Das Gegenteil ist der Fall: Nie war die Beziehung zwischen Eltern und Kindern so gut wie heute.
Training und Vorbild der Erwachsenen zu gewaltloser Konfliktlösung und respektvollem Umgang, ermöglichte Mitbestimmung, den Kindern entgegengebrachte Achtung und Toleranz tragen Früchte: Die Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen sinkt stetig, wo sie von solchen Verhältnissen profitieren, die Jugendkrimininalität ebenfalls.
Die große Mehrheit heutiger Kinder und Jugendlicher übernimmt Verantwortung, ist engagiert und leistungsbereit, wünscht sich verlässliche soziale Beziehungen – und liegt so wenig im Clinch mit ihren Eltern wie keine Generation vor ihr. Also: Alles im grünen Bereich. Nur nicht bei den Kindern und Jugendlichen, die nicht in einem Umfeld aufwachsen, das von Achtung und Respekt, Verlässlichkeit, Bindungsbereitschaft und Liebe geprägt ist. Ihnen muss ein solches Umfeld geboten werden. Klagen über die angeblich verrohte Jugend helfen niemandem.

Quellen:
Marc Calmbach u.a., Wie ticken Jugendliche? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland, Altenberg 2012.

Prof. Dr. Mathias Albert u.a., Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. 16. Shell Jugendstudie, Frankfurt/Main 2010.

Prof. Dr. Klaus Hurrelmann/Prof. Dr. Sabine Andresen, Kinder in Deutschland 2007. 1. World Vision Kinderstudie, Frankfurt/Main 2007.

Viele Mütter haben Sorge, ob sie ihr zweites Kind genauso werden lieben können wie das erste. Die Vertrautheit mit dem ersten Kind scheint so einzigartig, dass für noch jemanden kein Platz zu sein scheint. Und so wie es normal ist, dass nach der Geburt des zweiten Kindes das erste plötzlich fremd erscheinen kann, so ist es auch normal, wenn es umgekehrt ist: dass man das zweite Kind nicht auf Anhieb genauso lieben kann wie das erste. Oder besser: scheinbar nicht so lieben kann.

Denn wenn man sich dann erinnert an die Babyzeit mit dem ersten Kind, so ist das damals ja nicht viel anders gewesen: Klar waren da große Gefühle, aber die Vertrautheit und Bindung mussten erst wachsen. Im Vergleich zum erstgeborenen Kind kann das durchaus irritieren. Darum ist genügend Zeit so wichtig, sich in aller Ruhe kennenzulernen, sich aneinander zu gewöhnen und miteinander vertraut zu werden. Die Bindung und die Liebe kommen dann noch. Siehe dazu auch: Mutterliebe ist Liebe auf den ersten Blick.

Es ist wohl eines der am stärksten tabuisierten Dinge rund ums Kinderkriegen, dass nach der Geburt des Geschwisterchens die Liebe zum erstgeborenen Kind durchaus geringer erscheinen kann. Besonders Mütter sind auf die Pflege des hilflosesten Kindes eingestellt, und neben dem Baby wirkt das ältere Kind auf einmal schlagartig groß. Es ist normal, dass Müttern ihr erstgeborenes Kind fremd, störend, nicht liebenswert erscheinen kann, wenn sie das nächste Baby bekommen haben. Es macht nur Schuldgefühle, wenn dann rundum gesagt wird, dass natürlich nur die Liebe größer wird und Mütter problemlos sofort alle Kinder gleich lieben. Nein, wie alles, was mit Kindern zu tun hat, ist auch dies ein Prozess und braucht Zeit. Alle Familienmitglieder müssen sich erst wieder organisieren und neu zueinander finden. Dazu gehört auch, in der veränderten Beziehung zum erstgeborenen Kind die Liebe wieder zu entdecken.

Es hilft, dabei nachsichtig mit sich selbst zu sein: Es ist okay, dass es Zeit braucht, sich als Mutter eines größeren Kindes und eines Babys zurecht zu finden. Ebenso hilft es, sich schon im Vorfeld oder eben akut Hilfe und Unterstützung zu organisieren, gerade auch für das ältere Kind – oder zum Herumtragen des satten Babys, um Zeit für das erstgeborene Kind zu haben. Zeit, Geduld und Vertrauen helfen allermeistens, und nach einigen Wochen oder Monaten wird die Familie sich gefunden haben.

 

sonst werden sie später in der „echten“ Welt untergehen.

Das ist eine Variante der Verwöhnen-Ammenmärchen: Kinder müsse man früh an die Widrigkeiten des Lebens gewöhnen, damit sie nicht denken, alle Menschen wären nett zu ihnen oder würden ihre Bedürfnisse erfüllen. Kinder sollten also am besten gleich von Anfang an lernen, dass sie zurückstehen müssen und dass man sich „da draußen“ durchsetzen muss.

Der erste Denkfehler dabei ist, dass die Vertreter dieses Ammenmärchens folgendes übersehen: Richtig für seine Bedürfnisse einstehen kann nur, wer gelernt hat, dass sie wichtig sind. Wer früh lernt, dass er kein Recht auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse hat, wird als Erwachsener oft gar nicht merken, wenn seine Bedürfnisse übergangen werden und wahrscheinlich ein unsicherer Mensch sein, der Schwierigkeiten hat, tragfähige Beziehungen einzugehen.

Denkfehler Nummer zwei: Die Annahme, dass Menschen durch Zuwendung und Entgegenkommen geschwächt und verzärtelt würden. Im Gegenteil brauchen Menschen jedoch Zuwendung und Zärtlichkeit, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und zu erhalten.

Zuwendung und Entgegenkommen sollten an den jeweils aktuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes ausgerichtet sein. Es sollte ihm ermöglicht werden, neue Erfahrungen zu machen, beispielsweise das selbständige Beilegen eines Streites. Aber wenn ein Kind Hilfe benötigt, dann

soll man sie ihm gewähren. Denn dass ein Kind bei seinen wichtigsten Bezugspersonen Geborgenheit erfährt und gesehen, geliebt, angenommen und getröstet wird, sollte selbstverständlich sein. Dann sieht die „echte“ Welt am Ende auch gar nicht so unbarmherzig aus, dass man sich nur mit ausgefahrenen Ellbogen hineintraut.

Das wäre richtig, wenn „Auszeiten“ nur hieße: Wir beruhigen uns in oder nach einem Streit mit ein bisschen Abstand voneinander und treffen erst wieder aufeinander, wenn wir nicht mehr so wütend sind und uns nicht mehr gegenseitig anschreien. Manche Kinder brauchen Ruhe, um sich wieder beruhigen zu können, und natürlich ist es legitim, ein Kind daran zu hindern, anderen weh zu tun, auch dadurch, dass man es vom Objekt seines Zorns trennt.

Leider werden „Auszeiten“ aber häufig anders verstanden. Da wird das Kind, das sich nicht richtig verhält, in ein Zimmer gesteckt oder auf einen Stuhl gesetzt, oft sogar noch mit Zeitangabe, für wie lange. Das ist eine Strafe. Gerade an der Zeitangabe kann man das gut sehen: Denn es ist ja von Kind zu Kind und von Situation zu Situation verschieden, wie lange das Kind brauchen wird, sich zu beruhigen. Wenn der Erwachsene in dieser Situation trotzdem schon verfügen kann „für eine halbe Stunde!“ oder ähnliches, dann schaut er nicht auf die nötige Zeit zum Beruhigen, sondern verhängt ein Strafmaß.
Solche Auszeiten dienen nicht der nötigen Abkühlung der Gemüter, sondern sind die verordnete Isolation des Kindes, bis es sich (wieder) einfügt. Soziale Isolation ist eine Strafe, die vor allem Kleinkinder sehr hart trifft. Sie führt zu großer Verunsicherung, Angst, Wut und Beschämung, nicht zu Einfühlungsvermögen und der Fähigkeit zur Rücksichtnahme und zum Kompromiss. Sie sorgt bestenfalls für eine bessere Anpassung, aber nicht für Respekt oder dafür, dass das Kind die persönlichen Grenzen anderer Menschen besser achten lernt.

Es ist eine Gratwanderung zwischen „Getrennt voneinander durchatmen“ und „dem Kind eine Auszeit verordnen“, aber sowohl die Absicht als auch die Auswirkungen sind verschieden und es ist wichtig, hier genau hinzuschauen und zu unterscheiden.

 

Oder auch: Gute Eltern können dafür sorgen, dass ihre Kinder nicht streiten. Das ist natürlich eine Illusion. Wo Nähe ist, ist auch Reibung. Und bei soviel dauernder Nähe wie in einer Familie ist es kein Wunder, dass auch Gefühle von Konkurrenz und Neid, Zurücksetzung und Frust ihren Raum brauchen. Mit ihnen umzugehen, gehört zum Großwerden dazu. Das zu unterbinden,
richtet eher Schaden an, weil die Kinder es für den Rest des Lebens schwerer haben, gesund mit Streit, Wut und Konkurrenz umzugehen.
Eltern haben nicht die Pflicht, ihre Kinder glücklich zu machen und dafür zu sorgen, dass Geschwister immer harmonieren. Sie müssen nur dafür sorgen, dass das möglich ist. Was die Kinder daraus machen, hängt nur noch indirekt von den Eltern ab. Streiten ist auch Beziehungspflege!

Und auch Zeiten mit viel Streit gehen vorbei. Wir haben unsere Geschwister jedenfalls schon lange nicht mehr verhauen…

Zur Frage, wie man mit Geschwisterstreit umgehen kann, kannst du hier weiterlesen: Wie mit Geschwisterstreit umgehen?

Das bekommen Eltern auch heute noch manchmal zu hören, wenn sie ihr schreiendes Baby hochnehmen und beruhigen. Das ist aber natürlich Unsinn.

Es gibt aus medizinischer Sicht gar keinen Zusammenhang zwischen Schreien und Lungentraining. Schließlich wird auch nicht das Gehirn trainiert, wenn man mit dem Kopf gegen die Wand schlägt.

Reif geborene Kinder brauchen vor allem gar kein Lungentraining, sie kommen gut ausgestattet auf die Welt, ihre Lungen funktionieren hervorragend. Man muss sie nicht erst lebensfähig machen. Schreien ist kein Training, sondern es ist kräftezehrend und bedeutet Stress für Eltern und Kind.

Beim Schreien schlucken Babys außerdem Luft, das kann zu Koliken führen, was wiederum zu noch mehr Schreien führt. Vor allem aber darf ein schreiendes Baby nicht alleine gelassen werden, weil es nur so um Hilfe rufen kann. Eine umgehende Reaktion darauf ist notwendig für eine gesunde psychische Entwicklung.

Nein, muss man nicht. Zur gesunden Entwicklung von Kleinkindern gehört es vor allem, mit den Fingern zu essen. So spüren sie, wie sich die Nahrung anfühlt, können die Hand-Mund-Koordination üben und merken, wenn das Essen noch zu heiß zum essen ist.

Kinder lernen Vieles vor allem durch Nachahmung. Sie werden über kurz oder lang schon deshalb Besteck einfordern, weil sie alles genau so wie die Großen machen wollen und sich nach familiären Gewohnheiten richten. Stellt man ihnen Besteck zur Verfügung, werden sie ordenlich damit essen, sobald sie soweit sind. Ein besonderes Übungsritual ist dafür nicht nötig. Das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist in diesem Falle einfach falsch.

Das Kind baut Mist, also braucht es eine Strafe, ohne Strafen laufen Kinder aus dem Ruder: eines der haltbarsten Ammenmärchen überhaupt.
Kinder, die Mist bauen, brauchen manchmal eine klare Ansage, dass dieses Verhalten unerwünscht ist. In anderen Fällen ist ihnen das ohnehin schon klar – dann brauchen sie die Bestätigung, dass sie gesehen wurden und dass die Grenze, die sie überschritten haben, immer noch gilt. In der Regel brauchen sie Aufmerksamkeit, die sie mit grenzüberschreitendem Verhalten einfordern – auch negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit. Kinder brauchen nichts mehr, als gesehen und mit ihren Befürfnissen wirklich wahrgenommen zu werden. Aber Strafen brauchen sie nicht. Strafen zementieren die Rolle des Kindes als „böse“, und lösen das Problem nicht, das zu unerwünschtem Verhalten führt.

Es kommt auch vor, dass „Strafen“ als „logische Konsequenzen“ beschönigt werden. Merke: Wenn du dir eine „logische Konsequenz“ erst ausdenken musst, ist es keine logische Konsequenz und damit keine unmittelbare Folge des kindlichen Verhaltens, aus der das Kind tatsächlich lernen könnte.

Warum Strafen nicht funktionieren, findest Du hier: Warum Strafen nicht funktionieren
Alternativen zur Bestrafung findest du hier: Alternativen zur Bestrafung

Es scheint, dass es nur zwei Möglichkeiten des Zusammenlebens mit Kindern gibt: Entweder haben die Eltern eine harte Hand und regieren im Kinderzimmer knallhart durch – oder sie säuseln ihr Kind nur sachte an, egal wie es sich aufführt. Jedenfalls drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man den Vertretern strikter Regeln, unumstößlicher Konsequenz und empfindlicher Strafen Glauben schenkt – als ob es zwischen harter und strafender Erziehung und wachsweichem Gesäusel, das Kinder grenzen- und orientierungslos lässt, keinerlei Abstufungen gäbe.
Dabei gibt es diese Abstufungen selbstverständlich. Eltern können ihren Kindern klarmachen, wenn diese Grenzen überschritten haben, ohne sie zu strafen und damit zu demütigen und zu beschämen. Eltern müssen für ihre Kinder greifbare Gegenüber sein, die ihren Kindern soziales Lernen ermöglichen, indem sie ihre eigenen Grenzen wahren, diejenigen der Kinder achten, nach Streit fähig zur Versöhnung sind und mit den Kindern gewaltfreie Konfliktlösung einüben.

Du findest einige Anregungen hier: Brauchen Kinder Grenzen? und hier: Alternativen zur Bestrafung

Schon mal diesen Satz gehört? Krampft sich da das Herz zusamen? Wenn ja, dann kann man da ruhig darauf vertrauen. Schläge als Erziehungsinstrument sind immer sinnlos und falsch und jemand, der als Kind nie geschlagen wurde, spürt das intuitiv.

Kinder lieben ihre Eltern und sind von ihnen abhängig, deshalb kann ein geschlagenes Kind nicht lernen, dass Schläge seine Integrität verletzen. Ihm wird möglicherweise gesagt, dass Schläge gut sind, nur zu seinem Besten und dass es selbst schlecht ist. Aber Kinder erleben durch Schläge Schmerzen durch geliebte Menschen, sie erleben Unsicherheit und Angst. Sie sind abhängig von den so sehr überlegenen Erwachsenen und geben sich selbst die Schuld daran, dass ihre Eltern sie schlagen „müssen“. Typischerweise sagen solche Menschen als Erwachsene „Ich hatte das verdient“ oder „Ich habe es provoziert“. Vielleicht sogar: „Mir hat es doch auch nicht geschadet“, im schlimmsten Fall: „Ich brauchte das.“ Aber es sind die Erwachsenen, die die Verantwortung tragen, nicht die Kinder. Kinder wollen nicht geschlagen werden und alles, was sie durch Klapsen lernen ist, dass der Stärkere recht hat und das Gewalt legitim ist. Emotionales und soziales Lernen ist so nicht möglich.

Nun wird nicht jede Gewalterfahrung von Kindern direkt und in jedem Fall gravierende Langzeitfolgen haben, zum Glück. „Ein Klaps schadet doch nicht“ darf dennoch nicht als Entlastung herangezogen werden, denn auch wenn nicht jeder Schlag nachhaltigen Schaden anrichtet, ist Gewalt gegenüber Kindern immer falsch. Und: Wer Gewalt als reguläres Erziehungsmittel erlebt hat, führt die erlebte Gewalt oft fort, gegen andere oder gegen sich selbst. Viele Erwachsene, die mit Schlägen erzogen worden sind, erziehen dann wieder ihre eigenen Kinder mit Schlägen oder empfehlen diese Erziehungsmethode anderen Eltern.
Wer man dagegen einen anderen Weg wählen möchte als seine Eltern, steht man vielleicht ohne Alternativen da, denn die Eltern haben einem nicht vorgelebt, wie man gewaltfrei erziehen kann. In kritischen Momenten bricht dann das erlernte Schema durch: Das Kind ist böse, die Eltern schlagen… Es passiert vielen Eltern, dass sie ihrem Kind gegenüber gewalttätig werden, obwohl sie es nicht wollen. Dann sind alle Beteiligten dringend darauf angewiesen, dass sie ihr Verhalten ändern und alternative, gewaltfreie Konfliktlösungen einüben. Auf keinen Fall dürfen sie dem Kind die Verantwortung dafür anlasten.

Der Erziehungsratschlag „Hin und wieder ein Klaps schadet doch nicht!“ ist ein Aufruf zur Gewalt gegen Kinder. Wenn Dir das jemand rät, bitte befolge den Rat nicht. Alternativen findest Du z.B. im Buch „Starke Kinder brauchen starke Eltern“ oder in unserem Forum.

Oder auch: Ein Klaps hat noch keinem geschadet

Nein. Gewalt in der Erziehung schadet dem Kind und seiner Beziehung zu seinen Eltern (oder anderen klapsenden Bezugspersonen). Sie schadet dem Selbstwertgefühl des Kindes und seinem Vertrauen in die Welt. Sie verunsichert und entwürdigt das Kind. Sie hat Langzeitfolgen, die dieses Kind mit in sein Leben nimmt – bis hin zur Überzeugung, so eine Behandlung verdient zu haben.

Wen das nicht überzeugt, der sollte trotzdem die Aussagen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) zur Kenntnis nehmen:

 

§ 1631
Inhalt und Grenzen der Personensorge

(1) Die Personensorge umfasst insbesondere die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen.

(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.

(3) Das Familiengericht hat die Eltern auf Antrag bei der Ausübung der Personensorge in geeigneten Fällen zu unterstützen.

 

(Fassung aufgrund des Gesetzes zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung und zur Änderung des Kindesunterhaltsrechts vom 02.11.2000)

Ein beliebtes Argument, wenn von (Klein-)Kindern Verhaltensweisen erwartet werden, die sie noch nicht beherrschen: Ordnung halten, Rücksicht nehmen, selbständig sein, durchschlafen… Wenn das Kind das mit drei oder vier Jahren nicht kann, wie soll das denn dann in der Schule werden?!

Aber: Gerade in der (frühen) Kindheit passiert in wenigen Jahren so viel an Entwicklung, dass diese vorausschauende Ängstlichkeit fehl am Platze ist. Wenn etwa ein vierjähriges Kind sich nicht alleine anziehen „kann“, weil es das Umsorgtwerden morgens braucht, dann heißt das natürlich nicht, dass es das NIE lernen wird.

Eltern, die in gutem Kontakt zu ihren Kindern sind, wissen meist recht genau, was diese können, sowohl in praktischer als auch in seelischer Hinsicht. Es ist eine Herausforderung, die Balance zwischen Zutrauen/Herausfordern und Bedürfniserfüllung zu halten. Mit zugewandter Gelassenheit wird man in der Regel weiter kommen als mit ängstlichem Drängeln. Das Gras wächst bekanntlich nicht schneller, wenn man daran zieht.

Ein beliebtes Argument, wenn von (Klein-)Kindern Verhaltensweisen erwartet werden, die sie noch nicht beherrschen: Ordnung halten, Rücksicht nehmen, selbständig sein, durchschlafen… Wenn das Kind das mit drei oder vier Jahren nicht kann, wie soll das denn dann in der Schule werden?!

Aber: Gerade in der (frühen) Kindheit passiert in wenigen Jahren so viel an Entwicklung, dass diese vorausschauende Ängstlichkeit fehl am Platze ist. Wenn etwa ein vierjähriges Kind sich nicht alleine anziehen „kann“, weil es das Umsorgtwerden morgens braucht, dann heißt das natürlich nicht, dass es das NIE lernen wird.

Eltern, die in gutem Kontakt zu ihren Kindern sind, wissen meist recht genau, was diese können, sowohl in praktischer als auch in seelischer Hinsicht. Es ist eine Herausforderung, die Balance zwischen Zutrauen/Herausfordern und Bedürfniserfüllung zu halten. Mit zugewandter Gelassenheit wird man in der Regel weiter kommen als mit ängstlichem Drängeln. Das Gras wächst bekanntlich nicht schneller, wenn man daran zieht.

Dieses Ammenmärchen ist von der Angst gespeist, dass Kinder unweigerlich zu kleinen Tyrannen werden, wenn man ihnen auch nur einmal nachgibt. Dabei braucht das Kind, um ein gutes Sozialverhalten zu lernen, am nötigsten das Vorbild der Eltern und das authentische Vorleben von sozialem Miteinander. Oder in den Worten Karl Valentins: Kinder brauchen nicht erzogen zu werden, sie machen uns eh alles nach. Beim Vormachen kommt den Eltern die wichtige Rolle zu, eine verlässliche Führung zu bieten – inklusive Abgrenzungen,  Streit und Versöhnung.

Wir empfehlen gelassenes Miteinander-Leben und konsequentes Schauen auf die Verfassung des Kindes sowie der Eltern – läuft alles rund, kann man mehr einfordern und mehr erwarten. Ist aber das Kind gerade „nicht in seiner Mitte“,  sei es Krankheits-, Entwicklungs- oder sonstigen Gründen geschuldet, schont man es mehr. Und: in jeder Familie sind andere Punkte die wichtigsten – aber über allem sollte stehen, dass das Wohl aller Familienmitglieder wichtiger ist als die wichtigste Regel.

Auch Erwachsene sind nicht immer konsequent, und sie freuen sich auch, wenn ihnen etwas abgenommen wird, was sie normalerweise selbst erledigen müssen. Warum sollte das bei Kindern anders sein?

Zum Weiterlesen empfehlen wir: Brauchen Kinder Grenzen?

Gerne wollen wir annehmen, dass man das in unserer Elterngeneration wirklich geglaubt hat, etliche davon es immernoch glauben. Denn das ist wohl einer der häufigsten Sprüche unserer Altvorderen und ihrer Altersgenossen gewesen, den wir mit unseren Kleinen zu hören bekamen. Das kann eine junge Mutter (und den jungen Vater auch) ganz schön verunsichern. Zumal wir ja tatsächlich oft gar nicht so genau wissen, warum das Baby schreit und auch mit unseren beständigen Hinsausen und Hochnehmen und Trösten nicht jedesmal und sofort den gewünschten Erfolg haben. Wer dann tatsächlich ein Schreibaby hat oder gelegentlich in Kontakt kommt mit tyrannischen Teenagern oder dem örtlichen Spielplatzschreck, beginnt zu zweifeln.

Aber natürlich erziehen wir uns keinen Tyrannen dadurch, dass wir die Bedürfnisse unserer Babys ernstnehmen! Ein Baby hat nur ein begrenztes Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten und andererseits eine Menge Eindrücke, die es noch nicht verarbeiten kann. Das kann das fiese Gefühl sein, wenn man müde ist und nicht in den Schlaf findet. Das kann ein Hungergefühl sein, das irgendwie anders ist als das von eben. Es kann ein quersitzender Pups sein, der den Bauch aufbläht. Oder die fremde Frau, die sich eben über das Kind gebeugt hat und deren Bild noch auf der Netzhaut brennt. Oder ein Geräusch. Oder etwas, das sich dunkel aus Babys Erinnerung heraufarbeitet, vom Geburtsvorgang, von der Zeit im Mutterleib, von gestern, wer weiß es? Was soll das Kleine denn tun, wenn nicht schreien?

Außerdem ist das Schreien für ein Baby extrem energieaufwändig. Wenn das Baby das also in Kauf nimmt, muss es ihm wichtig sein. Das Baby sollte lernen: „Wenn ich schreie, sind Mama und Papa sofort für mich da.“ Dann wird es im Vertrauen auf diesen sicheren Schutz mehr und mehr wagen, die Eindrücke, die ihm Unbehagen machen, einen Augenblick zuzulassen und zu erforschen. Und so beginnen, seine Welt zu entdecken, lange bevor es krabbeln und sprechen kann.

Was passiert aber, wenn die Eltern nicht jedesmal kommen, wenn das Baby schreit? Im schlimmsten Fall wird das Vertrauen in die Eltern, den elterlichen Schutz zerstört oder gar nicht erst entstehen, und welche Auswirkungen das für das heranwachsende Kind und seine Bindungsfähigkeit hat, kann sich jeder vorstellen. Vermutlich aber werden die meisten Eltern das Geschrei nicht lange untätig ertragen und eben jedesmal nach einer Weile zum Baby gehen. Und das Baby lernt: „Wenn ich nur lange und erbärmlich genug schreie, dann kommt endlich jemand.“ Vom Tyrannentum ist das weit entfernt, aber der Zustand wird so logischerweise für alle Beteiligten nur schlimmer.

Ein Kleinkind kann im Rahmen seines Horizontes allmählich erklärt bekommen, warum Mama und Papa schon einmal einen Augenblick brauchen, bis sie auf das Rufen hin zum Kind kommen können, ohne an seiner Seele Schaden zu nehmen. Ein älteres Kind mag hier und da auch Weinen und Schreien als Druckmittel einzusetzen lernen. Das lässt sich aber unter Eltern und Kindern verbalisieren – solange das nicht möglich ist, weil das Kind so weit noch nicht ist, ist es also richtig und notwendig, dass Eltern das Weinen und Schreien ihres Kindes ernst nehmen und sofort reagieren, auch, wenn das sicher oft anstrengend sein mag.“

Neugeborene müssen in der Tat viel Energie dafür aufwenden, ihre Temperatur zu halten. Daher sind Söckchen und Mützchen sicher angeraten, gerade über die große Kopfoberfläche verlieren Babys leicht Wärme.

Allerdings sind reifere Babys genauso unterschiedlich wie größere Menschen – die einen frieren leicht, den anderen ist schnell zu warm. Mit der Zeit wirst du herausfinden, was deinem Baby gut tut. Manche Babys frieren schnell und brauchen immer eine zusätzliche Schutzschicht an Kleidung, anderen ist eher schnell warm, sie sollte man nicht zu sehr einpacken. Eine Mützen-Vorschrift für Babys gibt es nicht, auch wenn die Kommentare der Mitwelt zu einem mützchenlosen Baby anderes vermuten lassen würde.

Wenn das Baby gern badet: Prima! Seife oder Schampoo braucht es allerdings noch lange nicht.

Wenn das Baby nicht gern badet: Das ist kein Weltuntergang. Du kannst es auch einfach waschen, außer im Windelbereich werden Babys ja ohnehin nicht sonderlich dreckig. Wenn ein Baby doch mal ein Bad sehr nötig haben sollte, mögen es viele Babys lieber, mit Mama oder Papa gemeinsam zu baden. Das fühlt sich sicherer an als alleine in der Babybadewanne. Manche Babys mögen auch die enge Begrenzung in einem Badeeimer. Andere werden nicht gern gebadet, mögen aber eine Dusche auf dem elternlichen Arm gern. Probier es einfach aus.

Und wenn das Baby länger wasserscheu ist, lass es einfach – es passiert deswegen auch nichts schlimmes.

…andernfalls sind sie nicht normal entwickelt.

Es ist wohl eines der größten Tabus, dass viele normal entwickelte Kinder erst später trocken und sauber werden. Wie bei jedem anderen Entwicklungsschritt auch gibt es hier eine breite Streuung: Unter 10% der Kinder erreichen bis zum Alter von 24 Monaten die vollständige Blasenkontrolle- und Darmkontrolle tagsüber, etwa 90% der Kinder erreichen sie bis zum Alter von vier Jahren.
Bis zum Alter von sechs Jahren sind etwa 85% der Mädchen und 75% der Jungen nachts trocken. (Vgl. Remo Largo, Babyjahre, München 10. Aufl. 2005, S. 471ff.) Die übrigen Kinder brauchen bis zum 8./9. Lebensjahr, um auch die nächtliche Blasenkontrolle zu erreichen.
Diese Reifeprozesse sind unabhängig davon, ob und wie das Kind gewickelt wird – ob es windelfrei ist, Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln trägt. Windelfreie Kinder signalisieren, aber sie könnten nicht ohne Hilfe ihrer Bezugspersonen rechtzeitig für ihre Sauberkeit sorgen.
Möglicherweise haben die Stimmen recht, die die Erfindung der Wegwerfwindel in Beziehung setzen zum späteren Trockenwerden heutiger Kinder im Vergleich mit früheren Generationen. Dies hängt aber vermutlich nicht nur mit einem trockeneren Gefühl in den Wegwerfwindeln zusammen, sondern auch mit einer Wandlung der Sauberkeitserziehung: Kindern wird heute in der Regel mehr Zeit für ihr eigenes Entwicklungstempo gelassen, wohl auch dank der Erfindung der Wegwerfwindel und der Waschmaschine.
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Es entwickelt sich nicht schneller, wenn das Trockenwerden forciert wird.