Stolze Mütter über die Kunst des Gebärens in den eigenen vier Wänden. Eine fotografische Liebeserklärung an Hausgeburt und neue Weiblichkeit
edition riedenburg, 2009
ISBN-10: 3902647159
ISBN-13: 978-3902647153
Ziel dieses Buches soll es sein, die Existenz von Hausgeburten ins Bewusstsein von Schwangeren zu rücken.
Gegliedert ist es in eine sehr persönliche Einleitung der Autorinnen und ein Vorwort zu den Geburtsberichten, gefolgt von vielen Erfahrungsberichten, die wiederum aufgeteilt wurden nach Anzahl der erlebten Hausgeburten. Den Abschluss machen Texte von Gastautoren (Ärzte, Väter, Pädagogen, Hebammen)sowie Tipps zur Hausgeburt nebst Literaturempfehlungen. Nützliche (Web-)Adressen runden das Thema ab.
Das Vorwort liest sich stellenweise sehr dogmatisch (z.B. findet sich der Satz: „…nicht nur eine günstige und gesunde Alternative zur artifiziellen Krankenhausgeburt, sondern viel mehr als das, nämlich die einzig ursprüngliche Form der Geburt“ gleich auf der ersten Seite), so dass jemand, der tatsächlich zum ersten mal von dieser Geburtsform hört, durchaus auch eher abgeschreckt werden könnte und das Buch schnell wieder aus der Hand legt, ehe die wirklich guten Sachen kommen. Wirklich interessant am Vorwort ist die Statistik zu den berichtenden Frauen: Wie viel Kinder haben sie? Welchen Bildungsstand? Was hatten sie für Geburtserlebnisse? etc.
Der über 300 Seiten fassende wichtigste Teil des Buches, die Geburtsberichte, lesen sich sehr schön und sind wunderbar vergleichbar, da alle den gleichen Fragebogen beantwortet haben. Darin liegt aber auch die Krux. Der Fragebogen gibt einen recht starren Rahmen vor und bei vielen Berichten denkt man: Über diesen oder jenen Punkt würde ich gerne ausführlicher lesen! Leider wird man durch die schiere Masse der gleich aufgezogenen Geburtsberichte etwas erschlagen. Auch wenn ich die Argumentation nachvollziehen kann, dass man keine der sowieso schon so wenigen Hausgeburtsfrauen ausschließen wollte – es ist doch etwas mühselig und auch langweilig einfach einen Geburtsbericht nach dem anderen zu lesen. Der Band ist eher etwas zum immer mal wieder Hineinschmökern. Dazu ist es wiederum perfekt geeignet. Was mir an diesem Teil richtig gut gefiel, waren die stimmigen, zauberhaften, intensiven Bilder der beschriebenen Hausgeburten und der Zeit danach. Ich konnte mich kaum satt sehen.
Die Texte hinten im Buch fand ich persönlich am hilfreichsten. Frauen erzählen davon, wie heilsam die Hausgeburt für sie war oder warum sie überhaupt darauf gekommen sind, Väter berichten, Ärzte kommen zu Wort und beurteilen eine Hausgeburt aus ihrer Perspektive. Bei dem Teil habe ich das erste mal wirklich das Gefühl gehabt: Das erreicht Menschen, die mit Hausgeburten noch nie etwas zu tun hatten.
Die Tipps zur Hausgeburt, Literaturempfehlungen und nützlichen Links sind sehr gut und übersichtlich zusammengestellt.
Ich finde es absolut toll und notwendig, dass es so ein Buch gibt. Das Ziel, Hausgeburten in die breite Masse zu tragen, unterstützt es wohl eher nicht. Aber für Frauen (und deren Männer), die sich bereits mit dem Thema auseinander gesetzt haben, vor einer Hausgeburt stehen oder gerade eine hinter sich gebracht haben – so wie ich – ist es ein wunderbares und wertvolles Buch.
Vier Raben für das Buch!
Kalliope