Erfahrungen und Rabeneltern-Tipps: Ernährung

Als unser erstes Kind noch ziemlich klein war, haben wir uns oft gefreut, dass es alles mit großem Appetit aß. Natürlich auch Gemüse und Obst. Da hatten wir wohl alles richtig gemacht. Dachten wir.

Das Kind wurde etwas größer, und irgendwann zwischen zwei und drei war es vorbei mit dem meisten Gemüse, und auch mit vielen Obstsorten. Äpfel und Möhren gingen immer, aber ansonsten: Nichts was rot ist (Erdbeeren! Tomaten! Paprika!), nichts was zu nass ist (Gurke!), Sauce oder Suppe also auch nicht und überhaupt – nichts Unbekanntes. Übrig blieben Kartoffeln, Nudeln (natürlich ohne Sauce), Getreide, ein paar Obstsorten, die erwähnten Möhren, grüner Salat.
Mit der Zeit und mit mehr Einblick in die Essgewohnheiten der Kindergartenfreunde haben wir angefangen, uns mit dieser Auswahl ziemlich glücklich zu schätzen. Es hätte schlimmer kommen können.

Was half? Eigentlich – nichts. Zwingen, zumindest zu probieren: Einmal, nie wieder. Es war ein komplettes Desaster. Gemüse in Rouladen, Frikadellen oder sonstigem verstecken: Keine Chance. Pürieren? Fiel weg, da Saucen ohnehin abgelehnt wurden. Mit vorbereiten lassen? Machte großen Spaß, führte aber nicht zu mehr Gemüseliebe. „Das hab ich gekocht! Aber ich esse lieber etwas anderes“, sagte das Kind dazu.

Aber uns immer nur nach dem Speiseplan vom Kind zu richten, war uns entschieden zu eintönig. Unsere Lösung hieß (und heißt immer noch): Komponentenessen. Das ist ganz einfach: Es wird nichts vermischt. Nudeln und Sauce gibt es separat, die Salatzutaten auch, im Auflauf lassen wir auf einem Teil der Fläche ungeliebtes Gemüse weg, bei Teigtaschen passen wir die Füllung an – und ansonsten kochen wir, was wir Erwachsenen mögen und achten darauf, dass immer ein bis zwei Lebensmittel dabei sind, die den Kindern schmecken. (Das mittlere Kind ist mittlerweile auch angekommen in der „Iss-wählerisch“-Phase. Nur das jüngste lebt noch im „Alles-ist-lecker“-Paradies.) Und wenn es nur Möhrenrohkost mit Dip ist, decken wir für die Kinder eben gleich Brot dazu.

Das war lange Zeit der Stand der Dinge. Jetzt ist das große Kind acht, und siehe da: Es probiert wieder. Manches schmeckt immer noch nicht, anderes überraschenderweise wohl. Der Speiseplan wird allmählich wieder umfangreicher – vermutlich bis zur Pubertät. Wenn das größte Kind da ankommt, ist das jüngste hoffentlich gerade am Ende seiner „Iss-wählerisch“-Phase. Und dann wird vermutlich auf einmal ganz ungewohnt viel Platz auf dem Tisch sein, wenn wir nicht mehr für jede Salatzutat eine eigene Schüssel brauchen.

 

Verfasst von Henrietta

Nicht alle Kinder sind überzeugt davon, dass Obst und Gemüse lecker schmecken. Und Kinder können sooooooo stur sein. Was also tun?

Probiert doch mal folgendes aus:

eine Platte mit Obst (vormittags) oder Rohkost (bis zum Abend) an einem gut zugänglichem Ort für die Kinder bereitstellen.

Gesagt, getan. Petra wundert sich über gar nichts mehr:

„Ich hätte nie geahnt, dass auf die Weise soviel Gesundes in die Kinder kommt. Ist echt ein Selbstläufer, da wird immer im Vorbeigehen zugegriffen (obwohl Rohkost beim „offiziellen“ Essen meist Ihbäh ist, komisch!“

„Nein, tut es nicht!“ Das war mein verzweifelter Aufschrei, als Vater und Oma sich gegen mich verschworen hatten und sich daran machten, die ersten Löffelchen zerdrückter Banane in den Mund meines Babys zu platzieren. Die magische Grenze war doch noch nicht erreicht! Sollten womöglich 5 ½ Monate Liebesmüh vergeblich gewesen sein?! Der Kampf gegen die Säuglingsschwestern auf der Wöchnerinnen-Station, die immer drohend mit der Glukose-Lösung wedelten? Die ersten Nächte mit dem Neugeborenen, abwechselnd im Stillzimmer neben den anderen pumpenden, schwitzenden, verzweifelten, ganz selten auch mal gelassenen Müttern sitzend oder aber – um die Zimmernachbarinnen nicht zu stören – auf dem Gang hin- und herwandernd, weil dieses kleine Wesen einfach nicht begreifen wollte, wie das mit dem Stillen funktioniert (und ich auch nicht) ? Das Gematsche mit den Quarkwickeln beim Milcheinschuss, als ich mir vorkam, wie Dolly Buster nach ihrer x-ten Brust-OP? Die mühsamen Einträge in das meiner Natur zuwiderlaufende Stilltagebuch: „9:24 – 9:36 linke Brust, 9:36 – 9:48 rechte Brust. Heute gut gezogen. Wieder kein Bäuerchen!“, das ich immerhin 3 Wochen lang führte? Die nächsten 5 Monate, in denen ich phasenweise fast in meinem Stillsessel festgewachsen war?

Erhob da nicht schon die erste Allergie ihr drohendes Haupt?! Und es war nicht einmal Bio-Banane! Dabei weiß doch jede besorgte Mutter, wie diese Bananen aus konventionellem Anbau belastet sind mit …

Das war meine erste Erfahrung mit Beikost. Etwa zwei Wochen später dann die heilige Zeremonie: Der erste Möhrenbrei, selbstredend eigenhändig gekocht aus Bio-Möhren, verabreicht vom Vater, der Teppich abgedeckt wegen der Flecken, das Baby in ein Ganzkörperlätzchen verpackt, das Ganze auf Video für die Nachwelt festgehalten von der Mutter. Der einzige, der unbeeindruckt blieb, war die Hauptperson. Gut, Gabriel hat davon gekostet, aber gelohnt hat sich der ganze  Aufwand eigentlich nicht – vor allem der seelische. Das Bio-Fleisch, gekocht und in Eiswürfelbehältern eingefroren, das Vakuum-Schweißgerät, teuer gekauft und dreimal benutzt, all die gesunden Breichen mit Zutaten aus der Bio-Kiste, liebevoll zubereitet und zumeist von mir selbst aufgegessen (wäre ja schade drum gewesen!). Immerhin habe ich Gemüsesorten kennen gelernt, die mir vorher absolut kein Begriff gewesen sind. Pastinaken? Topinambur? Nie gehört ;o) Aber echt lecker!

Am liebsten mochte ich eigentlich die gekauften Obstbrei-Gläschen. Fruchtallerlei, mmh. Oder Apfelbrei mit Heidelbeersaft! Ich weiß noch sehr gut, wie die schmecken, weil ich ja einen beträchtlichen Teil davon selbst verputzen musste! Schließlich durften die Gläschen angebrochen nicht länger als 2 Tage aufbewahrt werden und zum Wegschmeissen sind diese Demeter-Breie echt zu teuer!

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Beikost im zweiten Lebenshalbjahr waren natürlich Reiswaffeln und Dinkelstangen mit Honig. Moment mal: Dinkelstangen?! Honig?! Sind Getreide und Honig nicht tabu für Babys vor dem ersten Geburtstag? Zum Glück konnte mich die Online-Beraterin beruhigen: Botulismus-Bakterien werden durch das Erhitzen beim Backen abgetötet. Puhhh!

Also wirklich: So schwer hatte ich mir diese Beikostgeschichte während der Schwangerschaft nicht vorgestellt. Vor allen Dingen wollte das Ersetzen der Stillmahlzeiten durch Beikost-Mahlzeiten nicht so recht klappen. Gabriel wollte gerne direkt vor oder auch nach dem Füttern noch ein paar Schlückchen gute Muttermilch – und ich Flasche schaffte es nicht, sie ihm zu verweigern! Hätte ich schon damals darüber nachgedacht, warum es „Bei“-Kost und nicht „Anstatt“-Kost heißt, hätte ich mir so manche Gewissensnot sparen können… Dass Muttermilch sogar hilft, die Nährstoffe aus der gefütterten Nahrung besser zu resorbieren, habe ich damals schon gar nicht gewusst.

Zum Glück hatte ich ja noch einen zweiten Versuch frei. Diesmal habe ich ganz gelassen abgewartet, bis das Kind die Bereitschaft für Beikost gezeigt hat. Eilig hatte ich es gewiss nicht mehr: Mir war inzwischen klar, wie bequem der Alltag für die Mutter ist, solange sie voll stillt! Und Bequemlichkeit war mir schon immer ziemlich wichtig *g*. Mit etwas über 7 Monaten hat Ivo dann sein erstes Löffelchen Beikost zu sich genommen. Soll ich ehrlich sein? Ich habe vergessen, was es war! Möhre? Pastinake? Kürbis? Oder doch Banane? Keine Ahnung! Diesmal bin ich die Sache gelassen angegangen. Nur eines irritiert mich bis heute (er ist jetzt zwei Jahre alt): Er weigert sich, Gemüse in anderer Form als feinst püriert zu sich zu nehmen. Von wegen Fingerfood! Kekse, Banane, Zwieback, Brötchen – ja! Aber wehe, ich stecke ihm eine Erbse in den Mund oder habe die Gemüsesuppe nicht gründlich genug püriert! Ist das nicht noch ein Petersilienfitzelchen? Igitt, schnell raus damit!

Naja, wenn frau sonst keine Probleme hat…

Fazit: Gründlich über Beikost informieren ja, aber dabei cool bleiben und den Humor nicht verlieren. Ok, ok, ich weiß: Beim zweiten geht’s leichter!

Annelena saß in ihrem Hochstuhl, am ersten Tag ihres siebten Lebensmonats, und wusste wohl so gar nicht, was ihr das widerfuhr. Feierlich hatte ich ihr ein Lätzchen umgebunden und rührte nun einen Esslöffel glückliches Pastinaken-Muss durch den Warmhalte-Teller. Ich war froh, dass es nun endlich los ging mit dem Thema Beikost, denn in den Wochen zuvor hatte ich mich gut vorbereitet und dem Ganzen in etwa die Bedeutung einer Einschulung beigemessen. In meinen Augen war Annalena auch reif. Sie hatte bereits zwei Wochen zuvor schnell hintereinander krabbeln und sitzen gelernt und war an allem interessiert. So auch an unserem Essen, bildete ich mir ein. Außerdem wollte ich den Beginn endlich hinter mich bringen. Ich hatte Stunden damit verbracht mir zu überlegen, was ich denn sinnvoll als erstes Nahrungsmittel einführen und in welcher Reihenfolge ich dann weiter verfahren würde. Natürlich wollte ich Annalena ausreichend Zeit lassen, sich an die feste Nahrung zu gewöhnen. So peu à peu würde ich eine Mahlzeit nach der anderen ersetzen, und nach meinem ausgeklügelten Zeitplan würden wir dann – einer Punktlandung gleich – am ersten Geburtstag abgestillt haben.

Annalena reagierte mit verhaltener Begeisterung auf die Pastinaken, aber in der ersten Woche war sie noch relativ gnädig. Bis zu ihrem ersten Geburtstag – ich erspare Euch Einzelheiten – war es mir gelungen, in zwei Tagen verteilt auf je drei Mahlzeiten insgesamt ein Gläschen Obstbrei zu verfüttern. Ansonsten stillten wir unverdrossen; ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ganz ohne Fläschchen auskommen zu wollen (und vor allem ohne Pulvermilch).  Wegen der großen Mengen war ich längst von meinem Vorsatz selber zu kochen abgerückt. Nur den Firmen Hipp und Co. zeigte ich nach wie vor die kalte Schulter. Was war passiert? Ich hatte keine Ahnung. Zwischendurch war die Kleine ganz verrückt nach Obst-Getreide-Brei, aber dass waren immer sehr kurze Phasen. Jede Kartoffel war ein Affront (und ist es noch heute). Fingerfood war uninteressant. Das Essen anderer Kinder in Krabbelgruppen auch. Mein Tageskind mampfte Annalena auch zweimal pro Woche etwas vor – meine Tochter blieb unbeeindruckt.

Bis heute ist es so, dass Essen keine große Rolle in ihrem Leben spielt (das kann sie nicht von mir haben), und ich weiß nicht, warum. Zum Glück war es nie so, dass ich mir Sorgen um ihr Gewicht oder ihr Gedeihen machen musste, aber dennoch war und ist das Thema Essen für uns nervig. Nach wie vor biete ich ihr regelmäßig über den Tag verteilt etwas an, um ihr bei ihrer Bitte nach Gestilltwerden zuvor zu kommen. Das führt dazu, dass ich quasi ständig frage, ob sie etwas essen oder trinken will. Ich weiß das, kann es aber schlecht abstellen. Natürlich isst sie inzwischen mehr als ein Gläschen an zwei Tagen (mengenmäßig, meine ich), aber viel ist es eben immer noch nicht. Dabei spielt es auch keine Rolle, wie das Essen präsentiert wird.

Rückblickend glaube ich, dass Annalena eben mit sechs Monaten keineswegs bereit für Beikost war. Und obwohl wir nie Druck ausgeübt haben, hat sie natürlich begriffen, dass Essen für uns eine Rolle spielt und dass wir nicht immer ein Musterbeispiel an Gelassenheit sind. Vielleicht war sie gerade zu sehr mit ihrer flotten motorischen Entwicklung beschäftigt. Zwar war sie interessiert an allem, was wir taten, aber es machte eigentlich keinen Unterschied, ob wir aßen oder telefonierten. Unsere „Probleme“ sind meiner Meinung nach also hausgemacht. Ich bemühe mich wirklich darauf zu vertrauen, dass sie schon essen und auch irgendwann abstillen wird, aber es gelingt mir nicht immer. Dass Essen Spaß macht, hat Annalena, so fürchte ich, bis heute nicht wirklich gelernt.

Beim nächsten Kind würde ich den Kalender komplett vergessen und einfach nach Gefühl handeln. Vor allem würde ich mehr auf die Signale schauen, die mein Kind mir sendet. Ich werde berichten, ob ich mit dieser Methode dann zu mehr Gelassenheit finde.