Ein Beitrag von Henrietta

„Wir stellen grundsätzlich keine Mütter ein.“ So unverhohlen hört frau es selten, aber auch, wer die Kinder im Lebenslauf nicht erwähnt und keine größeren Lücken in der Arbeitsbiographie hat, bekommt die Fragen im Vorstellungsgespräch zu hören: Wie sie das denn mache mit den Kindern. Ob die dann in einer Betreuung wären. Ob sie das zeitlich denn schaffen würde. Wer denn dann auf die Kinder aufpassen würde.

Fragen, die ein Mann wohl höchst selten gestellt bekommt. (Merke: Wenn der Mann von der Arbeit weg muss, weil sein Kind in der Kita gerade kotzt, ist er ein verantwortungsbewusster Vater. Bei einer Frau in gleicher Lage wusste man ja, dass sie eben nicht voll einsatzfähig sein würde.)

Kinder sind ein Einstellungshindernis, umso mehr, wenn auch noch Zeiten der häuslichen Betreuung die Mutter mal vom Arbeitsmarkt ferngehalten haben. (Merke: Es gibt immer noch Menschen, die diese Zeit ernsthaft als „Erziehungsurlaub“ bezeichnen. Der  Reiseveranstalter müsste eigentlich längst insolvent sein.)  Aber warum eigentlich? Also abgesehen davon, dass sie familiäre, private Pflichten haben wie viele Menschen – Männer und Frauen haben Kinder zu versorgen, gelegentlich werden sie krank, mal gibt es einen Termin bei einer Bank oder mit einem Handwerksbetrieb, alternde Eltern müssen zum Arzt begleitet werden – die wenigsten Menschen sind ohne Unterbrechung das Jahr hindurch für ihren Arbeitgeber frei verfügbar.  Nur erledigen diese Arbeiten meistens Frauen, happy spider hat es beschrieben. Also abgesehen von den familiären Verpflichtungen, die viele Menschen haben, davon die Hälfte Männer: Warum eigentlich sind Mütter so unbeliebt bei Arbeitgebern?

Wenn ich mir die Szenen anschaue zur Abholzeit im Kindergarten: Mütter, die Basteleien balancieren, dem Kind in die Schuhe helfen, dabei ein kleines Geschwister im Auge behalten und dann noch ans Handy gehen und dabei freundlich bleiben. Die sich noch mit den Erzieherinnen austauschen, die Aushänge überfliegen und mit anderen Eltern reden, diese sogar noch den anderen Kindern zuordnen können und eine Spielverabredung aufgleisen. Die mit dem Kind und einem Besuchskind nach Hause laufen, unterwegs an den fälligen Einkauf beim Bäcker denken, dem einen Kind zuhören, das die Wochentage auf Englisch aufsagt und die Aussprache korrigiert haben möchte, das andere Kind unterdessen kurz vertrösten und ihm gleich danach zuhören, weil es gerade die Wochentage gelernt hat, sie stolz vorkräht und wissen möchte, ob die Reihenfolge richtig war. Die das Essen vorbereiten, während ein Kind aus der Schule erzählt, und zwischendurch einem anderen die Windel wechseln. Um diese Frauen müssten sich Arbeitgeber doch eigentlich reißen. Sie haben sich während der Zeit ihrer Zuständigkeit für Kleinkinder dauernd weiterqualifiziert: sind jetzt stresserprobt, können organisieren, Kompromisse vermitteln, verschiedendste Dinge im Kopf behalten, Prioritäten setzen und Deadlines einhalten (Schließzeiten!). Eigentlich dürften sich Mütter nach der Elternzeit vor Jobangeboten kaum retten können.

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