Ein Beitrag von Happy Spider

Essen, vor allem gemeinsames Essen, macht glücklich. Das tut die Schokolade genauso wie der Rucolasalat mit Champignons. Nicht glücklich macht Essen uns dann, wenn wir mehr (oder weniger) essen als wir wollen. Wenn wir nicht das essen können, was wir brauchen oder wollen. Wenn wir heimlich essen. Wenn essen mit Schuld oder Scham verknüpft ist. Wenn wir essen, um uns zu bestrafen. Wenn wir hungern um uns zu bestrafen.

Ich finde Disziplin beim Essen nicht erstrebenswert.
Ich finde es erstrebenswert, im Einklang mit sich zu leben und seinen Körper gut zu behandeln. Zu essen, wenn man hungrig ist. Sich nicht für Genuss zu bestrafen (z.B. mit Hungern). Ich halte unser Wertesystem für total verkorkst.
Umgekehrt kenne ich total viele Frauen, die super diszipliniert sind: stehen jeden morgen um 6 auf, arbeiten 18 Stunden bis zur Erschöpfung. Gehen schlafen und stillen nachts ihr Kind. Und die halten sich dann für undiszipliniert, weil sie es „nicht schaffen“ zum Sport zu gehen. Oder eine Tafel Schokolade essen, anstatt nur zwei Stück. Wie schafft es unsere Gesellschaft, dass diese Frauen sich undiszipliniert fühlen? oder womöglich sogar wertlos, weil sie einen sichtbaren Bauch haben? Unser Gewicht, unsere Gesundheit, bestimmen nicht unseren Wert! Und unser Gewicht bestimmt auch nicht unsere Gesundheit,

Das sagt nur der Mythos vom Normalgewicht/Übergewicht. Ich finde es faszinierend, dass diese Kategorien, die wissenschaftlich unhaltbar sind, so stark im kollektiven Bewusstsein verankert sind. So dass sogar Fachpersonen diesen Mythos immer wieder verbreiten. Gewichtsabnahme ist nicht gleichbedeutend mit zunehmender Gesundheit. Diäten können der Gesundheit nachhaltig schaden. Starker Gewichtsverlust erhöht z.B. das Risiko für Gallensteine. Diäten erhöhen das Risiko für eine Essstörung, eine der tödlichsten Erkrankungen bei jungen Frauen. usw. usf.

Es könnte auch sein, dass mit einer Abnahme zwar z.B. das Risiko einer Knieerkrankung sinkt, dafür das Risiko für Depressionen steigt. Es kann keine allgemeine Empfehlung dafür geben, welchen BMI jemand haben sollte. Individuellen Krankheitsrisiken kann nur individuell begegnet werden (Und man muss individuellen Krankheitsrisiken auch nicht begegnen, wie Millionen von WurstesserInnen, StadtbewohnerInnen und AlkoholtrinkerInnen wissen.)

Wenn es überhaupt eine allgemeingültige Empfehlung geben könnte, dann die:

Leute, nehmt zu. Eure Lebenserwartung steigt mit steigendem BMI. Sogenannte Normalgewichtge sind physiologisch gesehen untergewichtig. Sogenannte Übergewichtige sind normalgewichtig.

Und jetzt kommt das große Aber: Die Grenzen die derzeit Normalgewichtige von den Über- und Untergewichtigen trennen, sind vollkommen willkürlich. Es gibt keinen Grund, wieso dieser Gewichtsbereich in 3 Untergruppen aufgeteilt ist. Es gibt keinen Marker, der das rechtfertigen würde, wieso jemand mit einem Kilo mehr übergewichtig ist. Man könnte den Gewichtsbereich auch in 2 oder 10 Bereiche trennen. Man könnte sie Gewichtsbereich I, II und III nennen.
Die beurteilende Benennung ist ein Unding, denn wir wissen alle, dass die Gewichtsverteilung der Menschen einer Gaußschen Glockenkurve folgt. Es gibt also natürlicherweise Menschen sowohl am unteren als auch am oberen Gewichtsbereich und das entspricht ihrer genetischen Prädisposition. Man kann jemandem, der von Natur aus sehr schlank ist, nicht sagen, nimm zu. Jemand, der schon auf der 2%-Perzentile geboren wird, hat sein Normalgewicht. Jemand, der auf der 98%-Perzentile geboren wird, ebenfalls. Wieso sollten Menschen versuchen, ein Gewicht zu erreichen, dass nicht normal für sie ist? Nur weil irgendjemand es vor Urzeiten mal „Normalgewicht“ benannt hat?

Fazit: Im Sommer esse ich gerne jeden Tag ein Eis. Riots, not diets.

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