Nachdem mein Mann die letzten 1 1/2 Wochen der Schwangerschaft zu Hause gewesen war und wir auf das Baby gewartet hatten, war irgendwie klar, daß es dann kommt, wenn Papa wieder arbeiten muss.
Am Vormittag vor dem Geburtstag hatte ich mal etwas Blut am Toilettenpapier. Allerdings war es nicht frisch und hellrot, eher dunkel und alt. Ich sagte noch zu meinem Mann, dass es vielleicht heute noch was werden könnte, sofern das Blut wirklich vom Muttermund käme.
Zu seiner ersten Arbeitsnacht (ja, mein Mann ist reine Nachteule auf Arbeit), habe ich mir einen ruhigen Abend mit einer netten DVD gemacht und bin 22 Uhr ins Bett gegangen. Nur ganz leichte Wehen, nichts, was auf irgendwas hingedeutet hätte. Ich bin wunderbar eingeschlafen. Genau 0:30 werde ich von einer sehr schmerzhaften Wehe wach und habe zu tun, diese im liegen irgendwie zu bewältigen. Danach schnell raus aus dem Bett und rauf aufs Klo. Nun war der Darm mit seiner Aufgabe dran. Und zwischenrein immer wieder Wehen von ca. 30 sek., die ich schon veratmen mußte. Aber im Großen und Ganzen ging das noch recht gut.
Dann habe ich als erstes meinem Mann auf der Arbeit angerufen, daß er heimkommen sollte. Und er sagte, er könne seinen neuen Kollegen nicht allein lassen, weil der noch überhaupt nicht eingearbeitet sei. Aber er versuche einen Kollegen vom Früdienst zu erreicht, der gleich kommen sollte. Na toll! dachte ich. Dann rief ich die Hebamme an. Sie wollte sich sofort auf den Weg machen, da ich nicht sagen konnte, wie groß die Abstände zwischen den Wehen waren. Mal waren sie 3 min, dann wieder 7 min, so ungefähr. Nun mußte ich noch meine Eltern anrufen, damit jemand da wäre, falls mein Mann doch nicht von der Arbeit weg käme. Und meine Mutter wollte auch kommen, als Ersatz.
Immer wenn ich mal eine größere Wehenpause hatte und vom Klo runter kam, habe ich schon geräumt, damit nachher Platz wäre. Kann man vorher ja schlecht einschätzen. Und ich habe das Sofa „wasserfest“ gemacht. Als erstes war meine Mutti da, kurz nach 1 Uhr. Im Anschluss kam gleich noch die Hebamme. Da waren die Wehen schon so, dass ich mich voll drauf konzentrieren musste und nichts mehr nebenbei machen konnte. Ein Anruf kam dann gleich noch von meinem Mann, dass er kommt, aber erst in etwa einer Stunde.
Ich stand dann am Esstisch im Wohnzimmer und habe Wehe um Wehe veratmet und vertönt. Das Kreuzbein schmerzte mir heftig und der Unterbauch schien so straff gespannt zu sein in jeder Wehe, als wolle er auseinander reißen. Die Hebamme hat mir dann mit Geburtsöl den Steiß massiert, was die Wehen erträglicher machte. Gegen 1:45 Uhr wollte sie nach dem Muttermund schauen. Aber beim ersten Versuch bin ich sofort wieder vom Sofa aufgesprungen, weil ich im Liegen keine Wehe ertragen konnte. Bem zweiten Versuch meinte sie dann, dass der Muttermund schon bei 7cm sei. Wie bitte?!?, dachte ich, schon?!? Die Hebamme versuchte dann nochmal die Herztöne des Babys zu erwischen, aber der Bauch war quasi schon dauerhart. Sie hat mir dann einen Platz vor dem Sofa gerichtet und bat mich, dort hin zu knien, da ich kaum noch Kraft in den Beinen hatte. Alles an mir zitterte. Die Arme kribbelten, da ich kaum noch zum durchatmen kam. Also versucht ich eine der kurzen Wehenpausen zu nutzen und die zwei Schritte vors Sofa zu machen. Dort angekommen spürte ich auch schon den Drang des Mitdrückens. Es muß kurz nach 2 Uhr gewesen sein. Die Hebamme gab auch grünes Licht fürs Mitdrücken. Und dann kam endlich mein Mann. Schnell rein in die warme Stube, etwas ausgezogen und dann hat er mir den Steiß weiter massiert. Und ich musste echt schon kräftig mitdrücken. Mit jeder Wehe musste ich mich aufrichten, so als ob sich Baby Platz schaffte, um durchs Becken rutschen zu können. Die Hebamme sagte, ich solle mal fühlen. In der Scheide könne man schon das Köpfchen sehen und spüren. Habe ich getan. Und es war ganz weich. Und dann merkte ichs ganz deutlich, wie sich Babys Kopf durch die Scheide zwang und in den kurzen Wehenpause immer wieder ein Stück zurück flutschte. Aber dann habe ich nur noch gepresst. Und der Kopf rutschte Stück für Stück tiefer Richtung Ausgang. Und dann war er mit einem Flutsch raus, der Kopf. Und ich dachte noch, Scheiße brennt das, da werden wohl wieder die Schamlippen gerissen sein, wie bei der Großen. Der Kopf war raus und Hebi meinte, sie macht den Rest. Ich brauchte nur noch wenig mitschieben, bis der kleine Kerl kompett raus war.Da lag er nun, zwischen meinen Beinen, die Fruchthülle um sich, wie ein Mantel. Und dann kam der erste Schrei! Sehr dezent! Und dann war Ruhe. Ich lehnte vornaufgelegt auf dem Sofa und lauschte einfach nur. es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der nächste Schrei kam. Aber er kam und auch etwas kräftiger. Die Hebamme gab meinem Mann Anweisungen, wie er sich setzen solle, damit ich mich nach hinten bei ihm anlehen könnte und das Baby auf den Bauch zu mir könnte. Gesagt, getan. Ich weiß noch, daß ich dachte, man hat er aber dunkle Haare, als er auf meinem Bauch lag. Die Hebamme war plötzlich etwas fuchtig, da sich die Plazenta schon ankündigte. Sie rutschte einfach aus mir raus, viel schneller als die Hebamme erwartet hatte. Nun wurde die Nabelschnur abgeklemmt und ich schnitt sie durch. Das ging ganz leicht, völlig ohne Schnurpsen, wie ich es bei der Großen in Erinnerung hatte.
Geschafft! Da liegt nun dieser kleine Wurm auf meinem Bauch. Und vor nicht mal 2 Stunden hatte ich die erste Wehe. Die Hebamme packte mich noch untenrum wasserfest ein und dann zogen wir aufs Sofa um und kuschelten.
Meine Mutti hat tapfer durchgehalten. Sie war völlig entsetzt, als wir ihr im Vorfeld von der geplanten Hausgeburt erzählten. Sie konnte unsere Entscheidung nicht verstehen. Um so stolzer bin ich jetzt auf sie, dass sie dabei war, auch wenn sie fast nur in der Ecke gesessen hat und, laut meinem Mann, kaum hinsehen konnte, als Baby kam. Im Nachhinein hat sie sich mit meiner Schwiegermutter unterhalten und gemeint, wie faszinierend alles war. Und wie ordentlich und problemlos alles gelaufen ist. Ich glaube, mittlerweile ist sie stolz, dass sie dabei war, als ihr Enkelsohn geboren wurde.
Die Hebamme erzählte mir neben der Schreibarbeit, dass das Baby die Fruchthülle noch komplett über hatte und diese nur im Bereich des Gesichtes aufgerissen war. Und dabei kann sich niemand erinnern, dass ich irgendwie, irgendwo, irgendwann Fruchtwasser verloren hätte. Selbst mir ist nicht bewusst, dass es wahrscheinlich bei einem Toilettengang am Beginn abgegangen ist.
Die Schamlippen sind nicht gerissen, der Damm ebenfalls nicht. Nur die Scheide hat einpaar kleinere Schürfwunden, die aber nicht genäht werden mussten. Also auch soweit ist alles glimpflich abgelaufen.
Die technischen Daten noch: 2:23 geboren, 3700g schwer, 49cm lang, KU 36cm.
Mein Mann hat bereits zwei Tage nach der Geburt zu unserer Hebamme gemeint, dass wir uns dann mal schon aufs dritte Kind vorbereiten, weil jetzt alles so easy war. Ich hatte große Augen und die Hebamme auch. Aber ein Thema ist es schon noch bei uns. Aber nicht jetzt!