Jede Lage Tragetuch entspricht einer Lage Bekleidung. Deswegen sollte man im Sommer auf folgende Punkte achten:

 

    • Das Baby dünn anziehen, ein Body und ein Hütchen (Nackenschutz!) reichen – dann aber natürlich auch an den Beinen die Sonnencreme nicht vergessen oder ein dicht gewebtes Tuch (evtl. mit UV-Schutz) locker über die Beinchen hängen.
    • Spaziergänge in die kühlen Morgen- und Abendstunden verschieben. Das ist nicht immer möglich, aber bei vielen Erledigungen schon.
    • Schatten suchen.
    • Eine Trageweise wählen, bei der nur eine Lage Stoff um das Kind gebunden wird (die Wickelkreuztrage ohne aufgefächerte Bahnen, Kängurutrage vorne und auf der Hüfte, klassischer oder variabler Hüftsitz).
    • Vielleicht kommt auch der klassische Rucksack in Betracht. Der ist noch einmal angenehmer als die Varianten vorne, da der Rücken weniger Wärme abgibt als der Bauch.
    • Eventuell ein dünnes Tuch kaufen. Angenehm können da sein: Die dünne Jacquardwebung von Didymos oder auch Lotties. Aber auch andere Hersteller bieten sehr dünne Tücher an. Auch Tücher mit Leinen-, Hanf- oder Seidenanteil sind bei Hitze bequem.
  • Falls die Hitze sehr groß ist, vielleicht auch mal auf das Tragetuch verzichten.

Allgemein: Auf genügende Flüssigkeitszufuhr achten! Vollgestillte Babys benötigen dazu keinen Tee, sondern sollten häufig angelegt werden, dann trinken sie viel von der durstlöschenden Vordermilch.

 

Kleine Babys werden am besten unter der Jacke getragen. Sie benötigen dann außer einer Mütze, einem Schal und warmen Socken oder Schühchen nur normale Bekleidung. Sinnvoll kann die Anschaffung einer Tragejacke, einer Jackenerweiterung oder eines Tragecovers sein.  Beim Tragen auf dem Rücken bietet sich eine Tragejacke mit Öffnung im Rücken an. Wenn die Arme des Kindes rausgucken, ist natürlich eine Jacke wichtig – am besten mit Klappbündchen, um die Hände warmzuhalten.
Für dich selbst ist dann noch wichtig, gut den Hals zu schützen, da dort die Jacke offen ist. Schal und/oder Rollkragenpullover sind da günstig.

Trägst du dein Kind über der Jacke, musst du unbedingt auf warme Bekleidung achten – besonders im Bereich der Füße und Unterschenkel. Denn die Kinder bewegen sich nicht und kühlen so leichter aus. Zudem fehlt die Körperwärme der tragenden Person. Sinnvoll sind daher Schneeanzüge mit extra langen Beinen, um die Unterschenkel vor Kälte zu schützen. Man kann aber auch warme Stulpen nehmen.

Wenn du dein Kind ohne entsprechende Tragejacke auf dem Rücken trägst, kannst du es mit einem Tragecover kuschelig einpacken. Aber auch dann sollte das Kind  selbst etwas wärmer gekleidet werden, da es nicht mehr von der Körperwärme der Trägerin profitiert.
Wenn du über der Jacke auf dem Rücken trägst, benötigst du eine Jacke, die dir viel Bewegungsfreiheit lässt. Unpraktisch sind Jacken aus Synthetik, da sie oft sehr rutschig sind. Ich selbst habe statt Jacken einen Skipullover getragen: Meine Tochter rutschte auf dem Strickmaterial nicht weg und zudem hatte ich genügend Armfreiheit für Rückentechniken mit dem Tragetuch.

Auszug aus einem Vortrag zum Thema:
„Erziehung zum psychisch gesunden Menschen“

Diese These richtet sich gegen die vielgehörte Warnung sogenannter erfahrener Großmütter: „Pass auf, du verziehst, verwöhnst dein Baby!“

Nein, ein Baby kann nicht verwöhnt werden!

Im Vergleich zu allen anderen Säugetieren ist der Mensch auch nach neun Monaten im Mutterleib noch eine extreme Frühgeburt! Kein anderes Säugetier kommt so unfertig und hilflos zur Welt. Bei dieser begrenzten selbstständigen Lebensfähigkeit des menschlichen Neugeborenen, müsste der Mensch eigentlich noch mindestens ein halbes Jahr länger im Mutterleib bleiben. Wir Eltern sollten unseren Kindern die ersten Lebensmonate nach Möglichkeit so gestalten, dass die Umstände der Zeit im Mutterleib ähnlich sind. Dazu gehört z. B. auch, das kleine Baby möglichst viel am Körper zu tragen, wie es viele Naturvölker, auch die Indianer, heute noch tun.

Möglicherweise werden solche Babys später sehr lebhafte, wache, fordernde, selbstbewusste und unbequeme Kinder, sicher auch manchmal für die Eltern nicht leicht zu habende Kinder. Ich denke, dass sind psychisch gesunde Kinder.

Warnung! Babys bitte NICHT mit dem Gesicht nach vorne im Tragesack oder Tuch tragen!

Man sieht es leider sehr oft: Babys in Bauchtragen, manchmal auch in der Kreuztrage, die mit dem Gesicht nach vorne sitzen, die Beine schlaff nach unten baumelnd. Gewiss meinen es die Eltern nur gut, aber wir raten von dieser Trageweise entschieden ab!

Der Rücken des Babys findet so nicht genug Halt und seine Wirbelsäule wird gestaucht. Die physiologisch korrekte Körperhaltung mit rundem Rücken und in Hockstellung angespreizten Beinen, die auch für die Hüftentwicklung so wichtig ist, wird nicht erreicht. Bei Jungen besteht zudem noch die Gefahr, dass die Hoden abgedrückt werden! Außerdem ist das Baby so allen auf es einstürmenden Reizen ohne Rückzugsmöglichkeit ausgeliefert.

Wenn Du den Eindruck hast, Dein Baby möchte mehr sehen und es hat die nötige Reife, so benutze lieber den Hüftsitz.


Du möchtest diese Informationen gern an andere Eltern oder interessierte Personen weitergeben? Hier gibt es einen Flyer zum downloaden, ausdrucken und verteilen, der alle Informationen zum Nach-vorn-Tragen sehr gut darstellt:

Flyer „Warum Babys nicht mit Blick nach vorn tragen?“ in Farbe (pdf, 363 kb)

Flyer „Warum Babys nicht mit Blick nach vorn tragen?“ schwarz-weiß (pdf, 923 kb)

(mit freundlicher Genehmigung von Antje Mattig für Rabeneltern.org, August 2005/März 2007)

Wenn ein Mensch zur Welt kommt, so ist er im Vergleich zum „ausgewachsenen“ Menschen, wie wir alle wissen, noch ein recht unselbständiges, hilfebedürftiges Wesen.
Biologen unterscheiden den Nachwuchs der verschiedenen Tierarten in Nesthocker, Nestflüchter und Traglinge. Der Mensch zählt zur letzten Kategorie. Warum ist das so?

Nesthocker bleiben, wie der Name schon sagt, eine bestimmte Zeit nach ihrer Geburt im von den Eltern gebauten Nest und werden dort von ihnen mit allem versorgt, was sie brauchen. Nestflüchter dagegen sind gleich nach der Geburt so selbständig, dass sie die Eltern entweder gar nicht mehr brauchen, oder sich im Schutz der Herde frei bewegen und zur Mutter zum Trinken kommen, wenn sie es brauchen. Traglinge (dazu zählen die Primaten, also auch der Mensch) dagegen werden dicht am Körper der Mutter getragen und verlassen diesen ganz zu Beginn ihres Lebens gar nicht und mit der Zeit umso mehr, je ausgereifter ihre Körperfunktionen und Fähigkeiten werden. Ein Tragling hat sich zum Ende der Schwangerschaft weit genug entwickelt, um aus seiner „Schutzhülle“ in die ungeschützte Außenwelt entlassen zu werden. Das heißt aber nicht, dass er für sich selbst sorgen kann. Um den Geburtsschock beim Eintritt in die für ihn gefährliche Außenwelt zu vermindern, sind bestimmte Körperfunktionen noch beeinträchtigt, z.B. das Seh- und Hörvermögen. Bestimmte Hirnregionen nehmen erst im Laufe der Zeit NACH der Geburt ihre Funktion auf! Dies gewährleistet ein langsames Herantasten an die Umwelt und einen gewissen Schutz vor Reizüberflutung. Somit ist ein Tragling eigentlich eine „physiologische Frühgeburt“, die den vollen Schutz durch engen Körperkontakt benötigt.
Man kann beim menschlichen Neugeborenen und auch älteren Baby sehr gut weitere Eigenschaften erkennen, die ihn zum Tragling machen: einerseits die Beugung in den Gliedmaßen, andererseits der ausgeprägte Greifreflex. Wer kennt ihn nicht, den „Wäscheleine-Test“? Dies sind alles Relikte aus der Zeit, in der die Menschen noch ein Fell besaßen und die Babies sich daran festklammern konnten. Heute haben wir zwar kein Fell mehr, können aber einfache Tragehilfen benutzen.

Vom Körper des Tragenden aus empfindet und erfährt das Baby seine neue Umwelt. Es kann sich voller Vertrauen darauf verlassen, dass es geschützt ist, dass es jederzeit Nahrung aufnehmen kann und sich von den vielen neuen Eindrücken zurückziehen und schlafen kann.
Das Kind wird mit der Zeit, seinen wachsenden Fähigkeiten entsprechend, immer öfter und für immer längere Zeit in der Lage sein, den Körper des Tragenden zu verlassen und selbständig die Umwelt zu erkunden.
Was passiert nun aber mit einem Neugeborenen, das „abgelegt“ wird?
Es protestiert und fängt womöglich an zu weinen. Da ein Baby in diesem Alter noch nicht zu vernunftmäßigem Denken in der Lage ist, resultiert dieses Weinen aus seinen Urinstinkten, die ihm signalisieren, dass es in Gefahr schwebt, wenn es sich nicht in seiner schützenden Umgebung befindet, welche in der allerersten Zeit der Körper des Tragenden für es ist. Es weiß ja noch nicht, dass ihm im Kinderbett oder auf der Krabbeldecke keine Gefahr droht, und es ist auch noch nicht in der Lage, dies zu begreifen.

Hier wird ein Dilemma deutlich: Die Urinstinkte und Erwartungen des Menschenbabys stimmen nicht mit unseren heutigen Lebensgewohnheiten überein. Wir sollten nicht versuchen, Kinder in unsere gesellschaftlichen Normen hinein zu pressen. Schließlich verändern sich körperliche Fähigkeiten und Instinkte der Menschheit im Laufe der Evolution nur sehr langsam im Vergleich zum rasanten industriellen „Fortschritt“.

„Während seiner Zeit im Mutterleib sollte es dem kleinen Menschenwesen noch vergönnt sein, den Entwicklungsstadien seiner Vorfahren geradlinig zu folgen, vom Einzeller durch das amphibische Stadium und weiter zum geburtsbereiten homo sapiens, ohne daß ihm viel geschieht, worauf die Erfahrung seiner Vorfahren im Mutterleib es nicht vorbereitet hätte.“ (Jean Liedloff, Auf der Suche nach dem verlorenen Glück, Kap. 3, Der Beginn des Lebens)*

Geben wir also unseren Kindern die Gelegenheit, sich langsam und auf sanfte, für ihr Empfinden sichere Weise in unserer modernen Welt zurechtzufinden, indem wir sie (vor allem zu Beginn ihres Lebens) so oft und so lang sie es möchten, tragen. Schenken wir ihnen das Vertrauen, welches sie so dringend benötigen, um zu selbstsicheren, selbständigen Erwachsenen zu werden.

*siehe Literatur-Tipps

 (Nana für Rabeneltern.org)

Welche Anforderungen erfüllt eine gute Tragehilfe?

Es gibt viele Möglichkeiten, sein Kind ergonomisch zu tragen. Hier möchte ich einige vorstellen. Doch zunächst einmal allgemeine Kriterien, die eine gute Tragehilfe erfüllen sollte:

  • Der Anhock-Spreiz-Sitz ist möglich, d.h. dass die Kniekehlen im entspannten Zustand auf Höhe des Pos des Kindes sind.
  • Der Kopf kann gestützt werden (v.a. wenn das Kind eingeschlafen ist).
  • Der Rücken wird gut gestützt, d.h. gerade dort liegt die Trage möglichst eng an und übernimmt eine stützende Funktion. Das Kind darf dabei weder zur Seite wegkippen noch in sich zusammensacken!
  • Die Tragehilfe ist in der Weite mehrfach stufenlos verstellbar und weist auch in der Länge und im Kopfbereich genügend Spielraum für das wachsende Kind auf.
  • Das Material ist weder zu nachgiebig (grobmaschiges „Netz“) noch zu steif (Synthetik). Vorsicht vor Einschneiden am Oberschenkel!
  • Der Schwerpunkt ist nah am Träger, das ist für den Rücken des Trägers am besten.
  • Der Tragekomfort für den Träger ist gewährleistet: Die Gurte und Riemen sind gut gepolstert und einfach zu bedienen.

Auf den folgenden Seiten werden verschiedene Tragehilfe vorgestellt:

Das gewebte Tragetuch ist der Klassiker unter den Tragehilfen. Es kann vom Neugeborenenalter bis zum Ende der Tragzeit mit 2, 3 oder 4 Jahren verwendet werden, da es eine Vielzahl von Bindetechniken gibt. Da nicht genäht ist, passt sich das Tuch immer der Größe von Kind und Träger an. Die erforderliche Länge hängt von der gewünschten Technik ab: Der klassische Hüftsitz kann schon mit einem 2,50 m langen Tuch gebunden werden, während man für die Wickelkreuztrage etwa 4,60 – 4,70 m braucht.
Allerdings erfordert das Binden des Tragetuches etwas Übung. Dazu benötigt man eine gute Anleitung oder eine Beratung – vielleicht hilft eine erfahrene Mutter aus dem Bekanntenkreis, es gibt aber auch Trageberaterinnen (z.B. unter www.trageschule-dresden.de => Beraterinnenliste).
Tragetücher unterschiedlicher Hersteller werden hier vorgestellt: Tragetuch-Test

 

Tragetuch Didymos Modell Indio, Foto: Rabeneltern.org

Elastische Tragetücher sind oft vom Gewicht her begrenzt , sie können vorgebunden werden und sind sehr weich und anschmiegsam und daher zum Tragen kleiner Säuglinge und Frühgeborener besonders beliebt. Auch hier ist eine gute Technik wichtig. Die Anzahl verwendbarer Techniken ist hier geringer, da das Kind immer von drei Lagen Stoff gestützt sein muss.

Ringslings sind in letzter Zeit sehr beliebt geworden. Eine Stoffschärpe wird dabei von Hüfte zur gegenüberliegenden Schulter geführt, das eine Ende hat zwei große Ringe (aus Aluminium oder Nylon), durch die das andere Ende geführt und nach Einsetzen des Kindes festgezogen werden. Man kann damit auf der Hüfte, dem Rücken oder auch vor dem Bauch tragen. Die Hüftvariante ist wohl am beliebtesten. Ein Sling sieht sehr dekorativ aus, lässt sich in (fast) jeder Handtasche mitnehmen und ist besonders praktisch für kürzere Strecken. Ist man länger unterwegs, macht sich die asymmetrische Gewichtsverteilung beim Tragenden nachteilig bemerkbar.

 

Sling Didymos Modell Elipsen rot
Foto mit freundlicher Genehmigung der Didymos Erika Hoffmann GmbH

Kangas kommen aus Afrika. Das sind rechteckige Stoffstücke aus dünnem Stoff, die auch als Wickelrock o.ä. genutzt werden. Traditionell trägt man damit auf dem Rücken, bei größeren Kindern verwendet man zwei Tücher, um einen besseren Halt zu gewährleisten. Im Gegensatz zu anderen Tragehilfen, verläuft hier keine Stoffbahn über den Schultern. Die obere Stoffkante wird unter den Achseln des Trägers nach vorne geführt und dort verdreht und eingeschlagen, die untere in Taillenhöhe.

Kanga, Foto mit freundlicher Genehmigung von www.babygerecht.de

Der Mei Tai ist eine traditionelle Tragehilfe aus Asien: Es handelt sich dabei um ein rechteckiges Stoffstück. Daran angenäht sind ein Hüftgurt, der verknotet wird, sowie zwei Schultergurte, die unter dem Po des Kindes verknotet werden. Man kann damit auf Rücken und Hüfte sowie vor dem Bauch tragen. Durch Abnäher am Po oder eine Kopfstütze lässt sich der Tragekomfort für das Kind erhöhen.

Mei Tai selbstgenäht, Foto: Rabeneltern.org

Ein Mei Tai lässt sich gut selbst nähen, besonders empfehlenswertes Material ist Tragetuchstoff. Ein Schnittmuster gibt es hier: Schnittmuster für eine Tragehilfe

Die Vorteile des Mei Tai und eines guten Rucksacks verbinden Komfortbabytragen (auf Englisch: Soft Structured Carriers, SSC). Der Hüftgurt und die Schultergurte sind gepolstert wie bei einem guten Wanderrucksack. Es wird nicht geknotet, sondern meist dienen Schnallen der Befestigung. Einige Hersteller nutzen auch Klettverschlüsse. Auch hier gibt es Modelle mit Po-Abnähern. Die Breite des Stegs und auch die Höhe des Rückenteiles variieren ebenso wie Design, Kopfstützen und Gurtlösungen. Viele Händler bieten Testpakete an, denn welche Tragehilfe am besten passt, lässt sich nur individuell entscheiden. Das hängt sowohl von der Größe des Kindes als auch den Proportionen der tragenden Person ab. Mit Komfortbabytragen ist vor allen Dingen das Tragen auf dem Rücken sehr bequem (über Stunden!) und auch für Ungeübte einfacher als mit einem Tragetuch.

Manduca, Fotos mit freundlicher Genehmigung von www.babygerecht.de

Schon länger auf dem Markt sind Kraxen. Hierbei handelt es sich um Metallgestelle, die man auf dem Rücken trägt. Darin ist dann eine Vorrichtung zum Tragen des Kindes befestigt. Diese sind erst verwendbar, wenn das Baby sicher alleine sitzen kann, da darin Rücken und Kopf nicht so gut gestützt sind. Zudem sollte man auf Fußstützen achten, denn nur so ist gewährleistet, dass die Beine nicht herunterhängen. Über einen ausreichend breiten Steg verfügen sie in aller Regel nicht. Kraxen sind wegen des Gestelles recht sperrig und daher kaum im Haus zu nutzen. Meist haben sie unter dem Po des Kindes noch eine Tasche für Wickelsachen und Proviant. Der Schwerpunkt ist etwas ungünstiger, da das Gewicht relativ weit vom Träger entfernt ist. Außerdem muss man gerade im Winter sehr auf eine warme Kleidung des Kindes achten. Ein weiterer Nachteil ist das relativ hohe Eigengewicht. Outdoor-Läden bieten oft unterschiedliche Modelle zum Testen an.

Unterwegs mit der Kraxe „Deuter Kid Komfort III“, Foto: T. Schubert

Die mir bekannten Tragetuchhersteller von gewebten Tüchern habe ich angeschrieben, ob sie mir ein Tuch zu Prüfzwecken zur Verfügung stellen können. Zudem erhielten sie eine Fragebogen, dessen Antworten hier (z.T. gekürzt) aufgeführt werden. So kann man sich schnell einen Überblick über das Angebot der unterschiedlichen Hersteller machen. Unten stehende Tabelle beruht auf Herstellerangaben. Für die Richtigkeit übernimmt Rabeneltern.org e.V. keine Gewähr.
Sollte ein Tragetuchhersteller fehlen, so kann das zwei Gründe haben:

  • Ich habe den Hersteller angeschrieben, aber kein Prüftuch erhalten.
  • Oder es ist ein mir unbekannter Hersteller.

Daher schicke bitte eine Mail an tragen(at)rabeneltern.org, falls du einen Hersteller vermisst. Vielleicht schaffen wir es so, einen großen Überblick zu erhalten.

Ich habe alle Tücher vor dem ersten Trageversuch mit der Hand gewaschen (ca. 40°C) und anschließend etliche Trageversuche mit meiner Tochter und einer Tragepuppe (Gewicht und Größe von einem normalem Neugeborenen) unternommen. Meine Tochter stand mir für Rückentrageweisen zur Verfügung, mit der Puppe habe ich alle mir bekannten Techniken ausprobiert.

Ich habe bei den Tüchern auf eine Wertung mit Raben verzichtet, da es meiner Meinung nach oft persönliche Vorliebe ist, welches Tuch man bevorzugt. Mit allen hier erwähnten Tüchern kann man eine gute Technik binden. Wichtig war mir noch die Anleitung, da die meisten Eltern ja damit ihre ersten Versuche in der Welt des Tragens machen. Und hier gibt es wirklich viel zu tun. Von den hier aufgeführten Herstellern liefern nur Didymos und Hoppediz eine Anleitung mit, die eine gute Tragetechnik gewährleistet. Wenn man aus Gründen des persönlichen Geschmacks ein anderes Tuch erwirbt, so rate ich zum separaten Kauf einer Anleitung eines dieser Hersteller oder zu einer Trageberatung.

Doch nun zu den Tüchern:

Amazonas hat seit dem Jahr 2006 zwei Qualitäten auf dem Markt: Ein brasilianisches Tuch in Wellenköperwebung (vom Handwebstuhl, leichtes Zickzackmuster in den Streifen) und eine Kreuzköperqualität aus China (Carry Sling). Bei beiden Tüchern sind die Kanten sehr stark abgeschrägt (45°-Winkel), was bedeutet, dass bei den Tüchern mit einer ungefähren Breite von 70 cm an beiden Enden jeweils 70 cm abgeschrägt sind. Diese Schräge wird vom Hersteller an beiden Seiten zur Länge dazu gerechnet. Ich habe bei diesen Tüchern (wie auch bei den anderen Herstellern) jeweils eine Längskante komplett gemessen, um vergleichbare Werte zu erhalten. Ab Herbst 2007 ist die Abschrägung flacher, nämlich ca. 30°. Im Handel können sich aber noch stärker abgeschrägte Exemplare befinden.

Zunächst zum brasilianischen Tuch. Es ist ab Herbst 2007 in den Längen 4,50 m und 5,10 m erhältlich. Es hat keine versäumten Kanten. Kette und Schuss bestehen jeweils aus drei Fäden. Das von mir getestete Modell „Tropical“ hatte vor dem Waschen eine Länge von 4,40 m, nach dem Waschen waren es noch 4,25 m. Das Tuch ist relativ schmal mit 64 cm. Es wiegt fast 1 kg (230 g /m) und ist damit eines der schwersten der hier vorgestellten Tragetücher. Die Mitte ist durch einen kontrastfarbig eingewebten Streifen markiert. Das Streifenmuster ist symmetrisch, so dass sich die Kanten nicht unterscheiden lassen. Das Tuch muss mit der Hand gewaschen werden und färbt relativ stark.
Ich persönlich empfinde dieses Tuch als relativ dick und starr, der Knoten trägt auf. Da die Kanten so stark abgeschrägt sind, kam bei vielen Techniken nicht die gesamte Tuchbreite in den Knoten. Dies hat zur Folge, dass sich nicht die gesamte Breite schön straff im Knoten festigen lässt. Durch die Steifheit wird das Nachziehen einzelner Strähnen erschwert. Mit dem Gebrauch wird dieses Tuch allerdings weicher.

Ganz anders sind nun die chinesischen Tücher in Kreuzköperwebung. Ich konnte zwei Tücher genauer testen: Das Modell „Laguna“ mit blaugrünen Streifen und das Modell „Lollipop“ mit orangebunten Streifen. Beide Tücher haben doppelt versäumte Kanten. Einzelne Fäden sahen bei beiden Tüchern aus der Saumnaht heraus. Die Kanten lassen sich durch die asymmetrischen Streifen gut unterscheiden, allerdings fehlt eine Mittelmarkierung. Die Farben sind laut Verpackung von einem Institut „eco-tested“. Ein aktueller Prüfbericht (Aug. 2007) bestätigt, dass die Grenzen gemäß Öko-Test 100 nicht überschritten werden.
Das Modell „Laguna“ (lt. Verpackung 4,50 m) hat vor dem Waschen eine Länge von 4,47 m und läuft geringfügig ein (4,36 m nach dem Waschen). Das Modell „Lollipop“ (lt. Verpackung 5,10 m) ist vor dem Waschen 5,21 m lang. Auch hier ist das Einlaufen gering (5,09 m nach dem Waschen). Beide Tücher sind etwas schmaler als die auf der Verpackung angegebenen 70 cm (67 cm bzw. 68 cm). Sie färben in der Lauge zunächst stark, im Spülwasser kaum. Das Modell „Lollipop“ färbt erstaunlicherweise nicht in rot-orange Tönen, sondern eher grau.
Diese Tücher zählen zu den Leichtgewichten (mit ca. 125-128 g/m). Sie sind also relativ dünn und fühlen sich weich an. Sie müssen gut gebunden werden, damit sich ein guter Tragekomfort für Kind und Träger ergibt. Zieht man nicht exakt nach, wird das Gewicht ungünstig verteilt und es ergeben sich punktuelle Belastungen. Wegen der sehr stark abgeschrägten Kanten kann ich gerade bei der Wickelkreuztrage und dem Kreuzrucksack nicht die gesamte Breite des Tuches knoten. Dadurch ergibt sich zwangsläufig, dass die Spannung, die man beim strähnchenweisen Festziehen der Kanten erreicht, zum Teil wieder verloren geht. Die Tuchenden reichen mir (1,70m und 62 kg) bei der Wickelkreuztrage beim kürzeren Tuch fast bis zu den Knien.

Zur Anleitung:

Beim chinesischen Tuch besteht die Anleitung aus zwei Teilen: Einem Faltblatt mit Skizzen und einem Textheft mit dazugehörigen Erläuterungen in 14 Sprachen (u.a. englisch, französisch, tschechisch, dänisch, finnisch etc.). Beim kürzeren Tuch sind vier Techniken in drei bis fünf knappen Skizzen dargestellt. Leider treten dabei zum Teil Seitenvertauschungen auf. Die schriftlichen Anleitungen sind sehr knapp. Auf Wesentliches (strähnchenweises Festziehen des Tuches, Vermeiden von Verdrehungen im Tuch) wird nicht hingewiesen. Zudem wird die Kreuztrage empfohlen ab Geburt. Richtig gut gestützt werden Neugeborene aber nur mit einer Technik, die mit dem Kind festgezogen wird. Das brasilianische Tuch hat die gleiche Anleitung – allerdings auf einem großen Faltblatt.

Das längere Tuch hat noch eine zweite Anleitung beigelegt, in der Wickelkreuztrage und Kreuzrucksack erklärt werden. Die Zeichnungen hierfür sind deutlicher und v.a. die Wickelkreuztrage wird mit zehn Bildern auch ausführlicher dargestellt. Der Kreuzrucksack ist wieder sehr knapp gehalten. Gerade bei den Rückentechniken fehlen wichtige Hinweise (gerader Rücken, Festhalten und evtl. Beruhigen des Kindes).

Fazit: Diese Anleitungen sind als Gedächtnisstütze geeignet, werden aber Trageunkundige kaum zu einer guten Technik führen.
Ab Herbst 2007 werden alle Tücher mit dem kompletten Anleitungsteil geliefert. Für Herbst 2008 ist eine komplett überarbeitete Anleitung geplant, zudem wird dann auch eine Video-Anleitung auf DVD erhältlich sein – vermutlich separat. Seit Oktober 2007 ist die Firma Amazonas geschulter Partner der Trageschule Dresden. Nähere Infos dazu findet man unter www.trageschule-dresden.de => Geschulte Partner.

Das APROSAS-Tuch von 4,50 m Länge, das ich zur Verfügung hatte, ist dunkelrot mit feinen Streifen und in feiner Webart (es ist auch eines in gröberer Webung erhältlich, so wie es die Indigenas in Guatemala selber verwenden). Es ist das einzige Tuch mit Fransen. Neu war es 4,82 m lang, nach der ersten Wäsche waren es noch 4,70 m. Beim Waschen färbte es sehr wenig ab, was mich positiv überrascht hat, da rote Textilien oft einen Hang zum starken Färben haben. Es ist mit fast 230 g/m das schwerste aller Tücher. Zur Zeit sind mehr als 10 Muster im Angebot, die meisten mit Streifenmuster.
Das Tuch ist in Leinwandbindung gewebt – die ist ja eigentlich nicht diagonal dehnbar. Aber dieses Tuch ist es trotzdem. Eine Mitarbeiterin von Aprosas erklärte das durch die Herstellung auf einem sogenannten Hüftwebstuhl.
Von allen mir zur Verfügung stehenden Tüchern hat es das dichteste Webbild. Da die Fäden jedoch relativ dünn sind, ist es nicht so steif wie erwartet.
Es hat allerdings eine gewisse Steifigkeit, so dass man schlechter nachträglich die Tuchbahnen straffen kann als bei vielen anderen Tüchern – eine sorgfältige Technik von Beginn an ist daher wichtig für den optimalen Tragekomfort.
Leider liegt diesem Tuch keine Anleitung bei. Eine Mitarbeiterin von APROSAS ist allerdings zertifizierte Trageberaterin der Trageschule® Dresden und bietet Kurse und Beratungen im Raum Kassel an. Zudem steht sie telefonisch bei Fragen zur Verfügung. Ein ausführliches Anleitungsheft ist für den Sommer 2006 geplant.

Die Schweizer Firma ZEWI und Bébé-Jou bietet fünf Streifenmuster an. Ich konnte ein 4,50 m langes Tuch Modell Lugano testen. Es ist in Kreuzköpertechnik gewebt und somit auch in beide Richtungen diagonal dehnbar. Das Tuch war vor dem Waschen 4,71 m lang und wurde nur unwesentlich kürzer (4,68 m). Das Gewicht beträgt ca. 150 g/m, es zählt damit eher zu den leichten Tüchern. Vor dem Waschen wirkte es edel seidig schimmernd, nach dem Waschen nahm dieser Glanz etwas ab. Das Tuch in kräftigen blauen Streifen färbte fast gar nicht. Der Stoff ist nicht ganz so glatt wie ein feines Jacquard-Tuch von Didymos, da es insgesamt etwas dicker ist. Nach dem Waschen erschien es mir vom Griffgefühl ähnlich wie ein Hoppediz-Tuch. Alle Techniken ließen sich gut binden, auch ein nachträgliches Straffen der Tuchsträhnen war ohne weiteres möglich. Markierungen am Tuch fehlen leider, so dass ich oft etwas länger nach der Mitte suchen musste.
Mit dabei ist ein beidseitig bedrucktes DIN A4 Blatt mit Anleitungen. Fünf Techniken werden in knappen Skizzen und Texten auf Deutsch und Französisch erläutert.
Leider sind diese Anleitungen viel zu knapp, für Tragetuchneulinge sind sie in keiner Weise geeignet, da auf viele wesentliche Dinge nicht eingegangen wird: Anhock-Spreiz-Sitz, Kopfstützung bei Neugeborenen und auch Alters- oder Entwicklungsangaben werden nirgendwo erwähnt. Auch dass Kinder nur mit dem Gesicht zum Träger getragen werden sollten, wird nicht erwähnt. Da überrascht es nicht, wenn im beigelegten Flyer der Firma Kinder in schlecht gebundenen Kreuz- oder Rückentrageweisen abgebildet werden. Auch eine telefonische Beratung findet nicht statt. Die Firma verweist darauf, dass sie nur im Fachhandel verkauft und Schulungen für Händler anbietet.

Didymos hat das breiteste Angebot aller Tragetuchhersteller und bietet unterschiedliche Webarten, Materialien und viele Designs an. Da diese Firma als einzige Tücher in Jacquardtechnik herstellt, findet man hier auch nicht nur die sonst üblichen Streifen-Designs, sondern auch unterschiedliche eingewebte Muster. Drei unterschiedliche Tragetücher konnte ich ausprobieren. Die zwei erst genannten kommen aus meinen privaten Besitz. Bezüglich des Färbens kann ich bei diesen Tüchern leider nicht mehr sagen, ob und evtl. wie stark sie gefärbt haben.

  • Indio Baumwolle: Dies ist mein privates und somit meist genutztes Tuch und hat mir seit mehr als drei Jahren sehr gute Dienste geleistet. Es hat ein Gewicht von ca. 160 g/m und ist somit etwas leichter als der Durchschnitt. Dieses Tuch ist in „grober“ Jacquardtechnik gewebt. Die einzelnen Tuchstränge lassen sich gut im Nachhinein straff ziehen, trotzdem greifen die Bahnen so ineinander, dass schon vor dem Knoten ein gewisser Halt vorhanden ist. Einzelne Fäden können schon mal etwas herausgezogen werden, dies beeinträchtigt aber nicht die Handhabung. Die Farbe ist trotz des häufigen Waschens noch nicht ausgeblichen. Die jetzt erhältlichen Tücher dieser Qualität haben eine Markierung der Mitte.
  • Feines Jacquard-Gewebe Baumwolle: Dies ist das feinste Didymostuch in meinem Besitz. Wer ein etwas dünneres Tuch möchte, sollte darauf zurückgreifen. Dieses Tuch schmiegt sich wirklich wie eine zweite Haut um das Baby. Auch wenn mein Tuch nur kurz ist, so kann ich mir doch vorstellen, dass es sich sehr gut für Kängurutechniken eignet. Auch für den Sommer erscheint es mir schön, weil es von allen Tüchern, die ich testen durfte, das dünnste ist. Dies zeigt sich auch im Gewicht, das mit 140 g/m relativ gering ist. Das Tuch fühlt sich sehr glatt und angenehm an.
  • Indio Baumwolle / Leinen (grobe Jacquardwebung): Die Kette (Längsfäden) ist dabei aus Baumwolle, der Schuss (Querfäden) aus Leinen, beides jeweils ungefärbt, so dass man ein naturfarbenes Tuch erhält, das nicht färbt. Das eingewebte Muster kommt etwas stärker zur Geltung als beim Indio-Tuch aus BW. Das 4,70-m-Tuch hatte neu eine Länge von 4,92 m, nach dem Waschen waren es noch 4,82 m. Das Gewicht ist mit 190 g/m eher im oberen Bereich angesiedelt. Der Leinenanteil sorgt für eine gewisse Steifigkeit des Gewebes, so das dass man nicht ganz so gut nachträglich die Tuchbahnen straffen kann – eine sorgfältige Technik von Beginn an ist daher wichtig für den optimalen Tragekomfort. Insgesamt fühlt sich dieses Tuch etwas dicker an, was sich z.B. beim doch recht voluminösem Knoten bemerkbar macht. Auch wenn das Tuch recht lang ist, so gibt es doch nicht so viel nach wie das reine Baumwolltuch. Durch die gewisse Steifigkeit ist die Reserve nicht ganz so groß. Das Leinentuch bedarf allerdings mehr Pflege: So sollte es nach dem Waschen gebügelt werden, da sich sonst immer die Falten an derselben Stelle bilden. Auch verzeiht es ein Werfen in die Ecke nicht so leicht und sieht dann wirklich knitterig aus – aber Leinen knittert ja bekanntlich edel.

Die beiden letzten Tücher haben eine Mittelmarkierung durch ein kleines aufgenähtes Etikett an beiden Kanten. Dies ist seit einiger Zeit Standard bei allen Tüchern. Eine unterschiedliche Kantenmarkierung findet man nicht bei allen Didymostüchern, es ist vom Design abhängig.

Didymos bietet seit kurzem eine Anleitung mit farbigen Bildern an. Das neue Heft hat 36 Seiten. Die Anleitungen wurden gegenüber der alten Ausgabe in Schwarzweiß komplett überarbeitet. Die Techniken werden mit Kindern gezeigt, was sicher viele Eltern ermuntert, dass die Techniken auch wirklich funktionieren. Schöne Detailaufnahmen von Kindern im Tuch betonen stark den emotionalen Aspekt des Tragens. Es werden viele unterschiedliche Techniken dargestellt, unterteilt in sechs Gruppen. Auch allgemeine Erläuterungen zum Tragen finden sich (so wird abgeraten vom Tragen mit dem Gesicht nach vorne, Erklärung des Anhock-Spreiz-Sitzes). Literaturtipps für Interessierte fehlen nicht. Und abgerundet wird das Heft mit praktischen Tipps (z.B. die Fahrtrichtung in öffentlichen Verkehrsmitteln betreffend). Die neue Anleitung ist viel ansprechender als das alte SW-Heft.
In manchen Bereichen wünschte ich mir allerdings eine etwas bessere Technik. So wird nicht mit allen Anleitungen eine wirklich gute Festigkeit der Bindung erreicht, die gerade bei Neugeborenen wichtig ist. Didymos empfiehlt daher manche Trageweisen auch erst für etwas ältere Kinder. Auch wenn ich die Technik nicht in allen Einzelheiten überzeugend finde, so ist das neue Anleitungsheft wesentlich besser als sein Vorgänger. Didymos bietet einen guten Einstieg in die Vielfalt des Tragens, was man nur von den wenigsten Anleitungen behaupten kann.
Als einziger Hersteller fügt Didymos den Tüchern eine DVD bei. Hier werden auch etliche Techniken vorgestellt. Als Anleitung finde ich allerdings das Heft besser, da man mit einer schriftlichen Anleitung besser im individuellen Tempo probieren kann. Die DVD macht mit ihren schönen Aufnahmen aber Appetit aufs Tragen.
Mitarbeiter der Firma Didymos stehen für die telefonische Beratung zur Verfügung, zudem gibt es eine „Eltern-helfen-Eltern“-Liste.

Seit Frühjahr 2008 bietet die Firma Dolcino aus der Schweiz ein gewebtes Tragetuch in Kreuzköperwebung an. Zur Zeit sind dreizehn Streifen-Designs im Angebot. Alle Tücher werden aus kbA-Baumwolle in Deutschland gewebt. Ich konnte ein Tuch im Design Elba testen. Hierbei handelt es sich um ein fast unifarbenes, hellblaues Tuch mit wenigen schmalen Streifen am Rand. Wie auch die anderen Tücher des Sortiments sind die Kanten leicht abgeschrägt. Die Kanten sind unterschiedlich, die Mitte ist durch ein gut sicht- und fühlbares Etikett markiert. Diese Hilfen erleichtern das Binden des Tuches. Das Tuch hat offiziell eine Länge von 4,60 m und eine Breite von 70 cm. Vor dem Waschen war es 5,29 m lang, danach 5,04 m und hatte dann eine Breite von 70,5 cm. Das Einlaufen ist also sehr großzügig einkalkuliert. Da es sich noch um ein Tuch aus der ersten Produktionsserie handelt, ist es gut möglich, dass die Überlänge bei den nun erhältlichen regulären Tüchern geringer ausfällt.
Zunächst färbt das Tuch etwas, das zweite Spülwasser ist klar. Mit einem Gewicht von ca. 150 g/m ist es zu den eher leichteren zu zählen. Es ist griffig, die Webung einen Hauch lockerer als bei bekannten Tüchern. Von Beginn an ist es weich. Das Nachziehen klappt gut. Auch die Rückentrage mit meinem mittlerweile fast vierjährigem Kind (16,5 kg) funktioniert.

Im Lieferumfang ist ein mit 68 Seiten (incl. Umschlag) ausführliches Anleitungsheft enthalten. Hier finden sich auch die Anleitungen für elastische Tücher und Ring-Slings (neun Techniken für das gewebte Tuch, drei jeweils für das elastische Tuch und den Ring-Sling).
Augenfällig ist hier, dass die Anleitung fast bis ins Detail derjenigen eines anderen, bekannten Tragetuch-Herstellers gleicht. Die Käufer erhalten so ein detailliertes Manual: In vielen Einzelfotos werden die Techniken Schritt für Schritt erläutert. Die schwarze Oberbekleidung lenkt den Blick auf das Tuch. Kleine Infotexte beinhalten viele zusätzliche Informationen. Nur im Layout und der farblichen Gestaltung weicht die Anleitung von Dolcino ab.
Die Anleitung zum Ring-Sling fällt gegenüber den anderen ab: Dort macht sich bemerkbar, dass das Tragen nicht durchdacht angewendet wird: Die dort vermittelte Technik vernachlässigt das Auffächern über der Schulter, so dass das gesamte Gewicht nah am Hals ist. So gebunden ist der Sling nicht bequem. Nach Angaben des Herstellers wird die Slinganleitung neu erstellt. Fazit: Das Tuch ist qualitativ gut, allerdings wäre eine eigene Handschrift für die Anleitung wünschenswert. Anwender erhalten zwar so eine gute Hilfe für die Nutzung des Tragetuches, doch bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Seit Ende 2008 ist das Anleitungsheft ergänzt worden: Im 76 S. starken Heft finden sich nun auch die Anleitungen für Hüftkänguru und Kreuzrucksack. Erfreulich ist, dass die Slinganleitung überarbeitet wurde und nun eine korrekte Technik zeigt, in der der Stoff gut über Schulter und Oberarm verteilt ist.

Die Firma Easycare ist vor allem in Österreich ein Begriff. Sie bietet Tücher in Kreuzköperwebung an. Zur Zeit sind zehn Streifenmuster und fünf Unifarben im Angebot. Ich erhielt eine kleine Stoffprobe, kann daher also keine ausführlichen Angaben über Bindeeigenschaften machen. Meine Stoffprobe färbte ein wenig ab, das Einlaufen ließ sich bei dem kleinen Stück nicht beurteilen. Das Tuch scheint mir etwas dünner zu sein als andere Kreuzköpertücher. Das Webbild ist relativ dicht, ohne das Tuch steif zu machen. Auch wenn ich noch nicht mit einem Easycare-Tuch gebunden habe, so spricht nach diesen Eindrücken alles dafür, dass es sich gut eignet zum Tragen eines Kindes.So viel also zum Tuch – nun zur Bindeanleitung: Das ausführliche Heft im DIN-A5-Format ist 48 Seiten stark und zeigt 13 Anleitungen in vier bis zwölf SW-Bildern. Für LeserInnen aus Deutschland sind zunächst die Namen ungewöhnlich, aber auch in diesem Heft werden die gängigen Varianten gezeigt (Wickelkreuztrage, Hüftsitz, Kreuztrage etc.) Zudem gibt es noch Abwandlungen mit einer zusätzlichen Wicklung außen. Die vorgebundenen Techniken werden zudem noch einmal auf einem farbigen Plakat abgebildet. Die Techniken werden mit Babys und Kleinkindern gezeigt. Zu jeder Technik gibt es einen kleinen einführenden Text mit Altersempfehlungen oder sonstigen Besonderheiten. Am Ende des Buches werden kurz einige grundlegende Aspekte des Tragens vermittelt (Knoten, Tipps für den Start).
Das alles hört sich nach einem gelungenen Anleitungsheft an, aber leider liegen die Tücken im Detail. Das fängt zum einen an mit kleinen, aber ärgerlichen Fehlern. So ist z.B. einmal ein Foto seitenverkehrt, so dass man als Anfänger, der einfach das nachmacht, was die Fotos zeigen, wenigstens irritiert ist. Diese Kleinigkeiten wären noch zu verschmerzen, wenn sonst die Techniken gut dargestellt werden würden. Aber auch hier gibt es etliche Abstriche. Zum einen mag es an den lebenden Modellen liegen: Klar, eine Fotosession mit Baby ist sicherlich schwieriger zu gestalten als mit einer Puppe. Aber wer als AnfängerIn mit dieser Anleitung konfrontiert wird, kann nicht unbedingt damit rechnen, dass es auf Anhieb klappt. Denn manche Details, die wichtig sind (z.B. das Vermeiden von Verdrehern im Tuch, das Straffen Strähne für Strähne) werden gar nicht oder nur am Rande erwähnt.

Als Beispiel möchte ich die Rückentechniken näher erläutern. Easycare zeigt zum einen den tibetischen Rückengurt (Standard hinten) und den Kreuzrucksack (hinten gewickelt). Der klassische Rucksack fehlt völlig. Dies finde ich schade, ist es doch eine Variante, die auch schon mit sehr kleinen Kindern gut funktioniert. Also ein Blick auf den Kreuzrucksack: Gleich auf dem ersten Bild liegt das Baby auf dem Rücken der Mutter mit der Tuchbahn umhüllt. Als Kommentar liest man: „Leg das Baby auf deinen Rücken. Führ das Tragetuch unter deinen Armen nach vorne.“ Kein Kommentar dazu, wie das Kind mit dem Tuch dahin gelangt! Eine Frau ohne jegliche Rückentrageerfahrung wird so kaum das nötige Wissen erlernen können.
Dann hat Easycare noch ein Plakat als Beilage, auf dem v.a. vorgebundene Varianten als „Quick Fix“ vorgestellt werden. Ein Plakat als Erinnerungsstütze finde ich eine gute Idee, leider wird dort nicht darauf hingewiesen, dass z.B. „Quick Fix vorne“ (entspricht der Kreuztrage) nicht individuell angepasst wird und daher für Neugeborene nicht geeignet ist.

Mein Fazit also: Wer sich ein Easycare-Tuch zulegt, sollte gleich daran denken, einen Tragekurs zu besuchen oder sich eine andere, besser geeignete Anleitung (in gedruckter Form oder im Internet) zu besorgen.

Girasol bietet Tücher in Köperwebung in mehr als 20 Designs (meist mit Streifen) an. Die Tücher in Kreuzköperwebung wurden aus dem Angebot genommen.

Folgendes Tuch konnte ich in Augenschein nehmen: Köper mit gelben Blockstreifen (Farb-Nr. 19): Das offiziell 5,20 m lange Tuch maß vor dem Waschen 5,52 m, danach 5,38 m. Auch hier erlebt man also keine böse Überraschung. Dieses Tuch färbt relativ stark, was sich laut Hersteller auf nicht färbende Überschussfarbe zurückführen lässt. Die Tuch färbt nicht ab auf damit in Kontakt kommende Bekleidung. Das Tuch ist etwas relativ fein gewebt, es lässt sich gut binden und straff ziehen, gibt aber zum Teil nach, so dass man manchmal nach einiger Zeit wieder straff ziehen muss. Das Tuch zählt mit 150 g/m zu den etwas leichteren Tüchern.

Die Anleitung konnte mich leider nicht überzeugen. Sechs Techniken werden in deutscher und englischer Sprache und in knappen Skizzen erläutert. Zwar werden ein paar Grundregeln genannt (so ist etwa zum Glück zu lesen, dass man das Kind immer mit Blickrichtung zum Träger ins Tuch nehmen sollte). Aber es fehlen z.T. Angaben darüber, welche Technik für welches Alter geeignet ist. Die Zeichnungen sind sehr vereinfacht und knapp. Pro Technik sind viel zu wenig Bilder vorhanden, so dass gerade Tragetuchanfänger damit wohl ihre Schwierigkeiten haben dürften. Insgesamt werden die Techniken auf einem beidseitig bedrucktem Faltblatt erläutert, dass nur wenig größer ist als ein Blatt DIN A 4. Eine verbesserte Anleitung ist aber in Kürze geplant.

Hoppediz hat auch ein breites Angebot mit über 20 Designs, davon die meisten in uni oder mit Streifen. Ich hatte ein Tuch Nairobi mit gelben und roten Streifen. Offizielle Länge ist 4,60 m, neu war es 4,88 m lang, nach dem ersten Waschen noch 4,85 m. Das Gewicht ist mit 185 g/m etwas über dem Durchschnitt. Beim ersten Waschen färbt es etwas. Das Tuch ist in Kreuzköper gewebt, es ist strukturiert und mitteldick, angenehm vom Gefühl. Das Webbild ist relativ dicht. Insgesamt lässt es sich gut binden, auch im Nachhinein kann man die einzelnen Bahnen gut straff ziehen, was vor allem bei wenig geübten Eltern von Vorteil ist. Die Mitte der Kanten ist an beiden Seiten durch ein gut fühlbares Etikett markiert. Die Kanten sind wie bei allen Hoppediztüchern unterschiedlich markiert, was das Nachziehen einzelner Tuchsträhnen wesentlich erleichtert.

Großer Vorteil des Tuches ist die mitgelieferte Bindeanleitung. 14 Techniken werden in vielen Einzelschritten in farbigen Fotos sorgfältig dargestellt. Die Techniken beruhen auf den Anleitungen der Trageschule Dresden. Zu vielen Techniken gibt es noch einen kleinen Kommentar, auf was evtl. besonders geachtet werden muss. Zudem sind in der Bindeanleitung anatomische Grundlagen des Tragens erläutert und etliche Vorurteile werden entkräftet. Dadurch wird das Anleitungsheft 60 Seiten stark. Bei den Anleitungen wird großer Wert auf eine gute Festigkeit der Bindung gelegt. Das habe ich bei keiner anderen Anleitung, die mir zur Verfügung stand, so gut erläutert gefunden. Die Techniken werden mit einer Puppe gezeigt, insgesamt wirkt so dieses Heft etwas technischer.

Lana bietet als einzige Firma Tücher mit gedruckten Mustern an. Zudem sind etliche Uni-Tücher im Angebot. Wer also keine Streifen mag, kann hier etwas finden. Zudem kann man hier auch Tücher mit 75 cm Breite erhalten, was bei größeren Kindern von Vorteil sein kann (vor allem bei Rückentechniken). Alle Lana-Tücher sind aus kbA-Baumwolle gewebt. Auch Lana lässt die Tücher in Kreuzköpertechnik weben, das Webbild ist sehr dicht. Die Tücher sind in der Mitte markiert mit je einem Etikett an beiden Seiten. Sie haben keine abgeschrägten Enden, der Knoten fällt dadurch etwas voluminöser.

Ich konnte ein Tuch Melone testen, es ist sonnengelb mit orangerotem Strichmännchen-Druck. Das Tuch färbte so gut wie gar nicht und und lief nicht ein (das offiziell 4,40 m lange Tuch maß vor und nach dem Waschen 4,70 m). Das Gewicht ist mit 182 g/m durchschnittlich. Direkt nach dem Waschen und Bügeln ist das Tuch etwas steif, aber mit ein oder zweimal Binden gibt sich das wieder. Das Tuch fühlt sich relativ glatt an. Alle Techniken konnte ich auch mit diesem Tuch gut binden. Da das Tuch einseitig bedruckt ist, sieht man z.T. die unifarbene linke Seite außen (z.B. beim Hüftsitz oder der Kängurutrage).

Die Anleitung ist allerdings sehr knapp gehalten. Vier Techniken werden in drei bis sechs knappen Skizzen ohne weitere Erläuterung dargestellt. Mit dieser Anleitung kann ein Tragetuchneuling nicht allein gelassen werden, zumal weitere Hinweise fast völlig fehlen. Dies lässt sich wohl nur damit erklären, dass Lana (v.a. in der Schweiz, aber z.T. auch in anderen Ländern) ein Netz von TrageberaterInnen aufgebaut hat.

Auch Lotties gehört zu den empfehlenswerten Tüchern. Es ist in Kreuzköperwebung hergestellt. Zudem verzichtet der Hersteller auf jegliche Färbung. Dadurch ist natürlich das Farbspektrum nicht so breit wie bei anderen Herstellern, da es nur helle Farbtöne gibt. Es gibt drei Designs in hellen Tönen. Das Tuch ist relativ dünn, dies kann aber gerade auch im Sommer ein Vorteil ein. Es hat eine Markierung der Mitte, was für viele Bindetechniken von Vorteil ist. Allerdings rutscht es relativ schnell, weil es sehr glatt ist. Ich musste oft nachziehen, um einen guten Halt zu gewährleisten. Dieses Rutschen soll aber nach mehrmaligem Waschen immer mehr nachlassen.

Ein Nachteil ist das Anleitungsheft: Wer keine Ahnung vom Binden hat, wird dort nicht die entsprechenden Informationen bekommen. Fünf Tragearten werden vorgestellt und in der Regel in jeweils vier bis fünf knappen und kleinen Skizzen erläutert. Nur eine Bindetechnik wird ausführlicher in 12 kleinen Fotos dargestellt. Dies ist zu knapp, denn gerade Ungeübte werden so überfordert. Das Nachziehen Strang für Strang wird z.B. nie erwähnt. Auch Knoten werden nirgendwo erläutert. Positiv ist zu sehen, dass z.T. Grundlagen vermerkt werden: So wird z.B. darauf hingewiesen, dass die Wiegetechniken nur bei gesunden Kindern verwendet werden sollten.

Das Tuch dieser Firma konnte ich nicht testen, die Inhaberin stellte mir aber ein Exemplar ihrer Anleitung zur Verfügung.
Auch diese Anleitung ist viel zu knapp: Sechs Techniken werden mit jeweils einer Zeichnung illustriert und knapp erläutert. Knotentechnik, Anatomie kommen dabei naturgemäß viel zu kurz. Für Tragetuchneulinge ist es mit dieser Anleitung fast unmöglich, ein gute und korrekte Technik zu beherrschen. Oft werden einzelne Schritte weggelassen, so dass nicht nachvollziehbar ist, wie das in den Illustrationen sichtbare Ergebnis erreicht wurde.
Ein weiterer Nachteil: Bei der Doppelkreuztrage (bei Pippilotti heißt sie Kreuz) wird die Trageweise mit dem Gesicht nach vorne für ältere Kinder empfohlen. Aus orthopädischer Sicht ist diese Trageweise in keiner Weise zu rechtfertigen!

Hier könnt Ihr die Angaben der Hersteller zu Ihren Tüchern, Anleitungen und Firmen auf einen Blick in Tabellenform sehen:

Tragetuch-Herstellerinformationen (Übersicht, pdf)

Tragetuch-Herstellerinformationen (zum Ausdrucken, 12 Seiten, pdf)

Statement des International Hipdysplasia Institute IHDI (Internationales Institut für Hüftdysplasie)

Übersetzung: Astrid Ahlers

 

Zusammenfassung:

Der medizinische Beirat des IHDI spricht keine Empfehlungen oder Warnungen zu konkreten Tragehilfen für Babys aus. Dieses Statement will vielmehr Informationen zu gesunder Hüftentwicklung zur Verfügung stellen, um Hersteller bei der Entwicklung von Baby-Zubehör zu beraten und um Eltern gut informierte Entscheidungen bei der Auswahl von Tragehilfen und anderen Geräten für ihre Babys zu ermöglichen. Eltern und Sorgeberechtigte sollen ermutigt werden, Tragehilfen zusätzlich zu anderen Sicherheitsüberlegungen danach auszuwählen, dass sie eine gesunde Position der Hüfte unterstützen.
Wenn Babys getragen werden, sollten die Hüften leicht gespreizt sein, wobei die Oberschenkel unterstützt und die Hüftgelenke gebeugt werden.

 

Erklärung:

Das IHDI empfiehlt für alle Babys eine gesunde Hüfthaltung, die eine normale Entwicklung ermöglicht. Im Mutterleib verbringt das Baby einen Großteil der Zeit in der fetalen Position, bei der beide Hüft- und Kniegelenke gebeugt oder angezogen sind. Nach der Geburt dauert es einige Monate, bis die Gelenke sich strecken. Babys, die aus einer Beckenendlage geboren wurden, benötigen eventuell noch mehr Zeit für diese Streckung.

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Während der ersten Lebensmonate kann der Oberschenkelknochenkopf sich aus der Hüftgelenkspfanne lösen, weil Babys naturgemäß sehr beweglich sind und die Hüftgelenkspfanne noch zum Teil aus Knorpelgewebe besteht. Wenn die Hüftgelenke zu früh in eine gestreckte Position gezwungen werden, besteht daher die Gefahr, dass der Kopf des Oberschenkelknochens die Ränder der Gelenkpfanne verformt (Hüftdysplasie) oder sogar verlässt (Hüftluxation). Hüftdysplasie oder -luxation bei Babys schmerzt nicht, so dass sie unentdeckt bleiben kann, bis die Kinder das Laufen erlernen. Sie kann im Erwachsenenalter zu Arthritis führen.

Das Risiko einer Hüftdysplasie oder -luxation ist während der ersten Monate am größten. Im Alter von sechs Monaten haben die meisten Babys ihr Gewicht verdoppelt, die Hüftgelenke haben sich entwickelt und die Bänder sind stärker geworden. Das Kind ist daher nun weniger anfällig, eine Hüftdysplasie zu entwickeln.

Während der frühen Kindheit ist die ungesündeste Position für die Hüfte, wenn die Beine lang gestreckt werden, so dass sowohl die Hüftgelenke als auch die Knie gestreckt und die Beine nahe beieinander sind. Dies ist der fetalen Position im Mutterleib genau entgegengesetzt. Je länger diese Haltung beibehalten wird, desto größer ist das Risiko für die Hüften. Eine gesunde Hüftposition vermeidet Haltungen, die das Risiko einer Hüftdysplasie oder -luxation erhöhen. In der für die Hüften gesündesten Position sind die Hüftgelenke leicht gespreizt, die Oberschenkel unterstützt sowie Hüft- und Kniegelenke gebeugt.

Manche Tragehilfen für Babys oder auch anderes Zubehör beeinträchtigen eine gesunde Haltung der Hüfte. Dies können unter anderem Tragehilfen wie Slings, Tragetücher, Pouches, aber auch Autositze, Trainingsgeräte, Schaukeln, Babywippen und Gehfreis sowie geformte Babysitze sein. Diese Hilfsmittel können unbeabsichtigt die Hüftgelenke in eine ungesunde Position bringen, besonders wenn sie über einen längeren Zeitraum genutzt werden. Jedes Gerät, das die Beine des Babys in eine ungesunde Position bringt, ist als mögliches Risiko für die Hüftentwicklung anzusehen. Ebenso ist es wichtig, die Größe des Babys abzuschätzen und alle Geräte und Tragehilfen der Größe des Babys anzupassen, so dass sich die Hüften während eines Transports in einer gesunden Haltung befinden. Eltern wird angeraten, sich über die allgemeine Sicherheit und die Risiken der Geräte, die sie nutzen wollen, zu informieren. Sollten Sie Zweifel haben, so wenden Sie sich vor der Kaufentscheidung an Ihren Kinderarzt/Ihre Kinderärztin.

Die nachfolgenden Zeichnungen zeigen typische Geräte, die eine gesunde Hüftposition ermöglichen, im Vergleich zu ungünstigen Hilfsmitteln:

 

Nicht empfohlen:

 

Empfohlen:

Enge Autositze verhindern eine Spreizung der Beine. Weitere Kindersitze geben genug Raum für gespreizte Beine, die Hüftgelenke sind in einer besseren Position.
 

Nicht empfohlen:

 

Empfohlen:

Der Oberschenkel wird nicht bis zum Kniegelenk unterstützt. Die daraus resultierenden Kräfte fördern eine Hüftdysplasie. Der Oberschenkel wird bis zum Kniegelenk unterstützt. Die auf das Hüftgelenk einwirkenden Kräfte sind minimal, weil die Beine gespreizt und unterstützt sind, das Hüftgelenk befindet sich in einer stabileren Position.
 

Nicht empfohlen:

 

Empfohlen:

Positionen, in denen die Beine zusammen gedrückt werden, können die Hüftdysplasie fördern. Der Oberschenkel sollte unterstützt werden und den Beine eine gespreizte Position erlauben, um die Hüfte in eine stabile Postion zu bringen.

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des International Hipdysplasia Institute IHDI (Internationales Institut für Hüftdysplasie)