. Die Erklärungen, wie Eltern in welchem Alter eingreifen können, finde ich ausgesprochen hilfreich. Erläutert werden da zum Beispiel die Anwendung von Verboten, gemeinsames Ansehen von Fernsehsendungen und in welcher Form man mit Kindern über Fernsehsendungen am Besten spricht. Es gibt aber auch einen Abschnitt zu schulischen Massnahmen.

Insgesamt ein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Justine

Hogrefe-Verlag; Auflage: 1 (April 2004)
ISBN-10: 3801717186
ISBN-13: 978-3801717186

Dr. phil. Markus A. Landolt, Fachpsychologe für Kinder- und Jugendpsychologie, hat mit seinem Buch eine aktuelle Übersicht über das Fachgebiet der Kinderpsychotraumatologie gegeben. Da im deutschsprachigen Raum Publikationen zu diesem Thema rar gesät sind, sucht dieses Buch seinesgleichen.

Welche Faktoren begünstigen die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung nach extrem belastenden und/oder lebensbedrohlichen Ereignissen bei Kindern und Jugendlichen?

Welche Kriterien stehen zur Diagnose zur Verfügung?

Welchen Verlauf nehmen seelische Verletzungen?

Kann die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung bei rechtzeitiger Intervention verhindert werden?

Diese Fragen können mit Lektüre des vorliegenden Buches beantwortet werden, gleichzeitig macht der Autor deutlich, dass viele Fragen beim heutigem Wissenstand noch offen bleiben müssen.

Zum Inhalt:

Ein geschichtlicher Rückblick richtet das Augenmerk auf die Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert, den Umgang mit zivilen Katastrophen, Unfallopfern, den Geschehnissen während der beiden Weltkriege und nicht zuletzt auf die Folgen der Naziherrschafft – das Konzentrationslagersyndrom.

Es folgt eine Klassifikation posttraumatischer Störungen. Markus Landolt vergleicht das aktuelle Klassifikationssystem der amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA), das DSM-IV, mit dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelten ICD-10 und stellt die Alternativkriterien für betroffene Säuglinge und Kleinkinder dar. Zudem werden die Diagnosekriterien der einzelnen Störungsbilder (u.a. Akute Belastungsreaktion, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung, PTBS bei Säuglingen und Kleinkindern) vorgestellt.

Einem Überblick über die Grundlagen der Diagnostik und der Darstellung der momentan zur Verfügung stehende Verfahren zur Erfassung posttraumatischer Störungen folgen Hinweise zur Auswahl geeigneter Diagnoseinstrumente.

Im Kapitel „Epidemiologie“ werden unterschiedliche Auslöser für Psychotraumate im Kindesalter dargestellt.

Es folgt eine Darstellung pathogenetischer Modelle mit umfangreicher Information zum transaktionalen Traumabewältigungsmodell, das Merkmale des Traumas, Merkmale des Individuums, Merkmale des sozialen Umfeldes, Bewertungsprozesse und schliesslich Bewältigungsstrategien mit einschließt, danach ein Überblick über die biologischen Aspekte im Zusammenhang mit Psychotraumata. Leider können aufgrund fehlender neurobiologischer Studien bei Kindern viele Fragen zu diesem Gebiet noch nicht beantwortet werden.

Notfallpsychologische Interventionen nach einem Psychotraumata werden nach Darstellung der Grundsätze der Notfallpsychologie vom Autor in akute und frühe Interventionen unterteilt und die Methode des Debriefings erläutert.

Kapitel neun widmet sich schliesslich der Therapie, der Leser erhält eine Übersicht über mögliche Ansätze und Verfahren (u.a. Einzeltherapie, Kognitiv-behaviorale Therapie, Spieltherapie, Gruppentherapie und Pharmakotherapie).

Markus Landolt informiert praxisorientiert und geht daher in seinen Schlussbemerkungen auf die vielen noch offenen Fragen und Probleme des noch jungen Fachgebietes des Kinderpsychotraumatologie ein. Es ist zu hoffen, dass die Psychotherapieforschung in diesem Bereich zukünftig intensiviert wird, um Kinder und Jugendliche nach traumatisierenden Ereignissen noch besser unterstützen zu können.
Sandra Deuble, Dipl.-Soz.arb.

Bern 2004 (Verlag Hans Huber)
ISBN-10: 3-456-83310-5
ISBN-13: 978-3456833101

Bewertung: 5 von 5 Raben

Anders als der Titel vielleicht erwarten lassen könnte, geht es nicht um das reine „Handling“ von Kindern. Der ganze Umgang mit Kindern in alltäglichen und therapeutischen Situationen wird neu definiert.
Zentraler Begriff der Autoren ist „Bewegung“ – ohne Bewegung ist ein Mensch kein Mensch. Anstelle des „cogito ergo sum“ [ich denke, also bin ich] wird ein „moveo ergo sum“ gesetzt: Ich bewege mich, also bin ich! Ohne Bewegung verkümmern Knochen, wird das für die Immunabwehr so wichtige Lymphsystem ebenso wenig angeregt wie die Verdauung. Und wie befreiend körperliche Betätigung auch für den Geist sein kann, ist eine Binsenweisheit.
Wie nun Kinder Bewegung lernen, ist Kernpunkt des Buches. Die Autoren gehen dabei nicht von einer natürlichen Reifung aus, wie gängige Entwicklungskalender sie suggerieren, sondern betonen die Wichtigkeit der betreuenden Bezugspersonen. Denn sowohl die Annahmen über Kindesentwicklung als auch der Umgang selbst mit den Kindern sind grundlegend. Und das beginnt bei so anscheinend simplen Vorgängen wie Wickeln und Hinlegen.
Ein anderer entscheidender Pfeiler ist der Respekt und die Liebe zu den Kindern. Dies zeigt sich nach Ansicht von Maietta und Hatch wesentlich darin, wie wir unseren Kindern begegnen und ihre Umwelt gestalten. Wir Erwachsenen werden im übertragenen und wörtlichen Sinn aufgefordert, uns auf eine Ebene mit unseren Kindern zu begeben. Dabei sind wir nicht nur Gebende, sondern können unsererseits auch viel lernen.
Die Autoren haben ein (wenigstens für mich!) ganz neues anatomisches Konzept entwickelt. Nicht Knochen, Muskeln, Bänder etc. werden betrachtet, sondern der Körper wird eingeteilt in sieben Massen und sechs Zwischenräume, deren Proportionen sich im Lauf der Zeit verändern. Diese andere Anatomie macht es auch medizinischen Laien möglich, den Ausführungen der Autoren gut zu folgen, weil sie sehr anschaulich ist.

Was weiterhin noch sehr empfehlenswert ist: Zahlreiche Abbildungen (Fotos und gute Graphiken) erläutern das im Text dargestellte. Viele (Körper-)Übungen und auch Aufforderungen, sich über das eigene Verständnis zu grundlegenden Stichworten wie Lernen oder Entwicklung Gedanken zu machen, fordern den Leser. So wird aber der Text verständlicher und die Lektüre bereichernder, als ich es sonst von Fachbüchern gewohnt bin.

Mein Fazit: Diese Buch ist ein Muss, für alle, die im professionellen Rahmen mit Kindern zu tun haben. Für alle anderen ist die Lektüre anregend, erfrischend und anstoßend zu neuen Erfahrungen.

5 Raben von Astrid Ahlers

Bewertung: 5 von 5 Raben

Deutscher Ärzteverlag
ISBN-10: 3-7691-0407-2
ISBN-13: 978-3769104073

„Stillen. Frühkindliche Ernährung und reproduktive Gesundheit“ dürfte zur Zeit wohl das Buch sein, das sich in deutscher Sprache am umfassendsten mit dem Thema Stillen und Laktation beschäftigt. Die zahlreichen AutorInnen kommen aus unterschiedlichen Fachbereichen, so dass so unterschiedliche Themen wie Geschichte des Stillen, Muttermilchersatzprodukte und WHO-Kodex und Beikost ebenso angesprochen werden wie anatomische und physiologische Grundlagen des Stillens, Stillmanagement, Stillen in besonderen Situationen, Initiativen zur Stillförderung uvm.

Aufmerksamen LeserInnen entgeht aber nicht, dass es doch teilweise Widersprüche zwischen den einzelnen Autoren gibt (z.B. in Bezug auf die Beeinflussbarkeit der Zusammensetzung der Muttermilch).

Der Abschnitt „Vereinbarkeit von Stillen und Beruf“ weckt allerdings unrealistische Erwartungen in Bezug auf das Abpumpen. Kaum eine Mutter wird es schaffen, bei jedem Stillen an der zweiten Brust 120 ml abzupumpen, so dass für eine zehn- bis zwölfstündige Abwesenheit „meist drei bis vier Flaschen im Kühlschrank“ sind. Positiv fällt dagegen auf, dass in einem deutschen Buch eine Stellungnahme FÜR das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern zu finden ist und das Co-Sleeping gerade auch für berufstätige Mütter empfohlen wird.

Insgesamt ein lesenswertes Buch.
Denise Both (Stillberaterin, IBCLC)

Wie Kinder selbstbewusst und selbstsicher werden
Christophorus-Verlag, 4., Aufl. (Juli 2002)
ISBN-10: 3419530269
ISBN-13: 978-3419530269

Bewertung: 4 von 5 Raben

Dieses Buch wendet sich an Eltern und ErzieherInnen von Kindern im
Vorschulalter. Ziel ist Information einerseits, Spiel- und Bastelideen anzuregen andererseits. Das Spektrum der Themen ist relativ groß von dem Gefühl für die eigenen Stärken und Grenzen über den Umgang mit Gefühlen und Konflikten bis hin zu der Beschäftigung mit dem eigenen Körper und seinen Sinnen. Jeder Bereich ist dann nochmals in verschiedene Kapitel unterteilt, in dem einzelne Aspekte eines bestimmten Themas angesprochen werden.
Ausgeprochen gut haben mir Vorschläge gefallen, wie man sich im Kindergarten aber auch zu Hause bestimmten Themen spielerisch nähern kann. So gibt es zum Beispiel im Kapitel, in dem es um die Sinne geht die Spielvorschläge Riech- und Schmeckgarten; Regentanz und „Sonne, Mond und Sterne“ (Spiele für die taktile Wahrnehmung) oder das Roboterspiel (Körperwahrnehmung und Koordination). Ausserdem enthält es Bastelanregungen, von denen mich die Idee des „Jeden-Tag-werde-ich-stärker“-Buches sehr angesprochen hat. Diese Idee wird gleich am Anfang des Buches vorgeschlagen und in jedem Kapitel wieder aufgegriffen, so dass die Kinder zu jedem Bereich auch etwas in ihrem Buch gestalten können.
Einen Kritikpunkt gibt es dennoch für mich (und dafür auch einen leichten Punktabzug): meiner Ansicht nach ist der Theorieteil hin und wieder etwas zu flach geraten. Hier verliert sich die Autorin ab und an zu sehr in Allgemeinplätzen, ist für meinen Geschmack auch manchmal zu polemisch – beides finde ich wenig hilfreich.
Insgesamt jedoch ein durchaus empfehlenswertes Buch, sicher besonders für Menschen, die beruflich mit Kindern arbeiten, aber auch interessant für Eltern, die sich mit diesem Thema eingehender beschäftigen möchten.
Lotta

Bewertung: 4 von 5 Raben

Verlag Modernes Lernen; Auflage: 5., unveränd. Aufl. (Januar 2002)
ISBN-10: 386145209X
ISBN-13: 978-3861452096

 

„Kinderleichte Lösungen“ von Manfred Vogt-Hillmann und Wolfgang Burr (Hrsg.) erschien 1999 im Borgmann Verlag Modernes Lernen. Das 250 Seiten starke Buch beruht auf der gleichnamigen Konferenz, die die Herausgeber bereits 1997 am Norddeutschen Institut für Kurzzeittherapie in Bremen durchgeführt haben.
14 AutorInnen stellen ihre theoretischen und praktischen Ansätze einer lösungsorientierten, kreativen Kindertherapie vor und zeigen ihre vielfältigen Ideen und Arbeitsweisen. Es wird die Brücke geschlagen vom Erfinden von Märchen und therapeutischen Geschichten über Clown-Doktoren in Krankenhäusern bis hin zu hypnotherapeutischen Methoden zur Angstbehandlung und wie man mit Namen symbolhaft arbeitet.

Die beschriebenen Interventionen sind ausserordentlich kreativ, überhaupt ist das ganze Buch sehr praxisnah und hebt sich angenehm von der vielen, eher mühsamen, theoretischen Fachliteratur ab.

Je nachdem, welche Persönlichkeit der Therapeut mitbringt, sind die unterschiedlichen Ansätze individuell gut umsetzbar und machen nicht nur den Kindern, sondern auch dem Therapeuten Freude (o:
Sandra Deuble, Dipl.-Soz.arb.