Erziehungstipps für den Windeleimer

Heute, ausgerechnet heute ist der internationale Tag der Kinderrechte. Um so wichtiger, dass man auf Erziehungstipps aufmerksam macht, die schlicht und ergreifend gegen Kinderrechte verstoßen.
So geschehen auf der Pampersseite.Es geht um den Artikel: Kinder richtig bestrafen: Auszeiten. Ich will ihn nicht verlinken, wer ihn finden will: auf die Pampershomepage gehen -> Kleinkind -> Entwicklung, dann runterscrollen und eventuell noch einmal auf “mehr anzeigen” klicken. So kommt man zu dem Originalartikel.
Hier eine Kurzzusammenfassung: Dieser Artikel empfiehlt die gezielte Isolation als Bestrafung ab einem Alter von 18 Monaten und hält sie für sinnvoll bis ca. 5 Jahre. Danach benötigt man laut AutorIn raffiniertere Methoden zur Bestrafung. Man bekommt eine detaillierte Anleitung, wann eine gezielte Isolation des Kindes ok ist, wie die Umgebung auszusehen hat und wie lange es dauern soll.

Zitat aus dem Artikel: “Die Auszeit ist als eine abgeschwächte Form von Isolation zu verstehen. Damit bringen Sie zum Ausdruck: „Wenn du das tust, gehörst du nicht dazu.“ Allein diese Empfehlung verstößt schon gegen 1631 BGB Absatz 2 : (2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Sicher warnt der Artikel auch ein bisschen davor, das ganze “falsch” oder “zu oft” einzusetzen. Es ändert aber nichts daran: Jedes einzelne Mal, wenn ich diese Methode Anwende, ist seelische Verletzung.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass dieser Artikel relativ blind aus dem Englischen übersetzt wurde von jemanden, der kaum Ahnung von Erziehungswissenschaften bzw. Lerntheorie hat und keine Kenntnis der deutschen Rechtslage hat und von den Uno Kinderrechtskonventionen allenfalls am Rande etwas gehört hat. Denn in diesem Artikel geht es um genau eines: institutionalisierte emotionale Erpressung. Das schlimme ist: viele, die das ausprobieren werden diese Methode als Erfolg sehen. Denn sie macht das Kind gefügig.

Aber zu welchem Preis? Das Kind lernt daraus vor allem folgendes:
1. seelische Gewalt ist in Ordnung. Wenn jemand schwächer ist, darf ich deren Grenzen überschreiten. Was aber dauerhaft noch schlimmer ist: Es lernt auch:”MEINE Grenzen dürfen überschritten werden.”
2. elterliche Liebe ist nicht bedingungslos. Ich muss sie mir erarbeiten. Wenn ich nicht richtig funktioniere, “falsch bin”, dann gibt es auch keine Liebe.

Was aber fast noch schwerer wiegt ist, was das Kind NICHT lernt: Der Grund für das zu bestrafende Verhalten ist völlig egal – egal ob es Neugier ist, Tollpatschigkeit, Unwissenheit, Grenzen austesten, Wut – die Strafe ist überhaupt nicht darauf bezogen. Oft genug ist es auch elterliches Fehlverhalten durch Überforderung, falsche Einschätzung der Situation etc. Das Kind kann so schlicht nicht lernen, wie es sich in der Situation richtig verhalten kann. Es bekommt keine Alternativen gezeigt und kann keine Lösungsstrategien entwickeln. So, die Strafe wirkt, das Kind wird gefügig – aber nicht, weil es geschafft hat seine Wut zu unterdrücken oder seinen Entdeckerdrang in Bahnen zu lenken, die nicht ganz so zerstörerisch sind. Nein. Es passt sich an, aus Angst vor Demütigung. Das ist kein nachhaltiges Lernen.

Es gibt mittlerweile einige Studien dazu, die zeigen, dass Erziehung mit Bestrafung dazu führt, dass Kinder egoistischer und unehrlicher macht. (z.B. http://www.sciencedirect.com/science/art…022096514001817 , das ist recht aktuell. Man findet aber viele Studien zu dem Thema, einfach mal in https://scholar.google.de/ suchen).

Ich empfehle auch unsere Artikel zu dem Thema:
http://www.rabeneltern.org/index.php/wis…t-funktionieren
http://www.rabeneltern.org/index.php/wis…isch-betrachtet

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