Ein Beitrag von Henrietta
Es gibt diese Tiefpunkte des Mutterseins, wo erst alles mögliche schiefgeht, dann erhoffte Entlastung ausbleibt und dann auch noch ein Kind quengelt oder sich querstellt: Dann liegt das Losbrüllen so nahe, und damit dann wieder aufzuhören, ist echt schwer. Ich kenne jedenfalls die Gelegenheiten, wo ich mir selber beim Schimpfen zuhöre, genau weiß, dass das jetzt überhaupt nichts bringt, sondern alles nur noch schlimmer macht, und mich trotzdem nicht stoppen kann.
Gar nicht erst loszuschimpfen ist deutlich leichter, als das Schimpfen zu unterbrechen. Darum sammele ich Gelegenheiten, wo mir das gut geglückt ist, so wie dieser Tage:
Ich hatte meine Tochter von der Schule abgeholt und kam mit Arbeitsunterlagen, Einkäufen und Fahrradsachen in den Hausflur, wo sich meine Tochter dann für zu schwach erklärte, um ihren Schulranzen selber in den zweiten Stock zu tragen. „Ich bin doch nicht dein Lastenesel“, war das erste, was mir dazu einfiel.
Das hätte schiefgehen können. Weiterschimpfen (Echt mal, ich schleppe mich hier ab und du kannst deinen Ranzen perfekt selber tragen, es liegen keine Kilosteine drin und überhaupt, mir nimmt auch keiner die Laptoptasche ab!), Geheul im Treppenhaus (Stress!), die Stimmung erstmal im Keller, tolles Nach-Hause-Kommen. Aber es ging anders weiter, weil ich rechtzeitig eine Abzweigung gesehen und genommen habe. „Ich bin doch nicht dein Lastenesel! – – Stell dir mal vor, dann bräuchtest du ja einen Stall für mich… wie würdest du das wohl machen?“ Worauf meine Tochter begeistert anfing, einen Esel-Kompakt-Stall unter ihrem Hochbett zu planen, einen Esel-Auslauf auf dem Balkon inklusive, Heu-Anlieferungs-Szenarien entwarf und dabei gar nicht recht merkte, dass wir an dieser Stelle schon bei unserer Wohnung angekommen waren und sie den Ranzen selber getragen hatte.
Ich glaube, es ist Übungssache, einen Schritt von sich und der eigenen Genervtheit zurückzutreten und so eine Abzweigung zu finden. Und es tut gut, wenn es gelingt.
Meine Tochter hat danach richtig lange mit ihrem Bruder „Esel“ gespielt, so dass ich dann auch noch eine schöne, ruhige Kaffeepause hatte. In diesem Sinne: Herzlich willkommen beim Rabeneltern-Blog, dem Blog für bedürfnisorientiertes Elternsein.