Junge Mütter bekommen bisweilen immer noch erzählt, wie schnell andere junge Mütter nach der Geburt wieder fit gewesen seien, sich um Familie und Haushalt gekümmert und ihren sonstigen Alltag wieder gewuppt hätten. Gerne werden diese Erzählungen – Unterton: Stell dich nicht so an! – auch noch garniert mit dem Hinweis darauf, dass „in anderen Ländern“ Frauen ja direkt nach der Geburt wieder „auf dem Feld arbeiten“ würden.

Nun gibt es Situationen von Armut und dem Zerbrechen von tragfähigen Sozialstrukturen, die Frauen in der Tat keine Wahl lassen, als sich möglichst schnell nach der Geburt wieder um ihren Lebensunterhalt zu kümmern. Aber dies ist kein Vorbild, es gefährdet die Gesundheit der Mutter auch langfristig, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur zu schnell wieder beansprucht wird und dauerhaft beeinträchtigt bleibt.

Das Frühwochenbett dauert etwa eine Woche nach der Geburt, das Spätwochenbett nochmal etwa fünf bis sieben Wochen länger. Und das hat auch seinen Sinn. Für eine gute Heilung der Geburtsverletzungen, für einen langsamen Wiederaufbau der Beckenbodenmuskulatur und für ein gutes Einspielen der Stillbeziehung zum Neugeborenen ist es sehr angeraten, sich im Frühwochenbett wirklich sehr zu schonen und auch im Spätwochenbett die Dinge langsam angehen zu lassen. Die hormonelle Umstellung ist groß, die körperliche Arbeit war strapaziös und auch der Beginn der Stillzeit kann durchaus anstrengend sein.

Besuch in den ersten Tagen nach der Geburt sollte deswegen keinesfalls erwarten, von der jungen Mutter bewirtet zu werden, sondern lieber selber Unterstützung anbieten.

Es ist wohl eines der am stärksten tabuisierten Dinge rund ums Kinderkriegen, dass nach der Geburt des Geschwisterchens die Liebe zum erstgeborenen Kind durchaus geringer erscheinen kann. Besonders Mütter sind auf die Pflege des hilflosesten Kindes eingestellt, und neben dem Baby wirkt das ältere Kind auf einmal schlagartig groß. Es ist normal, dass Müttern ihr erstgeborenes Kind fremd, störend, nicht liebenswert erscheinen kann, wenn sie das nächste Baby bekommen haben. Es macht nur Schuldgefühle, wenn dann rundum gesagt wird, dass natürlich nur die Liebe größer wird und Mütter problemlos sofort alle Kinder gleich lieben. Nein, wie alles, was mit Kindern zu tun hat, ist auch dies ein Prozess und braucht Zeit. Alle Familienmitglieder müssen sich erst wieder organisieren und neu zueinander finden. Dazu gehört auch, in der veränderten Beziehung zum erstgeborenen Kind die Liebe wieder zu entdecken.

Es hilft, dabei nachsichtig mit sich selbst zu sein: Es ist okay, dass es Zeit braucht, sich als Mutter eines größeren Kindes und eines Babys zurecht zu finden. Ebenso hilft es, sich schon im Vorfeld oder eben akut Hilfe und Unterstützung zu organisieren, gerade auch für das ältere Kind – oder zum Herumtragen des satten Babys, um Zeit für das erstgeborene Kind zu haben. Zeit, Geduld und Vertrauen helfen allermeistens, und nach einigen Wochen oder Monaten wird die Familie sich gefunden haben.

Viele Mütter haben Sorge, ob sie ihr zweites Kind genauso werden lieben können wie das erste. Die Vertrautheit mit dem ersten Kind scheint so einzigartig, dass für noch jemanden kein Platz zu sein scheint. Und so wie es normal ist, dass nach der Geburt des zweiten Kindes das erste plötzlich fremd erscheinen kann, so ist es auch normal, wenn es umgekehrt ist: dass man das zweite Kind nicht auf Anhieb genauso lieben kann wie das erste. Oder besser: scheinbar nicht so lieben kann.

Denn wenn man sich dann erinnert an die Babyzeit mit dem ersten Kind, so ist das damals ja nicht viel anders gewesen: Klar waren da große Gefühle, aber die Vertrautheit und Bindung mussten erst wachsen. Im Vergleich zum erstgeborenen Kind kann das durchaus irritieren. Darum ist genügend Zeit so wichtig, sich in aller Ruhe kennenzulernen, sich aneinander zu gewöhnen und miteinander vertraut zu werden. Die Bindung und die Liebe kommen dann noch. Siehe dazu auch: Mutterliebe ist Liebe auf den ersten Blick.

In vielen Kliniken ist es üblich, einen geplanten Kaiserschnitt zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin anzusetzen. Vorausgesetzt wird dabei, dass es für das Kind keinen Unterschied macht, ob es diese letzten Wochen noch im Bauch reift oder nicht.

Etwas eher geboren zu werden ist für die Kinder jedoch nicht von Vorteil, von Notfällen wie etwa einer Gestose natürlich abgesehen. Eine Beendigung der Schwangerschaft vor der 40. Woche (39+0) geht mit einem erhöhten Risiko einher, dass das Kind nach der Geburt beeinträchtigt ist. Der Verzicht darauf, geplante Kaiserschnitte deutlich vor Termin anzusetzen, senkt den Anteil der Neugeborenen erheblich, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen.

Auch bei einem geplanten Kaiserschnitt ist es in der Regel möglich und angeraten, den natürlichen Wehenbeginn abzuwarten.

Nach schweren Geburten bekommt frau das häufig zu hören. Unbestritten ist das auch ein äußerst wichtiger Punkt. Vergessen wird dabei nur, dass bei der Geburt noch jemand anwesend war: die Mutter. Jedes Erleben einer Geburt und eventueller geburtsmedizinischer Eingriffe ist individuell. Wenn die Geburt als Verlust über die körperliche Selbstbestimmung und Eingriffe als Gewalt erlebt wurden, dann ist das so, muss verarbeitet werden und darf nicht mit so einem leichten Spruch weggewischt werden. Zum Verarbeiten muss jede ihren eigenen Weg finden.

Sprüche wie „Hauptsache dem Kind geht es gut!“ und die Haltung dahinter können dazu beitragen, dass sich solche schlimmen, traumatisierenden Erlebnisse festsetzen, denn es geht nur noch um das – natürlich auch sehr wichtige – Wohlergehen des Kindes. Aber eine Frau, die eine Geburt nicht für sie adäquat verarbeiten kann, leidet u.U. noch jahrelang an einem Geburtstrauma. Das kann für das Kind und die Familie sehr nachhaltige negative Folgen haben.

So sieht es in vielen Babyratgebern aus – blütenweiße Bettwäsche, dezent geschminkte Mütter, zufriedene Babys. Aber das Wochenbett ist eine Zeit der Umstellung und Anpassung für alle Beteiligten. Manchmal müssen Geburtsverletzungen erst heilen, die Gebärmutter braucht Zeit, sich zurückzubilden, die Milchproduktion muss sich einpendeln, der kindliche Organismus sich auf Milchnahrung und Ausscheidung einstellen.

Die Folge: Besonders im Frühwochenbett sieht frau selten so aus wie auf den Fotos in den genannten Ratgebern. Netzunterhosen und Wochenbettbinden, sehr große, harte Brüste nach dem ersten Milcheinschuss, unkontrollierter Milchaustritt beim Schlafen und ein Baby, das seine Eltern beim Wickeln in vollem Schwung ankackt sind vielen Eltern bekannte Schattenseiten der ersten Zeit mit einem Neugeborenem.

Du brauchst Dich also nicht schlecht zu fühlen, wenn es bei Dir nach der Geburt nicht so aussieht wie in oben beschriebenem Idyll.

Oft, aber nicht immer. Meistens ist sie direkt da – aber bei immerhin 15% alles Mütter muss sie erst allmählich wachsen. Dafür ist ein ungestörtes Bonding so wichtig – mit Zeit, Ruhe und viel Körper- und Hautkontakt, bewusstem Ansehen des Kindes und viel Tragen, am besten an der frischen Luft.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Liebe nicht sofort da ist. Aber behandle Dein Baby liebevoll, so als wäre sie schon da.

Wenn die Bindung nach einigen Wochen immer noch gestört ist, sollte abgeklärt werden, ob es sich um eine postpartale Depression handelt. (Siehe hierzu den Link „Schatten und Licht“ in unseren Web-Tipps zur Geburt.)

Nein, das ist leider nicht grundsätzlich der Fall. Bei den meisten Geburten ist der Schmerz aber hinterher unwichtig geworden.

Eine als traumatisch erlebte Geburt kann die Mutter jedoch dauerhaft in ihrer Lebensqualität einschränken, und Sätze wie „es ist doch alles gut gegangen“ oder „Hauptsache, das Kind ist gesund“ helfen dann auch nicht weiter. In dem Fall ist eine Hebamme oder Ärztin, die sich in der Begleitung von geburtstraumatisierten Frauen auskennt, die richtige Ansprechpartnerin.

Diese Empfehlung ist nur ein halbes Ammenmärchen.

Sie gilt dann, wenn das Kind noch nicht fest im Becken eingestellt ist und daher tatsächlich die Nabelschnur nach dem Blasensprung abgedrückt werden kann. Bei Beckenendlagen ist das häufiger der Fall. Sitzt das Köpfchen fest im Becken, kann die Schwangere hingegen ganz beruhigt sein und sich auch nach Blasensprung normal bewegen. Gegen Ende der Schwangerschaft solltest Du daher Hebamme, Ärztin oder Arzt bei der Lagebestimmung des Kindes fragen, wie das Kind im Becken sitzt

Gilt nur dann, wenn es für den ersten Kaiserschnitt körperliche Ursachen gab, die gleich geblieben sind, wie etwa ein verformtes inneres Becken. Das Risiko für einen weiteren Kaiserschnitt ist erhöht, aber dieser folgt nicht zwingend. Eine Einleitung der Geburt sollte nach Kaiserschnitt nur erfolgen, wenn es wirklich unvermeidlich ist, weil das Risiko einer Gebärmutterruptur dann erhöht ist.

Ein klassisches Ammenmärchen. Eine Krankenhaus-Geburt bringt andere Risiken mit sich als eine außerklinische Geburt, in der Summe sind beide etwa gleich hoch. Die Statistiken der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe belegen die im Vergleich zur Krankenhausgeburt nicht erhöhten Gefahren einer außerklinischen Geburt.

Zu Hause oder im Geburtshaus ist die medizinische Ausstattung begrenzt auf das, was die Hebamme mitbringt, und wenn kein Arzt hinzugezogen wird, kann die Geburt im Notall nicht operativ beendet werden, sondern muss dafür verlegt werden.

Dies wird aufgewogen durch eine garantierte 1:1-Betreuung, bei der die Hebamme sich abzeichnende Schwierigkeiten im Geburtsverlauf früher feststellen kann als bei sporadischen Untersuchungen, und in der Regel durch eine weniger gestresste oder verängstigte Gebärende. Stress, Angst, Ortswechsel und ein Gefühl von Unsicherheit und Ausgeliefertsein sind gewichtige Störfaktoren in einem Geburtsverlauf.

Dies heißt natürlich nicht, dass alle Frauen, die im Krankenhaus gebären, gestresst und verängstigt wären; aber bei dejenigen, für die die Situation im Krankenhaus belastend ist, kann sie den Geburtsverlauf erschweren. Jede Frau braucht für die Geburt den Ort, wo sie sich sicher fühlen kann.

Noch wichtiger als der Ort ist allerdings die Betreuung an diesem Ort.