„Das Baby lebt nicht mehr“ – diese Feststellung ist ein Schock. Es teilen sehr viel mehr Frauen diese Erfahrung, als wir normalerweise annehmen. Dennoch ist jede Frau damit erstmal allein. Mit dem Baby sterben auch die Pläne, Erwartungen, Hoffnungen, die mit der Schwangerschaft verbunden waren.

Muss eine Ausschabung sein? Kann ich eine kleine Geburt einfach abwarten? Wie ist es anderen Frauen damit ergangen? Dazu findest Du persönliche Berichte auf den folgenden Seiten. Einige Fakten zu Fehlgeburten findest Du in der Rubrik Wissenswertes über Fehlgeburten.

Wenn Du Deine Erfahrungen teilen möchtest, kannst Du uns ebenfalls einen Bericht zuschicken und/oder Dich in unserem Forum „Trauer um Kinder“ mit anderen austauschen.

2 Tage nach NMT (dem Tag der erwarteten Mens), was bei mir Zyklustag 28 entsprach, habe ich positiv getestet. Das kam etwas überraschend, da wir schon seit 2 oder 3 Jahren nicht verhütet, aber auch nicht stur nach dem Kalender gelebt haben. Den ersten Termin beim FA haben wir für 7+0 gemacht in der Hoffnung, dann schon ein schlagendes Herz sehen zu können.

Nach einem kurzen Vorgespräch ging es dann auf den Stuhl zum Ultraschall. Der FA zeigte uns alles, was man sehen konnte. Er betitelte einen Punkt mit „Dottersack“ und einen kleinen Strich mit „die Schwangerschaft“. Ein schlagendes Herz konnte man nicht sehen, der FA war allerdings in keinster Weise beunruhigt und nahm einfach nur an, dass mein Eisprung doch etwas später als gedacht war. Er datierte uns um eine Woche zurück und bat uns, in ca. 10 Tagen wiederzukommen.

An den Tagen vor dem nächsten Ultraschall hatte ich ein bisschen ein schlechtes Gefühl und bereitete mich gedanklich auf jedes mögliche Szenario vor. Beim Ultraschall (8+1) stellte sich dann auch tatsächlich raus, dass sich kein Embryo entwickelt hatte. Der FA suchte und suchte, fand einen schönen Dottersack, aber leider kein Embryo. Er war sehr bestürzt, es tat ihm fürchterlich leid und er empfahl, gleich nach dem Wochenende die Ausschabung (die laut ihm eher eine Absaugung ist), machen zu lassen. Er vermutete aber auch, dass das ganze schon von selbst am Wochenende passieren könnte, da er meinte, schon Ablösungen gesehen zu haben.
Nachdem ich gefühlt das komplette Internet nach Informationen bezüglich einer NICHT-Ausschabung durchforstet hatte, habe ich für mich entschlossen, abzuwarten was passiert und meinen Körper das selbständig regeln zu lassen.

Vorerst passierte gar nichts. Mir war weiterhin fürchterlich übel, ich war müde und abgeschlagen, also ganz normal schwanger
In den 14 Tagen danach schwankte ich zwischen totaler Hoffnungslosigkeit und „Vielleicht doch ein Eckenhocker?“
Genau 2 Wochen nach dem letzten Ultraschall begannen leichte Schmierblutungen, die sehr klebrig und zäh waren. Und bei 10+2 begann abends die „kleine Geburt“. Ich hatte (vermutlich) wehenartige Schmerzen im unteren Rücken die kamen und gingen. Ich blutete relativ stark. Irgendwann fand ich es über der Toilette zu unbequem und auch etwas seltsam und bin deshalb in die Badewanne umgezogen. Im warmen Wasser liessen sich die Schmerzen sehr gut aushalten und ich habe richtig gemerkt, wie mein Körper „gearbeitet“ hat. Es kamen dann über 3 Stunden hinweg schwallartig eine Menge Gewebeteile und – auch selbst für mich als Laien sehr deutlich zu erkennen – die Überbleibsel der Schwangerschaft. Irgendwann bin ich dann aus der Wanne wieder raus und bin mit einer dicken (SEHR dicken)Binde und einer Wärmflasche ausgerüstet ins Bett gewandert. Die Nacht bin ich mehr unterwegs gewesen als dass ich geschlafen habe. Es gingen immer wieder große blutige Gewebeteile ab.

Der Tag danach war recht entspannt bevor es abends wieder etwas kräftiger losging. Die Schmerzen hatten sich allerdings geändert und fühlten sich jetzt mehr an wie starke Regelschmerzen im vorderen Unterleib.
Insgesamt habe ich circa eine Woche lang immer mal wieder stark geblutet und große Teile Gebärmutterschleimhaut abgestoßen. Meist kam es schwallartig abends. Nach einer Woche war das schlimmste überstanden und es tröpfelte nur noch altes Blut hinterher.
Heute (also 12 Tage nach der „kleinen Geburt“) war ich zur Nachkontrolle beim FA. Er wirkte etwas verwirrt, wollte auch kurz mit mir schimpfen, stellte dann aber beruhigt fest, dass ich anscheinend ein sehr gutes Körpergefühl hatte und bestätigte dann auch im US, dass wirklich alles abgegangen ist.

Mir geht es sehr gut mit meiner Entscheidung und auch seelisch ist im Prinzip alles ok. Natürlich sind wir beide traurig, dass es nicht geklappt hat, aber wir sind auf der anderen Seite froh (und das wiederhole ich fast mantramässig), dass wir kein Baby verloren haben, sondern „nur“ jede Menge Schleimhaut und einen Dottersack. Das macht es etwas leichter….
Ich hoffe, mein Bericht kann einigen helfen, eine Entscheidung zwischen Ausschabung und kleiner Geburt zu treffen. Natürlich muss das jeder für sich entscheiden und vermutlich gibt es auch Situationen, in denen es der Arzt für einen entscheidet oder entscheiden muss. Für mich war es der richtige Weg udn ich bin froh mich dafür entschieden zu haben.

Meine zweite Schwangerschaft war nur kurz. Leider.
Ich bin nicht glücklich über das frühe Ende, aber ich bin dankbar, wie ich dieses Ende erleben durfte.

4. SSW:

Ich fühle, ich bin schwanger und freue mich sehr. Sehrsüchtig warte ich auf den Tag, an dem ich endlich den Test machen kann. Positiv!

6.SSW:

Zusammen mit Mann und Tochter sind wir beim Arzt. Er macht einen Ultraschall, ist aber nicht so locker und unbeschwert, wie ich ihn aus meiner ersten Schwangerschaft kenne. Ob ich mir bei den Terminen sicher sei? Ja, bestimmt. Aber meine Aussagen passen mit dem Ultraschallbild nicht überein. Ich soll 2 Wochen später wiederkommen, dann will er nochmal schauen. Über einen Geburtstermin wird nicht geredet, mir wird kein Blut abgenommen, nichts. Beim Hinausgehen meint mein Mann, ich sei anscheinend nicht richtig schwanger.
Zu Hause suche ich im Internet schon nach Webseiten zum Thema Fehlgeburt, ich habe kein gutes Gefühl. Die Statistiken sind deutlich, viele Schwangerschaften enden schnell.

8.SSW:

Im Ultraschall ist der Herzschlag zu sehen. Allerdings ist das Kind immer noch zu klein, erst so gross, wie es zwei Wochen zuvor gewesen sein sollte. Sehr vorsichtig sagt uns der Arzt, dass die Schwangerschaft wahrscheinlich nicht mehr lange andauern wird.
Zu Hause wird jeder Gang auf die Toilette eine Zitterpartie. Sind Blutspuren zu sehen? Ich versuche mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir doch kein zweites Christkind erwarten dürfen.

9.SSW:

Montag morgen. Oh nein, ich blute. Trotz der Vorgeschichte ein Schock. Ich rufe meinen Mann an, ich rufe beim Arzt an. Schon kurz danach sind wir wieder in der Praxis. Der Ultraschall bestätigt es schnell – das Kind in meinem Bauch lebt nicht mehr.
Zu unserer grossen Überraschung redet mein Arzt nicht von einer Ausschabung. Er will mir Zeit lassen, ich soll Freitag nochmal wiederkommen, dann schaun wir weiter. Mein Körper soll selber das machen, was er machen muss.
Die nächsten Tage sind nicht schön. Ich habe wehenartige Schmerzen, blute, Gewebe wird bröckchenweise abgestossen. Einmal denke ich, es ist die Fruchtblase. „Gute Reise“ wünsche ich und ziehe die Spülung. Ein komisches Gefühl.
Mein Mann hat freigenommen und kümmert sich um mich und unsere Tochter. Sie spürt auch, dass etwas los ist, weiss, dass ich Bauchweh habe, ist sehr lieb. Meine Nachbarin ist auch hilfsbereit. Wie gehen rüber, die Kinder spielen, ich hocke in der Ecke und schaue zu, darf reden und darf schweigen.

Danach:

Mein Körper hat innerhalb weniger Tage die Schwangerschaft verarbeitet. Die Traurigkeit hält länger vor, wir weinen viel. Die Statistiken sind mir herzlich egal. Ich habe mein 2. Kind gehen lassen müssen und nur das zählt. Ich bin froh, dass mein Mann ähnliche Gefühle hat. Wir können miteinander trauern, ich fühle mich verstanden.
Zusammen suchen wir nach einem Namen für unser Sternchen und gestalten eine Kerze. Danach setzen wir uns am Abend mit Cocktails und ganz vielen Taschentüchern auf den Balkon, zünden die Kerze an, reden, weinen und feiern unser Sternchen.
Ich möchte erzählen, ich kann unser Kind nicht totschweigen. Mir hilft es, von anderen zu wissen, die selber eine Fehlgeburt erlebt haben. Ich muss nicht erklären, wie es mir geht, sie kennen die Gefühle. Die stille Umarmung einer Freundin tut so gut. Manche Leute wollen nett sein – und geben sehr blöde Kommentare von sich. Andere sind mitfühlender, hören gerne zu und finden angemessene Worte, schaffen es Trost zu spenden.
Ich kann mich für alle freuen, die selber ihr kleines Wunder in den Armen halten dürfen. Dennoch bin ich immer wieder traurig und manchmal auch ein wenig neideisch, wenn ich von anderen Schwangerschaften oder Geburten in meinem Umfeld höre.
Nun warte ich schon seit einigen Monaten auf die nächste Schwangerschaft. Hoffentlich wird alles gut!

Als mein Mann und ich im Oktober 2008 beschlossen, nicht mehr zu verhüten, hätten wir nie damit gerechnet, dass wir bis Anfang Juni 2009 auf einen positiven Schwangerschaftstest warten würden. Umso größer war die Aufregung, als meine immer sehr pünktliche Regel dann endlich auf sich warten ließ! Ein erster Test war zwar negativ, nachdem alle anderen Zeichen (spannende Brüste, seltsamer Appetit, leichtes Ziehen im Unterleib) aber bestehen blieben, wiederholte ich den Test ein paar Tage später. Es bildete sich tatsächlich ein zweiter rosa Strich! Genau so, wie ich mir das immer vorgestellt hatte legte ich meine Hände auf meinen Bauch und hieß das Kind willkommen.
Voller Freude und Aufregung machte ich einen Termin beim Frauenarzt und stellte jede Menge Berechnungen und Recherchen an, wann das Baby geboren werden würde und wie groß es bereits war. Weil ich irgendwo gelesen hatte, dass es gerade in seiner Form einer Garnele ähnelte, tauften wir es „Garnelius“.

Zwei Tage vor meinem Frauenarzttermin (nach meiner Berechnung in der 6. Schwangerschaftswoche) setzte eine leichte, braune Schmierblutung ein. Ich war wie gelähmt vor Angst. Obwohl ich wusste, dass das nicht unbedingt das Ende bedeuten muss, hatte ich kein gutes Gefühl. Am zweiten Tag mit Schmierblutung suchte ich völlig panisch meinen Frauenarzt auf. Er konnte auf dem Ultraschall noch gar nichts sehen und erklärte mir, dass sowohl das als auch die Schmierblutung nicht weiter beunruhigend sei und man in der Frühschwangerschaft nur sehr schwer irgendwelche Aussagen machen könne. Also Abwarten.
Das Abwarten war zwei Tage später zu Ende, als aus der Schmierblutung eine sehr starke, hellrote Blutung mit dunkleren Klümpchen wurde. Seltsamerweise war dies (anders als meine Menstruation sonst) komplett schmerzfrei und im ersten Moment war ich fast erleichtert, einfach weil die Unsicherheit vorbei war.

Ich war an diesem Tag unterwegs und es gelang mir notgedrungen, und vielleicht auch weil ich noch nicht wirklich begriffen hatte was passiert war, die Fassung zu bewahren. Abends, in den Armen meines Mannes, flossen meine Tränen dafür umso mehr.
Die folgenden Tage und Wochen verbrachte ich hauptsächlich damit zu weinen, zu schlafen und beim Abbruch eines Hauses zuzusehen, das vor unserem Haus gestanden hatte. Ich hatte Selbstzweifel und Schuldgefühle und fühlte mich extrem einsam, obwohl mein Mann mir immer lieb und tröstend zur Seite stand. Ich konnte nicht über mein Erlebnis sprechen ohne sofort zu weinen. Irgendwie war ich aber der Meinung dass mir so viel Trauer kaum zustand – immerhin war es ja höchstens die sechste Schwangerschaftswoche!

Die starke Blutung dauerte etwas über eine Woche an. Danach geschah einige Tage nichts. Dann setzte wieder eine braune Schmierblutung ein. Weil mein Frauenarzt im Urlaub war ging ich zu seiner Vertretung. Sie verstand sich ganz prächtig darauf, aus gesunden Frauen Patientinnen zu machen und erklärte mir, ich hätte eine Eierstockzyste. Außerdem bestellte sich mich dreimal in einwöchigem Abstand in ihre Praxis um meinen HCG-Wert zu messen. Weil ich selbst auf wiederholte Nachfrage hin keine Erklärung bekam, warum dies nötig sei, beschloss ich beim dritten Mal nicht mehr hinzugehen.

Nach drei Wochen ging meine Schmierblutung wieder in eine frische Blutung über. Statt zu meiner Feindin, der Vertretungsärztin, zu gehen, rief ich meine Mutter an, die schließlich eine befreundete Hebamme fragte. Zum ersten Mal bekam ich Informationen die mir tatsächlich halfen, das Erlebnis einzuordnen. Zusammenfassen lassen sie sich am besten mit: Das ist alles ganz normal und passiert sehr vielen Frauen. Und die neue Blutung ist wahrscheinlich einfach die nächste Menstruation.

Danach ging es bergauf: Die Blutung hörte auf und ich fühlte mich wieder normaler in meinem Körper. „Mein“ Frauenarzt kam endlich aus dem Urlaub zurück, erklärte die Eierstockzystentheorie für blödsinnig („das war der Gelbkörper“) und nahm sich viel Zeit und Ruhe um mir zu erklären, was genau passiert war oder sein könnte. „Wenigstens wissen sie jetzt, dass sie schwanger werden können“, sagte er. Und: „Im Prinzip könnten sie auch jetzt schon wieder schwanger sein, aber es wäre noch zu früh um etwas zu sehen.“
Er sollte Recht behalten: Nicht einmal zwei Monate nach dem Verlust von „Garnelius“ war ich wieder schwanger, im April wird mein Wunderkind ein Jahr alt!

Meine zweite Schwangerschaft verlief von Anfang bis Ende völlig komplikationslos und beschwerdefrei. Die Angst begleitete mich allerdings noch weit über die ersten 12 Wochen hinaus, es fiel mir schwer auf meinen Körper zu vertrauen. Das Baby in meinem Bauch willkommen heißen und begrüßen konnte ich diesmal erst im fünften Monat, nachdem ich noch einmal aus ganzem Herzen um die erste Schwangerschaft geweint und Abschied genommen hatte. „Es ist nie wieder so wie beim ersten Mal“, sagte meine Hebamme.

Obwohl ich auch heute, fast zwei Jahre nach der Fehlgeburt, noch traurig bin über die Liebe, die ich für dieses Kind empfunden habe und ihm nie geben konnte, glaube ich auch dass dieses Erlebnis mein Leben insgesamt bereichert hat. Ich empfinde so viel Achtung und Bewunderung vor Schwangerschaft und Geburt, mir ist so deutlich geworden wie wenig man das Leben planen und vorhersehen kann, und ich bin jeden einzelnen Tag so unendlich dankbar für meinen wunderbaren, fröhlichen, lebendigen kleinen Sohn!

Im Sommer 2010 begannen mein Mann und ich bewußt an unserer Familienplanung zu arbeiten. Unser Sohn war gerade 1 ½ Jahre alt. Da ich noch stillte und mein Zyklus sehr lang und unregelmäßig war, war nicht klar, ob ich überhaupt schwanger werden würde und nach drei Zyklen fing ich an mich zu entspannen und mich darauf einzustellen, dass es noch ein Weilchen dauern würde. Und Schwupp, zur Wintersonnenwende am 21. Dezember war plötzlich mein Test positiv. Auch in der Frauenarzt-Praxis wurde positiv getestet, auch wenn noch nichts auf dem Ultraschall zu sehen war, was ja normal ist für die 5. Schwangerschaftswoche. Am Abend sagte ich es dann meinem Mann und wir freuten uns gemeinsam.
Fünf Tage danach, wir waren gerade dabei mit der Familie meines Mannes Weihnachten zu feiern, setzten leichte Schmierblutungen ein. Da sie aber nicht richtig aufhörten, ging ich am nächsten Tag in die Klinik. Die Ärztin konnte eine Fruchthülle erahnen, aber nicht mit Sicherheit sagen, ob die Schwangerschaft intakt war. Aber erstmal kein Grund zur Beunruhigung, ich solle den Termin bei meiner Frauenärztin in der ersten Januarwoche abwarten.
Das taten wir auch. Die Warterei war schrecklich. Hin und her gerissen zwischen sich auf das Schlimmste einstellen und hoffen, dass doch alles in Ordnung ist, macht keinen Spaß! Zu Silvester haben wir uns noch zu dritt das Feuerweck angesehen und gedacht: „Nächstes Jahr Silvester sind wir schon zu Viert!“ Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch alles möglich war, also auch dass alles in Ordnung ist, war ich sehr ängstlich und verunsichert und fühlte mich seltsam unverbunden mit der Seele, die zu uns kommen wollte. Bei meinem Sohn war das ganz anders, da hatte ich keinerlei Zweifel daran, dass alles ok war.
Einen Tag vor dem ersehnten und gefürchteten Frauenarzt-Termin setzten die Blutungen wieder ein und diesmal waren sie rot, also neues Blut. MeineFrauenärztin  sagte, dass sie da eine Fruchthülle im Ultraschall zu erkennen glaubt, aber nicht klar ist, ob sie sich weiterentwickelt. Nach weiterem Nachhaken von mir – ich fragte, ob da jetzt nicht schon ein Herz zusehen sein müsste – bestätigte sie mir meinen Eindruck und anhand des Zeitpunktes meiner letzten Periode sei eigentlich schon auszuschließen, dass die Schwangerschaft intakt wäre.
Ich stellte noch halbwegs gefasst einige Fragen darüber, wie die nächsten Tage verlaufen würden und sagte auch, dass ich möglichst auf eine Ausschabung verzichten würde.
Als ich dann vor der Arzthelferin stand, die mir ihr Bedauern aussprach, liefen schon die ersten Tränen und angekommen in meinem Auto war dann erst Mal alles vorbei. Ich rief meinen Mann an. Er war traurig, denn er hatte sich auch sehr auf unser Kind gefreut. Aber so tief wie bei mir ging seine Trauer nicht. Trotzdem war und ist er sehr liebevoll und verständnisvoll.
Nach zwei Tagen wurden die Blutungen stärker und hielten ca. 1 ½ Wochen an. Mein Mann war sehr lieb zu mir und kümmerte sich fast rund um die Uhr um unseren Sohn, so dass ich Zeit für mich und zum Abschied nehmen hatte. Es hat mir auch geholfen mit meinem Sohn zu kuscheln und zu spielen. Ich bin so dankbar, dass er bei uns ist!
Glücklicherweise ging alles von allein ab, so dass keine Ausschabung nötig war. Das wäre auch noch ein zusätzlicher Horror gewesen. Ich wollte das lieber zuhause in Ruhe durchleben.
In dieser sehr intensiven Zeit des Abschieds habe ich viel geweint um mein Kind, dass ich niemals im Arm halten werde. Ich habe mich gefragt – und tue es noch immer – warum es nicht zu uns kommen wollte, wo es doch so sehr gewünscht und geliebt ist. Ich war hin und hergerissen von meinem Kopf der mir sagte, dass der Embryo gar nicht entwickelt war, und meinem tiefen Gefühl der Trauer um ein verlorenes Kind. Ich fragte mich, ob ich nicht zu sehr dramatisiere und mich mehr zusammen reißen soll, oder ob ich mir nicht selbst schaden würde, wenn ich mir nicht den Raum für die Trauer nehme. Mir hat es sehr geholfen, mich im Rabenforum auszutauschen. Zu lesen, dass es anderen Frauen ganz genauso geht, hat mich darin bestärkt mir meine Gefühle zuzugestehen. Und auch einfach mal meine Gefühle und Gedanken an einem Ort zu teilen, an dem sie angenommen und verstanden werden, hat mir gut getan. Es war und ist nämlich nicht so einfach darüber zu sprechen, auch mit Menschen, denen man normalerweise sehr viel anvertraut. Ich habe z.B. einer guten Freundin, die gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger ist, vor kurzem gesagt, dass mein errechneter Termin zwei Tage nach ihrem gewesen wäre. Sie hat darauf eigentlich gar nicht reagiert, wir haben dann ziemlich schnell das Thema gewechselt. Ich habe das nicht persönlich genommen, denn ich denke, sie wußte einfach nicht, was sie dazu sagen sollte, aber es hat mich trotzdem irgendwie enttäuscht.
Es sind jetzt knapp drei Monate vergangen. Die Trauer ist nicht mehr so präsent. Ich hatte schon einige Tage an denen ich mich richtig super gefühlt habe und voller Tatendrang, an denen ich fast gar nicht mehr dran gedacht habe. Aber dann kommen wieder Tage, an denen es mich doch ziemlich runterzieht. Die sind aber die Minderheit. Nach den Momenten, an denen ich mich intensiv damit beschäftige, habe ich das Gefühl, dass ich es wieder ein Stückchen mehr verarbeitet habe. Aber eben nur ein bisschen.
Vor Kurzem hatte ich einen Impuls, als ich auf einen Forenbeitrag geantwortet hatte und hatte plötzlich wieder Zugang zu meiner Empathie. Ich konnte die Seele wieder spüren, die zu uns kommen möchte – ich hatte sie vor der Schwangerschaft schon gespürt – und habe verstanden, dass sie ja schon bei mir ist und dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, wann sie physisch wird. Das gibt mir ein sehr warmes, liebevolles Gefühl. Trotzdem wird es, glaube ich, noch eine ganze Weile dauern, bis ich das Geschehene wirklich verarbeitet habe.
Seit der Fehlgeburt hatte ich eine Kehlkopfentzündung, eine Bronchitis und nun eine Nebenhöhlenentzündung. Meine Heilpraktikerin, der ich nur gesagt hatte, dass ich eine Fehlgeburt hatte ohne weitere Infos, sah mich, nachdem sie bei mir nachgefühlt hatte, was los ist, an und ihr Gesicht spiegelte meinen Schmerz wieder und plötzlich kam alles wieder hoch. Sie sagte, dass ein Teil von mir zur Trauer hin strebt um sie zu verarbeiten, ein anderer Teil aber eher praktisch veranlagt ist und sich im Alltag um alles kümmern will wie bisher. Und dass ich deshalb völlig aus meiner Mitte gerissen bin. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie hat mir auf verschiedene Art geholfen wieder meinen Weg zur Mitte zu finden, aber längerfristig muss ich das alleine schaffen. An dem Wie arbeite ich noch…
Ich kann mein Leben, meine Familie und Freunde, meine Aufgaben und einzelne Momente immer noch genießen und mich im Alltag meistens wohlfühlen. Aber diese Erfahrung gehört nun eben auch zu mir und braucht Zeit, um losgelassen zu werden. Ich befürchte auch keine weitere Fehlgeburt, denn mein Gefühl sagt mir, dass beim nächsten Mal alles gut gehen wird. Aber dieses Sternenkind ist nun ein Teil von mir und wird es immer bleiben. Und ich denke die Sehnsucht nach ihm auch.
Wir verhüten weiterhin nicht und ich habe auch meinen Eisprung im Auge, aber ich habe es gerade auch nicht besonders eilig wieder schwanger zu werden. Ich wünsche mir von ganzem Herzen noch ein Kind, aber ich genieße gerade auch die Zeit, die ich mehr für mich habe.

Ich war im ersten Anlauf schwanger geworden, es war meine erste Schwangerschaft. In der 7. SSW war ich bei der Frauenärztin. Man sah schon eine Fruchthöhle und einen Embryo. Beim Herzschlag war sie sich nicht ganz sicher, also bekam ich einen weiteren Termin zwei Wochen später. Bei diesem Termin war alles super, Baby gewachsen und bewegte sich ein wenig, Herz schlug, alles in Ordnung. Nächster Termin in vier Wochen. Nach zwei Wochen bekam ich so ein komisches Ziehen Höhe des Bauchnabels. Ich bin dann sicherheitshalber nochmal zum Arzt gegangen. Es war nur die Vertretungsärztin anwesend, die aber auch lieber nochmal schallte. Und meinte dann, „Oh, Sie haben da ein Myom, wussten Sie das?“ Nein, wusste ich nicht. „Das kann schon mal Schmerzen verursachen, nehmen Sie ruhig Schmerzmittel, das schadet nicht. Das Baby ist aber gut gewachsen, 22 mm hat es jetzt, 9 mm hatten Sie letztes Mal.“ Ich dachte nur, beim letzten Mal hat sie doch was von 20 mm gesagt, aber ich wusste es nicht mehr genau und bin erstmal halbwegs beruhigt nach Hause. Dort habe ich dann das Internet durchwühlt nach Myomen, erfuhr, dass sie wirklich sehr schmerzhaft sein können, aber nicht unbedingt schaden müssen. Auf Schmerzmittel habe ich verzichtet, so schlimm war der Schmerz nicht. Mit mehr oder weniger Stechen Höhe des Bauchnabels vergingen die nächsten zwei Wochen. Ich war frohen Mutes, die magische 12. SSW war um, mir war nicht mehr schlecht und ich fühlte mich wohl, das Stechen ließ nach.

Beim nächsten Termin nahm ich meinen Mann mit, damit er auch mal was sieht. Als die Frauenärztin das Ultraschallgerät ansetzte, ahnte ich schon das Elend. Das Baby war noch genauso groß wie beim letzten Mal. Die Frauenärztin guckte von allen Seiten und sagte dann sehr mitfühlend, dass sie leider kein Herz mehr schlagen sieht. Etwas gewachsen sei es noch, 24 mm. Aber es lebte nicht mehr.

Ich habe nur gedacht, „Scheiße, nun ist es uns doch auch passiert“. Zum Glück war mein Mann bei mir. Weinen konnte ich nicht, der Schock saß zu tief. Die Frauenärztin erklärte mir dann noch, dass ich ins Krankenhaus müsse zur Ausschabung. „Sonst bekommen Sie Schmerzen und starke Blutungen.“ Die Arzthelferin fragte, ob ich selbst im Krankenhaus anrufen möchte oder ob sie das tun soll. Ich habe sie anrufen lassen. Danach sind wir nach Hause gefahren und ich habe meine Tasche gepackt. Dann sind wir ins Krankenhaus. Über einige Umwege kam ich dort zur Untersuchung auf die gynäkologische Station. Die Frauenärztin dort war ebenfalls sehr mitfühlend, hat auch nochmal geguckt und das Untersuchungsergebnis meiner Frauenärztin bestätigt. Nach einigem Hin und Her hat sie beschlossen, da ich ja keine Blutungen hatte, dass sie die Ausschabung auch ambulant vornehmen kann. Auf meine vorsichtige Frage, ob das denn weh tut, sagte sie „Nein, Sie bekommen eine Vollnarkose“. Irgendwie war ich dann doch ganz beruhigt. Ich hätte nicht mitbekommen wollen, wie das tote Kind aus mir herausgeholt wird. Sie sagte mir noch, dass sie das zwar routinemäßig einschicken, aber dabei meist keine Ursache gefunden wird. Außerdem erwähnte sie, dass es bei der OP vorkommen kann, dass sie versehentlich durch das weiche Gewebe in den Bauchraum durchstechen. Dabei passiere zwar meistens nichts, weil sich die Gebärmutter ja wieder zusammenzieht. Trotzdem müssten sie dann eine Bauchspiegelung machen um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.

Als Nächstes musste ich zum Anästhesisten, noch diverse Formulare ausfüllen und durfte dann erstmal nach Hause, wo wir irgendwann am späten Nachmittag wieder ankamen. Wie ich den Abend und die Nacht verbracht habe, weiß ich nicht mehr genau.

Morgens hat mich mein Mann, der zum Glück Urlaub hatte, wieder ins Krankenhaus gebracht. Dort bekam ich so ein tolles OP-Hemd und Thrombosestrümpfe zum Anziehen und musste mit den anderen ambulanten OP-Anwärtern warten. Irgendwann bat mich die Schwester leise zur Seite und gab mir eine Vaginaltablette, die ich einführen sollte. Ich vermute, die war dazu da, den Muttermund weich zu machen. Sie sagte noch, es könne sein, dass ich Bauchschmerzen bekomme, dann solle ich bitte Bescheid sagen. Bei mir stellte sich aber nur ein leichtes Ziehen ein, so wie leichter Menstruationsschmerz. Blutungen hatte ich keine. Ich bekam noch eine weitere Tablette zum Schlucken, vermutlich ein Beruhigungsmittel. Jedenfalls wurde ich ziemlich müde und bin glaube ich sogar noch eine halbe Stunde eingeschlafen. Nach und nach wurden alle anderen Patienten abgeholt, nur ich musste immer noch warten. So gegen 10 Uhr war ich dann auch dran. Über mehrere Ebenen wurde ich in den OP gefahren, der sich in meiner Erinnerung irgendwo im Innersten des Krankenhauses befand, ohne jegliche Fenster. Ich habe immer nur gehofft, dass sie mich nicht verwechseln und mir nachher sonstwas fehlt. Das Ganze hatte sehr etwas von Massenabfertigung. Einen Moment lang wurde ich in einem OP abgestellt und mir wurde gesagt, es gehe gleich weiter, mein OP sei noch nicht frei. In diesem letzten Moment der Ruhe habe ich mich von meinem Kind verabschiedet.

Kurz darauf ging es auch schon weiter. Meine Anästhesistin stellte sich vor, sagte mir, sie passe gut auf mich auf und dann begannen sie auch schon, mir das Narkosemittel einzuleiten. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist „Ihnen wird jetzt etwas schwummerig“. Als Nächstes weiß ich wieder, dass ich im Aufwachraum von der Schwester begrüßt wurde, sie mir sagte, „schlafen Sie ruhig noch etwas“ und ich wieder in den Warteraum geschoben wurde. Ich blieb aber wach (es war so ca. 12 Uhr) und musste auf’s Klo. Die Schwester meinte „bevor Sie aufstehen, müssen Sie erst was essen. Aber ich bringe Ihnen gerne eine Pfanne.“ Ich habe dann beschlossen, abzuwarten, habe eine halbe Stunde später anstandshalber ein halbes Brötchen gegessen und durfte dann auf’s Klo. Ich hatte eine Einlage und eine Netzunterhose an, die Einlage war sehr blutig. Schmerzen hatte ich nicht, nur so ein Gefühl der Leere. Ich wusste, die Schwangerschaft ist jetzt vorbei.

Ich musste dann noch warten, bis die Ärztin kam um mit mir die OP zu besprechen. Sie kam erst so gegen 15 Uhr und sagte mir, die OP sei gut verlaufen. Daraus schloss ich dann, dass sie nicht durchgestochen hatten und dass alles in Ordnung war. Ich habe dann meinen Mann angerufen, damit er mich abholt. Den Rest des Tages habe ich ruhig verbracht.

Die Blutungen waren menstruationsstark und hielten etwa zwei Wochen an, wobei in der zweiten Woche nur noch abends etwas mehr kam. Tagsüber reichte eigentlich eine Slipeinlage aus, genervt hat mich, dass ich nie sicher sein konnte, wieviel nun noch kommt. Bei der Nachuntersuchung war alles in Ordnung, keine Reste mehr vorhanden. Meine Menstruation kam am 31. Tag nach der Ausschabung, also ein etwas verlängerter Zyklus, der allerdings bereits wieder einen Eisprung enthielt.

In der Woche nach der Ausschabung bekam ich dann auch etliche Heulkrämpfe. Insgesamt hat es ca. 3 Monate gedauert, bis ich einigermaßen drüber weg war. In diesen 3 Monaten hatte ich auch noch keine Lust, wieder schwanger zu werden. Außerdem meinte meine Frauenärztin, es sei besser, das Myom zu entfernen und schickte mich nochmal in eine Klinik, die auf sowas spezialisiert ist. Der Arzt dort befand allerdings, dass das Myom eigentlich keine Ursache für die Fehlgeburt gewesen sein konnte und meinte, er würde es nochmal mit Myom versuchen. Das Teil sitzt in der Hinterwand und ist nicht so leicht zu entfernen. Ambulant geht das schonmal gar nicht. Und da ich überhaupt keine Lust auf eine OP hatte und das Myom ansonsten total unauffällig ist, habe ich beschlossen, dass es erstmal bleibt wo es ist.

Nach 3 weiteren Monaten „üben“ war ich dann wieder schwanger und hatte eine komplikationslose Schwangerschaft. Mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt und gesund und munter. Allerdings konnte ich die Schwangerschaft erst einigermaßen genießen, nachdem ich Kindsbewegungen gespürt habe. Vorher hatte ich immer Sorgen, ob das Kind noch lebt. Noch beruhigter war ich, als ich die 24. SSW erreicht hatte und das Kind somit lebensfähig war. Jede weitere Woche ließ mich mehr Zutrauen gewinnen. Mit Beginn des Mutterschutzes war ich dann auch endlich wirklich überzeugt, dass ich ein gesundes Kind bekommen würde. Mein Kleiner hat es auch tatsächlich bis ET-3 in mir ausgehalten. Und nach einem halben Jahr Vollstillen sind nun auch die letzten Zweifel, ob mein Körper in der Lage ist, ein Kind zu ernähren, beseitigt.

Nachdem ich erfahren hatte, dass mein Bauchzwerg nicht mehr wachsen wollte, wurde ich ohne Umwege von meiner Gynäkologin in eine Klinik überwiesen, wo eine Ausschabung vorgenommen werden sollte. Ich habe mich in der Klinik vorgestellt, bin freundlich empfangen worden und eine nette Ärztin hat mich untersucht um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen. Leider konnte sie lediglich die Diagnose meiner Gynäkologin bestätigen. Unmittelbar im Anschluss an die Untersuchung sollte ich die Unterlagen zur OP unterschreiben und wurde dann direkt zum Narkosearzt geschickt, um dort die eine weitere Beratung zu erhalten. Ich muss wirklich sagen, dass alle Leute mit denen ich in der Klinik zu tun hatte, sehr nett waren. Trotzdem hatte ich die ganze Zeit über ein schlechtes Gefühl bei der Sache.

Spät am Abend habe ich angefangen, hier im Forum von der Kleinen Geburt zu lesen und mir sofort klar, dass das mein Weg ist und warum mein Bauchgefühl vorher so schlecht war.

Gleich am nächsten Morgen habe ich das Geburtshaus kontaktiert, in dem meine Tochter zur Welt kam und die Hebamme in der Telefonsprechstunde hat mir Mut gemacht und mich in meinem Vorhaben bestärkt, solange ich nur kein Fieber bekäme und mich sicher damit fühle. Eine sehr gute Freundin hat dann ihre Hebamme befragt, die ebenfalls der Meinung war, dass es vollkommen okay ist, zu Hause abzuwarten, bis die Schwangerschaft von selbst zu Ende geht. Meine Geburtshebamme hat sich am Abend auch noch bei mir gemeldet, mir ihre telefonische Hilfe zugesichert und mir außerdem zur Unterstützung der Geburt und auch für danach Hirtentäscheltee empfohlen.
Um dem drohenden Blutverlust entgegen zu wirken, habe ich mir außerdem Rote Bete Saft und Kräuterblut besorgt und gleich mit der Einnahme begonnen.

Den Termin in der Klinik hat mein Mann für mich abgesagt. Die Ärztin am Telefon hat meiner Meinung nach toll reagiert. Sie hat darauf hingewiesen, dass unser Vorhaben riskant ist aber sie hat Verständnis gezeigt und uns gesagt, dass wir uns jederzeit melden können, wenn etwas ist.

Seit ich den Entschluss gefasst hatte, die Kleine Geburt zu Hause geschehen zu lassen, hatte ich immer stärker werdende, menstruationsartige Blutungen bekommen. Schmerzen blieben mir zum Glück erspart. Zwar hatte ich ein Ziehen im Unterbauch, das an leichte Wehen erinnerte, aber wirklich weh getan hat es nicht. Nach zwei Tagen war es dann so weit. Das Baby hatte sich von meinem Körper verabschiedet und anschließend hatte ich ca. drei Stunden recht starke Blutungen bei denen auch viel Gewebe mit abgegangen ist. Danach ließen die Blutungen spürbar nach und hatten dann in etwa Wochenfluss-Stärke.

Danach fühlte ich mich sehr gut. Ich bin froh, dass ich mich dafür entschieden hatte, der Natur ihren Lauf zu lassen, und mir die Zeit genommen hatte, mich von meinem Baby zu verabschieden. Dass alles in Ordnung war, sollte sich erst noch zeigen, als ich ein paar Tage später zu meiner Ärztin ging. Ich hatte zwar ein wenig Angst davor, wie sie reagieren würde, wenn sie erführe, dass ich die Ausschabung nicht hatte machen lassen. Die Erfahrung, die ich mit der Kleinen Geburt gemacht hatte, hat mir jedoch den Rücken gestärkt und ich bin mir sicher, es war für mich der beste Weg.

SONNTAG (9+0)
Im Tierpark hatte ich plötzlich richtiges Mens-Bauchweh und als ich zwei Stunden später in der Küche stand, lief mir plötzlich ein Schwall Blut an den Beinen runter. Es hat zwar dann aufgehört, als ich mich hingelegt hatte, fing aber dann beim Abendessen wieder an.

MONTAG
Nachts war Ruhe und jetzt hoffe ich, dass die Blutungen tagsüber nicht wieder losgehen.  Bis jetzt kam heute nichts mehr.
Es war definitiv nur schleimiges Blut. Keine Gewebeteile. Ich hab gestern extra die Menstasse genommen, weil ich eben sehen wollte was abgeht.

DIENSTAG
Gestern Abend haben dann wieder leichte Blutungen angefangen, die Menstasse war 1/3 voll. Aber zum Glück wieder nur schleimig und kein Gewebe. Mal schauen ob ich heute telefonisch die Hebamme erreiche. Der einzige Grund zum Arzt zu gehen, wäre eigentlich um sich die Bestätigung zu holen, dass das Baby tot ist. Dann wüsste ich wenigstens woran ich bin und könnte dann in Ruhe daheim auf die kleine Geburt warten. Aber ich bin mir nicht sicher ob ich diese Gewissheit jetzt schon haben möchte.
Ich hab nun grad mit der Hebamme telefoniert. Hat gut getan. Sie empfiehlt genau das, was ich intuitiv ja schon am Sonntag beschlossen habe: Abwarten, Ruhe bewahren und der Natur ihren Lauf lassen. Sie hat sich sogar auf die Begleitung von Fehlgeburten weitergebildet und hat mir ziemlich genau erklärt, wie so eine kleine Geburt ablaufen wird. Sie meinte, die Blutung könne harmlose Ursachen haben und im Laufe der nächsten Tage von allein wieder verschwinden, oder es könne eben der Anfang von einem Abgang sein. Und sie war auch der Meinung, dass ein Arzt-Besuch keinerlei Klarheit oder Beruhigung bringt. Selbst rumliegen und schonen bringt ihrer Erfahrung nach nichts.
Wenn die Natur einen Abgang vorsieht, dann zögert man ihn damit nur um ein paar Tage hinaus, kann ihn aber auch nicht aufhalten. Und ob ihr’s glaubt oder nicht, ich fand dieses Telefonat einfach nur aufbauend. Einfach zu wissen, dass sie betreuend zur Seite steht,  egal wie die Sache ausgeht…

MITTWOCH
Bis jetzt hab ich heute nur braune Schmierblutungen. Hoffen wir mal, dass es so bleibt. Gestern war es ja über den Tag verteilt viermal richtig frisches Blut und den ganzen Tag über rosa Zwischenblutungen. Da ist es aber auch gleich schon in
der Früh losgegangen. Von daher bin ich heute mal vorsichtig optimistisch, nachdem ich nun schon zwei Stunden auf den Beinen bin und bisher nichts ist.
Den Vormittag hab ich komplett ohne Blutungen überstanden. Jetzt hat es zwar zum 2. Mal wieder leicht geblutet, aber das ist
ja immerhin insgesamt schon mal besser als gestern.

DONNERSTAG
Ich glaub, es geht langsam los. Habe heute schon seit dem Aufstehen permanent leichte Blutungen und irgendwie so einen Druck auf dem Unterleib. Fühlt sich an wie sonst der Mens-Start.
Das Bauchweh ist wieder weg und es hat sich blutungstechnisch wieder beruhigt und dümpelt mit dunkelroten Schmierblutungen vor sich hin.
Ich werd hernach mal die Hebamme anrufen und fragen, ob man durch die HCG-Bestimmung auch erkennen kann, ob das Baby nun tot ist oder noch lebt. Allmählich macht mich dieses hin und her mürbe. Bzw. kann ich mich vom Kopf her halt auch nicht auf ein „Loslassen“ einrichten, solang doch noch Hoffnung besteht. Und ich denke, bei der kleinen Geburt ist es ähnlich wie bei einer normalen, dass es halt erst losgeht, wenn der Körper und der Kopf bereit dazu sind?
Aber einer der hiesigen Frauenärzte kommt nach wie vor nicht in Frage. Mir haben heut morgen alle bestätigt, dass die sich auf keine Alternative zur Ausschabung einlassen und zum Teil auch noch brutal unsensibel sind. Nee, danke. Dann lieber noch 1 Woche Ungewissheit…
Es gibt wohl eine Homöopathin hier, die auch Gynäkologin ist und die mit der Hebamme zusammenarbeitet. Allerdings ist die eine gute Stunde Fahrt weg und sie hat auch ihre Kassenzulassung abgegeben und behandelt nur auf Privatrechnung. Ich hadere noch mit mir, ob das eine Alternative wäre. Irgendwie graust es mir davon, beim Ultraschall ein totes Baby zu sehen.
Und falls es tot ist, möchte ich eigentlich auch nicht wissen in welcher Schwangerschaftswoche es wohl aufgehört hat zu leben. Schwierig…  Irgendwie streiten sich da bei mir grad Kopf und Bauch und sind noch zu keiner Einigung gekommen.
Ausserdem hab ich grad einfach gar keine Lust darauf, dass irgendwer mit dem Ultraschall-Kopf in mir rumfummelt. Dazu fühle ich mich momentan zu verwundbar. Wenn’s wenigstens schon über den Bauch ginge, dann wäre die Hemmschwelle vermutlich etwas geringer…
Immerhin hab ich grad nachgelesen, dass eine Aussage per HCG-Bestimmung in dem Schwangerschaftsstadium wohl schon sehr schwierig ist. Wenn, dann braucht man auf alle Fälle Werte über mehrere Tage um eine Tendenz ablesen zu können.

FREITAG
So, ich hab für mich heute Nacht mit der Schwangerschaft abgeschlossen und warte nun eigentlich nur noch drauf, dass leichte Wehen einsetzen und die Fruchthülle abgeht. Das war irgendwie so ein ganz klares Akzeptieren, dass keine Hoffnung mehr besteht. Und heute morgen konnte ich auch zum ersten Mal weinen.
Seit gestern Abend geht eindeutig die Schleimhaut ab. Es ist wie die Mens. War heute Nacht teilweise wachgelegen weil ich Bauchweh hatte und musste auch die Menstasse 2x ausleeren.
Ich denke, der endgültige Abgang ist heute Abend wenn die Kinder schlafen oder morgen, wenn mein Mann auch daheim ist. Ich glaube, vorher tut sich da nichts, weil ich da vom Kopf her zu blockiert bin, solang die Kinder um mich rumhupfen.
Schade, aber es hat wohl einfach nicht sein sollen.
Ich mach mir nur etwas Vorwürfe ob es wohl daran lag, dass ich diesmal mit der Folsäure erst angefangen habe, als ich den positiven Test hatte. Aber dieses Grübeln bringt und ändert letztlich auch nichts mehr…
Ansonsten häng ich immer noch in der Warteschleife und lese mich grad quer durch diverse Foren und Berichten zur kleinen Geburt. Ich merk auf alle Fälle, dass der Muttermund weicher geworden ist. Und das Ziehen spürr ich gerade auch hauptsächlich um den Muttermund rum, so wie bei der Mens. Ich denke, dass er sich nun langsam öffnet.
Jetzt bin ich noch auf der Suche nach einer kleinen Papp- oder Holzschachtel. Ich würd das Sternchen gern darin im Garten unter ein paar Osterglocken verbuddeln. Wobei, wahrscheinlich muss eh erstmal eine Tupperschüssel herhalten, denn bei 20cm Schnee und gefrorenem Boden wird das Begraben noch etwas warten müssen…

Der Muttermund dürfte bei ca. 1cm sein. Der Gebärmutterhals ist auf alle Fälle verstrichen, soweit ich das als Laie selber tasten kann. Der „Schmerz“ ist  als ein bohrendes Gefühl immer noch lokal am Muttermund. Also nicht mehr so mensmässig auf die komplette Gebärmutter wie heute Nacht und in der Früh. Der Schleim der abgeht ist nun auch anders. Die letzen 24 Stunden war der total spinnbar. Nun wird er fester und es gehen auch immer mehr „Teilchen“ mit ab, ich vermute mal es ist entweder Gewebe oder es sind Mini-Koagel. Vorhin war auch mal ein daumengrosses Stück dabei, da hatte ich schon kurz überlegt ob das wohl die Plazenta sein kann.
Aber ich glaub es war auch nur ein Koagel.

SAMSTAG
Hmm, ich bin verwirrt. Seit gestern Abend dieses grössere Stück Gewebe abgegangen ist, tut sich irgendwie nichts mehr.
Hab Junior gestern Abend wie üblich einschlafgestillt und danach waren die Schmerzen weg und es kam auch so gut wie kein Blut mehr. Und da er gerade 2 Eckzähne bekommt, haben wir nachts auch alle 3 Std. gestillt. Und was soll ich sagen, ich bin zig mal nachts auf’s Klo gegangen und hab kontrolliert, wie stark es blutet. Aber es war nie was und heute morgen war der Mini OB grad mal halb voll.
Es geht auch kein Schleim oder sowas mehr mit ab. Es ist einfach nur ganz wenig frisches Blut. Ob es das jetzt schon gewesen ist? Dann müsste das Baby schon länger tot gewesen sein und der Rest einfach schon vom Körper abgebaut. Oder es kommt die nächsten Tage doch nochmal was und momentan ist nur Stillstand, weil durch die Stillerei die Gebärmutter schon so zusammengezogen ist? Sehr eigenartig auf jeden Fall und ich lasse mich nun mal überraschen wie es weitergeht.
Der Muttermund ist auf alle Fälle ganz hoch oben und kaum zu tasten. Ich merke nur, dass er sehr weich ist, aber ich glaube nun nur noch trichterförmig offen.

Seit Mittag ist es wieder blutiger Schleim, aber auch nicht wirklich viel. Halt so wie die letzten 2-3 tage. Also war es das wohl noch nicht…

SONNTAG (10+0)
Immer noch diese doofen Schmierblutungen. Aber ich merke, dass sich die Hormone offenbar umstellen. Die Müdigkeit und der ständige Hunger sind schon seit ein paar Tagen weg, dafür hab ich nun wieder ein Pickelgesicht wie ein Teenie.

MONTAG
Die Blutungen sind wieder stärker und heute tut auch irgendwie wieder der ganze Bauch weh. Der Muttermund ist fingerbreit offen und ich merke in dem Bereich auch ein ziemlich starkes Ziehen.
Ich glaube, es nähert sich dem Ende. Zumindest ist gerade ein ganz grosses Stück Gewebe abgegangen. So ca. 4x4cm und auf der einen Seite ganz grau und auf der anderen mit Blutgefässen durchzogen. Aber das war nun echt mal was neues und ich google gerade was es gewesen sein könnte. Fruchtblase, Eihülle, Plazenta?
Wahrscheinlich klingt es total pervers, aber ich bin echt neugierig, was da im Körper vor sich geht. Ich glaub das ist meine Art, den Verlust zu verarbeiten. Halt typisch naturwissenschaftlich-analytisch.

DIENSTAG
Heute Früh unter der Dusche leichte Wehen und es sind eine Menge grosser Blutkoagel abgegangen. Bis Mittags war dann die Blutung auch wie am stärksten Menstag. Seitdem ist wieder Flaute.
Ich glaube, das war aber noch nicht alles. Zumindest konnte ich keinen Embryo entdecken. Gut, kann auch sein, dass ich den gar nicht mehr sehen werde, aber irgendwie hoffe ich noch auf ein erkennbares Baby.
Ich werde morgen wohl doch mal die Sabina Globuli in der Apotheke holen. Die Hebamme meinte ja, wenn die Wehen immer wieder weg gehen, kann man es damit versuchen.
Langsam hab ich die Nase voll davon, ständig Blut zu sehen, und würde die Schwangerschaft gerne komplett abschliessen.
Ich werde heute auch noch einen Vogelbeerbusch bestellen. Den will ich als Erinnerung im Garten pflanzen.

MITTWOCH
Heut geht’s mir mies. Höllische Kopfschmerzen, Schüttelforst und Bauchkrämpfe und stärkere Blutungen. Zudem müffeln der abgehende Schleim und die Gewebereste heute irgendwie. Hoffentlich läuft das nicht auf eine Gebärmutterentzündung raus.
Mittags waren zumindest Bauchweh und Blutungen fast wieder weg. Kopfweh und Übelkeit kommen wohl vom Wetterumschwung, da half letztlich nur Paracetamol.
Nachmittags habe ich endlich die Globuli bekommen und auch gleich welche genommen.

DONNERSTAG
Ich glaub, es ist geschafft. Kein frisches Blut und kein Bauchweh mehr und der Schleim erinnert mich doch stark an Wochenfluss. Hat den gleichen komischen Geruch.

FREITAG
Ich bin froh, dass mein Körper es nun wohl wirklich alleine geschafft hat. Auch wenn ich etwas traurig bin, dass ich den Embryo leider nicht gesehen habe. Irgendwie hatte ich noch ein bisschen auf diesen sichtbaren Beweis der Schwangerschaft gehofft…
Nun hoffe ich mal, dass der Zyklus sich schnell wieder einpendelt, auch wenn wir es nicht direkt wieder auf eine neue Schwangerschaft anlegen werden. Aber es gäbe mir zumindest irgendwie Gewissheit, dass alles wieder normal funktioniert…