Erfahrungen und Rabeneltern-Tipps: Schwangerschaft

Hebammenhilfe umfasst Beratung, Betreuung, Begleitung und Versorgung von Mutter und (ungeborenem) Kind während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett sowie Stillzeit.

Du kannst dich direkt an eine Hebamme wenden, wenn du Hebammenhilfe in Anspruch nehmen willst. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Wenn du privat versichert bist, solltest du dich über Deine Leistungsansprüche bei deiner privaten Krankenversicherung informieren.

Beratung

Für Hebammenhilfe außerhalb der Klinik setze dich möglichst schon in der ersten Hälfte der Schwangerschaft mit einer freiberuflich tätigen Hebamme in deiner Nähe in Verbindung. Du kannst zu jedem Zeitpunkt deiner Schwangerschaft (auch schon zur Feststellung der Schwangerschaft!) Kontakt mit einer Hebamme aufnehmen und sie um Rat fragen. Während eines Hausbesuchs, in einer Praxis oder am Telefon berät dich die Hebamme zu allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Dazu gehören beispielsweise Ernährung und Lebensweise in der Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität, Möglichkeiten der Geburtsvorbereitung, Vorbereitung auf das Kind, soziale Hilfen in der Schwangerschaft und nach der Geburt, usw…

Rabenmüttertipp: 

Nach unserer Erfahrung sind noch nicht oder nicht mehr alle Hebammen auf dem aktuellen Stand beim Thema Stillen. Wir empfehlen daher sich parallel auch mit einer Stillberaterin (siehe Wichtige Adressen unter unserer Rubrik Geburt) in Verbindung zu setzen, eine Stillgruppe zu besuchen  oder eins der von uns rezensierten Bücher zu lesen, denn eine gute Vorbereitung beugt späteren Stillproblemen vor.

Schwangerenvorsorge

Alle Vorsorgeuntersuchungen können, abgesehen vom Ultraschall, von der Hebamme durchgeführt werden. Sie werden im Mutterpass eingetragen. Die Vorsorgeuntersuchungen können auch im Wechsel zwischen Hebamme und Gynäkologe erfolgen.

Rabenmüttertipp:

Die Vorsorgeuntersuchungen, abgesehen vom Ultraschall, bei einer Hebamme durchführen zu lassen ist eine sehr empfehlenswerte Alternative zur Vorsorge beim Gynäkologen. Deine Vorsorgehebamme wird dir bald sehr vertraut sein und es wird dir bestimmt leichter fallen, mir ihr deine Sorgen und Ängste zu teilen, als mit einem Gynäkologen, der womöglich noch unter großem Zeitdruck steht. Die Untersuchungen machen die Hebammen entweder in einer eigenen Praxis, in einer Gemeinschaftspraxis mit einem Gynäkologen oder sie kommen zu dir nach Hause. Zu einer Vorsorgeuntersuchung gehören, genau wie beim Gynäkologen auch, eine ausführliche Beratung, messen des Blutdrucks, Urin- und Blutuntersuchungen, Feststellen der Lage und Größe deines Kindes und die Kontrolle der Herztöne.

Beratung/Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und Vorwehen

Bei Schwangerschaftsbeschwerden kann dich deine Hebamme auf Wunsch zu Hause besuchen. Schwangerschaftsbeschwerden können sich in vielfältiger Art äußern, wie z.B. Übelkeit, Unwohlsein und Schmerzen, Ängste und Nöte, die mit der Schwangerschaft zusammenhängen. Auch der Verdacht auf vorzeitige Wehen, Blasensprung oder Geburtsbeginn sind Gründe für Hebammenhilfe.

Deine Hebamme betreut dich auch in besonderen Fällen, wie beispielsweise bei Fehl- und Totgeburten, bei krank geborenen Kindern und/oder Kindern, die kurz nach der Geburt sterben. Deine Hebamme wird dich begleiten und dich bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe unterstützen.

Geburtsvorbereitung

Vorbereitung auf die Geburt und das Kind, oft als Kombination von Körperarbeit (Körperwahrnehmung, Atem- und Entspannungsübungen, ausprobieren von Gebärpositionen), sachlicher Information und Gesprächen in der Gruppe rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.

Es gibt Kurse für Frauen und Kurse für Paare, als Wochenendkurse oder als fortlaufende Abendkurse. Bei Partnerkursen wird die Partnergebühr nicht von den Krankenkassen übernommen und muss privat entrichtet werden. Dies gilt ebenso für versäumte Kursstunden. Es gibt auch die Möglichkeit der Einzelunterweisung auf ärztliche Anordnung (Rezept). Du solltest dich frühzeitig (ca. 20.Woche) zu einem Kurs anmelden. Informiere dich deshalb rechtzeitig über die Möglichkeiten in deiner Umgebung.

Geburtshilfe

Geburtshilfe gehört zu den vorbehaltenen Tätigkeiten der Hebamme. Zu jeder Geburt muss eine Hebamme hinzugezogen werden. Bei Komplikationen, bzw. regelwidrigen Verläufen muss die Hebamme einen Arzt hinzuziehen. Die Hebamme begleitet dich und deinen Partner in allen Phasen der Geburt. Sie unterstützt dich beim Atmen und Entspannen und berät dich bei der Wahl hilfreicher Gebärpositionen. Deine Hebamme beobachtet, untersucht und dokumentiert. Sie beantwortet deine Fragen zum Geburtsablauf, zur Überwachung und zu evtl. medizinischen Unterstützungsmaßnahmen. Sie hilft dir beim ersten Stillen und nimmt die erste Vorsorgeuntersuchung bei deinem  Kind vor.

Jede normale Geburt kann die Hebamme in eigener Verantwortung leiten. Es gibt die Möglichkeiten für eine

  • Geburt in der Klinik: Hebammen sind im Schichtdienst für dich da. Nach der Geburt kannst du mit Deinem Kind noch ein paar Tage in der Klinik bleiben.
  • Geburt in der Klinik mit ‚Deiner‘ Hebamme: Die Hebamme, die dich schon während der Schwangerschaft betreut hat, begleitet dich in die Klinik und leitet – unabhängig vom Schichtdienst – die Geburt. Dieses System ist noch nicht so weit verbreitet, wird aber zum Teil in Kliniken mit festen ‚Beleghebammen‘ praktiziert, die im allgemeinen offen gegenüber Beleghebammen ohne festen Belegvertrag sind.
  • Geburt im Geburtshaus: Ein Team von Hebammen begleitet dich umfassend. Durchgehende und persönliche Betreuung in einer vertrauensvollen Atmosphäre und ein vielfältiges Angebot rund um die Geburt ermöglichen dir die Geburt selbst bestimmt und eigenverantwortlich zu erleben.
  • Ambulante Geburt: Du gehst zur Geburt in die Klinik, Geburtshaus oder Praxis. Nach problemlosem Verlauf gehst du später mit deinem Kind nach Hause. Wenn du eine ambulante Geburt planst, solltest du dich rechtzeitig um eine freiberufliche Hebamme kümmern, die dich und dein Baby anschließend zu Hause betreut.
  • Hausgeburt: Deine Hebamme, die dich schon während der Schwangerschaft betreut hat, begleitet dich bei der Geburt zu Hause im Kreis deiner Familie und in deinem gewohnten Umfeld. Wenn du eine Hausgeburt wünschst oder dazu Fragen hast, wende dich bitte frühzeitig an eine in der Hausgeburtshilfe tätige Hebamme.

Wochenbettbetreuung

Unabhängig von der Art der Entbindung hast du Anspruch auf Hausbesuche durch eine Hebamme. Bis zum 10. Tag nach der Geburt besucht dich die Hebamme in der Regel täglich. Später nach Absprache. Von der Krankenkasse werden Besuche bis 8 Wochen nach der Geburt übernommen. Danach kann dich die Hebamme zur Stillberatung noch zwei Mal besuchen. Anspruch auf Hebammenhilfe bei Problemen hast du bis zum Ende der Stillzeit.

Rabenmüttertipp:

 Hierbei ist im Rahmen des offiziellen Umfangs der Hebammenhilfe NICHT festgelegt, was konkret unter „Ende der Stillzeit“ zu verstehen ist. Es wäre aus unserer Sicht sinnvoll, rechtzeitig Rücksprache wegen der Kostenübernahme bei Stillberatungen nach dem ersten Lebensjahr sowohl mit deiner Hebamme als auch deiner Krankenkasse zu nehmen. Erfahrungsgemäß können Stillprobleme jeder Zeit auftreten und damit auch dann, wenn die Stillbeziehung sich längst harmonisch gestaltet hat, beispielsweise wäre hier ein Stillstreik zu nennen.

Weitere Besuche werden von der Krankenkasse übernommen, wenn sie ärztlich angeordnet sind (auch vom Haus- oder Kinderarzt).

Die Wochenbettbetreuung umfasst

  • die Versorgung des Nabels,
  • Beobachtung des allgemeinen Zustands des Säuglings (Temperatur, Atmung, Trinkverhalten, Gewicht)
  • Ernährungsberatung (z. b. bei Gestationsdiabetes, bei Verstopfung oder zur ersten Beikost)  und Anleitung zur Pflege des Säuglings
  • Hilfe bei Blähungen
Rabenmüttertipp:

 Aus unserer Erfahrung mit unseren Kindern und aus den Erzählungen anderer Eltern, sind wir der Meinung, dass die sogenannten 3 Monatskoliken bei jungen Säuglingen insbesondere bei vollgestillten Kindern, nicht unbedingt ursächlich mit dem noch unreifen Verdauungssystems zusammenhängen. Viel mehr sind häufig andere Ursachen verantwortlich dafür, dass ein Baby sehr unruhig ist und mit Schreien reagiert. Beispiele: Reizüberflutung durch zu viele Aktivitäten und Besucher, nervliche Anspannung (insbesondere der Mutter), die sich auf das Kind überträgt, falsches Anlegen an die Brust beim Stillen, so dass das Kind zu viel Luft schluckt (auch bei Kindern, die das Fläschchen bekommen, ist das Luftschlucken möglich), und anderes. Deswegen ist es wichtig, dass du deiner Hebamme möglichst genau erzählst, wie euer Tagesablauf aussieht, wie es dir geht, ob du Sorgen oder Ängste oder andere Probleme hast, damit sie optimal helfen kann.

  • Anleitung zum Stillen und Hilfe bei Stillschwierigkeiten
  • Kontrolle der Wundheilung bei Kaiserschnitt, Dammschnitt oder -riss
  • Kontrolle der Gebärmutter-Rückbildung und erste Übungen zur Rückbildung
  • beratende Gespräche über Empfängnisverhütung, Impfen, Kindererziehung
Rabenmüttertipp:

 Hebammen verstehen sich aufgrund ihrer Ausbildung als „Fachfrau“ für die ganze Familie. Gerade zum Thema Erziehung kommt es dabei sehr darauf an, was genau in der Ausbildung zu diesem Thema vermittelt wurde (also eher konservative Wertvorstellungen nach dem Motto – auch Babys verstehen es schon, die Eltern zu manipulieren – oder eher neue Erkenntnisse, wie beispielsweise sofort auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen) und welche persönliche Meinung die jeweilige Hebamme sich selber gebildet hat. Deswegen, höre immer auf dein Herz und nehme nur die Ratschläge an, die du verstandes- und gefühlsmäßig nachvollziehen kannst.

  • Informationen über Beratungsstellen, Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen für Eltern und Kinder.

Die Hebamme informiert dich über zusätzliche Angebote die nicht von den Krankenkassen übernommen werden (z.B. Babyschwimmen, Babymassage, Yoga nach der Geburt, etc.).

Rückbildungsgymnastik

Hier ist Zeit und Raum für Bewegung und Entspannung. Es werden Körperübungen gezeigt zur Linderung bei Rückenschmerzen und Nackenverspannungen, zur Kräftigung des Beckenbodens und der Bauch- und Rückenmuskulatur. Atem- Entspannungs- und Lockerungsübungen helfen das körperliche und seelische Gleichgewicht wieder zu finden. Rückbildungskurse werden mit und ohne Baby angeboten. Der richtige Zeitpunkt, einen Rückbildungskurs zu beginnen, ist ab der 3. Woche nach der Geburt und liegt für die meisten Frauen zwischen acht Wochen und vier Monaten nach der Geburt. Rückbildungsgymnastik findet in der Regel in der Gruppe statt. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für 10 Stunden.

Weitere Angebote

Viele Hebammen haben zusätzliche Qualifikationen und halten weitere Angebote bereit, die in der Regel nicht von den Kassen übernommen werden wie z.B.:

  • Akupunktur
  • autogenes Training
  • Babymassage
  • Babyschwimmen
  • Bauchtanz
  • Beckenbodengymnastik
  • Ernährungsberatung
  • Homöopathie
  • PEKiP (Prager-Eltern-Kind-Programm) Eltern mit Deinem Baby während des 1. Lebensjahres in kleinen Gruppen
Rabenmüttertipp:

 Es gibt PEKIP-Kurse, in denen die Leitung sich berufen fühlt über das eigentliche Eltern-Kind-Programm hinaus auch zum Stillen, Schlafen und anderen Themen des Elternseins Stellung zu nehmen. Wir möchten dich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um offizielle Programmpunkte des PEKIP handelt, sondern um die PERSÖNLICHE Meinung einer jeden Kursleiterin. Lasse dich deswegen nicht verunsichern, wenn z. B. die Ammenmärchen vom Stillen und Schlafen dort unter die Eltern gebracht werden.

  • Psychologische Beratung
  • Reflexzonenmassage
  • Säuglingspflege
  • Schwangerschaftsschwimmen
  • Shiatsu für Schwangere und Mütter
  • Wassershiatsu
  • Yoga während der Schwangerschaft und nach der Geburt
  • und anderes mehr …

Sprich doch einfach mal deine Hebamme darauf an. Weitere Informationen zur Hebammenhilfe und der Suche nach einer Hebamme in deiner Nähe findest du unter http://www.hebammen.de.

Rabenmüttertipp:

Worauf solltest du bei der Auswahl einer Hebamme achten:

  • Sie sollte dir sympathisch sein!
  • Frage Sie offen nach ihrer Einstellung zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Baby, und entscheide dann, ob du ihr Vertrauen schenkst.
  • Sie sollte Berufserfahrung haben.
  • Sie sollte sich regelmäßig fortbilden.

Janina:

  • Heizstrahler (Alexander ist ja ein Februarbaby)
  • Tragetuch (leider zu spät entdeckt)
  • Stoffwindeln (leider auch zu spät entdeckt)

Justine:

  • Tragetuch: Ich habe es leider erst spät entdeckt wie man das Teil bindet. Unbedingt einen Tragetuchkurs besuchen, wenn man nicht klar kommt.
  • Kinderwagen: Das Liegeteil hat er gehasst, den Sportwagen liebt er heute noch.

Xantina:

  • Heizstrahler: sogar bei einem Juni-Kind unerlässlich, da es auch im Sommer kühlere Tage gibt.
  • Krabbeldecken: wir haben ganz viele im ganzen Haus verteilt… wenn man keinen Teppich im Haus hat, ist eine Boden-Unterlage sehr wichtig – vor allem im Winter!
  • Spucktücher (Mullwindeln) und Moltontücher: Spucktücher sagt ja der Name schon… Moltontücher hatte ich immer als Unterlage fürs Kind – auch im Bett… da erspart man sich öfter mal das komplette Bett umzuziehen, wenn die Milch nicht drinbleibt 😉
  • Tragetuch: nimmt nicht viel Platz weg und erleichtert das Tragen ungemein!
  • Stillkissen: macht die ganze Sache etwas bequemer – auch in der Schwangerschaft schon sehr hilfreich!
  • Kinderwagen: Sohnemann liebte es über holprige Wege geschoben zu werden – da konnte er am besten schlafen *g*
  • tonnenweise Waschlappen: sobald es mit dem Essen losgeht, sind die sehr nützlich.
  • Kapuzenhandtücher: in allen möglichen Größen, je nach Größe des Babys… man kann sie prima drin einkuscheln und der nasse Kopf ist auch noch geschützt.

Steph:

  • Stillkissen, ohne das wären mir wohl die Arme abgefallen ;-))
  • Tragetücher, kurz und lang
  • Schlafsack, auch wenn andere hier Probleme damit haben, ich pack Sophie inzwischen sogar mittags da rein, sonst turnt sie zu viel im Bett rum. Was sie aber nicht daran hindert, damit auf den Hochstuhl zu klettern !!!! Allerdings erst so ab 1/2 Jahr verwendet
  • Ärmellätzchen, Sophie hängt dauernd mit dem Ärmel im Essen
  • Sonnensegel für den Kinderwagen, prima anstelle von Sonnenschirm
  • Kirschkernkissen, statt Wärmflasche für unser Winterbaby

Judith:

  • Heizstrahler – ich wollte auch nicht im Winter unten ohne da liegen
  • Tragetuch – unverzichtbar bei einem 24-Stunden-Kind wie meinem Felix, zumal er sich auch nicht in den Kiwa hat legen lassen
  • Spucktücher …
  • Einen Fellsack für den Maxi-Cosi – der war im kommenden Winter die Rettung, da ich ihn darin sogar meist ohne Jacke und nur mit Mütze bekleidet mitnehmen konnte, also schnell eingepackt hatte

Elly:

  • Sonnensegel (viel besser als Sonnenschirm)
  • Tragetuch (besser als Glückskäfer, der schneidet zu sehr ein)
  • Stillkissen (jetzt im Bett als Abstandhalter)
  • Wickelbodies (gerade gut für die ganz Kleinen, ich hatte nur 2, die wurden sofort immer gewaschen…)
  • Infrarotlampe, wurde von uns als Ersatz zum Heizstrahler verwendet, eins von beiden muss bei Winterkindern sein)
  • Tropfpipette für Muttermilch-Tropfen
  • Schlafsack (ohne hampelt sie total im Bett rum)
  • Wäschekorb mit Beinen: Gold wert in Schwangerschaft und mit Baby vor Bauch

Nana:

  • Tragetücher, vor allem das kürzere (3,40m), möchte ich nach anfänglichen Bindeschwierigkeiten nicht mehr missen. Das lange Tuch (4,60m) haben wir sogar schon im Auto als Hängematte benutzt (im Urlaub). Das nächste Kind wird vom 1. Tag an nur getragen! (Mann, was war ich unsicher…). Hab mein kurzes Tuch ganz günstig gebraucht bei Ebay bekommen und bin sehr zufrieden damit
  • …hm, mehr fällt mir nicht ein??? Es gibt einfach außer Mama und Papa kaum Unverzichtbares fürs Baby 😉
  • ach ja, diese olle Babyschale bzw. der Nachfolge-Kindersitz …die Dinger sind ja leider nötig, wenn man nicht auf Autofahrten verzichten will

eulalie:

  • gutes Fachbuch zum Thema Stillen (siehe unsere Bibliothek)
  • Familienbett, je größer, desto kuscheliger
  • Stillkissen
  • Tragetuch, kam etwa 4 Wochen nach der Geburt zum Einsatz. Beide Kinder habe ich hauptsächlich in der Wickelkreuztrage bis zum Alter von 18 Monaten im Tuch transportiert, ohne Rückenschmerzen zu bekommen
  • Kinderschale, Kindersitz fürs Auto
  • Jogger mit 3 Lufträdern und Rücklehne, die sich in die Waagerechte zum Schlafen verstellen lässt, ca. ab dem 1. Lebensjahr
  • die Rabenmütter für meinen Seelenfrieden

Molly:

  • zusätzlich zu den genannten Dingen: Tummy Tub (da das Baby eine ausgeprägte Wannenphobie hatte, war der Eimer unsere Rettung: stressfrei und praktisch; wobei es auch andere Ansichten gibt, s.u.)
  • Jäckchen (ohne Kapuze): anfangs leichter anzuziehen als Pullis und Hemdchen, vor allem wenn man öfter wechseln muss.
    Leider eher schwer zu finden.
  • Buntes Mobile

Henrietta:

  • Tragetuch
  • Stoffwindeln
  • ein Karton voller Moltontücher
  • Wickelbodies, fand ich bei kleinen Babys leichter anzuziehen als die, die man über den Kopf ziehen muss

Xantina:

  • Keilkissen für die Seitenlagerung des Babys! Erstens ist mein Sohn ständig ausgelaufen, wenn ich ihn da reingelegt habe (er hat schon immer sehr viel gepinkelt), zweitens mochte er es nicht – es ging immer nur, wenn er schon geschlafen hat! Ich würd´s nimmer kaufen!
  • Latzhosen: viel zu umständlich zum wickeln… vor allem, wenn die Kinder größer werden… schnell muss es geh´n, sonst bringt es nix.
  • Flügelhemdchen: ich kam mit der komischen Wickelei überhaupt nicht zurecht.
  • Wingbo: in gewisser Weise auch rausgeschmissenes Geld… die dreimal, die das Kind drin lag stehen in keiner Relation zum Kaufpreis. Auch wenn ich es über ebay ersteigert habe 😉


Roberta:

  • Also, auf Anhieb fällt mir da die Massiv-Holz-Wiege ein, auf deren Anschaffung mein Mann bestand, weil er sich darin verliebt hatte. Da nützte es auch nichts, dass man sie zum Bollerwagen umbauen kann – das Ding ist so schwer und groß, dass man es unmöglich auf dem Balkon platzieren kann oder dauernd vom Dachboden 1 Treppe runterschleppen und dann noch im Fahrstuhl transportieren kann.
  • Außerdem natürlich die Fläschchen (die mit Saugern) und Sterilisiergerät. Bei zwei Kindern nicht ein einziges Mal gebraucht.
  • Die Babyschlafsäcke zählen wohl nicht? Ich hatte wohl einfach das Pech, dass gerade meine beiden Kinder partout nicht im Schlafsack schlafen wollten.
  • Achja, dann noch das Folienschweißgerät, extra für die von mir geplanten Brei-Selbst-Koch- und -Einfrier-Orgien angeschafft. Hab dann doch immer lieber frisch gekocht.
  • Und der Tummy-Tub.

Janina:

  • Kinderwagen, Alexander hat ihn gehasst
  • Schlafsäcke, war zu warm im Familienbett
  • Fläschchen und künstliche Säuglingsnahrung (obwohl der mein Gewissen beruhigte, so hatte ich „immer was da“) und Schnuller
  • Flügelhemdchen, total unpraktisch!
  • Ein Kinderzimmer *gg*, hatte Alexander in den ersten zwei Jahren sowieso nicht
  • eine Wiege haben wir geliehen bekommen, ein Gitterbett geschenkt. Ersteres wurde kaum gebraucht, zweiteres steht immerhin im Kinderzimmer

Justine:

  • Tummy-Tub: Baden war sowieso ein Riesenproblem und mit dem Tummy-Tub kamen wir alle nicht klar. Ich fand es auch schwierig, den Kleinen darin irgendwie festzuhalten. Er hat es gehasst
  • Wiege: Da er ein absoluter Tragling war, war es unmöglich ihn da rein zu legen, ohne dass er schrie wie am Spieß
  • Kinderbett: Siehe Wiege. Wir hätten besser gleich ein größeres Bett (90/200) gekauft, das wir nun seitlich an unser Doppelbett gestellt haben
  • Schlafsack: Alles was einengt wurde entschieden abgelehnt, deshalb auch der Schlafsack. Besser nur ein Probeexemplar ausleihen, bevor man sich in Unkosten stürzt
  • Flaschen / Schnuller: Die schon in der Schwangerschaft gekauften Flaschen wurden nie gebraucht. Er weiß noch heute nicht wie man daraus trinkt
  • Sterilisiergerät: Da wir keine Flaschen/Schnuller benützt haben ein absolut nutzloses Teil
  • Babyzimmerausstattung: Die vielen schönen Dekorationsartikel, Vorhänge, Mobile etc hätte ich mir sparen können. Die haben ihn nie interessiert, außerdem war er sowieso fast nie in seinem Zimmer. Gespielt wird dort wo wir sind, geschlafen bei uns im Zimmer.

Steph:

  • Keilkissen für die Seitenlagerung
  • Flaschenhalter für Kinderwagen

Judith:

  • Spieluhr – jedenfalls zum Einschlafen völlig uninteressant
  • viele Spielsachen – sind uninteressant. Mama und deren Utensilien sind viel spannender
  • Flügelhemdchen und Frotteehöschen – unpraktisch und unbequem, Bodies sind viel besser
  • Overalls, wenn sie an den Beinen keine Knöpfe haben – halten beim Wickeln unnötig auf

Elly:

  • Alles, was mit Flasche zusammenhängt
  • Schnuller
  • Aventtropffreiflasche, wollte gleich richtig trinken

eulalie:

  • Kinderzimmer inkl. der gesamten schweineteuren Blümchen- und Bärchen-Ausstattung bei „Schöner Wohnen“
  • Stubenwagen inkl. Matratze, Kissen, Bettzeug
  • Kinderwagen, selbst in der kalten Jahreszeit bei Wind und Frost nie gebraucht
  • Fläschchen, 2 Fütterungsversuche mit Muttermilch aus der Flasche beim 1. Kind endeten mit Schreianfällen auf beiden Seiten, seitdem haben wir es nie wieder versucht
  • Schnuller, beide Kinder wollten keinen J
  • Trinklernbecher, beide Kinder haben das Trinken innerhalb kürzester Zeit aus einem ganz normalen Becher gelernt

Da saß ich nun morgens um sechs auf der Toilette mit dem Teststreifen in der Hand, der wirklich mehr als rosa war. Ich war schwanger. Mein Kinderwunsch war mir immer klar, und es war auch klar, dass es ein Kind mit diesem Mann werden sollte. Wir waren seit elf Jahren ein Paar. Im Beruf war ich seit Jahren sehr unglücklich. Ausnahmsweise war ich gerade so richtig mit mir im Reinen. Es passte alles.Vor Jahren hatte ich schon einmal aus einer Laune heraus Baby-Söckchen gekauft, die ich im Falle eines positiven Schwangerschaftstests im Rahmen eines romantischen Candle-light-Dinners liebevoll verpackt meinem Mann überreichen würde. Dann würde ich den letzten Tropfen Prosecco für Monate andächtig über meine Zunge rollen lassen. Tatsächlich aber saß ich auf dem Klodeckel und heulte. Ich heulte so laut, dass mein Mann davon geweckt wurde und in der festen Überzeugung, es sei wohl jemand gestorben, aus dem Bett schoss. „Ich bin schwanger“, heulte ich ihm entgegen. Sehr romantisch.

Dabei hatte ich es eigentlich genau gewusst. Und trotzdem nicht in mein Bewusstsein gelassen. Seit zwei Wochen „litt“ ich unter heftigen PMS-Beschwerden, wie ich dachte. Mein Zyklus war immer sehr unregelmäßig. Wir waren in den Wochen vor dem Test häufig eingeladen und hatten reichlich dem Wein zugesprochen. Noch einen Abend vor dem Test hatte ich eine Weinprobe besucht. Keine Ahnung, was in der Zeit los war, aber ich habe wohl unbewusst gedacht, dass ich ja schlecht schwanger sein kann, wenn ich doch gerade in einer Weinprobe sitze. Nun hatte ich panische Angst, dass dem kleinen Wesen etwas passiert sein könnte durch meine Ignoranz.

Gleichzeitig befand ich mich im totalen Gefühlschaos. Klar, ich wollte ein Kind, aber können wir bitte noch mal kurz zurückspulen? Hatte ich es wirklich so ernst gemeint? Am selben Tag ging ich zur Frauenärztin und saß den Tränen nahe im Büro. Ich dachte, jeder sieht mir an, dass ich schwanger bin und muss doch auch sehen, wie furchtbar schwer diese Nachricht zu tragen ist! Von rosaroten Wolken, auf denen ich eigentlich schwanger schweben wollte, war ich weit entfernt; stattdessen versank ich gründlich in Selbstmitleid. Mein Gefühlskarussell blieb mir gute drei Monate erhalten. Im vierten Monat, wir machten gerade eine Italien-Rundreise mit dem Auto, dachte ich beim Anblick von türkisblauem Wasser in Apulien „Wow, ich bekomme ein Baby“ und strahlte auf einmal vor Glück.

Körperlich lief alles bestens. Ich hatte ein wenig Ausschlag im Gesicht (was sehr untypisch für mich ist), der irgendwann verschwand. Leider war ich drei Monate lang stehend k.o.. Zu jeder Zeit konnte ich mich sofort hinlegen und schlafen. Dabei hatte Schlaf aber keinerlei Erholungseffekt. Übel war mir eigentlich nicht, aber ich war enorm geruchsempfindlich. Kaffee, eines meiner Lieblingsgetränke, konnte ich gar nicht riechen. Wenn mein Mann mich morgens aus zwei Metern Entfernung mit seinem Kaffee-Atem ansprach, wechselte ich die Farbe. Mit Käse und Schinken überbackenes Laugengebäck in der U-Bahn gab mir den Rest. Übergeben musste ich mich deswegen aber nie. Die größte „Schwierigkeit“ bestand darin herauszufinden, auf was ich Appetit hatte. Luxusprobleme. Meine Gewichtszunahme war übersichtlich, obwohl ich mehr aß als je zuvor.

Unmittelbar nach dem Urlaub, ab Beginn des fünften Monats, überkam mich der Nestbautrieb. Sobald ich unser noch völlig auszumistendes Arbeitszimmer sah, bekam ich zuviel. Natürlich fand ich, dass mein Mann zu wenig daran änderte, zu wenig las über das, was auf uns zukam, usw. Ich weiß nicht, ob es was geändert hätte zu wissen, dass ein Kind ganz lange wirklich andere Dinge braucht als ein eigenes Zimmer.

Ich stellte mir eine ambulante Entbindung mit Beleghebamme vor. Leider war in meiner 17. SSW keine Beleghebamme für die mich in Frage kommenden Kliniken mehr frei. Meine Schwangerschaftsvorsorge ließ ich nur bei meiner Frauenärztin durchführen. Mit der war ich zufrieden, aber beim nächsten Mal würde ich dennoch eine Hebamme mit einbeziehen.

Gute Freunde hatten uns begeistert von ihrem Großen Ultraschall erzählt, da sie ihre Tochter dabei so toll gesehen hätten. Wir waren auch heiß auf jedes Ultraschallbild. Eine medizinische Notwendigkeit gab es bei mir zum Glück nicht, und wir wollten eigentlich auch keine andere Pränataldiagnostik durchführen lassen. Aber Babyfernsehen wollten wir auch! Dabei habe ich nicht eine Sekunde richtig nachgedacht. Einen Tag vor dem Termin wurde mir mulmig. Was würde ich denn tun, wenn man bei der Untersuchung etwas sähe, was ich gar nicht wissen wollte? Auf einmal bekam das Babyfernsehen seinen eigentlich richtigen Platz. Ich war einfach nur froh, als es endlich vorbei war und wir einen Zettel in der Hand hatten, auf dem ein „intakter weiblicher Einling“ vermerkt war. Unsere Tochter hatte uns die ganze Zeit den Rücken zugekehrt, und wir hatten nun ein tolles 3-Bild ihrer Wirbelsäule. Kluges Kind. Nun schwebte ich wirklich auf rosaroten Wolken, denn ich hatte immer ein Mädchen erträumt (und, wie ich mir einbilde, auch erspürt).

Sehr früh, in der 18. oder 19. SSW, spürte ich die erste Bewegung und konnte es kaum glauben. Nun begann wirklich die schönste Zeit der Schwangerschaft. Im Gegensatz zu den ersten drei Monaten (Erwähnte ich schon meine MÜDIGKEIT?) sah ich blendend aus und war stolz und rund und froh. Mir fehlte wirklich nichts. Bis der Bauch so groß war, dass er ein wenig lästig wurde, dauerte bis fast ganz zum Schluss.

Wir entschieden uns für einen Geburtsvorbereitungskurs, den wir Frauen halb alleine und halb mit Männern besuchen, und diese Entscheidung war goldrichtig. Die Atmosphäre war an den Abenden ohne Männer entspannter und netter, aber dennoch war es mir wichtig, dass mein Mann auch mit im Boot war. Die Hebamme machte ihre Sache wirklich gut und ließ keinen Mann unsinnige Übungen machen.

In der Schutzfrist hatte ich einfach zuviel Zeit, um mich nur mit mir zu beschäftigen, und alle erdenklichen Ratschläge aus der „Hebammensprechstunde“ zu befolgen. Ich trank Schwangerschafts- und Himbeerblättertee, ich dampfte über Heublumen und massierte Bauch und Damm, ließ mir Beine und Zehen akupunktieren zur Verkürzung der Eröffnungsphase. Ich las im Internet Geburtsberichte. Ich ließ wirklich nichts aus. Ansonsten konnte ich mich kaum auf irgendetwas richtig konzentrieren. Meine extra für die Schutzfrist gekauften Englisch-Bücher bliebe ebenso liegen, wie viele andere Bücher. Dabei wollte ich diese herrlichen sechs Wochen so richtig nutzen, denn es war klar, dass das die einzige Schutzfrist in meinem Leben sein würde, die ihren Namen verdient. Schon beim zweiten Kind ist alles anders.

Das einzig wirklich Lästige war die Tatsache, dass ich nicht mehr schlafen konnte, weder ein noch durch. Ängste hatte ich so gut wie keine; der Geburt sah ich gelassener entgegen als der Zeit danach. Was mich nervte, waren die Arzttermine alle zwei Tage. Meine Tochter nahm noch eine Extra-Runde und kündigte sich erst sechs Tage nach dem Termin am frühen Morgen an. Und dann ging es mit der Geburt los.

Für die nächsten Schwangerschaften wünsche ich mir wieder genau so eine unkomplizierte Zeit, nur diesmal MIT Candle-light-Dinner!

Bianca, August 2003

Die erste Schwangerschaft

Ich hatte mir schon lange gewünscht, schwanger zu werden. Ich habe mir immer vorgestellt, was das wohl für ein Gefühl sein muss, ein kleines Menschlein in seinem Bauch zu haben. Und ich habe immer schon gerätselt, wie eine Geburt so sein wird.

Lange Zeit habe ich diesem Wunsch nicht nachgegeben, weil ich noch in der Ausbildung war, dann, weil ich noch nicht verheiratet war und zuletzt, weil die bestehende Wohnsituation kein Kind vertragen hätte. Ich habe dann im Juni ’93 meine Jugendliebe geheiratet, war im Mai ’95 dann auch mit meinem Aufbaustudium fertig und war mit meinem Mann immerhin in eine 2-Zimmerwohung eingezogen. Jetzt wollte ich endlich auch ein Kind haben. Mein ursprüngliches Ziel, mit 25 das erste Kind zu bekommen, war zu diesem Zeitpunkt ja schon längst überschritten, und ich hatte schon die Befürchtung, ich müsste ewig auf eine Schwangerschaft warten und im schlimmsten Fall würde ich doch so alt wie meine Mutter mit mir werden. Und immer noch brauchte mein Mann Bedenkzeit. Doch als er sich endlich bereit erklärte, es darauf ankommen zu lassen – zu diesem Zeitpunkt unterschrieben wir gerade den Mietvertrag für eine 4-Zimmer-Wohnung – wurde ich auf Anhieb schwanger. Ich wollte es aber erst gar nicht selbst glauben. Zwar hatte ich genau den Zeitpunkt des Eisprunges gefühlt und war mir von daher sicher – aber ich dachte, als die Blutung ausblieb, ich bin bestimmt nicht schwanger, das kann ja gar nicht sein, dass das sofort funktioniert, vor allem, weil ich es mir ja soo sehr gewünscht habe. Daher habe ich mich erst gar nicht getraut, einen Schwangerschaftstest zu machen – ich hatte Angst vor einer Enttäuschung. Ich hatte auch noch keine sonstigen Beschwerden – keine Übelkeit. In Hoffen und Bangen habe ich dann 4 Wochen nach Ausbleiben der Periode einen Test gewagt. Er fiel zwar positiv aus, aber so schwach, dass für mich noch ein großer Restzweifel blieb. Ich wollte es immer noch nicht glauben. Also meldete ich mich bei meinem Frauenarzt zur Untersuchung an. Er sah schon beim Abtasten des Bauches meinen Verdacht bestätigt und der Ultraschall beseitigte die letzten Zweifel: Ich war wirklich schwanger – und sogar schon in der 8. SSW!!!

Ich bin vom Arzt weg und war glücklich. Ich schwebte wie auf Wolken, die Welt war einfach nur schön – und ich war mir sicher, dass mir jeder, dem ich begegnete, meinen Zustand doch ansehen musste! Als Erstes rief ich meinen damals besten Freund an, um ihm die frohe Nachricht mitzuteilen – er freute sich sehr mit mir. Abends teilte ich auch gleich dem Orchesterleiter die frohe Botschaft mit – mit dem Hinweis, nur noch bis zu den anstehenden Konzerten mitspielen zu können.

Mein Mann war also erst der dritte, der davon erfuhr. Ich hatte mir weiß Gott die Situation oft vorgestellt – wie ich meinem Mann davon berichten werde, dass wir ein Kind bekommen werden. Und natürlich lief alles ganz anders als geplant. Ich war so aufgeregt und viel zu hippelig, um es spannend zu machen. Ich sehe mich noch heute mit ihm auf der Couch sitzen und ihn in mein Geheimnis einweihen: Ich fragte ihn, ob er mich denn noch lieb hätte, wenn ich zu zweit sei. In seine Augen kamen erst zwei Fragezeichen, dann erwachte die Erkenntnis – und er reagierte im ersten Moment eher geschockt. In diesem Moment kam mir der Gedanke – er wollte doch (noch?) kein Kind, er hatte gehofft, dass die Schwangerschaft noch auf sich warten lassen würde – und ich war kurz sehr traurig. Aber er beeilte sich dann, mir zu sagen, dass er sich auch freue… aber sich erst mal an den Gedanken gewöhnen müsse.

Wenn ich ehrlich bin, kamen spätestens da erste Zweifel in mir auf, ob mein Mann der richtige Partner für mich ist und wie sich eine Partnerschaft gestalten wird, wenn wir Eltern sind und ich wirklich auf ihn angewiesen bin. Eine erste Angst stieg in mir hoch. In den folgenden Monaten, in denen es mir körperlich sehr gut ging – besser als in den Jahren vorher – trauerte ich jeder meiner Freizeitbeschäftigungen nach, die ich beenden musste: die 3 Orchester, in denen ich spielte, die Unterrichterei zum Mutterschutz dann; ich fühlte mich schon ohne Kind eingesperrt…

Der Entbindungstermin kam langsam immer näher – die Ungeduld einer Schwangeren ist ja doch recht groß. Leider lag das Baby nach wie vor in Beckenendlage und machte keinerlei Anstalten, sich zu drehen. Ich hatte bereits im Erstgespräch mit meinem Frauenarzt erfahren, dass bei mir ein Kaiserschnitt notwendig werden könne, da ich ein „verlängertes Becken“ mit 6 statt der sonst üblichen 5 Lendenwirbeln habe. Der Arzt meinte, dass dadurch die Geburt in der Austreibungsphase länger dauern und dann ein Kaiserschnitt notwendig werden könnte. So lief ich also schon die gesamte Zeit der Schwangerschaft mit der Befürchtung herum, einen Kaiserschnitt machen lassen zu müssen – dabei wollte ich doch unbedingt eine natürliche Geburt erleben! Und nun drehte sich das Kind nicht mal herum und nahm mir die letzte Hoffnung auf eine normale Geburt. Denn der Arzt weigerte sich einerseits, eine äußere Drehung vorzunehmen, da das bei einer Erstgebärenden zu schlimmen Komplikationen, z.B. einer Plazentaablösung führen könne, bestimmte aber im gleichen Zug, dass bei mir dann auf jeden Fall ein Kaiserschnitt notwendig sei – Erstgebärende. Die Hebammen aus dem Geburtsvorbereitungskurs nach Alternativen zu fragen habe ich mich nicht mehr getraut….

So hoffte ich trotzdem noch auf das Wunder einer späten Drehung. Der errechnete Entbindungstermin sollte der 25.2.97 sein, daher schlug mein Frauenarzt vor, den Kaiserschnitt am 21.2., einem Freitag, vorzunehmen, da er an Freitagen in der Klinik sei. Da ich mir sicher war, Babys Kopf unterhalb meiner Rippen zu spüren, war ich jeden Morgen umso enttäuschter, je näher der Termin kam. Am 13.2. hatte ich dann einen regulären Voruntersuchungstermin. Beim Abtasten meinte dann mein Arzt, dass das Kind sich gedreht habe!… Ich war völlig verblüfft und im ersten Moment fast erschrocken – war ich doch inzwischen fast schon auf einen Kaiserschnitt am 21.2. eingestellt. Daher meinte ich zu meinem Arzt, das könne nicht sein, der Kopf meines Babys sei ganz sicher noch oben. Mein Arzt glaubte mir nicht, und meinte nur, ich wolle mich doch nicht etwa vor einer normalen Entbindung drücken – dabei war doch genau das mein größter Wunsch!!! Beim anschließenden Ultraschall aber musste mein Arzt zugeben, dass ich recht und er sich getäuscht hatte. Er tat es dann ab mit den Worten, dass mein Kind dann aber einen ungewöhnlich harten „Podex“ habe. Und meinte gleich darauf: „Ja, dann müssen wir das Kind holen. Wann? Morgen!“

Ich lag da und dachte, die Welt bricht gleich zusammen. Das letzte Fünkchen Hoffnung erstarb angesichts des Ultraschallbildes und der Ankündigung, den Kaiserschnitt bereits am nächsten Tag zu machen. Ich stotterte noch etwas herum, sagte noch, wir hatten doch immer den 21.2. anvisiert, aber da kam als Antwort, die „Gefahr“ bestünde, dass bis dahin bereits Wehen eingesetzt haben könnten und dann alles schnell gehen müsse, außerdem er ab Samstag im Urlaub sei und sein mir noch unbekannter Kollege dann den Eingriff vornehmen müsse – aber ich könne ja gerne abwarten…..

Irgendwie fühlte ich mich da schon betrogen – um den einzigen Vorteil eines „geplanten“ Kaiserschnittes, dass man den Zeitpunkt nämlich planen kann, da ich mehrere Termine noch in der Folgewoche nicht mehr wahrnehmen konnte (vor allem einen Friseurtermin, was mich ganz besonders ärgerte). Der Arzt meinte dazu auch noch, ich solle es positiv sehen, denn da bleibe doch noch ein Rest natürlichen Geburtserlebnisses: Es komme unerwartet….

Mein Mann, der bei dieser Untersuchung dabei war, war auch ziemlich sprachlos. Wir sagten dann den Kaiserschnitt für den nächsten Morgen zu. Ich sollte dann um 7.30.Uhr im Krankenhaus erscheinen.

Den Rest des Tages habe ich dann mit allen möglichen Vorbereitungen verbracht – Einkaufen, Telefonieren, Packen. Am Abend sind mein Mann und ich noch mal schön Essen gegangen – Fasten brauchte ich interessanterweise nicht. Zuhause haben wir noch ein Foto von meinem Bauch gemacht – nun war ja klar, dass er nicht mehr wachsen würde. In der Nacht habe ich fast nicht geschlafen vor Aufregung.

Der Kaiserschnitt

Im Krankenhaus am nächsten Morgen durften wir erst mal warten – auf ein freies Bett. Dann auf den Arzt, der mich allerdings lieb in den Arm nahm und scherzte, ich hätte doch schon heute Nacht kommen können, er sei sowieso vor Ort gewesen. Ich meinte nur, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gekommen, ich hätte eh nicht mehr schlafen können. Er lachte und meinte, dass er das schon befürchtet habe und versuchte, mich aufzumuntern. Die OP-Vorbereitungen wurden dann endlich getroffen. Ich sollte noch meine Ringe ausziehen – aber meine Finger waren so geschwollen, dass es nicht zu klappen schien. Eine Schwester wurde ganz ungeduldig und meinte, ob sie mir den Finger amputieren solle. Ich habe dann mit Hilfe von viel Seife und kaltem Wasser (und einer Schürfwunde) wenigstens einen der beiden Ringe abbekommen – der Anästhesist hat dann doch den Arm mit der beringten Hand für die Infusion ausgewählt. Die Schwester, die beim Legen der PDA bei mir war, war sehr lieb – immerhin. Mein Mann kam dann auch in den OP mit – der Arzt hatte ihn mit einer Chirugenmütze mit Hasenohren, die sie wohl auf Kinderstationen verwenden, versehen – es war ein eher lächerlicher Anblick. Die Narkose wirkte gut und schnell, ich wurde zwar zu Beginn etwas panisch bei der Vorstellung, dass der Arzt gleich meinen Bauch aufschneiden wird – ich dachte, es tut bestimmt weh, aber der Anästhesist beruhigte mich schnell wieder. Nach ganz kurzer Zeit, in der mir der Anästhesist z.T. erklärte, was gerade geschah, ruckelte es ganz dolle an (oder in?) meinem Bauch – sie zerrten mein Kind heraus…. ein furchtbares Gefühl. Ich war mir auch sicher, dass es bis vor der OP geschlafen hatte und stellte mir dieses schreckliche Erwachen vor, das solch ein Erlebnis für ein Baby darstellen muss. Dann hörte ich kurz gurgelnde Geräusche und ein Schrei – mein Baby war da!

Es schien mir noch eine Ewigkeit zu dauern, bis die Schwester endlich meinte, ob ich denn wissen wolle, welches Geschlecht mein Kind habe. Ich konnte gar nicht antworten und sie meinte nach einer Weile – ein Mädchen. Da fragte ich gleich nach, ob es gesund sei, das wurde mir bestätigt. Im tiefsten Inneren hatte ich mir auch ein Mädchen gewünscht und freute mich nun umso mehr. Mein Kind wurde mir gebracht und ich durfte es noch kurz halten – völlig fassungslos angesichts dieses Wunders, dann ging die Kinderschwester mit meinem Mann zusammen ins Kinderzimmer, da es ihr im OP zu kalt für das Baby schien. Ich wurde dann fertig versorgt und kam aufs Zimmer.

Kaum war ich dort, kam mein Mann auch schon mit dem fertig gewaschenen und angezogenen Kind. War das wirklich mein Kind? Mein Bauch war noch taub, aber ich glaubte, mein Baby darin noch zu spüren. Nein, es war doch nicht mehr dort. Aber war es wirklich das Kind in dem Bettchen neben mir? Ein Kaiserschnitt mag eine medizinische Bereicherung sein – ich hatte erst mal gar keinen Bezug zu diesem Bündel neben mir. Auf meine Nachfrage wegen des Stillens wurde mir gesagt, dass ich das in den ersten 24 Stunden noch nicht machen solle, das Kind brauche noch nichts, und wenn doch stünde für sie ein Glukosefläschchen bereit. Ich war zwar unsicher wegen dieser Aussage – ich hatte doch in meinem Stillbuch etwas anderes gelesen! Aber das Buch war zuhause und ich fühlte mich zu schwach um zu protestieren.

Als ich am nächsten Tag endlich mein Baby anlegen durfte, war ich immer noch sehr schwach und mein Bauch tat gemein weh. Ich war völlig unsicher im Halten des Kindes und erstaunt über das kräftige Saugen! Erst nach einigen Tagen zeigte mir eine versiertere Kinderschwester, wie ich das Baby seitlich liegend bequem anlegen konnte – welch eine Erleichterung! Sie schlief sehr viel – vor allem nachts, da meldete sie sich von Anfang an maximal 2 mal. Ich hatte daher viel Zeit zum Ausruhen und beobachtete mein Kind viel. Dabei entdeckte ich Bewegungen, die ich mit Bewegungen in meinem Bauch in Zusammenhang bringen konnte – es war tatsächlich das Wesen, das in meinem Bauch gewesen war! Inzwischen staunte ich aber, wie dieses eigentlich doch relativ große Baby in meinem Bauch Platz gehabt haben soll. So wuchsen mein Kind und ich langsam aber stetig zusammen. Das Stillen klappte meiner Meinung nach gut. Dann kam die Nacht, in der ich wieder ins Wanken kam: Die Nachtschwester brachte mir mein weinendes Kind zum Stillen. Als ich fertig mit Stillen war, holte sie es wieder ins Kinderzimmer, wo die Babys in der Nacht standen. Nach einer Weile tauchte sie wieder auf und erklärte mir, mein Kind habe nur 60 g getrunken und hätte noch Hunger gehabt (ich hatte sie ihr schlafend mitgegeben!) und sie habe ihr ein Fläschchen mit nochmal so viel nachgefüttert. Sie habe die Milch zwar mit Tee verdünnt, aber ich hätte ja wohl zuwenig Milch. Jetzt sei mein Kind wenigstens satt.

Ich war so platt, dass ich gar nichts sagen konnte. Hatte mir doch gerade in der Nacht davor eine Schwester erklärt, meine Tochter habe 40 g getrunken, das sei ganz prima! Und jetzt kam dieser Drache und meinte, 60 g sind zuwenig und hatte die Frechheit, ungefragt nachzufüttern! Erst am nächsten Vormittag hatte ich bei der Stationsschwester, eine ganz liebe Kinderschwester, den Mut, mich über diese Aktion zu beschweren. Sie hörte sich auch ganz bestürzt den Vorfall an und versprach mir, mit dieser Schwester zu reden.

Trotzdem war eines passiert: Mein Vertrauen in meine Stillfähigkeit war angeknackst. In den noch folgenden Nächten habe ich dann immer nur gehofft, dieser Schwester nicht mehr begegnen zu müssen. Nach 10 Tagen bin ich dann endlich nach Hause.

Ein zweiter Kaiserschnitt?

Die Schwangerschaft mit meinem Sohn begann eigentlich wie die mit meiner Tochter – sofort nach dem ersten Versuch. Diesmal aber allerdings mit meinem jetzigen Mann…

Wir hatten gerade auf dem Standesamt unsere geplante Eheschließung angemeldet – ein blöder Ausdruck, aber so sind die Ämter nun mal. Und dachten, nun kann auch ein Kind kommen – und prompt kam es auch. Diesmal habe ich die Schwangerschaft aber viel früher bemerkt – genau einen Tag nach Wegbleiben der Regel. Ich hatte so ein Bitzeln in den Brustwarzen, als wenn Kohlensäure darin wäre. Trotzdem wollte ich wieder nicht gleich daran glauben. Aber auch hier war der Schwangerschaftstest leicht positiv. Danach aber war ich mir sofort sicher, schwanger zu sein. Jetzt grübelte ich erst mal darüber nach, zu welchem Arzt ich gehen wollte. Meinem früheren hatte ich den Kaiserschnitt immer noch nicht verziehen, zumal das Ganze noch ein Nachspiel gehabt hatte: Ich ging im Frühjahr 2000 immer noch zu Kontrollen zu ihm hin. Dabei erwähnte ich bereits meinen erwachenden Kinderwunsch. Mein Arzt meinte darauf hin zu mir, dass dem nichts im Wege stünde. Allerdings sollte ich mir doch gleich klar machen, dass es nach meinem letzten Kaiserschnitt bei meiner Tochter bei einer neuen Schwangerschaft wieder zu einem Kaiserschnitt kommen würde. Auf mein entsetztes Nachfragen warum dem so sei erklärte er mir, dass beim Kaiserschnitt meine Gebärmutter leicht eingerissen sei und dies sei eine potentielle Schwachstelle bei natürlichen Wehen. Ich müsse damit rechnen, dass es zum Gebärmutterbruch kommen könne, wenn auch nicht unbedingt müsse. Aber ich wolle ja sicherlich kein Risiko eingehen.

Ich verließ die Praxis als hätte mir jemand mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen. Im Fahrstuhl dann liefen die Tränen los – ich heulte wie ein kleines Kind. Alle meine Hoffnungen, meine Träume auf eine natürliche Geburt bei einer nächsten Schwangerschaft sollten nun zu Ende sein, nur weil so ein supermotivierter Schnippler meinen Kaiserschnitt versaubeutelt hatte? Ich war am Boden zerstört. Als ich nun wirklich schwanger war, wollte ich mir diesen Arzt nun wirklich nicht mehr antun. Daher ging ich auf den Tipp einer Bekannten zu einem Arzt in meiner Nähe. Dieser bestätigte dann die Schwangerschaft, behandelte mich aber ansonsten nur wie eine Nummer, quasi Schwangerschaft Nr. 1493 im laufenden Jahr, und machte mich noch blöd an, dass ich in der ersten Schwangerschaft zuviel zugenommen habe und mir das bei ihm aber nicht erlauben dürfe. Dieser Arzt hat mich verständlicherweise auch nur einmal gesehen.

In meiner Hilflosigkeit rief ich die Hebamme an, die die Nachsorge bei meiner Tochter gemacht hatte. Wir waren in der Zwischenzeit sowieso lose im Kontakt geblieben und sie kannte auch meine neuen Familienverhältnisse. Sie war sehr bestürzt über die Art meines früheren Arztes und  riet mir zu einem Arzt, der auch im gleichen Krankenhaus Belegbetten hat, in dem meine Tochter geboren wurde. Da ich bis auf das Erlebnis mit der Nachtschwester dort keine schlechte Erfahrungen gemacht hatte – es ist ein kleines, von Nonnen geleitetes Krankenhaus – willigte ich ein. Um mir die Sache noch leichter zu machen, meldete mich die Hebamme auch gleich zu einem Untersuchungstermin bei diesem Arzt an. Sie warnte mich allerdings noch vor den langen Wartezeiten, die mir dort blühen könnten.

Ich ging also mit sehr gemischten Gefühlen hin – aber ich wurde mehr als positiv überrascht. Dieser Arzt war so herzlich und von einer so ruhigen, liebenswerten Ausstrahlung, dass ich mich sofort gut aufgehoben fühlte. Er wollte wissen, wie ich an ihn gekommen sei und so erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Und nach einem ausführlichen Gespräch und einer ersten Untersuchung durch ihn versicherte er mir, dass ich keinen Bruch der Gebärmutter zu befürchten habe und auch eine Beckenendlage kein unbedingtes Hindernis für eine normale Geburt darstellen würden. Ich solle mich einfach entspannen und das kommende Jahr gut verbringen – denn es würde ja doch noch ein paar Monate dauern, bis der Geburtstermin komme.

Ich ging sehr glücklich aus dieser Praxis heraus – war ich nun doch wieder optimistisch

Doch wieder alles offen

Die nächsten Wochen gingen wieder mit leichter Übelkeit einher – vor allem Brot konnte ich nicht sehen oder riechen, das war auch schon in der ersten Schwangerschaft so gewesen. Diesmal zog sich die Morgenübelkeit allerdings mehr über den ganzen Tag. Aber es war noch erträglich, hatte ich doch keinen Brechreiz. Nur die Müdigkeit war diesmal schwerer zu ertragen, denn ich hatte ja schon ein Kind, dass Ansprüche an mich stellte. Alles lief aber soweit gut und ich wollte schon aufatmen – als ich eines Morgens in der 11. Woche dann plötzlich leichte Blutungen bekam. Der Schock fuhr mir in alle Glieder. Eigentlich war ich gerade auf dem Weg zum Sport und voller Elan – nach dieser Entdeckung fühlte ich mich mit einem Mal richtig schwach. Ich griff zum Telefon, um meinen Arzt anzurufen – aber immer nur Besetztzeichen. In meiner Verzweiflung rief ich wieder einmal bei meiner Hebamme an. Leider war sie selbst nicht da, sondern nur ihre Kollegin, mit der sie sich die Wohnung teilt und mit der ich nie so richtig warm geworden war. Aber sie schaffte es erst mal, mich etwas zu beruhigen. Dann erreichte ich endlich den Arzt und bekam einen Termin. Ich bestellte meine Eltern, damit sie meine Tochter vom Kindergarten abholen sollten – auch eine Sache, um die ich mich nun kümmern musste – und fuhr los. Leider war es mal wieder recht voll beim Arzt und trotz der bestehenden Dringlichkeit musste ich sehr lange im Wartezimmer warten. Ich versuchte ständig in mich hineinzuhören – zu meinem Baby: Lebte es noch?? Ich war voller Angst und die Zeit wollte nicht weitergehen. Endlich kam ich dran. Und die große Erleichterung: Auf dem Ultraschall war der Herzschlag ganz deutlich zu sehen. Die Blutung war nur eine leichte Gewebsverletztung am Rand und nicht gefährlich für den Embryo. Dennoch verordnete mir mein Arzt 1 Woche Liegen. Mit Hilfe meiner Eltern, die ständig als Babysitter kamen, klappte das auch ganz gut. Als ich nach dieser einen Woche wieder aufstehen wollte – langsam, so wie es mir der Arzt gesagt hatte, kam es zu einer weiteren Blutung. Aber auch hier stellte sich nach dem ersten Schreck heraus, dass es vermutlich nur noch mal ein Rest war, der sich erst durch die vermehrte Bewegung gelöst hatte. Allerdings sollte ich nun noch mal eine Woche liegen. Es waren lange 2 Wochen. Danach war ich noch 3 Wochen krank geschrieben – und fühlte mich auch schrecklich schwach. Bei einem Besuch beim Arzt kippte ich fast in der Fussgängerzone um, weil mein Kreislauf gar nicht mehr wollte, aber ein Glas Wasser einer aufmerksamen Verkäuferin konnte mich glücklicherweise wieder aufpäppeln.

Nach dieser Episode verlief die Schwangerschaft aber komplikationslos weiter. Das Baby wuchs sehr gut – es war meist größer als erwartet und mein Arzt war sich schon sicher, dass es schon Ende Juli kommen müsse – ET war der 9.8..

Im Mai habe ich meinen lieben Mann geheiratet – da war das Bäuchlein doch schon recht groß. Wer hätte das an unserer Anmeldung zur Eheschließung gedacht? Dann kam der Sommer 2001. Es war ein unheimlich heißer, schwüler Sommer. Ich hing in den letzten Wochen sehr in den Seilen, mein Bauch war unheimlich groß und ich fühlte mich schon früh sehr schwerfällig. Dabei nahm ich diesmal gar nicht so zu wie in der ersten Schwangerschaft. Vielleicht war es aber auch wirklich die Belastung der Schwangerschaft mit einem Kind. Wenn mir danach war, konnte ich mich ja in der ersten Schwangerschaft hinlegen und schlafen – das war nicht mehr möglich. Und die Spätschwangerschaft war damals im Winter – wie angenehm! Ich hatte nie kalte Hände und Füße wie sonst. Aber jetzt im Sommer… sehr oft lag ich im Sessel, die Beine hochgelegt unter dem Deckenventilator, unfähig, irgendetwas zu tun. Und das Baby in meinem Bauch war ja soooo agil – so etwas hatte ich in der ersten Schwangerschaft auch nicht erlebt. Schön war aber: Es lag mit seinem Kopf schon früh nach unten und blieb auch so liegen.

Der Juli kam und ging, dann der errechnete Entbindungstermin – aber mein Baby schien sich bei mir sehr wohl zu fühlen. Es wollte noch nicht kommen – und ich wartete doch schon voller Ungeduld, zumal ich mich in den letzten Wochen wirklich kaum noch rühren konnte. Die Terminabstände beim Arzt, die durch die Anfangskomplikation bedingt nie länger als 3 Wochen auseinander gelegen hatten, wurden immer kürzer: erst im 2 -, dann im 1 – Wochenabstand und ab dem errechneten Termin zweitägig. Zum Glück konnte ich öfters zu den bei ihm beschäftigten Hebammen zur Kontrolle und musste nicht immer auf ihn warten – die Wartezeiten waren wirklich lang bei ihm. Mein einziger Trost in den langsam vergehenden Tagen bis zur Geburt war meine beste Freundin: Sie war nämlich mit ihrem 3. Kind schwanger und hatte ihren errechneten Entbindungstermin gerade 1 Tag vor mir – und war auch noch schwanger. Letztlich haben wir beide den Tag Abstand ordentlich eingehalten. Trotzdem wartete ich auf die ersten Geburtswehen. Lange schon vorher hatte ich abends oft schon Übungswehen gehabt, auch recht regelmäßige, aber im Bett gingen sie immer wieder weg. Ich wachte oft nachts sehr enttäuscht auf, dass es wohl immer noch nicht soweit war. Auch kein Gewitter wollte die Geburt auslösen. Wenn ich meine Tochter in den Kindergarten brachte, fingen die ersten Mütter dort schon an zu frotzeln, ich solle doch mal zu ihnen nach Hause zum Fensterputzen kommen, das würde sicher helfen.

Durch die vielen Untersuchungen war ich mir aber wenigstens sicher, dass es meinem Baby gut ging. Dennoch meinte eines Tages mein Arzt, dass das Kind viel zu klein sei… dabei war es doch immer zu groß gewesen! Er bestellte mich ins Krankenhaus zu einem Dopplerultraschall. Ich machte mich nicht weiter verrückt, war ich mir doch inzwischen wirklich sicher, dass alles ordnungsgemäß verlief. Und siehe da, der Doppler bestätigte mein Gefühl. Trotzdem wollte es mein Arzt genau wissen und ließ mich einen Wehenbelastungstest machen – mit dem Hinweis, dass dieser auch zur Geburt führen könne. Der Test lief problemlos, mein Baby ließ sich nicht beeindrucken, und erst recht nicht herauslocken. Fast wollte mein Arzt die Geburt schon einleiten – es war inzwischen 9 Tage über Termin und er gab mir noch eine Gnadenfrist von 3 Tagen – da schien es endlich loszugehen. Die Hebamme, die mich an diesem Morgen, ein Sonntag, im Krankenhaus untersuchte, stellte fest, dass der Muttermund fingerdurchlässig war. Und auch ich hatte zum ersten Mal Wehen, die sich anders als die bisherigen Übungswehen anfühlten. Die Hebamme versicherte mir, dass es bald losginge, vielleicht noch an diesem Tage, spätestens aber wohl in der Nacht.

Die zweite Geburt

Dem war dann auch so. Gegen 1.30 Uhr wurde ich von den stärker werdenden Wehen geweckt. Schlafen konnte ich nicht mehr, daher ging ich ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf den Pezziball und veratmete die Wehen, die allerdings erst alle 7-8 Minuten kamen. Gegen 3.30 Uhr weckte ich meinen Mann. Meine Tochter war an diesem Morgen glücklicherweise noch bei ihrem Papa, so dass ich mich nicht sofort um sie kümmern musste. Ich rief dann die diensthabende Hebamme im Krankenhaus an – und freute mich sehr, denn es war die, die mir den Arzt vermittelt hatte. Sie riet mir, solange wie möglich zuhause zu bleiben, aber wenn mir danach wäre, dürfe ich auch kommen. Gegen 6 Uhr fuhren wir dann auch ein erstes Mal hin. Aber trotz schon deutlicher Wehen und einem Abstand von 4-5 Minuten war noch nichts Entscheidendes passiert. Sie meinte, wir sollten doch so gegen 10 Uhr wieder kommen. Bis dahin gingen wir erst noch mal nach Hause. Dort rief mich just meine Exschwägerin an, mit der ich fast keinen Kontakt mehr hatte und wollte wissen, wie es mir geht. Ich hatte in den Wehen schon Probleme, mit ihr zu sprechen, und wir beendeten das Gespräch auch bald wieder. Dann benachrichtigten wir meine Eltern, damit sie meine Tochter vom Kindergarten abholen würden. Mein Exmann bringt sie nach seinen Wochenenden noch hin, so dass man sie erst zum Mittag holen musste.

Um 10 Uhr gingen wir also wieder ins Krankenhaus – am Muttermund tat sich nichts. Dabei hatte ich doch jetzt schon seit ein paar Stunden Wehen! Und sie wurden immer kräftiger. Wenn sie jetzt kamen, hatte ich das Gefühl, mich unter keinen Umständen mehr bewegen zu dürfen, weil jede Bewegung die Schmerzen zu verstärken schienen. Meine Hebamme verabreichte mir ein krampflösendes Mittel und einen Wehencocktail aus verschiedenen Globuli gemixt, den ich nach jeder Wehe nehmen sollte. Wir spazierten durch die Flure und den Klinikgarten und kamen in regelmäßigen Abständen zu Untersuchungen wieder. Gegen 12.30 Uhr platzte dann die Fruchtblase, just, als ich mich für eine weitere Untersuchung aufs Kreißsaalbett legen wollte. Der Muttermund war inzwischen auf lächerlichen zwei Zentimetern und ich fürchtete schon wieder um eine normale Geburt.

An diesem Morgen hatte ich eine werdende Mutter auf der Treppe getroffen – als ich jetzt in mein Zimmer kam, sah ich sie wieder: Sie hatte inzwischen per Notkaiserschnitt entbunden. So schnell konnte es also gehen! Auch andere werdende Mütter kamen an diesem Tag und bekamen ihre Babys – nur ich wartete noch. Inzwischen war die Schicht meiner Hebamme zu Ende und ihre Nachfolgerin kam – es war ausgerechnet die, die ich am wenigsten mochte. Da es nur ein kleines Krankenhaus ist, gibt es auch pro Schicht nur eine einzige Hebamme. Anscheinend schien dieser Tag vielen Babys zu gefallen – insgesamt wurden 4 Babys an diesem Tag geboren, eines wie schon erwähnt mit Kaiserschnitt. Die anderen Mütter kamen viel später als ich – und verließen den Kreißsaal mit ihren geborenen Babys. Es war frustrierend. Zumal die Wehen bei mir bis zum Nachmittag eine schier unerträgliche Stärke erreicht hatten: Ich schrie inzwischen genauso laut, wie eine weitere Mutter, die gerade in den Presswehen lag. Und ich dachte nur, die hat´s gut, die hat es bald geschafft. Mein Muttermund war inzwischen auf knapp 4 Zentimetern offen – und ich hatte das Gefühl, nur noch aus Schmerz zu bestehen. Noch aber lehnte ich Medikamente oder gar eine PDA ab. Da beide Kreißsäle besetzt waren, quälte ich mich mit der Unterstützung meines Mannes im Vorraum herum. Dort gab es zwar eine nette Salzkristalllampe, aber nur eine ganz furchtbare, harte Untersuchungsliege. Ich konnte es nicht ertragen, darauf zu sitzen oder gar zu liegen und wusste nicht mehr, was ich tun konnte. Auch war nicht sehr viel Platz zum Bewegen. Die Hebamme war beschäftigt und ich fühlte mich sehr hilflos. Zwischendurch kamen Schwestern und Ärzte herein – auf dem Weg in den Kreißsaal und machten zum Teil irgendwelche Bemerkungen. Unter anderem kam auch mein früherer Arzt und versuchte anscheinend irgendeinen Witz zu machen. Ich kann mich nicht mehr an das erinnern, was er sagte, ich bin aber innerlich sehr wütend geworden.

Die Stunden schleppten sich so dahin – wäre mein Mann nicht gewesen, ich wäre vermutlich durchgedreht. Er versuchte immer wieder, mich aufzubauen und mich so gut er konnte zu stützen. Das Gefühl vom Vormittag, dass ich mich in den Wehen nicht bewegen dürfe, verstärkte sich immer mehr. Selbst ein Toilettengang war eine einzige Qual. Die Wehen kamen in sehr kurzen Abständen, und dennoch wollte der Muttermund kaum weiter aufgehen. Ich verkrampfte wohl immer mehr. Gegen 17.30 Uhr kam die Hebamme wieder zu mir und riet mir nun doch sehr dringend zu einer PDA. Da willigte ich ein, weil ich einfach nicht mehr konnte. Meinem Baby allerdings schien es trotz andauernder Wehen gut zu gehen – es blieb weiterhin völlig unbeeindruckt. Die Hebamme meinte zu mir, sie würde meinen Arzt verständigen, der sei allerdings noch bei einer anderen Geburt, aber sobald er könne, würde er mir die PDA legen.

Bis es soweit war, war es dann doch schon 19.00 Uhr. Ich war völlig fertig. Nun hatte ich ja doch schon seit 18 Stunden Wehen – und immer noch kein Baby. Die Angst, dass es wieder keine normale Geburt werden würde, übermannte mich immer mehr. Als der Arzt die PDA legen wollte, stach er beim ersten Mal auch noch daneben – es war ein schreckliches Pieksen in meinem Rücken, und ich schrie ganz schrill – ich hörte mich selbst wie eine fremde Person. Mein Mann berichtete mir später, dass er in diesem Moment ganz schreckliche Angst bekommen hätte. Danach traf der Arzt aber die richtige Stelle und die Betäubung wirkte zu meiner Erleichterung sehr schnell. Ich konnte mich endlich wieder entspannen und sagte auch meinem Mann, dass er sich ausruhen solle, mir ginge es ja jetzt gut. Mein Mann ging zögernd, aber dann doch wohl sehr erleichtert, und ich schlief sogar für eine halbe – oder war es sogar eine ganze? – Stunde ein.

Als ich wieder erwachte, musste ich dringend auf Toilette. Aber die Hebamme vertröstete mich, ich solle noch ein wenig Geduld haben, sie wolle erst das CTG fertig schreiben. Ich hoffte auf das Verständnis meiner Blase, aber lange konnte ich nicht den Druck ertragen. Angeschlossen an das CTG und die PDA konnte ich leider nicht einfach losgehen. Ich wiederholte daher mein Bedürfnis, auf Toilette gehen zu müssen mehrfach, bis sich die Hebamme endlich erbarmte. Nach dem Toilettengang kontrollierte sie wieder einmal den Muttermund – er war durch die Entspannung in der Betäubung bereits auf 6 Zentimeter aufgegangen, jetzt aber nachdem die Blase kein Polster mehr bilden konnte, war er schlagartig auf 8 Zentimeter offen. Ich höre sie noch heute sagen: „Ach, wenn ich das geahnt hätte, dass uns das so hilft, wenn du auf Toilette gehst, dann hätten wir das doch schon längst gemacht“….. Ich hätte sie in diesem Moment am liebsten erwürgt.

Jetzt begannen auch die ersten Presswehen, und die Hebamme telefonierte nach dem Arzt. Sie wollte aber noch, dass ich nicht mitpressen sollte. Allmählich wurde ich panisch, ich hatte Angst, dem Druck der Wehen nicht mehr standzuhalten. Mein Mann, der nach seiner Pause auch wieder da war, hatte viel Mühe, mich zu beruhigen. Irgendwann kam von der Hebamme die Anweisung, doch „ein wenig mitzupressen“. Was das wohl wieder bedeuten sollte? Ich verkrampfte wieder, wollte ich doch nicht „zuviel“ mitpressen. Dann ging aber alles auf einmal ganz schnell. Der Arzt kam und allein dadurch ging es mir schlagartig wieder besser. Dabei erfuhr mehr nebenher, dass man den Kopf schon gut sehen könne. Auch das gab mir neue Energie. Ich sollte bei der nächsten Wehe nun „richtig“ mitpressen. Aber durch das vorhergehende „etwas pressen“ war ich doch noch zu vorsichtig. Ich sah es am Gesichtsausdruck des Arztes, der wohl schon Bedenken hatte, ob ich überhaupt noch die Kraft für die Geburt hätte. Er meinte noch zu mir, dass der 20. August doch ein schönes Geburtsdatum sei, aber ich hätte dafür nur noch eine halbe Stunde Zeit. Aber der 21. sei ja auch schön…  Er erklärte mir ein wenig, wie ich denn nun pressen solle – ich weiß nicht mehr, was er mir erklärt hat, aber es muss wohl geholfen haben. Jedenfalls war nach der nächsten Wehe der Kopf bereits ein Stück weit draußen. Der Arzt war jedenfalls sehr beeindruckt. Bei der nächsten Wehe sah ich dann allerdings, wie er in Absprache mit der Hebamme nach der Schere griff. Ich erinnerte mich sofort an den Geburtsvorbereitungskurs, in dem uns mehrfach versichert wurde, dass wir davon gar nichts mitbekämen und dachte nur, für wie blöd halten die einen eigentlich? Und natürlich hatte ich auch eine Wahnsinnsangst, dass der Schnitt entgegen der allgemeinen Aussagen weh tun würde – ich schrie deshalb bei der nächsten Wehe meine ganze Angst mit hinaus. Aber es tat nicht mehr weh, weswegen ich mich dann doch wieder entspannte. Eine Wehe später war mein Sohn geboren – mit stolzen 4050 g, 53 cm und einem Kopfumfang von 36,5 cm und außerdem noch genau 8 Minuten vor Mitternacht. Ich fand mich richtig gut.

Diesmal durfte ich noch im Kreißsaal anlegen, und nach ein paar Ansaugproblemen klappte es auch gleich. Auch gab es in der ersten Zeit immer wieder Probleme beim ersten Anlegen – mein Sohn war aber sehr lernfähig und das Stillen funktionierte bald gut. Nach dem Nähen durfte ich zusammen mit meinem Mann unsere kleine Familie noch eine Weile genießen und gegen 2.30 Uhr kam ich dann in mein Zimmer.

 

Interessant ist noch die Begegnung mit der schrecklichen Nachtschwester von der Geburt meiner Tochter: Sie war inzwischen nach mehreren Beschwerden in den Tagdienst verlegt worden – da war sie nicht alleinverantwortlich und konnte wohl nicht mehr so viel Unheil anrichten. Als mein Sohn mal wieder gewogen wurde und ich mich über seine Zunahme freute, meinte sie nur: „Ja, klar, dass dein Kind so gut zunimmt – so gut, wie du ihn fütterst. Du hast doch soo viel Milch“…. Ich grinste bloß in mich hinein und dachte, wenn du wüsstest, was du mir vor 4 ½ Jahren noch erzählt hast!

Ich blieb noch eine Woche im Krankenhaus, obwohl ich auch schon früher hätte gehen können. Aber meine Tochter war am folgenden Wochenende bei ihrem Papa und ich wollte unter keinen Umständen heimkommen, wenn sie nicht dabei sein konnte. Meinem Mann tat das freie Wochenende sicher auch noch mal gut – der Geburtstag unseres Sohnes war auch für ihn sehr anstrengend gewesen, und ich bin immer noch heilfroh, dass er bei mir gewesen ist. Alleine hätte ich diesen doch fast 23-stündigen Marathon nicht so gut überstanden. Doch trotz all der Widrigkeiten, unter denen die Geburt verlaufen ist,  war ich mir bereits am nächsten Morgen darüber klar, dass wenn ich vor die Wahl gestellt würde, diese Geburt noch einmal zu erleben oder doch einen Kaiserschnitt machen zu lassen – ich würde mich in jedem Fall wieder für die erste Möglichkeit entscheiden!

… und meine Gedanken drehten sich im Kreis – werde ich das alles schaffen? Jetzt weiß ich, dass ich mir viel zu viele Sorgen gemacht habe. Ich kann nur allen raten, lasst es auf euch zukommen, in neun Monaten ändert sich noch so viel. Zu Beginn meiner 2. Schwangerschaft hat Sacha noch fast nichts gegessen, war also praktisch voll gestillt und das mit 20 Monaten. Als ich dann so im dritten Schwangerschaftsmonat war, hat er plötzlich angefangen Riesenmengen zu verdrücken. Er ist aber weiterhin nachts sehr häufig zum Stillen gekommen, je nach Gemütszustand auch tagsüber. Ich war so im 6. Monat, als er plötzlich durchschlief. Einschlafstillen war aber noch immer Pflicht. Gegen Ende Schwangerschaft war das Einschlafstillen für mich manchmal sehr schmerzhaft, da hat mein Mann ihn öfters mit Streicheln und Bücheranschauen ins Bett gebracht. Da war er zwar manchmal schon etwas traurig, hat sich aber immer schnell wieder beruhigt.

Vor meinem Spitalaufenthalt hatte er noch nie ohne mich geschlafen. Ich bin dann am Sonntag eingetreten und weil die Operation Montag morgens sehr früh war, haben wir Sacha zu meinen Eltern gebracht. Er kennt sie zwar sehr gut, weil wir fast täglich dort sind, aber er hat dort noch nie übernachtet. Es war absolut kein Problem. Meine Eltern haben ihn zu sich ins Bett genommen und ihm etwas vorgelesen. Er ist innerhalb von 5 Minuten eingeschlafen, hat auch Nachts nicht geweint, als er aufgewacht ist.

Die restlichen Nächte bei meinem Mann waren auch kein Problem. Nach vier Tagen hat Sacha mich zwar dann schon sehr vermisst. Jetzt zu Hause ist er sehr eifersüchtig. Er liebt seinen kleinen Bruder, gibt Küsse etc. Aber wenn Eric gestillt wird, will er auch und zwar sofort. Da gibt es dann schon mal Tränen, was mir auch immer sehr leid tut. Trotzdem bin ich froh, dass ich ihn nicht abgestillt habe. Ich denke, dann wäre es noch schlimmer.

Justine, Juli 2003

Isa lag vor der Entbindung schon lange Zeit im Krankenhaus.
Während diesen Tagen hat sie ein Tagebuch geschrieben, das wir für Rabeneltern.org online stellen dürfen.
Herzlichen Dank, Isa!

 

Hallo zusammen!!

Nach längerem hin und her habe ich den Entschluss gefasst, das umzusetzen, was mir schon länger im Kopf umherschwirrt – nämlich so einiges meiner Biographie in Worte zu fassen und aufzuschreiben.

Nein, ich bin kein Promi und auch nicht uralt, so dass ich aus einem langjährigen Erfahrungsschatz plaudern könnte, aber trotzdem gab es in meinen bis jetzt 32. Lebensjahren so einige Begebenheiten, die es wohl zu erzählen lohnt.

Da es hier aber nun mal um einen speziellen Aspekt/Blickwinkel geht, werde ich versuchen, mich darauf zu beschränken.

Zur Zeit liege ich auf einer Entbindungsstation in einem Krankenhauses irgendwo in Deutschland. Ich bin in der 28. SSW und liege bereits seit gut 3 Wochen flach – was alles andere als erbaulich ist. Aber vielleicht sollte ich erst mal einen Teil meiner Vorgeschichte schildern …

Die Kurzfassung: Ich wurde als Kind zweier recht junger Eltern im Jahre 1971 etwa 10 Tage nach dem ET geboren. Im Alter von knapp 3 Jahren bekam ich einen 10 Monate älteren Adoptivbruder, da meine Mutter aufgrund des Rhesusfaktors kein 2. Kind bekommen konnte. Im Alter von ca. 5 Jahren wurden bei mir Gehirndurchblutungsstörungen (Vorform von Epilepsie) diagnostiziert, so dass ich täglich starke Tabletten nehmen musste und regelmäßig ärztlich untersucht wurde. Die Pubertät setzte – evtl. wegen der Medikamente – erst recht spät ein. Ich bekam meine erste Periode erst mit gut 16 Jahren. Die Zyklen waren so unregelmäßig (16 – 52 Tage), dass man sie schon gar nicht mehr als solche bezeichnen mag. Nach ca. einem Dreivierteljahr  bekam ich ohne weitere größere Untersuchungen die Pille verschrieben und meine bis dahin unregelmäßige und sehr schmerzhafte Periode wurde auf 28 Tage und schmerzfrei „getrimmt“. In den nächsten 10-11 Jahren schluckte ich brav die kleinen Dinger die mal Minulet und mal Cileste hießen. Ich lernte nach zwei langjährigen Beziehungen meinen Mann kennen und als wir uns für ein Baby entschieden, wollte ich nach Rücksprache mit meiner Gynäkologin die Pille absetzen. Die sagte mir jedoch, dass dies ungünstig sei, da ein Krebsabstrich Pap II ergeben hätte. „Ist das denn schlimm“, fragte ich? „Nein, aber schwanger werden sollte ich damit nicht“, meinte sie. Wir warteten im Abstand von je einem halben Jahr die nächsten vier Abstriche ab, die immer auch Pap II ergaben. Die jeweils dürftigen Aussagen meiner Gynäkologin bewogen mich dann endlich dazu, mich auf die Suche nach einer anderen Ärztin zu machen. Dort sah man das alles dann ein bisschen anders: Kontrolle sei gut, aber es spräche nichts gegen eine Schwangerschaft.

Eine erste, unerwartete Schwangerschaft

Na prima, dachten wir, dann kanns ja endlich losgehen. Aber Pustekuchen! Mein Zyklus stellte sich zwar nach Absetzen der Pille auf schön regelmäßig auf 31-33 Tage ein, aber schwanger wurde ich erst mal nicht. Nach einigen Monaten versuchte ich es dann mit der Temperatur-Methode. Jeden Morgen um dieselbe Zeit messen. Aber eine Kurve wurde das nicht. Es sah aus, als hätte ein springender Flummi Spuren hinterlassen. Ich präsentierte die Daten meiner Ärztin. Es folgten zwei Zyklen mit Hormonspiegelbestimmung. Ergebnis: Kein Eisprung möglich. Super! Elf Jahre Pille umsonst eingenommen!

Aber nicht genug: Der letzte Krebsvorsorgeabstrich war Pap IV – laut Ärztin ist das Krebsvorstufe. Jetzt bekam ich wirklich Angst!!! Ich sollte mir nach der nächsten Periode einen Termin im Krankenhaus holen, um eine Konisation (operative Entfernung des veränderten Gewebes im Gebärmutterhals in Kegelschnittform) durchführen zu lassen.

Also wartete ich auf meine Regel, die weder am 31., 32., 33., 43…Tag kam. Am 45.(!) Zyklustag rief ich dann doch reichlich verunsichert meine Ärztin an, ob ich denn nicht vielleicht doch schwanger sein könnte??? Bei den Hormonwerten sei dies wohl nicht möglich und ich solle dann einfach einen Termin bei ihr ausmachen.

Ich erschien wie abgemacht zur OP im Krankenhaus. Kurz vor der OP sollte ich nochmals auf den gynäkologischen Stuhl, um noch einmal untersucht zu werden. Die Ärztin machte einen vaginalen Ultraschall, schaute auf den Monitor und meinte dann plötzlich „ach schaun Sie doch mal!“ Sie drehte den Bildschirm um, zeigte auf einen blinkenden Punkt und sagte „das ist das Herz Ihres Babys!“ Dieser Satz löste ein absolut heftiges Gedankenchaos in meinem Kopf aus: Was, ich bin schwanger? Super! Klasse! Schade, dass mein Mann nicht da ist, um das zu sehen! Wie ist das jetzt mit der Konisation? Ist das auch wirklich wahr? Bin ich nach all den Jahren doch endlich schwanger? Heul!!!

Fehlgeburt

Ich unterhielt mich dann recht lange mit den Ärztin (die selbst hochschwanger war) und wurde ob der ungewöhnlichen Situation in den folgenden Stunden zwischen ewig langen Wartezeiten von einem Arzt zum nächsten geschickt. Nach langem hin- und her sagte man mir, die beste Vorgehensweise sei in meinem Fall die 12. SSW abzuwarten, weil dann die Verbindung zwischen Mutter und Kind fester sei und dann erst zu operieren.

In den Wochen darauf erschien ich erneut bei meiner Frauenärztin. Mit dem Baby war alles ok und ich bekam einen Mutterpass. Vier Wochen später folgte der nächste Termin. Diesmal war auch mein Mann dabei. Voller Aufregung warteten wir auf die US-Untersuchung. Ohne Vorwarnung kam dann der bittere Schlag: „Es tut mir leid. Das Kind ist nicht gewachsen und es ist auch keine Herzaktion zu sehen. Ich muss Sie für einen Ausschabung ins Krankenhaus überweisen…!“

Mein Mann und ich sahen uns einfach nur fassungslos an und fingen an zu weinen …

Die Ausschabung kombiniert mit der Konisation sollte zwei Tage später stattfinden. Bei der Besprechung der Risiken der OP bekam ich den nächsten Weinkrampf. In seltenen Fällen könne es zu Komplikationen kommen, die eine Totaloperation – sprich Entfernung der Gebärmutter – erfordern.

Ich unterschrieb die Einverständniserklärung und begab mich wieder auf mein Krankenzimmer. Direkt vor der OP – ich lag bereits auf dem Gyn-Stuhl – sagte ich den Ärzten noch einmal, dass sie bitte ordentliche Arbeit leisten sollten, da ich gerne noch Kinder haben wollte…

Ich wurde nach der Narkose wieder wach und heulte nur still in mich hinein. Es war zwar alles gut verlaufen, aber unser Kind war nun weg und ich fühlte mich entsetzlich leer und allein. Das war im Mai 2001.

Eine neue Schwangerschaft

Nach diversen Untersuchungen, ob denn alles gut verheilt war etc. erfolgte der nächste Krebsvorsorgetest. Er war soweit ok und die nächste „Staffel“ konnte beginnen.

Ich ging in die Offensive, was die psychische Verarbeitung meiner Fehlgeburt anging und besuchte meinen Bruder und dessen Frau, die im Februar einen Sohn bekommen hatten. Das war wirklich harter Tobak, aber ich dachte, ich muss da durch und kann es so schneller verarbeiten.

Nach einiger Zeit begann ich eine Behandlung mit Mönchspfeffer, Clomhexal und schließlich Clomifen. Gleich im ersten Zyklus mit Clomifen wurde ich zum zweiten Mal schwanger. Wir freuten uns sehr, da mittlerweile wieder ein Jahr vergangen war, aber vorbehaltlose Freude war diesmal nicht möglich. Bei der ersten Untersuchung war alles ok, aber bei der zweiten Untersuchung in der 9. SSW erfuhren wir dann, dass unterwegs „genetisches Material“ verloren gegangen sei. D.h. es war zwar eine Fruchthöhle da und meine Brüste fühlten sich auch schon sehr nach Schwangerschaft an, aber es war kein Kind da. Die Enttäuschung und Trauer, die uns überkam kann ich nicht beschreiben. Die nächste Ausschabung stand an und wir waren einfach nur verzweifelt. Sollten wir etwa kinderlos bleiben? Die Ärzte im Krankenhaus sagten, dass solche Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft recht häufig vorkommen, was uns aber nicht wirklich trösten konnte.

Die nächsten vier folgenden Versuche mit Clomifen schwanger zu werden blieben leider erfolglos und wir wurden zu einer Praxis überwiesen, in der die Ärzte auf die „schwierigen Fälle“ spezialisiert waren. So versuchten wir dann im Frühjahr ´03 meine Eireifung mit täglichen Spritzen in Gang zu bringen, was auch tatsächlich gelang. Jedoch kam es weder im 1., noch im 2. Zyklus zu einer Schwangerschaft. Erst der 3. Versuch mit Puregon im Juli/August war erfolgreich und der B-Test positiv. Trotzdem waren unsere Gefühle sehr gemischt. Wir wussten gar nicht, ob wir uns freuen sollten, oder ob nun wieder so ein Megatief folgen würde.

 

Inzwischen befand ich mich in der einjährigen Probezeit eines neuen Arbeitsverhältnisses, was die Freude über die Schwangerschaft zwar nicht schmälerte, die Situation jedoch nicht gerade einfacher machte. Erneut begann das Wechselbad zwischen Hoffen und Bangen. Wir schafften irgendwie die ersten zwölf Wochen und ich informierte meinen Arbeitgeber, kam mir dabei aber äußerst „unfair“ vor. Andererseits dachte ich mir, dass das wohl so sein sollte. An meinem vorherigen Arbeitsplatz war alles sehr anstrengend und Kräfte raubend gewesen, obwohl ich meinen Beruf wirklich sehr gerne ausübe. Daraufhin hatte ich die Stelle gewechselt und war prompt schwanger geworden und auch geblieben. So weit so gut.

Sorgen…

November 2003

Mitte des Monats dann wieder Sorge und Angst. Auf dem Weg zur Arbeit war ich auf der regennassen Autobahn auf einen Bus aufgerutscht. Klar, ich war Schuld, aber nicht wegen leichtsinniger Fahrweise. Bei zähfließendem Verkehr und meiner Meinung nach ausreichendem Abstand hatte der Bus vor mir gebremst. Ich natürlich auch direkt, aber der Bus hatte ABS und mein Auto nicht! Die Bremsen blockierten und in den Sekunden, in denen ich unaufhaltsam auf den Bus zurutschte schrie ich nur „Nein, nein, nein“ und dachte dabei an das Baby in meinem Bauch, das bis dahin so gut durchgehalten hatte…

Es passierte nicht wirklich viel – außer Frontalblechschaden – aber der Schock saß tief und ich ging am gleichen Tag noch zu meiner Frauenärztin. Sie schaute nach und beruhigte mich: alles ok. Ich hätte mir den sozusagen günstigsten Zeitpunkt für so einen Unfall ausgesucht. Das Baby (4. Monat) sei fest genug mit der Mutter verbunden, aber andererseits noch klein genug, um von dem Aufprall körperlich unbeschadet davonzukommen.

Dezember 2003

Bei der nächsten Routineuntersuchung wurde dann die Nackenfalte (Auffälligkeiten weisen auf Down-Syndrom hin) vermessen und es war alles bestens! Die Frage, ob wir ein behindertes Kind abtreiben lassen würden, hatte sich für uns nie gestellt. Wir hätten jedes Kind das zu uns wollte genommen. Da wir jedoch auf eine evtl. Behinderung vorbereitet sein wollten, stimmten wir auch noch dem vorgeschlagenen Bluttest zu. Das Ergebnis erwarteten wir relativ gelassen. Es kam ca. zwei Tage später. Mein Mann nahm den Anruf entgegen, weil ich den ganzen Tag unterwegs war. Die Laborwerte seien erhöht und somit auffällig…

„Was heißt das?“ „Es könnte auf eine Behinderung hindeuten – nachgefragt hieß das im Klartext Spina bifida und oder Hydrocephalus (offener Rücken/Wasserkopf) – und ich sollte am nächsten Tag eine weitere Blutprobe abgeben. Damit würde das Ergebnis entweder bestätigt oder als Laborfehler entkräftet. Der Abend und die folgende Nacht waren die Hölle. Die Informationen, die wir aus dem Internet bekamen waren ziemlich deprimierend. Meist seien beide Behinderungen kombiniert. Der Grad der Behinderung könne von sehr leicht bis massiv und damit lebensbedrohlich sein. Wir waren bis ins Mark erschüttert. Unsere „Erwartungen“ (wenn man das überhaupt so nennen kann) in Richtung Kind schraubten wir aufgrund der neuen Situation soweit herunter, dass wir sagten, es wäre schön ein Kind zu bekommen, dass keine Schmerzen und sowohl eigene Charakterzüge hat, als auch für sich kleine Entwicklungsleistungen verbuchen kann…

Das Gespräch direkt nach der Blutentnahme relativierte meine schlimmsten Befürchtungen bezüglich der Wahrscheinlichkeit einer Behinderung wieder etwas. Bei 100 Frauen, die den Test machen ließen, wären etwa 20 Tests auffällig. Davon die Hälfte wären bestätigt auffällig. Diese müssten dann zum Ultraschall-Screening und dort würden sich dann davon 90% unauffällig und „nur“ 10 % auffällig zeigen.

Das Warten über ein endlos erscheinendes Wochenende hinweg endete schließlich mit dem Ergebnis, der Wert sei nochmals weiter angestiegen und ich müsse zum Ultraschall in eine Spezialklinik. Glücklicherweise bekamen wir direkt am nächsten Nachmittag einen Termin.

Die Ultraschalluntersuchung war ausgiebig und die Ärztin wirklich sehr kompetent und konzentriert. Sie untersuchte Fuß- und Beinstellung und Bauch, Gaumen, Rücken und Kopf auf offene Stellen oder Wasseransammlungen. Schließlich schickte sie uns dann wieder nach Hause mit der 96%igen Wahrscheinlichkeit ein gesundes Kind zu bekommen. 100% würde kein Arzt geben und wenn unser Baby in dieser Richtung behindert sein sollte, so wäre es wohl nur eine leichte Form. Mit dieser Aussage konnten wir gut leben.

Januar 2004

Am 21.1. bei der nächsten Untersuchung – man kann sich meine Anspannung vorstellen – spürte ich beim vaginalen Tastbefund einen Druck, woraufhin meine Ärztin den Gebärmutterhals per Ultraschall genauer anschaute und sagte, er sei verkürzt. Ich sollte eine Woche zu Hause möglichst viel liegen und am 27.1. zur Kontrolle erscheinen. Trotz wirklich gewissenhaft eingehaltener Liegeruhe hatte sich der Gebärmutterhals noch weiter auf 1,95 cm verkürzt (normal sind ca. 4 cm) und ich wurde zur stationären Aufnahme ins nahe gelegene Krankenhaus überwiesen. Aufgrund des Befundes natürlich in ein Haus mit einer speziellen Frühgeborenen-Intensivstation, da ich mich ja erst in der 24. SSW. befand…

1. Woche Krankenhaus ab 27.1. (25. SSW)

Auf dem Weg dorthin heulte ich unentwegt. Auch mein Mann war ziemlich fertig, versuchte aber mich etwas aufzubauen. Die Angst, dieses Kind zu verlieren, nicht alles für einen optimalen Start ins Leben gegeben zu haben, bzw. geben zu können, der Schmerz der letzten Jahre… das alles, war wirklich zu viel. Auch während der Untersuchung liefen die Tränen weiter und ich war kaum zu beruhigen. Ich erfuhr, dass doch recht viele Frauen lange liegen müssen in der Schwangerschaft und dass meine Voraussetzungen gar nicht so schlecht seien, das Kind noch eine Weile halten zu können…

Zwei Tage nach der Einweisung saß einer der Kinderärzte an meinem Bett. Er erklärte mir, dass unser Kind, selbst wenn es  denn jetzt schon kommen kommen sollte – wovon sie nicht ausgehen – recht gute Chancen hätte. Laut der letzten Untersuchung sah es nach einem Mädchen aus. Sie wiegt errechnete 800 g uns ist ca. 31 cm groß. Von 100 Frühchen, die in dieser SSW geboren würden, bekämen sie schätzungsweise 60 so durch, dass diese später ihr Leben ohne Probleme managen können; 20 hätten Behinderungen und 20 würden es nicht schaffen… Aber, optimistisch denken, denn jeder Tag zählt!

So verbrachte ich die erste Woche nachsinnend optimistisch. Ich lag in einem Zwei-Bett-Zimmer mit einer sehr netten Marokkanerin, deren Deutschkenntnisse sich leider auf „Guten Morgen, Guten Appetit, Schlaf gut, schön, gut und müde“ beschränkten. Ein Austausch war somit nicht gegeben, obwohl sie sich in einer ähnlichen Lage befand wie ich. Ablenkung und Gesprächsmöglichkeiten, sowie Trost und Mitgefühl fand ich jedoch in den vielen Besuchen und Anrufen von Freunden und Verwandten. Auch das Klinikpersonal trug dazu bei, dass ich mich wohl fühlte und die ganze Sache recht gelassen und überwiegend gut gelaunt annehmen konnte.

2. Woche Krankenhaus 2.2. – 8.2. (26. SSW)

Eine Woche weiter!!! Ich kenne den Tagesablauf und weiß, wann ich die Möglichkeit für ein Nickerchen habe. Durch die Tokolyse (Wehenhemmer mit Partusisten und Magnesium – 24 Std/Tag „online“) ist mir häufig sehr warm und ich schlafe wenig und schlecht – wo ich doch sonst jederzeit, überall und viel schlafen konnte.

Mein Rücken scheint sich an das gerade liegen gewöhnt zu haben, die Rückenschmerzen und der verspannte Nacken sind weg. Ich versuche, wirklich nur zur Toilette aufzustehen (was jedoch wegen einer bereist abklingenden Blasenentzündung alle 2-3 Stunden ist) und 2 mal die Woche zum duschen. Ansonsten Katzenwäsche, schnell Zähne putzen nach dem Toiletten gang und möglichst auch das essen liegend einnehmen. Das Highlight der Woche ist die Ultraschalluntersuchung. „Dem Baby geht es gut. Die Kleine ist zeitgerecht entwickelt und wird gut versorgt.“ Genauere Angaben bekomme ich nicht. Meine marokkanische Bettnachbarin kann immer noch kein Deutsch, hat aber Mau-Mau spielen gelernt. Ihre Situation hat sich etwas verbessert und sie kann evtl. bald nach Hause.

3. Woche Krankenhaus 9.2.- 15.2. (27.SSW)

Ich motiviere mich täglich selber. Habe mir bei der Einweisung ein Maßband „gebastelt“. Es war am 27.1. genau 82 cm lang, wobei jeder cm für einen Tag bis zur Lungenreife in der 36. SSW steht. Die „Montage“ als Beginn der neuen Schwangerschaft habe ich vorne mit bunten Schmetterlingen beklebt, auf der Rückseite stehen dann das Gewicht und die Größe, bzw. der Kopfumfang und das statistische Gewicht meiner Kleinen.

Jeden Tag schneide ich dann einen cm ab, für den nächsten geschafften Tag…

Ich bin überwiegend noch wirklich gut gelaunt, auch wenn ich davon ausgehen muss, bis zur Geburt hier bleiben zu müssen. Was hoffentlich noch lange dauern wird. Abwechslung bringt die neue Bettnachbarin. Sie hat ein kleines Mädchen (11 Tage über Termin) entbunden. Super süß! Normales Gewicht, normale Größe und gut drauf…

Die Nächte sind jetzt durch das Stillen unterbrochen. Ich lasse mir von meinem Mann Ohrstöpsel mitbringen und kann dann wieder durchschlafen.

4. Woche Krankenhaus 16.2. – 22.2. (28. SSW)

Unsere Kleine wiegt jetzt schon 1200 g und ist etwa 37 cm „groß“. Sie liegt damit im Durchschnitt und gehört nicht mehr zu den extremen Frühchen unter 1000 g…. Das ist schon sehr beruhigend.

Das viele (ganz flach) Liegen zahlt sich offensichtlich aus, denn der Gebärmutterhals hat sich nicht weiter verkürzt. Mit meiner neuen Bettnachbarin – sie ist auch mit verkürztem Gebärmutterhals hier, bekommt jedoch Zwillinge und ist 3 Wochen weiter als ich – kann ich mich gut austauschen.
Wir haben ähnliche Fragen und Befürchtungen, haben aber auch regelmäßig viel Spaß und krümeln uns zeitweise vor Lachen.
Da der Tagesablauf immer gleich ist (ich könnte das CTG schon selbst machen und ebenso die Infusionen alleine wechseln), fangen wir an, etwas rum zu spinnen. Passt natürlich ganz gut in die Karnevalszeit!

Unsere ständigen Begleiter (die Infusomaten) bekommen von uns Namen. Meiner heißt „Otto“ und der meiner Nachbarin „Egon“. Ich muss dazu sagen, dass Otto eher der jüngere, sportliche Typ (3,5 Std. Akku) ist. Egon hingegen ist schon gesetzteren Alters und leicht adipös ;-).
Das Teil ist echt total schwer und piept schon nach fünf Minuten auf dem Weg zur Toilette, weil’s der Akku nicht mehr schafft…

Wir haben nur so zum Spaß überlegt, mit unseren zwei Begleitern mal ein wenig „um die Häuser“ zu ziehen. Wir malen uns aus, wie wir duschen und uns faschingsmäßig schminken und das „kleine Schwarze“ anziehen. Zur Krönung klingeln wir dann die Nachtschwester herbei und fragen, ob es auf der Station nicht ein paar rote Nasen gibt, was sie leider verneint. Sie spielt das Spielchen aber mit und wir überlegen gemeinsam, ob man nicht mal auf der HNO-Station nebenan fragen könnte…

5. Woche Krankenhaus 23.2. – 29. 2. (29. SSW)

Es gibt immer zwei Seiten der Medaille… Wir lachen zwar auch weiterhin regelmäßig und haben viel Spaß, aber es gibt auch richtige Sch…zeiten. Wir regen uns z.B. ständig über unsere Nachbarinnen im Zimmer nebenan auf, mit denen wir uns eine Nasszelle teilen müssen. Sorry, aber auch wenn hier im Krankenhaus zwei mal täglich die Putzfrauen nach dem Rechten sehen, so sollten doch gewissen Sachen völlig selbstverständlich sein. Wir reden hier von so Sachen wie Klopapier auffüllen (Hand über dem Kopf ausstrecken reicht aus, um die nächste Rolle zu fassen!), nach „kleinen“ Geschäften mal die Klospülung zu betätigen oder bei „größeren“ Angelegenheiten mal die Klobürste zu schwingen. Leider sind die Nachbarinnen recht uneinsichtig und nehmen sich von unserem wirklich netten schriftlichen Hinweis im Bad keinen Deut an…

Schlimmer sind jedoch die massiven „Entzugserscheinungen“, die sich sowohl bei uns Frauen, als auch bei unseren Männern bemerkbar machen. Da stellt man sich die letzte Zeit der Zweisamkeit so schön und harmonisch vor… Statt dessen kriegt die Frau die Krise vom ewigen Liegen und Warten und der Mann vom allein sein und „alles-regeln-müssen“. Heulattacken und laute Auseinandersetzungen vor Gereiztheit bleiben da leider nicht aus.

Dienstagabend, ca. 23:45 Uhr:
Nach dem „Spättelefonaten“ mit unseren Männern haben meine Nachbarin und ich beschlossen zu schlafen. Das Licht ist aus, sie schläft schon fast, aber was jetzt? Die Tür geht auf und der Dienst habende Arzt kommt herein – sehr ungewöhnlich. Er entschuldigt sich für die späte Störung mit der Begründung, im Kreißsaal sei so viel zu tun gewesen. Er kommt dann gleich zur Sache: Mein CTG vom Abend hätte eine Auffälligkeit gezeigt. Ein Abfall der Herztöne, der nur sehr langsam wieder angestiegen sei. Er wolle zur Sicherheit noch ein CTG machen – woraufhin im selben Moment die Hebamme der Nachtschicht hereinspaziert und mir das CTG anlegt. Dieses CTG ist dann zum Glück soweit in Ordnung. Meine Nachbarin und ich sind danach jedoch alles andere als müde. Wir reden uns die Köpfe heiß, denken über die Vornamen der verschiedenen Ärzte nach – die wir natürlich nicht kennen – fangen an abzudrehen und krümeln uns vor Lachen bis ca. 1.30 Uhr. Mit Hustenattacken, Atemnot und alles was dazu gehört ;-). Meine Nachbarin erzählte mir z.B., dass eine Frau aus ihrem Geburtsvorbereitungskurs bei ihrem ersten Kind mit den Geburtsanzeigekarten auch jeweils ein Stück der Nabelschnur mitgeschickt hätte. Im Sinne von „ich packe meinen Koffer“ haben wir dann ein Geburts-Aktions-Paket zusammengestellt, mit Nabelschnur, einem Scheibchen Plazenta, ein Pröbchen Fruchtwasser… Der Hammer kam am nächsten Morgen um 6.30 Uhr, als wir für das Morgen-CTG geweckt wurden. Wir waren natürlich völlig übermüdet!!!

Das Highlight der Woche ist dann wieder die Ultraschalluntersuchung! Diesmal ist es ein anderer Arzt und er hat nicht so gute Nachrichten: Bedingt durch einen bakteriellen Infekt hatte ich mehrfach Wehen. Dadurch hat sich der Gebärmutterhals weiter auf nur noch 12 mm verkürzt.

Außerdem gibt es noch eine andere Neuigkeit: Unsere „Kleine“ wird ein Junge! Mit 1370 errechneten Gramm völlig im Normbereich bringt er trotzdem unser Denken durcheinander. Klar freuen wir uns genauso (mein Mann sogar doppelt!) über einen Jungen, haben uns aber die letzten 10 Wochen innerlich auf ein Mädchen eingestellt. Da heißt es umdenken! Anziehsachen, Spielzeug, Erziehung, Namenswahl… Aber wenn man so lange liegen muss, ist es ohnehin besser offen zu sein, für alles, was kommt und sich nicht auf irgendetwas zu versteifen…

Der letzte Tag dieser Woche ist noch mal etwas Besonderes. 29. Februar im Schaltjahr – da muss doch was Außergewöhnliches passieren. Ca. 6 Uhr morgens werde ich wach, weil draußen im Flur ziemlich viel Hektik ist. Später frage ich nach, was denn los war. Ein Baby hatte es wohl sehr eilig und kam im Auto der Eltern auf dem Weg zum Krankenhaus zur Welt.

Es musste draußen vor dem Krankenhaus abgenabelt werden und wurde dann ganz schnell mit seiner Mama ins Warme gebracht.

6. Woche Krankenhaus 1.-7.3. (30.SSW)

Irgendwie ist das unglaublich. Jetzt liege ich schon so lange hier… teilweise zieht sich die Zeit wie Gummi, manchmal vergeht sie aber auch recht schnell. Besonders langsam vergehen die Tage, wenn ich wieder so sehr mit meiner Magensäure zu kämpfen habe. Das kenne ich sonst überhaupt nicht. Vielleicht bin ich ja deswegen so wehleidig? Ich weiß dann teilweise nicht mehr, was ich noch Essen, bzw. trinken soll, weil mir so übel ist! aber was soll´s, darunter haben ja viele Schwangere zu leiden…

Die Untersuchung am Mittwoch war erst spät am Abend. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, wurde dann aber um 21.30 Uhr noch untersucht. Der Computer hat ein Gewicht von 1.550 g und eine Größe (7 x die Oberschenkellänge von 61 mm) von 42 cm errechnet. Das hört sich schon richtig klasse an! Das Highlight ist aber, dass ich die sieben Stufen und ca. 20 m vom Untersuchungsraum zurück LAUFEN darf! Das ist wie Weihnachten, ehrlich!

Am Donnerstag ist mal wieder Wiegen angesagt. Ich bin jetzt bei 72,2 kg und habe insgesamt ca. 11 kg zugelegt. In den letzten sieben Wochen Liegen (1 Woche zu Hause, 6 Wochen KH) waren es 2,5 kg. Ich finde das völlig ok, hatte aber eigentlich mit mehr gerechnet, weil ich ja die ganze Zeit nur liege und kaum was verbrenne… Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: Bei den „Oma-Übungen“ der Krankengymnastik, wie z.B. Zehen anziehen und Po anspannen verbrauche ich sicherlich ähnlich viele Kalorien, wie bei einem Step-Aerobic-Kurs 😉
Aber, Scherz beiseite, ich esse einfach nicht mehr so viel, und die Übungen verhindern, dass sich meine Muskeln abbauen. Man wird ja mit der Zeit genügsam.

Am Freitag erschien ein Bekannter meines Mannes in meinem Zimmer. Er, bzw. seine Frau ist jetzt auch Dauergast hier. Sie hat auch einen verkürzten Gebärmutterhals, ihr ET ist einen Tag nach meinem, nämlich am 18.5. und sie soll ein Mädchen bekommen. Mal abwarten, ob der Arzt nicht ebenso wie bei mir auch einen Jungen zaubert ;-)!

7. Woche Krankenhaus 8.-14.3. (31.SSW)

Ich habe seit dem letzten Wiegen 1 kg (jetzt 76,2 kg) abgenommen – ist aber nicht weiter verwunderlich, da ich keinen Appetit mehr habe. Es sind jedoch genug Fettreserven für den Kleinen da, deshalb mache ich mir auch keine Sorgen…

Am Dienstag erlebte ich das Highlight meines bisherigen Krankenhausaufenthaltes: Ich dufte mit dem Rollstuhl nach draußen! Mein Mann fuhr mich (eingepackt in meine dicke Winterjacke) vor den Haupteingang. Er sagte mir, dass er schräg gegenüber schöne Klamotten gesehen hätte, die er mir zeigen wollte. Keine Ahnung, ob wir das versicherungstechnisch durften, aber mein Mann schob mich den Bürgersteig entlang bis zum nächsten Zebrastreifen und dann zu besagtem Klamottenladen-Schaufenster. Hört sich total blöd an, aber normale Leute (ohne weiße Kittel), Autos, Vögel, geschäftiges Alltagsleben zu sehen, das gab mir wirklich neue Kraft! Der Rock und der Pulli (für unsere Verhältnisse echt superteuer mit je ca. 150-200€) sahen klasse aus. Mit Konfektionsgröße 38 konnte ich sie natürlich nicht anprobieren!

Auf dem Rückweg dachte ich nur „hoffentlich dauert das jetzt nicht noch mal sechs Wochen, bis ich wieder raus kann – das halte ich nicht aus!“ Dieser Gedanke war dann aber gleich wieder verflogen. Die Bordsteinkante war zu hoch und ich musste einmal aufstehen, damit mein Mann den Rollstuhl auf den Bürgersteig bekam. Ich sagte, ich möchte nicht wissen, wie viele Leute jetzt denken „Hey, das ist Betrug, die kann ja laufen!“

Meine Bettnachbarin hat übrigens ihren „adipösen Egon“ von der Bettkante gestoßen, und ihm den Laufpass gegeben. Ihr neuer Egon ist einiges leichter und auch jünger. Mal sehen ob er trotzdem zuverlässig ist…

Wieder Mittwoch – Untersuchungstag! „Pröppelchen“ geht es gut! Er hat laut Computerberechnung wieder gut zugelegt und wiegt jetzt 1.850 g. Der Arzt sagte mir aber auch gleich, dass man sich nicht zu sehr auf diese Angaben versteifen solle, da immer ein gewisser Prozentsatz Spielraum wegen der Messtoleranz eingerechnet werden muss. Wie auch immer, mein Baby hat zugenommen und das ist das Wichtigste.

Samstag hatte ich dann den Super-Flash-Tag. Erst habe ich nur geheult. Das dauernde Liegen, die fehlende Intimsphäre, das Alleinsein… all das ist einfach nur deprimierend. Am späten Nachmittag, bzw. frühen Abend kriegte ich dann auch noch heftigste Rückenschmerzen. Sie gingen über Stunden nicht weg, weder Seitenlage noch Rückenlage, sitzen mit Katzenbuckel oder Laufen auf dem Gang änderten daran etwas. Eine der Schwestern bemerkte, dass ich Tränen in den Augen hatte, sprach mich darauf an und rieb dann schließlich meinen Rücken mit einer Salbe ein und gab mir ein wärmendes Kirschkernkissen. Eine wirkliche Erleichterung brachte das aber leider auch nicht. Im CTG waren auf die halbe Stunde verteilt 6 oder 7 Wehen, worauf am Abend die diensthabende Ärztin vorbeikam. Sie tastete den Bauch ab und verabreichte mir ein schmerzstillendes und wehenhemmendes Zäpfchen. Danach konnte ich schlafen und der Rücken schmerzte nicht mehr so.

Diese Woche war ich übrigens etwas mutiger. Bin öfter mal zum Stationsbad schräg gegenüber auf die Toilette gegangen (einfach um mal 10 Minuten aus dem Zimmer zu kommen) oder habe „Die-Nette“ im Nachbarzimmer besucht.

8. Woche Krankenhaus 15.3. – 21.3.04 (32. SSW)

Ich habe noch das Gespräch von letzter Woche im Kopf. Da sagte man mir in einer der Visiten, dass bei einem Infekt nicht wieder mit Antibiose therapiert würde, sondern man dann eher eine lokale Therapie anstreben würde. Sollte der Infekt nicht bekämpft werden können, würde man das Kind holen…

Ich fragte den Arzt, ob ich denn eigentlich alles mitnehmen muss, was ich kriegen kann, aber das kann er natürlich auch nicht sagen… Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass ich bei der letzten Behandlung mit Vagihex leichte Blutungen, bzw. rosa Ausfluss hatte, woraufhin er ein anderes Zäpfchen, nämlich Traumasept veranlasst.

Am Dienstag wollte ich mir eigentlich noch einmal die Neonatologie (Frühgeborenenintensivstation) anschauen. Klappte aber leider nicht, da wegen mehrerer Kaiserschnitte ziemliche Hektik war.

Supertolles Frühlingswetter am Mittwoch! Natürlich möchte ich gerne raus. Ich bekomme die Erlaubnis mit Rollstuhl und Partusistentablette (Wehenhemmer) frische Luft zu schnuppern, was ich dann auch mit meinem Schatz ausgiebig genieße! Psst, nicht verraten – ich habe für die Zeit meine Anti-Thrombosestrümpfe ausgezogen. Meine Güte, das war so warm draußen. Die 18° oder 20° haben mir auch ohne Strümpfe zugesetzt. Ich möchte ehrlich gesagt nicht so lange im Hochsommer im Krankenhaus mit dem anheizenden Wehenhemmer zubringen müssen. Hut ab, vor allen Frauen, die das in der Superhitze aushalten müssen!

Am Abend dann zum ersten Mal die Ultraschalluntersuchung von einer Ärztin. „Pröppelchen“ geht es gut. Er hat wieder zugenommen und liegt jetzt bei errechneten 1.940 g. Kommt mir mit „nur“ 100 g in der einen Woche recht wenig vor, aber man soll sich ja nicht so auf die Zahlen versteifen…

Die Visiten ergeben nichts Neues.

Ob die Keime, die beim letzten Abstrich entdeckt wurden wirklich einen Infekt auslösten ist noch nicht ganz raus. Das Blutbild ergab gute Werte, die Auswertung des neuen Abstriches steht noch aus.

Ich weiß, das glaubt mir jetzt kein Mensch, aber ich hab totalen Muskelkater in Oberschenkeln und Po. Wovon? Keine Ahnung!!! Vielleicht von zwei Mal täglich ins Stationsbad laufen? Na ja, das sind ja immerhin vom Bett aus 10 oder 12 Meter…

Aus meinem Besuch auf der Neonatologie wird wohl diese Woche nichts mehr, aber einen Grund zur Freude habe ich trotzdem. Eine gute Freundin ruft mich jeden Tag an. Sie sagte mir nun, sie habe mit ihrer Mutter gesprochen und die würde mir ein schönes Baby-Klamotten-Paket zusammenstellen. Ich könne die Sachen behalten und was mir nicht gefällt verkaufen oder in die Kleidersammlung geben – Geld will sie dafür nicht haben. Ich hab echt angefangen zu heulen vor Freude, als sie mir das sagte…

Jetzt brauchen wir uns nur noch nach Autositz und Kinderwagen umschauen. Aber selbst das meinte sie, wenn ich nichts finde würde sie sich diesbezüglich mal umhören. Auf echte Freunde ist halt Verlass – auf die Familie leider nicht immer!

9. Woche Krankenhaus 22.3. – 28.3.04 (33. SSW)

Tja, meistens kommt es anders als man denkt!

22.3.04, 14.02 Uhr: Der Kleine ist da!!!

Nun aber der Reihe nach…

Montag, 5.15 Uhr, ich gehe zur Toilette, alles völlig normal. Ich schlafe schnell wieder ein und werde um 6 Uhr erneut wach. Was ist denn jetzt los?! Ich liege in einer „Pfütze“ und denke „das ist Fruchtwasser“! Leichte Panik steigt in mir auf, ich klingele nach der Schwester.

Kurz darauf kommt jemand vom Kreißsaal. Es wird ein Teststreifen vorgelegt, um zu sehen ob es Fruchtwasser ist und das CTG-Gerät wird angeschlossen.

Langsam beruhige ich mich ein wenig. Der Kleine hat immerhin 32 Wochen geschafft und ganz gute Chancen. Ich rufe meinen Mann an, d.h. ich versuche es! Ich kriege ihn weder übers Handy, noch übers Festnetz. Als letzte Möglichkeit rufe ich meine Nachbarin an, die meinen Schatz rausklingeln muss…Er ruft mich direkt zurück und ich sage ihm, dass die Fruchtblase (Am Weltwassertag!) geplatzt ist. Er soll sich bereithalten – je nachdem was die Untersuchung ergibt – zu kommen.

Ich werde mit dem kompletten Bett ins Untersuchungszimmer gefahren. Die Wehen, die ich inzwischen habe sind muttermundswirksam! Der Muttermund ist bereits 2 cm geöffnet und ich rufe meinen Schatz an, dass er kommen soll! Er ist dann auch ca. 45 Minuten später gegen 9 Uhr im Kreißsaal.

Ich habe schon recht ordentlich-heftige Wehen, etwa alle 3-4 Minuten, aber der Muttermund öffnet sich bis 10.30 Uhr nur auf ungefähr 3,5 cm. Die Oberärztin empfiehlt mir eine PDA. Davor habe ich unglaublich viel Angst! Nicht wegen dem Piekser, oder so Nebenwirkungen wie Kopf- oder Rückenschmerzen. Nee! Ich denke mir nur, so viel Pech, wie wir in den letzten Jahren hatten, bin ich die Eine von zwei Millionen Frauen, die eine PDA bekommt und das Krankenhaus im Rollstuhl verlässt… Nach viel zureden durch den Anästhesisten bin ich etwas beruhigt und stimme zu. Ich soll dadurch entspannter sein, was dazu beiträgt, dass sich der Muttermund schneller öffnet und die Geburt zügiger abläuft, was dann natürlicherweise weniger anstrengend für unser Pröppelchen ist!

So, wie es um 11 Uhr aussieht, darf ich „spontan“ entbinden – in Anbetracht von 9 Wochen (1 Woche zu Hause + acht Wochen Krankenhaus) liegender Wartezeit ein absurden Begriff! Sollte jedoch ein Kaiserschnitt notwendig werden, kann über die PDA ein stärkeres Mittel gegeben werden, aber daran denke ich jetzt nicht!

Das Legen der PDA dann völlig unspektakulär! Habe mir den ersten Piekse unter die Haut als leichten Schmerz gemerkt, den zweiten Einstich habe ich lediglich noch als Druck wahrgenommen. Das Mittel wirkt bald und ich bin zunehmend relaxter, mache Scherze und bin am Grinsen. Als die Oberärztin um 13.30 Uhr das nächste Mal den Muttermund abtastet, ist sie sehr überrascht. Er ist bereits auf 9 cm geöffnet, was bei dem vernarbten Konisationsgewebe nicht selbstverständlich ist. Ich frage sie, wie lange der Rest jetzt wohl noch dauert.

Die präzise Antwort: Zwischen 10 Minuten und 1 Stunde! Mein Mann entscheidet sich glücklicherweise nicht, noch eine Zigarette zu rauchen, denn nur fünf Minuten später habe ich ein wahnsinniges Druckgefühl. Trotz PDA tut das nun weh. Die Ärztin lächelt und meint, ich sollte in der nächsten Wehe pressen, wenn ich wieder so ein Druckgefühl habe. Sie macht einen Dammschnitt, um den Druck auf das Köpfchen zu reduzieren. Ich tu meine möglichstes und nach drei oder vier Presswehen ist der Kleine da! Er liegt vor mir, klein und rot! Der Mund wird abgesaugt, er fängt an zu schreien. Ich habe Tränen in den Augen! Ich streiche ihm über den Kopf und sage ihm, dass er das ganz prima gemacht hat. Sie bringen ihn direkt ins Nebenzimmer, zur Untersuchung, wo schon die Kinderärzte warten. Mein Mann geht mit. Ich liege weiterhin auf dem Kreißbett, bekomme eine örtliche Betäubung, damit der Dammschnitt genäht werden kann. Mein Körper ist im Kreißsaal, aber meine Gedanken sind die ganze Zeit bei unserem Pröppelchen. Geht es ihm gut, was machen sie mit ihm, wann kann ich endlich wieder bei ihm sein?

Ich presse die Nachgeburt heraus und sie wird untersucht. Die Hebamme dehnt die Fruchtblase und zeigt mir, wo, bzw. wie der Kleine darin lag.

Etwa zehn Minuten später bringt die Kinderärztin den Kleinen noch einmal kurz herein. Sie sagt, es geht ihm gut und er darf wenige Minuten auf meinem Bauch liegen. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl! Da liegt der kleine Schatz, auf den wir so lange gewartet haben in meinen Armen. Ich laufe fast über vor lauter Glück! Der Kleine genießt es offensichtlich auch, auf meinem Bauch zu liegen, er ist völlig ruhig. Mein Mann und ich schauen ihn unentwegt an und schweben im siebten Himmel.

Dann fängt die Kinderärztin an zu drängeln: Der Kleine muss zur Neo, es ist für ihn im Kreißsaal zu kalt.

Sie nimmt ihn von meinem Bauch und er beginnt lauthals zu protestieren. Ich sage zu meinem Mann, er soll unseren Schatz begleiten und nicht aus den Augen lassen.

Bei mir steht noch das Nähen an. Es ist nicht angenehm, aber ich bin in Gedanken eh woanders…

Ich muss noch zwei Stunden im Kreißsaal liegen, zur Beobachtung. Ca. 16.30 Uhr werde ich aufs Zimmer zurückgebracht. Große Überraschung: Die Zwillingsmama hat jetzt auch Wehen!

Ich rufe einige Leute an, um sie über die Geburt zu informieren. Um 18 Uhr darf ich dann endlich mit dem Rollstuhl zur Neo.

Unser Pröppelchen liegt im Brutkasten, hat eine Magensonde durch die Nase und eine Glucose-Kanüle in der rechten Hand. Er sieht ziemlich verkabelt aus, ist aber stabil. Herztätigkeit und Atmung sind gut. Der Kleine hat für sein Alter bereits ein gutes Gewicht. Er wiegt 2290 g, ist 44 cm groß, hat dichte dunkelblonde Haare und ist natürlich 😉 das süßeste Baby der ganzen Welt!!!

Irgendwie bin ich ganz froh, dass das warten ein Ende hat und der Kleine wohlbehalten angekommen ist. Andererseits, wenn ich ihn da so liegen sehe, mit all den Kabeln hätte ich gerne noch zwei oder drei Wochen liegend in Kauf genommen…

Ein Erfahrungsbericht von unserer Besucherin Manuela

Mir ging es die ganze Schwangerschaft über sau gut, außer das „normale“ wie Sodbrennen etc. … Ich bin jeden Tag stundenlang mit meinem Hund durch die Felder gelaufen, also war echt aktiv. Ich habe 3 Wochen vor der Schwangerschaft  aufgehört zu rauchen und habe nur noch max. 3 Tassen Kaffee am Tag getrunken. Ich hatte immer einen Blutdruck von 120/70 +/- , dann auf einmal hatte ich immer das Gefühl ich hätte 80 Kaffee am Tag gesoffen und stand total unter Strom und sah öfters „Sternchen“. Ich erzählte meiner Frauenärztin davon und sie sagte immer nur ich solle mir keine Sorgen machen. Ständig dieser beschissene Satz und meinen Blutdruck hatte sie gar nicht kontrolliert. Als wäre ich eine, die ihre Schwangerschaft als Krankheit ansehen würde.

Durch Zufall habe ich dann in meinem Mutterpass gesehen, dass ich auf einmal Eiweiß hatte im Urin. Außerdem sammelte ich ein wenig Wasser ein in den Beinen. Ich sprach meine Frauenärztin gezielt darauf an, ob es nicht Gestose sein könnte, denn alle Anzeichen auf einmal fand ich recht bedenklich. Sie tat es ab, als wenn ich mir übertrieben Sorgen machen würde. Ob es mir denn sehr schlecht gehen würde …? Ich sagte wieder, ich fühle mich wie 80 Tassen Kaffee am Tag.
Zwei Tage später hatte ich die Faxen dicke und ich fühlte mich wieder so komisch, außerdem wollte mein Körper auf einmal nur schlafen, schlafen, schlafen, …

Ich ging zu meiner Frauenärztin  und ließ mir wieder den Blutdruck messen, diesmal lag er bei 160/95. Sie schickte mich in die Apotheke, ich solle mir ein Blutdruckmessgerät kaufen und wenn es mir sehr schlecht gehen sollte morgen, dann solle ich vorbeikommen.

Bis dato hatte ich mich gar nicht mit Gestose befasst und las dann im Internet darüber. Abends ging es mir wieder so blöde und ich hatte einen Blutdruck von 200/110!!! Tja, ich packte meine Tasche und mein Mann fuhr mich ins Krankenhaus. Ich hatte echt Angst, denn es kann sich ja die Plazenta ablösen oder man kann einen Schlaganfall bekommen. Ich hatte trotz Tabletten und Bettruhe einen hohen Blutdruck. Der Chefarzt wollte aber versuchen die Kleine so lange wie möglich drinnen zu lassen um die 37. Schwangerschaftswoche noch abzuschließen. Wegen des hohen Blutdrucks wurde am 18.2 um 8 Uhr morgens die Geburt mit PDA und wehenförderndem Gel eingeleitet ( PDA senkt den Blutdruck, ich wollte so gerne natürlich entbinden …). Nachmittags wurde noch mal Gel nachgelegt, da der Muttermund sich nicht weiter öffnete (Wehen hatte ich schon seit einer Woche). Wehentropf ging auch nicht wegen des Blutdrucks.

Na ja, am 19.2 morgens wurde sie dann geholt, denn ich wollte kein weiteres Risiko eingehen, mal davon abgesehen, dass es mir auch recht bescheiden ging. Da ich total „verkabelt“ war, war ich auf diesem tollen Gebärbett steif wie ein Brett.

Die PDA wirkte nicht mehr, trotz Hochdosierung und da entschied ich mich für eine Vollnarkose (die erste in meinem Leben, bibber).  Ich konnte nicht mehr und ich wollte mir keine Sorgen mehr machen. Ich wollte nur noch „Kind raus und alles ok“. Diese ganze Angst, das auf den „letzten Metern“ noch etwas passiert war schrecklich und zermürbend.

Dann war Valentina endlich auf der Welt und 50 cm lang, Kopfumfang 34 cm, 2800g und gesund. Letztendlich fehlt es mir sehr, die Geburt nicht erlebt zu haben.

Ich bin natürlich froh, dass sie gesund ist. Trotzdem muss ich manchmal weinen, weil ich es nicht erleben konnte. Mein Mann stand mit Kamera im Kreißsaal und hat vor lauter Aufregung vergessen zu filmen. Die Hebamme hatte den Fotoapparat vergessen und somit gibt es auch kein „erstes“ Foto von ihr mit Nabelschnur dran oder so. Erst nach 3,5 Stunden bekam ich mein Kind zu sehen, da der Kreissaal voll war und ich so lange im Aufwachraum war (die doppelte Dosis PDA + Vollnarkose). Tja, kann ich nicht mehr ändern.

Dann bekam ich durch Zufall mit, dass meine Tochter zugefüttert wurde im Krankenhaus, obwohl ich stillen wollte. Immer, wenn ich sie angelegt habe, war sie sehr müde und satt. Ich bekam sie erst am Tag nach der Geburt auf mein Zimmer, da ich vorher noch nicht aufstehen konnte. Sie bekam Gelbsucht und war sehr schlapp. Da wurde mir dann Angst gemacht, die Muttermilch würde nicht reichen und das Trinken wäre zu anstrengend für sie. Dann hat man sie ohne mein Wissen das erste mal gebadet, da war ich auch traurig. Ich bekam die berühmten Heultage und war fix und alle. Die Schwestern und Ärzte drängten mich dazu, die Flasche zu geben, da meine Tochter etwas mehr als 10% abgenommen hatte. Ich wollte nur noch nach Hause und gab ihr Brust und abgepumpte Milch (auf einmal kam kaum Milch) und künstliche Säuglingsnahrung.

Eine Kinderkrankenschwester war auch Stillberaterin und auf meiner Seite.
Sie sagte, ich müsse schnell nach Hause und raus hier. Einen Tag vor meiner Entlassung bekam ich plötzlich 40 Fieber und sie wollten mich nicht gehen lassen. Ich nahm ein fiebersenkendes Mittel und „durfte“ dann offiziell gehen. Zu Hause pumpte ich dann weiterhin Tag und Nacht ab, legte sie ständig an … . Als sie über 3000g wog entschied ich mich das Vollstillen zu versuchen. Tja, sie wollte aber die Brust nicht mehr und schrie und ich wusste nicht, dass ein so kleines Baby soooo böse werden kann. Sie hat sich verbogen wie ein Fragezeichen, gegen die Brust geschlagen etc. Da gab ich auf.
Ich rief eine Stillberaterin von La Leche Liga an und sie sagte, ich solle es versuchen, solle sie alle 2 Stunden anlegen und nicht mehr pumpen. Nach 2 Tagen käme die Milch. 3 Tage später versuchten wir es noch mal und diesmal klappte es. Sie hatte recht. Die ersten Tage wog ich Valentina, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Sie nahm 30 g ab und dann nach 2 Tagen nahm sie wieder zu.

Jetzt wiegt sie 5600 g und ihr liebstes „Hobby“ ist Mamas Busen. Ich genieße das Stillen so sehr und finde es sooo praktisch. Na ja, trotzdem habe ich im Moment vor einer neuen Schwangerschaft Angst.

Manuela für Rabeneltern.org im Juli 2004