Viele Mütter haben Schwierigkeiten beim Stillstart. Aber: Ein leicht unangenehmes Gefühl bei den ersten Stillversuchen gehört dazu, echte Schmerzen und verletzte Brustwarzen nicht! An dem gut gemeinten Hinweis, dass es halt anfangs weh tut und dass das normal sei, sind schon viele Stillbeziehungen vorzeitig gescheitert.

Wunde Brustwarzen entstehen meistens, wenn die Brustwarze nicht weit genug hinten im Mund des Kindes liegt, so dass es nicht wirklich „den Mund voll Brust“ hat. Es kaut dann mehr erfolglos auf der Brustwarze herum, als zu saugen. Bei richtigem Anlegen hat das Kind die Brustwarze tief im Mund, so drücken seine Kiefer auf den Warzenhof und stimulieren den Milchfluss, während die Brustwarze geschont wird.

Wenn das Anlegen schmerzhaft ist, kontrolliere daher das Anlegen: Das Kind muss den Mund weit aufmachen und die Brustwarze gänzlich aufnehmen. Wenn du dir unsicher bist, kontaktiere eine Stillberaterin. Viele Hebammen sind ausgebildete Stillberaterinnen; wenn deine Hebamme keine Stillberaterin ist, kann sie dir eine vermitteln. Die Stillberatung durch eine Hebamme wird von der Krankenkasse bezahlt, die Stillberaterinnen der „LaLecheLiga“ und der „Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen (AFS)“ arbeiten ehrenamtlich. Eine Korrektur ist wichtig, denn wenn die Ursache nicht beseitigt ist, wird es bei jedem Stillen wieder schmerzen, die Brust lässt sich nicht abhärten.

Es gibt keine allgemeingültige Ratschläge, was eine Mutter essen sollte. Warnungen vor dem Genuss von blähenden Lebensmitteln, wie z. B. Kohl oder Knoblauch, sind rein theoretischer Natur. Allein das Ausprobieren bringt Erkenntnisse, ob und auf welche Lebensmittel ein Kind mit Blähungen reagiert.

Nicht jedes Kind reagiert nach dem Genuss von Zitrusfrüchten durch die Mutter mit einem wunden Po. Daher sollte durch umsichtiges Ausprobieren herausgefunden werden, ob dem so ist.

Keinen Kohl, keine Zwiebeln, kein Knoblauch, nicht scharf, keine Zitronen, keine Tomaten… Falsch! Das ist ein Ammenmärchen, das Frauen das Stillen geradezu verleiden kann. Was bei uns als bedenklich gilt, ist für 90% der stillenden Mütter weltweit ein Grundnahrungsmittel.

Es kommt zwar vor, dass Kinder auf einzelne Lebensmittel mit Bauchweh oder einem wunden Po reagieren. Wenn das der Fall ist, sollte man vorsichtig ausprobieren, an welchem Lebensmittel es genau liegt. Manche Kinder reagieren auf Kuhmilchkonsum der Mutter, andere auf bestimmte Obstsorten…

Solche Unverträglichkeiten sind aber zu individuell und zu selten, als dass man direkt den ganzen Speiseplan zusammenstreichen müsste. Das schreckt nur ab, und außerdem brauchen stillende Mütter eine nahrhafte, abwechslungsreiche Ernährung. Vielfalt in der Ernährung wirkt sich auch auf die Milch aus, so dass das Kind mit verschiedenen Geschmacksnuancen in Kontakt kommt.

Stillende Mütter dürfen nach Appetit essen und müssen nicht vorbeugend alle möglichen Lebensmittel meiden.

Es wird immer wieder behauptet, dass zwischen den Stillmahlzeiten mindestens 2 Stunden Pause liegen sollten, damit nicht halbverdaute Muttermilch mit frischer Muttermilch vermischt wird, was zu Blähungen führen könnte. Das stimmt definitiv nicht. Wenn ein Kind nicht richtig angelegt ist, kann es passieren, dass es beim Saugen Luft schluckt, was zu Blähungen führen kann. Es kommt also unter anderem auf die exakte Anlegetechnik an und nicht darauf, wie häufig ein Kind gestillt wird.

Über 95 % der Frauen können voll stillen, wenn sie das wollen. Form und Größe der Brust, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, haben nichts mit der Fähigkeit, stillen zu können, zu tun. Das Brustdrüsengewebe vermehrt sich bereits während der Schwangerschaft. Ein Neugeborenes, möglichst gleich nach der Geburt angelegt, löst beim Saugen Hautnervenreize aus. Diese veranlassen, dass die Hormone Oxytocin (bewirkt, dass sie Milchbläschen und Milchgänge zusammenziehen und die Milch herausdrücken) und Prolaktin (regt die Milchproduktion an) freigesetzt werden. Allein das Anlegen nach Bedarf fördert die Milchproduktion und stellt sie auf die Nachfrage des Kindes ein. Jedes Fläschchen künstlicher Säuglingsnahrung, das zugefüttert wird, könnte (aber nicht muss) der Anfang vom Abstillen werden.

Es gibt immer wieder Phasen, da möchte ein Baby scheinbar ununterbrochen gestillt werden. Häufig sieht das so aus: das Baby trinkt kurz, nickt ein, wacht wieder auf, trinkt erneut usw. Dieses Stillverhalten nennt sich Clusterfeeding. Für junge Babys ist dies völlig normal und hat nichts damit zu tun, dass die Muttermilch nicht ausreicht. Ein weiterer Grund für das Clusterfeeding sind Wachstumsschübe. Durch das häufige Saugen an der Brust stellt sich die Milchproduktion auf die gesteigerte Nachfrage des Kindes ein. Aber auch das Zahnen, viel Unruhe, viele Besucher u. ä. können dazu führen, dass ein Baby schier „unersättlich“ zu sein scheint.

Wenn folgende Kriterien erfüllt sind, ist davon auszugehen, dass das Baby satt wird:

  • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist, sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben)
  • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
  • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme)
  • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut
  • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
  • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys

Reife Muttermilch ist bei allen Frauen in Art und Zusammensetzung gleich. Vor allem junge Babys neigen dazu, während oder nach dem Stillen einen Teil oder manchmal sogar die ganze Mahlzeit im Schwall wieder auszuspucken. Nimmt das Baby gut zu und zeigt es sonst keine Symptome einer Krankheit (Fieber, ungewöhnliches Schreien), besteht normalerweise kein Grund zur Sorge. Im Zweifel, ob organische Ursachen beim Kind der Grund für das häufige Spucken sind, bitte immer den Kinderarzt/-ärztin aufsuchen.

Das Ammenmärchen beruht darauf, dass nichtmenschliche Milch und deren Produkte bei Erkrankungen des Magens oder des Darms tatsächlich nicht gut verträglich sind. Muttermilch ist aber die natürliche Ernährung eines kleinen Kindes und das Nahrungsmittel, das das Kind mit Abstand am leichtesten verdauen kann.

Deswegen ist stillen bei Magen-Darm-Infekt nicht nur erlaubt, sondern auch ausdrücklich angeraten. Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme kann gerade bei kleinen Kindern mit Durchfallerkrankungen schnell zu Austrocknung führen.

Muttermilch ist die beste Heilnahrung, nicht nur bei Magen- und Darmvirus.

In den allermeisten Fällen gibt es alternative Medikamente, die mit dem Stillen vereinbar sind. Das gilt insbesondere auch für Antibiotika und für Antidepressiva. Sollte die behandelnde Ärztin oder Arzt Zweifel haben, ob ein Medikament geeignet ist, kann sie/er sich bei der Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie, Spandauer Damm 130, 14050 Berlin,  Tel.: 49 30 450 525 700 informieren.

Laien werden von reprotox beraten, näheres siehe hier: Medikamentengabe in Schwangerschaft und Stillzeit

Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans.

Weder Langzeitstillen noch nächtliches Stillen fördern Karies. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden, haben nicht mehr Karies als andere Kinder. Anders als beim Dauernuckeln am Fläschchen werden beim Stillen die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da  die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Selbstverständlich ist auch für Stillkinder die regelmäßige Zahnpflege notwendig.

Siehe auch hier: Stillen und Zahngesundheit

Einschlafstillen ist ein wunderschönes Ritual, den Tag ausklingen zu lassen, zur Ruhe zu kommen und noch einmal ganz viel Nähe zu tanken. Schädliche Effekte gibt es nicht. Weder schläft das Kind schlechter noch kann es dehalb nur von seiner Mutter ins Bett gebracht werden. Ob das Kind nachts häufiger aufwacht und wie leicht es dann wieder in den Schlaf findet, hängt nicht von der Einschlafsituation ab, sondern ist eine Frage der Reife. Ein Kind, das von seiner Mutter in den Schlaf gestillt wird, kann mit seinem Vater oder in der familienergänzenden Betreuung ein ganz eigenes Einschlafritual entwickeln. Und zu Hause beim abendlichen Einschlafstillen kann es dann nochmal eine Extraportion Mama tanken. Schäden für die Zähne sind nicht zu befürchten, wie man hier nachlesen kann: Stillen und Zahngesundheit

Durchschlafen lernen ist ein individueller Reifeprozess, der bei jedem Kind unterschiedlich verläuft so wie Krabbeln, Laufen, Sprechen lernen etc. Die Ernährung spielt hierbei – wenn überhaupt – eine untergeordnete Rolle.

Nein, diesen Zusammenhang gibt es nicht.

Es gibt nur den Zusammenhang, dass durch eine schnelle Gewichtsabnahme in der Stillzeit zu viele im Fettgewebe gelagerte Schadstoffe freigesetzt werden können.

Auch nach dem 6. Monat ist die Nahrungsaufnahme in der Nacht nichts ungewöhnliches. Eine von Jelliffe und Jelliffe durchgeführte Studie ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten noch 25 % ihrer Muttermilchaufnahme in der Nacht zu sich nahmen.

Stillen ist Nahrung für Körper und Seele des Kindes. Ein Bedürfnis, das im wahrsten Sinne des Wortes gestillt wird, wird dann, wenn das Kind von seiner persönlichen Entwicklung her so weit ist, keins mehr sein und das Kind stillt sich von alleine ab.

Ein vollgestilltes Kind, das als reifes Neugeborenes auf die Welt kam, erleidet normalerweise keinen Eisenmangel. Das in der Muttermilch enthaltene Eisen wird zu 50% verwertet (Vergleich: Kuhmilch: 10%, mit Eisen angereicherte Säuglingsnahrung: 4%). Vollgestillte Kinder, die erst nach dem 7. Monat Beikost erhielten oder gar noch später, litten als Kleinkinder nicht an Blutarmut, im Gegenteil, ihre Hämoglobinwerte waren sogar besser als die von gestillten Kindern, die bereits vor dem 7. Monat Beikost erhielten (siehe Das Handbuch für die stillende Mutter).

Oder auch: Nach dem 6. Monat kommt da eh nur noch Wasser!

Nein, das ist unsinnig. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt (68 kcal/100 ml), Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate etc. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich. Ausnahmen: Die Milch der Mütter von Frühgeburten hat eine besondere Zusammensetzung und das Kolostrum (die Vormilch oder Neugeborenenmilch) ist besonders reich an Abwehrstoffen, deren Anteil in der Muttermilch nochmals mit ca. einem halben Jahr sowie im zweiten Lebensjahr ansteigt, also dann, wenn das Kind mobiler wird und Kontakt zu seiner Umgebung aufnimmt. In der Abstillphase ändert sich der Salzgehalt in der Muttermilch.

Siehe dazu auch „Energiegehalt von Beikost und Muttermilch im Vergleich“ und zum Stillen über den 6. Monat hinaus „Stillen, Beikost und Allergievorbeugung„.

Ob ein Kind bereit ist, Beikost zu sich zu nehmen, hängt von folgenden Kriterien ab:

  • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen
  • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt
  • es zeigt Bereitschaft zum Kauen
  • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken
  • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt

Wieso eigentlich? Darüber haben die meisten Menschen in Westeuropa wahrscheinlich noch nie nachgedacht. Vermutlich kommt dieser Gedanke daher, dass man das einfach nicht kennt: Tandemstillen. Deshalb hier jetzt schwarz auf weiß: Eine Frau kann zwei Kinder unterschiedlichen Alters gleichzeitig stillen. Dazu gibt es folgendes zu wissen:

Im Laufe einer Schwangerschaft verändert die Milch ihre Zusammensetzung, evtl. wird auch die Milchmenge geringer oder es fließt gar keine Milch mehr. Wenn das passiert, kann man das Kind entweder einfach so nuckeln lassen oder aber, wenn das als unangenehm oder schmerzhaft empfunden wird, vorübergehend abstillen. Manche Kinder mögen auch den veränderten Geschmack nicht und lehnen von selbst das Stillen ab. Aber sehr oft ist es möglich, einfach die gesamte Schwangerschaft hindurch zu stillen.

Sobald das Baby auf der Welt ist, wird wieder Kolostrum gebildet. Zwischendurch abgestillte Kinder können, falls sie die Technik noch beherrschen, wieder mit dem Stillen beginnen. Mitunter können sie der Mutter dadurch beim Milcheinschuss helfen, die Milchmenge zu regulieren, schmerzhafte Staus können „abgetrunken“ werden, solange das Baby noch nicht die Menge durch seinen Bedarf bestimmt. Mütter, die ihre Kinder tandem-gestillt haben, berichten auch davon, dass das ältere Kind das jüngere durch das Tandemstillen leichter akzeptieren konnte. Eifersucht, die häufig vor allem während des Stillens gezeigt wird, kann mit gleichzeitigem Stillen begegnet werden. Dass das ältere Kind dem jüngeren die Milch wegtrinkt, braucht man nicht zu befürchten, wenn man darauf achtet, dass das Baby genug nasse Windeln produziert und an Gewicht zulegt. Unter Umständen empfiehlt es sich jedoch, erst das Baby zu stillen und danach das ältere Kind. Manche Mütter emmpfinden es prinzipiell als angenehmer, die Kinder nacheinander zu stillen, das hängt auch vom Temperament der Kinder und der jeweiligen Familienkonstellation ab. Stillberaterinnen helfen gerne dabei weiter, geeignete Strategien zu entwickeln.

Eine erneute Schwangerschaft und Stillen schließen einander nicht aus, vorausgesetzt, die Schwangerschaft verläuft ohne Komplikationen. Aus medizinischen Gründen empfiehlt es sich abzustillen bei:

  • Schmerzen in der Gebärmutter
  • Blutungen
  • vorangegangenen Frühgeburten
  • ununterbrochenem Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft.

Das ist zum Glück nicht richtig. Für die Mehrzahl der Frauen weltweit ist die Vereinbarkeit  von Stillen und Erwerbsarbeit normal, in Deutschland sind die Bedingungen dafür sehr komfortabel.

Hier gilt auch für stillende Mütter das Mutterschutzgesetz (MuSchG). Es sieht Stillpausen von zweimal 30 Minuten oder einmal einer Stunde vor, die während der regulären Arbeitszeit genommen werden und nicht vom Lohn abgezogen werden dürfen. Sie dürfen auch mit der Mittagspause kombiniert werden. Beträgt die Arbeitszeit mehr als acht Stunden am Stück, erhöht sich die Zeit der Stillpausen auf zweimal 45 Minuten oder, wenn keine Stillmöglichkeit vor Ort besteht, einmal 90 Minuten. Auch Selbständige sollten auf ausreichende Pausenzeiten achten.

In dieser Zeit kann die Mutter sich das Kind zum Stillen bringen lassen, zum Kind gehen, um zu stillen, oder Milch abpumpen, die dem Kind dann nach Bedarf gefüttert wird. Dann sind eine gute Pumpe und eine Kühlmöglichkeit notwendig. Muttermilch hält sich im Kühlschrank (nicht in der Tür!) zwei Tage, tiefgefroren mehrere Monate.

Es ist sinnvoll, einige Wochen vor dem geplanten Arbeitsbeginn anzufangen, Milch abzupumpen oder auszustreichen und einzufrieren, um einen Vorrat zu haben, falls es einmal beim Abpumpen während der Arbeitszeit Schwierigkeiten gibt.

Damit der Milchfluss trotz der getakteten Stillpausen während der Arbeitszeit nicht zurückgeht, ist gemeinsames nächtliches Schlafen von Mutter und Kind vorteilhaft, denn häufigeres nächtliches Stillen regt die Milchbildung an. (Außerdem können Mutter und Kind so nachts gut Nähe tanken.)

Langzeitstillen und Berufstätigkeit sind erst recht kein Problem, die Stillzeiten lassen sich dann einfach in Freizeit legen.

Zum Weiterlesen: Berufstätigkeit der stillenden Mutter – praktische Aspekte

Nein, das ist ein Ammenmärchen. Alle Kinder erleben Phasen, in denen sie ein Elternteil gegenüber dem anderen bevorzugen. Häufig hängen diese Phasen mit der Verfügbarkeit des jeweiligen Elternteils ab und von dessen aktueller Fähigkeit, sich auf das Kind einzulassen. Wenn der Vater deutlich weniger Zeit mit dem Kind verbringt als die Mutter, orientiert sich das Kind sehr wahrscheinlich mehr zur Mutter hin. Es würde sich auch nicht stärker zum Vater hin orientieren, wenn die Mutter Fläschchen geben würde.
Denn auch Kinder, die abwechselnd von Vater und Mutter Nahrung über Fläschchen erhalten, bevorzugen die Person, die mehr Zeit mit ihnen verbringt. Das gilt vor allem, wenn sie in die Fremdelphase kommen oder ein anderer Entwicklungsschritt ansteht. Und selbst wenn beide Elternteile ähnlich präsent sind, bevorzugen viele Kinder mal den Vater, mal die Mutter.
Kinder sind fähig, von Anfang an zu mehr als einer Bezugsperson eine stabile Bindung aufzubauen. Die Erfahrung der stabilen Bindung zur Mutter, die durch das Stillen sehr unterstützt werden kann, fördert diese Fähigkeit sogar. Stillen unterbindet dehalb nicht eine gute Beziehung zum Vater!
Gute Beziehungen wollen gepflegt werden und es gibt außer bei der Nahrungsaufnahme unzählige Möglichkeiten, dies zu tun: Das Kind wird ja nicht nur gestillt. Es wird im besten Fall von beiden Elternteilen ins Leben begleitet – getragen, gekuschelt, gebadet, gewickelt, mit ihm wird erzählt, gespielt und gelacht – tolle Gelegenheiten, bei denen der Vater eine gute Beziehung zum Kind aufbauen kann. Und ganz nebenbei: Stillen ist das Beste für die Gesundheit von Kind und Mutter – auch das ist ein Grund, warum Väter das Stillen unterstützen sollten.

Nein, denn eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich nicht positiv auf die Milchbildung aus. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich.

Die Flüssigkeitszufuhr sollte entsprechend dem Durstgefühl erfolgen. Es ist nicht notwendig, Milchbildungstee zu trinken. Wenn er eingesetzt wird, dann nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Die Frau trinkt ausreichend, wenn sie sich nicht ausgedörrt fühlt, wenn ihr Urin hell ist und sie keine Verstopfung hat.

Achtung, das ist nur zum Teil ein Ammenmärchen. Das Ammenmärchen daran ist, dass das Baby nach der Milchmahlzeit um jeden Preis ein Bäuerchen machen müsse, selbst wenn es dafür geweckt werden müsste, wenn es beim Stillen eingeschlafen ist. Zwanzig Minuten den Rücken klopfen für ein Bäuerchen, das nie kommt, obwohl das Baby zufrieden ist, muss wirklich nicht sein.

Wenn das Baby nach der Milchmahlzeit im Liegen zufrieden ist und keine Reflux-Problematik vorliegt, braucht es kein Bäuerchen zu machen.
Es aufstoßen zu lassen kann aber helfen, ein schläfriges Baby wachzuhalten und es so zur weiteren Milchaufnahme anzuregen. Zusätzlich wird durch die entwichene Luft im Bauch mehr Platz frei für Milch.
Empfehlenswert ist ein Bäuerchen auch bei Babys, die z.B. durch starkem Milchfluss bei der Mutter oder gieriges, schnelles Trinken viel Luft mitschlucken, weil die Luft sonst zu Unwohlsein, auch „Koliken“ genannt, führen kann.
Durchaus notwendig ist das Bäuerchen bei Speihkindern, denn ohne Bäuerchen spucken sie noch mehr von der letzten Mahlzeit wieder aus als ohnehin schon. Wenn das Kind beim Stillen eingeschlafen ist, muss es deswegen aber nicht geweckt werden.
Bei Babys, die mit Reflux zu kämpfen haben, ist ein Bäuerchen nach der Mahlzeit nicht nur empfehlenswert, sondern ausdrücklich anzuraten, da überschüssige Luft im Bauch den Reflux verstärken kann.

Siehe dazu auch die Bücher in unserer Bibliothek: Stillen. Rat und praktische Hilfen für alle Phasen der Stillzeit und Die ersten Wochen mit dem Baby

Jedes Kind stillt sich definitiv von ganz alleine ab. Wenn Mutter und Kind die Stillbeziehung genießen, sollen sie so oft und so lange stillen, wie sie es möchten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für alle Kinder eine Stillzeit von mindestens 2 Jahren und darüber hinaus gerne länger, solange Mutter und Kind damit glücklich sind.

Ein Baby unter einem Jahr stillt sich normalerweise nicht selber ab, es sei denn, das Abstillen wird von der Mutter bewusst oder auch unbewusst (falsche Schlussfolgerungen) forciert. Gründe für die Brustverweigerung können insbesondere sein:

  • Saugverwirrung (kann durch den Einsatz von Fläschchen und/oder Schnuller verursacht werden)
  • Stillstreik (oft Folge einer Saugverwirrung)
  • Erkältung des Kindes, insbesondere starker Schnupfen
  • Zahnen
  • zu viele äußere Reize, die das Kind ablenken

Mit viel Geduld und viel Körperkontakt ist es möglich, das Kind wieder zu bewegen, an der Brust zu trinken. Es empfiehlt sich, dazu Kontakt mit einer Stillberaterin aufzunehmen.

Studien haben eindeutig ergeben, dass Stillen vor Übergewicht schützt. Ein Baby, das nach Bedarf gestillt wird, entwickelt ein Gefühl dafür, wann es satt ist, denn die Milch aus der Brust läuft nicht einfach heraus wie aus der Flasche. Das Baby muss aktiv an der Brust saugen, damit die Milch fließt. Deswegen wird es aufhören zu saugen, wenn es satt ist und kann durch das Stillen gar nicht überfüttert werden.

Ein Ammenmärchen, das eine falsche Erklärung für einhäufiges Phänomen liefert. Nach  Schwangerschaft und Stillzeit sehen nur wenige Frauen noch mädchenhaft aus, aber das liegt an der Schwangerschaft nicht am Stillen.

Der Körper ändert sich massiv während und nach der Schwangerschaft, und wenn die vorübergehend volleren Brüste – egal ob gestillt wurde oder nicht – wieder auf ihre Vorschwangerschafts-Größe zurückgehen, kann es sein, dass sie schlaffer sind als vorher. Die Festigkeit gewinnen sie nach einigen Menstruationszyklen allmählich zurück; ob alles wieder so wird wie vor der Schwangerschaft, ist Veranlagung: Bei Frauen mit einem schwächeren Bindegewebe hängen die Brüste mehr als bei Frauen mit einem festeren Bindegewebe.

Es lässt sich an der Brust einige Zeit nach dem Abstillen nicht feststellen, ob eine Frau jemals gestillt hat, wohl aber, ob sie einmal schwanger war.

Siehe dazu auch unter Wissenswertes über das StillenRuiniert das Stillen die Figur?