Junge Mütter bekommen bisweilen immer noch erzählt, wie schnell andere junge Mütter nach der Geburt wieder fit gewesen seien, sich um Familie und Haushalt gekümmert und ihren sonstigen Alltag wieder gewuppt hätten. Gerne werden diese Erzählungen – Unterton: Stell dich nicht so an! – auch noch garniert mit dem Hinweis darauf, dass „in anderen Ländern“ Frauen ja direkt nach der Geburt wieder „auf dem Feld arbeiten“ würden.
Nun gibt es Situationen von Armut und dem Zerbrechen von tragfähigen Sozialstrukturen, die Frauen in der Tat keine Wahl lassen, als sich möglichst schnell nach der Geburt wieder um ihren Lebensunterhalt zu kümmern. Aber dies ist kein Vorbild, es gefährdet die Gesundheit der Mutter auch langfristig, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur zu schnell wieder beansprucht wird und dauerhaft beeinträchtigt bleibt.
Das Frühwochenbett dauert etwa eine Woche nach der Geburt, das Spätwochenbett nochmal etwa fünf bis sieben Wochen länger. Und das hat auch seinen Sinn. Für eine gute Heilung der Geburtsverletzungen, für einen langsamen Wiederaufbau der Beckenbodenmuskulatur und für ein gutes Einspielen der Stillbeziehung zum Neugeborenen ist es sehr angeraten, sich im Frühwochenbett wirklich sehr zu schonen und auch im Spätwochenbett die Dinge langsam angehen zu lassen. Die hormonelle Umstellung ist groß, die körperliche Arbeit war strapaziös und auch der Beginn der Stillzeit kann durchaus anstrengend sein.
Besuch in den ersten Tagen nach der Geburt sollte deswegen keinesfalls erwarten, von der jungen Mutter bewirtet zu werden, sondern lieber selber Unterstützung anbieten.