Erfahrungen und Rabeneltern-Tipps: Windelfrei

Als eine liebe Freundin von mir schwanger war, stieß ich in einem Diskussionsforum auf einen Beitrag, der unser Leben so sehr bereichern sollte, dass ich der Verfasserin heute noch dankbar bin.
Es ging in der Diskussion um die Vor- und Nachteile von Stoff- und Papierwindeln und die Frau schrieb sinngemäß: „Weder – noch! Unser Sohn sagt Bescheid, wenn er mal muss.“
Ich fand das bemerkenswert und interessant und ein bisschen kurios, und legte es erst einmal für mich ad acta.
Während meiner eigenen Schwangerschaft erinnerte ich mich an das Schreiben dieser Frau und suchte einen ganzen Abend lang danach, bis ich es gefunden hatte. Ich besuchte die angegebene Internet-Adresse – und machte damit den ersten Schritt in eine neue Welt.
An jenem Abend las ich voller Faszination und voller „Das ist richtig!“-Gefühle lange im Internet. Ich las und las und druckte aus und heftete ab und las es meinem Mann vor: „Hör mal zu, das ist total abgefahren!“
Sehr viel ist seither passiert. Heute finden wir es überaus seltsam, dass es tatsächlich Leute gibt, die Windeln benutzen, um die Ausscheidungen ihrer Babys aufzufangen…

Aber der Reihe nach.
Ich war begeistert und vollkommen sicher, dass wir die Methode des Sauberbleibens praktizieren würden.
Mein Mann, der weiß, wie leicht ich für alles, was gut ist, zu begeistern bin, blieb erstmal skeptisch. „Du kannst das gerne probieren, aber sei dann nicht zu enttäuscht, wenn es nicht klappt.“

Vier Monate später war unser Sohn da, so winzig und so neu, und wir waren so überwältigt von der neuen Situation, dass wir ihn zunächst „normal“ mit Stoff wickelten.
Nach drei Wochen begannen wir, ihn zunächst bei jedem Wickeln über eine Schüssel zu halten und mit „Raus damit!“ anzufeuern. Er hatte sichtlich Spaß daran. (Noch heute heißt das große Geschäft bei uns „Raus damit“ – was zu sehr lustigen Satzkonstruktionen führt, wie z.B. : „Musst Du noch mal Raus-damit?“ Oder: „Komm, wir bringen den Topf mit dem Raus-damit mal zur Toilette.“)

Bevor wir ihm die Windeln endgültig auszogen, hatte er Koliken und einen üblen Nabelbruch und war oft wund – keine schöne Zeit für ihn. Von Woche zu Woche versprach ich ihm, „nächste Woche“ bestimmt ernst zu machen.

Nun ist es ja aber so, dass Babys in unserer Gesellschaft meistens Windeln tragen. Insofern war es für uns eine recht große mentale Anstrengung, nicht mehr daran zu glauben, dass das notwendig ist. Ich besorgte allerlei Hilfsmittel, die uns den Weg in die Windelfreiheit erkauften. Immer wieder verhandelte ich mit mir: Wenn wir erst die Trainingshosen haben, dann… oder: Wenn wir erst die zweite Wollunterlage haben, dann…
Als unser Sohn 10 Wochen und 6 Tage alt war, brachte der Paketbote das Paket mit dem eigens bestellten extra kleinen Töpfchen. (Wenn wir das haben, dann…)
Am 11-wöchigen Geburtstag unseres Sohnes hatte ich endgültig die Nase voll von meinem eigenen Gezeter. Ich wagte endlich den Sprung ins Wasser, zog dem Kind die Windeln aus – und stellte verblüfft und begeistert fest, dass es ohne viel besser ging.

Die Euphorie des Anfangs legte sich irgendwann, und der Alltag zog ein.
Wir haben mal bessere Tage, mal schlechtere Tage, aber eins tun wir nie: Wir haben noch keine Sekunde die Entscheidung bereut, unser Kind (und alle, die noch kommen mögen) windellos aufwachsen zu lassen.

Die körperlichen Auswirkungen zeigten sich deutlich und prompt.
An dem Tag, an dem wir ihm endgültig die Windeln auszogen, begann der Nabelbruch schlagartig abzuheilen, die Blähungen verschwanden nahezu, und die tägliche Schreistunde reduzierte sich massiv.
Unser Kind war wie ausgewechselt.

Doch auch auf einer subtileren Ebene spürten wir Veränderungen.
Mein Sohn war – obwohl das bei einem 3 Monate alten Säugling vielleicht seltsam klingt – auf einmal viel selbstbewusster und offener.
Nicht nur in Bezug auf die Ausscheidungen, sondern in allen Lebensbereichen, wurde unsere Kommunikation merklich tiefer und besser.

Obwohl ich all die positiven Veränderungen täglich sah, war es für mich eine Zeit lang schwierig daran zu glauben, dass „das auch wirklich geht“ – und vor allem, dass es keinen Schaden anrichtet. Intellektuell war mir das Prinzip klar, und ich argumentierte auch nach außen ganz klar dafür, aber wir sind ja in unserer Gesellschaft derartig auf die vermeintlichen Schäden gepolt, die entstehen, wenn ein Kind „zu früh“ sauber wird, dass es mir schwer fiel, das ganz abzulegen, zumal mein Sohn oft beim Pinkeln weinte. So kleine Babys, das weiß ich inzwischen, weinen oft vor oder nach dem Pinkeln kurz – es ist einfach entspannend. Doch damals verunsicherte mich dieses Weinen schon ein wenig.

Mittlerweile ist unser Sohn 27 Monate alt und seit über einem halben Jahr endgültig „topffit“. Er zieht sich allein die Hose aus, geht allein aufs Töpfchen und zieht sich allein die Hose wieder an. Wenn er ein „Raus-damit“ gemacht hat, ruft er mich zum Abwischen. Alles ist schon seit einiger Zeit sehr entspannt geworden.
Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass ich es jemals normal fand, Babys in Windeln zu verpacken.

Und ich liebe, liebe, liebe es einfach, diesen kleinen nackten Hintern abzuküssen!

Der oben stehende Text wurde dem Buch „Geborgene Babys“ von Julia Dibbern entnommen und für diese Webseite angepasst. Er unterliegt den Bestimmungen des Copyrights und darf ohne schriftliche Genehmigung der Autorin in keiner Weise vervielfältigt werden.

Auszug aus: „Geborgene Babys“ von Julia Dibbern mit freundlicher Genehmigung der Autorin für Rabeneltern.org

Zum ersten Mal las ich von der Möglichkeit, Babys ohne Windeln aufwachsen zu lassen, als Alma ca. 1 Jahr alt war. Ich fand den Gedanken durchaus nachvollziehbar, leicht abgedreht, faszinierend und für uns völlig undurchführbar.

Während meiner zweiten Schwangerschaft wurde ich immer neugieriger auf einen Versuch. Ich informierte mich gründlicher und verfolgte gespannt die Diskussionen in unserem Rabeneltern-Windelfrei-Forum*. Die ersten Tage mit neuem Baby gestalteten sich jedoch ganz anders, als ich mir das so vorgestellt hatte. Ich versuchte zwar, das Baby möglichst viel ohne Windeln zu lassen, jedoch war er so klein, dass ich nicht wusste, wie ich ihn abhalten sollte und er pinkelte alles voll – im 5-Minuten-Rhythmus.

Nach ungefähr 10 Tagen hatte ich meine erste Krise. Dass Babys am Anfang so undicht sind, hatte ich vergessen. Florian kümmerte sich nicht im Geringsten darum, dass Babys im Tragetuch „eigentlich“ nicht pieseln – er tat es trotzdem. Auch im Schlaf pinkelte er munter vor sich hin – und wachte zu allem Überfluss davon auf. Und obwohl die Geburt leicht gewesen war, war ich in meinen Reaktionen oft einfach nicht beweglich und schnell genug. Einzig die Tatsache, dass Florian einmal täglich ins Waschbecken kackte, beflügelte mich, weiterzumachen; immer mit der latenten Sorge, dass „schon“ alles zu spät sein könne, wir DEN Anfang verpasst haben könnten.

Nach ca. 10-12 Wochen spielte sich langsam ein für mich erkennbarer Rhythmus ein, ich begann, die Signale meines Kindes wahrzunehmen. Er begann zu strampeln, wenn er im Tragetuch musste. Und pinkelte nicht mehr im Schlaf. Vor allem aber zeigte er uns ganz deutlich, dass er die Windel unbequem fand und lieber ohne sein wollte. Es überraschte mich immer wieder, wie viel mobiler und fröhlicher der kleine Kerl ohne Windel war.

Inzwischen ist Florian 6 Monate alt und wir haben uns langsam aufeinander eingespielt, unsere Vorstellungen und den Alltag mit zwei Kindern mehr oder weniger in Einklang gebracht. Im Haus ist er tagsüber windelfrei. Draußen und nachts trägt er Windeln. Das Thema „nachts abhalten“ haben wir jetzt erst in Angriff genommen, da er uns nachts inzwischen deutlich signalisiert, dass er abgehalten werden möchte. „Draußen windelfrei“ habe ich auf die wärmere Jahreszeit verschoben.

Überhaupt war (und ist) das für mich eines der größten „Herausforderungen“ beim Thema Windelfrei: Festzustellen, dass in unserer Lebenssituation windelfrei nur begrenzt möglich ist und zu akzeptieren, dass Kompromisse nötig sind – und entsprechende, für uns umsetzbare Lösungen zu finden. Nach wie vor ist „unser windelfrei“ oft eine Gratwanderung zwischen dem Wunsch meines Sohnes, ohne Windel zu sein (er zeigt sehr deutlich, dass er ohne glücklicher ist) und äußeren Zwängen, aufgrund derer er doch (zu) oft gewickelt wird. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, so würde ich am Anfang allerdings sehr viel gelassener an die Sache herangehen. Ich habe mir rückblickend aus Unsicherheit heraus doch viel unnötigen Stress gemacht.

Auch wenn wir meilenweit von einem wirklich windelfreien Leben entfernt sind, ist uns eines klar: Windelfrei stellt für alle Beteiligte eine Bereicherung dar und macht Spaß. Unsere Beziehung ist viel facettenreicher und sowohl mein Mann als auch ich stellen fest, dass wir unseren teilzeitwindelfreien Sohn anders (kompletter!) wahrnehmen, als dies mit einem komplett gewickelten Baby der Fall ist. Und unsere Tochter ist der Ansicht: „Unser Baby ist pippifrei“.

*Anm. d. Red.: Das entsprechende Forum heißt inzwischen „Mit und ohne Windeln“ und ist  hier zu finden.

Mitte Februar 2004 wurde meine Tochter geboren, einen Monat später stieß ich im Internet auf das Thema „TopfFit“. Wie ich genau drauf gekommen bin, weiß ich gar nicht. Aber ich suchte irgendetwas zum Thema „Stillen“ und „Tragen“ – und kam darüber auch auf „Windelfrei“… ich blieb „hängen“ und wollte mehr darüber wissen. Ich entdeckte immer mehr Informationen, druckte mir verschiedene Texte aus und las und las… später kaufte ich mir das Buch „Es geht auch ohne Windeln“ von Ingrid Bauer, noch später auch „TopfFit!“ von Laurie Boucke.

 

** Unser Start **

Bis zur 14. Lebenswoche musste meine Tochter Imogen eine Hüftbeugeschiene tragen (sie hatte eine leichte Hüftunreife), so dass es doch recht umständlich war, jedes Mal zum Pipi diese Schiene abzumachen. Ich hielt Imogen aus diesem Grund „nur“ ab, wenn sie z. B. aufwachte oder ich ihr eh die Windel wechseln wollte. Wenn sie aufwachte, kam immer zu guten 90 % Pipi. Manchmal war ich auch nicht schnell genug, so dass sie schon in die Windel gepieschert hatte. Als Imogen die Hüftbeugeschiene nur noch nachts tragen musste, hielt ich sie tagsüber öfters ab bzw. achtete noch mehr auf ihre Zeichen, wie z. B. mit den Beinchen auf eine bestimmte Art strampeln, plötzlich „knatschig“ werden…

Als Imogen dann tagsüber die Hüftbeugeschiene nicht mehr tragen brauchte, achtete ich auch mehr auf ihr Timing. Sie muss z. B. immer, wenn sie aus einer längeren Schlafzeit aufwacht, während des Stillens (sie „dockte“ dann immer schnell ab und wieder an, wurde unruhig), und vormittags meistens alle fünfzehn Minuten (alle zwanzig Minuten am Nachmittag).

Ende Mai kaufte ich ein Töpfchen für Imogen, auf das ich sie seitdem – natürlich schön gestützt – setze. Imogen macht dabei einen sehr interessierten und auch entspannten Eindruck und pieschert und käckert auch recht häufig ins Töpfchen rein. Imogen liegt nun mit dem nackigen Unterkörper auf einer wasserdichten Unterlage bei uns im Wohnzimmer und spielt dabei mit ihrem Spielbogen. Ich halte sie ab und an zum Pieschern, manchmal erwischen wir ein Pipi, manchmal hat sie aber auch schon gepieschert, ohne dass ich etwas bemerkt habe. Ab und zu wird sie auch etwas quengelig, dann halte ich sie auch ab – und tatsächlich – oft kommt dann auch Pipi.

** Nachts **

Seit gut zwei Monaten ist Imogen nun auch nachts windelfrei. Wir hatten bis jetzt nur zum Anfang morgens einmal eine kleine „Panne“. Und das auch nur, weil ich auf ihre Unruhe nicht reagierte. Bzw. zu spät reagierte… Imogen schläft auf meinem Bauch; sie liegt auf einem Handtuch (falls mal eine Panne passiert, damit das Bettlaken nicht nass wird). Wenn sie nachts muss, wird sie unruhig, bewegt ihre Beine und ihren Kopf mehr. Dadurch wache ich auf – mache kurz Licht an (sonst sehe ich Blindfisch nichts), setze sie auf das Töpfchen, dass neben dem Bett steht (dabei halte ich sie natürlich), sie macht – ich mache das Licht wieder aus, wir kuscheln uns wieder in die Bettdecke ein und schlafen beide entspannt weiter.

** Tagsüber zu Hause **

Wenn wir zu Hause sind, ist Imogen mittlerweile schon seit Monaten „windelfrei“. Jetzt, bei der Wärme, hat sie meistens nur ein Shirt oder einen Body an – oft hab ich sie auch ganz nackig gelassen. Wenn es etwas kühler ist, ziehe ich ihr noch Söckchen und eine Unterhose an.

Zu Hause haben wir mehrere „Töpfchen“: Im Schlafzimmer, auf der Wickelkommode (die gleichzeitig als Kleiderschrank für Imogen funktioniert), steht eine alte Plastikschale; im Wohnzimmer steht ihr Töpfchen (welches nachts neben das Bett gestellt wird) und dann benutzen wir auch noch die normale Toilette. Auf einen Ort festgelegt haben wir uns nicht.

** Unterwegs/Draußen **

Wenn wir unterwegs sind, kommt es drauf an, ob wir eine längere Fahrt (im Bus oder Auto oder auch im Zug) vor uns haben oder nicht. Bei einer längeren Fahrt, während der ich keine Gelegenheit habe, Imogen beim Pieschern oder Käckern zu helfen, benutzen wir Windeln. Dann nehme ich auch gleich mehrere Windeln zum Wechseln mit (Wegwerfwindeln).

Wenn wir aber nur eine kurze Strecke mit dem Bus fahren müssen (4 oder 5 Haltestellen…), dann gehen wir „windelfrei“ los. Zum Beispiel zum Supermarkt… Imogen kommt ins Tuch rein, und wenn sie unruhig wird, mit den Beinen strampelt, dann hole ich sie raus und gehe mit ihr kurz an einen Busch oder auf ein Rasenstück. Eine kleine Ecke findet sich eigentlich immer. Mit einem Taschentuch kurz die Pipi-Tropfen abgewischt, wieder ins Tragetuch rein – fertig.

Falls Imogen im Supermarkt unruhig wird (oder aber auch im Bus), dann rede ich leise mit ihr: „Ein kleines Bisschen dauert es noch. Wir sind gerade an der Kasse/im Bus, gleich kann ich dir helfen und dich zum Pipimachen halten. Kannst du es noch bis dahin aushalten? Es dauert nicht mehr lange, Mama beeilt sich!“ – Unterwegs hat mich Imogen noch nicht angepieschert bis jetzt (zu Hause ist das schon ein, zweimal passiert, weil ich sie z. B. auf dem Schoß hatte und zu stark abgelenkt war). – Sie kann ein paar Minuten warten. So auch z.B. einmal, als wir zur Apotheke um die Ecke waren (etwa 600 m Fußweg); auf dem Rückweg wurde Imogen unruhig… ich sprach mit ihr… und als wir zu Hause waren, piescherte sie wie eine Weltmeisterin.

Hätte sie es aber nicht mehr aushalten können und unterwegs losgepieschert, so wäre das überhaupt nicht schlimm gewesen. Kleidung und Tragetücher kann man schließlich waschen 😉

** Unsere Familie & „TopfFit“ **

Manchmal gibt Imogen so klare Zeichen, dass sogar Außenstehende mitbekommen, das sie Pipi muss. Ein Wochenende waren wir auf dem Campingplatz meiner „Schwiegereltern“ gewesen. Imogen blieb mal für eine halbe Stunde bei ihrer Oma und Tante, während ich eben schnell mit meinem Freund und „Schwiegervater“ einkaufen fuhr, und als wir wieder zurückkamen, berichtete meine „Schwiegermutter“ stolz, dass Imogen sich zum Pieschern gemeldet hätte. Und sie hatte ihre Enkelin erst das zweite Mal gesehen seit der Geburt. Ich finde das sehr bemerkenswert, dass da die Kommunikation so gut geklappt hat.

Auch meine Familie (meine Eltern, meine Omas…) sind erstaunt, wie das klappt. Meine Mutter fand das äußerst logisch, als ich ihr das erste Mal von „Windelfrei“ berichtete und ihr das Buch „Es geht auch ohne Windeln“ zeigte.

** Unsere Kommunikation **

Wie merke ich, dass Imogen Pipi oder AA machen muss?

Als Zeichen, dass Imogen nun entspannt lospieschern oder käckern kann, benutze ich den Laut „psssssssch“. Immer, wenn ich sie zum Pipi- und AA-Machen halte, mache ich ein- zweimal „pssssssch“. Früher hab ich auch ein Handzeichen gemacht: Daumen der rechten Hand zwischen Zeige- und Mittelfinger, Hand zur lockeren Faust geballt, und den Unterarm dann zur akustischen Frage „Musst du Pipi?“ dreimal rauf und runter bewegt. Dieses Handzeichen-Machen hat sich in der Zwischenzeit aber irgendwie gegeben; ich wollte es aber wieder einführen (nur denke ich nie dran, es zu machen, wenn ich Imogen frage…)

Vor einigen Tagen hatte Imogen eine leichte Virusinfektion (nichts Schlimmes, sie hatte einen leichten Hautausschlag und war nicht ganz so gut drauf wie sonst immer), und unsere Kommunikation klappte nicht ganz so gut.

Imogen macht auch gerade einen Entwicklungsschub durch: sie übt „Popo hoch“ in der Bauchlage und den 4-Füßler-Stand; das sind wohl die ersten Versuche zum Krabbeln. Manchmal pieschert sie jede 5 Minuten, hab ich das Gefühl. Das kommt wohl durch den vermehrten Druck auf die Blase in Bauchlage. Und ich bemerke auch nicht mehr so stark ihre Zeichen. Oft komme ich zu spät, und das Handtuch hat schon eine nasse Stelle. Wenn ich denke, dass sie muss und sie über das WC halte, streckt und beugt sie sich jetzt immer durch, manchmal so heftig, dass ich sie kaum fest halten kann. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht muss. Ich breche dann die Situation immer ab und nehme sie wieder auf den Arm.

** Abschließend **

Ich bin froh, dass ich von „TopfFit“ (bzw. „windelfrei“) gehört habe – schon so früh, dass meine Tochter und ich auf diese Art fast von Geburt an kommunizieren können. Sie freut sich, wenn ich ihr beim Pieschern und Käckern helfe, sie strahlt mich danach glücklich an. Ihr Popo kommt nur minimal mit Urin und Stuhl in Berührung.

Wir benutzen auch Windeln (Wegwerfwindeln), aber nur, wenn ich keine Gelegenheit habe, Imogen zum Pipimachen zu halten (Busfahrt z. B.) Dann versuche ich aber, sie so bald wie möglich von der Windel zu befreien bzw. ihr eine frische umzumachen.

Ich würde immer wieder „TopfFit“ machen, mit Imogen und auch beim nächsten Kind (falls…) – es ist so einfach! Wir fühlen uns wohl – und sparen dabei auch noch eine Menge (Wegwerf-)Windeln und Geld und tun sogar noch etwas für die Umwelt. (Eine 48er-Packung Windeln reicht bei uns gut 6 Wochen…; wir sind ein 3-Personen-Haushalt und haben eine 60-Liter-Mülltonne – eine 1-Personen-Haushalts-Mülltonne aus meiner Single-Zeit -, die wir noch nicht mal alle 14 Tage zur Müllabfuhr rausstellen…)

von Antje für Rabeneltern.org, September 2004

Wir sollten trotz des propagierungswürdigen Ansatzes von „Windelfrei von Anfang an“ nicht aus den Augen verlieren, dass der Großteil unserer Kinder noch ganz konventionell gewickelt wird und sich demzufolge irgendwann im zweiten, dritten Lebensjahr die Frage stellt, wie man sich von den Windeln trennen könnte. Das Problem mit jedem früheren „Eingreifen“ ist jedoch, dass es sehr schnell mit dem noch vor wenigen Jahrzehnten verbreiteten rigiden Töpfchentraining unter einen Hut gesteckt wird. Es herrscht große Unklarheit, was vertretbar ist, was der kindlichen Psyche schaden kann, wie man vorgehen soll und so weiter…
Den einen, idealen Weg dafür gibt es wohl nicht, aber ein paar Praxiserfahrungen können durchaus hilfreich sein.

Erfahrungsberichte:

Wie ein Kind sauber wurde, dessen Eltern viel zu spät was von „windelfrei“ gehört haben (o;

Als Emilia vor gut drei Jahren zur Welt kam, stellte sich lediglich die Frage „Stoff oder Plastik“? – von Windelfrei hatten wir noch nie was gehört, daher wurde gewickelt, und zwar mit Plastik.

Im Sommer letztes Jahr war meine Tochter zwei Jahre alt, sehr viel nackig, merkte aber niemals, wenn sie musste, und wir haben sie damit natürlich in Ruhe gelassen. Es war einfach klar, sie spürt nicht früh genug, wenn die Blase voll ist. Macht ja nix (o:, wickelten wir halt weiter.

Als sie zweieinhalb war und uns im Urlaub langsam aber sicher die Handtücher zum Aufwischen ausgingen, versuchten wir, sie ab und an mal auf die Toilette zu setzen, aber wenn es passte, war es ein Zufallstreffer. Emilia war anzumerken, dass sie noch überfordert damit ist, ihre Ausscheidungen zu kontrollieren. Macht ja auch nix (o;, haben wir halt weitergewickelt.

Wieder zuhause war es zu kalt für nackige Hintern, also wieder Windeln. Der nächste Urlaub stand im Januar an, wir flogen in die Wärme und hatten wieder ein Kind, das sehr viel nackt sein konnte – und von einem Tag auf den anderen sagte Emilia bescheid, wenn sie musste, ohne dass wir sie irgendwie dazu angeregt hätten. Wieder zuhause hatten wir noch kurz ein paar Windel-Tage, dann aber nicht mehr. Das ist jetzt vier Monate her, Emilia ist seit sie knapp drei ist zuverlässig trocken, tags wie nachts.

Und das alles ohne bitten und betteln, ohne loben und tadeln und ohne Stress. Ich bin überzeugt davon, dass alle Kinder irgendwann an diesen Punkt kommen, und je weniger wichtig es den Eltern ist, dass das Kind doch jetzt endlich trocken werden soll, desto einfacher geht’s.
Wenn Emilia nicht mit drei Jahren trocken gewesen wäre, hätten wir halt weitergewickelt – irgendwann kommt der Tag, lieber später, als mit Druck und Konditionierung. (Sandra)

*************************************************************

Carl

Carl ist ein Sommerbaby und lag schon als Neugeborenes manchmal ohne Windeln im Garten unter einem Baum. Ich hatte ständig Panik, dass die diversen Handtücher alle nass werden und fand das ganze Szenario höchst unübersichtlich. Wenn er in seine frische Windel verpackt war, kam mir das viel praktischer vor (so viel nur als Vorgeplänkel, um zu zeigen, dass ich wirklich nicht prädestiniert war für „windelfrei“).
Mit etwa einem Jahr verbrachte er viel Zeit nackt im Garten und schaffte es ab und zu, „bewusst“ zu pinkeln, d.h. er bekam mit, was passierte. Ja, hin und wieder konnte ich ihn dafür sogar rechtzeitig auf ein Töpfchen setzen, so dass ich dachte, Sauberwerden ist ja ganz einfach. Doch sobald er Kleidung trug, konnte ich keinerlei Anzeichen erkennen und wusste auch nicht recht, wie ich mit dem Thema umgehen sollte (Ich wartete wohl darauf, dass er von selbst sagt, er muss), so dass spätestens im Frühherbst die Frage nicht mehr aktuell war.
Als er zwei Jahre alt war, wiederholte sich dasselbe Spielchen, wobei es auch sehr deutliche Situationen gab, in denen er von sich aus sagte, dass er müsse. Ich von mir aus wagte aber weiterhin nicht, in irgendeiner Form einzugreifen, sondern wartete eher ab, was er mir dazu zu sagen hatte. Und ebenso wie ein Jahr zuvor, verlor sich offenbar jegliches Bewusstsein seinerseits mit den zunehmenden Kleiderschichten, so dass wir im Herbst von der Windellosigkeit fast weiter entfernt waren als zuvor. Weiter entfernt, weil er plötzlich eine ausgeprägte Aversion dagegen entwickelte, sich die Windeln wechseln zu lassen, was insbesondere nach der Erledigung des großen Geschäfts sehr nervenaufreibend war.
Aufgefallen ist mir weiterhin, dass es ihm irgendwann wieder durchaus bewusst war, wenn er die Windeln füllte (zumindest der Stuhlgang), weil er sich dafür anfing, gezielt in eine Ecke zu verziehen. Aufforderungen meinerseits in diesen Situationen, das Töpfchen zu verwenden, lehnte er unter Protestgeschrei ab.
Was mich ins Grübeln brachte, war, dass er die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen offenbar schon gehabt hatte, dass es also nur unsere Rahmenbedingungen (Kleidung, Wohnung) waren, die diese Fähigkeit wieder unterdrückt haben.
Seine Schwester wurde geboren, als er etwa 2,5 Jahre alt war und ich war um diese Zeit heilfroh, dass er noch Windeln trug (die Kommentare von Bekannten „Du Arme, zwei! Wickelkinder“ konnte ich nicht nachvollziehen, weil ich ein Wickelkind als einfacher empfand, als eines, auf das ich achten musste, das ständig irgendwo einen Pinkelunfall hätte haben können…). Aber nach einigen Wochen war das Thema dann doch wieder aktuell, da mir bewusst wurde, dass Carl eigentlich schon seit Monaten, bestimmt schon seit einem halben Jahr nachts trocken war und die Windel erst füllte, während er nach dem Aufwachen noch im Bett herumturnte. Ich führte also das Morgenpinkelritual ein, also, dass er ziemlich direkt nach dem Aufwachen aufs Töpfchen gesetzt wurde und wir warteten, bis etwas kam (was nie besonders lange dauerte). Ich gebe an dieser Stelle mal zu, dass er das zumindest am Anfang nicht freiwillig tun wollte und einige Überredungskünste nötig waren, ihn davon zu überzeugen, dass er sich bitte auf das Töpfchen setzen sollte. Auch reagierte ich bei Anblick des gefüllten Töpfchens sehr freudig und bestätigend. Diese Verhaltensweisen werden ja durchaus auch kritisch gesehen, weil sie das Kind in gewisser Weise unter Druck setzen. Ich kann das wirklich nicht beurteilen, hatte aber nie das Gefühl, etwas Falsches oder Schädigendes zu tun.
Nach einigen Wochen war die Morgenroutine eigentlich kein Problem mehr und wir fingen an, tagsüber stundenweise die Windeln weg zu lassen. Nur für unüberschaubare Situationen verwendeten wir noch Windeln, ansonsten klappte es ziemlich zuverlässig mit Bescheid sagen. Als Zwischenlösung verwendete ich auch manchmal Damenbinden in der Unterhose, die zwar nicht alles auffangen konnten, aber zur Schadensbegrenzung beitrugen. Innerhalb von etwa 4 Monaten war Carl dann so weit, dass es nur noch sehr vereinzelt zu Unfällen kam, die meist nur durch starke Konzentration aufs Spiel oder ungeschicktes Timing oder unpraktischen Kleidung (die er nicht allein ausziehen konnte) verursacht wurden.
Erst jetzt ließen wir auch die Nachtwindel weg, obgleich diese schon lange nicht mehr nötig gewesen wäre.
Seitdem gab es lediglich beim großen Geschäft ein paar Unfallphasen, die jeweils ein paar Tage lang andauerten und meist damit zu erklären waren, dass er offenbar absolut nicht damit rechnete, „groß“ zu müssen. Ich fand es manchmal sehr störend, kam irgendwann auch zu dem laienpsychologischen Schluss, dass er es tat, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen (was neben der damals noch sehr kleinen Schwester durchaus möglich ist).
Alles in allem verlief das Sauberwerden jedoch ziemlich unproblematisch und „geradlinig“.

Im Nachhinein würde ich schon viel eher (also durchaus schon mit 1-2 Jahren) auf seine Rhythmen achten und ihn schon eher dazu ermutigen, ins Töpfchen zu machen. Ich habe den Eindruck, dass mein Verhalten in diesem Bereich von einer Art tatenloser Scheu geprägt war, da ich in den ersten Jahren dachte, das Thema sei sozusagen tabu.
Mittlerweile habe ich Erfahrungen mit „Windelfrei von Anfang an“ und kann aus dieser Erfahrung sagen, dass die Geschichte vom unkontrollierbaren Schließmuskel zumindest bei meiner Tochter nicht stimmt. Es ist eher eine Übungs- und Gewohnheitssache, so dass ich denke, dass man ein Kind schon ermutigen kann, in ein Töpfchen zu machen, genauso, wie man es ermutigt, bei Tisch mitzuessen oder sich in anderen Bereichen unseren Gepflogenheiten anzupassen. Das ganze natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten. Hat ein kleines Kind absolut keinen Bock, am Abendbrottisch auszuharren, werde ich es nicht in den Kindersitz binden und mit Gewalt füttern, sondern es darf natürlich aufstehen und spielen. Aber es ist andererseits nicht verboten, ihm zu vermitteln, dass ich es schön finde, wenn wir alle bei Tisch zusammensitzen.
Und ähnlich sehe ich es mit dem „Töpfchentraining“. Kein Zwang, keine Strafen, kein übertriebenes Loben. Sondern ein spielerisches Kennenlernen, Ausprobieren, Rückfälle inbegriffen. Wenig sinnvoll wäre es allerdings, dieses „Training“ völlig losgelöst von den kindlichen Rhythmen und Signalen anzufangen, nach dem Motto „Jetzt passt es mir gerade, jetzt solltest du müssen!“. Das kann nichts werden und Frust und Enttäuschung werden sich wohl auf beiden Seiten hochschaukeln, so dass das Töpfchen schnell mit all den negativen Dingen behaftet ist, die es ohnehin schon lange umgeben.

Noch ein Nachtrag: Sehr verpönt ist ja das „verordnete Pinkeln“, wenn Mütter vor Unternehmungen die ganze Familie auf Toilette schicken. Hmm. Ich gestehe, ich tue das auch. Einfach aus der Erfahrung heraus, dass Kinder grundsätzlich „Ich muss mal“ schreien, wenn sie endlich im Autositz angeschnallt sind oder endlich der Skioverall angezogen ist. Aber ich sage nicht „Du gehst jetzt auf’s Klo und machst!“, sondern ich sage: „Geh doch mal aufs Klo und schau, ob etwas kommt. Wenn nicht, dann komm zurück und ich ziehe dir deinen Overall an!“  (Molly)