Erfahrungen und Rabeneltern-Tipps: Geburt

Nachdem mein Mann die letzten 1 1/2 Wochen der Schwangerschaft zu Hause gewesen war und wir auf das Baby gewartet hatten, war irgendwie klar, daß es dann kommt, wenn Papa wieder arbeiten muss.
Am Vormittag vor dem Geburtstag hatte ich mal etwas Blut am Toilettenpapier. Allerdings war es nicht frisch und hellrot, eher dunkel und alt. Ich sagte noch zu meinem Mann, dass es vielleicht heute noch was werden könnte, sofern das Blut wirklich vom Muttermund käme.

Zu seiner ersten Arbeitsnacht (ja, mein Mann ist reine Nachteule auf Arbeit), habe ich mir einen ruhigen Abend mit einer netten DVD gemacht und bin 22 Uhr ins Bett gegangen. Nur ganz leichte Wehen, nichts, was auf irgendwas hingedeutet hätte. Ich bin wunderbar eingeschlafen. Genau 0:30 werde ich von einer sehr schmerzhaften Wehe wach und habe zu tun, diese im liegen irgendwie zu bewältigen. Danach schnell raus aus dem Bett und rauf aufs Klo. Nun war der Darm mit seiner Aufgabe dran. Und zwischenrein immer wieder Wehen von ca. 30 sek., die ich schon veratmen mußte. Aber im Großen und Ganzen ging das noch recht gut.

Dann habe ich als erstes meinem Mann auf der Arbeit angerufen, daß er heimkommen sollte. Und er sagte, er könne seinen neuen Kollegen nicht allein lassen, weil der noch überhaupt nicht eingearbeitet sei. Aber er versuche einen Kollegen vom Früdienst zu erreicht, der gleich kommen sollte. Na toll! dachte ich. Dann rief ich die Hebamme an. Sie wollte sich sofort auf den Weg machen, da ich nicht sagen konnte, wie groß die Abstände zwischen den Wehen waren. Mal waren sie 3 min, dann wieder 7 min, so ungefähr. Nun mußte ich noch meine Eltern anrufen, damit jemand da wäre, falls mein Mann doch nicht von der Arbeit weg käme. Und meine Mutter wollte auch kommen, als Ersatz.

Immer wenn ich mal eine größere Wehenpause hatte und vom Klo runter kam, habe ich schon geräumt, damit nachher Platz wäre. Kann man vorher ja schlecht einschätzen. Und ich habe das Sofa „wasserfest“ gemacht. Als erstes war meine Mutti da, kurz nach 1 Uhr. Im Anschluss kam gleich noch die Hebamme. Da waren die Wehen schon so, dass ich mich voll drauf konzentrieren musste und nichts mehr nebenbei machen konnte. Ein Anruf kam dann gleich noch von meinem Mann, dass er kommt, aber erst in etwa einer Stunde.

Ich stand dann am Esstisch im Wohnzimmer und habe Wehe um Wehe veratmet und vertönt. Das Kreuzbein schmerzte mir heftig und der Unterbauch schien so straff gespannt zu sein in jeder Wehe, als wolle er auseinander reißen. Die Hebamme hat mir dann mit Geburtsöl den Steiß massiert, was die Wehen erträglicher machte. Gegen 1:45 Uhr wollte sie nach dem Muttermund schauen. Aber beim ersten Versuch bin ich sofort wieder vom Sofa aufgesprungen, weil ich im Liegen keine Wehe ertragen konnte. Bem zweiten Versuch meinte sie dann, dass der Muttermund schon bei 7cm sei. Wie bitte?!?, dachte ich, schon?!? Die Hebamme versuchte dann nochmal die Herztöne des Babys zu erwischen, aber der Bauch war quasi schon dauerhart. Sie hat mir dann einen Platz vor dem Sofa gerichtet und bat mich, dort hin zu knien, da ich kaum noch Kraft in den Beinen hatte. Alles an mir zitterte. Die Arme kribbelten, da ich kaum noch zum durchatmen kam. Also versucht ich eine der kurzen Wehenpausen zu nutzen und die zwei Schritte vors Sofa zu machen. Dort angekommen spürte ich auch schon den Drang des Mitdrückens. Es muß kurz nach 2 Uhr gewesen sein. Die Hebamme gab auch grünes Licht fürs Mitdrücken. Und dann kam endlich mein Mann. Schnell rein in die warme Stube, etwas ausgezogen und dann hat er mir den Steiß weiter massiert. Und ich musste echt schon kräftig mitdrücken. Mit jeder Wehe musste ich mich aufrichten, so als ob sich Baby Platz schaffte, um durchs Becken rutschen zu können. Die Hebamme sagte, ich solle mal fühlen. In der Scheide könne man schon das Köpfchen sehen und spüren. Habe ich getan. Und es war ganz weich. Und dann merkte ichs ganz deutlich, wie sich Babys Kopf durch die Scheide zwang und in den kurzen Wehenpause immer wieder ein Stück zurück flutschte. Aber dann habe ich nur noch gepresst. Und der Kopf rutschte Stück für Stück tiefer Richtung Ausgang. Und dann war er mit einem Flutsch raus, der Kopf. Und ich dachte noch, Scheiße brennt das, da werden wohl wieder die Schamlippen gerissen sein, wie bei der Großen. Der Kopf war raus und Hebi meinte, sie macht den Rest. Ich brauchte nur noch wenig mitschieben, bis der kleine Kerl kompett raus war.Da lag er nun, zwischen meinen Beinen, die Fruchthülle um sich, wie ein Mantel. Und dann kam der erste Schrei! Sehr dezent! Und dann war Ruhe. Ich lehnte vornaufgelegt auf dem Sofa und lauschte einfach nur. es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der nächste Schrei kam. Aber er kam und auch etwas kräftiger. Die Hebamme gab meinem Mann Anweisungen, wie er sich setzen solle, damit ich mich nach hinten bei ihm anlehen könnte und das Baby auf den Bauch zu mir könnte. Gesagt, getan. Ich weiß noch, daß ich dachte, man hat er aber dunkle Haare, als er auf meinem Bauch lag. Die Hebamme war plötzlich etwas fuchtig, da sich die Plazenta schon ankündigte. Sie rutschte einfach aus mir raus, viel schneller als die Hebamme erwartet hatte. Nun wurde die Nabelschnur abgeklemmt und ich schnitt sie durch. Das ging ganz leicht, völlig ohne Schnurpsen, wie ich es bei der Großen in Erinnerung hatte.

Geschafft! Da liegt nun dieser kleine Wurm auf meinem Bauch. Und vor nicht mal 2 Stunden hatte ich die erste Wehe. Die Hebamme packte mich noch untenrum wasserfest ein und dann zogen wir aufs Sofa um und kuschelten.

Meine Mutti hat tapfer durchgehalten. Sie war völlig entsetzt, als wir ihr im Vorfeld von der geplanten Hausgeburt erzählten. Sie konnte unsere Entscheidung nicht verstehen. Um so stolzer bin ich jetzt auf sie, dass sie dabei war, auch wenn sie fast nur in der Ecke gesessen hat und, laut meinem Mann, kaum hinsehen konnte, als Baby kam. Im Nachhinein hat sie sich mit meiner Schwiegermutter unterhalten und gemeint, wie faszinierend alles war. Und wie ordentlich und problemlos alles gelaufen ist. Ich glaube, mittlerweile ist sie stolz, dass sie dabei war, als ihr Enkelsohn geboren wurde.

Die Hebamme erzählte mir neben der Schreibarbeit, dass das Baby die Fruchthülle noch komplett über hatte und diese nur im Bereich des Gesichtes aufgerissen war. Und dabei kann sich niemand erinnern, dass ich irgendwie, irgendwo, irgendwann Fruchtwasser verloren hätte. Selbst mir ist nicht bewusst, dass es wahrscheinlich bei einem Toilettengang am Beginn abgegangen ist.

Die Schamlippen sind nicht gerissen, der Damm ebenfalls nicht. Nur die Scheide hat einpaar kleinere Schürfwunden, die aber nicht genäht werden mussten. Also auch soweit ist alles glimpflich abgelaufen.

Die technischen Daten noch: 2:23 geboren, 3700g schwer, 49cm lang, KU 36cm.

Mein Mann hat bereits zwei Tage nach der Geburt zu unserer Hebamme gemeint, dass wir uns dann mal schon aufs dritte Kind vorbereiten, weil jetzt alles so easy war. Ich hatte große Augen und die Hebamme auch. Aber ein Thema ist es schon noch bei uns. Aber nicht jetzt!

Hausgeburt – für mich ein persönliches und umfangreiches Thema, nicht umsonst kann man ganze Bücher damit füllen.

Die Gründe, überhaupt über eine Hausgeburt nachzudenken, sind vielfältig. Manch einer möchte sich einfach nicht der Krankenhausatmosphäre an sich aussetzen, der Routine dort oder den vorschnellen medizinischen Eingriffen. Ich möchte zudem nicht in der Situation sein, dass mir jemand Vorschriften macht: Zur Position oder Gebärhaltung – erst recht möchte ich nicht auf dem Rücken liegen und mein Kind so zur Welt bringen müssen, nur weil ein Arzt sich nicht bücken möchte -, zu meinem Ess- oder Trinkverhalten, zum Zeitpunkt und der Art des Pressens/Schiebens.

Vielleicht setzt man gedanklich das Krankenhaus auch mit Krank sein gleich. Betritt man doch normalerweise das Krankenhaus nur, um jemand zu besuchen, dort zu arbeiten oder sich von einer Krankheit heilen zu lassen. Geburt ist hier die einzige Ausnahme, in der man in gesundem Zustand ein Krankenhaus aufsucht.

Unverständlich für mich, ist doch die Geburt in meinen Augen gerade die Situation, in der man Geborgenheit am ehesten braucht. Krankenhaus bedeutet ja auch immer eine Verbindung mit unangenehmen, schicksalhaften Ereignissen und schlimmen Erkrankungen. Und doch ist es gesellschaftlich üblich im Krankenhaus zu gebären, und das nicht nur in Deutschland. Dennoch gibt es genug Frauen, die ihre Geborgenheit zu Hause brauchen, um entspannt in eine Geburt gehen zu können. Sie möchten mit sich sein und höchstens mit vertrauten Personen diese Situation erleben oder abgeschirmt alleine – wissend, dass die Hebamme im Nebenzimmer erreichbar ist.

Wie gesagt, die Gründe der jeweiligen Frauen sind genauso vielfältig wie auch persönlich. Dennoch dürften sie alle eines gemeinsam haben: Das Bedürfnis selbstbestimmt zu gebären und nicht vielleicht unnötigen medizinischen Eingriffen ausgeliefert zu sein.

Wie öffentlich eine Frau zu dieser Entscheidung stehen kann, hängt wohl stark davon ab, in welchem Umfeld sie lebt. Der Mythos der sicheren Krankenhausgeburt geistert in vielen Köpfen herum. Es ist das Bild, mit dem wir aufwachsen. Ob im Fernsehen, im Bekanntenkreis, in gängiger Literatur, Zeitschriften und im Schulunterricht – es begegnet uns in der Regel nur die „sichere“ und medizinisch unterstützte Krankenhausgeburt. Ich bin mir sicher, es gäbe mehr Hausgeburten und mehr Verständnis dafür im Umfeld, wären wir in den Medien und in der Erziehung hauptsächlich mit Hausgeburten konfrontiert.

Tatsächlich ist die „sichere“ Krankenhausgeburt ein Mythos. Sicher ist sie nur insofern, als natürlich ein OP-Saal in greifbarer Nähe ist, Ärzte da sind, die in Notsituationen, sofern sie diese frühzeitig erkennen, schnell eingreifen können. Das möchte ich auch überhaupt nicht bestreiten. Was jedoch oft unbedacht bleibt, ist die Tatsache, dass die meisten dieser Komplikationen durch Eingriffe der Ärzte in das Geburtsgeschehen überhaupt erst entstehen. Michel Odent beschreibt in „Geburt und Stillen“, dass laut seiner Erfahrung in erster Linie die Einhaltung von „privacy“ (das sich annähernd mit dem Umstand übersetzen lässt, dass sich die Frau nicht beobachtet fühlt) die Hauptvoraussetzung dafür ist, dass eine Geburt komplikationslos verlaufen kann. Dies würde bedeuten, dass eine Frau während der gesamten Geburt unbeobachtet die Positionen einnehmen kann, die sie möchte, das Verhalten an den Tag legen kann, nach dem ihr ist und sich zurückziehen kann, um in ihre „Welt der Geburt“ abtauchen zu können, um sich ihr hinzugeben. Genauer würde das in der Krankenhausgeburt bedeuten, dass die Frau ihr Zimmer abschließen kann (ganz ehrlich: welcher Arzt würde das zulassen??), nicht vaginal untersucht wird und selber entscheiden kann, wann sie und auch ihr Kind soweit sind, es aus ihrem Körper schieben zu wollen.

Zusätzlich beschreibt Michel Odent, dass der Geburtsvorgang ein Hirnvorgang ist, durch den Teile des primitiven Gehirns aktiviert werden. Dadurch werden Hormone ausgeschüttet, die für wirksame Gebärmutterkontraktionen zuständig sind. Demgegenüber steht das uns zu Rationalität und Wissenschaftlichkeit befähigende neue Hirn, das Neokortex. Erleben wir Hemmungen während der Geburt, gehen diese vom Neokortex aus. Die Ausschüttung der Hormone während der Geburt bewirkt ursprünglich eine Reduzierung der Aktivität des neuen Gehirns. Allerdings kann das Neokortex auch während der Geburt jederzeit stimuliert und angeregt werden, z. B. durch Fragen, die man der Gebärenden stellt. Muss sie dabei nachdenken, entspricht dies schon einer Stimulation, die sich hemmend auf den Geburtsvorgang auswirkt. Diese Situationen erleben wir im Krankenhaus oft. Allein schon bei der Aufnahme sind Verwaltungsdinge zu erledigen, Ärzte stellen sich vor, fragen, manchmal sogar mehrmals unter der Geburt. Krankenschwestern und Hebammen tun das ebenso. Der Frau wird also auch hier das Abtauchen in ihre eigene Welt erschwert. Ihr Neokortex wird so in regelmäßigen Abständen aktiviert und stellt sich den Aktivitäten des primitiven Gehirns, also dem Ausschütten der Hormone, hemmend entgegen.

Wie schon beschrieben bewirkt das Ausschütten der Hormone wirksame Gebärmutterkontraktionen. Es lässt sich schlussfolgern, dass die Stimulation des Neokortex einen Geburtsvorgang erheblich verlängern, ihn auch zum Stillstand bringen kann. Womöglich erklärt das, warum im Krankenhaus wehenfördernde Medikamente vermehrt zum Einsatz kommen. Oder auch wehenhemmende, wenn zwar Kontraktionen vorhanden und auch schmerzhaft sind, aber durch die Anregung des Neokortex – und somit Hemmung des primitiven Gehirns – nicht wirksam sind. Die Gabe von Medikamenten stellt wiederum einen erneuten Eingriff in den Geburtsvorgang dar. Es entsteht ein Kreislauf, der nichts mehr mit der ursprünglichen Geburt zu tun hat und der letzten Endes in einem Kaiserschnitt enden kann.

Wobei hier ganz klar auch gesagt werden muss, dass der Kaiserschnitt an sich eine bahnbrechende Entwicklung ist – was den Notfall betrifft. Natürlich möchte ich den Kaiserschnittes an sich nicht schlecht reden, denn er kann Leben von Mutter und Kind retten. Ich möchte jedoch zu bedenken geben, dass es höchst wahrscheinlich wesentlich weniger Kaiserschnitte gäbe, wenn diese Notsituationen nicht erst durch die Missachtung von privacy und durch Neokortexaktivierungen hervorgerufen würde.

Das ist für mich der absurde Teil der Geburtshilfe. Der medizinische Eingriff im Krankenhaus zieht in vielen Fällen einen Kaiserschnitt nach sich, für den wir dann wiederum zu Recht dankbar sind, weil er unser und das Leben unseres Kindes gerettet hat. Das wiederum führt dazu, dem Kaiserschnitt eine Bedeutung zuzuschreiben, die er eigentlich nicht hat und verführt dazu, Hausgeburten per se als gefährlich anzusehen. Tatsächlich aber wäre der Kaiserschnitt in den meisten Fällen gar nicht nötig gewesen, wären alle Bedingungen für eine Geburt nach Odent erfüllt worden.

Für mich sind Hausgeburten die sichere Alternative zur Geburt im Krankenhaus. Ich kann mich darauf verlassen, dass sich eine gute Hausgeburtshebamme mit den Bedingungen für eine komplikationslose Geburt auseinandergesetzt hat und sie bewahren wird. Eine gute Hausgeburtshebamme kann echte Komplikationen erkennen und mich rechtzeitig in ein Krankenhaus verweisen. Man darf nicht vergessen, dass auch bei einer Krankenhausgeburt sich die Notwendigkeit eines Kaiserschnittes erkennbar anbahnt. Es vergeht auch im Krankenhaus Zeit bis die endgültige Entscheidung zur OP vorliegt. Diese Zeit hat auch eine Hausgeburtshebamme, bei der die „Antennen“ für ein rechtzeitiges Erkennen von Notsituationen aktiviert sind.

Zusätzlich zu diesen zwei wichtigen Umständen – der Achtung der privacy und der Nicht-Stimulation des Neokortex – gibt es noch einen weiteren wichtigen Umstand, der über eine komplikationslose Geburt entscheidet: Der Ort, an dem Frauen gebären. Menschen sind Säugetiere, die Urinstinkte zur Gefahrenwitterung besitzen, und somit in der Lage, eine Geburt zu stoppen oder zu beschleunigen. Wir brauchen einen Ort, an dem wir uns sicher im Sinne der privacy fühlen, um gebären zu können. Fühlen wir uns unsicher, sind wir in der Lage, den Muttermund wieder zu schließen, um uns und unser Kind zu beschützen. Das kann eine Geburt immens verzögern und verlängern. Ebenso sind wir in der Lage, den Muttermund in kürzester Zeit komplett zu öffnen, um unser Kind zu gebären, wenn wir „Gefahr wittern“ und die Geburt zu fortgeschritten ist, um sie zu stoppen. Michel Odent spricht hier vom „Fötus–Ausscheide-Reflex“, der z. B. in Kraft tritt, wenn wir uns am Ende der Geburt erschrecken oder ängstigen. Ich selber habe ihn bei meiner ersten, abgebrochenen Hausgeburt im Krankenhaus erlebt, als mein Muttermund bei 6 cm war und der Arzt eine PDA legen wollte für den Kaiserschnitt. Da ich diesen überhaupt nicht wollte, rutschte ich, soweit es mir möglich war, ständig vom Arzt weg und schrie mehr, als dass ich sagte, ich krieg jetzt mein Kind so. Es war ihm unmöglich, die PDA zu setzen und tatsächlich ging mein Muttermund schlagartig auf und fünf Minuten später kam meine Tochter sehr rasant zur Welt. Der „Fötus–Ausscheide-Reflex“ kann die Frau vor medizinischen Einfgriffen regelrecht bewahren, wenn sie sich schon nichts mehr sehnlicher wünscht, als das Kind zu gebären. Umgekehrt ist die Schließung des Muttermundes, wenn es zu früh für die Geburt ist, eine verzögernde Angelegenheit sein, die im Krankenhaus medizinische Eingriffe zur Folge haben kann. Meiner Meinung nach ist der Ort, an dem wir uns am sichersten fühlen unser Zuhause, sofern wir uns ungestört zurückziehen und uns der Geburt hingeben können.

Für mich ist aus Erfahrung mit meinen Geburten wichtig geworden, mich mit mir und meinen Hemmungen auseinander zu setzen. Wir alle sind gesellschaftlich geprägt. Keiner von uns würde öffentlich urinieren oder Kot ausscheiden, einfach so während andere zuschauen. Unser vom Gehirn gelenkte Schließmuskel würde im Normalfall eine ausreichende Entspannung gar nicht zulassen. Übrigens ist auch diese Lenkung des Schließmuskels dem Neokortex zuzuordnen, da die vollständige Kontrolle darüber erst später nach der Geburt ausgereift ist. Somit ist auch ein Nicht-Öffnen des Schließmuskels eine Stimulation des Neokortex und somit ein Hemmnis einer komplikationslosen Geburt.

Ich kann mich gut an meine zweite Geburt (eine Hausgeburt) erinnern, während der sich die Austreibungsphase hinzog, weil ich genau wusste, dass ich eigentlich Kot ausscheiden muss. Ich habe mich geschämt! Infolgedessen hab ich den Beckenboden angespannt, was dem Gebären entgegenwirkte. Erst als ich es akzeptiert habe, konnte ich mein Kind gebären. Wäre ich wirklich allein gewesen, hätte ich keinen Grund gehabt, mich zu schämen. Wäre ich nicht zu Hause gewesen, sondern im Krankenhaus, hätte sich die Geburt sicherlich noch weiter hinausgezögert. Es ist nun mal etwas anderes, ob der Partner und eine seit Jahren befreundete Hebamme anwesend sind oder ein mir fremdes Klinikteam. Gerade hier gewinnt für mich privacy an Bedeutung.

Wir alle erleben unsere gesellschaftlich geprägten Hemmungen. Um eine komplikationslose Hausgeburt erleben zu können, kommen wir meiner Meinung nach nicht umhin, uns mit unseren Hemmungen auseinander zu setzen. Es sei denn, wir möchten völlig alleine entbinden und somit unseren Bedürfnissen freien Lauf lassen können.

Für die Versorgung eines Dammrisses tut eine Spülung gut: lauwarmes Wasser mit Totes Meer-Salz sowie ein paar Tropfen Lavendelöl

„Kühlakkus“ bei Dammverletzungen: Eine Binde leicht nass machen, etwas Calendulaöl oder Olivenöl oder „Retterspitz Äußerlich“ drauftropfen und ab ins Gefrierfach. Später gefroren verwenden.

Richtiges Sitzen nach einem Dammriss oder -schnitt: Immer die Beine/Knie fest zusammendrücken, Beckenboden anziehen, langsam hinsetzen und dann lockerlassen. Die erste Zeit auf keinen Fall im Schneidersitz oder dergleichen sitzen und immer ohne Kissen und viel auf harten Stühlen – damit sich das Narbengewebe nach innen zieht, also nicht wulstig wird.

Für ein gesundes Kind reicht es aus, folgendes im Schrank zu haben (alles überflüssige belastet die Haut unnötig, hindert sie an ihrer Selbstregulation und kann möglicherweise sogar Allergien verursachen):

  • eine Wundschutzcreme, wird nur bei Bedarf sparsam aufgetragen (z.B. Weleda)
  • im Sommer eine Sonnencreme frei von chemischen Filtern (z.B. Lavera)
  • ein rein pflanzliches Öl zur Hautpflege und Babymassage, (z.B. Mandelöl, Jojobaöl), in der Apotheke abfüllen lassen

Gereinigt wird die empfindliche Babyhaut im besten Fall mit warmem Wasser und einem Waschlappen. Den Po kann man auch mit etwas Olivenöl auf einem Pflegetuch (Happies sind sehr reissfest!) säubern.
Eventuell Feuchttücher* oder Öltücher für unterwegs.
Bei allen (!) Pflegeprodukten bitte darauf achten, dass keine Paraffine (Erdölprodukte) enthalten sind, da Paraffine die Haut mit einem „Schutz“film überziehen und so die Poren verstopfen. Der natürliche Luftaustausch wird dadurch behindert. (Paraffin ist z.B. enthalten in einigen Produkten von Bepanthen, Bübchen und Penathen).

*Anmerkung zu Feuchttüchern: Die entsprechenden „Fertigprodukte“ enthalten bereits sehr viel Seife und chemische Duftstoffe, welche Hautreizungen hervorrufen können. Eigentlich ist von der Anwendung eher abzuraten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ohne viel Aufwand Waschtücher für unterwegs selbst herzustellen. Es eigenen sich reißfeste Papiertücher oder Stoffstücke (z.B. aus alten T-Shirts oder dergleichen). Mit einer extra Flasche Wasser (die man eh oft zum Trinken dabei hat) und einem geeigneten Behälter für die Tücher hat man ein umwelt- und vor allem hautfreundliches Material parat und spart noch Geld.

Ich bin Monika, als ich im Sommer 2002 schwanger wurde, war ich 36 Jahre alt und galt deswegen schon als späte Erstgebärende. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich mein Kind, wenn es keine größeren Komplikationen geben würde, nicht im Krankenhaus auf die Welt bringen würde. Anfangs dachte ich an ein Geburtshaus, da wir aber mitten in der Eifel wohnen und das nächste Geburtshaus ca. 50 km entfernt in Bonn liegt, entschied ich mich dann für eine Hausgeburt. Mein Partner unterstützte mich, da er sowohl als ausgebildeter Rettungssanitäter als auch schon in einer früheren Beziehung zwei Kinder hat, bei deren Geburt er auch aktiv dabei war. Diese positive Haltung meines Partners unterstützte mich sehr in meinem Familien- und Freundeskreis. Denn sobald wir erwähnten, dass wir uns für eine Hausgeburt entschieden hätten, kamen entsetzte Fragen, was wohl wäre, wenn es Komplikationen gebe? Meine Schwester fragte sofort, wo das nächste Krankenhaus mit Kinderstation sei. Trotz der Bedenken aller hatte ich ein gutes Gefühl und darauf hörte ich und ließ mich von den anderen nicht verrückt machen.

In den letzten Schwangerschaftswochen hatte ich immer mal Vorwehen, mal stärker, mal schwächer. Am Montag vor dem Termin, der am 12. März 2003 war, war ich mit meinem Partner einkaufen. Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt bekam ich dann plötzlich eine stärke Wehe, aber auch noch nichts konkretes, denn die weiteren Wehen, die folgten, waren immer noch sehr unregelmäßig.

Am Dienstagabend gegen 19 Uhr kam meine Hebamme zur routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung vorbei. Am CTG stellte sie auch Wehen fest, aber auch noch nichts konkretes und der Muttermund war ca. 3,5 cm offen. Sie vermutete aber, dass es diese oder kommende Nacht losgehen würde. Sie sagte uns wir sollen sie anrufen, wenn die Wehen alle 5 Minuten kommen, da sie ca. eine Stunde bis zu uns braucht, denn sie ist die einzige Hebamme, die hier im Umkreis Hausgeburten macht. Gegen 20 Uhr ging sie wieder. Ich machte mir dann etwas zu essen, denn ich hatte Hunger und telefonierte daraufhin mit meiner Mutter. Als ich nach dem Telefonat aufstand, ging etwas Fruchtwasser ab, da es aber nicht ein großer Schwall war, machte ich mich nicht verrückt. Bis gegen 21:30 Uhr kamen noch etwa 6 solche Mengen Fruchtwasser. Ich rief dann kurz die Hebamme an, um sie zu informieren. Sie war auch der Meinung, dass das ok ist und sagte noch mal, dass wir uns melden sollen, wenn die Wehen alle 5 Minuten kommen.

Um 21:50 Uhr hatte ich dann die erste richtige Eröffnungswehe. Die nächste Wehe kam 15 Minuten später, die Wehe danach nach 13 Minuten. Danach bekam ich alle 10 Minuten eine starke Wehe und dazwischen immer eine schwächere. Wir zählten aber nur die stärkeren Wehen. Gegen 23:15 Uhr war ich dann aber so unruhig, dass ich meinen Partner bat, doch jetzt schon die Hebamme anzurufen. Er war zwar der Meinung, dass es noch Stunden dauern würde, rief aber trotzdem an.

Die Hebamme sagte, dass sie sich gleich auf den Weg machen würde, und ich solle mich ruhig schon mal in die Badewanne legen, denn ich habe von einer Wassergeburt geträumt. Kaum war ich in der Wanne, kamen die Wehen alle 2 bis 3 Minuten. Gegen 23:45 Uhr hatte ich die erste Presswehe, die ich wie aber auch die anderen Wehen veratmete. Die Zeit bis die Hebamme endlich da war, zog sich wie Kaugummi. Sie kam um 00:15 Uhr. Mein Partner sagte ihr, als er ihr die Tür öffnete und sie nur mit Thermoskanne und ein paar Kleinigkeiten hochkam, dass ich schon Presswehen hätte. Ihre Antwort war „Quatsch“. Sie untersuchte mich kurz, stellte fest, der Muttermund sei vollständig offen. Auf dem Weg zum Auto um ihre anderen Sachen zu holen, sagte sie, ich solle bei der nächste Wehe schon mitpressen – also hatten wir doch recht 😉

Nun, von da an dauerte es auch nicht mehr lange. Ich hätte zwischendurch gerne eine Stunde Pause zum Schlafen gehabt, aber das ging natürlich nicht (ich glaube diesen Wunsch verspürt während der Geburt jede Frau ;-)). Ich bekam die Kleine zwar nicht unter Wasser, wie ich es mir gewünscht hatte, weil der Wasserstand der Wanne doch zu niedrig war, aber trotzdem in der Badewanne im Vierfüßlerstand. Mein Partner ließ kurz vorher das Wasser raus, damit die Kleine wenn sie an der Luft war, nicht unter das Wasser geriet. Am 12. März (genau zum Termin) um 00:50 Uhr war sie da. Sie schrie auch gleich. Kaum hatte ich mich umgedreht, da hatte ich sie auch schon im Arm. Es war wunderbar :-). Die Hebamme hat uns erst einmal Zeit geben, der Papa hat sie dann abgenabelt. Ich war auch ganz stolz darauf, dass ich keinen Dammriss hatte, einmal hatte ich beim Pressen das Gefühl, wenn ich jetzt weiterpresse, dann reißt es, also habe ich das Pressen gestoppt und erst bei der nächsten Wehe wieder gepresst und zwei Wehen weiter, war die Kleine da. Wir haben sie dann auch bald angelegt, und sie hat etwas genuckelt. Das Stillen war mir von Anfang sehr wichtig und wir stillen bis heute (Michelle ist jetzt achteinhalb Monate alt) fast noch voll, hin und wieder gibt’s mal etwas Banane oder Apfelmus.

Sie war zwar nicht sehr groß, 2840g, 49cm und 33,5cm Kopfumfang, aber wie jede Mutter es sieht, das schönste Baby auf der Welt.

Ich habe meine Entscheidung für die Hausgeburt nicht einen Moment bereut und würde es beim nächsten Mal wieder machen. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte mit den Wehen mich in unser Auto setzen und dann ins nächste Krankenhaus fahren sollen – so war es viel lockerer und entspannter und die gewohnte Umgebung hat ihren Teil dazu beigetragen.

Monika

Unser Sohn kündigte sich knapp drei Jahre nach der Geburt unserer Tochter an. Zu Beginn der Schwangerschaft war ich geschockt. Ich hatte Almas Geburt so lange erfolgreich verdrängt, jetzt sollte ich schon wieder ein Kind kriegen?

Alma hatte ich ambulant entbunden, vieles war dabei „schief gegangen“ – angefangen bei einem überstürzten Aufbruch ins Krankenhaus zu einem sehr späten Zeitpunkt (mit komplett offenem Muttermund). Danach war ich sehr in die Klinikroutine geraten. Alma war letztlich „steckengeblieben“ und nach 3 Stunden Pressphase von Ärztin und Hebamme aus meinem Bauch gedrückt worden. Unsere Hebamme hatte zwar den Einsatz der Saugglocke durch lange Diskussionen im Kreißsaal verhindert, trotzdem war Stress und (aus meiner Sicht unnötige) Hektik aufgekommen, ich hatte mich unsicher und als Störfaktor gefühlt – als ob ich aus reiner Böswilligkeit eine problemlose Geburt behindern würde.

Ich informierte mich. In den letzten Jahren hatte ich meine Meinung von einem überzeugten „Gott sei Dank sind wir wenigstens ins Krankenhaus gefahren“ gründlich zu einem „zu Hause wäre es bestimmt nie so dramatisch geworden“ geändert. Sehr früh rief ich meine damalige Hebamme Fritzi an. Sie hatte zum errechneten Geburtstermin leider keine Zeit, organisierte mir aber eine Freundin von ihr als Hebamme. Die Schwangerschaft verlief völlig komplikationsfrei. Nur der Gedanke an die Geburt beschäftigte mich sehr. Was sollte diesmal anders laufen? Das wichtigste war wohl, ich wollte vermeiden, wieder so fremdbestimmt zu werden wie bei Almas Geburt. Ich wollte meine Ruhe haben. Und ich wollte jemanden dabei haben, der meine Interessen kennen und im Ernstfall durchsetzen würde. Am liebsten wäre ich ganz alleine, dachte ich. Ohne nervige Zuschauer, die was von mir wollen. Aber auch ohne Hilfe im Ernstfall, zweifelte ich. Es drängte sich immer stärker der Gedanke an eine Hausgeburt auf. Nur: Würde ich mich DAS trauen? Was, wenn mein Bauchgefühl unrecht hätte?! Mein Frauenarzt sprach das Thema von sich aus an und riet mir zu einer Hausgeburt. Ich ließ es auf mich zu kommen, sprach nicht darüber. Ich wollte keine anderen Meinungen, dazu war ich mir selbst zu unsicher. Der errechnete Geburtstermin lag sehr ungünstig, eine Woche nach unserem Umzug ins neue Haus – toll geplant. Zudem fuhr meine neue Hebamme zwei Tage später in Urlaub. Dann sollte Fritzi übernehmen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte. Ich hatte so schlechte Erinnerungen an Alma Geburt, schämte mich fast ein wenig, damals so „versagt“ zu haben.

Zwei Wochen vor der Geburt machte die Hebamme Andeutungen, das Kind käme sicher eher. Nee, dachte ich, das geht nicht, wir müssen erst noch umziehen. Ich war mir sicher, das Kind würde warten, bis wir eingezogen wären. Nun, der Geburtstermin kam – und verstrich. Die Hebamme verabschiedete sich in den Urlaub. Fritzi übernahm die Bereitschaft. Sie kam abends zu uns, ins größte Chaos mit zig Handwerkern. Ich fragte mich, ob und wie hier eine Hausgeburt überhaupt möglich sein könne. Entschieden hatte ich mich immer noch nicht endgültig. Frozzelnd verabschiedete Fritzi sich mit „Bis heute nacht!“ Meine Bedenken waren verschwunden. Es erschien mir an dem Abend gut und richtig, dass Fritzi diese Geburt mit uns erleben würde.

Nachts gegen 2 Uhr wachte ich auf. Es ging los, da war ich ganz sicher, obwohl ich kaum Wehen spürte. Ich ging in die Badewanne und versuchte bewusst, mich zu entspannen, dachte an das Baby und freute mich darauf, ganz bald ein kleines Wesen im Arm zu halten. Ich war so neugierig auf mein kleines Baby – und ich genoss die Stille um mich rum! Als die Wehen heftiger wurden, kam ich aus der Wanne, wanderte eine Weile ziellos durch die Gegend und weckte gegen 4 Uhr meinen Mann. Die Wehen wurden immer heftiger, kamen im 5 – 7 Minuten Zeitabstand. Ich konnte mich nicht mehr auf das Baby konzentrieren. Um 5 Uhr zwang mein Mann mich, die Hebamme anzurufen – ich tat es, aber ich war mir sicher, dass es ein Fehlalarm sei. Das konnten doch keine echten Wehen sein! Ich verkündete also cool am Telefon, sie könne ja man langsam kommen, aber es sei keine Eile geboten. 10 Minuten später war sie da. Sie stellte fest, dass der Muttermund schon fast ganz geöffnet sei. Wie damals bei Alma. Damit stand für mich fest: Ich wollte zu Hause bleiben, nicht noch mal so ein hektischer Aufbruch.. Ich wanderte weiter durch die Gegend, während Fritzi im Wohnzimmer den Boden mit Tüchern abdeckte. Bei Hausgeburten, meinte sie, sei es ihr ganz wichtig, nix dreckig zu machen, da die Leute sowieso Vorurteile hätten. Nun Vorurteile hatte ich nicht unbedingt, aber einen nagelneuen Teppich. Um 6 brachte mein Mann Alma zu ihren Großeltern nach nebenan. Ich wollte sie nicht mehr im Haus haben, dazu war ich mir meiner selbst nicht sicher genug. Kaum war er weg, wurde mir fürchterlich schlecht und die Presswehen begannen. Mein Mann war um 5 nach 6 wieder da – sehr zur Erleichterung der Hebamme, die schon ernsthaft gefürchtet hatte, er werde die Geburt verpassen. Ich schleppte mich mühsam von der Toilette ins Wohnzimmer. Was tat ich eigentlich hier? Ich zweifelte an mir und meiner Fähigkeit, das Kind „so ganz alleine“ zu kriegen. Fritzi wurde energisch. Ich könne es sowieso nicht mehr ändern.

Ich versuchte, eine halbwegs erträgliche Position zu finden, beruhigte mich wieder, sagte mir, natürlich konnte ich! Dann kamen zwei Presswehen, die mich fast überrollten. Fritzi mahnte eindringlich, ich MÜSSE jetzt weiterpressen, der Kopf sei halb draußen. Was?? Na gut. Und mit einem Flutsch spürte ich das Baby rausrutschen. Einen Moment war ich wie betäubt (Wie? Das war’s schon?), dann berappelte ich mich und hob das Baby vorsichtig vom Boden hoch und krabbelte mit ihm aufs Sofa, legte ihn an und guckte ihn ewig lange einfach nur an. Ein kleiner Junge, ganz anders aussehend als Alma damals und soooooooooo klein. Und sehr sauer – offenbar war ihm das alles etwas zu schnell gegangen. Ich fragte, wie spät ist es eigentlich? 6:10 Uhr – die Pressphase, die mir wie Stunden vorgekommen war, hatte knapp 10 Minuten gedauert. Fritzi steckte die beschmutzten Tücher in einen Müllsack und verzog sich dezent in die Küche und ließ uns unseren Sohn bewundern. Nach einer Weile kam sie zurück und verkündete, sie habe die Plazenta eingewickelt und in den Tiefkühlschrank gepackt. Ich schluckte etwas, freundete mich dann aber mit dem Gedanken an, sie unter Florians Baum im Garten einzupflanzen.

Später machte mein Mann sich auf den Weg, um Brötchen für uns zu holen. Während er weg war, nähte Fritzi mich mit zwei Stichen – ich war ein bisschen gerissen aber nicht annähernd so stark wie bei Alma.

Wir frühstückten gemütlich zusammen und danach fuhr Fritzi kurz nach Hause. Ich bewegte mich den ganzen Tag lang nicht von meinem Sofa weg, die ganze Zeit mit meinem Baby auf dem Bauch. Alma kam nach dem Kindergarten nach Hause und kuschelte sich zu uns. Es war so schön! Das Schönste am Kinderkriegen war eindeutig das zu Hause bleiben.

Es ist schwer, die Geburt abgekoppelt von der Schwangerschaft zu beschreiben. Ich hatte vor zwei Jahren den ärztlichen Befund „unfruchtbar“ bekommen, wir hatten unser Leben daraufhin als Paar weitergeplant und steckten mitten in den Vorbereitungen zu einer mehrjährigen Weltreise mit selbst ausgebautem Abenteuermobil, als wir Anfang März völlig perplex die Schwangerschaft „bemerkten“. Kein Mensch konnte davon so überrascht sein wie wir, und dann mussten wir viel nachholen, weil wir uns ja noch nie mit einer Schwangerschaft beschäftigt hatten, eben nicht einmal in der Kategorie „was wäre wenn“. Erst mal die „Hebammensprechstunde“ gelesen, danach stand die Hausgeburt fest. Zur Wassergeburt war der Weg dann nicht mehr weit, und zu unserem Glück konnte auch die Hebamme, die wir uns ausgesucht hatten, damit was anfangen.

Ein Meilenstein für mich war die Erkenntnis, dass ich erstens Ultraschalls nicht machen muss und zweitens die Vorsorgeuntersuchungen auch ausschließlich von der Hebamme machen lassen kann.

Ab dem 6. Monat war ich dann nicht mehr bei der Frauenärztin (eine nette zwar, aber sie wollte uns immer weismachen, dass Ultraschall nicht schadet, und währenddessen versuchte die Kleine in meinem Bauch panisch, aus dem Schallbereich zu kommen…), und das hat uns sehr gut getan.

Wir haben dann 2 Wochen vor dem Geburtstermin unser Leih-Wassergeburtsbecken im Wohnzimmer aufgestellt und schon eifrig genutzt, es war himmlisch, bei entspannender Musik und Kerzenschein den dicken Bauch im warmen Wasser einfach mal schweben zu lassen.

Lilas‘ Termin war ein Mittwoch, aber unsere Hebamme Christiane meinte, sie werde wohl eher so zum Wochenende hin kommen.

Darauf waren wir dann so felsenfest eingestellt, dass wir die Wehen, die am Sonntag vor dem Termin ganz sachte begannen, gar nicht ernst nahmen. Ich las noch mal nach, dachte „ach, das sind also Vorwehen“ und ging weiter meinen Dingen nach.

Am Montag Abend war ich sogar noch im Geburtskurs, wo ich schon recht heftig alle 10 – 15 Minuten wehte, es aber immer noch für Vorwehen hielt…

So ging’s dann in der Nacht auch weiter, ich veratmete die Wehen auf allen Vieren im Bett kniend und dachte „Mensch, das wird aber anstrengend, wenn das bis zum Wochenende so weiter geht“…

Morgens ließ mein Mann mir dann frisches Wasser ins Becken, und ich wehte runter ins Wohnzimmer, wo ich dann vor dem Sofa kniend schon schier endlose Wehen mit viel „Aaaaahhh“ überstand – und immer noch nicht ernst nahm… Das lag vor allem daran, weil Christiane im Paarkurs den Männern gesagt hatte, solange ihre Frauen zwischen den Wehen noch lachen könnten, wäre alles noch nicht dramatisch. Also machte mein Mann ständig Faxen für mich, um meinen Zustand zu prüfen – zu blöd, ich lachte sogar während der Presswehen.

So hätte beinahe unsere Hebamme die Geburt verpasst, wenn nicht plötzlich mit deutlichem Knacksen die Fruchtblase geplatzt wäre: Mein Mann und ich sahen uns an, und er meinte nur „Ich ruf wohl mal die Christiane an…“ Langsam dämmerte mir, dass es vielleicht doch keine Vorwehen mehr waren. Nach 10 Minuten (sie muss über die Dörfer gejagt sein wie irre) stand Christiane mit wirrem Haar und tausend Taschen in der Tür. Das war um 8 Uhr. Sie untersuchte mich, und plötzlich höre ich sie zu meinem Mann sagen: „Fühl mal hier, der Kopf ist schon unten!“ – WAAAAS? dachte ich, spinnt ihr? Und mir wird auf einmal klar, dass ich mitten in Lilas‘ Geburt stecke und es sogar wahrscheinlich gleich soweit ist. Ein seltsamer Moment war das. Christiane holte mich dann flugs aus den Klamotten und half mir ins Becken, wo ich gleich wieder auf alle Viere ging. So ganz richtig fühlte sich das aber jetzt nicht mehr an, und zwei Presswehen gingen ergebnislos vorbei.

Dann setzte ich mich auf meines Gatten Oberschenkel, er stützte mich von hinten, und das war genau richtig. Bei der nächsten Wehe konnten wir beide schon das flaumige Köpfchen fühlen, dann verhechelte ich eine Wehe, um dem Damm Zeit zu geben, und bei der nächsten Wehe war Lilas‘ Kopf unter Wasser geboren. Leider hatte sie die Nabelschnur recht stramm um den Hals und konnte sich deshalb selbständig nicht ganz für die Entwicklung der Schultern drehen, drum musste Christiane etwas nachhelfen, und bei der nächsten Wehe kam dann unsere Kleine mit noch einem Schwall Fruchtwasser auf die Welt geschossen. Das war dann um 8.26 Uhr. Erst war sie ziemlich schlaff als Christiane sie mir auf die Brust legte, weil die Nabelschnur ihr wohl die Versorgung abgedrückt hatte, aber dann kam sie schnell.

Aus Schreck hatte sie Meconium ins Wasser gescheddert, und um kein Infektionsrisiko einzugehen kletterten wir drei aus dem Becken und wurden von Christiane erst in warme Handtücher und dann aufs Sofa gepackt. Und waren plötzlich eine Familie.

Wir lachten und heulten gleichzeitig gaaaanz leise, Christiane zog sich nach Geburt der Plazenta zurück, und wir drei bestaunten uns.

Lilas trank ein paar Schlucke, und als mein Mann ein bisschen später das Wasser im Becken ausgetauscht hatte, stiegen wir zur Entspannung noch mal rein. Im Übrigen hatte ich nicht eine einzige Geburtswunde (davor hatte ich ein bisschen Bammel gehabt), nur eine leichte Schürfung die zwei Tage lang beim Pinkeln brannte, das war alles.

Tja, das war’s… ich denke so gerne daran und kann wirklich nur jeder Frau empfehlen, sich zumindest Gedanken über eine Wassergeburt zu Hause zu machen. Natürlich muss da nicht jede so empfinden wie ich, aber bei der bloßen Vorstellung einer Klinikgeburt schüttelt’s mich.

Wir haben uns zwar dennoch den Kreißsaal des Krankenhauses hier im Ort angeschaut, um für den Fall der Fälle zumindest schon mal da gewesen zu sein, aber – ich will mich nicht ausliefern und meinen Körper an Überwachungstechnik anschließen lassen müssen als wäre er ein höchst fehlerhafter Apparat, der jeden Moment versagen kann.

Geburtshilfemedizin ist gut und wichtig – im Notfall – aber eben nicht als routinemäßiger Störfaktor natürlicher Abläufe. Finde ich.

Katharina mit Lilas

Wir waren – nach einer wundervollen Schwangerschaft – langsam angespannt, unser Kind ließ auf sich warten und wir waren nun bereits bei ET +9. Zwar hatte ich schon seit Wochen einen geburtsbereiten Befund und häufig auftretende Wehen, allerdings keine, mit denen man Kinder gebären konnte.

Nun, an diesem Tag beschlossen wir in Absprache mit unserer Hebamme Anette, es mit einem Rizinuscocktail zu versuchen. Den trank ich kurz vor acht, wir verabschiedeten uns von Anette in der Hoffnung, uns am späten Abend/frühen Morgen zur Geburt wiederzusehen. Nach ca. 2 Stunden bemerkte ich erste Wehen, allerdings so sanft, dass ich beschloss, mich nochmals hinzulegen, um Kraft zu tanken. Gegen halb 2 Uhr nachts wachte ich auf, keine einzige Wehe mehr, nichts. Ich war so resigniert, traurig, wütend und langsam kam auch die Angst auf, letztlich mit einer Einleitung im Krankenhaus zu landen. Aus der Traum von der Hausgeburt. Nun, Anette wurde aus dem Schlaf geklingelt und ihr traurig mitgeteilt, das nun auch der Cocktail nicht geholfen hätte. Sie tröstete mich und empfahl mir, vorm Einschlafen noch einige der Globuli zu nehmen, die sie mir dagelassen hatte. Morgen sähen wir weiter… Doch so lang sollte es nicht mehr dauern.

Gegen halb 3 rief ich Anette erneut an, seit einigen Minuten überrollten mich Wehen, wie Thomas schnell feststellte, kamen sie bereits im 3-min.-Abstand. Ich bat Thomas, Wasser in die Wanne einzulassen, ich wollte in warmes Wasser…und zwar SOFORT. Während ich in der Wanne die folgenden Wehen veratmete, fing Thomas an, die Wohnung wieder in einen „geburtsbereiten“ Zustand zu versetzen, die Heizungen wurden wieder aufgedreht, das Bett neu bezogen, die Kaffeemaschine befüllt…nun,letzlich sollten wir nichts davon benötigen, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

In der Wanne rief ich Anette nochmals an, um sie zu bitten, vielleicht doch noch etwas zu warten [es war ja mitten in der Nacht], da ich Angst hatte, dass die Wehen-wie in den letzten Tagen passiert-in der Wanne wieder verschwinden. Nun, sie hörte mich dann in der nächsten Wehe laut tönen, ihre letzten Zweifel waren damit wohl aus dem Weg geräumt ;o)

Thomas war nun bei mir, hielt in den Wehen meinen Kopf und redete ab und an sanft auf mich ein. „ATMEN, ruhig ATMEN und wieder ENTSPANNEN“. Kurze Zeit später traf Anette ein, richtete kurz ihre Sachen und kniete sich mit an die Wanne. Nach kurzer Zeit merkte ich einen enormen Druck nach unten „Es drückt so, es drückt.“ Anette sagte mir, ich könne ruhig mitdrücken. „Mitdrücken? Pressen? Pressen! Aber das macht man doch erst bei den Presswehen, und das wird ja noch dauern…“ dachte ich. Wenige Minuten später wollte ich reflexartig aus der Wanne, „Ich muss aufs Klo!“. Anette hielt mich zurück und meinte, dass das wohl der Druck des Köpfchens wäre. „Jetzt schon?????“ Nun, sie untersuchte meinen Muttermund und meinte: „Christiane, der ist vollständig offen!“ Was?, ich konnte es gar nicht glauben und stammelte vor Freude irgendetwas. Die folgenden Presswehen waren so schmerzhaft, dass ich anfing, laut zu schreien, um die Energie irgendwie loszuwerden [die Nachbarn haben übrigens nichts gehört )] Ich könne das Köpfchen schon fühlen, meinte Anette, und tatsächlich, da waren Haare, ganz viele weiche Haare… Dieser „Handgriff“ war so motivierend! Nochmals pressen, ich spürte, wie der Kopf nach aussen trat, nochmals, die Schultern kamen, ohhh!, man sah schon ein schwarzhaariges Köpfchen unter Wasser… Anette meinte, mit der nächsten Wehe komme das Baby, wir könnten es dann aus dem Wasser heben. Und tatsächlich!

Diesen Augenblick, als uns unter Wasser zwei grosse dunkle Augen anblickten und ich das Kind aus der Wanne hob, werden wir wohl nie vergessen… .

Ich legte das kleine Wesen auf meine Brust, warme Tücher wärmten es und es schaute uns ganz tief in die Augen…oh je, war das bewegend.

Nun, nach einigen Minuten fiel mir plötzlich noch etwas Wichtiges ein: „Was ist es denn eigentlich?“

Das Ergebnis kennen wir ja nun.

Und könnten es den ganzen Tag küssen.

Ach ja, Plazenta kam dann auch gleich in der Wanne hinterher. Thomas meinte danach: „Hausgeburten machen wir jetzt immer, ist so schön sauber!“, und trotz des stolzen Kopfumfangs unserer Maus, nix gerissen!!!

Christiane mit Anna, *14.03.06, 4.44 Uhr. 54cm, 3760 gr, KU37 cm.

Am 30.11.2001 wurde ich um vier Uhr morgens von einem deutlich spürbaren Ziehen im Bauch geweckt. Das überraschte mich erst einmal nicht wirklich, denn ich hatte in den letzten Wochen viele gut zu merkende Übungs- und/oder Senkwehen gehabt (bei denen sich mein Mann anfangs nur unter Androhung von Scheidung davon abhalten ließ, mich sofort ins Krankenhaus zu fahren). Die Übungswehen hatten mich aber nie geweckt und waren für diese Tageszeit eher ungewohnt. Mein Bauch wurde also schön hart, und ich wartete gespannt darauf, wie es weitergehen würde. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Ich war inzwischen 5 Tage über dem Termin und es so richtig leid. Als es nun ernst zu werden drohte, war mir allerdings doch etwas feierlich zumute.

Eine Stunde später saß ich in der Badewanne. Schließlich soll das der ultimative Wehentest sein und siehe da, die Wehen blieben. Also würde wohl heute unsere Tochter geboren. Ich sah der Dauer relativ gelassen entgegen, war mein Beckenboden dank des Genusses von Himbeerblättertee und der Anwendung von Heublumendampfbädern so weich, geschmeidig und dehnbar wie der schöne Geburtskanal aus Stoff aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Meine Eröffnungsphase war durch die Akupunktur bei der Hebamme quasi unabänderbar aus sich heraus eine verkürzte. Um acht Uhr hatte ich sowieso einen Arzttermin. Mein Mann blieb direkt zuhause (wir waren in der komfortablen Situation, auf Abruf ins Wochenbett gehen zu können) und fuhr mit. Am CTG angeschlossen kehrte natürlich Ruhe ein. Die Ärztin untersuchte mich noch vaginal, sagte, der Muttermund sei einen Zentimeter geöffnet und prophezeite mir eine Geburt für den folgenden Tag. Aber doch nicht bei mir! Ich bin eine eher flotte Erstgebärende. Es steht ja auch in vielen Büchern: 1 cm pro Stunde. Dann kommt noch die Übergangsphase vor den Presswehen und – flutsch – nach Adam Riese kommen wir dann auf 12 bis 14 Stunden und damit auf eine Geburt am heutigen Tage. Außerdem kamen die Wehen durchaus alle 10 bis 15 Minuten und waren nicht unerträglich, aber immerhin so, dass ich stehen bleiben und tief atmen musste. Gelassen wehte ich nach Hause.

Leider hatte die Ärztin angeordnet, dass ich mittags in die Entbindungsklinik sollte, um noch einmal ein CTG zu schreiben. Das trug zu meiner Begeisterung (aber vor allem zur Begeisterung der diensthabenden Hebamme) bei. Das CTG schrieb Wehen. Der Muttermund war 1 cm geöffnet. Wie jetzt? Es lagen doch 9 Stunden hinter mir! Ich befragte die Hebamme zu ihrer Meinung in bezug auf den Wehencocktail, denn die Zutaten hatte ich für den Fall des irgendwann drohenden Wehenbelastungstests bereits eingekauft. Sie gab grünes Licht dafür.

Um drei Uhr nachmittags trank ich diesen geschmacklich fragwürdigen Mix und hatte von dem bisschen Sekt darin direkt einen kleinen Schwips. Die Wehen wurden immer stärker und der Pezzi-Ball leistete mir gute Dienste. Um 19 Uhr fuhren wir ins Krankenhaus, weil die Wehen sehr stark und sehr regelmäßig waren. Innerlich waren wir auf einen Fehlstart eingestellt, ich war nur wegen der Dauer ein bisschen verunsichert und wollte eben „da unten“ noch mal gucken lassen. Zum Glück lag die Entbindungsklinik nur wenige Minuten von uns entfernt. The same procedure as every time, Ergebnis: 2 cm. Ich muss sagen, dass mir das wirklich einen Dämpfer verpasste, denn ich war eigentlich der Meinung, ein ganz gutes Körpergefühl zu haben, und – unabhängig von Büchern und Statistiken: Ich hatte starke, schmerzhafte Wehen, die nur leider nicht besonders auf den Muttermund zu wirken schienen. Aber was würde denn dann auf mich zukommen, wenn sie wirkten? Für so extrem schmerzempfindlich hatte ich mich gar nicht gehalten. Um 20 Uhr waren wir wieder zuhause, und bereits um kurz nach zehn blies ich erneut zum Aufbruch. Es war einfach sehr heftig, und ich fühlte mich zuhause nicht mehr sicher. Im Krankenhaus angekommen: 3 cm. Es war gerade Schichtwechsel, und die Nacht-Hebamme bot uns das sogenannte Wehen-Zimmer an, ein sehr gemütliches Zimmer unmittelbar vor dem Kreißsaal-Bereich mit einem breiten Bett, Musik, was zu Lesen und auf Wunsch auch etwas zu Trinken. Allerdings war schien sie nicht sehr begeistert davon, uns dazubehalten, weil ihr das mit 3 cm schlicht noch zu früh erschien. In dem Moment galt ich aber lieber als hysterische Erstgebärende, als noch einmal nach Hause zu fahren. Gegen Mitternacht wurde dann ausnahmsweise mal wieder ein CTG geschrieben. Ich hatte starke Schmerzen, wollte aber auf keinen Fall eine PDA haben (nicht, um den Heldentod zu sterben, sondern weil der Gedanke an eine lange Hohlnadel, in einer unberechenbaren Wehenpause zwischen meine Wirbel geschoben, mir entschieden mehr Angst machte als der an eine Geburt). Die Hebamme bot mir ein Prospan-Zäpfchen an (ja, richtig: Prospan löst auch Hustenkrämpfe! Die Wirksamkeit bei Wehen mag man sich leicht vorstellen. Ich glaube, sie wollte mir einfach einen Placebo verpassen, was ich in Ordnung finde als kleine Streicheleinheit für die wehende Seele.). Da ich um einen Einlauf gebeten hatte, wurde das Zäpfchen vertagt. Der Einlauf kam (mein erster: sehr harmlos! Es fühlt sich einfach an wie Durchfall.) und anschließend erfolgte erneut eine vaginale Untersuchung: 5 cm um halb eins nachts. Es stand 1:0 für meine Gynäkologin.

Die Hebamme fragte, ob ich mir ein Bad zur Entspannung vorstellen könnte, und ich nickte begeistert, denn ich hatte schon die halbe Schwangerschaft in der Badewanne verbacht. Es war eine sehr große Badewanne, und als sie endlich vollgelaufen war, kam die Übergangsphase. Deren Beginn erwischte mich noch im Wehenzimmer. Mir wurde vom einen auf den anderen Moment speiübel, und ich schaffe es gerade noch zum Waschbecken. Gleichzeitig konnte ich kein Wasser mehr halten, weil ich einen unbeschreiblichen Druck nach unten (ach?) verspürte. Ich sagte ein kleines Dankgebet in Sachen Einlauf! Irgendwie schaffte mein Mann es, mich in den Kreißsaal zu befördern und auszuziehen, denn ich konnte diese Wehen nur auf den Knien auf dem Boden kauernd aushalten. Im Kreißsaal wurde ich mal wieder untersucht: Muttermund offen! Also hatte mich mein Gefühl doch nicht so ganz getrogen, denn die letzten 5 cm gingen immerhin in nur einer Stunde auf. Gut, dass ich nicht mehr nach Hause gefahren war.

Irgendwie saß ich dann in der Wanne und wurde gefragt, ob ich mir eine Wassergeburt vorstellen könnte. Ich konnte und freute mich sehr darüber, denn Wasser ist mein liebstes Element. In der Wanne durchlebte ich also die Austreibungsphase und hatte jedes Zeitgefühl verloren. Die Wehen zu beschreiben ist unmöglich. Es macht einfach. Mit dem Veratmen hatte ich leider keinerlei Erfolge, aber in den Wehenpausen ging es mir prächtig. Zu unserem großen Glück waren wir in einer Vollmondnacht vollkommen alleine mit der Nacht-Hebamme, die sehr nett und sehr zurückhaltend, aber immer präsent war. Ja, und irgendwann kam dann der magische Moment: „Ich kann das Köpfchen sehen! Möchten Sie fühlen?“ sagte die Hebamme. Ich strahlte und fühlte Annalenas Haare. Der nachtdiensthabende und schlafende Gynäkologe wurde angerufen. Als der eintrudelte, war leider weiter nichts geschehen, was seine Stimmung sehr hob. Ich presste und presste und presste…ich habe nicht gezählt, wie oft, aber sehr oft. Der Arzt schlug vor, in den Kreißsaal umzuziehen. Ich schob das auf die Tatsache, dass wir ihn in einer Tiefschlafphase erwischt hatten und wies dieses Vorhaben ins Reich der Utopien. Er muffelte vor sich hin, dass das keine Frage der Lust der Mutter sein, sondern eine der Gefahr für das Kind. Ich bin natürlich kein Profi und habe zugegebenerweise auch nicht die ganze Zeit konzentriert den Herztönen aus dem CTG gelauscht, aber eine dramatische Verschlechterung war mir entgangen. Ich fragte nach weiteren Vorschlägen (in der Wanne rumgeturnt war ich bereits erfolglos). Die Hebamme schlug vor zu schneiden. Das war natürlich nicht das, was ich hören wollte, aber die Hebamme guckte nur bedauernd und die Vorstellung, die Kleine auf dem Flur zu gebären, weil mich die endgültige Presswehe vielleicht dort überkommen würde, erschien mir als die schlechtere Alternative. Und so schnitt die Hebamme unter Wasser und ich schwöre, der Schmerz fiel im Geburtsgetümmel nicht weiter auf (das angeblich unangenehme ratschende Geräusch entfiel wegen Wasser). Prompt kam Annelena. Es war 3.42 Uhr, also 24 Stunden nach Beginn der Wehen. Sie wurde mir sofort auf den Bauch gelegt und umschloss den kleinen Finger meines Mannes mit ihrer Hand. Mir fällt es ganz schwer mich zu erinnern, welche Gefühle ich hatte. Irgendwie kam es mir so vor, als würde das alles einer ganz anderen passieren; ich stand ein bisschen außerhalb des Geschehens. Die erwarteten Tränen der Rührung blieben aus, aber ich weiß heute noch, wie sich der kleine, weiche Po von Annalena in meinen Händen anfühlte.

In diesem Krankenhaus bekam man routinemäßig eine Oxytozin-Spritze für die Nachgeburt; ich hatte schon im Vorfeld beschlossen, mich deswegen nicht zu streiten (sondern mir das Streiten für den Umgang mit Annalena aufzuheben, aber das war dann gar nicht nötig). Allerdings fand ich es dann doch unmöglich, dass der Arzt kommentarlos meinen Arm abband und die Spritze zückte. Einer Erwähnung hätte ich es doch für wert gehalten, und so fragte ich eben nach. Als die Nachgeburt kam, war die Wanne natürlich ausgelassen und Annalena lag, mit Handtüchern bedeckt, immer noch auf meinem Bauch. Anschließend musste ich, was wirklich ein wenig unpraktisch war, in den Kreißsaal umziehen. So tappte ich dann also, mir Vorlagen zwischen die Beine haltend, über den Flur und hinterließ wahrscheinlich eine kleine Spur, aber darum kümmerte ich mich nicht. Im Kreißsaal bekam ich die Kleine sofort wieder und wurde gleichzeitig genäht (Der Arzt sagte, es sei alles narkotisiert, aber ich glaube, es war seine kleine Rache für das Wecken ;-).). Das Nähen war unangenehm, aber auszuhalten und dank der präzisen Unterwasserarbeit der Hebamme, ich hatte wirkliche einen Mini-Schnitt, nur eine Sache von zehn Minuten. Ansonsten lagen wir da in völliger Ruhe und betrachteten unsere wunderschöne Tochter, die auch sehr wach zurückguckte. Mit Hilfe der Hebamme legte ich Annalena direkt an. Um sechs, halb sieben zogen wir wieder ins Wehenzimmer, wo wir ein schönes Frühstück serviert bekamen. Ich konnte mich duschen, und als ich zurückkam, schliefen Annalena und mein Mann aneinander gekuschelt. Um elf Uhr fuhren wir mit unserer Tochter nach Hause und es begann das Abenteuer Wochenbett.

Im Nachhinein klingt die Dauer von 24 Stunden schlimmer, als es tatsächlich war. Mehr als die Dauer hat mir zu schaffen gemacht, dass ich zwischendurch an meinem Körpergefühl sehr gezweifelt habe. Eine Geburt ist ohne jeden Zweifel schmerzhaft. Aber ich finde, Annalenas Geburt ist wirklich wundervoll, und vor allem vollkommen komplikationsfrei, abgelaufen. Und dass ich sie im Wasser gebären durfte, empfand ich als absolutes Sahnehäubchen. Gerne wieder.

Bianca

Den ersten Teil des „Geburtstages“ – ein Tag nach dem errechneten Termin übrigens – kann ich kurz zusammenfassen: Morgens war mir schlecht – das war zumindest in den letzten Monaten der Schwangerschaft nicht mehr passiert und hat mich schon vermuten lassen, dass sich die Geburt anbahnt.

Erste Anzeichen von Wehen kamen mittags und wurden langsam stärker, allerdings bis etwa um sieben Uhr nicht schmerzhaft. In dieser Zeit habe ich noch mit meiner großen Tochter gebadet, wir waren spazieren und haben gemeinsam mit meinem Mann gegrillt.
Als die erste heftigere Wehe hinter mir lag, habe ich Tochter zu den Nachbarn geschickt. Dank eines „Geburts-Überraschungs-Koffers“ war sie mit einem „Endlich!“ weg wie der Blitz.

Danach habe ich mich noch mal in die Badewanne begeben, die Wehen waren auszuhalten, verwirrenderweise aber eher als Rückenschmerzen wahrnehmbar und sehr kurz, also deutlich unter einer Minute.
Damit war ich eigentlich überzeugt, noch einige Stunden vor mir zu haben.
Trotzdem rief ich dann im Krankenhaus an, vor allem um herauszufinden, mit welcher Hebamme ich es zu tun haben würde. Von 12 möglichen Geburtsbegleiterinnen war dann natürlich prompt eine der zwei Frauen am Telefon, die ich mir nicht gewünscht hatte.
Trotz gesunkener Motivation ins Krankenhaus zu fahren, machten wir uns um acht Uhr auf den Weg. Ich glaubte nach wie vor, die Geburt würde noch dauern, allerdings hatte ich das Gefühl, mit den Wehen nicht mehr allein sein zu wollen. Bzw. dachte ich ernsthaft über eine PDA nach, weil ich – wie bei der ersten Geburt – dachte, das wären noch gar keine richtigen Wehen und die würde ich dann sicher nicht mehr aushalten.

Das musste ich auch nicht. Ich musste nicht mal die Hebamme lange aushalten (was für beide Seiten ein Glück war). An der Rezeption des Kreißsaals (20.15 Uhr) sprang die Blase mit grünlichem Fruchtwasser. Die Hebamme wollte dann – leicht hektisch geworden – das CTG anlegen und den Muttermund untersuchen. Beides auf dem Bett. Dass sie meinen wundervollen Geburtsplan in diesem Moment nicht lesen konnte, fand ich noch einsichtig. Mich auf ein Bett zu legen nicht, ich hatte jetzt nämlich Presswehen.

Mit halb festgeschnalltem CTG sprang ich also vom Bett wieder herunter und warf mich auf einen Pezzi-Ball. Dass ich kein CTG brauchte, war mir klar, das Baby würde ja gleich da sein. Für die Hebamme war das nicht ganz so offensichtlich, da sie mich nicht untersuchen konnte – über mein „Finger raus, es kommt eine Wehe!“ wollte sie sich dann zum Glück doch nicht hinwegsetzen.  Später hat mir mein Mann (der ganz ruhig war und mir den Rücken massierte) erzählt, dass die Hebamme noch – erfolglos – versucht hat, ihn dazu zu bringen, mich auf das Bett zurückzubefördern.

Jetzt, etwa zehn Minuten, nachdem wir den Kreißsaal betreten hatten, wurde der Arzt gerufen – in diesem Fall eine positive Überraschung, „meine“ Frauenärztin hatte Dienst und war innerhalb weniger Minuten da. Mir „fiel ein Gebirge vom Herzen“ (so sah es zumindest für meinen Mann aus), zu Recht, denn jetzt lief alles entspannt weiter (soweit man die letzten 10 Minuten einer Geburt als entspannt erleben kann). Die Ärztin schaffte es, diverse Tücher unter mir auszubreiten, das CTG dranzupfriemeln und vor allem Ruhe zu verbreiten. Und kurz darauf war unsere kleine Tochter da! Nachdem ich nicht mehr das Gefühl hatte, der Hebamme sagen zu müssen, was sie tun soll (wobei ich den Satz „Passen Sie auf meinen Damm auf!“ garantiert hier im Forum gelesen habe), fand ich die letzten Wehen zwar anstrengend, aber nicht schlimm oder schmerzhaft. Wobei ich wirklich beeindruckt bin von einem Hormoncocktail, der einen Dammriss 3. Grades als „nicht schmerzhaft“ empfinden lässt.

Unser Baby lag also um 20.40 auf meinem Bauch, nach gerade mal 20 Minuten im Krankenhaus und knapp 2 Stunden „echten“ Wehen. Meine Frauenärztin kannte den sorgsam ausgearbeiteten Geburtsplan, weshalb zumindest der Abschnitt „Nach der Geburt“ eingehalten wurde. Um Mitternacht fuhren wir dann nach Hause – alle überrumpelt von den Ereignissen aber gesund und munter. Nur unsere große Tochter war bei den Nachbarn gerade in eine Tiefschlafphase gefallen und ließ sich vom Papa nicht mitlocken. Sie konnte also ihre kleine Schwester erst am nächsten Morgen beschnuppern.

Fazit: Die ambulante Krankenhausgeburt ist in diesem Fall so abgelaufen, wie ich das wollte. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich ohne die entsprechende Vorbereitung (z.B. durch euch!) und über längere Zeit gegen eine Hebamme hätte durchsetzen können, die so ganz andere Vorstellungen hat als ich. Z.B. hatte sie offensichtlich auch ein generelles Problem damit, eine Entbindung auf dem Boden zu betreuen („Ich kann doch nichts sehen!“), wobei ich wild entschlossen war, dieses Kind nicht auf einem Bett zur Welt zu bringen („In diesem Krankenhaus kann man die Geburtsposition frei wählen!“ – schlagt sie mit ihrer eigenen Werbung!).

Ich bin so aber doppelt stolz: Auf unsere kleine Tochter und darauf, dass ich mich nicht zu irgendwelchen Kompromissen habe bequatschen lassen.

Am Abend des 29.09. sagte ich zu meinem Mann, dass ich nervös sei, hibbelig eben. Ich hatte das Gefühl, in dieser Nacht würde noch etwas passieren. Und tatsächlich: Am kurz nach 1 Uhr wachte ich auf, mit leichten Wehen. Ich versuchte noch etwas zu schlafen, doch das gelang mir nicht mehr. Um 1.45 h stand ich auf, kochte mir eine Kanne Himbeerblättertee und setzte mich erst mal vor den PC. Die Wehen kamen etwa alle 10 min. und waren gut zu ertragen. Morgens fuhr mein Mann noch zur Arbeit, kam jedoch nach ein paar Stunden wieder nach Hause. Der Abstand der Wehen blieb immer noch gleich.

Nachmittags gegen 15 h kam eine „unserer“ Hebammen vom Geburtshaus, Jytte, um nach dem Baby und mir zu schauen. Ergebnis: Dem Baby geht es prima, der Muttermund war jedoch noch unverändert auf 1 cm. Unverändert? Es hatte sich also nach einer Nacht und einem Morgen mit Wehen noch gar nichts getan? Es war wie bei Alexander: stunden-/tagelang Wehen, die nichts bewirkten! Ich war so enttäuscht! Es war wirklich furchtbar für mich, denn ich hatte so viel getan, damit diese Geburt anders verläuft als bei Alexander . Sollte es nun wieder so laufen?

Am Abend, gegen 19 h, riefen wir Jytte an, dass wir nun ins Krankenhaus (Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke) fahren würden. Ich war ziemlich verzweifelt und wollte nicht noch eine Nacht mit (unnützen?) Wehen verbringen. Alexander sollte nun zum ersten Mal bei seinen Großeltern (meinen Eltern) übernachten.

Im Krankenhaus ließ man uns die Wahl: Wir könnten abwarten, bis die Wehen kräftiger und zu Geburtswehen wurden oder ganz aufhörten. Ich bekäme dann eine Spritze mit Bryophyllum (zum Entspannen) und evtl. eine wehenhemmende Tablette. Ich könnte allerdings auch eine PDA bekommen und einen Wehentropf. Ob das Kind

damit auf die Welt käme, wäre allerdings fraglich, schlimmstenfalls wäre sogar ein Kaiserschnitt nötig. Wir entschieden uns (etwas zähneknirschend) für die erste Variante. Ich bekam eine (riesige) Spritze mit Bryophyllum, das mich sehr entspannte. Außerdem noch eine Spritze, die alles entspannen und so evtl. den Muttermund öffnen sollte. Diese wirkte jedoch nicht, also bekam ich eine Partusisten-Tablette (wehenhemmend). So konnten wir (mehr schlecht als recht) drei Stunden lang schlafen. Am Morgen des 1.10. waren die Wehen weg, wir holten

Alexander ab und fuhren nach Hause. Die Wehen begannen jedoch am Vormittag wieder. Nachmittags riefen wir im Geburtshaus an und fuhren hin. Heike (eine andere Hebamme) riet uns, weiter zu warten. Im Krankenhaus könnten sie lediglich wieder eine wehenhemmende Tablette geben. Und da wollten wir die Nacht lieber

alle zu Hause verbringen. Sie gab uns Bryophyllum (in Pulverform) und eine tokolytisches Öl (dass entspannen sollte) mit. So verbrachte ich diese Nacht mehr schlecht als recht zu Hause. Schlafen konnte ich kaum, nur zwischen den Wehen ein wenig. Diese musste ich schon mehr veratmen, sicher auch, weil ich so müde und fertig war und nicht mehr an Geburtswehen glaubte. Die Wehen veränderten sich nämlich leider kein bisschen.

Am Morgen des 2.10. überlegten wir, was wir nun tun sollten. Wir entschieden uns dafür, am Mittag ins Krankenhaus zu fahren. Für eine Hausgeburt fühlte ich mich nicht mehr stark genug, ich war langsam am Ende meiner Kräfte, dachte ich. Wir kamen also ins Krankenhaus und dort wurde ich untersucht. Dem Baby ging es prima (wie immer), Muttermund auf etwa 2,5 cm, Wehen unregelmäßig alle 5 – 7 min.. Klasse! Es hatte sich etwas getan! Nun konnten wir dort bleiben und etwas essen, ein wenig spazieren gehen oder nach Hause gehen. Wir sind dann nach Hause gegangen, was mir lieber war. Es konnte ja noch einige Zeit dauern. Wenn die Wehen regelmäßiger wurden, alle 5 min., sollten wir wiederkommen. Wir sind also gegen 13 Uhr nach Hause gefahren. Um 15 Uhr fuhren wir wieder ins Krankenhaus. Die Wehen waren sehr stark, alle 2 bis 6 min., also immer noch sehr unregelmäßig. Was hatte das zu bedeuten? Ich wollte auf jeden Fall ins Krankenhaus und unbedingt eine PDA haben!

Für den Weg vom Auto ins Krankenhaus haben wir bestimmt dreimal so lange gebraucht wie üblich, denn ich musste einige Wehen veratmen… Endlich waren wir im Kreißsaal angekommen, wo ich so laut tönen durfte, wie ich wollte – was ich auch getan habe! Wieder wurde ich ans CTG angeschlossen. Dem Baby ging es natürlich gut, die Wehen waren sehr stark und wurden teilweise schon nicht mehr aufgezeichnet. Die Hebamme untersuchte den Muttermund: 7 cm!!! Er hatte sich also innerhalb von zwei Stunden mal eben um 5 cm geöffnet! Da musste ich selbst zwischen den wirklich starken Wehen lachen: Die PDA konnte ich vergessen: Unser Baby sollte bald auf die Welt kommen, die Fruchtblase stand wohl auch kurz vor dem Platzen. Die Hebamme dort rief nun Heike an, die jedoch wegen einer anderen Geburt nicht kommen konnte, auch die zweite Hebamme konnte nicht, eine äußerst

seltene Konstellation. Doch ich war auch zufrieden damit, mit dieser Hebamme zu entbinden, die wir schon von Alexanders Geburt kannten. Sie half noch ein wenig nach, indem sie den Muttermundsaum in den Wehen festhielt (oder so?), so dass er schneller aufging. Dazwischen „ermahnte“ sie mich immer, besonders tief zu atmen, weil die Herztöne des Babys schlechter wurden… Bald kamen auch schon die Presswehen. Ich musste einfach mitpressen! Dann platzte die Fruchtblase. Eine Wehe später sagte die Hebamme, ich könnte schon das Köpfchen fühlen, wenn ich wollte. Das wollte ich aber nicht (warum, weiß ich heute nicht mehr). Nach

wenigen Wehen mehr schlüpfte Benjamin dann aus mir heraus. Ich weiß nicht mehr, wie viele Presswehen es insgesamt waren, aber bestimmt nicht mehr als fünf oder sechs.

Er wurde um 16.10 Uhr geboren, wog 2.800 g bei 49 cm Körperlänge und 34 cm

Kopfumfang.

Nun wollten wir gleich nach Hause, was auch möglich war, jedoch sollte Benjamin noch von einem Kinderarzt untersucht werden. Der hatte allerdings alle Hände voll zu tun und einige Notfälle zu betreuen, so dass wir leider erst um 22 Uhr nach Hause gehen konnten. Zuvor kamen jedoch meine Eltern noch mit Alexander in den Kreißsaal, um den neuen Enkel und Bruder zu begrüßen. Alexander war sofort begeistert vom kleinen „Buda“ und ist es noch bis heute.

Alles in allem war es nicht so eine schöne Geburt, wie ich sie mir gewünscht habe. Doch nach der recht traumatischen Geburt von Alexander bin ich froh, eine ganz normale Geburt erlebt zu haben. Besonders die Presswehen habe ich als besonders intensiv erlebt, weil bei Alexanders Geburt zu diesem Zeitpunkt die PDA noch wirkte. Das Gefühl, wie mein Baby aus mir herauskommt, war wirklich toll.

Janina, Dezember 2003

 

Ich hatte mir eine natürliche Geburt ohne medizinische Einwirkung gewünscht – gekommen ist es etwas anders, aber lest selbst:

Bei ET+4 hatte ich ein CTG im Spital bei meiner Beleghebamme. Die Herztöne waren wie immer sehr gleichmässig und erst nach diversen Weckversuchen (meistens recht heftig während der vaginalen Untersuchung) waren „normale“ Herztöne aufzuzeichnen. Da die beiden CTGs vorher auch schon so waren, machte ich mir keine Sorgen, meine ansonsten sehr entspannte Hebamme (30 Jahre Berufserfahrung…) redete schon seit Tagen vom Einleiten.
Dann maß sie meinen Blutdruck, der zum ersten Mal überhaupt zu hoch war. Da wurde die Hebamme doch nervös und empfahl mir einen Ultraschall, Blutdruckmedikamente und eine sanfte Einleitung mit einem Bändchen vor dem Muttermund (keine Ahnung was das genau ist..), mit dem ich aber wieder nach hause gedurft hätte. Ich lehnte alles ab.

Auf dem Rückweg am späten Nachmittag hatte ich die ersten regelmäßigen, aber noch sanften Wehen. Sie wurde immer etwas stärker und abends verlor ich dann den Schleimpfropf. Ich war aufgeregt und freute mich auf die Geburt. Seit dann spürte ich ab und an ein Tröpfeln, was sich nachher als hoher Blasenriss herausstellte.

In der Nacht konnte ich die Wehen noch gut veratmen und schlief ab und an sogar noch ein bisschen. Ich war überzeugt, dass mein Kind am nächsten Tag auf die Welt käme, mein Mann schickte seine Stellvertreterin zur Arbeit und wir warteten gespannt auf die weitere Entwicklung. Es tat sich nicht extrem viel… Die Wehen kamen so alle 5 bis 20 Minuten, mal stärker, mal schwächer und mir war klar, dass ich damit das Kind nicht auf die Welt bringe.
Erst abends um 23 Uhr wurden sie deutlich stärker, so dass ich sie vertönen musste. Der Zeitabstand blieb allerdings gleich unregelmäßig. Um 2 Uhr nachts weckte ich meinen Mann, weil ich Unterstützung brauchte. Seine Anwesenheit ließ mich sofort wieder ruhiger werden. Ich lag unterdessen in der Badewanne und fühlte mich dort sehr wohl. Um 4:30 Uhr haben wir unsere Hebamme angerufen, nachdem ich aus der Wanne gekommen war und eine halbe Stunde lang alle 5 Minuten starke Wehen hatte.
Obwohl sie meinte, dass ich doch noch ein wenig zu Hause bleiben sollte, fuhren wir los, ich fühlte mich zuhause nicht mehr wohl (spannend, eine Hausgeburt hatten wir ja zuerst auch in Betracht gezogen…).

Im Spital angekommen waren meine Wehen weg, der Muttermund bei 1-2cm (beim letzten CTG war er bei 1cm gewesen!), aber sehr weich. Wir entschieden uns für einen Wehentropf, vor dem ich riesigen Respekt hatte und deshalb gleichzeitig ein Schmerzmittel verlangte. Das lag bereit, ich konnte es nach Bedarf verlangen (das tat ich später auch, aber erst nach 1-2 Stunden). Die Wehen waren aber VIEL harmloser als die zuhause, aber effektiv. Nach ca. 4 Wehen (die ich wieder nur veratmet habe, nicht vertönt..) war der Muttermund bei 4cm. Juhee! Die Fruchtblase, bzw. der Rest davon platzte bei der Untersuchung. Die Hebamme war leicht besorgt, weil das Fruchtwasser grün war.

Nun ging es wirklich los… ich bedankte mich herzlich beim Wehentropf und stieg voller Freude in die Geburtswanne. Die Eröffnungsphase emfand ich als angenehme, anstrengende Arbeit, ich konnte ich mich zwischendurch super entspannen und meine Techniken aus der Geburtsvorbereitung sehr gut anwenden. Mein Mann war dabei auch eine tolle Unterstützung, er reichte mir immer wieder Wasser und wusch meine Arme und meinen Kopf mit kühlem Wasser ab.

Nach einer Hammerwehe (sie dauerte ca. 5 Minuten… huch.. danach kribbelte mein ganzer Körper vom Sauerstoffüberschuss) war der Muttermund vollständig eröffnet, dies nach ca. 3-4 Stunden.
Nun ging es weiter mit der Pressphase, welche ich anfangs als sehr angenehm empfand. Meine Hebamme leitete mich gut an und ich konnte gut schieben. Nur leider tat sich nichts, auch nach ca. 1,5 Stunden nicht. Der Kopf saß unvermindert hoch und rutschte keinen Milimeter runter. Die Hebamme versucht ein wenig zu helfen, ohne Erfolg. Sie versuchte mich zu diversen Stellungswechseln zu bewegen, aber ich konnte nur einmal auf die Knie, alles andere schien mir viel zu anstrengend.

Dann musste ich raus aus der Wanne, die Herztöne meines Kindes gingen nun bei jeder Wehe runter und es musste etwas geschehen. Wir wechselten auf die Toilette, da waren die Wehen auszuhalten, aber es war kein CTG möglich, was unterdessen wichtig war. Danach gings aufs Gebärbett wo die Herztöne nur in rechter Seitenlage gut waren. Für mich war diese aber eine Katastrophe, aber da musste ich nun durch, meinem Kind zuliebe. Ich konnte die Wehen überhaupt nicht mehr verarbeiten.. aber immerhin rutschte der Kopf nun einige Milimeter runter.
Ich wurde gefragt, ob für mich der Einsatz einer Saugglocke in Frage kämen, dem stimmte ich sofort zu. Ich wusste, das Kind muss nun raus… Die Glocke konnte nur unter der Wehe angehängt werden, wenn der Kopf etwas tiefer war. Auch mir der Hilfe des Vakuums rutschte der Körper einfach nicht hinterher.
Die Herztöne des Kindes gingen nun während der Wehen massiv runter. Einmal rutschte die Glocke ab, all die Sachen bekam ich nur am Rande mit. Es fiel mir schwer noch mit ganzer Kraft mitzupressen, ich war einfach zu erschöpft. Nach 3-4 Versuchen (mit großen Abständen, der Wehentropf half meinem erschöpften Körper nun auch nicht mehr) hatte ich plötzlich ein Bauchgefühl, dass dies nicht der richtige Weg ist. Ich versuchte irgendwie Kraft zu sammeln um meinen Wunsch nach einem Abbruch des Versuchs mitzuteilen, da meldete sich mein Mann und erklärte, dass wir nun damit aufhören und einen Kaiserschnitt machen. Solch einen Geburtshelfer wünscht man sich, mir kommen jetzt noch die Tränen, weil ich ihm dermaßen dankbar für seine Entscheidung bin und stolz darauf, dass wir ohne Worte kommunizieren können.

Da ging es plötzlich sehr schnell und innerhalb von 10 Minuten hatte ich eine Spinalanästhesie und unser Sohn war geboren. Mir ging es sehr gut und ich war schon wieder zu Scherzen aufgelegt.

Unser Sohn hatte anfangs etwas Mühe mit Atmen, aber mit ein wenig Unterstützung kam er sofort in unserer Welt an. Apgar 7/9/10, er war 51cm gross und 4010g schwer.
Einen Grund, wieso er nicht runterrutschte fand man nicht – die Lage war normal, der Kopf mit 36cm nicht zu gross für mein Becken, die Nabelschnur war auch nicht umschlungen.
Den Grund für die schlechten Herztöne fand man aber, er war an ET+6 massiv übertragen, das Fruchtwasser dick und grün wie Erbensuppe und die Plazenta voller Infarkte… ein Glück, dass er so gesund und munter war, wir sind sehr dankbar.
Vermutlich war er einfach kraftlos und konnte deshalb nicht mehr mithelfen.

Ich konnte 15 Minuten nach der Geburt wieder in den Gebärsaal, wo mein Mann das Baby auf der nackten Brust hatte. Schon wieder ein Lob in seine Richtung: wir haben uns nie über die Möglichkeit eines Kaiserschnitts unterhalten und er hat einfach alles richtig gemacht. Ich bekam das Kind bei mir auf die Brust und schon bald konnten wir die ersten Stillversuche machen.

Meine Hebamme war übrigens sehr traurig, dass wir die Geburt nicht natürlich zu Ende bringen konnten, weil ich es mir doch sehr gewünscht hatte. Aber interessanterweise war es für mich völlig in Ordnung und wer weiß, wie es ansonsten geendet hätte. Der Gedanke an eine weitere halbe Stunde mit Vakuum lässt mich heute noch schaudern, das hätte ich nicht mehr geschafft.
Wenn Samuels Zustand besser gewesen wäre, dann hätten wir einfach weiter gemacht ohne Vakuum, aber so war es halt nicht. Kraft geraubt hat mir ja erst die unangenehme, aber richtige Seitenlage auf dem Gebärbett.

Wir verbrachten die nächsten fünf Tage im Familienzimmer im Spital, ich durfte schon am Tag nach dem Kaiserschnitt wieder aufstehen und war den Umständen entsprechend fit. Heute, 12 Tage nach der Geburt geht es mir wirklich sehr gut, ich habe keinerlei Schmerzen und die Narbe sieht super aus.
Auch wenn das nicht die Geburt war, die ich mir ursprünglich gewünscht hatte, fühlt sich alles richtig und stimmig an. Ich konnte von Anfang an alles selbst bestimmen und meine Geburtsbegleiter wären jeden Weg, der auch für mein Kind möglich gewesen wäre, mit mir gegangen.
Auch die Wochenbettzeit im Spital war eine tolle Erfahrung für mich. Wir wurden unterstützt, wenn nötig (z.B. beim Stillen) und man ließ uns machen, wenn wir selbst klar kamen. Es gab keinerlei Stress zum Thema Gewichtsabnahme oder Gelbsucht, es war einfach nur schön.

Jetzt im März 2003 ist Henrike 16 Monate alt. Für diesen Geburts- und Stillbericht habe ich in dem Tagebuch gelesen, dass ich für Henrike führe. So viele Erinnerungen, so viele Gefühle…

Henrike war ein Wunschkind. Ganz jung waren wir nicht, aber auch nicht alt mit 32 und 33 Jahren. Die Schwangerschaft verlief vollkommen normal. Ich genoss sie und blühte auf. Bei Henrikes ersten Bewegungen stellte ich mir vor, was sie wohl für ein Kind sein würde.

Auf jeden Fall gefiel es ihr so gut, dass ich schon eine Einweisung ins Krankenhaus hatte für die Einleitung. Die Geburt fing dann aber doch von selbst an. Auch hier sah zunächst alles nach einer Bilderbuchgeburt aus. Aber als ich schon auf dem Gebärhocker saß, hörten die Wehen auf. Danach begann dann das medizinische Programm: Seitenlage im Kreißbett, Wehentropf, aber Henrike wollte einfach nicht. Nachdem ihre Herztöne absackten und ihr Köpfchen schon mehrmals zu sehen war, aber jedes Mal wieder verschwand, fiel dann die Entscheidung: Zangengeburt! Mein Mann, der mich bis dahin ganz toll unterstützt hatte, wurde rausgeschickt. Um mich herum versammelten sich fünf Weißkittel (Hebamme, Ärztin, Oberarzt. Kinderarzt, Krankenschwester). In diesem Moment fehlte mir mein Mann so, und ich fühlte mich nur noch allein und ausgeliefert.

Doch endlich war es so weit: Henrike war da, blau und rot, verschrumpelt, laut schreiend – und doch das süßeste Mädchen der Welt!

Angelegt habe ich sie noch im Kreißsaal. Unser kleines Mädchen saugte so kräftig. Dass in so einem kleinen Menschen so viel Kraft sein konnte…

Im Krankenhaus blieb ich fünf Tage. Die Hebammen und Schwestern auf der Wöchnerinnen-Station waren ganz unterschiedlich: Von der Ziege a là Oberschwester Hildegard bis hin zur Hebamme, die mir auch menschlich gute Tipps gab, war alles vertreten.

Mir fehlte jedoch die einheitliche Linie: Jede sagte etwas anderes und vor allem die Konservativen rümpften sie Nase über die Vorschläge ihrer Kollegin zu alternativen Fütterungsmethoden. Denn Henrike bekam im Krankenhaus ein oder zwei Fläschchen HA-Nahrung., obwohl ich es eigentlich nicht wollte – hatte ich doch in der Schwangerschaft Hannah Lothrop gelesen. Aber das ständige Gerede: „Sie war übertragen und braucht Flüssigkeit. Sehen Sie doch mal wie trocken ihre Haut ist“ machte mich ganz hilflos und unsicher.

Als wir zu Hause waren, klappte alles viel besser. Henrike war ruhiger, schrie nicht mehr so viel. Meine größere Ruhe übertrug sich auch auf das Kind. Ich konnte richtig anfangen, unsere kleine Tochter zu genießen. Da unsere Verwandtschaft weit weg wohnt, konnten wir uns den Tag so gestalten, wie wir wollten. Und blieben auch von mehr oder weniger klugen Kommentaren verschont.

Dazu gehörte für mich auch das Stillen – ganz selbstverständlich. Ein Stück weit war es sicher auch der Ehrgeiz, der mich packte: Waren doch drei meiner vier Neffen ca. ein Jahr gestillt worden. „Was meine beiden großen Schwestern schaffen, das schaffe ich auch!!“, war meine Devise. Und alles in allem verlief unsere Stillbeziehung auch problemlos.

Nur im letzten Sommer – ich war bei meinen Eltern zu Besuch und Henrike in der totalen Fremdelphase – kam es zu einem fiebrigen Milchstau. Die Ärzte in der gynäkologischen Ambulanz hatten wenig bis keine Ahnung vom Stillen. Der Professor schien auch der Meinung zu sein, dass Abstillen jetzt wohl doch angebracht sei. Zum Glück holte ich mir Rat bei einer Stillberaterin, die mir den Rücken stärkte. Ihre Tipps halfen auch: Ruhe. Stillen, Stillen, Stillen.

Und jetzt: Henrike wird in der Regel immer noch dreimal täglich gestillt. Vor allem zum Einschlafen braucht sie es noch. Für mich ist das kein Problem. Vielmehr genieße ich den ruhigen Tagesabschluss, das dämmrige Licht, die Nähe zu unserem kleinen Schatz.

Was wir nicht (mehr) machen: Stillen in der Öffentlichkeit. Ich gebe zu, dass ich da für mich eine persönliche Grenze erreicht habe. Vielleicht wäre es anders, wenn Henrike es einfordern würde, aber tagsüber lässt sie sich meist auch anders trösten.

Das letzte Mal haben wir im Trubel auf ihrer Geburtsfeier gestillt, das war vor drei Monaten.

Das Ende? Es könnte fast lauten wie im Märchen: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann stillen sie noch heute…

Elly

Am Donnerstag, den 15. Februar 2001, wachte ich um 2.30 Uhr mit leichten Wehen auf.

Schlafen konnte ich dann nicht mehr, wohl mehr vor Aufregung als vor Schmerzen – Heute kommt mein Baby (dachte ich damals)! Meinen Mann habe ich ganz normal zur Arbeit geschickt, die Wehen waren ja noch unregelmäßig und der Abstand wurde auch nicht weniger.

Vormittags lief dann Fruchtwasser aus. Ich habe sofort meinen Mann angerufen, der dann mit mir ins Krankenhaus fuhr. Das Krankenhaus ist sehr beliebt zum Entbinden und auch überregional bekannt. Es ist das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, mit Kinder-Intensivstation im Haus. Ich hatte einen Rucksack mit Sachen dabei, die ich unter der Geburt gebrauchen könnte (dicke Socken u.ä.) und einen Koffer für den Krankenhausaufenthalt, aber eigentlich wollte ich eine ambulante Geburt.

Im Krankenhaus haben sie mich dann erst mal untersucht, der Muttermund war noch vollständig geschlossen. Dann haben sie mich erst mal rumlaufen lassen, und ab und zu untersucht und ein CTG gemacht. Das ging so weiter bis Freitag, ohne großartige Veränderungen – die Wehen wurden nicht mehr und nicht weniger, der Muttermund ging nicht weiter auf. In der Nacht hatten wir Gott sei Dank ein Einzelzimmer, die Frau, mit der ich das Zimmer teilte, bekam ihr Baby in der Nacht im Kreißsaal. Schlafen konnte ich (und mein Mann dann auch) nicht, weil die Wehen zu schmerzhaft waren. Die zweite Nacht mit fast keinem Schlaf. In den Kreißsaal konnten wir auch nicht, der war noch belegt. Als sich Freitag immer noch nicht viel getan hatte – der Muttermund war jetzt 2 cm auf, sind wir schließlich in den Kreißsaal gekommen. Die Wehen wurden immer stärker, aber es tat sich immer noch nicht viel, das war das Schlimmste daran! Die Wehen sind schmerzhaft, aber sie sind für etwas gut, nur bei mir tat sich nichts. Das machte das Ganze noch schmerzhafter, weil ich auch die Hoffnung verlor, dass die Wehen etwas bewirkten. Mittlerweile dachte ich gar nicht mehr viel an mein Kind, ich wollte einfach, dass die Schmerzen aufhören. Dann habe ich Akupunktur gekriegt, die leider nicht wirkte. Also folgte schließlich ENDLICH eine PDA mit Wehentropf! Welch eine Wohltat, nun konnte ich mich entspannen und auch ein wenig schlafen. Alle zwei Stunden wurde die PDA nachgespritzt.

Um ca. 10 Uhr am Samstag sagten sie dann, das Kind müsse jetzt raus… Der Muttermund war vollständig geöffnet und ich als die PDA abgeklungen, hatte ich Presswehen. Die nützten aber wieder nicht viel, weil Alexander nicht tief genug im Becken lag. Also wurde der Chefarzt mit der Saugglocke angefordert. Der Arzt hat gezogen, ich hab gepresst. Die Presswehen fand ich übrigens das Beste an der Geburt, endlich konnte ich etwas tun! Dann sagte der Chefarzt, noch eine oder zwei Wehen, dann wäre es vorbei. Da habe ich gedacht, nein, nicht noch eine Wehe und ganz stark gepresst…

So wurde Alexander geboren, am 17.02.2001 um 11.35 Uhr, mit 48,5 cm und 3.160 g.

Janina, Dezember 2003

Nun eigentlich muß ich im Jahr 1999 beginnen.

Damals wurden mir insgesamt 4x ambulant Zysten am Gebärmutterhals und in der Gebärmutter entfernt. Unangenehme Sache aber halb so wild. Leider wurde mir bei dieser Untersuchung auch mitgeteilt, daß meine beiden Eierstöcke verklebt wären und es so kaum möglich wäre ein reifes Ei zu „produzieren“. Ich muß ehrlich sagen, daß dieser Umstand für mich zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt unangenehm war. OK dachte ich, willst ja sowieso keine Kinder und Verhüterli kannst du jetzt auch sparen.

Zu diesem Zeitpunkt ging dann auch noch eine langjährige Beziehung den Bach hinunter, aus anderen Gründen. Ich war selbständig, hatte zwei Geschäfte „am Hals“ die leider nicht so liefen wie erwünscht. Na denn, für mich war die Welt so wie sie war eigentlich ganz in Ordnung. An eine Operation, um meine Fruchbarkeit wieder herzustellen, dachte ich nicht im Traum!

Und dann? Nanü? Gerade als die „Geschäfte“ immer mieser liefen, BSE, hatte einen Imbiß und ein Pub, ist es dann doch passiert! Der Himmel weiß wie, aber ich habe es sofort gemerkt! Das war so im April 2001, mein fast nicht vorhandener „Vorbau“ nahm ungewöhnliche Ausmaße an, schmerzte und natürlich hatte auch dieses „elende monatliche Gesabber“ ein Ende. Mit meinem damaligen Partner war ich erst sehr kurze Zeit zusammen, aber es war mir egal. Mit 34 fragt man nicht mehr, paßt es oder nicht!

Ich hatte eine Traumschwangerschaft. Es war mir nie übel, ich habe gefressen wie ein Scheunendrescher und trotzdem nur wenig zugenommen. Ich war die ganze Zeit über fit, habe meine Viecher weiterhin alleine versorgt und bin auch noch lange geritten.

Das einzige, was von Anfang an zu erkennen war, das Kleine würde ziemlich klein bleiben, einerseits wegen meiner Vorgeschichte, andererseits liegen kleine und leichte Babys bei uns in der Familie.

Ich habe meine Qualmerei bis auf 3 Zigaretten am Tag eingeschränkt, gerne hätte ich ganz aufgehört, aber irgendwie habe ich es einfach nicht geschafft.

Ich habe mich nicht unbedingt stark auf die Geburt vorbereitet, auch auf einen Vorbereitungskurs habe ich verzichtet. Natürlich habe ich viel gelesen, auch Stillbücher, wozu ich aber noch sagen muß, dass diese eine Frau oft mehr verunsichern als helfen. Da ich schon so einiges an Tiergeburten miterleben durfte, und wir ja auch nur ein bißchen höher entwickelte Säugetiere sind, habe ich alles ziemlich locker gesehen. Die Natur wird schon wissen was sie tut, oder?

Obwohl wir zum Zeitpunkt der Geburt kein Paar mehr waren, war klar, dass der Vater bei der Geburt dabei sein sollte, wir wohnten auch noch zusammen damals.

Ich bin auch ein wenig über den errechneten Zeitpunkt „gelaufen“. Wohl gemerkt, den errechneten Zeitpunkt des Gynäkologen! Nach meiner Rechnung hatte ich noch Zeit.

Igittigitt, jeden zweiten Tag zur Untersuchung, der Herr wollte ja Geld verdienen, das ist mir im Nachhinein klar, habe die Rechnungen ja alle gesehen! Es war immer alles in Ordnung. Klar das Monsterchen war zwar klein und leicht aber ansonsten alles im „grünen Bereich“.

Wie gerne hätte ich mein Baby zu Hause bekommen, aber alle Bekannten und Verwandten haben so lange auf mich eingeredet, bis ich mich doch fürs KH entschied.

Nach einigen Tagen (ich glaube es waren so 6) über dem Termin wollten sie die Geburt unbedingt einleiten! Pfff, es war ja kurz vor Weihnachten, wahrscheinlich wollte mein FA in Urlaub fahren, anders kann ich es mir nicht erklären. Die Herztöne waren ganz normal, dem Wurm ging es augenscheinlich sehr gut, noch in meinem Bauch!

Genau in der Nacht bevor es zur Einleitung kommen sollte, hat sie es sich dann doch selbst überlegt. Es fing abends so gegen 17.00 an. Oha, dachte ich, jetzt aber noch schnell in den Stall zum Füttern!

Nun, so bin ich dann noch bis ca. 4.00h morgens in der Wohnung herumgetigert, bis die Wehen so ca. alle 4 Minuten kamen. Dann habe ich den Vater geweckt, und er musste einmal in seinem Leben „ungestylt“ aus dem Haus gehen.

Gegen 5.00h waren wir in der Klinik. Der Kopf lag sowieso schon eine lange Zeit vorher sehr tief, was mir auch alle halbe Stunde Toilettengänge beschwert hatte die letzten Wochen. Der Muttermund war ca. 3 cm offen. CTG, wie immer alles in Ordnung. Ein warmes Bad habe ich frühzeitig abgebrochen, da ich merkte daß die Wehentätigkeit im warmen Wasser wieder nachließ und ich die Sache nun doch endlich zu Ende bringen wollte. Jürgen, den Vater, habe ich dann erst nochmal was zu Essen holen geschickt, wärend ich, pssst ich schäme mich ja, noch schnell zwischen zwei Wehen draußen eine geraucht habe.

So gegen 8.00h wurden die Wehen dann doch heftiger und die diensthabende Hebamme ließ mich nicht mehr aus dem Kreissaal hinaus. Bis auf die Zeiten, in denen das CTG angelegt wurde, bin ich nur herumgelaufen und habe mich bei jeder Wehe meinem „Ex“-Freund an den Hals geworfen. Es lief eigentlich alles nach Plan. Die Wehen waren zwar gruselig aber immer noch auszuhalten, ist warscheinlich bei jeder Frau unterschiedlich. Der Muttermund öffnete sich immer weiter. Die ersten Presswehen setzten ein, ich denke, es waren Presswehen und dann fing das Dilemma an:

Die Hebamme hieß mich, mich auf das Kreisbett zu legen. Hätte ich das mal bloß nicht gemacht!!! Wahrscheinlich wäre das „Minimonster“ nur so aus mir rausgefallen, wäre ich bloß stehengeblieben!

So legte sie wieder das CTG an, die Herztöne waren ok, bis auf die während der Presswehen, die sackten bis auf 68 Schläge ab. Ich habe erst später erfahren, dass das ganz normal ist, solange sie sich sofort wieder erholen, was hier ja der Fall war. Der verdammte Arzt kam, Entschuldigung, aber im Nachhinein übermannt/fraut mich immer noch die Wut, obwohl es jetzt ja schon 21 Monate her ist.

Ruckzuck, wärend der nächsten Presswehe, ich denke man hörte mich kilometerweit, wurden mir die Beine auf diese Halter gelegt. Ich war zu beschäftigt mich zu wehren…. Zwischendurch fragte ich, ob ich nicht wieder aufstehen dürfe, aber nein ich solle liegenbleiben…Ich konnte nur noch sehen, wie die Saugglocke ausgepackt wurde und ratsch, hatte ich genau das, was ich auf keinen Fall wollte, nämlich einen Dammschnitt, der mich heute noch quält. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich nicht einmal 5 Presswehen, angeblich waren die Herztöne des Kindes gefährlich abgesackt, im Nachhinein glaube ich das nicht. Alles was ich gesehen hatte war, dass die Herztöne sich nach jeder Presswehe sofort wieder erholt hatten!

Ich habe geschrien wie noch nie, als sie das Würmchen aus mir herausgezerrt haben.

Sie hatte sofort nach der Geburt optimale Werte, Apgar 8/10/10, es war 11.40h, sie wog 2250 Gramm und war 46 cm klein.

Aber das war ja noch nicht alles!

Zuerst einmal muss ich erwähnen, dass ich von vorn herein betont hatte stillen zu wollen, schon alleine wegen der vielen Allergien, die ich selbst habe. Ich bekam mein Kind aber nicht zum Anlegen! Nach fast genau 15 Minuten, nicht länger, meinte der Arzt, die Plazenta würde sich wohl von selbst nicht lösen und es müsste eine Ausschabung gemacht werden, nach nur 15 Minuten????!!!!!!

OK, ich war natürlich fix und fertig und kaum in der Lage mein „großes Mundwerk“ aufzumachen, so fragte ich nur, ob ich nach der Narkose denn sofort stillen könne. Dies wurde bejaht und so fügte ich mich in mein „Schicksal“.

Immer noch im Kreissaal wachte ich wieder auf, Jürgen stand mit unserer Tochter im Arm neben mir. Ich war noch ein wenig zu benebelt, sodass ich sie ihm auch gleich wieder zurückgab, hatte einfach Angst sie fallen zu lassen, da ich meine Extremitäten noch nicht so unter Kontrolle hatte nach der Narkose.

Dann müssen sie mich irgendwann ins Zimmer geschoben haben, wo ich dann endgültig wieder aufgewacht bin. Aber mein Kind war nicht da!

Heute sage ich, Gott sei dank, habe ich mich weder von der Schwester noch von Jürgen aufhalten lassen und bin sofort ins Säuglingszimmer geschwankt! Wäre ich 5 Minuten später gekommen, hätte der Wurm schon die Flasche im Mund gehabt und das ohne Absprache mit mir!

Ich war so sauer! Der Schnitt tat höllisch weh. Ich wollte meine Kleine mit aufs Zimmer nehmen und im Liegen stillen, aber nein! Einer dieser Drachen zwang mich, mich auf einen harten Stuhl zu setzen, sie wolle doch kontrollieren, ob das mit dem Stillen auch klappt?! Natürlich hat es geklappt: Sie hat auch fast nie wieder losgelassen! Trotz des Protestes der Schwestern habe ich dann mein Würmchen mitgenommen und seit diesem Zeitpunkt nicht wieder aus den „Fingern“ gelassen.

Ich weiß heute noch nicht, ob das, was dann kam, notwendig oder nur Schikane war? Alle 3 Stunden, auch nachts, wurde ich gerufen, damit sie meiner Tochter per Blutabnahme den Zuckerspiegel kontrollieren konnten! Nun, wenn ich sie im Säuglingszimmer lassen würde könnte ich ja in Ruhe schlafen, sie würden mich auch wecken zum Stillen, pfff wer’s glaubt wird selig!!!!

Da der Kinderarzt sie nach 24 Stunden nun endgültig als vollkommen reif und gesund ansehen musste und der einzige der wirklich „beschädigt“ war ich war, bin ich am 2. Tag mit meiner Maus nach Hause.

Sie hatte fast nichts abgenommen und ihr Geburtsgewicht schon zur U2, zu der ich wieder mit ihr ins Krankenhaus gefahren bin, wieder erreicht. Mit 6 Wochen hatte sie ein total durchschnittliches altergerechtes Gewicht und auch in der Größe, anderen schwerer geborenen Babys nichts mehr nachzusetzen. Das hat sich bis heute so gehalten, trotz der Sprüche: Die braucht mehr als die Brust, da muss man beifüttern und und und.

Heute ist Sarina 21 Monate alt, ca. 85 cm groß und wiegt gut 12 kg.

Ich konnte fast 6 Monate nach der Geburt noch nicht richtig sitzen, die Naht ist wieder aufgebrochen, das faustdicke Hämatom habe ich auch monatelang mit mir rumgeschleppt.

Als ich die Rechnungen sah, ist es mir immer mehr wie Schuppen von den Augen gefallen, Geldmacherei verdammte!!!! Die Herrschaften hätten ja fast nichts an mir verdient, wenn sie nicht den Schnitt gemacht hätten, die Saugglocke ausgepackt hätten und mich dann auch noch ins Land der Träume geschickt hätten zum wahrscheinlich vollkommen unnötigen Ausräumen!!

Sollte ich noch einmal in die Situation kommen: Ich bekäme mein Kind nur noch zu Hause!!!! Mit einer Hebamme, die ich kenne.

Trotzdem, es gibt nichts schöneres, als ein Kind zur Welt zu bringen:-)))))

Alles Liebe an alle von Katja mit Sarina (17.12.01)

Wo soll ich denn anfangen???? Vielleicht mit einer kleinen Anmerkung: meine große Tochter wurde im Januar 1994 geboren, in einer kleinen Provinzstadt. Es hat sich seitdem vieles geändert. Es gibt jetzt in Russland viele private Kliniken, wo ganz andere Bedingungen herrschen, aber im Großen und Ganzen sieht es noch ziemlich ähnlich aus. Dazu muss ich noch sagen, dass ich wirklich Glück hatte und habe relativ nette Ärztinnen, Hebammen und Schwestern erwischt.

Ich war damals 20 Jahre alt. In Russland muss eine Schwangere am Anfang der Schwangerschaft alle zwei Wochen und in den letzten Monaten jede Woche zur Frauenärztin (da gibt es fast keine Frauenärzte/Männer), auch muss die Frau von sehr vielen Fachärzten eine Bescheinigung bei der Frauenärztin vorlegen, dass bei ihr gesundheitlich alles in Ordnung ist. Da fing schon mein Abenteuer an: Ich kam zur Allgemeinärztin und erzählte ihr von all meinen Krankheiten und auch davon, dass meine rechte Niere von Geburt an missgebildet ist (kleiner als normal, aber keine Schmerzen o.Ä.). Sie fing sofort an zu schreien von wegen ich sei eine Selbstmörderin und die Mörderin meines Kindes, sie rät sofort zur Abtreibung (ich war schon in der 16. SSW), sonst übernimmt sie keine Verantwortung und ich soll zur Oberärztin. Auf dem Weg nach Hause hab ich nur geheult, wollte mich am liebsten unter die Straßenbahn legen :(( Dann am Nachmittag hat mich die Oberärztin an einen Urologen überwiesen. Sie war schon viel freundlicher, wollte sich aber nicht festlegen, bevor die Ergebnisse da sind. Der Urologe hat einen Ultraschall gemacht und meinte, es wäre eigentlich alles in Ordnung, ich dürfte (!!!) mein Kind bekommen, nur Urin müsste man oft kontrollieren. So kam ich an meine Bescheinigung. Dann in der 25.SSW stellte man fest, dass ich Anämie und schlechte Urinwerte habe. Ich wurde sofort ins Krankenhaus überwiesen und blieb da sage und schreibe 4 Wochen. In Russland darf man das Krankenhaus auch für ein paar Stunden nicht verlassen, es gibt da keine Duschen und Katzenwäsche haben wir über der Kloschüssel gemacht, die Haare im Waschbecken gewaschen, Besuch darf nicht auf die Zimmer, aber ich lag in einem „progressiven“ Krankenhaus: Wir empfingen unseren Besuch im Treppenhaus. Mir ist es gelungen, ein paar Mal heimlich nach Hause zu fliehen, ich musste nur sehr vorsichtig wieder rein kommen, damit es keiner merkte. Dass das Essen mir meine Mutter jeden Tag kochte und ins Krankenhaus brachte, muss ich nicht unbedingt erzählen oder :)) Na ja wie auch immer, nach 4 Wochen durfte ich nach Hause.

In der 39.SSW bekam ich leichte Panik: Ich war den ganzen Tag alleine zu Hause, die nächste Telefonzelle (und das Telefon überhaupt) ca. 300m weit weg und es war Winter! Vereiste Straßen, das Eis macht niemand weg, es gibt keinen Hausmeister oder Straßendienst. Deswegen wollte ich wieder in die Geburtsklinik, aber diesmal musste ich die Ärztin schmieren wegen der Überweisung, aber „zum Glück“ waren auch meine Eisenwerte wieder nicht besonders gut. So kam ich wieder ins Krankenhaus. Oben lagen Frauen, denen eine Fehlgeburt drohte, oder deren Werte (wie bei mir) nicht in Ordnung waren und unten war die Geburtsstation. Am 26. Januar vor dem Schlafen spürte ich Ziehen im Rücken, zuerst unregelmäßig, dann immer öfters, aber ich konnte sogar schlafen. Am Morgen des 27. Januar erzählte ich das der Ärztin, die für unser Zimmer zuständig war. Sie hat mich auf dem Stuhl untersucht und meinte, ich würde mein Kind auch an dem Tag bekommen, aber sie war sich mit der SSW nicht sicher und deswegen, und nur deswegen, durfte ich zum Ultraschall. Hab ich mich gefreut!!!!!!! Da wollte ich natürlich wissen, was wir bekommen, aber die Schwester meinte, es solle mich nicht interessieren und hat immer den Monitor von mir weggedreht. ICH DURFTE ES NICHT SEHEN!!!! Aber dann war sie gnädig und versuchte was rauszufinden, aber Gabi mochte sie anscheinend nicht und hat nur den Po gezeigt :)) Um 15.00 Uhr hat man mich nach unten auf die Geburtstation geschickt, obwohl ich keine richtigen Schmerzen hatte und der Muttermund nur 3 cm geöffnet war. Da hat mir eine Krankenschwester (1,80m groß und ca. 100 kg schwer, oder kam sie mir so nur vor?) befohlen: „So jetzt die Unterhose runter, das Nachhemd ausziehen und auf die Liege“. Da wurde ich rasiert (Gott sei dank hab ich da vorgesorgt, war dann nicht soooo schlimm) mit einer uralten Rasierklinge, mit der sie da alle Frauen rasieren und dann einfach mit Spiritus abwischen. Nach dem Rasieren bekam ich einen Einlauf, den ich (ein sehr braves Mädchen) auch richtig durchgeführt hatte, es blieb bei einem. Dann in einem knielangen Nachthemd vom KH, ohne Unterwäsche (nur den BH durfte ich behalten) erschien ich vor der Frauenärztin von der Geburtsstation. Sie hat mich im Wehenzimmer untersucht und meinte (nach dem allen!!!), heute würde nichts passieren und ich würde bestimmt wieder oben schlafen. Und so lag ich alleine, mit unregelmäßigen Wehen von 15.45 Uhr da. Irgendwo hat eine Frau geschrieen, irgendwo war das Geburtsstationspersonal, ich hatte Hunger und Durst, aber niemand schaute nach mir. Nach ca. 2 Std. kam eine Schwester, brachte mir eine Tasse Tee, essen durfte ich nicht, lesen durfte ich auch nicht, ich durfte nur liegen oder im Zimmer laufen, aber nicht rausgehen, nur auf die Toilette. Dann hat endlich die schreiende Frau entbunden und die Ärztin kam wieder mich untersuchen. MM noch 1 cm geöffnet, Wehen stärker geworden, aber zu ertragen, ich sollte weiter liegen. Und dann um viertel vor sieben passierte etwas Schreckliches, Unerwartetes: Mein Fruchtwasser floss raus. Das war das einzige Mal, wo ich geschrieen hatte. Dann kamen sie alle zu mir: 1 Frauenärztin, 1 Hebamme, 3 Krankenschwestern und 1 Praktikantin. Die Bettwäsche wurde gewechselt, ich wurde umgezogen und dann von der FÄ untersucht: der MuMu immer noch 4 cm, Wehen schon regelmäßig, aber nicht stark genug. Ich wurde an den Tropf gehängt und schon nach 20 min. kamen starke Wehen, die immer schlimmer wurden, ABER ich durfte jetzt nur noch liegen, und die Hebamme sagte noch zu mir: „Pass auf und beweg dich ganz vorsichtig, ich weiß nicht was passieren wird, falls die Nadel die VENE DURCHSTICHT“ (ich habe sehr dünne Venen). Und jetzt stellt euch mal vor: Ich lag auf dem Rücken, in der linken Handoberfläche die Nadel, tierische Schmerzen und ich darf mich nicht bewegen :(( Das war das erste und das letzte Mal in meinem Leben, wo ich laut gesungen hatte, um nicht zu schreien. Es wäre mir zu peinlich gewesen. Ich durfte nur ab und zu ein bisschen trinken und die Hebamme blieb, nach meiner sehr eindringlichen Bitte, die ganzen 20 min. bei mir sitzen, dann war sie wieder weg 🙁 Zwischendurch kam immer wieder die FÄ und guckte nach, aber am meisten hab ich die Praktikantin gesehen, die war noch neu und deswegen neugierig. Um 21.30 Uhr hatten sie mich endlich in den Kreissaal gebracht, ich hatte höllische Schmerzen, verbat mir aber zu schreien und dann durfte ich endlich pressen und um 21.45 Uhr war Gabi da. Sie legten sie mir ganz kurz auf den Bauch, ich konnte sie noch gar nicht richtig sehen, ich konnte es noch gar nicht begreifen, dass es MEIN Kind ist, gerade aus meinem Bauch gekommen und schon wurde sie von der Kinderärztin abgeholt :(( Sie wurde im Kinderzimmer gewaschen, gewogen und gemessen, ich hörte sie die ganze Zeit schreien und dachte, dass sie sie mir gleich bringen würden, aber da kam nur die Kinderärztin und fragte mich, ob wir in der Familie Herzkrankheiten hätten. Nach meinem Nein und Frage wieso, meinte sie nur, ah, ich höre Geräusche im Herzen ihrer Kleinen, kann sein, dass das Herz Missbildungen hat. Und ist WEGGEGANGEN. Ich dachte, dass ich sofort sterben würde, ich wurde kurz ohnmächtig, dann kam ich zu mir und das ganze Team stand um mich herum und versuchte mich zu beruhigen. Nach der Geburt waren sie alle sehr nett zu mir, weil ich nicht geschrieen hatte und während der Geburt alles machte, was sie mir sagten. Dann hat die FÄ Gabi noch mal heimlich(!!!!) abgehorcht und sagte, dass sie zwar auch Geräusche hört, was aber nicht unbedingt schlimm sein sollte. Dann lag ich mit Eis auf dem Unterleib noch 2 Std. im Kreissaal, Gabi wurde weggebracht (ich merkte das, weil es still wurde), durfte dann heißen Tee bekommen und eine Tasse Kefir (ich hab danach in den Wehen gefragt, aber er war nur fürs Personal da). Alle kamen immer wieder zu mir und sagten immer was Gutes, aber ich dachte nur an mein Mädchen und dass sie womöglich sehr krank ist :(( Dann wurde ich aufs 6 Frauen-Zimmer gebracht. Wir alle haben am 27.-28. Januar entbunden. Am nächsten Morgen um 6.00 Uhr brachten die Kinderschwestern die Babies zum Stillen, nur nicht meins. Da ich Rhesus Negativ habe, mussten sie sie beobachten. Ich musste (!!!) die Milch ausstreichen, bekam ein Extraglas dafür und musste es dann der Dienstschwester zeigen. Erst am 29. Januar um 11.13 Uhr (hab auf die Uhr geguckt) hat man mich ins Kinderzimmer gebeten und die Kinderschwester zeigte mir Gabi: aus dem Bettchen raus – ausziehen – hochnehmen – zu mir „Na sehen Sie, ein Mädchen“ gesagt – wieder eingewickelt – ins Bettchen gelegt – „um 12.00 bringe ich sie zum Stillen“ gesagt und mich rausgeschoben. Und dann war sie da!!! Mein Mädchen, mein Baby. Ich konnte sie mir ansehen!!!! Dann hab ich sie angelegt und sie schlief ein. Ich wurde ganz nervös, wir hatten nur 20 Min., 5 waren schon zum Angucken verbraucht und jetzt schlief sie :((( Meine Nachbarin hat mir geraten ihre Nase zuzudrücken, dann machte sie den Mund auf und es ging los mit dem Stillen. Trotz allen Hindernissen – ich konnte sie erst 38 Stunden nach der Geburt anlegen, in der Zwischenzeit bekam sie regelmäßig Glukoselösung – klappte das Stillen sofort und lief bis zum Ende problemlos.

Am 5. Tag durften wir nach Hause.

So war meine Geburt. Ich muss noch sagen, dass der Geburtsvorbereitungskurs 45 Min dauerte, niemand hat mir beim Stillen geholfen, es gibt da keine Nachsorge von den Hebammen und trotzdem kommen fast alle Frauen zurecht. In der Geburtsklinik wird nur darauf geachtet, dass die Frauen Milch ausstreichen, wenn sie ihre Babies noch nicht zum Stillen bekommen. Babies sind da im geschlossenen Kinderzimmer und werden nur alle 3 Std. zum Stillen gebracht, in der Nacht bekommen alle Babies Glukose und die Mütter schlafen. Haus- und Ambulantgeburten gab es damals gar nicht, jetzt ist es eine Seltenheit. In der Geburtsklinik laufen die Frauen wegen der Hygiene ohne Unterhose, als Unterlage bekommen sie uralte sehr harte Wickeltücher, die Frau hat Glück, wenn das Nachthemd kein Loch hat und besonders wenn die Größe passt. Die Frauen dürfen keinen Besuch haben und die Väter sehen ihre Kinder bei der Entlassung zum ersten Mal.

Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich so leicht mit dem Stillen umgehe. Für mich ist es einfach ein Teil vom Schwanger-Geburt-Stillen-Erziehen-Prozess.

Ach ja, Gabi hatte keinen Herzfehler, aber das ist eine andere Geschichte.

Danke für die Geduld!!!! Hätte selber nicht gedachte, dass es so lang wird.

Margarita, September 03

Teil 1: Die Kliniksuche  

Bei der Wahl des Krankenhauses war ich zunächst sehr pragmatisch. Meine Theorie lautete: Man sollte sich da nicht übermäßig verrückt machen, denn verglichen mit den Rahmenbedingungen, die unsere Mütter vorfanden, ist es heutzutage überall traumhaft. Zu der Zeit, in der man sich laut Ratgeber in den Kliniken umsehen sollte, machte ich mich also auf den Weg zur Klinik in unserer Stadt. Außer mir waren da noch etwa 10 Schwangere zur Besichtigung und geführt wurden wir von einer Hebamme. Die war etwas ruppig und offenbar auch genervt von jeglichen Fragen – aber mein Gott! – jeder kann mal einen schlechten Tag haben.

Die Räumlichkeiten fand ich so lala, aber ich wollte da ja nicht wegen des Ambientes hin, sondern einfach nur zum Entbinden. Und wichtig war mir „ein bisschen tickende Technik im Hintergrund, damit ich mich in Sicherheit fühle.“ Und die gab’s da.

Der Gedanke an eine Wassergeburt hat mich gereizt und die Hebamme zeigte uns auch das Becken, gab aber mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu erkennen, dass sie von diesem neumodischen Hokuspokus gar nichts hielt und unterstrich das noch mit der Information, dass die meisten Mütter, die das probieren, auch nicht damit zurecht kommen und sich sehr quälen würden, wenn sie dann mitten unter den Wehen aus der Wanne steigen müssten.

Eine andere Mutter, die sehr aufgeklärt wirkte, fragte nach, wie es in dieser Klinik mit den obligatorischen Augentropfen gehandhabt würde. Bis zu diesem Moment hatte ich noch nie von derartigen Augentropfen gehört, aber in Gedanken urteilte ich diese Mutter als hyperhysterische Wichtigtuerin ab. Die Ärzte und Hebammen würden doch schon wissen, ob Augentropfen nötig sind oder nicht.

Gut, der Infonachmittag war nicht berauschend, aber es sprach für mich auch nichts eindeutig gegen diese Klinik. Als gewissenhafte werdende Mutter besuchte ich dann noch den Infoabend, an dem sich Ärzte und Hebammen genauer vorstellen wollten. Ein paar Fragen stellte ich auch. Zum Beispiel verwirrte es mich, dass laut Prospekt Akupunktur zur Schmerzbekämpfung angeboten wurde, die Hebamme aus der ersten Führung aber eher verwirrt schaute, als ich danach fragte, und meinte, das könne nicht jede. Also fragte ich den Oberarzt bei der Plenumsdiskussion danach und der versicherte mir, dass das natürlich jederzeit möglich sei. Ich stellte mir dann vor, wie ich in Wehen liegend nach meiner mir versprochenen Akupunktur schreie. Vielleicht noch während meiner Wassergeburt. Irgendwie war ich nicht überzeugt.

Was mich noch sehr interessierte, war das Rooming-in. Die Schwester erklärte daraufhin, dass das durchaus von vielen Müttern gewünscht würde, und natürlich auch möglich wäre. Aber ich würde schon sehen, dass man die Gelegenheit gerne wahrnehmen würde, das Kind ins Babyzimmer zu bringen, wo es optimal überwacht würde. Da kämen sowohl ich als auch meine Zimmergenossin zu mehr Schlaf.

Der Abend hinterließ das leichte Gefühl des Zweifels, aber sollte ich wirklich eine andere Klinik suchen, womöglich mit längerer Anfahrtszeit, ohne angeschlossene Kinderklinik? Mit den paar Kleinigkeiten würde ich auch so fertig werden…

Dann in etwa der 32. Woche ging ich zur persönlichen Vorstellung. CTG, Daten aus dem Mutterpass übertragen lassen, alles Routine, um die Aufnahme zu erleichtern. Die untersuchende Hebamme, die nicht sehr gut gelaunt schien – aber mein Gott! Jeder kann mal einen schlechten Tag haben! – stellte fest, dass mein Baby verkehrt herum lag (Steißlage). „Machen Sie den Termin für den Kaiserschnitt in etwa 4 Wochen aus.“

Wie – Kaiserschnitt??? Warum???

Das war’s. Das war der Tropfen für das Fass. Ich hab ja nichts gegen Kaiserschnitt. Ich wäre die letzte, die sich da anmaßt, gerade beim ersten Mal risikofreudig zu sein und ärztliche Ratschläge in den Wind zu schlagen. Aber es wurde ja nicht einmal in Erwägung gezogen, dass mein Kind sich noch umdreht (was es übrigens getan hat!) oder dass es noch andere Möglichkeiten gäbe!

Hinzu kamen noch ein paar Geschichten, die ich auf Nachfrage im Bekanntenkreis zu hören bekam: Von Müttern, die sich bevormundet fühlten, Müttern, die einen Hebammenwechsel erlebten, gerade als das Köpfchen des Kindes zum Vorschein kam, Müttern, die das Kind in der ersten Viertelstunde kaum zu sehen bekamen (obwohl ihm nichts fehlte), Müttern, die kaum Hilfe beim ersten Anlegen des Babys bekamen, Müttern, denen sofort Stillhütchen verordnet wurden und die dadurch Stillprobleme bekamen und und und…

Nun ja: Ich begab mich also auf die Suche nach einer Alternative. Für Geburtshaus war ich zu feige. Ein bisschen „alternativ“ sollte es aber doch sein.

Eine gute halbe Stunde Fahrzeit von unserem Wohnort entfernt fand ich eine Klinik, wo ich von einer netten Hebamme empfangen wurde – aber mein Gott, jeder kann einmal einen guten Tag haben! Sie sagte lauter Dinge wie: Bringen Sie sich ihre Lieblingsmusik mit, das entspannt während der Wehen! Wo sie entbinden wollen, werden sie schon sehen. Das kann man nie vorher wissen. Aber ein Wechsel von Wanne auf Kreißbett ist kein großes Problem. Mit Akupunktur kennen sich einige unserer Hebammen aus, da müssen Sie fragen. Klar haben wir Rooming-in – Durchschlafen können Sie sich mit Baby sowieso abschminken.

Der Kreißsaal war geräumig, hell und freundlich eingerichtet. Und auch, wenn ich da eigentlich gar nicht wegen des Ambientes hinwollte, so war ich mir nach diesem Besuch sicher, dass ich da hinwollte.

Lange Rede – kurzer Sinn: Ich war am Anfang durchaus offen und bestimmt nicht allzu fordernd. Ich war bereit, verschiedene Routinedinge des Alltags zu tolerieren, ohne meine Erwartungen zu hoch zu schrauben.

Aber der geballte Eindruck, dass eine Klinik mit einem Hochglanzprospekt Leute anlocken will und Dinge verspricht, die sie nicht halten kann, vermengt mit dem Gefühl, als Mensch gar nicht ernst genommen zu werden, sondern eher in der Rolle einer unerfahrenen, eher lästigen Patientin dort aufzutauchen, die sich einer Hebamme zu unterwerfen hat, die vielleicht gerade dann, wenn ich entbinden will, ihren schlechten Tag hat – all das hat mich dann doch dazu bewogen, mich auf die Suche zu begeben.

Wichtig war mir einfach das Gefühl, dass die Leute, die mich während der Entbindung umgeben würden, sich in ihren Haltungen und Vorstellungen nicht grundlegend von meinen unterscheiden. Denn zu Diskussionen würde ich während der Geburt weder Lust noch Energie aufbringen können. Ich wollte ihnen voll vertrauen. Wenn es geheißen hätte: Wir müssen einen Kaiserschnitt machen, hätte ich das Gefühl haben wollen: „Ja, ich vertraue euch, dass diese Entscheidung richtig ist!“ – Nicht das Gefühl: „Braucht ihr das jetzt für eure Statistik oder will die Hebamme noch vor Schichtende fertig werden und hat keine Zeit mehr? Hilfe! Wer ist ehrlich zu mir?“

Teil 2: Die Entbindung

Ich saß spätabends noch vorm Computer, surfte in irgendeinem Schwangerenforum und bemerkte, dass die Schmerzen im Bauch doch einigermaßen regelmäßig schienen. Ich notierte die Zeiten: Es waren alle zehn bis elf Minuten, dann wieder eine Viertelstunde.

Ratgeber gewälzt, Infobroschüren geblättert: alle schienen eher entwarnend, nach dem Motto: Wenn es so beginnt, legen Sie sich erst noch einmal hin. Das kann noch dauern.

Das war nachts um 11, einen Tag nach meinem errechneten Entbindungstermin.

Ich bin also ins Bett gegangen und verlebte eine eher unangenehme Nacht, in der ich zumindest 20-minütlich wach wurde. Ich weckte ab und zu meinen Mann, aber so richtig begriff er auch nicht, was ich wollte.

Am nächsten Morgen stand ich um 6 Uhr endgültig auf, sah zum x-ten Mal meine Kliniktasche durch, ging Duschen und schminkte mich – vorausschauend wie ich war – mit wasserfestem Augen-Make-up: Wenn es noch heute zur Entbindung kommen sollte, dann wollte ich auf dem Foto danach nicht aussehen, wie jemand, der sich selbst vernachlässigt…

Die Schmerzen kamen immer noch recht regelmäßig, aber nicht häufiger als viertelstündlich.

Um 8 Uhr rief ich meine Hebamme an, schilderte ihr die Situation. Sie wirkte eher skeptisch, empfahl mir ein warmes Bad. Da wir nur eine Dusche hatten, probierte ich es mit einer warmen Wärmflasche, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis.

Mittlerweile hatte ich auch meinem Mann geweckt, der überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass ich die ganze Nacht schon Wehen gehabt hatte. Wir beschlossen, einfach zur Klinik zu fahren, es würde sich schon zeigen, was los war.

Etwa um 9 fuhren wir los, 40 Minuten später waren wir dort. Die Wehen waren mittlerweile unangenehm, so dass ich an der Anmeldung kaum stehen konnte.

CTG, Untersuchungen, skeptische Blicke, Empfehlung spazieren zu gehen.

Also machten wir eine Runde durch den Park, fuhren dann noch zu einer Tankstelle, um Schokolade zu kaufen, gingen um einen See spazieren und kamen zurück zur Untersuchung. Wieder skeptische Blicke.

Hätten wir nicht eine relativ lange Anfahrtszeit hinter uns gehabt, hätten sie uns gleich heimgeschickt, aber so empfahl man uns noch eine Runde im Park.

Diese Prozedur wiederholte sich und ich fand Entbinden zu diesem Zeitpunkt bereits höchst langweilig. Alle sechs bis zehn Minuten hatte ich doch recht unangenehme Schmerzen, musste mich krümen und dann weiterlaufen. Mein Mann moserte, dass er an seinem freien Tag (es war Sonntag) gerne mit den Renovierungsarbeiten fürs Bad vorangekommen wäre. Die ganze Veranstaltung hier wirkte doch etwas unproduktiv.

Nach stundenlangen Spaziergängen dann nachmittags um 3 die erlösende Nachricht: Es geht los. Der Muttermund war einige Zentimeter geöffnet, ich wurde endlich ernst genommen!!!

Noch ein paar Spaziergänge, Untersuchungen und CTGs später, abends um 6, durfte ich mich umziehen, bekam einen Einlauf (optional, wollte ich aber) und durfte in die Wanne. Das war der erste entspannte Moment des Tages. Das warme Wasser schien wie eine Erlösung, wobei ich aber der Ehrlichkeit halber zugeben muss, dass die Wehen selbst immer schlimmer wurden. Ob das am Wasser lag oder am Stadium der Geburt weiß ich natürlich nicht.

Die Eröffnungsphase ging relativ zügig voran. Ich bekam auch Akupunktur, war aber nicht so begeistert von ihr (wobei ich wiederum nicht weiß, wie es ohne gewesen wäre). (Ergänzung: Ich hatte während der Geburtsvorbereitung schon Akupunktur, was vielleicht der Grund dafür ist, dass die Eröffnungsphase so schnell ging).

Die Wehen waren schmerzhaft. Aber das Zählen half mir, da ich immer wusste: Ab jetzt wird’s wieder besser. Allerdings kamen sie sehr häufig und ich bemerkte, dass ich auch zunehmend den Spaß an der Sache verlor. Ach ja, ich alternativer Öko hatte noch Bachblütentropfen dabei. Ob’s Einbildung ist, weiß ich nicht, aber die halfen echt. Wobei ich wohl die ganze Flasche auf einmal reingeschüttet hätte, wenn mein Mann sie aus der Hand gegeben hätte.

Ab circa 7 Uhr abends hatte ich Presswehen. Die sind dann wirklich nicht mehr lustig. Ich presste was das Zeug hielt, war mir sicher, beim nächsten Blick sämtliche Innereien in der Badewanne zu finden, um in der kurzen Erholungspause meine Hebamme zu hören: „Das war schon sehr gut. Aber das nächste Mal presst du wirklich fest!“ Hätte ich die Kraft gehabt, wäre ich ihr ins Gesicht gesprungen.

Meine Hebamme, die abgesehen von ihren Presstipps übrigens genau so war, wie ich es wollte (unaufdringlich, weise und einfach da!) meinte auf mein drängendes Fragen hin (obwohl sie sich wirklich nicht zu einer Zeitangabe hinreißen lassen wollte), dass das Baby wohl noch in ihrer Schicht geboren werden würde. Ihre Schicht würde um halb neun enden. Eine Stunde würde ich das noch aushalten. Doch doch.

Irgendwann kam jemand herein und stellte sich als neue Hebamme vor. Ich dachte ich spinne. Schichtwechsel und bei mir immer noch keine Veränderung! Ich war seit eineinhalb Stunden am Pressen und fertig mit der Welt.

Nach einer halben Stunde meinte die neue Hebamme, wir sollten es auf dem Bett probieren. Zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal. In einer Wehenpause krabbelte ich irgendwie aus der Wanne. Auf dem Kreißbett probierte ich Seitenlage, Hocken, Handstand (na ja, das nicht!). Am Ende befand ich mich in halbaufrechter Rückenlage (mehr oder weniger die traditionelle Position). Der Arzt schaute immer wieder vorbei, aber ich gebe zu: Ich bekam nichts mehr mit. Mein intelligentester Kommentar war, dass ich -bitte, bitte – nur eine Stunde Pause möchte. Ein bisschen Ausschlafen. Danach könnten wir ruhig weitermachen.

Was ich im Nachhinein beängstigend finde: Ich dachte fast keine Sekunde ans Baby. Doch, als sie noch in der Wanne die Kopfschwartenelektrode einsetzten, sorgte ich mich, dass dem Kind das wohl weh tun würde. Aber das war’s schon. Dass der Arzt immer wieder vorbeischaute wegen der Herztöne, erzählte mir mein Mann erst danach. Dass neben dem Kreißbett die Saugglocke bereit gemacht wurde, bemerkte ich nicht. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Ach ja, und als ich noch in der Wanne lag, brachte die erste Hebamme kurz das Baby vorbei, das am Nachmittag geboren worden war und zeigte es mir, sozusagen als Ermunterung. Aber ich konnte damit nichts anfangen. Das war alles sehr weit weg und ich brachte die Schmerzen nicht einmal entfernt mit einem Baby, das ich jemals in Händen halten würde, in Verbindung. Auch als mich die Hebamme noch in der Wanne anleitete, das Köpfchen meines Babys zu fühlen (und ich fühlte es!) war das irgendwie noch endlos weit weg von mir.

Nun lag ich also auf diesem Kreißbett und hatte mittlerweile alle meine Vorstellungen von einer ästhetischen Geburt aufgegeben. Ich stöhnte abartig laut herum, genau so wie es Frauen in Geburtsfilmen tun und wozu ich mir immer dachte: „Das muss ja nicht sein. Davon wird’s auch nicht besser und die Umwelt leidet unnötig mit!“ Aber ALLE sollten leiden oder zumindest an meinem Leiden teilhaben. Und wenn’s nur akustisch war! Außerdem half es echt. Also stöhnte ich, was das Zeug hielt, sah mittlerweile wahrscheinlich aus, wie ein Pandabär mit all meinem „wasserfesten“ Make-Up um die Augen.

Und dann wurde der Schmerz so schlimm, dass ich dachte, ich würde in Stücke reißen. Ich schrie meiner Hebamme zu, dass das nun wirklich nicht mehr ginge. Und sie meinte, es wäre soweit.

Alles ging so schnell, dass ich es in der Erinnerung kaum mehr zusammenbekomme: Nach einer weiteren Wehe hielt sie plötzlich ein Kind in den Händen. Und obgleich ich gerade knapp vier Stunden Presswehen hinter mir hatte, war mein erster, fassungsloser Satz: „Was, schon?!?!“

Das Gefühl kann ich nicht beschreiben. Das war echt ein fertiges Baby, mit Armen und Beinen und einem beleidigten Gesicht und fast gar nicht blutig, sondern fast wie frisch aus einer Wanne. Und warm und weich und wunderschön.

Mein Mann schnitt die Nabelschnur durch, die Hebamme legte mir meinen Sohn auf die Brust und ich war fassungslos, sprachlos und richtig kitschig ergriffen.

Der Rest ist fast unwirklich weil ich es wie in Trance erlebte und die Reihenfolge weiß ich auch nicht mehr: Arzt und Hebamme fragten, ob ich Augentropfen für das Kind wolle, ich fragte zurück, ob’s die bräuchte. Beide drucksten herum und heraus kam, dass es keine brauchte. Dann wurde mein Sohn neben mir in einem Badeeimer gebadet (eher nur in warmes Wasser getaucht), während der Arzt meinen Dammriss nähte. Vorher war wohl noch die Plazenta herausgekommen, die man mir unbedingt in allen Details zeigen wollte, aber irgendwie fand ich das Teil im Vergleich zu meinem Baby doch eher uninteressant J

Ach ja, und vorm Baden hat die Hebamme mir noch gezeigt, wie ich meinen Sohn anlegen kann, aber der tat nur ein paar Höflichkeitsschlucke.

Ich hatte schrecklichen Hunger, bekam noch ein verspätetes Abendessen und wurde zur Beobachtung erst mal in ein Nebenzimmer verfrachtet, wo ich anfing meinen Sohn zu bestaunen (was ich die nächsten 24 Stunden nonstop tun würde), während mein Mann in komatösen Tiefschlaf fiel.

Die Hebamme sorgte dann noch dafür, dass er (mein Mann) über Nacht bei uns bleiben dürfte, da in meinem Zimmer eh noch niemand außer uns lag. Es war schon ein Uhr und die Fahrt nach Hause wäre doch relativ lang gewesen. Auch in diesem Bett schlief mein Mann sofort ein, doch ich konnte kein Auge zumachen, denn da lag doch wirklich ein kleines Baby neben mir, das ganz echt und meins war.

Ich werde hier jetzt keinen weiter langweilen, mit meinen hormongetränkten Gefühlen der ersten Tage.

Nur abschließend zur Entbindung noch so viel: Woran es lag, dass ich so lange Presswehen hatte, weiß ich nicht. Es war bestimmt nicht schön. Aber es war sofort vergessen (wirklich!) und so sehr ich während der Entbindung dachte, ich würde es nicht überleben, so gut aufgehoben fühlte ich mich doch auch.

Übrigens habe ich im Nachhinein erfahren, dass ich in einer anderen Klinik (u.a. der, die ich zunächst ausgesucht hatte) nach spätestens zwei Stunden einem Notkaiserschnitt unterzogen worden wäre. Angeblich ist es neben erfahrenem Personal auch der Kopfschwartenelektrode zu verdanken, weil diese eine eindeutigere Überprüfung des Kindes ermöglicht und den Ärzten und Hebammen mehr Sicherheit gibt.

Molly, September 2003

ch hatte eine wunderschöne Schwangerschaft, kaum Beschwerden, war mir die ganze Zeit sicher, dass es meinem Baby gut geht, und so erhoffte ich mir auch für die Geburt, dass es eine schöne und wertvolle Erfahrung sein würde.

Selbst als ich über dem ET (errechneter Entbindungstermin) war, machte ich mir keine Sorgen, da ich wusste: Jedes Kind braucht seine Zeit und entscheidet selbst, wann es raus will.

Nach ET musste ich jeden zweiten Tag zu meiner Frauenärztin zum CTG, was mich sehr nervte, vor allem weil ich merkte, dass mein Kind dabei jedes mal sehr unruhig wurde (ich wagte jedoch nicht, den Anordnungen der Ärztin Widerspruch zu leisten, die ja schließlich die „Fachfrau“ ist).

Am 5. Tag nach ET (ein Montag) war wieder ein CTG-Termin, währenddessen plötzlich für etwa 10 Sekunden die Herztöne meines Babys auf nur 80 Schläge/min runter gingen. Ich war etwas überrascht, dachte mir aber nicht viel dabei, da sich die Herztöne von allein wieder normalisierten. Ganz anders meine Gynäkologin. Sie war sofort besorgt (obwohl bis dahin immer alles bilderbuchmäßig verlaufen war). Das CTG wurde verlängert, was ich als noch nerviger für mich und mein Baby empfand, aber zum Glück kam kein auffälliger Befund mehr.

Trotzdem sagte die Ärztin, dass sie mich so nicht mehr ohne weiteres nach Hause gehen lassen könne. Bei Erstgebärenden sei sie da besonders vorsichtig.

Ich sollte mich am selben Nachmittag noch auf den Weg in die Klinik zum Wehenbelastungstest (WBT) machen und damit rechnen, dass evtl. am nächsten Tag die Geburt eingeleitet werden müsse. Paff!

Jetzt wurde ich zum ersten mal in diesen 10 Monaten nervös (wenn man vom Moment des positiven Schwangerschaftstests mal absieht). Ebenso mein Mann, den ich auf dem Weg nach Hause per Handy informierte.

Wir fuhren also mit gepackter Tasche in die von mir ausgewählte Entbindungsklinik. Der WBT war dann aber in Ordnung, wir scherzten mit den Hebammen und Ärztinnen herum und die künstlichen Wehen waren gut auszuhalten. Man schickte uns für zwei Stunden weg. Die diensthabende Ärztin meinte, wir sollen was essen gehen und ein Gläschen Rotwein trinken, das helfe bekanntlich in manchen Fällen geburtsfördernd.

Wir gingen also los zu einem türkischen Restaurant, welches leider sehr voll und verraucht, das Essen aber sehr gut war. Den Wein hab ich dann doch lieber weg gelassen. Mir war noch so gar nicht nach Geburt. Das ging mir alles zu schnell. Schließlich wollte ich den Zeitpunkt meiner Kleinen im Bauch überlassen und sah auch jetzt noch keinen Grund, sie aus ihrer wohligen Behausung zu vertreiben. Aber irgendwie habe ich mich völlig passiv in mein Schicksal(?) gefügt und war noch immer zu keinem Widerspruch fähig.

Wieder zurück in der Klinik wurde ein Kontroll-CTG gemacht, welches leider nicht mehr so gut war. Die Herzfrequenz der Kleinen war viel zu hoch und beruhigte sich nicht. Ich denke heute, es waren meine Nervosität und Angespanntheit, die sich aufs Kind übertragen hatten. Man brachte mir viel Wasser zu trinken, ich bekam zusätzlich noch eine Infusion…nach etwa einer Stunde wurden die Herztöne mal langsamer. Vom Kreissaalteam wurde beschlossen, dass ich so nicht mehr nach Hause konnte, sondern die Nacht im Kreissaal zur Beobachtung bleiben sollte. Meinen Mann schickte man heim. Zum Schlafen kam ich leider die ganze Nacht nicht, da bei mir immer wieder CTGs geschrieben wurden und nebenan von Zeit zu Zeit Frauen entbanden. So lag ich also in einem riesigen Futonbett in einem der sechs hübsch dekorierten Kreissäle und döste und grübelte vor mich hin.

Am nächsten Morgen bekam ich wie versprochen Prostaglandin-Gel in den Muttermund massiert (Auaaa!). Man bereitete mich gleich darauf vor, dass es meist erst bei der zweiten Gabe Wirkung zeige, diese dürfe aber erst nach acht Stunden erfolgen. So war es dann auch. Die Wehen setzten langsam ein, ich bekam einen Wehentropf zusätzlich. Mit der Zeit wurden die Wehen immer unerträglicher. Ich war ganz neben mir, zum Glück war mein Liebster immer an meiner Seite. Wir mussten alle paar Stunden den Kreissaal wechseln, warum auch immer. Die meiste Zeit aber durfte ich nicht aufstehen wegen des Gels und der CTGs, dabei hätte Bewegung den Geburtsvorgang sicher beschleunigt. Immer wieder CTGs, Wehentropf mal hoch, mal runter, irgendwann nahm ich kaum noch etwas um mich herum wahr. Die zweite Nacht brach an. Nichts passierte. Der Muttermund wollte einfach nicht aufgehen. Die Wehen wurden noch unerträglicher. Aber ich wollte durchhalten. Leider war mein Baby immer wieder zwischendurch so aufgeregt (kein Wunder!), dass ich sehr oft am CTG „hing“ und somit ziemlich immobil war. Wenn gerade mal kein CTG geschrieben wurde, lief ich zwischen Kreissaal und Wochenstation umher – die ganze Nacht ging das so. An Schafen war überhaupt nicht zu denken, aber ich wollte durchhalten. Noch ging es irgendwie.

Bei jeder Untersuchung der niederschmetternde Befund, dass sich am Muttermund noch immer nicht viel getan hätte.

Nebenan in den anderen Kreissälen ging das Gebären weiter; die Frauen kamen, schrieen, die Hebammen leierten die immer selben Sprüche runter (die ich inzwischen alle auswendig konnte), irgendwann ein Glucksen und dann ein erstes Weinen des Babys…dann die glücklichen Stimmen der Eltern, Telefonate mit den eben gewordenen Großeltern…ich konnte es nicht mehr ertragen!

Etwa um Mitternacht ging ich (wieder mal) zur Toilette. Auf dem Weg zurück ins Kreisbett knackte es so komisch in meinem Bauch. Ich verlor Flüssigkeit und lief zu den Hebammen, die dann feststellten, dass die Fruchtblase wohl ein wenig gesprungen sei. Eine Hebamme untersuchte mich und erklärte mir, dass nun auch der Rest vom Schleimpfropf weg sei. Aha, dachte ich, das ist doch mal was. Ich sah Licht am Ende des Tunnels, schließlich war nun der Muttermund wenigstens fingerdurchlässig.

So verging noch der Rest der Nacht. Gegen 6 Uhr hielt ich es nicht mehr aus, ich wollte nicht mehr allein sein, rief meinen Mann an, der eine Stunde später da war.

Ich war so am Ende, dass ich heulte. Ich ließ mich zu einer  Schmerzmittelinjektion überreden. Von der riesigen Spritzenkanüle merkte ich nicht das geringste. Meinem Mann wurde schon vom Zuschauen schlecht. Die Spritze half ein klein wenig, die Wehen besser zu ertragen, wenn auch der Schmerz nur etwas gelindert war. Aber immerhin hatte ich so etwas mehr Kraft.

Die Stunden vergingen, nicht viel passierte, außer, dass meine Energie sich immer mehr in Nichts auflöste. Ich war nun seit über 36 Std. in dieser Klinik… Wir „wanderten“ wieder durch die Kreissäle, bis schließlich ein hellblau angestrichener der letzte sein sollte. (Wieso tut man so was? Dieses ständige Zimmerwechseln ist jedes Mal eine Unterbrechung, die sich ungünstig auf die Geburt auswirken kann, da sie nicht aus dem Impuls der Gebärenden, sondern von außen erfolgt und außerdem die mühsam aufgebaute Atmosphäre zerstört.)

Irgendwann war mir alles egal und ich ließ mich zu einer PDA „überreden“. Diese wirkte zum Glück auch. Ich fühlte mich plötzlich wieder wie ein Mensch, merkte, dass ich Hunger bekam und konnte wieder lachen. Mittlerweile war Mittwoch, ca. 17 Uhr, also Stunde 48 nach erstmaligem Betreten der Klinik. Das Personal stellte Schätzungen an, wann mein Baby endlich da sein würde – sie wollten mich wohl trösten. Mittlerweile kannten wir so ziemlich alle Hebammen und Ärzte. Ich versuchte trotz tauber Beine verschiedene Geburtsstellungen (nach Anweisung! Wo war nur meine Selbständigkeit geblieben?), so gut es ging. Irgendwann erhöhte man wieder den Wehentropf und verringerte die PDA. So langsam aber sicher musste doch mal etwas passieren!

Es passierte aber nichts. Geburtsstillstand!? Ich hatte keinerlei Energie mehr, irgendwann schwand auch das letzte Fünkchen Motivation. Ich fühlte, wie ich nicht mehr dazu in der Lage war, irgend etwas mitzubestimmen. Es war, als gehöre mein Körper nicht mehr mir, sondern dem Krankenhauspersonal. Ich ließ alles über mich ergehen. Je später der Abend, desto unruhiger wurden Hebamme und Ärztin. Irgendwann sollte ich pressen, doch WIE OHNE PRESSWEHEN???? Wehen waren da, aber KEIN Drang zu pressen, kein Gefühl, das irgendwas „nach unten drückt“…Babys Köpfchen stand tief, aber es wollte nicht weiter. Ich hatte Angst. Und dann fing die eine Hebamme an, auf meinem Bauch herumzudrücken. Ich brüllte – es war wie im Dschungel. So einen Ton hatte ich mein Leben lang noch nicht herausgebracht. Ich brüllte, weil der Druck auf Bauch, Rippen und Lunge so groß war. Das konnte doch nicht die Lösung sein?! Und meine Angst wurde immer stärker.

Ich weiß nicht mehr, wie lang das so ging, wie lang ich presste und presste, die anderen mir Dinge zuriefen, die ich allesamt vergessen habe… Irgendwann kam der Oberarzt – er flüsterte zur Ärztin (ich hörte es trotzdem): „Warum kein Kaiserschnitt???“ die Ärztin: „der Kopf ist schon zu tief“. Nun fing auch noch dieser große, kräftige Mann an, sich auf meinen Bauch zu legen und von oben zu pressen, während ich mitpressen sollte. Und wieder kam dieses grollende Brüllen aus mir heraus. Ich jammerte in den Pausen, wünschte zu platzen, damit mein Baby endlich raus kann, denn scheinbar war es auf normalem Wege unmöglich. Ich hatte solche Angst um die Kleine, dass ihr was passiert. Was, wenn sie das nicht überlebt??? Mein Körper war mir völlig egal, nur dieses Pressen von außen konnte ich nicht tolerieren. Das war zuviel.

Kurze Verschnaufpause.

Dann machten sie einen Dammschnitt und nahmen die Zange. Als ich dieses komische Gerät sah, hatte ich noch mehr Angst um mein Kind. Mein Mann hielt meinen Kopf fest umschlungen, drückte seinen an mich. Er war auch am Ende. Wir wollten doch nur unser Baby. Ich hatte geglaubt, dass die Natur das schon alles regeln wird, die Natur, mein Baby und mein Körper in gemeinschaftlicher Arbeit. Doch es war alles andere, es war unmenschlich.

Dann, einen Augenblick bevor ich bereit war zu sterben, zogen sie mit nervöser Hektik den Kopf der Kleinen heraus. Der Rest flutschte irgendwie so hinterher.

Als ich ihren kleinen, von Käseschmiere verzierten Körper sah, rief ich: „Guck, da is‘ sie!“

Sie legten sie mir auf den Bauch und ich spürte die große Erleichterung aller Anwesenden.

23.02 Uhr. Unser Baby hatte es hinter sich und war geboren. Ich hatte für mich nicht das Gefühl, dass ich es geschafft hatte, wir alle hatten es irgendwie geschafft.

Und dann lag sie da, dieses kleine fremde und doch so vertraute Wesen, schaute still mit ihren großen, dunklen Augen umher. Ich hielt sie fest, ihre Haut war wunderbar weich und warm. Ihr Papa lief um mich herum, um sie sich anzuschauen. Er sagte: „Och, Du siehst ja aus wie ein Opa!“

Die Ärztin nähte noch über eine Stunde an meinen Wunden. Die Kleine wurde etwas gesäubert und angezogen (ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass man sie so lässt, wie sie ist, bis ich sie selber versorgen kann), gemessen etc. und dann durfte ihr Papa sie in den Arm nehmen – dieses kleine Bündel, eingewickelt in ein gelbes Handtuch. Als meine Wunden versorgt waren, bekam ich meine Kleine zum Stillen, was auch gut klappte.

Jetzt könnte man denken, ein Happy End, alles in Ordnung, das Leben mit Baby kann beginnen. Doch der glücklichste aller Momente dauerte nicht mal 24 Stunden. Ich hatte keine Zeit, mich von den Strapazen zu erholen, geschweige denn, mein Baby einmal richtig anzuschauen, kennen zu lernen und zu genießen. Aufgrund eines erhöhten Entzündungswertes in ihrem Blut bestand der Verdacht auf eine Infektion (wohl von der langen Zeitspanne zwischen Blasensprung und Geburt herrührend). Die kleine Maus sollte Antibiotika über Infusionen bekommen. Die Ärzte informierten mich vormittags über diese Tatsache. Es bedeutete, dass meine Kleine auf die Neugeborenenintensivstation ins gegenüberliegende Krankenhaus gebracht werden musste. Sofort rief ich meinen Mann an, der gerade bei der Arbeit war, aber sofort dort weg durfte. Das nächste Mal, als er seine Tochter sah, lag sie in einem Wärmebettchen und war mit EKG-Elektroden verkabelt.

Der Moment, als die Rettungssanitäter mit dem Inkubator kamen, um sie zu holen, war, als würde ich für irgendetwas bestraft. Ich lag im Bett, mein Baby schlief gerade auf meinem Bauch, als die Krankenschwester mir sagte, dass ich mich nun verabschieden müsse. Ich hielt mein Töchterchen so fest, ich schluchzte, ich heulte, ich hätte schreien können. Nach all dem will man mir mein Baby nehmen??? Man hätte mir stattdessen beide Beine amputieren können, das wäre lang nicht so schlimm gewesen. Aber mein Baby? Ich wäre MIT ihr zusammen überall hingegangen, aber sie OHNE mich???

Dieses Gefühl ist so unbeschreiblich. Da ist ein Band zwischen Mutter und Kind, dass man nicht zertrennen darf. Und trotzdem musste ich sie hergeben. Es sollte doch nur zu ihrem Besten sein… Aber bin ich denn nicht das Beste, das sie in diesem Moment hatte? Warum konnten sie ihr diese Infusionen nicht geben, während sie weiter bei mir war? Warum konnten diese Kinderärzte nicht auf die Wochenstation kommen? Oh, in dieser Hinsicht muss sich noch soviel ändern. So was darf man Mutter und Kind einfach nicht antun!

Unsere Tochter war insgesamt eine Woche in der Kinderklinik (sie wurde nach einem Tag von der Neugeborenenintensiv in die Kinderklinik verlegt, weil sie ja nicht krank war und den Platz frei machen musste. Leider war die Kinderklinik weiter weg). Ich pendelte die ersten Tage zwischen den Kliniken, bekam Taxibeförderungsscheine von den Ärzten ausgestellt, pumpte die Milch ab und brachte sie meiner Kleinen, auch wenn es anfänglich nur 2ml, dann 5ml, dann 10ml und dann immer mehr wurde.

Ich brach in dieser Zeit so oft in Tränen aus…als man sie von der Neugeborenenintensiv mit dem Krankenwagen in die Kinderklinik fuhr und ich nicht mitfahren durfte…als ich sie in der Kinderklinik in ihrem Plastikbettchen liegen sah, als ich zusah, wie man sie untersuchte, ihr Infusionen in ihre kleine Hand und später am Kopf gab…wie sie schrie, als man ihr Blut abnahm…ich saß bei der Ärztin im Sprechzimmer und heulte ihren Schreibtisch voll. Mein Kind war eigentlich gesund und musste prophylaktisch Antibiotika bekommen, durfte nicht rund um die Uhr bei mir sein… Dann ließ ich mich aus der Entbindungsklinik entlassen, weil ich die ganzen frischgebackenen Mütter mit ihren Babys nicht mehr ertragen konnte. Ich wollte nach Hause, auch wenn es dort traurig war – die ganzen Babysachen und kein Baby. Mein Mann versuchte in dieser Woche, mir Mut zuzureden, meinte, dass die Kleine das alles noch nicht so mitkriege, dass sie es schnell vergesse…aber ich glaubte nicht daran.

Ich war tagsüber stundenlang bei ihr, stillte sie, so lange sie mochte, auch wenn sie manchmal über eine Stunde an mir nuckelte, dabei immer wieder einschlief und mir die Kinderkrankenschwestern sagten, ich solle nicht so lange stillen (grrr). Ich ließ sie auf meinem Bauch schlafen. Eigentlich hätte ich zu Hause im Bett liegen sollen. Das viele Umherlaufen und auf harten Stühlen sitzen tat meiner Dammschnittwunde nicht gut. Ich hatte Abends Wasser in den Beinen, was selbst in der Schwangerschaft nicht einmal der Fall gewesen war.

Aber jeder Spuk geht irgendwann einmal vorbei und so holten wir unsere kleine Tochter nach einer Woche endlich nach Hause.

Wie sehr leiden Eltern, deren Kinder zu früh geboren werden oder gar krank sind und längere Zeit nicht nach Hause können… Und wie wirkt sich das alles überhaupt auf die Kinder aus? Das, was ich mitbekam, war schon schlimm genug – diese Isolation, der die Kleinen ausgeliefert sind, die ganzen Monitoralarme, ständig fremde Personen, Gerüche, Geräusche, (ohne hier medizinische Notwendigkeiten in Frage zu stellen – das ist ein anderes Thema) …meistens, wenn ich morgens in die Klinik kam, sagte mir eine Schwester: „Wie gut, dass sie kommen, ihre Kleine hat sich schon heftig zu Wort gemeldet.“ Tja, wie gerne wäre ich die ganze Zeit bei ihr geblieben, aber ich konnte doch nicht eine Woche lang auf einem Stuhl übernachten? Diese Kinderklinik weigerte sich, mich als Wöchnerin mit aufzunehmen, mit der Begründung, dass sie nicht für die Pflege von Wöchnerinnen ausgestattet seien.

Eines habe ich mir geschworen: Ich werde nie wieder alles so sehr fremden Händen überlassen, wenn es um meinen Körper und vor allem mein Baby darin geht. Für das nächste Kind wünsche ich mir sehnlichst, dass es zu Hause zur Welt kommen darf – ohne Chemie, ohne Zwang und ganz in Ruhe.

Oktober 2002

Nachtrag Juni 2006:

Mittlerweile ist meine Tochter vier Jahre alt und bekommt im September diesen Jahres ein Geschwisterchen. Trotz des schwierigen Anfangs hatten wir eine sehr schöne und harmonische Stillzeit, deren Ende noch nicht in Sicht ist. Das heißt, bis zu meiner jetzigen Schwangerschaft stillte meine Tochter gewöhnlich noch 2-3 Mal am Tag, hauptsächlich (mit seltenen Ausnahmen) abends zum Einschlafen. Viel Muttermilch trank sie nicht mehr, es beschränkte sich meist auf kurzes Nuckeln und ein paar Schluck bzw. höchstens eine ausgiebige Stillmahlzeit pro Tag. Mit fortlaufender Schwangerschaft wurde die Muttermilch immer weniger und veränderte ihren Geschmack, was mir meine Tochter auch mitteilte: „Die Mimi schmeckt salzig“, „Da kommen ja nur noch ein paar Tropfen“.

Dies führte jedoch bisher nicht zum Abstillen, scheinbar braucht sie das abendliche Nuckeln noch, um abzuschalten, um „Mama zu tanken“ etc.. Wenn es mir unangenehm ist (die Brust ist durch die Schwangerschaft empfindlich geworden), sage ich ihr das und bitte sie, vorsichtig zu sein bzw. ganz aufzuhören, was sie sehr gut akzeptieren kann. Schließlich schläft sie immer öfter auch mit Kuscheln, durch Rückenstreicheln, den Arm um sie legen oder ganz von alleine ein.

Wir sprechen natürlich oft vom Baby und davon, was es für Veränderungen mit sich bringen wird. Ich habe meiner „Großen“ erklärt, dass nach der Geburt die Mamamilch in erster Linie fürs Baby da ist, sie aber trotzdem weiter mittrinken darf, wenn sie das möchte. Ebenso habe ich ihr erzählt, dass die Milch dann vielleicht wieder anders schmecken und am Anfang sehr viel Milch da sein wird, sodass sie auf jeden Fall auch genug abbekommen wird. Nun, sie freut sich darauf, „die Mimi“ mit dem Baby zu teilen. Ich finde die Vorstellung davon sehr schön, denn so kann meine Tochter ganz bewusst ihrer kleinen Schwester etwas abgeben, was ihr sehr wichtig ist und muss nicht das Gefühl haben, selbst kein Recht mehr darauf zu haben. Und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie sich das alles entwickelt und wann der Zeitpunkt kommt, an dem meine große Tochter ihrer persönlichen Stillzeit völlig entwachsen ist.

Für mein zweites Kind ist übrigens eine Hausgeburt geplant. Ich habe seit Beginn der Schwangerschaft Kontakt zu einer Hebamme mit Hausgeburtserfahrung, lasse sämtliche Vorsorgeuntersuchungen bei ihr machen und gehe lediglich zu den drei Ultraschall-Screenings zu einer Gynäkologin, die einer Hausgeburt gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Damit fühle ich mich sehr gut betreut und empfinde die gesamte Vorsorge wesentlich angenehmer als beim ersten Mal.

Nana mit Töchterchen (*April 2002)

 

Exkurs zum mehrjährigen Stillen:

· Dass ich nun ein vierjähriges Kind stille, war für mich nicht zu erwarten. Von so lang gestillten Kindern hatte ich früher zwar schon gehört/gelesen, doch für mich selbst konnte ich mir das nicht vorstellen. Nun war meine Tochter ein Kind, dass sehr lange Beikost nur zum Probieren interessant fand, zum Hungerstillen war ihr Mamamilch bis weit ins zweite Lebensjahr hinein das Liebste. Auch als sie anfing, ihren Hunger durch andere Lebensmittel zu stillen, war das Stillen ihr noch sehr wichtig. Ich hatte kein Problem damit, weil ich merkte, dass es ihr gut tat und sie es brauchte. So wuchs ich nach und nach ins „Langzeitstillen“ hinein.

· Eine Situation, die viele Mütter mit älteren Stillkindern kennen: Das Kind ist quengelig, irgendwas wurmt es, es ist vielleicht müde, doch gerade keine Zeit zum Schlafen. Das Kind stillt für wenige Minuten und ist plötzlich wie ausgewechselt, strahlt, ist wieder fröhlich, voller Tatendrang und die Situation entspannt sich.

· Mit zunehmendem Alter des Kindes entwickelt sich das Stillen zu einer Zweierbeziehung, die immer weniger nur vom Bedürfnis und der Abhängigkeit des Kindes bestimmt wird, sondern genauso vom Empfinden der Mutter. Damit meine ich, dass es mehr und mehr darum geht, auszusondieren, was hinter dem Stillwunsch des Kindes steckt, denn nicht jeder Stillwunsch ist ein primärer. Ebenso gibt es Situationen, in denen eine Mutter gerade nicht Stillen möchte und dies mit dem Kind verhandeln muss, sprich: Das Kind lernt, auch die Bedürfnisse der Mutter zu respektieren und zu akzeptieren. Dieser Lernprozess ist natürlich nicht nur aufs Stillen beschränkt, stellt sich hierbei aber sehr deutlich hervor.

Meine Schwangerschaft mit Janine verlief eigentlich sehr unkompliziert. Schon sechs Wochen nach einer Fehlgeburt mit Ausschabung war ich wieder schwanger. Wir haben es drauf ankommen lassen, weil ich mir dachte, wenn mein Körper eine Schwangerschaft schafft, klappt es auch, ansonsten nicht. Mein Körper hats geschafft 😉 Da meine Schwester eine Gaumenspalte hatte, hat mein Gyn mich zum großen Ultraschall geschickt, um eine Fehlbildung erkennen zu können. Dabei hieß es dann, die Lippe ist geschlossen, aber die Plazenta liegt vor dem Muttermund. Sie haben vielleicht Plazenta Praevia. Na klasse! Da habe ich mich erstmal mit Kaiserschnitt und allem drumherum auseinandergesetzt. Dabei habe ich gedacht, na hoffentlich kein Kaiserschnitt, Operation muß nicht sein. Vier Wochen später war Plazenta Praevia bereits erledigt, die Gebärmutter hat sich schön ausgedehnt und die Plazenta verschoben. Ab da hab ich gedacht, normale Geburt, ich komme!!!!

Bei jedem Ultraschall lag Janine immer mit dem Kopf oben. Meine Mutter sagte, wir hätten auch immer mit dem Kopf oben gelegen, bis es sechs Wochen vor der Geburt war. Da hätte sie die Uhr nach stellen können, die Babys haben sich gedreht und sechs Wochen später gings los (Meine Mutter hatte vier Geburten). Da war ich beruhigt und habe es auf Genetik geschoben. In der 33.Woche hat mein Gyn zum ersten Mal gesagt, dass es so langsam mal Zeit würde, meinen Schatz zum Drehen zu bewegen. In der 35. Woche habe ich eine Überweisung ins Krankenhaus bekommen, um abzuklären, ob der Platz noch ausreicht.

Der Arzt hat mir gesagt, es gäbe, wenn Janine sich nicht doch noch dreht, drei Möglichkeiten: Wendung von außen, Kaiserschnitt oder eine normale Geburt probieren. Die Wendung von außen müßte aber so langsam gemacht werden und hat das Risiko dass sie die Geburt einleitet, Janine also 4-5 Wochen zu früh auf die Welt käme. Der Kaiserschnitt würde etwa zwei Wochen vor Termin geplant. Für eine normale Geburt müßte mein Becken ausgemessen werden, da es ja mein erstes Kind ist und keiner weiß ob überhaupt ein Kind durchpasst. In diesem Moment wollte ich der Wendung schon zustimmen, der Arzt wollte aber keine Entscheidung von mir hören. Ich sollte noch zwei Nächte drüber schlafen und beim nächsten Termin Bescheid sagen. In der ersten Nacht habe ich unglaublich schlecht geschlafen und ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Da habe ich auf mein Gefühl gehört und eine Wendung ausgeschlossen. Einen Kaiserschnitt wollte ich sowieso nicht, also würde ich die normale Geburt probieren, wenn Janine so weit wäre. Der Arzt war damit sehr einverstanden und wollte mich auch bis nach der Geburt begleiten. Er sagte, die meisten seiner Patienten hätten sich für einen Kaiserschnitt entschieden. Dann wurde mein Becken ausgemessen, war alles in Ordnung, genug Platz. Mein Arzt erklärte mir, was während der Geburt auf mich zukommen würde. Ich sollte zu Beginn der Wehen ins Krankenhaus, egal wie die Abstände wären. Dann bekäme ich eine PDA, damit ich im Notfall schon bereit wäre und keine Vollnarkose bräuchte. Ohne PDA würde er keine normale Geburt machen (und ich hasse alle Spritzen, die ich nicht sehe !). Er sagte auch, dass mein Kreißsaal um einiges voller würde, als normal, weil nicht nur er und die Hebamme plus mein Mann da sein würden, sondern auch ein Anästhesist und ein Kinderarzt da sein müßten. Das wäre nötig, falls doch ein Notkaiserschnitt gemacht werden müßte, was er aber nicht hoffe.

Bis zur Geburt mußte ich wöchentlich zum Gyn und ins Krankenhaus zur Untersuchung. Zwischendurch versuchte meine Hebamme mit einer Moxa-Zigarre, Janine zur Drehung zu bewegen, aber außer Gestank gab es dabei nichts bemerkenswertes. Anfang Februar hiess es im Krankenhaus, allzu lang könnte nicht mehr gewartet werden, Janine wäre mit errechneten 3.500 g schon ziemlich schwer und die Gefahr wäre groß, dass sie bald nicht mehr durchs Becken passe. Am 7.2. war der errechnete Termin, am neunten sollte ich ins Krankenhaus kommen und mir für abends einen Cocktail abholen, dann gingen am nächsten Morgen die Wehen los und am 10. wäre ich Mutter. Am 9. Februar bin ich morgens zur Toilette und hatte einen kleinen See im Slip. Oje, dachte ich, die Fruchtblase ist bestimmt geplatzt. Also, Mann wecken, im Krankenhaus kurz anrufen und los! Um kurz vor sechs morgens waren wir dort, der Muttermund war aber nur ein Fingerbreit auf, wir hätten noch Zeit. Es gab noch Frühstück und zur Wehenunterstützung Globuli. Um halb 12 hatte ich immer noch keine Wehen. Mein Arzt kam aufs Zimmer, wo ich „zwischengeparkt“ war und sagte, wir sollten einleiten. Mit der Einleitung kamen um halb 1 leichte Wehen. Schon um halb 2 wurde mir die PDA gelegt (naja, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt), um 2 war Hebammenwechsel und mein Wehentropf wurde immens hochgedreht. Um vier bereitete die Hebamme Spritzen und seltsame Sachen vor. Mir schwante bereits, die Vorbereitungen galten meinem Kaiserschnitt. Da habe ich sie darauf angesprochen und sie sagte, der Arzt wollte den Schnitt machen, da sich die Fruchtblase ja schon heute morgen geöffnet habe und es so langsam gefährlich würde, wegen Entzündungen für das Kind. Ich wußte, nach Öffnung der Fruchtblase habe ich noch etwa 24 Stunden Zeit. Die waren noch lange nicht um. Ich sagte ihr, dass ich den Kaiserschnitt nicht unterschreiben würde, meinem Baby geht es gut, das sage mir mein Gefühl. Sie wollte den Arzt holen, fühlte aber nochmal den MuMu. Da kam dann raus, dass die Fruchtblase noch geschlossen war, was auch immer morgens gewesen war. Die erste Hebamme hat einen Test vergessen, ob es Fruchtwasser war oder etwas anderes.

Um kurz vor 5 merkte ich meine Wehen. Die PDA wirkte nicht mehr, die Hebamme war weg, mein Mann war eine rauchen und das Zimmer hatte keine Notklingel !! Es war fürchterlich! Minütlich kamen die Wehen, eine nach der anderen, Pause hatte ich eigentlich keine. Ich dachte, ich hätte eine halbe Stunde da gelegen bis mein Mann wiederkam. In Wirklichkeit waren es wohl fünf Minuten, aber ich dachte, solche Schmerzen, nie wieder!! Die Hebamme spritzte nach, fühlte meinen MuMu noch einmal und zeigte mir meine Fruchtblase. Plötzlich kam ein Schwall und die Hebamme war ziemlich nass. Die Fruchtblase war jetzt erst geplatzt. Ab da hieß es warten, wie sich der MuMu weiter öffnet und zusehen, dass sich die Kleine noch weiter ins Becken bewegt.

Regelmäßig wurde die PDA nachgespritzt, zuletzt um etwa 23 Uhr. Um 23.30 kam mein Arzt wieder rein zusammen mit dem Anästhesisten und sagte, mit jeder Wehe solle ich jetzt mal mitpressen. Witzig, ohne Gefühl im Bauchbereich!! Mir wurde dann gesagt, wann die nächste Wehe kam, ich habe gepresst und getan. Dann kamen noch so Sprüche vom Anästhesisten (ein MANN!) ich solle gefälligst nochmal nachpressen, die Wehen wären länger als mein Pressen. Wenn ich nicht so beschäftigt gewesen wäre, hätte ich ihn… Ich brauch nun mal auch noch etwas Luft.

Um 23.57 war Janine dann doch da, es war absoluter Wahnsinn!! Es war immer noch so grade Sonntag, sie wog 3530 g und war 50 cm winzig. Mein Mann war fix und fertig und ich konnte nur noch mein Kind angucken. Der Anästhesist sagte dann noch, ich hätte es ganz toll gemacht (Ich fühlte mich ziemlich verarscht).

Der Dammschnitt, der irgendwann zwischendurch mal gemacht wurde (habe ich absolut nicht gemerkt) wurde genäht und Janine wurde von meinem Mann gebadet und bekam dann die Brust.

Auch wenn sich manches im Bericht ziemlich fies anhört, es waren nur Momente, die nicht schön waren, die es in jeder Geburt geben wird. Ich würde die normale Geburt jederzeit wieder machen, als einziges Manko gibt es bei mir nur die viel zu frühe PDA. Ich hatte eigentlich keine Wehen, die habe ich absolut verpaßt. Das nächste Kind kommt bestimmt und wenn es dann eine PDA gibt, lasse ich die nicht mehr so früh machen.

Es war eine Erfahrung, die ich dem Kaiserschnitt immer vorziehen würde. Die Geburtsschmerzen, die ich hatte, sind in meiner Erinnerung nur noch sehr dunkel, eine Kaiserschnittnarbe wäre da sehr viel eindringlicher geworden.

Nur Mut allen BELs, probiert die normale Geburt und sucht euch ein Krankenhaus das euch unterstützt und eure Gefühle auch berücksichtigt ! Es macht zwar nicht jedes Krankenhaus eine normale BEL-Geburt, aber auch eine längere Anfahrt lohnt!

Viel Erfolg und liebe Grüße an alle,

Tanja

Als unsere erste Tochter zur Welt kam, hatten mein Mann und ich das große Bedürfnis, unser Glück mit anderen Menschen zu teilen. Natürlich hatten wir Besuch und bekamen Geschenke und Grußkarten, aber irgendwie sollte es noch etwas „Offizielles“ geben. Klar: Für Menschen, die kirchlich gebunden sind, gibt es die Taufe. Dort wird ein Kind willkommen geheißen in der Gemeinde und es bekommt Paten an die Seite, die es auf seinem Lebensweg begleiten. Gerade letzeres fanden wir wichtig für unser Kind, denn Paten können, wenn das Verhältnis stimmt, wichtige Vertrauenspersonen für das Kind sein.
Wir sind nicht mehr in der Kirche und haben uns für ein selbst gestaltetes Fest entschieden. Ich möchte hier nun kurz erläutern, wie wir bei der Gestaltung der Geburtsfeier unserer zweiten Tochter vorgegangen sind. Das mag der einen oder anderen Familie Anregungen geben.
Im Osten Deutschlands bietet auch der Trägerverein, der die Jugendweihen veranstaltet, solche Feiern an. Und in größeren Städten gibt es Freie Humanisten, die auch solche Übergangsrituale gestalten.

Wir wollten eine Feier im Familienkreis, der Ablauf sollte „rund“ sein, es sollte ein Ritual stattfinden, eine Handlung also, mit der die Patinnen ihr „Amt“ übernehmen.

Gerade die Suche nach einem passenden Ritual fanden wir schwierig. In der Kirche wird ja mit Wasser getauft – was kann man im nicht-religiösen Bereich machen? Ein Baum kann gepflanzt, ein Dokument unterzeichnet werden. Wir entschlossen uns bei Henrike für Hand-, bei Therese für Fußabdrücke. Und dann muss dieses Ritual noch eingebettet werden in einen gewissen Rahmen: Musik, vielleicht etwas zum Mitsingen. Dabei kann man, wenn es sich anbietet, auch auf die kreativen Talente der Paten oder Familienangehörigen zurückgreifen. Bei Henrike hatten wir den zukünftigen Paten Aufgaben gestellt (das eine Paar sollte etwas zur Gestaltung des Raumes beitragen, das andere ein Lied aussuchen und vorbereiten).

Doch nun zur Feier von Therese:
Alles in allem waren wir 16 Personen, die noch gut in unserem Wohnzimmer im Kreis Platz fanden: Die beiden Großmütter, meine beiden Schwestern mit Anhang, die beiden Patinnen und ein guter Freund, der einen kleinen Text vortrug.
Die Mitte war gestaltet mit dem Gedicht „Die sieben Gaben“ von Gerhard Schöne, die einzelnen Verse arrangiert um ein schönes Foto von Fußspuren im Sand – ganz passend zum Ritual.

Um das Signal zum Start zu geben, begannen wir mit dem Lied „Menschenjunges“ von Reinhard Mey. Alle Gäste hatten Platz genommen und lauschten. Ich ergriff dann das Wort und begrüßte alle kurz. Im Anschluss daran sangen alle gemeinsam das Lied „Wenn du glücklich bist, dann klatsche in die Hand“ von Gerhard Schöne. Dieses Lied hatten wir ausgewählt, weil Text und Melodie einfach sind. Zudem ist das Thema „Hand und Fuß“ präsent und alle können mitmachen – das fand ich wichtig für die teilnehmenden Kinder. Das Gedicht „Kinder“ („Sind so kleine Hände“) von Bettina Wegner hatte ich zu Beginn an die Anwesenden versweise verteilt und dies wurde nun reihum vorgelesen. Einen guten Freund hatten wir gebeten, eine kleine Meditation zum Thema „Fuß“ vorzubereiten und vorzutragen. Hier kurz, was er thematisierte: Der Fuß ist ein Abbild des ganzen Körpers, durch die Reflexzonen sind alle Körperteile präsent. Das Stehen- und Gehenlernen sind sehr wichtige Punkte in der Entwicklung des Kindes. Und auch später kommt es darauf an, seinen eigenen Standpunkt zu finden. Dieser ist dabei weder im konkreten noch im übertragenen Sinn statisch, sondern muss immer wieder neu ausbalanciert werden. Seine eigene Balance zu finden ist quasi eine Lebensaufgabe, die einen immer begleitet. Dabei helfen zu Beginn eben v.a. die Eltern, aber auch die Paten können hilfreich zur Seite stehen. So in Kurzfassung seine Ausführungen. Dass dieser Teil (im Gottesdienst wäre es die Predigt) nicht von den Eltern vorgetragen wird, finde ich persönlich wichtig, sie haben sowieso schon genug zu tun. Jemand von außen kommt noch auf ganz andere Gedanken, das ist sehr bereichernd.
Nun folgte unser Patenritual. Dafür hatten wir eine große Pappe mit den Fußabdrücken von Therese vorbereitet. Die beiden Patinnen kamen nun nach vorne, durften einen Strumpf ausziehen und bekamen von mir jeweils eine Fußsohle mit Fingerfarbe bemalt. Als sie ihren Fußabdruck rechts und links neben das kleine Paar von Therese setzten, forderten wir Eltern sie kurz auf, zu sagen, was sie Therese für ihr Leben wünschen. Anschließend wurden die Füße gewaschen (eine Wanne mit warmen Wasser war vorbereitet) und die beiden gingen an ihren Platz zurück. Das Lied von Gerhard Schöne wurde nochmals lautstark mitgesungen. Zum Abschluss gab es wieder Musik aus der Konserve: „Keine ruhige Minute“, ebenfalls von Reinhard Mey. Wir hatten den Refrain mit auf dem Programmzettel abgedruckt, so dass auch hier gut mitgesungen wurde. Danach ließen wir die Sektkorken knallen und das Fest verlief weiter, wie eine ganz normale Taufe: Es gab Geschenke für Therese, gutes Essen, Spaziergang, Kaffee und Kuchen.

Die Pappe mit den Fußabdrücken schmückt nun das Kinderzimmer.

Das erste Jahr mit Baby – und nichts ist mehr so wie es einmal war!

Folgende Zeilen sind teilweise gar nicht so erfreulich wie manch andere Berichte – sie waren auch nicht ganz so einfach aufzuzeichnen. Aber es gibt nun einmal nicht nur angenehme Geburtserlebnisse. Und dies ist meine Geschichte:

Was haben wir uns den Kopf zerbrochen…. und am Ende kam doch alles ganz anders als wir uns das ausgemalt hatten….

*Uhrzurückdreh* Thomas war ein Wunschkind! Über zwei Jahre hatte ich damals die Pille schon abgesetzt. Irgendwann machte sich auch mal ein Anflug von Verzweiflung breit. Es muss doch endlich klappen…. Temperatur messen: wann ist der Eisprung? Wie sollen wir da überhaupt zu einem Kind kommen? Wir beide haben extrem stressige Jobs. Unser Lebenswandel ist auch nicht gerade der gesündeste. Und unter diesen Bedingungen soll ein Kind entstehen? Dann auch noch der Hausbau! Rund um die Uhr im Einsatz. Von der Arbeit nach Hause, in die Dreckklamotten rein und ab auf den Bau. Man möchte ja schließlich die Doppelbelastung Miete und Hausfinanzierung so kurz wie möglich halten. Tja, und in der absolut stressigsten Endausbauphase unseres Eigenheimes entstand dann unser Sohn. Wir konnten es kaum glauben, aber es war tatsächlich so!

Die neun Monate vergingen wie im Flug. Ich hatte eine sehr unkomplizierte Schwangerschaft und die Werte waren auch immer bestens! Wir besuchten einen Geburtsvorbereitungskurs für Paare. Sehr interessant, aber es wurde auch alles irgendwie schöngeredet. Über das Stillen hatte ich mich eigentlich nicht so arg informiert. Ich dachte, das lass ich auf mich zukommen – das klappt schon!

Und dann kam die Geburt: 6 Tage vor dem errechneten Termin hatte ich nachts einen Blasensprung ohne Wehen. Im Krankenhaus wurde die Geburt dann eingeleitet, da sich auch nach ein paar Stunden keine Wehen einstellten. Irgendwann wurden die Herztöne des Babys während der Wehen schlechter, so dass man sich für einen Kaiserschnitt entschied. Ich fiel erst mal aus allen Wolken! Ich – der Nadelschisser hoch drei! Dann auch noch eine Operation! Mir hat schon immer das Blutbild bei der Frauenärztin gereicht! Ich war fertig mit der Welt und wollte nur noch heim. Aber das ging nicht. Das Baby musste ja irgendwie raus! Tja… eine schöne Geburt sollte es werden, und ein Trauma war und ist es bis heute für mich! Ich kam mir vor, wie wenn ich ein dickes Brett vorm Kopf hatte durch das ich alles erlebte. Als man mir das Baby zeigte war mir das eigentlich egal! Sie hätten mir vermutlich auch ne kleine Miezekatze zeigen können – ich stand ungefähr zehn Kilometer daneben! Keine Ahnung wie das Foto zustande kam von mir und unserem Sohn nach der Geburt. Nur gut, dass mir mein Mann nicht von der Seite wich – sonst hätte ich es vermutlich nicht gepackt, weil ich es mir ganz anders vorgestellt hatte!

In den ersten zwei Tagen bekam ich ständig Infusionen. Das war einfach nur schlimm! Die Narbe schmerzte, und immer wenn sie mir das Baby zum anlegen brachten, musste ich höllisch aufpassen, dass die Infusionsnadel nicht rausrutschte (ist trotzdem leider zweimal passiert). Aber immerhin konnte ich ihn kurz nach der OP schon stillen! Die Kinderschwestern waren wirklich sehr hilfsbereit und kompetent! Das gesamte Personal hatte immer ein offenes Ohr und freundliche Worte für die Wöchnerinnen parat.

Ja – und dann fiel ich in ein tiefes Loch! Ohne Boden! Im Krankenhaus schon war mir nur noch zum heulen zumute. Als wir dann nach Hause kamen, wurde alles noch um ein vielfaches schlimmer. Ich hatte Panik, dass ich mit dem Baby nicht zurechtkomme. Dass ich seine Zeichen nicht verstehe, wann er essen, schlafen, kuscheln möchte. Was ja auch wirklich nicht einfach war am Anfang! Die Nächte waren extrem! Er wollte nachts einfach nicht schlafen. Ich aber war hundemüde! Mein Mann ebenso (er war ja auch erst Vater in Ausbildung und hatte genauso wenig Schimmer von der Sache wie ich).

Tagsüber heulte ich oft ohne ersichtlichen Grund los – mein Mann wusste schon nicht mehr, wie er mich anschauen sollte, weil mir gleich die Tränen kamen. War natürlich auch nicht sonderlich förderlich für den Umgang mit dem Neugeborenen wenn die Mami ständig am flennen ist! Kurzum: Babyblues extrem! Warum wird soetwas totgeschwiegen? Warum sagt einem keiner, was da eigentlich auf einen zukommt? Wieso sprechen alle immer nur über die schönen Seiten der Geburt und der ersten Zeit danach? Warum gibt keiner gerne zu, dass er vom Babyblues heimgesucht wurde? Passt es nicht in unsere Gesellschaft, auch einmal Schwächen einzugestehen? Nur so kann ich es mir erklären, warum im Vorfeld keiner auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verloren hat. Irgendwie schade – mir hätte es vermutlich sehr geholfen, wenn ich mich darauf hätte vorbereiten können. Im Nachhinein stellte sich nämlich heraus, dass es sehr viele junge Mütter mit ähnlichen Situationen kurz nach der Geburt gibt! Nur gibt es keine zu, die sich akut in dieser Lage befindet!

Ja – und dann kamen die diversen Stillschwierigkeiten: wunde Brustwarzen, deshalb Angst vorm Anlegen, später dann hat ein Blutgerinsel einen Milchkanal verstopft, was extrem schmerzhaft war, bis sich das gelockert hat und ausgetreten ist. Ich überlegte mehrmals abzustillen. Aber ich wollte unbedingt die sechs Monate durchhalten. Krampfhaft hielt ich mich an folgendem Spruch fest: Was sind ein paar Monate Zähne zusammenbeißen für mich, gegen ein ganzes Leben meines Sohnes! Und so hielt ich das erste halbe Jahr auch durch. Dann war Weihnachten. Und die Feiertage. Hm… da stillt man nicht ab. Mit Beikost haben wir mit ca. 7 Monaten angefangen. Ganz langsam – immer in Kombination mit Mumi. So war ich immer ca. zwei bis drei Monate hinter den „Empfehlungen“ auf den Packungsangaben her. Was aber nicht weiter schlimm war – unser Sohn gedieh prächtig und war ein sehr selbstbewusstes, aufgewecktes Kerlchen. Im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Babys war er immer ein bis zwei Entwicklungsschritte voraus! Kommentar unseres Kinderarztes bei der U6: „Der strotzt ja geradezu vor Selbstbewusstsein!“ – er hat das komplette Sprechzimmer auf den Kopf gestellt und eingehend die Werkzeuge des Docs untersucht !*g*

Inzwischen ist er fast zwei Jahre alt und wir stillen immer noch abends zum einschlafen und morgens als erster Imbiss vor dem eigentlichen Frühstück. Wer hätte das gedacht? Ich nicht! *lach* Wenn mir das jemand vor eineinhalb Jahren gesagt hätte, den hätte ich glatt für verrückt erklärt! Die Zeiten ändern sich! Sehr schnell sogar, wenn man ein Baby hat!

Das mit dem Babyblues ist jetzt ziemlich vorbei. Ab und zu packt es mich noch und dann muss ich mal zwei Minuten Heulpause einlegen. Danach geht’s mir aber wieder schnell besser. Kein Vergleich zum Anfang! Auch die Unsicherheiten haben sich ziemlich in Luft aufgelöst. Neue Situationen gibt es zwar immer wieder, aber inzwischen geht man doch mit einer gewissen Routine ans Werk.

Fazit: unser Sohn ist eine wahnsinnige Bereicherung in unserem Leben, und wir könnten uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen!

Nur: mit einem Geschwisterchen sieht es nicht so arg rosig aus: das Trauma Sectio hat sich festgefressen in meinem Kopf! Leider!

Xantina